Kohlenwege im engeren Sinne entstanden mit dem Beginn des Abbaus von Steinkohle von den Zechen zu den Abnehmern oder später zu den Händlern. Der Transport erfolgte auf Packtieren oder mit Fuhrwerken, die tiefe Fahrspuren in den Boden gruben und so die Bildung von Hohlwegen begünstigten. Kohlenwege gingen oft aus Wegen für den Transport von Brennholz und Holzkohle hervor. Die große Nachfrage nach Holzkohle führte im 16. Jahrhundert zur Holzknappheit durch Entwaldung, so daß sich die Brennstofftransportwege auf die Gebiete des Steinkohlenabbaus zentrierten.


Übersicht

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Im Raum Dresden gab es mehrere historische Kohlenwege. Historisch schon sehr zeitig gab es Wege für die Versorgung der Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen Stadtgründung mit Brennholz und Holzkohle. Die große Nachfrage nach Holzkohle führte im 16. Jahrhundert zur Holzknappheit durch Entwaldung. Ein erster Kohlenweg im engeren Sinne des Wortes entstand Ende des 16. Jahrhunderts aus dem Raum des Steinkohlenwerks Wurgwitz (heute Freital), der aber durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) verödete. Durch Steinkohlengruben in Kohlsdorf (heute zu Wurgwitz), dem sagenhaften Entdeckungsort sächsischer Steinkohle, wurde er nach 1726 wiederbelebt.

Ein zweiter Kohlenweg von Döhlen ab den 1740er Jahren nutzte teilweise den ersten.

Der Kohlenweg über Altkaitz und die heutige Bergstraße nach Dresden ist wahrscheinlich der ursprüngliche. Er besaß eine erheblich größe Steigung als die später zur Chausse ausgebaute Trasse.

Nachdem der Fiskus ab 1799 die bedeutendsten damaligen Steinkohlengruben übernommen hatte, wurde der Kohlenweg um 1810 zur Chaussee ausgebaut. Dabei wurde der alternative Kohlenweg über die Coschützer Straße in Plauen nach Dresden wahrscheinlich nicht berücksichtigt.

Kurz darauf entstanden zwei neue Kohlenwege, um 1830 vom Meiselschacht in Gittersee und um 1840 von Hänichen nach Dresden. Auch diese beiden Kohlenwege nutzten größtenteils den bereits ausgebauten alten Kohlenweg.

Heute erinnert nur noch der Straßenname Kohlenstraße in Dresden und Freital an die ursprüngliche Aufgabe der Straßenverbindung.

Kaitzer Kohlenweg über die Bergstraße (wahrscheinlich 18. Jahrhundert)

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Ein alter Kohlenweg (über die heutige Bergstraße) führte über Kaitz. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine alte Trasse des 18. Jahrhunderts. Dieser Kohlenweg hatte eine erheblichere Steigung als der später zur Chaussee ausgebaute Kohlenweg.

Westlich der Brücke über den Kaitzbach wurde Altkaitz früher Kohlenweg genannt sowie Coschützer Weg und von 1921 bis 1925 als Coschützer Straße bezeichnet. Das betraf ein Haus mit zwei Eingängen. [1] Die Straße führt in Richtung des Nachbarortes Coschütz. Altkaitz ist seit der Eingemeindung der Name für den alten Dorfkern von Kaitz

Kohlenweg in Plauen (vor 1810)

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Statt über die heutige Dresdner Kohlenstraße gab es auch einen Kohlenweg am Ende der Karlsruher Straße über die Coschützer Straße in Plauen bis nach Dresden. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Kohlenweg vor dem Ausbau des Hauptweges zur Chaussee um 1810. Kohle kam seit etwa 1800 aus dem Freitaler Revier durch den Talweg des Plauenschen Grundes nach Plauen.

"Ein Fußweg durch die Wildnis des Plauenschen Grundes wird erstmals im Jahr 1560 erwähnt. Um 1745 legten 600 Freiberger Bergleute hier einen Fahrweg an, vor allem, um einen besseren Zugang zu den Weißeritz-Mühlen zu schaffen. ... Zwischen 1807 und 1809 wurde der alte Talweg - vor allem für die Belange des um 1800 begonnenen Freitaler Steinkohlebergbaus - zu einer Verkehrsstraße ausgebaut. (Um 1805 waren schon mehr als 400 Bergleute in den Kohlebergwerken des Freitaler Reviers beschäftigt.)"[2] Die Coschützer Straße in Plauen wurde früher Kohlenweg genannt. Auf diesem Weg verkehrten die Kohlenwagen vom Windberg in Richtung der Stadt Dresden. 1844 wurde der Weg bis zur Coschützer Flurgrenze zu einer Fahrstraße umgestaltet. Nach ihrer Richtung zum Nachbardorf erhielt die Straße 1865 den Namen Coschützer Straße. Dieser Name bezog sich damals auch auf den in Plauen befindlichen Teil der heutigen Chemnitzer Straße. Dieser Teil wurde 1843 zur Straße ausgebaut.

Meiselschachtweg (ab ca. 1830)

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Der Meiselschachtweg führt vom Meiselschacht in Gittersee (abzweigend von der Karlsruher Straße) in südwestlicher Richtung bis zur Burgker Straße im Freitaler Stadtteil Burgk. In Freital trägt die Straße ebenfalls den Namen Meiselschachtweg. Der Meiselschacht wurde nach dem Besitzer, dem Dresdner Stadtrat Karl Ludwig Meisel, benannt.

Der Weg zum Transport der Kohle aus dem Meiselschacht entstand um 1830. Im Volksmund wurde er deswegen als Kohlenweg bezeichnet.

Der Meiselschachtweg hatte an der heutigen Karlsruher Straße Anschluss an den alten Kohlenweg.

Im Jahr 1857 erhielt der Schacht Anschluss an die neugebaute Hänichener Kohlenzweigbahn. Bereits zwei Jahre später wurde ein Konkursverfahrens über den "Gitterseer Steinkohlenbauverein" eröffnet.

Die heutige Bezeichnung Meiselschachtweg erscheint ab Anfang der 1930er Jahre im Adressbuch. Das zentrale Verwaltungsgebäude (das Huthaus) des Schachtes steht heute noch an der Einmündung der Straße in die Karlsruher Straße (Nr. 126). Dort in der Nähe war auch der Meiselschacht.

vgl. Huthaus des früheren Meiselschachtes, Dresden-Gittersee, Karlsruher Straße 126

Hänicher Kohlenweg (ab ca. 1840)

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Hänichen (Dresdner Straße)

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Der Kohlenweg verlief zunächst von Hänichen (Goldene Höhe mit Beckerschacht, Berglustschacht und Beharrlichkeitsschacht) in westlicher Richtung zum Windbergplateau.

Hänichen befindet sich an der ehemaligen sächsischen Staatsstraße von Dresden in das böhmische Teplitz (heute Teplice/ Tschechische Republik) über Dippoldiswalde und Altenberg (heutige B170). Unweit des Ortes liegt der Gohlig mit der Goldenen Höhe auf 346,3 Meter über Null. Noch 1818 lebte der Ort insbesondere von der Herstellung von Strohhüten. Ab dem 1. April 1857 war Hänichen Endstation der Hänichener Kohlezweigbahn. Am 1. April 1857 fuhr der erste, mit Steinkohle beladene Güterzug vom Beckerschacht nach Dresden auf der neu erbauten Strecke der Hänichener Kohlenzweigbahn, der späteren Windbergbahn.

Bannewitz (Horkenstraße)

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Der Kohlenweg führte über die Dresdner Straße von Hänichen ein Stück in nördliche Richtung und bog an der Horkenstraße in Bannewitz scharf nach Westen ab.

Kleinnaundorf (Dresdner Landstraße)

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Nach der Einmündung der Schachtstraße (vom Marienschacht Boderitz) traf die Horkenstraße an ihrem Ende in Kleinnaundorf auf die Dresdner Landstraße (hier mündeten auch die Steigerstraße und die Steinbruchstraße vom Steinbruch Thürk ein).

Neu-Bannewitz (Horkenberg)

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Südlich der Horkenstraße am Horkenberg in Neu-Bannewitz lag der Glück-Auf-Schacht (Seilfahrt ab 1872), der erst ab 1875 eine 600 Meter lange Anschlussbahn an die Hänichener Kohlenzweigbahn erhielt. In den drei Jahren wurde ein weiterer kleiner Kohlenweg geschaffen.

Niederhäslich (Kohlenstraße)

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Die Dresdner Landstraße geht direkt in die Freitaler Kohlenstraße über, welche in einem großen Bogen talwärts führt.

Hier kam ein Kohlenweg vom ehemaligen Neuhoffnungsschacht, der im zentralen Teil der Steinkohlenlagerstätte des Döhlener Beckens auf Niederhäslicher Flur lag (Flurstück "Die Spitze"). Die "Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerke" begannen 1837 auf dem Plateau des Windbergs mit dem Teufen des Schachtes. Der Schacht erreichte 1841 eine Teufe von 392,80 Metern. Das in 364,80 Meter Teufe angetroffene 1. Flöz hatte eine Mächtigkeit von 4,60 Meter.

Windberg Kleinburgk

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In heutigen Freital führte der Kohlenweg in einem großen Bogen fast stetig abwärts. Er führte an der Schulter des Windbergs auf Kleinburgker Flur am Reiboldschacht vorbei, bei dem 1837 mit dem Teufen begonnen wurde. Ab 271,90 Meter wurde das 1. Flöz mit einer Mächtigkeit von 5,50 Meter durchteuft. Die Dampffördermaschine mit einer Leistung von 10 PS wurde 1838 gebaut.

Karlsruher Straße

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Nach der Einmündung der Bergmannstraße verlief der Kohlenweg auf der heutigen Karlsruher Straße. Hier mündete weiter unterhalb der Meiselschachtweg vom Meiselschacht am Huthaus des Schachtes (Karlsruher Straße 126) ein.

Danach lief der Kohlenweg außerhalb des Bergbaugebiets über Coschütz zur Dresdner Innenstadt.

Die Karlsruher Straße geht bei der Einmündung der Windbergstraße in die Dresdner Kohlenstraße über.

Eine alte Trasse des Kohlenweges kam an dieser Stelle direkt vom Berg über die Bergstraße von Altkaitz herunter. Sie war wahrscheinlich zu steil zum Ausbau zur Chaussee.

Dresdner Kohlenstraße

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Die Kohlenstraße verläuft in west-östlicher Richtung auf dem Kamm einer Anhöhe zwischen dem Dresdner Elbtal (im Norden) und dem Nebental des Kaitzbaches. Sie beginnt als Fortsetzung der Straße Südhöhe an der Kreuzung mit der Bergstraße/Innsbrucker Straße (B 170) in Kleinpestitz. In Coschütz steht südlich an der Hausnummer 23 das Wasserwerk Coschütz. Die Kohlenstraße ist heute eine wichtige Verbindung von Coschütz mit den östlicheren Stadtteilen und der B 170, sowie Zufahrtsstraße für das Wohngebiet Kleinpestitz-West.

Ein Verbindungsweg von Coschütz über Kleinpestitz nach Strehlen mit dem Verlauf der heutigen Kohlenstraße–Südhöhe–Caspar-David-Friedrich-Straße ist spätestens 1785 bezeugt.[3] In Gemeindeakten von Coschütz finden sich die Bezeichnungen Kommunikationsweg von Coschütz nach Strehlen, Kommunikationsweg von Coschütz nach Kleinpestitz, Strehlener Kohlenweg und seit 1877 auch Kohlenstraße.

1881 ist die Verbindung von Hainichen und dem Windberg in Karten als Kohlenstraße mit dem Verlauf der heutigen Horkenstraße (Bannewitz)–Dresdner Landstraße–Kohlenstraße (Freital)–Karlsruher Straße (Dresden) eingetragen; in Coschütz daran anschließend als Kohlenweg die heutige Dresdner Kohlenstraße.[4]

Seit 1899 wird der ehemalige Kohlenweg (Kohlenstraße) in Coschütz als Strehlener Straße bezeichnet (bis 1926). In ihrem Verlauf grenzt die Kohlenstraße teilweise auch an die Stadtteile Plauen und Räcknitz. [5]

1911 ist dann die heutige Karlsruher als Dresdner Straße und die Kohlenstraße (bis auf ein kurzes Stück namens Strehlener Straße) unter ihrem heutigen Namen verzeichnet[6]

1938 ist die Benennung von Kohlen- und Karlsruher Straße komplett wie heutzutage zu finden.[7]

Südhöhe

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An der Kreuzung mit der Bergstraße geht die Dresner Kohlenstraße in die Südhöhe über.

In Gemeindeunterlagen von Kleinpestitz wurde die Südhöhe ab 1851 neben Kohlenstraße auch als Kohlenweg bezeichnet. [8] Die Südhöhe ist eine Straße, die im Süden der Stadt auf der Höhe entlang führt. Sie ist in Kleinpestitz die Verlängerung der Kohlenstraße in Richtung Strehlen, verläuft danach auf der Grenze zwischen Mockritz und Zschertnitz und mündet dann in die Caspar-David-Friedrich-Straße. An der Kreuzung mit der Münzmeisterstraße wurde die Schule von Mockritz 1893 eingeweiht (Nr. 31 70. Volksschule).

Caspar-David-Friedrich-Straße

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Die Südhöhe geht an der Einmündung des Münzteichweges in die Caspar-David-Friedrich-Straße über.

Der obere Teil der Caspar-David-Friedrich-Straße ab der heutigen Einmündung der Räcknitzhöhe bis zur Münzmeisterstraße wurde im Volksmund und auch in Gemeindeunterlagen als Kohlenweg bzw. Kohlenstraße bezeichnet. Er war die Fortsetzung der Kohlenstraße aus Richtung Coschütz. Dieser Abschnitt liegt auf der Flurgrenze zwischen Zschertnitz und Mockritz. Die Caspar-David-Friedrich-Straße ist eine Straße, die vom Strehlener Ortskern auf die Zschertnitzer Südhöhe führt und dabei auch Mockritz berührt.

Geschichte

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In Bergbauland Sachsen begann der Steinkohlenbergbau bereits verhältnismäßig zeitig. Der Zwickauer Steinkohlenbergbau wurde 1348 in den Schmiedeartikeln des Zwickauer Stadtrechts erstmals urkundlich erwähnt, als den Schmieden die Arbeit mit Steinkohle innerhalb der Stadtmauern untersagt wurde:

"Daz sullet ihr wizzen, daz alle smide, die niderthalb der mur sitzen, mit nichte sullen smiden mit steinkoln; wen als oft damit einer begriffen wirt als oft muz er zehen schillinge heller geben."[9] In: Codex Statutorum Zviccaviensium

Allerdings wurde im Zwickauer Raum Steinkohle wohl schon seit dem 10. Jahrhundert genutzt. Der bislang älteste Gebrauch von Steinkohle innerhalb der Stadtmauern konnte durch archäologische Untersuchungen im Gebäude der alten Zwickauer Münze nachgewiesen werden und wird in die Zeit um 1190 verortet.[10]

Der Steinkohlenabbau in Sachsen ist hier im Verhältnis sogar jung. In früher als Sachsen vom Menschen zivilisierten Gegenden setzte der Steinkohlenabbau entsprechend früher ein. In Deutschland wurde bereits vor den Germanen von den Kelten Steinkohle genutzt. Schon im 7. Jahrhundert v. u. Z. wurde in der "Heinitzer Keltengrub" im Landkreis Neunkirchen Kohle gefördert, wie die palynologische Untersuchung einer geschnitzten Kohleperle ergab, die 1982 als Grabbeigabe in einem Hügelgrab aus der Hallstattzeit-HaC in Rubenheim im Saar-Pfalz-Kreis gefunden wurde.[11]

Archäologische Beweise in China deuten sogar darauf hin, dass ab etwa 3490 v. Chr. (rund tausend Jahre vor den ägyptischen Pyramiden) Kohle über Tage abgebaut und in Haushalten genutzt wurde.[12]

Allerdings ist auch Sachsen eine uralte Bergbauregion. Der Bergbau im Erzgebirge begann spätestens am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. mit dem Abbau von Zinngraupen an der Roten Weißeritz bei Schellerhau (vgl. Metallverarbeitung in der Bronzezeit). Die dort vom Forschungsprojekt Archeo Montan entdeckten Bergbauspuren sind die derzeit ältesten in Europa.[13] Eine Verwendung oberflächennaher Steinkohle, die es damals in Sachsen noch zu Hauf gab, ist naheliegend, aber noch nicht belegt.

Döhlener Becken

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Neben dem "Zwickau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier" besaß Sachsen noch ein weiteres bedeutendes Steinkohlenvorkommen im Döhlener Becken.

Die Ablagerung der kohleführenden Schichten des Döhlener Beckens datiert in die Stufe des Sakmarium im Unterrotliegend bei einem Alter von 293 bis 295 Millionen Jahren. Ausgebildet sind sieben Flöze. Das 6. und 7. Flöz ist nur an den tiefsten Stellen des Beckens ausgebildet. Bauwürdig ist nur das 1. Flöz mit einer Mächtigkeit von 1,50–12,00m. Die anderen Flöze bestanden aus Brandschiefer und aschereichen Kohlen. Der Beginn des Bergbaus ist für das Jahr 1542 nachgewiesen.

Allerdings wurde auch im Döhlener Becken Steinkohle wohl schon seit dem 10. Jahrhundert genutzt. Der bislang älteste Abbau von Steinkohle im Döhlener Becken ist durch die Verwendung der Berufsbezeichnung Kohlenbauer in altsorbischen Quellen zum Jahr 1212 nachgewiesen. Hierbei handelte es sich um eine durch den deutschen Grund- und Dienstherren veranlasste Förderung im Nebenerwerb. Der Sage nach soll erstmals in Sachsen Steinkohle im 1378 als "Quolsdorff"[14] ersterwähnten Kohlsdorf (heute zu Freital) gefunden worden sein.

Ab 1574: Steinkohlenwerk Brendel und Kohlenweg

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Ab dem 16. Jahrhundert betrieb man nach der Erschöpfung der oberflächennahen Vorräte vermehrt Bergbau mit kleinen Schächten und Handhaspeln. 1574 entstand das "Steinkohlenwerk Brendel" in Wurgwitz (heute zu Freital). Es lieferte mehr als 300 Jahre Steinkohle (bis 1882).

vgl. Wurgwitz: Bergbaulehrpfad Tafel 10 "Brendels Feld"

Nach 1574 beteiligten sich die Adelsfamilien Brendel, Grensingk, Zeutsch und Theler intensiv am gewinnbringenden Steinkohlenabbau im Döhlener Becken. Der Abbau wurde so sehr ausgebaut, daß es nicht mehr genügend regionale Abnehmer gab. Noch am Ende des 16. Jahrhunderts wurde deswegen ein Kohlenweg nach Dresden ausgebaut (und damit noch vor den Handels-Kohlenwegen im Ruhrgebiet), wo die ersten Steinkohlenhändler entstanden. Steinkohle wurde von Dresden aus auch über die Elbe verschifft.

1618-1648: Dreißigjähriger Krieg und Niedergang

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Durch die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) kam der Steinkohlenbergbau aber fast zum Erliegen und produzierte, wenn überhaupt, nur noch für den regionalen Bedarf. Deutschland verlor etwa ein Drittel seiner Bevölkerung. Der Kohlenweg nach Dresden, ein durch die Jahrzehnte der Benutzung tiefer Hohlweg, wurde lange nicht für den Steinkohlentransport genutzt.

1726: Steinkohlenwerk Claus

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1726 entstand als erste neue Abbaustelle das "Steinkohlenwerk Claus" in Kohlsdorf (heute zu Freital). Möglicherweise hat sich hieraus die Sage von dem ersten Steinkohlenfund in Sachsen entwickelt, möglicherweise hat die Sage aber noch ältere Wurzeln.

1740 ließen die von Schönbergs den ersten Kunstschacht auf Döhlener Flur (Alter Döhlener Kunstschacht) abteufen. Der bei 165 m ü. NN angesetzte Schacht erreichte eine Teufe von 103,50 Metern. Ab ca. 40 Meter wurde das 4,5 m mächtige 1. Flöz durchteuft.

Die finanziellen Möglichkeiten vieler Grundbesitzer setzten dem Vordringen in immer größere Tiefen und der dazu notwendigen Anlagen aber bald Grenzen.

1743: Kohlenmandat und verstärkte Nutzung des Kohlenweges

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Allerdings sorgten bald darauf der allgemeine Holzmangel sowie das Kohlenmandat von 1743 abermals für eine stärkere Belebung des Abbaus. Vor 1743 war der Steinkohlenabbau ausschließlich Sache des Grundeigentümers, danach konnte jeder gegen Entschädigung des Grundbesitzers Steinkohlen abbauen.

Durch diese erneute Belebung des Steinkohlenbergbaus wurde auch der Kohlenweg nach Dresden wieder stärker genutzt.

1760er Jahre: Steinkohlenbergbau erreicht vorindustrielles Niveau

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Ab den 1760er Jahren erreichte der Steinkohlenbergbau vorindustrielles Niveau. 1767 wurden die "Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke" mit Abbaustellen in Deuben, Burgk, Niederhäslich, Kleinnaundorf, Boderitz und Bannewitz gegründet (welche 1844 auch das "Steinkohlenwerk Claus" übernahmen), 1769 die "Schönbergischen Kohlenwerke" mit Abbau in Zauckerode und Döhlen.

Ab den 1760er Jahren stieg der Steinkohlentransport auf dem Kohlenweg nach Dresden deswegen erheblich an.

Nachdem Alexander Christoph von Schönberg am 25. Juli 1773 von Johann Christian Burkhardt den rund 1300 Meter langen Burkhardstolln und Kohlenbaurechte in den Fluren von Potschappel und Zauckerode gekauft hatte, teufte er zwischen dem 11. und 12. Lichtloch einen tonnlägigen Kunstschacht. Der Schacht erreichte eine Teufe von etwa 48 Metern. Es war der einzige tonnlägige Schacht des Döhlener Beckens. Oft mussten Pumpenknechte mit Handpumpen oder durch ziehen mit Kübeln die Wässer der Grube heben. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1801 übernahm August Friedrich Christoph von Schönberg die Gruben. Am 26. Dezember 1804 bot er die Grubenfelder und die Rittergüter Döhlen und Zauckerode Kurfürst Friedrich August III. zum Kauf an.

1791 wurde das "Freibergische Konsortschaftliche Steinkohlenwerk" gegründet und der "Leopold Erbstolln" bei Niederhermsdorf zur Wasserlösung des Grubenfeldes angeschlagen.

19. Juli 1799: Allerhöchsten Reskript des Kurfürsten - der Fiskus übernimmt den "Leopold Erbstolln"

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Durch Allerhöchsten Reskript des Kurfürsten vom 19. Juli 1799 übernahm der Fiskus das Grubenfeld "Leopold Erbstolln" gegen die Rückerstattung geleisteter Vorschüsse in Höhe von 10.667 Talern 22 Groschen und 6 Pfennigen. Das Grubengebäude firmierte jetzt unter dem Namen "Kurfürstliches Steinkohlenwerk Leopold Erbstolln bei Niederhermsdorf samt Zubehör". Am 28. Oktober 1800 erfolgte die Mutung und Belehnung des Tiefen Weißeritzstollns als Beilehn zum Leopold Erbstolln zu Niederhermsdorf.

Am 1. Januar 1806 gingen auch die von "Schönbergschen Steinkohlenwerke" samt den Rittergütern Döhlen und Zauckerode, dem Burkhardtstolln und den Rechten an den Potschappler Kohlenfeldern für eine Kaufsumme von 425.000 Talern in den Besitz des Kurfürsten Friedrich August über.

Ende 1806 erfolgte durch die Erhöhung des Kurfürsten durch Napoleon die Umbenennung in "Königliches Steinkohlenwerk Zauckerode". 1807 begann die planmäßige Herstellung von Koks.

Nach dem Ausfall des Zauckeroder Kunstschachtes infolge des Hochwassers der Wiederitz am 7. April 1808 wurde ab Juni 1809 der Neue Kunstschacht geteuft. Im Verlauf des Französisch-Österreichischen Krieges kam es am 12. Juni 1809 zwischen Pennrich und Steinbach zu einem Gefecht zwischen sächsischen und österreichischen Truppen. Die Besetzung der Gegend und die Plünderungen durch die österreichischen Truppen führten vorübergehend zum Abbruch der Teufarbeiten. Der Schacht hatte jedoch noch keine Anbindung an die alten Grubenbaue, so dass bei seiner Inbetriebnahme Mitte November 1811, nur die Schachtwässer gehoben werden konnten.

Bergrat von Oppel schlug 1810 den Bau eines zentralen Entwässerungsstollens vor. Dem wurde am 31. Juli 1817 stattgegeben und der Bau des Tiefen Elbstolln befohlen.

Zur Hebung des den Zauckeroder Tiefbauen zusitzenden Grundwasser wurde 1818 eine durch Maschinendirektor Brendel aus Freiberg konstruierte Dampfmaschine auf dem Neuen Zauckeroder Kunstschacht errichtet. Sie nahm am 4. Mai 1820 ihren Betrieb auf und war die erste Dampfmaschine, die im sächsischen Bergbau zum Einsatz kam.

Um 1810: Ausbau des Kohlenweges zur Chausse

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Der Fiskus investierte aber nicht nur immens in den Steinkohlenberggbau selbst, sondern auch in den Kohlenweg zum Ausbau der Vermarktung. Er wurde zur Chaussee ausgebaut, damals als Kunststraße bezeichnet. Chaussee stammt von galloromanisch "via calciata" (von *calciāre „mit den Füßen treten“, abgeleitet vom Homonym calx =Ferse). Sinngemäß bedeutet Chaussee dann etwa "Straße mit festgestampften Steinen".

Entwickelt wurde das Konzept der Chausseen in den Niederlanden des 18. Jahrhunderts mit Backsteinbefestigung der künstlichen Dämme und dann in England und Frankreich weiterentwickelt. Mit dem Chaussee-Konzept des 18. und 19. Jahrhunderts schloss man in Europa erstmals wieder an den technischen Stand des Fernverkehrsausbaus der Römerstraßen an.

Durch die französische Besetzung unter Napoleon I. (1807–1813) kam es in den deutschsprachigen Raum ebenfalls zum Chausseebau. Der Kohlenweg wurde als eine der wirtschaftlich wichtigsten Verbindungen zu einer der ersten Chaussen Sachsens. Er wurde auch als "Straßendamm" oder "Hochweg" (vgl. engl. highway) bezeichnet. Letztendlich setzte sich aber der französische Begriff Chaussee durch. Aus dem Hohlweg des 16. bis 18. Jahrhunderts wurde um 1810 ein Hochweg mit fester Fahrbahndecke und konstruiertem Fahrdamm und Unterbau.

Die Chaussee bestand aus Steinbahn und Sommerweg. Die Steinbahn war der befestigte Teil mit einer Tragschicht aus Kies und gebrochenem Stein in Packlage als Unterbau und einer Deckschicht aus Sand-Lehmgemisch. Der Sommerweg (für unbeschlagene Tiere) befand sich neben der Steinbahn, war unbefestigt oder nur leicht befestigt und im Winter nicht nutzbar.

Ab 1823: Freier Steinkohlenverkauf

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1823 wurde die Reihenladung abgeschafft, bei der der Kohlenverkauf nach einer festgelegten Abfolge für jeden Bergbautreibenden erfolgte.

Hierdurch nahm der Steinkohlenhandel und der Steinkohlentransport auf dem Kohlenweg erheblich zu.

1. April 1857: Albertsbahn zur Abfuhr der geförderten Kohlen

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Am 3. Oktober 1846 konstituierte sich der "Hänichener Steinkohlenbauverein", und am 7. November 1846 wurde der "Hänichener Steinkohlenbergbauverein zu Dresden" mit einem Aktienkapital von 180.000 Mark gegründet.

Bedingt durch die abseitige, verkehrsungünstige Lage der Gruben gehörte der "Hänichener Steinkohlenbauverein" zu den wichtigsten Initiatoren einer Eisenbahnlinie zur Abfuhr der geförderten Kohlen, dem Bau der Albertsbahn genannten Bahnlinie von Dresden durch den Plauenschen Grund nach Tharandt. Am 7. Februar 1853 wurde der Vertrag zum Bau der Bahnlinie unterzeichnet. Die Inbetriebnahme erfolgte am 1. April 1857.

Entgegen vieler Quellen war der "Hänichener Steinkohlenbergbauverein zu Dresden" nicht der Grund für den Dresdner Kohlenweg, sondern beschleunigte dessen Ende als Transportweg für die Steinkohle. Viele Quellen begnügen sich allerdings mit einer oberflächliche historischen Draufsicht (aus heutiger Sicht), statt an die historischen Wurzeln zu gehen.

Bis zum 1. April 1857 hat der "Hänichener Steinkohlenbergbauverein zu Dresden" allerdings den Kohlenweg mitbenutzt. Am 1. April 1857 fuhr der erste, mit Steinkohle beladene Güterzug vom Beckerschacht nach Dresden auf der neu erbauten Strecke der Hänichener Kohlenzweigbahn, der späteren Windbergbahn.

Anmerkungen

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1 Karlheinz Kregelin: Das Namenbuch der Straßen und Plätze im Süden der Stadt Dresden. Manuskript, 2001.

2 Plauenscher Grund bei dresden-und-sachsen.de.

3 Meilenblätter von Sachsen, Blatt 261 und Blatt 262, 1785. (Deutsche Fotothek)

4 Topographische Karte (Äquidistantenkarte) Sachsen, Section Dresden (66) und Section Kreischa (82), 1881. (Deutsche Fotothek)

5 Karlheinz Kregelin: Das Namenbuch der Straßen und Plätze im Süden der Stadt Dresden. Manuskript, 2001.

6 Plan von Dresden, Blatt 7, 4. Auflage 1911. (Deutsche Fotothek)

7 Plan von Dresden. Blatt 7, 9. Auflage 1938. (Deutsche Fotothek)

8 Karlheinz Kregelin: Das Namenbuch der Straßen und Plätze im Süden der Stadt Dresden. Manuskript, 2001.

9 May, Stutzer, Eckardt: "75 Jahre Gemeinschaftsarbeit der Sächsischen Steinkohlenbergwerke." Zwickau 1936, S. 45.

10 "Frank Dörfelt: "Zwickaus geheime Münze entdeckt." In: Freie Presse vom 27. Mai 2015.

11 "1982 wurde bei einer Ausgrabung eines Hügelgrabes aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Rubenheim im Saar-Pfalz-Kreis eine geschnitzte Kohleperle als Grabbeigabe gefunden, die durch eine palnyologische Untersuchung einem Kännelflöz bei Heinitz im Landkreis Neunkirchen zugeordnet werden konnte." In:"Bergbau und Eisenherstellung der Kelten." Auf: abel-perl.de - Archivversion im Internet Archive (abgerufen am 5. Februar 2024).

12 John Dodson: "Use of coal in the Bronze Age in China". In: The Holocene, vol. 24, issue 5, May 2014, pp. 525-530.

13 Sachsens Geschichte begann viel früher als gedacht. Forscher finden im Erzgebirge einen jahrtausendealten Bergbau. Die Geschichte Sachsens muss umgeschrieben werden. In: Sächsische Zeitung. 2. November 2018 (abgerufen am 5. Febraur 2024).

14 "1378: Qualstorf, Quolsdorff (RDMM 268)" In: Kohlsdorf im HOV.


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