Projekt:Dresdner Glossar/Palais Brühl-Marcolini

Im August 1746 empfing der kurfürstlich sächsische und königlich polnische Premierminister Heinrich Reichsgraf von Brühl auf dem Höhepunkt seiner Macht den Hof zum Einweihungsfest in seinem prächtigen neuen Garten vor den Toren der Stadt Dresden. Das Areal war nach Plänen seines bevorzugten Architekten, des Oberlandbaumeisters Johann Christoph Knöffel, einem der wichtigsten Vertreter des sächsischen Rokoko, neu gestaltet worden. Glanzpunkt der Anlage war und ist der von Hofbildhauer Lorenzo Mattielli geschaffene Neptunbrunnen, eine der bedeutendsten barokken Brunnenanlagen Deutschlands.

1. »Es verkauffet... deßen Garthen in Neu-Ostra«

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Der sächsische Kurfürst Johann Georg II. erließ 1670 ein Dekret, dass an der Straße zwischen der Ostrauer Brücke und dem 1568 zur Versorgung des Hofes und der Festung Dresden gegründeten Vorwerk Ostra eine neue Siedlung entstehen sollte.

  • A. Fiedler, Zur Geschichte des Kurländischen Palais und des Marcolinischen Palais, Dresden 1904, S. 27-45. (Nach Brühls Tod verkauften seine Erben Palais und Garten in mehreren Teilen. Seit 1774 erwarb Camillo Graf von Marcolini diese zurück, ab diesem Zeitpunkt ist die Friedrichstädter Anlage nahezu ausschließlich unter dem Begriff Marcolinipalais bekannt.) - Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.), Denkmale in Sachsen, Stadt Dresden/Friedrichstadt, Dresden/Basel 1994, S. 9-12.


Durch großzügige Privilegien wie unentgeltliche Baustellen und Gewerbefreiheit wurde versucht, Handwerker zur Ansiedlung zu gewinnen. Dies wurde jedoch durch die Dresdner Innungen boykottiert, selbst zehn Jahre später siedelten hier nur drei Handwerker. Dafür nutzten allerdings zahlreiche Adlige, Hofbeamte und wohlhabende Bürger die Vergünstigungen und legten hier ihre Landhäuser und Sommergärten an. Neben diesen Privatbauten entstanden 1692 die kurfürstliche Salpeterhütte an der Schäferstraße, beim Vorwerk 1696 der Geflügelhof (Menagerie) und der Hirschgarten (davon abgeleitet der Name Ostragehege für die nördlich davon gelegenen Wiesen), 1718 die Wachsbleiche, 1720 das Brauhaus der Gräfin von Manteuffel und 1721 der katholische Friedhof. Auf Veranlassung des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen, Augusts des Starken, erstellte 1729 der Ingenieur-Hauptmann Christian Friedrich Erndl einen Bebauungsplan, um mit einem gleichmäßigen Straßenraster der wachsenden Vorstadt die gewünschte Regularität zu geben. Ein Jahr später erklärte der Kurfürst die Siedlung Ostra zur »Neustadt« (kurz Neu-Ostra genannt), neben der bereits 1685 unter gleichem Namen im rechtselbischen Stadtteil Altendresden gegründeten Neuen Königsstadt (kurz Neustadt genannt). Im gleichen Jahr wurde der weiträumige Marktplatz angelegt (heute Hohenthalplatz) und von 1728 bis 1732 die Matthäuskirche nach Plänen Matthäus Daniel Pöppelmanns errichtet. 1731 erfolgte die Umbenennung der Neustadt in »Friedrichstadt« nach dem damaligen Kurprinzen Friedrich August (II). Das begehrte Stadtrecht bekam sie allerdings nie.


Das hier zu behandelnde Grundstück an der Ostraer Gasse (heute Friedrichstraße) erwarb Ernst Christoph Reichsgraf von Manteuffel von drei verschiedenen Besitzern: Im April 1718 kaufte er für 2.200 Taler Haus, Hof und Garten des Geheimen Rats von Ponickau, im Juni 1719 für 800 Taler den Besitz von Christoph Frey und im Januar 1721 für 2.025 Taler Haus und Garten von den Erben der Familie Spahn.

  • Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden (HStA Dresden), 10036 Finanzarchiv, Loc. 37283, Rep. XXII Dresden, Nr. 100, Acta, Die Erkauffung des Gräffl. Manteuffelischen Hauses am Churfl. Stalle, nebst dem Garten zu Ostra betr. Ao 1725, fol. 15. - Laut Loc. 37728, Rep. XLIII, Dresden, Nr.' 24a. fol. 18, Nr. 21 war dieser Verkauf am 2.7.1719.

Gräfin Manteuffel bekam 1720 das Privileg verliehen, ein Malz- und Brauhaus zu errichten. Einem ausführlichen Inventar von 1724 lassen sich zahlreiche Details zum Aussehen des Besitztums entnehmen:

»Der Reichs-Gräfl. Manteuffelische Garten auf Neu-Ostra, bestehet aus 44. Räumen oder Bau-Stellen, und ist also 449. Ellen en front und 302. Ellen hoch oder tief, selbiger ist forne und hinten mit einer Mauer von Grundstücken umschloßen, und mit 4. kräftigen Thoren von eichenen mit grün und weiß oder grau und weißer Ölfarbe angestrichenen Stacketen, an deren Seiten aber mit gewöhnlicher Vermachung verwahret.

In demselben befinden sich

1. Die Bier- und Brandtwein-Bräuerey bestehet in einer Malz-Tänne und darzu gehörigen steinerne Quell-Troge und gangsamen dreyfachen Bodens, daran die obersten zum Lufft-Malz machen aptiret, einer doppelt gewölbten. Daran 4. Gast-Stuben ober der Erden, einer parterre, und einem Sommer-Stübchen auf dem Dache, dem Brau- und Kühl-Hause der Brandtwein-Brennerey, Schweine-Koben und Pferde-Stall auf 4. Pferde, einem geraumen Hofe, mit Sommer-Läuben vor die Trinck-Gäste, vier gewölbten Kellern mit steinernen Lagern zu 100. und mehr Faßen Bier, im Hofe ein Grund-Brunnen mit einer Pumpe, u n d ein ganzes Weiseriz-Waßer.

2. Die Mayerey bestehet in einem Wohnhauße , 2. Stuben, 2. Kammern, einem Keller und Back-Hauße nebst neugebauten Ställen auf 16. Stücken Kühe.

3. Eine Scheune zur Verwahrung des benöthigten Futters.

4. Ein Wagen-Schuppen auf 4. Wagen.

5. Des Gärtners Wohnung an 2. Stuben, einem Gewölbe zu Aufhebung des Wurzel-Werkes, einer geraumen Küche- und Speise-Kammer.

6. Das Orangerie- oder Frucht-Hauß auf viel 100. Stück Bäume.

7. Das Treibe-Hauß ganz neu erbaut,


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8. In dem Hofe stehet ein Hercules von Stein 7. Ellen hoch, so daran befindlichen Kunst halber von großem Werth, nebst einigen anderen steinernen Statüen.

9. Finden sich 3. fertige Grundbrunnen mit Pumpen.

10. Zwei Fontaines von weißen Steine.

11. Zwei Teiche, einer auf Karpfen, und der andere auf Forellen eingerichtet.

12. Ein zu diesem Waßer-Gebäude erforderliches ganzes Weiseriz-Waßer, deßen Hereinleitung ein gar vieles gekostet.

13. Der Lust-Garten, worinnen außer denen Blumen und Hekken 30. Taxis Pyramiden.

14. Der Küchen-Garten durchgehend mit Franz-Bäumen garniret.

15. Der Baum-Garten von viel Schocken der besten hochstämmigen Obst Bäume.

16. Die Baum Schule.

17. Eine Allee von Quitten, so lang als der Garten ist.

18. Über 2. Schock Pfirsich- und Apricosen-Bäume, nebst denen besten Arten von frembden Wein-Stöcken, womit die Mauer bekleidet ist.

19. An Spanischen Klee und anderer Gräserey ist soviel Vorrath, daß nicht nur die 16. Kühe den Sommer über, zu Mittagen, abends und morgens reichlich versorget werden können, sondern auch ein ergiebiges auf den Winter zu er... (?) ist.

20. Die 3. hierzu gehörigen Wiesen.

21. Eine mit viel Kosten erbaute Eiß-Grube, worüber Sommers-Zeit die Milch nicht ohne besonderen Nutz verwahrt werden kann.«

  • HStA Dresden, 10036 Finanzarchiv, Loc. 37283, Rep. XXII Dresden, Nr. 100, Acta, Die Erkauffung des Gräffl. Manteuffelischen Hauses am Churfl. Stalle, nebst dem Garten zu Ostra betr. Ao. 1725, fol. 10-13.- 1 Dresdner Elle = 56,63 cm / 1 Schock = 60 Stück / »Franz-Bäume« sind zwergwüchsige Obstbäume, die daran wachsenden Früchte heißen Franzobst, Franzäpfel oder Franzbirnen.
    • Franzbäume, in einigen Gegenden von Deutschland s. v. w. Obstbäume, welche zwergartig gehalten werden; die daran wachsenden Früchte heißen Franzobst, Franzäpfel, Franzbirnen. Diese Art Obstzucht hat sich aus Frankreich überall verbreitet w:wikisource:de:MKL1888:Franzbäume

Nach dem Inventar war das etwa 250 Meter breite und 170 Meter tiefe Grundstück von einer 2,30 Meter hohen Sandsteinmauer eingefasst.

  • Ebd., fol. 15; «... ist Umb den Garthen auf beyden Seiten eine starke steinerne Mauer von lauter Wercksteinen, 4. Ellen in lichter hoch gebauet.«

Darin befanden sich, wie aufgelistet, außer dem Wohn- und Brauhaus verschiedene weitere Wirtschaftsgebäude wie Meierei, Scheune, Wagenschuppen, Gärtnerwohnung und Eiskeller. Der Garten war unterteilt in einen Küchen-, Baum- und Lustgarten mit Gewächshaus, Orangerie und Baumschule, Teichen, Fontänen mit Marmorbassins und verschiedenen Statuen. Im Küchen- und Baumgarten wuchsen verschiedenste Obstbäume, im Lustgarten Blumen, Hecken und Taxuspyramiden.

Erstellt wurde das ausführliche Inventar aus Anlass eines geplanten Verkaufs. Am 11. Januar 1726 erwarb August der Starke von seinem Kabinettsminister Manteuffel den gesamten Besitz in Ostra und zwei seiner Häuser in der Stadt:

»Es verkauffet der Königl. und Churfürstl. Sächß. Cammer, der Herr Graff von Manteuffel überhaupt und in Pausch und Bogen das ihm zugehörige, aus zweyen Häußern zusammengeführte Hauß allhier in Dreßden beim Reißigen- und Klepper-Stall, sowohl deßen Garthen in Neu-Ostra, nebst der dabey befindlichen Mayerey und darinnen stehenden 16. Stück Kühen, auch Malz-, Brau- und Wirtschaffts-Gebäude, samt allem was darinnen Erd-, Wied-, Band-, Mauer- und Nagelfeste ist, als das große Wohn- und Brauhaus und dabey befindliche Brau-Geräthe, Mayerey, Eißgruben, Scheunen, Wagen-Schuppen, Orangerie und Gärttner-Gebäuden, samt denen Bassins, Teichen und Ring-Mauern, Bäumen und Gewächßen, der Brau-, Schank-, Back- und Schlacht-Gerechtigkeit, ingleichen denen 3. Wiesen in Laubegast, samt allen Ein- und Zugehörungen, wie solches alles in denen Anschlägen specificiret auch Nuzungs- und Beschwehrungen, ... um und vor Sechß- und Funffzig Tausend Thlr. überhaupt abgehandelter Kauff-Summe.«

  • Ebd., fol. 9 und 43-46.

Von diesen 56.000 Taler war der Garten in Ostra mit allen Gebäuden auf 36.000 Taler taxiert, da allein der Bau des neuen Malz- und Brauhauses schon 10.000 Taler gekostet hatte. Die beiden Häuser am Stall (heute Augustusstraße) wurden für 20.000 Taler erworben, um dorthin das Oberpostamt von Leipzig zu verlegen.

Anlass der gesamten Kaufverhandlungen waren vorwiegend die profitversprechenden Möglichkeiten, die das Brauhaus bot.

Wie der Kurfürst schon am 18. Dezember 1725 an die Kammerräte schrieb, wollte er das Grundstück vor allem

»in Betracht des Uns nach eurer Ausrechnung daraus zuwachsenden ansehnlichen Vortheils« 

erwerben, um dorthin das Hofbrauhaus zu verlegen. Aus diesem Grund wurde das Grundstück nun unterteilt in eine Hofbrauhaus- und eine Lustgartenparzelle.

Den Lustgarten schenkte August der Starke bereits ein Jahr später, am 28. Juli 1727, aus »freundvetterlicher Zuneigung« Friedrich Ludwig Herzog zu Württemberg.

  • Ebd., fol. 28-29. - 10036 Finanzarchiv, Loc. 37728, Rep. XXIII, Dresden, No. 123, Acta, Den von Ihre Königl. Maj. In Pohlen, des Hertzogs Friedrichs Ludewigs zu Wittenberg Durchl. Geschenckten Gräffl. Manteuffel. Garthen in Neu-Ostra , und deßen Vererbung, betr. Anno 1727, 1: »Veste, Räthe, liebe getreue. Was maßen wir von Unserem Cabinets-Ministre und würkl. Geh. Rath, Gräffen von Manteuffel, deßen Brau- Maltz- und Wirthschaffts-Gebäude zu Neu-Ostra, nebst einem Garten, käufflich übernommen, Solches ist auch aus Unserem, unterm 8. Decembr. des abgewichenen 1725. Jahres, ertheilten gnädigsten Befehl, annoch wohl innerlich. Nachdem Wir Unser Hoff-Brau-Hauß dahin verlegen, und in

dasigen Maltz-Brau - und Wirthschaffts-Gebäuden, das bey Unserer Hoffstadt benöthigte Bier mältzen, und brauen zu laßen gesonnen, den Garten besonders aber, wie solcher in seinen Mauern umbzirckelt ist, Hertzogs Friedrichs Ludwigs zu Wittenberg, Lbd. aus freundvetterlicher Zuneigung geschencket, So begehren Wir gnädigst, ihr wollet, daß das in Unsern Hoff-Brau-Hause gemältzete und gebraute Bier in Zukunfft, in sothanen Maltz- Brau- und Wirthschaffts-Gebäuden, auf eben diese Art, zum Gebrauch Unserer Hoffstadt und gemeinen Verkauff gemältzet und gebrauet, und das dazu benötigthe Geräthe und Gefäße dahin transportiret, bemelter Garten aber wie er in seinen Mauern lieget, Sr. Lbd. [Seiner Liebden] erb- und eigenthümlich eingeräumet, übergeben und zugeschrieben, auch darüber ein Vererbungs-Brieff ausgefertigt werde, gebührend verfügen . ... Dreßden, den 28. July 1727, Augustus Rex.«


Diese Zuneigung galt allerdings eher der Gattin des Herzogs, Ursula Katharina Fürstin von Lubomirska und Reichsfürstin von Teschen. Ihr Sohn war der vom Kurfürst als legitim anerkannte Prinz Johann Georg Chevalier de Saxe.

  • Barbara Bechter, Vom Rechenbergischen Garten zum Blüherpark - Die

wechselvolle Geschichte einer Dresdner Gartenanlage, in: Die Gartenkunst 1/2005, S. 112-145.

Die Räte baten den König im August 1727 genau zu spezifizieren, wie viel vom Garten an den Herzog übergeben werden solle, da für das Brauhaus umfangreiche Lagerfläche

»zum Geväße, Holtz-Vorrathe und anderen unumbgänglichen requisitis« 

benötigt werde. Vor allem sei auch die Wasserzufuhr betroffen,

»da das Röhr-Waßer zum Brauen und Brandtweinbrennen, wozu es stündlich gebrauchet wird, durch den gantzen Garthen gehet und außer demselben nicht verleget, noch verniger besonders dahin geführet werden kann, Sommers-Zeit die Fontainen springen zu lassen und zum Ergießen öffters wird weggenommen werden.«


  • HStA Dresden , 1003 6 Finanzarchiv, Loc. 37728 , Rep. XXIII, Dresden, No.

123, fol. 2-6, Schreiben vom 17.8.1727.


Der Kurfürst erwiderte, dass er von der Schenkung nicht zurücktreten könne und die Räte versuchen sollten, mit dem Herzog hierüber ins Einvernehmen zu kommen.

  • Ebd. , fol. 9.


Daraufhin wurde am 2. September 1727 beschlossen, dass von dem in Frage kommenden Platz der Herzog 20 Ellen in der Länge und 95 Ellen in der Breite (11 x 54 Meter) zur Fortführung der Malz- und Braunutzung abgab und das zum Garten in drei Rohren geführte Wasser geteilt werde, zum einen zur Nutzung im Brauhaus, zum anderen zur Unterhaltung der Fontänen.

  • Ebd. , fol. 11-13.


Diese Aufteilung hat aber nicht immer wunschgemäß funktioniert. Es wurde oftmals bemängelt, dass das für das Brauhaus benötigte Wasser nicht in ausreichender Quantität zur Verfügung stände, da

»außer denen Fontainen und denen in dem an Sie verschenckten Garten befindlichen beyden Teichen eine ziemliche Quantität Waßer nicht nur im Garten selbst zu Begießung derer Gewächße, sondern auch im Vieh-Hauße an der Bader-Gaße und in des Gärtners Wohnung«

benötigt werde. Darüber hinaus werde auch in der Schäferei und dem darin befindlichen prinzlichen Stalle für die Pferde und Pferdeschwemme Wasser benötigt. Es sei daher empfehlenswert, eine zusätzliche Wasserleitung zu verlegen.

  • Ebd., fol. 24-26.

Der am 2. Mai 1729 gefertigte Vererbungsbrief legte fest, dass der Garten in Neu-Ostra, mit Ausnahme der genannten Fläche, dem Herzog zu Württemberg mit allen Zugehörungen und Gerechtigkeiten, Nutzen und Beschwerungen überlassen wurde und er über


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1 • Christian Friedrich Erndl, Bebauungsplan der Neu-Stadt Ostra (Friedrichstadt), Ausschnitt mit dem zwischen Badereygasse, Kirchenstraße und Brückengasse gelegenen Palais und Garten des Herzogs von Württemberg. Die Brauhausgebäude sind über dem Wort »-Gasse« in Grau laviert. Der grün gestrichelte Streifen zwischen den Buchstaben von »Stadt« zeigt die für das Brauhausareal benötigte Fläche. [Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, 12884 Karten und Risse, Rißschrank IX, Fach k, Nr. 46, bez. Den 28. Nov. 1729 ist dieser Riß von Seiner Königl. Majt. in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachßen, Herrn Friedrich Augusto II. unterschrieben und darnach zu bauen allergnädigst befohlen worden, und sind hernach die Straßen, wie sie hier roth gezeichnet von mir abgestecket.]


solchen nach freiem Willen verfügen konnte. Damit der Garten zur Verlegung oder Reparatur der für das Brauhaus benötigten Wasserrohre nicht jedes Mal aufgegraben werden müsse, sollten Wasserhäuser erbaut und vom Garten abgeteilt werden.

  • Ebd., fol. 29-34 und 10077 Kollektion Schmid, Amt Dresden, Vol. V, Nr. 168, Vererbungsbrief vom 2. Mai 1729 über den sogenannten Manteufelschen Garten zu Ostra, unpag.

Der Herzog und seine Gattin begannen 1728 mit dem Bau eines Lusthauses in ihrem Garten. Der württembergische Haushofmeister Caroly bat am 12. Juli den Kurfürsten um Ausstellung eines Passierscheines, damit das für das »Lusthaus in dero Garten in Neu-Ostra« benötigte Baumaterial von den Geleit-, Zoll- und Acciskosten befreit werde. Dies betraf insbesondere:

»An Steinen.

250. Schock Grundst. [Grundsteine]

18 Schock Elliche weiche Taffeln.

60000. Mauer-Ziegel

400. Fäßgen Kalck.

510 Ctr. hart und weiches Steinwerck, Zur Stein-Metzenarbeit,

als zun Fenstern, Thüren, Treppstuffen

und an Bau-Höltzern

80. Balcken-Höltzer.

170. Ziegel-Sparren.

6. Schock Rust-Stangen.

16. Schock Ziegel-Latten.

35. Schock Bretter.«13


Das Palais ist auf dem Bebauungsplan des Ingenieur-Hauptmanns Erndl von 1729 bereits eingezeichnet (Abb. 1). Es ist etwas von der Straße zurückversetzt, davor liegt der von Gittern abgeschlossene Ehrenhof. Die Seitenrisalite zur Hof- und Gartenseite springen nur wenig vor, auffällig ist der konvexe Mittelrisalit zur Gartenseite. Neben einigen kleineren Nebengebäuden entlang der Straße, der dominanten Hauptachse des Gartens und einigen Bäumchen entlang der Umfassungsmauern sind leider keine weiteren Details zur Gestaltung von Palais oder Garten erkennbar.

Interessanterweise sind weder im »Historischen Kern Dreßdnischer Merckwürdigkeiten« noch im kursächsischen »Hof- und Staatskalender« irgendwelche Empfänge, Bälle oder Festlichkeiten des Herzogs von Württemberg oder seiner Gattin in dem Palais genannt - ganz auszuschließen sind sie deswegen allerdings nicht. Uberliefert sind hingegen Bälle der Fürstin von Teschen in ihrem