Projekt Diskussion:Dresdner Glossar/Dresdner Bleichsuchtpulver

Letzter Kommentar: vor 9 Tagen von Methodios in Abschnitt Begriff

Begriff

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Das Dresdner Bleichsuchtpulver der Schwestern Gerzabeck war ein in Sachsen "concessionirtes Geheimmittel". Es wurde unter den "arzneikräftigeren Stärkungsmitteln" gezählt und bestand aus einer Mischung von "grober, oft messinghaltiger Eisenfeile" mit "einem grossentheils aus Fenchel bestehenden Pflanzenpulver".[1] Es wurde von 1861 bis 1873 nacheinander an insgesamt sieben verschiedenen Adressen hergestellt und "mittels Vertrieb im eigenen Hause" verkauft.[2]

Bleichsucht

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Als Bleichsucht (oder auch in Medizin-Latein: Chlorose) wurde früher die Eisenmangelanämie bezeichnet, wahrscheinlich die häufigste Mangelkrankheit überhaupt.

Gefährliches und schädliches Produkt

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Grobe Eisenfeile ist gegen diese Krankheit eher gefährlich, Messing sogar schädlich, und Fenchel und andere Pflanzen wirkungslos. Dennoch verdienten sich Auguste S.[ophie] und M.[aria] Anna Friederike Gerzabeck im Niedergraben 5, im Luxushotel Stadt Braunschweig und in der Casernenstraße 15 I. ihren Lebensunterhalt als "Verfertigerinnen des concess. Dresdner Bleichsuchtpulvers".[3][4] Aus diesem Grunde wurde das "Geheimmittel" auch als Bleichsucht-Pulver von Gerzabek bezeichnet.[5]

  • "Ebenso bin ich und mancher andere Arzt in Zweifel, ob man wirklich die Abth. II. unter a. aufgeführten Eisen- und Chinin-haltigen Stärkungsmittel den Laien in die Hände geben dürfe? Denn es kann damit viel geschadet werden. Die älteren Aerzte lehrten, dass durch unzweckmässigen Gebrauch des Eisens mehr Personen beschädigt werden, als durch wirkliche Gifte."[6]

Betrügerische Absicht

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Die Eisenfeile war ein Abfallprodukt der benachbarten Handwerker (im Haus Casernenstraße 15 hatte z.B. der Klempnermeister Flade seine Werkstatt[7]), und das Pflanzenpulver kauften sie sich auf dem nahen Neustädter Markt zusammen. Bei einem ähnlichen Produkt (im damals österreichischen Böhmen, in Prag hergestellt) wurde eingeschätzt, daß der Verkaufspreis den Herstellungsaufwand um den Faktor zehn überstieg (bei 4 Kreuzer Aufwand betrug der Preis 40 Kreuzer).

  • "Verwerflich ist die ganze Geheimmittelkrämerei nicht bloss aus medicinischen Gründen, sondern vornehmlich wegen des damit verbundenen systematischen Betrugs und des gewissenlosen Spiels, welches dabei mit der Leichtgläubigkeit und Aengstlichkeit der bemitleidenswerthen kranken oder sich krankdünkenden Menschheit getrieben wird, und wegen des damit verbundenen Strebens die Menschen zu verdummen. Die Betrügerei erreicht im Geheimmittelhandel eine Höhe, wie sie kaum in irgend einem anderen Zweige der Industrie verkommen dürfte. Manchmal werden ganz werthlose gemeine Stoffe (wie Kochsalz, Linsenmehl, Zucker u. s. w.) unter klingenden Namen zu enormen Preisen verkauft. (S. die im ersten Abschnitt gelieferten Preis- und Werthangaben.) Durchschnittlich beträgt der Profit, welchen die Geheimmittelkrämer nehmen, das Fünf- und Zehnfache des wirklichen Werthes, also 500 bis 1000 Procent. Daher rührt die grosse Zahl solcher [S. 63] Personen, daher die ungeheuren Geldsummen, welche sie auf Zeitungsannoncen verwenden. In der Regel gebraucht man zu der Geheimmittelbereitung die billigsten, daher schlechtesten und unreinsten Ingredienzen, welche ein legaler Apotheker oder Droguist nicht anwenden dürfte (messinghaltige grobe Eisenfeile aus Schlosserwerkstätten, ranzige Fette, ungereinigte Salze, alte verlagerte Kräuter und Hölzer, fuseligen Weingeist, schlechte saure Weine, Stärkeschleim, Kartoffelsyrup u. s. w.) — Oft sind die Geheimmittel ganz widersinnige Vielgemische, aus der ärztlichen Literatur vor zwei bis drei Jahrhunderten abstammend, welche kein heutiger Arzt wagen dürfte, offen zu verschreiben, weil er Gefahr laufen würde, vom Apotheker und vom Patienten selbst wegen solcher Gebräue ausgelacht und öffentlich bespöttelt zu werden."[8]
  • "Dem gegenüber fällt um so greller das Missverhältniss des verlangten Preises zu der gänzlichen Werthlosigkeit und schlechten Beschaffenheit der ausgebotenen Waare in die Augen, wovon wir im ersten Kapitel zahlreiche Beispiele angeführt haben. Dasselbe artet manchmal bis zur förmlichen Beutelschneiderei aus, indem ganz werthlose Dinge, wie ein Paar Gran Kochsalz, ein Loth unreine Schlosser-Feilspäne, ein Stärkesyrup, ein Mehl aus Hülsenfrüchten, für theure Preise ausgeboten werden. Aber auch in den anderen Fällen ist das Missverhältniss zwischen dem Werth des feilgebotenen Artikels und dem geforderten Preise ein ganz übertriebenes."[9]

Vertrieb

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Die Distribution erfolgte "mittels Vertrieb im eigenen Hause. Dies geschieht in Deutschland jetzt fast nur noch im Betreff einiger concessionirter oder geduldeter Geheimmittel, zum Beispiel der Gerzabek'schen Bleichsuchtpulver, des Walther'schen Pflasters, mancher Schönheits-und Zahnmittel."[10]

  • "Die Geheimmittelkrämer beuten nur fremde Erfindungen aus und werden bloss durch den Schutz des Geheimnisses dazu in Stand gesetzt."[11]

Schreibsand als Nebenproduktion

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Da die Damen längst nicht alle Handwerkerabfälle als "cocessionirtes Dresdner Bleichsuchtpulver" losschlagen konnten, fertigten sie auch Schreibsand als zweites wirtschaftliches Standbein, der durch die reguläre Preisgestaltung später besser lief als das "Geheimmittel".

Die hinterlassenen Töchter Gerzabeck als Herstellerinnen

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Der Hofküchenmeister Friedrich Gerzabeck und dessen Vater, der Bestattungsunternehmer Carl Gerzabeck

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Der Mundkoch Friedrich Gerzabeck tauchte erstmals im Adressbuch von 1832 mit der Adresse Annengasse 571 (1 Treppe) auf.[12]

Sein Vater Carl Gerzabeck betrieb zu dieser Zeit ein Oratorium und eine Begräbnisanstalt (Bestattungsinstitut) in der Kleinen Brüdergasse 309, 1 Treppe. Carl Gerzabeck ist letztmalig im Adressbuch von 1834 verzeichnet.[13]

Die hinterlassene Tochter Theresie Gerzabeck war anschließend weiterhin im Bestattungswesen als Heimbergin tätig. Nachgewiesen ist sie von 1837[14] bis zum Adressbuch von 1840.[15] Ihre Adresse war zunächst Große Brüdergasse Nr. 274 (2 Treppen), ab 1838 Nr. 288[16] (1839 in Nr. 31 umbenannt). Beide Adressen befanden sich im ehemaligen Zuständigkeitsbereich des väterlichen Bestattungsunternehmens, so daß diese Tätigkeit noch auf den Kontakten des Vaters beruhte. In diesem Bereich lag auch der Friedhof der Evangelischen Hofkirche, der Sophienkirche. Vor 1837 waren die Adressbücher gegenüber Frauen sehr benachteiligend, weswegen sie nicht gleich erwähnt wurde - nach 1840 könnte Theresie Gerzabeck möglicherweise zeittypisch eine Versorgungsehe eingegangen sein, so daß sie nicht mehr als eigenständige Person auftauchte.

Ebenfalls im Adressbuch von 1840 wird Friedrich Gerzabeck jetzt nicht nur als Mundkoch, sondern zusätzlich als "präd. Küchenmeister" mit der neuen Adresse Freiberger Straße 2 (2 Treppen) erwähnt.[17] Auf diese Bezeichnung bezieht sich wahrscheinlich die posthume Betitelung als "Hofküchenmeister".[18] In dieser Stellung ist er bis 1844 nachweisbar, in dem Jahr zum ersten und letzten Mal mit der Adresse Mühlhofgasse 1 (3. Treppen).[19]

1861/1862: Niedergraben 5

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Auguste S. u. M. Anna Friedrike Gerzabeck werden erstmals im Adressbuch von 1863 als "Hofküchenmeisters h. T." (hinterlassene Töchter) mit der Adresse Niedergraben 5. II. erwähnt[20]. Demzufolge wohnten sie dort seit mindestens 1861. Unter der Adresse werden sie (fälschlicherweise) Gerschabeck geschrieben (so wie der polnische Familienname Gerżabek gesprochen wird).[21] Das Gebäude hatte immerhin schon 5 Stockwerke. Im Parterre und der Belle Etage lebte und arbeitete der Hausbesitzer C. F. Fehrmann, ein Bäckermeister. Den zweiten Stock mußten sich S.[ophie] und Friedrike Gerschabeck (offenbar die damals gebräuchlichen Rufnamen) mit dem Lackirer Engelhardt und der Näherin Patschke teilen. Die "hinterlassenen Töchter" können rund zwanzig Jahre nach der letzten Erwähnung ihres Vaters nicht mehr die jüngsten gewesen sein (1866 starb auch die erste von ihnen). Dies erklärt, warum sie zu diesem Zeitpunkt mit der "Erfindung" eines Dresdner Bleichsuchtpulvers" Einnahmen generieren mußten - und unerwartet zunächst auch sehr viel Erfolg damit hatten.

Ende 1862 bis Mitte 1865: Hotel Stadt Braunschweig

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Die Geschäfte mit dem Dresdner Bleichsuchtpulver verliefen am Anfang derart gut, daß die Schwestern noch Ende 1862 in das luxeriöse Hotel Stadt Braunschweig (Am Markt Nr. 11) ziehen konnten.[22] Dort lebten sie über zweieinhalb Jahre bis Mitte 1865[23] im vierten Stock hoch über dem Neustädter Markt.

Eigentümer war der "Posamentirer" Carl August Unrasch, der 1862/1863 noch sein "Verkaufs=Local" in einem Gewölbe im Parterre des Hotels betrieb (ab 1864 in der Birkengasse 5). Die Unraschs besaßen um 1800 die gegenüberliegende Bier-Gaststätte von Johann Gottfried Unrasch (Markt-Platz Nr. 228), das noch vor 1838 vom Hotel Stadt Wien als drittes Gebäude zwecks Erweiterung angekauft wurde. Von dem Verkaufserlös konnten die Unraschs das gegenüberliegende Gebäude am Markt 11 erwerben und zum Hotel Stadt Braunschweig ausbauen. Die Gastronomie des Hotels betrieb der "Gastwirth Hentzschel". In einem anderen Gewölbe im Parterre des Hotels hatte der Uhrmacher Rost sein "Geschäfts=Local".[24]

Dauergäste waren damals z. B. der Leutnant Spangenberg, der Oberleutnant a. D. Freiherr von Bülow und der "Musikus" Mauersberger.

Die Schwestern Gerzabeck lebten im vierten Stock mit der Apothekers-Witwe Dorn und ihrem Sohn, einem "Handlungs=Commissionär", zusammen. Auch Dorn jun. betrieb aus dem Hotel heraus seine Geschäfte.[25]

Mitte 1865 bis Ostern 1867: Casernenstraße 15

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Nachdem das Dresdner Bleichsuchtpulver jede Menge Nachahmer gefunden hatte, brach der am Anfang sehr hohe Absatz schlagartig ein, und die Schwestern mußten aus finanziellen Gründen das bequeme Leben in dem Luxushotel Stadt Braunschweig aufgeben. Der Uhrmacher Rost im Hotel verschaffte ihnen in der Casernenstraße 15 I., aus der außer ihm und der Altmieter Warnhöfer (ein der "Naturwissenschaft Beflissener") damals alle Mieter auszogen oder verstorben waren, eine neue Bleibe.[26][27]

"Eigenthümerin" des Hauses war Johanne Christine Charlotte Weise (auch Weiß geschrieben), "Registrators Ehefrau".[28] Sie hatte zu dieser Zeit sichtlich Mühe, dieses große fünfstöckige Gebäude voll zu vermieten. 1865 stand nicht nur das Verkaufs-Gewölbe des Hauses leer, sondern auch noch der gesamte 4. Stock.

Die Schwestern Gerzabeck zogen in die Belle Etage (die Eigentümerin wohnte parterre), aus welcher der "Agent und Comissionär" F. W. Steinborn ausgezogen war, weil er in der Mathildenstraße 19 ein Gewölbe im Parterre gefunden hatte.[29] Außerdem war dort der "Cigarrenfabrikant" Schubert verstorben.

Ein weiterer Mieter in der Belle Etage mit den Schwestern Gerzabeck zusammen wurde der "Täschner und Tapezirer" Wilhelm Gustav Ludwig Kaulfuß, der sein "Verkaufs=Local" im Gewölbe der nahen Heinrichstraße 5 hatte.[30]

Der hilfsbereite Uhrmacher Rost bewohnte mit seiner Ehefrau, einer Lehrerin an der katholischen Hauptschule, den dritten Stock.

Ende 1865 wurde Auguste Sophie Gerzabeck letztmalig erwähnt. Sie verstarb noch im gleichen Jahr oder bis Ende 1866. Sie hatte den sozialen Absturz nicht verkraften können.

Das Jahr 1866 war zwar für die Hauseigentümerin Weiß wirtschaftlich ein voller Erfolg (sie vermietete sogar ihr Gewölbe wieder - an den "Knochen= etc. Händler" Knoche [sic!], der hier sein "Geschäfts=Local" eröffnete - und den vierten Stock an den "Kleidermacher" [damals für Schneider] Wüstner), aber nach dem Tod ihrer Schwester konnte M.[aria] Anna Friedrike Gerzabeck die großen Räume in der Belle Etage nicht mehr halten und kündigte zeittypisch zu Ostern 1867.[31]

Ostern 1867 bis 1869: Friedrike Gerzabeck in der Amalienstraße 18

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Das Adressbuch von 1868 verzeichnet

  • "Gerzabeck, M. Anna Fdke., Verfertigerin des conc. Dresdn. Bleichsuchtpulvers, Amalienstr. 18. III."[32]

desgleichen das Adressbuch von 1869.[33]

Zu diesem Zeitpunkt bestand ihr größter Umsatz aber aus Schreibsand.

1868 machten sich ihre Söhne, die sie nun nicht mehr mittragen konnte, wirtschaftlich selbständig:

  • Anton Gerzabeck als "Kunst= und Schönfärber" in dem Gewölbe Am See 3 und
  • Wilhem Gerzabeck als "Schneider für Damen" im fünften Stock der Schuhmachergasse 13

1869 bis 1870: Friedrike Gerzabeck im Commungebäude Breitestraße 3 (Breihahnhaus)

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Die Geschäfte von Friedrike Gerzabeck liefen zwischenzeitlich so schlecht, daß sie ihre Miete in der Amalienstraße nicht mehr aufbringen konnte und im Commungebäude Breitestraße 3 (Breihahnhaus) untergebracht werden mußte.[34]

Verwalter dieses Commungebäudes war der "Stadt=Oekonom" Hartmann. Friedrike Gerzabeck wohnte dort kurzzeitig im vierten Stock mit dem brotlosen "Privatgelehrten" Hartmeyer und dem "Cantor emerit." Alscher zusammen. Die Gewölbe des Hauses waren zum Wohl der Stadtkasse an die "Schänk= und Speisewirthe" Müller und Strauß verpachtet.

Zum Glück liefen in dieser Zeit die Geschäfte ihrer Söhne gut an, so daß sie von denen schon 1870 die Mittel für eine neue, eigene Bleibe bekam.

Ihr Sohn Anton Gerzabeck verlegte seine "Kunst= und Schönfärberei" in das Gewölbe der Annenstraße 31 und konnte sich auch noch eine eigene Wohnung im Parterre der Josephinenstraße 20a leisten. Aber auch ihr Sohn Wilhelm unterstützte sie pflichtgemäß mit Mitteln aus seinem sehr gut florierenden Schneidergeschäft in der Innenstadt.

1870 bis Ende 1871/Anfang 1872: Friedrike Gerzabeck im Hintergebäude Pirnaischer Platz 1

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Noch 1870 konnte Friedrike Gerzabeck mit Unterstützung ihrer Söhne im damals einzigen Gebäude mit der Adresse Pirnaischer Platz wieder eine eigene Bleibe anmieten, allerdings im vierten und letzten Stock des Hinterhauses. Dafür blieb sie damit wenigstens in der Nähe der Amalienstraße, die sie nur ungern verlassen hatte.[35]

Im vierten Stock des Hintergebäudes wohnten mit ihr der Bildhauer Schug und der "Decorationsmaler" Barthels. Sie ging wie seit zehn Jahren schon der Verfertigung ihres Dresdner Bleichsuchtpulvers nach, vertrieb aber "nebenbei" auch wieder jede Menge Schreibsand.[36]

Eigentümer des großen Hauses mit großem Hintergebäude war der "Hof=Instrumentenmacher" Rönisch, bei dem die Söhne für die alte Mutter bürgen mußten.

1870 zog ihr Sohn Anton Gerzabeck näher an sein Geschäftslokal Annenstraße 31 heran und wohnte dann Annenstraße 15 parterre.[37] Seine Geschäfte florierten in dieser Zeit der deutschen Reichsgründung so sehr, daß er 1871 sogar das Haus Rampeschestraße 10 des verstorbenen Schmiedemeisters Wilhelm Täschner erwerben konnte[38], sein Geschäftslokal aber aber erst einmal in der Annenstraße 31 ließ.

Ende 1871/Anfang 1872 bis 1873: Friedrike Gerzabeck im Hause ihres Sohnes Rampeschestraße 10

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Ende 1871, spätestens 1872 zog dann Friedrike Gerzabeck in das neuerworbene Haus ihres Sohnes Anton. Das Parterre war frisch an den "Schänk= und Speisewirt" Leonhardt verpachtet, eine einträglichere Einnahme als vom ehemaligen Friseursalon Chst. F. H. Vogel, der dann mit seinem Salon in die benachbarte Rampeschestraße 12 umzog, um seinen Kundenstamm zu halten (er wohnte in dieser Zeit in der Belle Etage der Töpfergasse 11).[39]

Friedrike Gerzabeck bewohnte zusammen mit ihrem Sohn die Belle Etage der neu erworbenen Rampeschestraße 10 und wurde noch immer als "Verfertigerin des Dresdner Bleichsuchtpulvers" bezeichnet,[40] allerdings letztmalig zu Ende 1872. 1873 gab sie diese Tätigkeit auf. Es ist ungeklärt, in wieweit das 1872 im renommierten Leipziger Verlag von Otto Wigand erschienene auflagenstarke Buch von Dr. Hermann Eberhard Richter ("Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium"):

  • "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung".

zu dieser Aufgabe beigetragen hat. Möglicherweise wurde sie auch im Haushalt ihres Sohnes so gut versorgt, so daß sie im Alter diese Beschäftigung aufgeben konnte (und somit als wirtschaftlich unselbständiges Familienmitglied keine Erwähnung mehr im Adressbuch fand). Möglicherweise ist sie aber auch 1873 verstorben. Ihre Schwester war da schon sieben Jahre tot.

Ihr Sohn Wilhelm Gerzabeck, der Schneider für Damen, wohnte zu dieser Zeit in der Münzgasse 1 (fünter Stock),[41] direkt an der Frauenkirche, und hatte sein "Magazin" (Verkaufs-Geschäft) in der Töpfergasse 1a (pt.)[42] mit dem "Eingang an der Frauenkirche", also in bester Lage.[43]

Ihr Sohn Anton verlegte 1879 sein Geschäft von der Annenstraße in das Parterre seines Hauses. Er war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf die Einnahmen aus der Verpachtung als Gastwirtschaft angewiesen.[44]

Anmerkungen

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  1. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 7 (2. Abtheilung, Stärkungsmittel).
  2. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 48 (2. Kapitel, Vertriebsweise).
  3. Dresdner Adressbuch von 1866, S. 72 zu Gerzabeck.
  4. Dresdner Adressbuch von 1866, S. 46 zu Casernenstraße 15.
  5. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 7 (2. Abtheilung, Stärkungsmittel).
  6. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 59 (3. Kapitel, Schädlichkeit und Verwerflichkeit der Geheimmittel).
  7. Dresdner Adressbuch von 1866, S. 46 zu Casernenstraße 15.
  8. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 62f. (3. Kapitel, Schädlichkeit und Verwerflichkeit der Geheimmittel).
  9. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 78. (Viertes Kapitel. Bekämpfung des Geheimmittelunwesens).
  10. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 48 (2. Kapitel, Vertriebsweise).
  11. Dr. Hermann Eberhard Richter (Professor der Medicin a. D., Abgeordnetem des Dresdner ärztlichen Kreisvereins zu dem Königl. Sächsischen Landesmedicinalcollegium): "Das Geheimmittel-Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung". Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1872, S. 57 (3. Kapitel, Schädlichkeit und Verwerflichkeit der Geheimmittel).
  12. AB 1832, S. 67.
  13. AB 1834, S. 66.
  14. AB 1838, S, 67.
  15. AB 1840, S. 68.
  16. AB 1839, S. 68.
  17. AB 1840, S. 68.
  18. AB 1863, S. 63.
  19. AB 1845, S. 76.
  20. AB 1863, S. 63.
  21. AB 1863, S. 396.
  22. AB 1864, S. 66. Der Aufenthalt in dem 1863 redigierten Werkes wurde erst verzeichnet, wenn er länger als ein Jahr andauerte.
  23. AB 1865, S. 71.
  24. AB 1864, S. 393.
  25. AB 1865, S. 123.
  26. Dresdner Adressbuch von 1866, S. 72 zu Gerzabeck.
  27. Dresdner Adressbuch von 1866, S. 46 zu Casernenstraße 15.
  28. AB 1865, S. 44.
  29. AB 1866 S. 267.
  30. AB 1866, S. 125.
  31. AB 1867, S. 47.
  32. AB 1868, S. 76.
  33. AB 1869, S. 78.
  34. AB 1870, S. 38.
  35. AB 1871, S. 181.
  36. AB 1872, S. 186.
  37. AB 1871, s. 84.
  38. AB 1871, S. 204.
  39. AB 1872, S. 343.
  40. AB 1873, S. 214.
  41. AB 1874, S. 96.
  42. AB 1875, S. 101.
  43. AB 1873, S. 93.
  44. AB 1880, S. 116.

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