Projekt:Mosaik/Kirchen-Migration
Einleitung und Danksagung
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"MOSAIK", das heißt für uns: Auseinandersetzung mit sozialen Fragen der Migration und Integration im europäischen Kontext und den Auswirkungen auf die Regional- und Stadtentwicklung im Raum Ingolstadt. In diesem Zusammenhang wollte ich herausfinden, ob auch die regionalen Kirchengemeinden einen wichtigen Teil dazu beitragen... Thema: Migration als Herausforderung für die Arbeit der örtlichen Kirchengemeinden Und wer kann einem da besser mit Informationen dienen, als die Pfarrer der betroffenen Ingolstädter Kirchengemeinden. An dieser Stelle nocheinmal ein ganz großes und herzliches Dankeschön an die Pfarrer Bernhard Oswald (rk) und Christoph Drescher (ev). Ohne Sie wäre das Thema für mich kaum zu bearbeiten gewesen. Außerdem war Bernhard Oswald am 17.07.2007 (unserer Abschlusspräsentation an der Universität Eichstätt-Ingolstadt) persönlich vor Ort. Dafür auch ein großes Dankeschön: Er half bei einigen Fragen des Publikums :-) |
Interview mit Hr. Pfarrer Bernhard Oswald (rk - St. Pius)
Bearbeiten1. Migration gab es schon immer. Wie ist ihre Einrichtung eingebunden, d.h. welche Angebote macht sie?
- Besuchsdienst (Übergangswohnheim)
- Religiöse Begegnung und Bildung
- 2 Kindergärten
- Mutter-Kind-Gruppen
2. Hat sich ihre Arbeit im Laufe der Zeit verändert, hinsichtlich
a) Zahl der Angebote
- Nein, einfach eine aktivere Vorgehensweise.
b) Mitarbeiter welche in der Arbeit tätig sind
- Nein, nicht gravierend.
c) Zahl der Menschen die Sie betreuen
- Nein, nicht gravierend
d) Nationalität der Menschen
- 75-85: mehr Rumänen (besser gebildet ~Sprache, Religiosität)
- 85-06: ehem. UdSSR
3. Glauben sie, dass ihre Arbeit zur besseren Integration beiträgt und inwiefern?
- Ja, „Kontakt macht heimisch“ (Sprache, Spiele, Freunde, Chor,…)
- Schwellen werden durchbrochen
- Christl.- Islam. Kontakt
4. Ist die Arbeit besonderen Schwankungen unterworfen?
a. Gibt es Erfahrungsberichte?
a.1 wie werden Erfahrungen weitergegeben?
- wöchtl. Dienstgespräch
a.2 wie bereiten sich die Mitarbeiter darauf vor?
- Learning-by-doing, Reflexion, individuell (man wächst hinein)
b. Zeichnet sich Ihre Integrationsarbeit eher durch eine passive (auf Hilfesuchende wartend) oder aktive (auf die Migranten zugehend) Vorgehensweise aus?
- Aktiv, aber auch Einzelgespräche
5. Wie wird das Angebot Ihrer Kirche angenommen?
- wo von Menschen gefordert wird, wird auch gerne angenommen`
- Glaubens-Crash-Kurs weniger (Schwächen werden gezeigt)
6. Warum bittet man die Kirche um Rat, wo es sich doch eigentlich um ein sozialpolitisches Thema handelt?
- „Integration oder heimisch werden ist immer ein gesamtmenschlicher Prozess“
- Weltanschauung, Grundüberzeugung und Religion gehören dazu.
- Erfahrung von einer russ. Oma (>80 J.): „Jeden Tag muss ich weinen, weil mir meine Heimat fehlt und weil ich die Kirchentüre berühren darf“
(Trauer-Freude + zu beachtende Wertigkeit > Glaube und Wertigkeit)
- Es handelt sich nicht nur um ein sozialpolitisches Thema
- Das Angebot der Kirche ist weiter/breiter
7. Was unterscheidet Ihre Integrationsarbeit von der Arbeit nichtreligiöser Institute?
s.6.
8. Was glauben Sie, erwarten die Migranten von der Kirche?
- praktische Hilfe (materiell, sozial)
- religiöse Hilfe / Segen
9. In wieweit hat sich ihre Sichtweise durch die Arbeit mit den Migranten
auf das Thema Migration verändert?
- Differenzierteres Menschenverständnis > mehr Realismus, keine Illusionen
- Nicht immer ist Multikulti am besten > abhängig von den Menschen, deren sozialen Problemen,
- Sieht die Arbeit mitlerweile als Prozess und Aufgabe > nicht immer gleich als Bereicherung
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Interview mit Hr. Pfarrer Christoph Drescher (ev - St. Johannes)
Bearbeiten1. Migration gab es schon immer. Wie ist ihre Einrichtung eingebunden, d.h. welche Angebote macht sie?
- Räumlichkeiten stehen zur Verfügung: 2x/Woche russ.-deut., alle 4 Wochen Serben, 6x/Jahr Letten, ev. Gottesdienst in russ. 1x/Monat
- AK Aussiedlerarbeit
- Glaubenskurse
- 2x/Jahr: „Runder Tisch im Interesse von Kindern und Jugendlichen im Pius-Viertel“ (aus Vereinen, Stadtteilbüro, Parteien, Stadt (Stadtrat), Schulen, St. Pius, St. Johannes)
- „ChrIslam“ ©
- 1 KiGa (40 % musl. / 95% Migrationshintergrund aus ca. 10 Nationen)
2. Hat sich ihre Arbeit im Laufe der Zeit verändert, hinsichtlich
a) Zahl der Angebote
- nicht innerhalb der letzten 3 Jahre
b) Mitarbeiter welche in der Arbeit tätig sind
- nein
c) Zahl der Menschen die Sie betreuen
- wachsende Gemeinde
- AUDI: aus Sachsen, Niedersachsen, …) > Bsp. Wettstetten (vor 50 J. 3 ev. Fam. > jetzt 850 Mitglieder)
d) Nationalität der Menschen
- mehr Nationalitäten (Vgl. KiGa)
3. Glauben sie, dass ihre Arbeit zur besseren Integration beiträgt und inwiefern?
- Ja, wichtig sind „Langer Atem“ (Kontinuität) und „Selbstkritik“
4. Ist die Arbeit besonderen Schwankungen unterworfen?
- nein
a. Gibt es Erfahrungsberichte?
a.1 wie werden Erfahrungen weitergegeben
- mtl. Teambesprechung (keine Einzelfälle, sondern allg. Herausf.)
a.2 wie bereiten sich die Mitarbeiter darauf vor?
- Im KiGa: bis auf 1 Ausnahme alle mit Migrationshintergrund-
- Sonst keine Vorbereitung erf. > Erfahrung bereits groß
b. Zeichnet sich Ihre Integrationsarbeit eher durch eine passive (auf Hilfesuchende wartend) oder aktive (auf die Migranten zugehend) Vorgehensweise aus?
- Aktiv. Grund: Angst, Unwissenheit, Vorsicht, Skepsis der Menschen
5. Wie wird das Angebot Ihrer Kirche angenommen?
- Bei erf. Initiative von Migrantenseite: schwerfällig
- Persönliche Zuwendung (Taufe, Trauung, Konfirmation): sehr gut
6. Warum bittet man die Kirche um Rat, wo es sich doch eigentlich um ein sozialpolitisches Thema handelt?
- soziales Denken ist aus dem christl. Glauben entwachsen
- Danach: Sozialethiker, Philanthropen und Humanisten
- Bekannt ist: Verkündigung + „es gibt immer etwas zu essen“
7. Was unterscheidet Ihre Integrationsarbeit von der Arbeit nichtreligiöser Institute?
- „wir haben ein Plus“ > neben dem Brot auch etwas für die Seele
8. Was glaube sie, erwarten die Migranten von der Kirche?
- Bsp. 90 J. Herr, war froh um beides, während Rotes Kreuz nur körperlich half
9. In wieweit hat sich ihre Sichtweise durch die Arbeit mit den Migranten
auf das Thema Migration verändert?
- Schwierigkeiten wurden deutlicher, vorher nur eine „Ahnung“
- Interkulturelle Kompetenz
- Migranten sehen oft die Gefahr, nicht aber die Chancen (z.B. Sprache)
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Fazit
BearbeitenWas sind meine eigenen und persönlichen Erkenntnisse zu diesem Thema? Neben den vielen Fakten, Fakten, Fakten konnte ich einen äußerst interessanten Blick hinter die Kulisse und damit in die Organisation von den regionalen Kirchengemeinden gewinnen. Interessant fand ich dabei z.B. die Tatsache, dass es dabei nicht nur um das Verbreiten des jeweiligen Glaubens geht, sondern auch darum j e d e m zu helfen - von Mensch zu Mensch. D.h. es werden andersgläubigen Räumlichkeiten für deren Gottesdienste angeboten (!) und auch in den Kindergärten wird die konstruktive Kommunikation unter den Kindern unterschiedlichsten Glaubens gefördert und gelebt usw. Wenn mich jemand nach meinem eigenen Eindruck von Hr. Oswald und Hr. Drescher fragt, so kann ich demjenigen antworten, dass sie beide bereitwillig Rede und Antwort standen. Persönlich schienen sie mir beide sehr ausgeglichen, trotz vieler Termine (z.B. Unterricht als Pfarrer an einer benachbarten Schule). Es freute sie vermutlich auch, dass man als junger Mensch bereits ein Interesse für ein solch prekäres Thema entwickelt hat. Ob beiden der Beruf gleichermaßen viel Freude bereitet, kann ich nach so kurzer Zeit schlecht sagen, doch die Zeit die ich hatte veranlasst mich dahin zu tendieren, dass sie beide den Beruf aus vollster Überzeugung heraus praktizieren und leben. Ich kann es also jedem empfehlen, sich mit unseren Pfarrern zu unterhalten. Das Gespräch wirkt nicht aufgesetzt (zumindest soweit ein Interview nicht aufgesetzt wirken kann), sondern locker und sachbezogen. Eben genauso, wie man es sich als Fragesteller wünscht.
Was ist meine eigene Meinung zum MOSAIK? Wenn einen Schüler der Oberstufe etwas nach vorne bringt oder gar wirft, dann ist es ein solches Unternehmen, wie das MOSAIK-Projekt. Warum? Da habe ich eigentlich zwei Ansätze. Einen theoretischen und einen praktischen :-) Theoretischer Ansatz: Das Projekt baut eine rießige Brücke auf dem Weg zur Uni, weg von der Schule: man schnuppert erste Universitätsluft/-klima/-kultur/-atmosphäre, erlernt fachwissenschaftliche Arbeitsmethoden und wendet diese schließlich tatsächlich in der Feldarbeit an, lernt viele sehr interessante Menschen, Behörden und wohltätige Vereinigungen kennen (von denen man vielleicht bisher noch nicht einmal viel oder überhaupt nicht gehört hat) und wird schließlich "Universitäts-mündig". Die IPK (Internet- und Projektkompetenz) lieferte mir einen sehr intensiven Einblick in die strukturierte und vor allem schnelle Bearbeitung von wissenschaftlichen Problemen. In der heutigen Zeit ist einfach eine derart schnelle Entwicklung vorhanden, dass sich auch die Wissenschaft an die gegebenen Geschwindigkeiten anpassen kann und vielleicht auch muss... Praktischer Ansatz: Mein Bewerbungsgespräch bei der WFI (Wirtschaftswissentschaftlichen Fakultät Ingolstadt). Dem Prüfungsausschuss (bestehend aus Professor, wissenschaftlichem Mitarbeiter der WFI, Student der WFI und gehobenem Angestellten eines WFI-Partnerunternehmens) durfte ich ausführlicher über unser Projekt berichten. Ich kann eines mit Sicherheit sagen: Enttäuscht waren die nicht!! Dabei ging es weniger darum, welches Thema man bearbeitet, sondern einfach darum, zu zeigen, dass man an der universitären Arbeitsweise Gefallen findet. Das hat mir während des Bewerbungsgespräches um einen Studienplatz bei der WFI starken Rückenwind gegeben und hat mich auch sicherlich von vielen anderen "normalen" Abiturienten unterschieden.
Abschließend noch einen großen Dank an Fr. Heller, Fr. Alt und Fr. Dr. Siebenhüter für deren offenes Ohr und deren hervorragenden Hilfestellungen.