Projekt Diskussion:Dresdner Glossar/Herzog von Böhmen

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Der Herzog von Böhmen war von 867/871 bis zum Jahr 1142 der Landesfürst des sorbischen Gaues Nisan und damit auch von dessen Hauptort Nisana am Hafen von Nisan bei der Elbfurt zwischen Dresden und Altendresden.

Liste der böhmischen Herzöge über Nisan

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Einführung

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Lehensrechtliche Beziehungen zwischen dem böhmischen Herzog und dem Gau Nisan sind erst für das 11. Jahrhundert bezeugt. Allerdings bestand bereits zuvor eine Vorherrschaft von Böhmen über den Elbtalkessel als "böhmische Niederlande". Dieser Begriff hat sich durch die deutsche Ostkolonisation weiter nach Osten verschoben. Andererseits wurden die Könige von Böhmen vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts mehrfach auch mit der ganzen Mark Meißen inklusive Nisan belehnt. Desweiteren bestand eine böhmische Lehnsherrschaft über Dohna und Pirna bis in die Neuzeit, und auch der Königstein ist eine Gründung der böhmischen Könige. Der Römisch-deutsche Kaiser Heinrich IV. machte sich einen Zwist innerhalb der in Böhmen herrschenden Přemysliden zunutze und nahm das Land im Jahr 1099 in das kaiserliche Lehen. 1101 wurde Bořivoj II. von Böhmen zum Herzog bestimmt. Seither fühlten sich die römisch-deutschen Könige ermächtigt, in dem slawischen Land nach Belieben zu schalten und zu walten, und sei es mit militärischer Gewalt wie 1142 bei der Wiedereinsetzung von Vladislav II., der dafür König Konrad III. sowohl Nisaner (das heutige Dresden als auch Budissin (die Oberlausitz um Bautzen) abtrat. Von 1347 bis 1437 war hingegen Böhmen so mächtig geworden, daß die Könige von Böhmen in Personalunion auch die Römisch-deutschen Könige und Römisch-deutschen Kaiser stellten. In den Beginn des 15. Jahrhunderts fiel auch die volkssprachliche tschechische Reformation (auch als vorreformatorische Bewegung bezeichnet) der Hussiten, welche auf Sachsen und damit auch den Raum Dresden heftig und militärisch zurückwirkte. Dabei ging es nicht mehr wie in früheren Jahrhunderten um die kirchenslawische Liturgie statt der römisch-katholischen, sondern um die volkssprachliche tschechische Liturgie.

867/871-929/935: Bořivoj I. bis Wenzel
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929/935-1004: Boleslav I. bis Boleslav IV. (Chobry)
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1004-1034: Jaromír und Oldřich
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1035-1061: Břetislav I. und Spytihněv II.
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1061-1100: Vratislav II. (1085 König) bis Břetislav II.
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1101-1142/1172: Bořivoj II. bis Vladislav II. (1158 König)
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  • Bořivoj II. von Böhmen - Bořivoj wandte sich an den Kaiser und bat um Unterstützung. Durch die Aufnahme Böhmens in das kaiserliche Lehen im Jahr 1099 wurde dann 1101 Bořivoj zum Herzog bestimmt. Diese Vorgehensweise hatte Folgen im gesamten 12. Jahrhundert, in dem die Kaiser mehrfach in die Geschicke Böhmens und die Nachfolgeregelung eingriffen.
  • Svatopluk von Böhmen † 21. September 1109
  • Bořivoj II. von Böhmen
  • Vladislav I. von 1109 bis 1117 und von 1120 bis † 12. April 1125 Herzog von Böhmen
  • Soběslav † 14. Februar 1140
  • Vladislav II. (* um 1110; † 18. Januar 1174 in "predium Mer" (Meerane)) war Herzog von Böhmen und ab 1158 König von Böhmen. Er herrschte von 1140 bis 1172.

Geschichte

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867: Unter dem Einfluss von Altmähren

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  • 867: Der altmährische König Rastislav macht den Mojmiriden Svatopluk I. zum Lehensherren des Fürstentums Nitra. Der gerade erst mannbare Přemyslide Bořivoj I. wird "Herzog der Böhmen", wahrscheinlich durch Protektion von Svatopluk I. (nach anderen Meinungen erst 871). Als Grund der Einsetzung von Bořivoj I. in Böhmen wird dessen Verwandtschaft mit dem Herrscherhaus der altmährischen Mojmiriden genannt, wonach Přemysliden und Mojmiriden miteinander versippt wären. Dies könnte aber allein schon durch die Verschwägerung 871 mit Svatopluk I. begründet sein. Als weiterer Grund wird genannt, der junge Bořivoj wurde am Hof von Svatopluk I. zu einer promährischen Einstellung erzogen. Beginn einer expansiven böhmischen Politik nach Norden und Osten. Nisan gehört nach dem Bayerischen Geographen wahrscheinlich (als Böhmische Niederlande) zum Herrschaftsbereich von Bořivoj I. Wahrscheinlicher Beginn der Herrschaft der Přemysliden über Nisan (nach anderen Meinungen erst in den 870er oder 880er Jahren), möglicher Beginn einer indirekten Herrschaft der Mojmiriden über Nisan.
  • 872: Bořivoj I. kämpft mit weiteren böhmischen Fürsten gegen ein in Böhmen eingefallenes fränkisches Heer: Schlacht an der Moldau. Erste Erwähnung Bořivojs, weswegen sein Regierungsantritt und sein Verhältnis zu Svatopluk I. umstritten sind. Zur gleichen Zeit werden die Heere der Sachsen und Thüringer von den Mährern in die Flucht geschlagen. Nisan stellt wahrscheinlich Krieger für Bořivoj.
  • 874: Bořivoj I. heiratet Ludmilla, die Tochter Slavibors, des sorbischen Fürsten der Milzener um Bautzen. Durch diese Heirat wird eine antifränkische Allianz bekräftigt. Nisan stellt wahrscheinlich Krieger für Bořivoj I. Svatopluk I. und Ludwig der Deutsche schließen den Forchheimer Frieden.
  • 883: Taufe Bořivojs in (Alt)Mähren und wahrscheinlich auch von Ludmilla (vermutlich in Böhmen). Nisan bekommt ein christliches Herrscherpaar. Dieser Vorgang wird (zumeist in der Form einer gemeinsamen Taufe des Herrscherpaares) oft auch als Taufe Böhmens bezeichnet. Infolge der Zugehörigkeit der Landschaft Nisan zu Böhmen wird hierdurch auch Nisan offiziell christlich.
  • 884: Stiftung christlicher Schulen wie in Ludmillas Heimat Bautzen (wahrscheinlich mit Kapelle) und christlicher Kirchen (auch nördlich des Erzgebirges wie in oder bei Görlitz, in Gana und in Bresnice in Nisan) durch Ludmilla und Bořivoj I.[1]
  • 888 starb der Přemyslide Bořivoj I. und Svatopluk I. (von Großmähren) übernahm die direkte Macht in Böhmen in Stellvertretung Bořivojs minderjähriger Söhne. Die Machtübernahme wurde durch König Arnolf von Kärnten 890 auf dem Omuntesperch (Amandhegy-Pannonhalma oder Omuntesdorf) bestätigt. Allerdings annullierte Arnolf den Vertrag 892 und zog im Juli 892 mit seinen Verbündeten, diesmal verstärkt durch Ungarn, gegen Svatopluk I.[2] Diesen und zwei weitere Angriffe (nochmals 892 und 893) konnte der mährische Heeresführer niederschlagen.
  • 894: Spytihněv I.. An der Grenze seines Herrschaftsgebietes baute er neue Burgen, die direkt vom Geschlecht der Přemysliden verwaltet wurden. Im Norden war es Mělník, im Nordwesten Libušín, südwestlich entstand Tetín, im Südosten war es Lštění und schließlich im Nordosten Boleslav. Auch der Herrschersitz Hradschin wurde mit Festungsmauern versehen, um die Burg wuchs die Stadt Prag. Diese Befestigungsbauten dienten nicht nur als Schutz gegen Einfälle fremder Völker, sondern hatten auch eine politische und wirtschaftliche Funktion. Sie waren der Ursprung des Verwaltungsgebietes, welches später Boleslav I. weiter ausbaute. An manchen Burgen wurden Verwalter eingesetzt, die dann auch die Steuern eintrieben und die Kirchenorganisation verwalteten. Die Kirchen in den Burgen sind die ältesten Sakralbauten des Landes.

895: Der Böhmenherzog Spytihněv I. unterwirft sich dem Ostfrankenkönig Arnolf von Kärnten

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Anmerkungen

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  1. Abhängig von der sogenannten Taufe Böhmens (wahrscheinlich 883) werden diese Stiftungen auch bis zurück in die 870er Jahre datiert. Einige dieser Stiftungen wurden der Überlieferung auch durch Method von Saloniki geweiht.
  2. "Arnolf - RI I n. 1875a 892 iuli 00, Moravam: Heerfahrt mit den Franken, Baiern und Alamannen; das land wird durch 4 wochen mit hilfe der Ungarn (Ungaris etiam ibidem ad se cum expeditione venientibus) mit feuer und schwert verwüstet. Ann. Fuld., Alam. et Laubac. vgl. Regino 890, Amn. Sangall. M. G. SS. 1,77. Gleichzeitig unternimmt bischof Arn von Wirzburg auf den rat des thüringischen markgrafen Poppo (vgl. no 1693e, 1677a) einen zug gegen die Böhmen; auf dem rückweg wird er im gau Chutizi an der Chemnitz (Thietmari chr. I, 3 M. G. SS. 3,735) von den Sorben am 13. iuli angegriffen und mit dem grössten teil seiner schaar erschlagen. Regino 892, Ann. Hildesh. M. G. SS. 3,5051 vgl. Mirac. s. Wigberti c. 11 ib. 4,225; Arns todestag inschr. bei Eckhart Francia or. 2,730, Ann. necrol. Fuld. M. G. SS. 1,187 u. a. vgl. Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 3,355 n. 2. Zu seinem nachfolger wird Rudolf, der bruder der grafen Konrad und Gebhard, licet nobilis, stultissimus tamen, bestellt, Regino 892. Die hilfe der Ungarn gab veranlassung zu der späteren fabel, Arnolf habe den abgesperrten Ungarn den weg nach Deutschland geöffnet, Widukind I, 19 M. G. SS. 3,426, Liutprand Antap. I, 13, 36, Ann. Sangall. 892, Ratispon. 894 M. G. SS. 1,77; 17,582. Über die herkunft der Ungarn und ihre frühere geschichte Büdinger Öst. Gesch. 1,209, Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 3,438, Huber Gesch. Öst. 1,114." In: RI I n. 1875a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0892-07-00_1_0_1_1_0_4110_1875a (Abgerufen am 25.05.2024).


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