Wissenschaftliches Arbeiten/Literaturrecherche

Literaturrecherche[1]

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Literaturtypen '

  • Lehrbuch

Lehrbücher bieten eine erste Orientierung über ein Thema. Sie werden von einzelnen oder mehreren Autor*innen verfasst und bieten eine Darstellung des allgemein anerkannten Wissens über ein Themengebiet. Für die weitere Literatursuche kann das Quellenverzeichnis der Literatur genutzt werden.


  • (Fach-)Lexikon

Das (Fach-)Lexikon ist alphabetisch geordnet. Die darin enthaltenen Kurzbeiträge helfen bei einer ersten begrifflichen Orientierung.


  • Offene Online-Lexika

Ein Beispiel hierfür wäre Wikipedia. Die Beiträge werden von freiwilligen Autor*innen kostenlos verfasst, dadurch ist der fachliche Hintergrund und die Qualifikation jedoch nicht direkt ersichtlich. Die Beiträge werden fortlaufend ergänzt.


  • Handwörterbuch

Das Handwörterbuch lässt sich zwischen Fachlexikon und Fachenzyklopädie einordnen. Es enthält alphabetisch geordnete, von Expert*innen verfasste Artikel.


  • Fachenzyklopädien

Fachenzyklopädien bieten einen genaueren Einblick in ein Thema. Es ist ein Nachschlagewerk, welches aus mehreren, thematisch gegliederten Bänden oder Serien bestehen kann.


  • Fachzeitschriften

In Fachzeitschriften sind Publizierungen und Diskussionen aktueller Forschungsergebnisse zu finden, sowie Vorstellungen und Besprechungen neuer Ansätze und Theorien und Rezensionen neuer Bücher. Sie sind in Bibliotheken oder elektronisch zugänglich erhältlich.


  • Monographien

Monographien sind Bücher zu einem Spezialgebiet. Sie enthalten keine Beiträge weiterer Autor*innen, außer jene der aufgeführten Autorenschaft. Dissertationen und Habilitationsschriften zählen ebenfalls darunter.


  • Sammel- oder Herausgeberwerke

Sammel- oder Herausgeberwerke bieten vertiefte Einblicke in spezifische Themenbereiche. Hierfür werden verschiedene Autor*innen von der Herausgeberschaft angefragt, ihren spezifischen Beitrag zum Themenbereich darzustellen.


Primär- und Sekundärliteratur

Primärliteratur stellt den Forschungsgegenstand von Sekundärliteratur dar. Sekundärliteratur ist wissenschaftliche Literatur in der die Informationen aus der Primärliteratur beschrieben, analysiert oder interpretiert werden.

Peer reviewte Literatur

Peer Review ist ein Begutachtungsprozess durch mehrere Expert*innen des gleichen Fachgebiets um die Qualität der Beiträge zu sichern. Dabei wird das sogenannte "Doppelblindverfahren" angewendet, wobei sowohl der Begutachtende, als auch der Publizierende anonym bleibt. Die Anonymität der Begutachtenden und Publizierenden ist wichtig um eine objektive Kritik garantieren zu können. Ansonsten könnte die Kritik durch Diskriminierung oder Vorurteile gegenüber den Publizierenden beeinflusst werden. Allerdings wird das Doppelblindverfahren auch selbst kritisch gesehen, da die Anonymität der Begutachtenden dazu verleiten könnte weniger objektiv zu kritisieren.

Ziele der Literatursuche

Sechs Ziele beim Verfassen einer Übersicht über die einschlägige Literatur zu einem Thema (McMillan & Schumacher, 2006)

1. Erste Präzisierung einer Forschungsidee.

2. Dokumentation des Wissens- und Erkenntnisfortschritts und Darlegung des Beitrags der eigenen Untersuchung.

3. Vermeiden unnötiger Replikationen.

4. Methodische Zugänge für die eigene Untersuchung identifizieren und schärfen.

5. Recherche bereits vorhandener Studien als Hilfestellung für die Fragestellung.

6. Formulieren eigener spezifischer Fragestellungen und Forschungshypothesen aufgrund früherer Befunde begründen.

Durchführen einer Literaturrecherche

Allgemeines:

  • Die Informationssuche und die Verarbeitung von gefundener Literatur sind miteinander verbunden.
  • Für einen guten Überblick müssen die Schritte der Literaturrecherche, Literaturbeschaffung und Literaturverarbeitung durchlaufen werden.

Orientierungsphase:

  • Lehrbücher, Handwörterbücher und Fachenzyklopädien zur Überblicksverschaffung
  • Verarbeitung der gefundenen Quellen á Quellenangaben festhalten, zentrale Begriffe/Autoren für weitere Recherche notieren

Vertiefungsphase:

  • Fachenzyklopädien/Handbücher, Herausgeber/Sammelwerke, Monographien/Zeitschriften
  • Mithilfe von vertiefender Literatur: Theorieansätze unterscheiden, Begriffe definieren, Fragestellung eingrenzen
  • Weitere, ergänzende Recherchen
  • Je intensiver die Auseinandersetzung mit dem Thema, desto vielfältiger die Sichtweisen

Vorbereiten einer gezielten Suche:

  • Genug Zeit in Vorbereitung investieren
  • Liste mit umfassenden Umschreibungen des Themas in Form von Stichpunkten
  • Gliederung in Teilaspekte: Hauptsuchbegriff für jeden Teilaspekt, möglichst viele alternative Suchbegriffe (Synonyme, Oberbegriffe, Unterbegriffe)

Eingabe von Suchbegriffen in Suchmaschinen:

  • Ein einzelner Suchbegriff reicht oft nicht aus (zu weit gefasst = zu viele Treffer)
  • Mehrere, logisch verknüpfte Suchbegriffe
  • Verknüpfung anhand der Boolschen Operatoren

AND (UND): wird benutzt, wenn Dokumente gesucht werden, in denen alle eingegebenen Suchbegriffe zwingend vorkommen sollen

OR (ODER): benutzt man, wenn Dokumente gesucht werden, in denen entweder der eine oder der andere Begriff oder beide Begriffe vorkommen sollen

NOT (NICHT): wird eingesetzt, wenn ein oder mehrere Suchbegriffe vorkommen sollen, gleichzeitig aber ein bestimmter Suchbegriff ausgeschlossen werden soll

Suche im Internet, in Bibliothekskatalogen und Literaturdatenbanken:

Fachunspezifische Suchmaschinen:

  • Alle Arten von Dokumenten werden mit einbezogen
  • Qualität und Ursprung der Dokumente nicht geklärt
  • Effiziente Suche mit Spezialsuchmaschinen nach ausgewählten Themengebieten (www.scholar.google.com, www.scirus.com)

Fachspezifische Suchmaschinen:

  • Spezialsuchmaschine auf bestimmtes Fachgebiet spezialisiert, die nur nach bestimmten Literaturquellentypen sucht (www.questia.com, www.bookfin-der.com, www.findarticles.com)
  • Für die geeignete Suchmaschine ist die Art der Literaturquelle wichtig

Sicherung der Ergebnisse:

Von Hand oder mithilfe einer Literaturverwaltungssoftware

  • Buch: Autor*in, Titel des Buches, Bibliothek
  • Zeitschriftenartikel: Autor*in, Titel des Artikels, Jahr, Heftnummer, Seite
  • Literaturverwaltungssoftwares wie EndNote, ProCite, Citavi, Zotero, Research Navigator oder Mendeley können für Suche, Erfassung und Verarbeitung verwendet werden

Beschaffung der Literatur:

  • Ausleihen in der Bibliothek vor Ort oder Fernleihe

Recherche-Plattformen

  • Vielzahl von Bibliothekskatalogen und Datenbanken im Internet und auf CD-ROMs
  • Recherche im Internet in Katalogen einzelner Bibliotheken sowie in gemeinsamen Katalogen mehrerer Bibliotheken (Meta-Kataloge)
  • Meta-Kataloge verfügen über übergeordnete Suchmasken, in welchen die Suchbegriffe und deren logische Verknüpfung eingegeben werden
  • Gute Literaturdatenbanken auf den Internetseiten der Universitätsbibliotheken und größeren öffentlichen Bibliotheken
  • Vertraut machen mit spezifischen Gegebenheiten und Logik der entsprechenden Recherche-Seiten, Suchmaschinen etc.

Systematische Verarbeitung der Literatur

  • Ziel der Verarbeitung von Literatur ist, aus den Texten relevante Informationen zu entnehmen, um das eigene Thema einzuornen, Begriffe zu klären und die Fragestellung zu präzisieren.
  • Drei Schritte für das Gewinnen und Nutzen von Informationen aus Texten: Überblick gewinnen, Literatur bearbeiten und Literatur verarbeiten

Überblick gewinnen:

  • Inhaltsverzeichnis, Überschriften und Zusammenfassungen näher betrachten
  • Wichtigste Inhalte und Abschnitte überfliegen (Kursorisches Lesen oder Querlesen)
  • Anschlussfragen formulieren, die sich für die eigene Arbeit nach dem Lesen neu ergeben haben
  • Vor eigentlicher Bearbeitung der relevanten Textteile den Text als Ganzes durchlesen

Literatur bearbeiten:

  • Wichtigkeit einzelner Textstellen und Hauptidee des Textes erkennen
  • Zwei Möglichkeiten zur Bearbeitung des Textes: Hervorheben relevanter Aussagen und Gliedern des Textes
  • Hervorheben durch gezieltes, minimales Markieren
  • Gliedern durch Zwischentitel oder Randbemerkungen
  • Unverständliche Fachwörter und Begriffe nachschlagen
  • Software zur Literaturverwaltung wie z.B. Citavi, Zotero, EndNote etc.

Literatur verarbeiten:

  • Korrektes Zusammenfassen als zuverlässiger Indikator fürs Verständnis der Literatur
  • Exzerpieren („herauspflücken“)
  • Vollständigen Literaturhinweis anbringen
  • Zusammenfassung in eigenen Worten
  • Festhalten wörtlicher Zitate
  • Trennung der Zusammenfassung und eigener Gedanken

Quellennachweise

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  1. Aeppl, J., Gasser, L., Gutzwiller, E. & Tettenborn, A. (2016). Empirisches wissenschaftliches Arbeiten: ein Studienbuch für die Bildungswissenschaften (UTB Pädagogik) (4., durchgesehene Auflage.). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. Kapitel 4: S. 90-111