Projekt:Dresdner Glossar/Reichskloster Sankt Emmeram
Klosterfrühling
BearbeitenGeschichte des Bistums Regensburg: Klosterfrühling Im Anschluss an des Wirken des Bonifatius, in der späten Agilolfingerzeit kann von einem „ersten Klosterfrühling“[28] bzw. einem „monastischen Frühling“[29] gesprochen werden: bald entstehen neue Klostergründungen in Münchsmünster, Engelbrechtsmünster, Weltenburg, Regensburg St. Emmeram, Wörth an der Donau, Pfaffmünster bei Straubing, Metten, Berg im Donaugau (das mit dem heutigen Paring gleichzusetzen sein könnte), Münster bei Rottenburg und Chammünster. Diese Klöster haben dabei nicht nur Beiträge zum religiösen Leben geleistet. Klöster waren „Stätten organisierter Arbeit“[29], Orte der Wirtschaft und der Agrarwirtschaft.[30] Zudem waren die Klöster Orte der Kultur, „Brückenpfeiler hin zur Antike“.[29] In den mittelalterlichen Klöstern wurde das aus der Antike übernommene Wissen gesammelt und so weiteren Generationen überliefert.[29]
Das Kloster Sankt Emmeram ging aus einer Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor, die im urbanen Siedlungsbereich südwestlich außerhalb des ehemaligen römischen Legionslagers Castra Regina lag. Im 7. Jahrhundert nach Christus wurde dort der heilige Emmeram von Regensburg beigesetzt. Im 8. Jahrhundert nach Christus entstand in diesem Bereich ein Kloster des Ordens der Benediktiner. Die jeweiligen Vorsteher des Klosters waren von 739 bis 975 gleichzeitig auch Bischöfe von Regensburg im Bistum Regensburg.
Die Liste der Vorsteher von St. Emmeram umfasst [auch] 13 Bischöfe von Regensburg, denen als „Eigenherren“ von 739 bis 975 auch das Kloster unterstand ...
Dom
BearbeitenRegensburger Dom: Die kanonische Errichtung des Bistums durch den heiligen Bonifatius geht etwa auf das Jahr 739 zurück. Bis 975 übte der Abt der Benediktinerabtei St. Emmeram gleichzeitig das Amt des Bischofs von Regensburg aus. Er wählte als Bischofsresidenz den Bereich der Porta Praetoria (Nordtor) des alten Römerkastells; dieser Dombezirk wurde nie mehr geändert. Zum ersten Dombau gibt es keine verlässlichen Hinweise. Die erste merowingische Bischofskirche war wohl eine einfache Saalkirche, der Bau wird um das Jahr 700 datiert. Aus einer Urkunde geht hervor, das es schon 778 einen Dombau gegeben haben müsste.[2] Zwischen 739 und 825 wurde eine neue Domkirche gebaut. Ein Brand zerstörte 891 die Stadt Regensburg und den Dom. vgl. Achim Hubel: Der Dom zu Regensburg (Schnell Kunstführer. 41). 2. Aufl. München/Zürich 1975, S. 2–3; Friedrich Fuchs: Der lachende Engel. Auf den Spuren der Steine am Dom zu Regensburg. Regensburg 2016, S. 9–11.
In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts – wahrscheinlich im Rahmen der Ämtertrennung zwischen Abt und Bischof – entstand ein neuer romanischer Dombau als dreischiffige Basilika mit halbrunder Chorapsis und ohne Querhaus, wahrscheinlich auch ohne Türme, die 58 Meter lang war. Eine große Erweiterung nach Westen folgte um 1000 mit einem etwa 15 Meter tiefen Querhaus, zwei Türmen und einem Atrium, das den Dom mit der westlich gelegenen Taufkirche St. Johann verband. Die Gesamtanlage erstreckte sich nun über 128 Meter. Der nördliche Turm, der sog. Eselsturm, prägt bis heute die Nordquerhausfassade mit.
[2] Nach der Gründung des Bistums Regensburg im Jahr 739 durch den hl. Bonifatius dürfte bald eine erste selbständige Bischofskirche entstanden sein. Seit 778 bezeugen auch Quellen die Existenz einer Domkirche St. Peter, deren Lage bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte. Da aber die bischöfliche Residenz von der „Porta Praetoria“, dem nördlichen Torturm des Römerkastells, ihren Ausgang nahm, wird bereits die erste Domkirche im Bereich des heutigen Dombezirks zu vermuten sein. Recht genau kennen wir dagegen den karolingischen Domneubau, dessen Grundriss durch Karl Zahn 1924/25 ergraben wurde: eine dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika ohne Querhaus, wahrscheinlich auch ohne Türme, und mit einer stark eingezogenen, halbrunden Apsis. Die in den Außenmaßen immerhin etwa 58 x 33 m große Anlage stand an der Stelle des heutigen Domgartens, östlich des Hauptchores des gotischen Doms, von ihm teilweise überschnitten. In den Außenmauern des nördlich anschließenden Domkreuzgangs stecken noch Teile der Nordmauer des alten Doms. Nicht klar beantwortet werden kann bisher die Frage nach der Entstehungszeit des karolingischen Doms. Einerseits deutet vieles auf eine Vollendung bereits unter Kaiser Karl dem Großen, der 791–793 in Regensburg weilte, andererseits gibt es Vermutungen, der Bau sei erst nach dem verheerenden Stadtbrand von 891, also unter Kaiser Arnulf von Kärnten, errichtet worden.
Eselsturm
BearbeitenEselsturm ist der Name des Nordost-Turms des Regensburger Domes, der einer der Kirchtürme des romanischen Vorgängerbaus war. Er wurde damals und auch heute noch zum Transport der Baumaterialien in die oberen Bereiche des Doms verwendet.
Etymologie
Die Bezeichnung Esel stand für einen Lastenaufzug. Die spätere Unkenntnis dieses Zusammenhangs führte vermutlich zur Erfindung des Begriffs Eselstreppe in der Fachliteratur des 19. Jahrhunderts. Der Name leitet sich von Erklärungen her, die den Namen Eselsturm rechtfertigen sollten.[1] Der Turm in Regensburg besitzt eine Reittreppe ähnlich wie die Eselstürme an den Domen zu Speyer und Worms einen stufenlosen gewendelten Aufgang. Die Behauptung, dieser sei für Lasten tragende Esel bestimmt gewesen, ist unzutreffend. Die Abmessungen sind für einen solchen Zweck viel zu klein. Andererseits ist für Aufgänge dieser Art, die mit Sicherheit von Trag- und Zugtieren benutzt wurden, weder der Name Eselstreppe noch eine ähnliche Bezeichnung bekannt.
Eselsturm
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englisch: Eselsturm (tower with staircase of a ramp), spiral ramp; französisch: Tour d'escalier à girons rempants; italienisch: Torre con rampa.
Roswitha Beyer (1968)
RDK VI, 23–24
Die Bezeichnung E. ist an einzelnen Orten traditionell mit bestimmten Türmen verbunden (1) und wurde zeitweise – nach dem Vorgang einiger Lexika – seit dem 19. Jh. zur Charakterisierung von Türmen mit stufenlosem Aufgang verwendet. (2).
1. Der Name E. ist nachgewiesen für: Regensburg, Dom, Turm des 11. Jh. Im 18. Jh. wurde die Benennung auf den stufenlosen gewendelten Aufgang des Turmes zurückgeführt (Abt Anselm, Ratisbona politica, Regensburg 1729, Teil 1 Kap. 22, S. 197), auf dem – wie es später heißt – „die Baumaterialien durch Esel hinaufgetragen wurden“ (Frz. von Paula Ertl, Kurze Übersicht der vorzüglichsten Sehenswürdigkeiten der Stadt R., Mchn., Passau und Regensburg 1842, S. 24; vgl. dazu Eselstreppe). Das genaue Alter des Sprachgebrauchs bleibt noch zu ermitteln, ebenso auch, ob die hier zitierten Erklärungen für die ursprüngliche Benennung bestimmend waren.
Monschau, Schloßturm, vor 1517. Die Bezeichnung scheint von der vor dem Turm befindlichen „Eselsbrücke“, die bereits im Monschauer Landrecht von 1517 diesen Namen trägt (Heinr. Schiffers, Der Esel in Flurbezeichnung und Turmnamen, Kölnische Volksztg. vom 9. Juni 1938, S. 4), auf den Turm übergegangen zu sein. Da Hebemaschinen oder Winden im spät.-ma. Baurechnungen als „asini“ erscheinen (Belege ebd.), nimmt Schiffers (ebd.) an, daß es sich bei dem namengebenden Esel um ein Hebewerk gehandelt habe und die „Eselsbrücke“ eine Zugbrücke gewesen sei.
2. Als Begriff der Fachliteratur hat sich die Bezeichnung E. nicht eingebürgert. Er ist (zuerst?) bei Oscar Mothes, Ill. Bau-Lex. Bd. 2, Lpz. 18824, S. 266, zu fassen, hier wohl in Analogie zu dem Regensburger Beispiel definiert, und soll einen dem Materialtransport durch Esel dienenden Turm mit stufenlosem Aufgang bezeichnen (ebenso Otte Bd. 1, S. 81, und noch Johs. Jahn u.a., Wörterbuch der K., Stg. 1940, S. 142); aber schon Otte Bd. 2, S. 324, führt den Namen auf eine auf dem Turm stehende Hebemaschine zurück. Diese Herleitung, die den Gebrauch des Wortes zur Kennzeichnung eines architektonischen Typus verbietet, wird kaum mehr bestritten (terminologische Differenzierungen bietet Schiffers a.a.O.; daß im MA „Aufzüge ... Esel [hießen], wohl weil sie durch Esel betrieben wurden“ – so Lex. d. Baukunst Bd. 2, S. 397 – ist eine mit den Quellen kaum vereinbare Annahme).
Um 800: Mission in Böhmen
BearbeitenGeschichte des Bistums: Von Regensburg aus wurde das Evangelium in Böhmen verkündet. Wichtiger Stützpunkt dafür war die Further Senke, wo das Kloster Chammünster – eine Filialgründung von St. Emmeram – lag. Der genaue Zeitpunkt dieser Mission ist nicht bekannt; allerdings scheint schon um 800 das christliche Begräbnis die Feuerbestattung abgelöst zu haben Dies stellt einen ersten Hinweis auf bereits bestehendes Christentum dar.
Kloster Sankt Emmeram: Nach der Gründung des Klosters Sankt Emmeram schenkte Herzog Tassilo III. von Bayern dem Kloster Land in der Mark Chamb. Dort errichteten die Benediktiner von Sankt Emmeram angeblich schon im Jahr 739 in Chammünster mit dem Kloster Chammünster eine Zelle als christlichen Missionsstützpunkt für das böhmische Grenzgebiet. Die erste urkundliche Erwähnung des Klosters Chammünster geht allerdings erst auf das Jahr 819 zurück. Um das Jahr 910 wurde die Zelle wahrscheinlich von den Ungarn zerstört. 975 wurde infolge der Trennung von Bischofsstuhl und Kloster St. Emmeram durch Wolfgang von Regensburg die Zelle Chammünster dem Bischof zugeteilt.
Adalwin 791-816
BearbeitenAdalwin († 4. Oktober 816) war vierter Bischof von Regensburg von 791 bis 816.
Adalwin war als Bischof von Regensburg auch Vorsteher von Kloster Sankt Emmeram. Nach Alfred Wendehorst vermutet man in Adalwin den Onkel des Eichstätter Bischofs Altwin.[1] In die Zeit Adalwins fällt die erste urkundliche Erwähnung der Peterskirche, einem Vorgängerbau des Regensburger Domes. Karl der Große machte dem Bischof Schenkungen.
845: Taufe von 14 böhmischen Fürsten
BearbeitenIm Jahr 845 wurden 14 böhmische Fürsten vor König Ludwig dem Deutschen getauft; die Taufe dürfte in Regensburg stattgefunden haben und wird als Frucht der Missionsbemühungen angesehen. Nach 845 stießen die Missionsbemühungen dann wohl eher ins Leere.
973: Trennung von Böhmen aus dem Bistumsbereich
BearbeitenBöhmen scheint in der Folgezeit, jedenfalls im 10. Jahrhundert, gleichwohl vom Bistum Regensburg kirchenrechtlich abhängig gewesen zu sein – andernfalls ließe es sich nicht erklären, dass der Regensburger Bischof später an der Errichtung des Bistums Prag beteiligt war. Gleichwohl war wohl nicht der Regensburger Bischof tonangebend, sondern der böhmische Landesfürst. 973 wurde Böhmen aus dem Bistumsbereich abgetrennt.[31] Seither ist der Bestand des Bistums Regensburg, abgesehen von Verlusten an das protestantische Sachsen im 16. Jahrhundert und der Eingliederung des Egerlandes in das Bistum Prag im 19. Jahrhundert weitestgehend gleich geblieben.
Kloster Sankt Emmeram: Unter Herzog Arnulf I. wurde nach 920 die Westmauer des ehemaligen römischen Legionslagers abgerissen, um die im neuen urbanen Siedlungsbereich entstandenen Klostergebäude durch den Neubau der Arnulfinischen Stadtmauer in das zukünftig durch eine Stadtmauer geschützte Gebiet der im Entstehen begriffenen Stadt Regensburg einbeziehen zu können. Nach Beendigung derBaumaßnahmen wurde das Kloster Sankt Emmeram 972 zum Reichskloster erhoben und 975 Ramwold als der erste selbstständige Abt berufen.
976: Grenzburg Cham
BearbeitenCham-Further Senke: Die Cham-Further Senke hatte immer große Bedeutung als Verkehrsweg zwischen Bayern und Böhmen. Mit der um 976 errichteten Burg Cham wurde dort die östliche Reichsgrenze gesichert. Die Senke war aufgrund ihrer überregionalen Bedeutung in der Frühen Neuzeit zwischen den böhmischen Königtum und dem Herzogtum Bayern umstritten, was in den Jahren 1564, 1580 und schließlich 1764 zu verschiedenen Grenzabkommen führte. Das Gebiet ist heute Teil des Naturparks Oberer Bayerischer Wald. Während des Kalten Krieges hatte die direkt am Eisernen Vorhang (der Grenze zur Tschechoslowakei) gelegene Cham-Further Senke strategische Bedeutung, da sie von Seiten der NATO als Einfallstor bei einer Invasion durch Truppen des Warschauer Pakts angesehen wurde.[7]