Projekt:Mobilisierungsprojekt gegen Bildungsbenachteiligung/Brainstorming

Diese Seite dient dem Brainstorming zum Projekt:Mobilisierungsprojekt gegen Bildungsbenachteiligung

Anregungen zum Mitmachen Bearbeiten

Es geht um die Frage

  • Wie können junge Menschen mit einer "niedrigen sozialen Herkunft" mobilisiert werden, selbst für eine bessere Bildungspolitik speziell für ihre eigene Interessengruppe aktiv zu werden.

Also im Idealfall so etwas wie die 68er-Studentenbewegung, nur für eine andere Personengruppe. Eine ganz schön harte Nuss - wenn man bedenkt, wie sehr viele junge Menschen aus dieser sozialen Schicht heute leben: in einem Klima der Perspektivlosigkeit, schon in jungen Jahren resigniert oder voller Wut (je nach Subkultur, der sie sich evtl. anschließen), reichhaltiger Medienkonsum als Ersatzbefriedigung - jedenfalls viel Frust.

Aber sicher sind manche davon "erreichbar" für das Projekt, das Schwarze Feder vorschwebt. Nur: Wie könnte man es anstellen?

Lasst Eurer Phantasie freien Lauf!

Ideen, Fragen, Hinweise, Erfahrungen etc Bearbeiten

Brainstorming /Ideen von Almeida Bearbeiten

Na, dann mache ich mal den Anfang und schreibe auf, was mir zu dem geplanten Projekt einfällt.

  • Zu Phase 1 ("wie die Bildungsbenachteiligung konkret aussieht") gibt es sicher viel Literatur und Erhebungen, auf die man sich stützen kann. Dasselbe gilt für Phase 2 (Ursachenforschung). Vielleicht könnte man aber bereits in diesen Phasen Betroffene mit einbeziehen und sie befragen, wie ihre eigenen, konkreten Erfahrungen in Bezug auf Bildungsbenachteiligung aussehen. Wo könnte man derartige Befragungen durchführen? Vielleicht in Hauptschulen, Gesamtschulen oder Jugendfreizeitheimen?
  • Das Problem dürfte sein, dass sich viele von vornherein nicht für das Thema Bildung oder Bildungsbenachteiligung interessieren. Sehr wohl aber interessieren sie sich für ihre gesamte Lebenssituation und ihre Zukunftsperspektiven. Vielleicht sollte man zunächst das zum Thema machen und darüber versuchen, den Einstieg in die Bildungsthematik zu finden.
  • Der pädagogische Ansatz von Jeanpol Martin, Lernen durch Lehren könnte vielleicht auch bei diesem Projekt weiterhelfen, da die gemeinsame "Wissenskonstruktion" für die Lernenden besonders motivierend ist.
  • Mir würde noch dazu einfallen, dass man zwischen einem objektiven und einem subjektiven Interesse der Betroffenen an dem Thema unterscheiden muss (diese Unterscheidung gilt ja eigentlich immer). Das Ziel, aber auch das Problem oder der Knackpunkt des Projekts ist ja gerade, wie man aus dem objektiven auch ein subjektives (also tatsächlich erlebtes) Interesse machen kann.
  • Vielleicht sollte man noch weiter ausholen und fragen, welche Lernformen für die betroffenen Jugendlichen überhaupt geeignet sind. Das müssen ja keineswegs diejenigen sein, die in unserem heutigen Schulsystem angeboten werden. Ich erinnere mich noch an ein Projekt, das ich vor vielen Jahren (damals noch als Schulpsychologe) mit besonders schwierigen Schülern einer Gesamtschule durchgeführt habe. Eines der Ergebnisse war die Erkenntnis, dass diese Schüler die üblichen Lernvoraussetzungen (so nannten wir das) einfach nicht mitbringen - also die allgemeinen Voraussetzungen in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung (Frustrationstoleranz, Fähigkeit zur Impulskontrolle etc.), von denen die Schule bei ihrem Unterrichtsangebot ausgehen "musste". Letztlich war mit dieser Feststellung oder Erkenntnis allerdings niemand wesentlich geholfen, denn die Frage blieb, was macht man nun? Ich denke, "Schule" muss sich was einfallen lassen, wie man Bildungsangebote so gestalten kann, dass damit auch Kinder und Jugendliche erreicht werden, die eben die "normalen" Voraussetzungen, von einem üblichen Schulunterricht zu profitieren, nicht mitbringen. Denn diese fehlenden Voraussetzungen kann man so lange beklagen wie man will, sie sind nun einmal bei vielen einfach nicht da - und dies Problem nimmt immer noch zu, wie einem Lehrer glaubhaft versichern. Also muss man die Lernformen und Bildungsangebote so ändern, dass sie auf die heute "real existierende" Schülergeneration in all ihren Unterschieden und Facetten zugeschnitten ist.

Soweit erstmal. Eigentlich wollte ich hier nicht schreiben. Aber leider tat es bisher niemand. Ob wir damit beim Thema sind? (Ketzerische, vielleicht sogar etwas bissige Frage - ist mir schon bewusst). --Almeida 16:05, 27. Okt. 2006 (CEST)

Hallo Almeida, danke für das ausführliche Darlegen deiner Idee, direkt auf die Schüler und Schülerinnen zuzugehen. Ich würde dem zustimmen, wenn nun drei oder vier Leute mehr beim Projekt mitmachen würden. Da sich bislang jedoch noch niemand gemeldet hat, überlege ich, das Projekt etwas zurückzufahren und zunächst nur die Phasen 1 und 2 anzugehen und hier auch ersteinmal nur Literatur zu sichten und auszuwerten. Dabei habe ich die Idee als Zwischenergebnis einen Artikel "Ursachen der Bildungsbenachteiligung in Deutschland" zu schreiben und in Wikipedia zu stellen (eine entsprechende Baustelle habe ich dort eh schon). Ich könnte hierfür auch noch in Wikipedia werben. Sollte sich dies realisieren lassen, könnten wir tatsächlich auch an die Schulen gehen. Was meinst du? Was meint ihr? -- Schwarze Feder 01:42, 7. Dez. 2006 (CET)

Brainstorming / Ideen von ... Bearbeiten

Die 68er stammten aus gut situierten Elternhäusern und hatten einen weiten Wissenshintergrund. heute gibt es zwar auch viele Akademiker ohne jede Perspektive, die stammen aber aus der Mittelschicht. Wer als Jugendlicher aus schwierigen Verhältnissen kommt, geht nur selten auf's Gymnasium, manchmal noch zur Gesamtschule. Es gibt halt etliche Parallelgesellschaften, die abgehängte Unterschicht, noch aufgeteilt in "Ureinwohner" und Einwandererkinder und -enkel, die Mittelschicht (auch von Hartz IV bedroht, gerade auch die Akademiker) und die Oberschicht, die praktisch allen Kontakt zu anderen Lebenswirklichkeiten verloren hat. Diejenigen mit den geringsten Chancen sind die Hauptschüler. Die mobilisieren zu wollen, für ihre Interessen aufzustehen, halte ich für schwierig. Einerseits wirken RTL II und Co. wie das Soma aus Brave New World, andererseits müssten Akademiker dann auch sprachlich extrem abrüsten (und das ist sehr schwer).Hauptproblem dürfte aber die reine Konsumorientierung unserer Gesellschaft sein, die nur die Artikulation von Konsuminteressen fördert. Kaffeebecher 20:10, 13. Dez. 2006 (CET)

Brainstorming / Ideen von Marcus.w Bearbeiten

Eine Fachspezifische, fundierte Auseinanderstzung mit diesem Thema ist auf jeden Fall von Nöten. Die Frage: "Wie erreiche ich die Kinder/Jugendliche?" sollte um die Unterfrage "Wo sollte man anfangen, wenn man Kinder und Jugendliche erreichen möchte: Bei den Eltern, oder in der Schule?" erweitert werden. Ebenso muss man sich die frage stellen, ob diese Thematik ausschließlich "Kinder und Jugendliche in niedrigen sozialen Schichten" betrifft, oder ob hier eine Erweiterung auf die Allgemeinheit gesetzt werden muss. Bsp.: Ein Kind, welches in einer niedrigen sozialen Schicht aufwächst, kann es durchaus zum Geschäftsführer einer Mercedesfiliale schaffen. Ebenso kann ein Kind aus einer reichen, oder höheren Gesellschaftsschicht bis auf den sozialen Bodensatz abstürzen.

Ein Projekt in dieser Größenordnung muss demnach so strukturiert sein, dass Seminare überregional angeboten werden können. Nicht die Jugendlichen oder Kinder müssen aus dem "Sog der "Verdummung" durch (Multi-)Mediale Erlebnisse" gezogen und aufgeklärt werden, sondern vorallem auch die Eltern. Hier ist ein weiterer sehr wichtiger Faktor mit dem man sich beschäftigen muss. Denn das Elternhaus spielt eine große Rolle in der Entwicklung der Kinder.

Gerade die multimediale-Welt kann helfen, einem Kind oder Jugendlichen Perspektiven zielgerichtet näherzubringen. Im Zeitalter der Informationstechnologie sollten die Medien Computer und Internet dazu genutzt werden. Studien wie die

des Landesverbandes Rheinland-Pfalz können zu Rate gezogen werden, um unsere Studien weiter auszubauen.

Gemeint ist, dass Multi-Media schlecht, aber auch gut sein kann. Die Vermittlung der Inhalte und die Auswahl der Inhalte selbst, ist entscheident.

Ebenso können eigene Studien (regionsbezogen) erstellt und anschließend ausgewertet werden.

--Marcus.w 19:48, 26. Dez. 2006 (CET)

Konzept-Vorschlag Jazzman Bearbeiten

Hallo, mit kritischem Blick auf die Problemstellung und mit Hinsicht auf die geringe Dynamik in diesem Projekt würde ich vorschlagen, den Blickpunkt zunächst eher auf die Erforschung der Bildungsbenachteiligung selbst zu legen. Wir könnten zunächst einige Kernthesen und -fragen aufstellen und eine empirische Erhebung dazu machen, indem jeder Teilnehmer an seinem Wohnort (insbesondere geg. an seiner Uni) eine Fragebogenaktion macht. Grundlage für die Kernthesen könnten existierende Studien und die daraus resultierenden weitergehenden Fragen sein. --Jazzman 11:33, 12. Aug. 2007 (CEST)

Ein paar Gedanken von einem Alpenbewohner Bearbeiten

Ich lebe in der Surselva. Das ist ein entlegenes Alpental in der Schweiz, relativ dünn besiedelt. Die meisten BewohnerInnen sind zweisprachig (rätoromanisch und deutsch). Im Folgenden versuche ich das Mobilisierungsprojekt gegen Bildungsbenachteiligung gemeinsam mit der Situation in der Surselva zu reflektieren.

These 1
Die Bildungsbenachteiligung der Bevölkerung der Surselva ist geographisch begründet. Das Tal ist von hohen Bergen umgeben. Die wirtschaftliche Situation ist geprägt von extensiver Milchwirtschaft, traditionellem Handwerk und Tourismus. Die meisten Wirtschaftszweige haben sich hier gar nie angesiedelt oder wurden nie entwickelt. Die TalbewohnerInnen kamen fast nie in Kontakt mit Personen mit höherer Bildung.
These 2
Die Bildungsbenachteiligung der Bevölkerung der Surselva hat sprachliche Gründe. Die RätoromanInnen, deren Sprache vom Aussterben bedroht ist, haben nie eine Universität gegründet (oder geschenkt bekommen). Da es immer schon eine Kleinsprache war, ist das Angebot an rätoromanischer Literatur klein. Die Kultur lebt mehr vom mündlichen als vom schriftlichen Austausch. Gegenüber den Errungenschaften der Moderne sind die Rätoromanen oftmals skeptisch eingestellt, da sie als kulturfremd wahrgenommen werden.
These 3
Die Bevölkerung der Surselva empfindet keine Bildungsbenachteiligung, auch wenn die statistischen Erhebungen dies glauben machen wollen. Im Gegenteil: Als Hochschulabsolvent wird man hier gerne belächelt. Denn es gibt ja auch schönere Dinge im Leben wie jagen, fischen und Pilze sammeln.

Aus diesen Gründen stelle ich mir vor, dass hier ein solches Mobilisierungsprojekt nahezu als kolonialistisch empfunden würde. --- Manchmal frage ich mich, ob die Urahnen, die die Alpen besiedelt haben, hierher gekommen sind, weil sie einfach ihre Ruhe haben wollten. --- Ich vermute, dass es auch urbane Milieus gibt, die aus ähnlichen Gründen skeptisch sind gegen Bildungsoffensiven, z.B. weil sie mehr Leistungsdruck und Konformismus befürchten. --- Liebe Grüsse --par 23:30, 24. Sep. 2007 (CEST)


Konkretes Projekt, dass genau hier Ideen sucht und an der Umsetzung arbeitet Bearbeiten

Ich bin Mitglied einer Initiative für ein neues Schulsystem, welches sich sehr stark mit dieser Frage beschäftigt. Es ist unter [[[1]]] zu finden.

Die Grundthese ist, dass man diese ganzen Frustrationsfaktoren einfach beseitigen muss. Hierzu gehören die Abschaffung des abwertenden Notensystems, Ersatz dafür ist ein Meilensystem (ähnlich Miles and More).

Zusätzlich führt man einen flexiblen Lehrplan und ein Kernkurrikulum ein. Der flexible Lehrplan bietet Schülern die Möglichkeit interessensbezogen zu arbeiten und diese Arbeiten trotzdem in die Gesamtleistung einzubringen.

Das Kernkurrikulum ist da, um die staatlichen Lehrpläne abzudecken.

Weitherin gibt es jeden Tag zwei Stunden moderierte Kommunikation in der Gruppe.

Es gibt weder Hausaufgaben noch Elternabende, zwei Faktoren die heutzutage die Arbeit der Schule nach zu Hause und zu den Eltern verlagern und damit Ungleichheit extrem fördern.

Features wie Fremdsprachige Schüler - fremdsprachige Lernmaterialien helfen allen Beteiligten besser und schneller zu verstehen.

Wir suchen Hilfe für dieses neue Schulsystem, denn die Ideen sind alle recht revolutionär im Bereich Schule (woanders gehören sie schon zum Status Quo) - bestimmt auch wissenschaftliche Betreuung.


--84.154.27.205 14:14, 22. Jan. 2007 (CET)

hallo 84.154.27.205, was ist das für eine Initiative? Wie ist sie entstanden? Ist sie in irgendeinem Projekt eingebunden? Eure Ideen klingen spannend. -- Schwarze Feder 18:46, 23. Jan. 2007 (CET)