Projekt:Dresdner Glossar/Slawenhandel
Diedenhofer Kapitular
BearbeitenDas Diedenhofener Kapitular ist ein Doppelkapitular (königliche Anordnung) von Karl dem Großen, das gegen Ende des Jahres 805 in Diedenhofen (heute Thionville/Frankreich) erlassen wurde, wo sich der Kaiser spätestens seit dem 12. Dezember und über die Weihnachtszeit aufgehalten hat. Im zweiten dieser Kapitularien werden unter anderem die Städte Magdeburg und Forchheim erstmals urkundlich erwähnt.
Im Wesentlichen handelt es sich beim Diedenhofener Kapitular um eine Art „Waffenembargo“ der Franken gegenüber den Slawen. In der Urkunde wurde den namentlich aufgeführten Städten verboten, mit den Slawen Waffenhandel zu betreiben. Dies sind entlang der damaligen Slawengrenze:
- Bardowick,
- „Skaesla“,
- Magdeburg,
- Erfurt,
- Hallstadt (bei Bamberg),
- Forchheim,
- Premberg (heute ein Ortsteil von Teublitz bei Schwandorf),
- Regensburg und
- Lorch.
Unter Historikern ist umstritten, welcher Ort mit dem erwähnten „Skaesla“ gemeint ist. Die Aufzählung zeigt eine deutliche Reihenfolge von Nord nach Süd. Demnach müsste „Skaesla“ zwischen Bardowick und Magdeburg liegen. Das an der Mündung der Jeetzel in die Elbe gelegene Hitzacker (Elbe) kann daher mit mehr Wahrscheinlichkeit ebenso wie die beim Burgwall von Meetschow entdeckte Siedlung in Anspruch nehmen, das gesuchte Skaesla zu sein, als das von der Slawengrenze weit entfernte Scheeßel oder aber das weiter südlich gelegene Scheßlitz bei Bamberg.
Das Diedenhofer Kapitular ist im Original nicht mehr erhalten, sondern nur in Abschriften des Hochmittelalters.
Edition 1
Bearbeiten- Alfred Boretius (hrsg.): Duplex capitulare missorum in Theodonis villa datum. In: MGH Capitularia regni Francorum 1, Hannover 1883, S. 120–126 Nr. 43–44 (Digitalisat)
Literatur 1
Bearbeiten- Vorlage:LexMA
- Vorlage:RGA
- Michael Glatthaar: Die drei Fassungen des Doppelkapitulars von Diedenhofen/Thionville (805/806): Entwurf – Erlass – Revision. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Band 69 (2013) S. 443–478 (Digitalisat)
- Matthias Hardt: Zwischen Bardowick und Erfurt – Handel und Verkehr an den nördlichen Grenzkontrollorten des Diedenhofener Kapitulars Karls des Großen von 805. In: Auf dem Wege zur mittelalterlichen Stadt in Thüringen (= Beiträge zur Frühgeschichte und zum Mittelalter Ostthüringens. Band 5). Herausgegeben von Hans-Jürgen Beier und Peter Sachenbacher. Beier & Beran, Langenweißbach 2014, S. 71–82.
- Wolfgang Hübener: Die Orte des Diedenhofener Capitulars von 805 in archäologischer Sicht. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte Band 72, 1989, S. 251–266.
Weblinks 1
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- Das Diedenhofener Kapitular und Forchheim
- Premberg und das Kapitular
Magdeburg
Bearbeiten805
24.Dezember Magdeburg wird als Magadoburg das erste mal urkundlich im Diedenhofer Kapitular Karl des Großen als fränkisches Kastell erwähnt, durch das er Magdeburg zum Zentralplatz für den Handel mit den Slawen bestimmt und unter der Aufsicht eines kaiserlichen Beamten stellt. Aito heißt der erste kaiserliche Statthalter Karl des Großen. (Diedenhofen = heute Thionville/Frankreich)
-
Im Chronicon Moissiacense wird Magdeburg erwähnt. Dort heißt es: "Das vierte Heer (des Kaisers) schiffte auf einer großen Flotte die Elbe aufwärts und kam nach Magedoburg und verheerte die Gegend Genewara" (Genthin?)
806
-
In einer Urkunde der Chronik von Moissac wird berichtet, das gegenüber Magdeburgs ein fränkischer Militärstützpunkt errichtet wird, das "castellum contra Magadaburg" dessen Lage seit 2009 nicht mehr unbekannt ist.
814
28.Januar Karl der Große, römisch-deutscher Kaiser, verstirbt in Aachen. Ludwig I., seit 813 zum Mitkaiser erhoben, übernimmt die Kaiserwürde.
843
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Nach dem Tod Karl des Großen zerfällt das Fränkische Reich. Im Vertrag von Verdun wird es unter den Söhnen Ludwig des Frommen aufgeteilt.
847
-
In einem Capitular von Kaiser Ludwig I., genannt der Fromme, wird Magdeburg, als einer der Stapelplätze von dem aus mit den Slawen gehandelt werden darf, erwähnt.
Skaesla
BearbeitenUnter Historikern ist umstritten, welcher Ort mit dem erwähnten „Skaesla“ gemeint ist. Die Aufzählung zeigt eine deutliche Reihenfolge von Nord nach Süd. Demnach müsste „Skaesla“ zwischen Bardowick und Magdeburg liegen. Das an der Mündung der Jeetzel in die Elbe gelegene Hitzacker (Elbe) kann daher mit mehr Wahrscheinlichkeit ebenso wie die beim Burgwall von Meetschow entdeckte Siedlung in Anspruch nehmen, das gesuchte Skaesla zu sein, als das von der Slawengrenze weit entfernte Scheeßel oder aber das weiter südlich gelegene Scheßlitz bei Bamberg.