Projekt:Dresdner Glossar/Iris Schilke
Iris Schilke - geboren am 3. Juni 1954 in Potsdam - gestorben am 14. April 2023 in Oederan - ehemals Administratorin im StadtWiki
Wandern durch die Dresdner Geschichte – Iris Schilke (Wissenschaftskommunikation sozialmedial #2)
Veröffentlicht am 10. Februar 2022 von Redaktion
Nach dem Auftakt im Oktober geht es weiter mit unserer kleinen Reihe zur Wissenschaftskommunikation in und mit den Sozialen Medien. Unser heutiger Gast ist in verschiedenen Wikis aktiv und betreibt mehrere Blogs, die sich thematisch v. a. mit Dresden und Umgebung befassen – und mit der Rolle von Frauen in der Geschichte. Herzlich Willkommen @shelog alias…
Wer bist du?
Iris Schilke, Diplomingenieurökonomin, Bankangestellte, Absolventin des Literaturinstituts Leipzig, Hilfsbibliothekarin, Buch- und Kinderhörspielautorin, Dozentin für Gründerinnenkurse, Mitbegründerin und erste Projektleiterin des FrauenStadtArchivs Dresden, Stadtführerin, Webdesignerin mit Schwerpunkt TYPO3, Rentnerin.
Woran arbeitest Du in diesem Jahr?
Endlich kann ich wieder in Ruhe an einem Roman arbeiten (siehe unten), dabei entstehen auch Wikipedia-Artikel.
Was sind allgemein Deine Forschungsthemen und -fragen, auch über das Genannte hinaus?
Mein erstes Buchprojekt “Der Kaufherr und die Ketzer” erzählt die (zum Teil frei erfundene) Geschichte des Peter von Dresden. Damals interessierten mich die Waldenser und ihre Verbindung zu den Hussiten. Auch die Berken von der Duba spielen im Buch eine Rolle, die in den Burgen der Sächsischen Schweiz ihr Unwesen trieben. Das Material konnte ich im Landesmuseum für Vorgeschichte sammeln, wo der unvergeßliche Werner Coblenz mich als Hilfsbibliothekarin einstellte. Joachim Nowotny betreute das Buch als Mentor. Der zweite Band über das Haus zur Schwarzen Rose ging in den Wirren der Wendezeit und dem Überlebenskampf als alleinerziehende Mutter unter.
Das Leben des Nikolaus Krell, der 1601 enthauptet wurde, war mein nächstes Thema. Als Kinder betrachteten wir mit unseren Eltern den Krellstein auf dem Jüdenhof und das Richtschwert mit der Aufschrift “Cave Calviniae” im Historischen Museum. Wir besuchten die Krellburg auf dem Königstein und Schloss Schönfeld, den Sitz des unglücklichen Georg Cracow. Das Projekt kam nicht über die Materialsammlung hinaus, nur der Anfang wurde in einem Sammelband des Notschriften Verlags Radebeul veröffentlicht.
1994 begann ich mit einer Sammlung zur Geschichte der Dresdner Frauen in Form eines Lexikons und gründete zusammen mit einigen Mitstreiterinnen das Dresdner FrauenStadtarchiv. 1997 ging das Lexikon online. Relevanzkriterien gibt es nicht – hier findet man die Hoffaktorswitwe Judith Aaron, deren Gesuch zur Aufenthaltsgenehmigung im Stadtarchiv liegt, neben der Archivarin Elisabeth Boer und der Antifaschistin Klara Hänlein.
Das Frauenlexikon bestand aus einer Sammlung von HTML-Seiten, mit dem Netscape Navigator erstellt, alphabetisch geordnet, dazu einer Chronik. Seit ca. 2002 benutzt es die Software MediaWiki. In dieser Zeit entstanden auch einige Beiträge für Fachzeitschriften. Doch bald nahm die Verwaltungsarbeit, der Kampf um die Fördermittel, jede Muße zum Recherchieren, geschweige denn zum Schreiben. Ein Wechsel war fällig. Er kam unfreiwillig, doch rechtzeitig. Die neue Welt des Programmierens lockte. Mühsam tastete ich mich durch das Neuland, ließ mich gleichzeitig in Tharandt zur Gästeführerin ausbilden und begann dann in Dresden mit Führungen bei Igeltour, bis ich soweit war, ein eigenes Mini-Unternehmen zu gründen. In einem CoWorking Space fand ich liebe Kolleginnen, die mir sehr nachsichtige Kunden vermittelten…
Burgruine Tharandt, Foto: Iris Schilke
Gleichzeitig beschäftigte mich wieder das mittelalterliche Dresden. Auf den Spuren von Reinhard Spehr bin ich nach Oberhermsdorf gewandert, wo das Lager Kaiser Barbarossas gestanden haben soll 🙂 , und nach Pesterwitz am Sächsischen Jakobsweg, zum Denkmal für die Burg Thorun. Ich fragte mich, ob Dresden vielleicht die Gründung eines Schottenmönches war, der unten im Tal die Siedlung Dreasdun (Dornstrauchburg) gründete, und der von Dedo dem Feisten, in dessen Auftrag er (wiederum frei erfunden) fastete und pilgerte, mit dem Gebiet des späteren Kohlmarktes belehnt wurde.
Anton Tantners Bericht über die Adresscomptoirs begeisterte mich so, dass ich in einem neuen Romanprojekt ein solches Comptoir für Dresden im 17. Jahrhundert einrichtete (in Wirklichkeit wurde es hier erst viel später begründet). Die Betreiber waren (erfundene) Schüler von Renaudot und mussten zum Schluss aus Datenschutzgründen ihre gesamte Zettelwirtschaft in Flammen aufgehen lassen.
Als Schaufenster im Internet gestaltete ich die Seite Wandern um Dresden mit Fotos und Wanderbeschreibungen, später kam der Schradenblog dazu. Es waren ursprünglich Auftragswerke von Kunden, deshalb konnte ich ihnen viel Zeit widmen, die Buchmanuskripte aber blieben liegen. Mein erstes Weblog war jedoch bei antville gehostet.
Welcher Aspekt von Sachsen und sächsischer Landeskunde fasziniert Dich gerade am meisten (Themen, Personen, Projekte, …)?
Im Jahre 1784, schreibt der Dresdner Chronist Hasche, herrschte eine große Kälte, und dann zählt er alle auf, die dabei für die Armen größere Spenden gaben. Ganz zum Schluß und fast entschuldigend erwähnt er um der Gerechtigkeit willen den Hoffaktor Eibeschütz, genannt Baron Adlersthal. Beim weiteren Nachforschen stellte sich heraus, dass es sich beim Volkspark Briesnitz um den ehemaligen Garten des Baron Adlersthal handelte. Seitdem recherchiere ich zum Leben der Jüdischen Gemeinde Dresden im 18. Jahrhundert. Einige Ergebnisse dieser Forschung sind bereits im Frauenwiki Dresden auffindbar, da ja bekanntlich die Relevanzkriterien der Wikipedia zu streng für das unscheinbare Leben der Frauen sind. Auch in das Stadtwiki werden sie nach und nach eingetragen, wer dabei helfen möchte, ist herzlich willkommen.
Mittelalterliches Felsgesicht auf dem Arnstein, vielleicht ein Berke von der Duba? Foto: Iris Schilke
Welche Bedeutung hat Twitter / haben Soziale Medien allgemein für dich in Sachen Wissenschaftskommunikation?
Twitter und Facebook nutze ich vor allem, um Blogartikel zu verlinken und natürlich, um über die Aktivitäten anderer Blogger auf dem Laufenden zu bleiben.
Welche/n Dir persönlich nicht bekannten “Sparringspartner” aus den sozialen Medien würdest Du gerne mal “in echt” treffen?
Lydia Riedel-Tramsek, mit der ich gern über Weidetierhaltung und ihre Sorgen mit den Wölfen sprechen würde und Christine Maria Ruby, die zu ähnlichen Themen forscht wie ich.
Vielen Dank!
Beitragsbild: Blick auf Dresden, Foto: Iris Schilke
Das Wikidata-Item dieses Textes ist (Q110883346).
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren: Redaktion (10. Februar 2022). Wandern durch die Dresdner Geschichte – Iris Schilke (Wissenschaftskommunikation sozialmedial #2). Saxorum. Abgerufen am 14. Dezember 2024 von https://doi.org/10.58079/twce
Dresden : Wegweiser durch Stadt und Umgebung.
mit Beitr. von ... Hrsg. von Iris Schilke / Wegweiser ; 3
von Peter Biele, Iris Schilke Verlag: Mannheim : Signet-Verl.,
1. Aufl. - Erschienen 1991. - Kl.-8°, kart.
176 S. : Ill., Kt. ; 20 cm Buch in gutem Zustand mit kleinen Gebrauchspuren 11428 ISBN 9783927595323
Dresden , Reiseführer; Länderkunde; Erdkunde; Geographie; Se, Deutschland; Sachsen; Reisen; Städtereisen; Sehenswürdigkeiten; Gebirge;
Geschichte Deutschland,
Autor(en): Biele, Peter und Iris Schilke:
ISBN | EAN:
3927595322 | 9783927595323
Stichworte:
Dresden, Reiseführer, Länderkunde, Erdkunde, Geographie, Deutschland