Wikiversity:Wikiprinzip

Als Wikiprinzip bezeichnet man das Prinzip, nach dem in Wikiversity und allen Schwesterprojekten gearbeitet wird. Es ist eigentlich etwas sehr Ungewöhnliches und als trockenes Konzept erklärt, fällt es schwer zu glauben, dass es überhaupt funktioniert. Viele eigene Erfahrungen scheinen ihm zu widersprechen und die Ansichten, dass Selbstbestimmung über Geschriebenes nur über individuelles Eigentum zu erreichen wäre, sitzen tief. Es ist schwer, diese Ansichten selbst zu überwinden und zu erkennen, dass sie falsch sind. Wir alle, jeder der vielen hunderttausende Autoren der Wikimedia-Projekte musste sich selbst davon überzeugen, dass es nicht nur funktioniert, sondern eine extrem leistungsfähige Arbeitsweise ist, die die mit Abstand größte Online-Gemeinschaft der Welt und die am häufigsten genutzte Informationsquelle überhaupt hervor gebracht hat, die derzeit noch in einer rasanten Wachstumsphase ist.

Das Wikiprinzip ist sehr einfach, ermöglicht aber Leistungen zu erbringen, die keiner allein schaffen könnte und die von jedem Beteiligten selbst wieder in jeder möglichen Form verwendet werden können. (publizieren, erweitern, verkürzen, verändern) Wir laden jeden dazu ein, sich von diesem Prinzip zu überzeugen und es für sich selbst zu benutzen.

Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Das Wikiprinzip besagt, dass jede Seite von jedem gleichberechtigt editiert werden darf. Verbesserungen bleiben stehen, Verschlechterungen werden von anderen Autoren wieder entfernt oder ersetzt. Dadurch gewinnen die Artikel ständig an Qualität. Das Prinzip funktioniert erfolgreich. Neue Autoren müssen am Anfang eine Hemmschwelle überschreiten, die durch Besitzdenken und auch Misstrauen gegenüber anderen Autoren entsteht. Das Bedürfnis, die eigenen Textbestandteile zu besitzen, ist in Wikis kontraproduktiv.

Die Abbildung 1 verdeutlich das. Bearbeitet ein Einzelautor einen Themenbereich (hier: 26 Seiten, mit A-Z beschriftet), erzielt er in verschiedenen Seiten eine unterschiedlich hohe Qualität. Die graue Fläche stellt seine integrierte Gesamtleistung dar, die in manchen Seiten höher ist als in anderen, was mit seinem Wissensstand und seiner Qualifikation zusammen hängt. Er weiß nicht in allen Themen gleich viel.

Auf Abbildung 2 arbeiten vier Autoren (Blau, Rot, Grün und Orange) im selben Themenbereich zusammen. Auch hier leistet jeder der vier keine konstante Arbeit. Jeder trägt zwar in den Seiten A-Z Veränderungen bei, erreicht aber nur in bestimmten Seiten eine hohe Qualität, die besser ist, als die der anderen. Jeder Autor trägt unterschiedliche Fähigkeiten zur Gesamtleistung bei, die auf Abbildung 3 zu sehen ist. Das Ergebnis ist aber keine Summierung. In allen Bereichen, in denen mehr als ein Autor editiert hat, setzten sich die Autoren mit den Texten der anderen auseinander. Nur dort werden vorher geschriebene schlechte Teile durch bessere ersetzt.

Abbildung 4 zeigt eine falsche Vorstellung vom Wikiprinzip, die von einer einfachen Summierung ausgeht. Das Wikiprinzip funktioniert aber nicht wie ein Baukastensystem, sondern ist eine integrative soziale und intellektuelle Kooperation. Deshalb sind auch Auseinandersetzungen der Autoren untereinander ein integraler und notwendiger Bestandteil des Wikiprinzips, ohne das es nicht funktionieren würde.

Jeder Autor kann seine Schwachstellen nur im Vergleich mit anderen Autoren erkennen. Nicht entscheidend für das Funktionieren des Wikiprinzips sind hohes Fachwissen und hohe Qualifikation, sondern die Fähigkeit zur Kooperation und sachlichen Auseinandersetzung, die dem Autor ständiges Lernen aus dem Erfahrungsschatz und dem Wissen anderer ermöglicht. Erfolgreiche Wikiversity-Teilnehmer sind nicht diejenigen, die Auseinandersetzungen suchen, dominieren oder auch scheuen, sondern die, die sich in diesem notwendigen Prozess kooperativ und konstruktiv verhalten.

Wem gehören Texte Bearbeiten

Die Texte gehören den Autoren, die mitgearbeitet haben. Niemandem sonst. Die in Wikimedia zulässigen freien Lizenzen garantieren aber jedem die freie Verwendbarkeit unter einer wesentlichen Bedingung: Er muss die Namen der Autoren und die Quellen angeben. Die Unterlassung stellt eine gewöhnliche Urheberechtsverletzung dar, die von den Autoren verfolgt werden kann.