Benutzer:Anna Sapronenko/Interview Befragter 3

Autor: Also zuerst ein Paar allgemeine Fragen. Wie alt sind Sie? Proband 3: Ich bin 56. A: Wo sind Sie geboren?

P: Ich bin in der Nähe von Herrmannstadt in Großau geboren.

A: Und mit wie viel Jahren sind Sie nach D. gekommen?

P: Ich war 35 als ich auswandern durfte.

A: Was war damals die Motivation zum tanzen?

P: Also in Siebenbürgen ist es nicht etwas besonderes, wie auch weltweit wenn Menschen frohen Mutes sind, dann nehmen sie sich zusammen und das ist so ein Ausdruck der Lebensfreude.

A: Was waren da die Voraussetzungen zum Tanzen?

P: Also Musik war, und ist immer noch ein Vorsatz, also eine Voraussetzung. Man hatte z.B. früher auf die Blasmusik meistens oder später auf die neueren Geräte zurückgegriffen, wir hatten Plattenspieler und das gab’s auch Magnitophon … wo Musik war, da hat man sich zusammen gesetzt und hat getanzt.

A: Aber wenn man Auftreten wollte, was musste man machen? Könnten alle tanzen? Mit VT ist es ja nicht so einfach, oder könnten schon alle tanzen?

P: Das fing schon früh an, da war so eine kleine Vorbereitung z.B. Maskenball, dass wie im Kölnischen Fasching gefeiert wird, und dahin hat man die ganz jungen Kinder mitgenommen und hat sie dann auf die Musik aufmerksam gemacht. Dann haben sie zuerst mit der Mutter getanzt, in den Schuljahren hat man das dann weiter entwickelt, gefördert und unterstützt, und dann kamen sie in die Jugend. In der Jugendzeit hat man dann richtige proben abgehalten, dann hat man paarweise den Tanz auch einstudiert. Das war ja meistens tanzen nach Vorschriften. Das Auftreten hieß „Reigen“, das war ein Figurentanz, ein gekonnter Tanz. Denn hat man dann einstudiert und in den heimischen Orten aufgeführt, wenn das gut geklappt hat, ist man dann auch in die umliegenden Dörfer gefahren und dann sein Können vorgezeigt hat, und hat auch riesige Applaus gekriegt (wenn’s geklappt hat) A: Zu welchen Anlässen wurde VT getanzt?

P: Also VT… es gab so bestimmte Feste, sie waren zwischen den Fastenzeiten. In Sommerzeit gab’s wenig Tanz, weil man auf dem Feld beschäftigt war. Es war eher in den Wintermonaten und im Frühling hat man dann wieder angefangen zu tanzen, also immer auch zu bestimmten Anlässen… so „Erntedankfest“ oder „Kronenfest“ in verschiedenen Gemeinden. Also in der Fastenzeit hat man nicht getanzt, also vor Ostern und vor Weihnachten war eine Fastenzeit, das Tanzen war untersagt, das durfte man nicht.

A: Ok, und welche Rolle Ihre Meinung nach spielt der Tanz in der Siebenbürgischen Kultur?

P: In der Siebenbürgischen Kultur spielt alles eine zusammenhaltbare Rolle, also ob man zusammen singt, oder zusammen tanzt oder zusammen etwas unternimmt, das ist eine Verfestigung der Beziehung … mit den Nachbarn mit den Freunden. Wenn wir tanzen, das ist eine Bestätigung, dass es uns gut geht.

A: Wie, Ihrer Meinung nach, hat die Umsiedlung nach Deutschland den Tanz beeinflusst? Ist der VT jetzt anders als damals oder ist er gleich?

P: Nichts ist gleich geblieben es hat sich ja sehr viel verändert man kann es fast nicht mit Siebenbürgen vergleichen. Wir haben uns in der ganzen Bundesrepublik aufgeteilt und wir sind auch mit unterschiedlichen Gemeinden gekommen, jede hat ihre Rituale, ihre eigenen Tänze gehabt, ihre kulturellen Aktivitäten und die haben sich in jedem Ort unterschieden wie auch in Bayern und in anderen Ländern. Jeder tanzt auch ein bisschen anders, die Lieder und auch die Figurentänze die sind auch beeinflusst worden auch von umliegenden Regionen z.B. von Ungarn…

A: wie sehen die Leute den Tanz? Bedeutet er was anderes jetzt?

P: Also die ältere Generation, zu der ich mich auch zähle, wir sehen den VT mit ganz großer Freude, wie unsere jungen Menschen diese Kleider überhaupt anziehen, sie identifizieren sich selber mit der Tracht und mit der Tradition und uns als älter gewordenen Menschen Freut das sehr. Wir wissen wir haben noch eine kleine Insel der Glückseligen… dass das in D. auch gefördert wird ohne Zwang und ohne Repressalien, das war in der Kommunistischen Rumänien nicht immer der Fall, man hat es toleriert aber man hat’s nicht gefördert und nicht unterstützt…

A: Na gut. Das war‘s dann, danke schön.