Scheve, Gustav: Phrenologische Bilder. Zur Naturlehre des menschlichen Geistes und deren Anwendung auf Wissenschaft und Leben Mit vielen in den Text gedruckten Abbildungen, dem Portrait des Verfassers und einer Steindrucktafel, gezeichnet von M. Rugendas. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig: J. J. Weber [1852 -] 1855.

Titelblatt der zweiten Auflage von 1855
Phrenologische Topographie
Gustav Scheve (1810 - 1873), Lithographie ca. 11 x 8 cm


Begründet wurde die Phrenologie von Franz Joseph Gall (1756 – 1828.) Wie Reil sah auch er im Gehirn das Organ der Seele. Er folgerte, dass die einzelnen kognitiven Leistungen, aber auch Triebe und das konstitutionelle Temperament in verschiedenen Gehirnregionen lokalisiert seien. Da das Gehirn die Schädelform bestimmt, nahm er an, er könne am individuellen Schädel Charaktereigenschaften erkennen.

1861 sezierte Paul Broca einen Verstorbenen, der schwer sprachgestört war. Das Gehirn des Mannes war in der dritten Frontalwindung links zerstört. Die Region lag in etwa unter dem Areal der Schädeldecke, an dessen Ausformung Gall meinte, das Sprachvermögen beurteilen zu können. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Anthropologe Broca die damals Aufsehen erregenden Schriften Galls kannte. Indirekt wurde Gall so zum Begründer der Hirnlokalisationslehre. Die Sprachstörung erhielt die Bezeichnung Broca-Aphasie.

Zu seinen Epigonen zählt Gustav Scheve (1810 - 1873). 1848 wurde er Dozent für Phrenologie an der Universität Heidelberg. 1849, während des Ausbruchs der Revolution, unterbrach er die Vorlesungen, um in die Schweiz zu gehen, wo er in elf größeren und kleineren Städten Vorträge hielt. Der Erfolg veranlasste ihn zu Vortragsreisen durch ganz Deutschland.

1850 hatte Scheve die erste Auflage von „Phrenologische Bilder“ vorgelegt. Sie war die schnell vergriffen. Von 1852 bis 1855 erschien in Fortsetzungen die zweite, überarbeitete Auflage.

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