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Betrugsfall: Finanzaufsicht greift bei Volksbank Düsseldorf durch

SZ 18.11.2024

Der Vorstand des Geldinstituts fiel wohl auf eine Betrügerin herein – plötzlich waren hundert Millionen Euro weg. Jetzt zieht die Bafin Konsequenzen.

Finanzaufsicht greift bei Volksbank Düsseldorf durch

Als Reaktion auf einen spektakulären Betrugsfall hat die Finanzaufsicht Bafin nun die komplette oberste Führungsmannschaft bei der Volksbank Düsseldorf Neuss ausgetauscht: Nach Vorstandschef Rainer Mellis muss auch seine Vorstandskollegin Jessica Jüntgen ihr Mandat niederlegen – dem Vernehmen nach auf Druck der Bafin, was die Behörde nicht kommentieren möchte.

Interimistisch übernimmt mit Michael Horf, ein früherer Geschäftsleiter der Degussa Bank, die Leitung. Ihn hat die Bafin als Sonderbeauftragten geschickt – eine Maßnahme, zu der die Behörde selten greift. Er werde das Geldhaus zusammen mit einem Generalbevollmächtigten führen, um diese „wieder in normale Fahrwasser zu führen“, wie die Bank am Montag mitteilte. In Anbetracht eines internationalen Betrugsfalles, bei dem die Volksbank „instrumentalisiert“ worden sei, hätten der Aufsichtsrat und Jessica Jüntgen einvernehmlich sicherstellen wollen, „dass eine Aufklärung transparent erfolgen kann“, hieß es weiter. Vorstandschef Mellis hatte sein Amt schon ein paar Tage zuvor niedergelegt. Parallel prüfe auch der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) „die Funktionsfähigkeiten“ der Volksbank.

Der „Fall Düsseldorf“ hält derzeit das genossenschaftliche Bankenlager in Atem. Es ist bereits das dritte Institut der Gruppe, das innerhalb kürzester Zeit Hilfe von der genossenschaftlichen Sicherungseinrichtung beantragen muss. Zuvor war die Volksbank Schmalkalden in Thüringen kollabiert, deren Vorstandschef sich unter anderem ein europaweites Beteiligungsportfolio aufgebaut hatte, inklusive landwirtschaftlichen Fuhrparks. Fast zeitgleich hatte sich auch die Volksbank Dortmund-Nordwest mit Immobilienfonds verspekuliert.

In Düsseldorf war man nun auf eine wohl kriminelle Kundin hereingefallen, die von dem Firmenkonto eines französischen Unternehmens bei der Volksbank über ein anderes Konto in der Türkei 100 Millionen Euro hatte verschwinden lassen. Die Einlagensumme war ungewöhnlich hoch; zudem hätte das Geld wohl nicht einfach so Richtung Türkei transferiert werden dürfen. Inzwischen ermitteln auch die Staatsanwaltschaften in Düsseldorf und Paris.

Unter den Volksbanken – die als brav und solide gelten – wird inzwischen hinter vorgehaltener Hand diskutiert, ob die Kontrollen ausreichen, die einzelnen Banken im Zaum zu halten. Bislang sind es zwar nur Einzelfälle, die bei 700 Volksbanken vorkommen können, das möchte jedenfalls der Bundesverband BVR weismachen. Einige fragen sich aber, ob das genossenschaftliche Modell („Einer für alle und alle für einen“) auch zum Zocken einlädt. Weil die Vorstände wissen: Wenn ihre Bank Hilfe braucht, fängt es ja die Gruppe auf.

Die drei Stützungsfälle dürften den Verbund zusammen jedenfalls mehrere hundert Millionen Euro kosten. Mit geschätzt vier bis sechs Milliarden Euro ist die Sicherungseinrichtung der Volksbanken zwar gut gefüllt – noch dazu haben Institute zuletzt bestens verdient. Doch der Reputationsschaden sei bereits spürbar, heißt es im Verbund.

--Methodios (Diskussion) 06:50, 19. Nov. 2024 (CET)Beantworten

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