Benutzer:Lernstratege/Technik:Gestrüpp

Gestrüpp steht für „gestaffelte ckwärtsplanung in Projekten“ und ist ein Denkzeug für unübersichtliche Situationen aus der Werkstatt von Lernstratege. Im Gestrüpp vollziehe ich den Übergang vom Wildwuchs zur Methode.

Einleitung Bearbeiten

Ein Beispiel Bearbeiten

Folgen Sie bitte diesem Beispiel!

Wie kann ich die Technik:Gestrüpp übersichtlich erklären?
Üblich sind kurze Definitionen Erläuterungen.
| Ersetze „Definition“ durch „Erläuterung“. (Es geht nicht um
| definite Setzung, sondern um eine geistige Bewegung)
Da fällt mir aber nicht viel zu ein.
Dazu muss ich erst Material zusammentragen.
Wie erläutere ich etwas, dass ich (nur) aus (gebrauchender) Erfahrung kenne?
| Gestrüpp habe ich benutzend entwickelt, Wildwuchs eben.
Ich kann mir ein Beispiel vornehmen und beschreiben.
Dies hier ist schon ein Beispiel für Gestrüpp.
| Deshalb habe ich eben die Überschrift „Beispiel“ nachgetragen.
| Und sogleich zu „Folgen Sie bitte diesem Beispiel!“ ergänzt.


Beschreibung des Beispiels:

Am Anfang steht eine offene Frage.
Darunter sammle ich (etwas eingerückt), was mir dazu einfällt.
In Projekten sind das zumeist wieder (offene) Fragen.
Über diese weiteren Fragen, denke ich weiter eingerückt nach.
Auch hier entsteht wieder eine Gedankenreihe.
Ergebnisse hebe ich hervor.
Und nehme nach einem Ergebnis wieder eine Einrückung heraus.
Daran erkenne ich, dass ein Gedankenstrang erledigt ist.
Natürlich ist er nur vorläufig erledigt, denn es kann viel passieren.
„Ein Texte ist wie ein Kartoffelacker: So oft ich darüber hergehe, so oft finde ich etwas“ (Quelle unbekannt)
„Für den, der auf einer Bank an einem See sitzt, macht es einen Unterschied, ob er dort sitzen geblieben ist, oder ob er um den See herumgegangen ist und sich wieder auf die Bank gesetzt hat.“ (Quelle unbestimmt, Niklas Luhmann zugeschrieben)
Gedanken bleiben einer Revision zugänglich.
Manchmal muss ich etwas nachträglich einfügen.
Das stelle ich dann hinter einen Stab („|“, s. oben).
Dieses Element eignet sich besonders für nachträgliche Radaktion.
Es ist darin der Streichung von noch lesbarem Text ähnlich.
Insbesondere Einsichten und Sprachregelungen lassen sich so einpflegen.
Nun kann ich prüfen, ob ich die Korrektur im Weiteren beherzigt habe.
-
Manchmal muss ich zu einer Frage mehrere Gedankenstränge verfolgen.
Dann setze ich sie etwas voneinander ab.
Dadurch bleibt die Struktur der Gedanken nachvollziehbar.
Gestrüpp kann man vorwärts und rückwärts lesen.
Vorwärts ist es eine Entfaltung der Fragen und Nachfragen (des Problems). Rückwärts ist es die Entfaltung einer Antwort (oder Lösung).
-
Gestrüpp kann mehrfach überarbeitet werden (→Kartoffelacker)
Das beginnt mit Verweisen (→)
Dazu gehört die Streichung oder Straffung erledigter Abschnitte.
Achtung! Streichung/Straffung kann Einrückungen erledigen. Dies muss man sofort umsetzen, sonst gehen Bezüge verloren.
Vormalige Untergedanken werden zu neuen Denkansätzen.
Dazu gehört eine Änderung der Reihenfolge.
Achtung! Das kann tiefgreifende Änderungen nach sich ziehen.
Die Überarbeitung muss solange betrieben werden, bis vorwärts wie rückwärts ein nachvollziehbarer Gedankengang sichtbar wird.
Auf Ebene jeder Einrückung liegen Ergebnisse genau dann vor, wenn der rückwärtige (antwortende) Gedankengang erkannt wurde.
Achtung! Der rückwärtige Gedankengang liegt verstreut vor, er muss aus der angesammelten Gedankenmasse erst herausgelesen werden.
Damit sind die Bewegungen im Gestrüpp vorgestellt.
Hier breche ich die Beschreibung des Beispiels ab.
Ich kehre zum weiteren Vollzug des Beispiels zurück.


Nun muss ich die Beschreibung des Beispiels ausschlachten.
Wo will ich hin? Wie soll meine abschließende Präsentation aussehen?
Einleitung: Formuliere ich zuletzt, damit ich weiß, was ich einleite.
Anwendungsbereich: Gestrüpp ist ein Denkzeug für unübersichtliche Situationen, in denen viele divergierende (auseinanderstrebende) Gedanken auf mich einströmen und mich verwirren. Gestrüpp hilft, die gedankliche Arbeit zu entzerren. Work in progress, nicht schön, aber brauchbar. ...
Anleitung zum Gebrauch: Da kann ich an die obige → Beschreibung des Beispiels im Groben übernehmen.
Beschreibung einzelner Hantierungen:
  • Sammlung direkter und indirekter Assoziationen.
  • Einrückung beginnen, Ergebnis hervorheben, Einrückung beenden.
  • Ergebnisse artikulieren.
  • Überarbeiten: Nachträge, Verweise, absichtsvolle Streichungen, Straffungen.
  • Umarbeiten: Streichen, Reihenfolge ändern, Alternativen erproben.
  • Modularisieren: Selbständige Teile erkennen und auslagern.
Kollaborativer Gebrauch:
Stärken und Schwächen:
Nun steht ein Textentwurf zur Verfügung, der nur noch ausgeführt werden muss
Damit kommt dieses Beispiel zu einem Ende.


Anleitung Bearbeiten

Anwendungsbereich Bearbeiten

Gestrüpp ist ein Denkzeug für unübersichtliche Situationen, in denen viele divergierende (auseinanderstrebende) Gedanken auf mich einströmen und mich verwirren. Gestrüpp hilft, die gedankliche Arbeit zu entzerren. Work in progress, nicht schön, aber brauchbar. ...

Vorgehensprinzipien Bearbeiten

Überfordert? Entzerre! Bearbeiten

(O) Kruse: Zitat aus der Schreibforschung

Divergentes und konvergentes Denken Bearbeiten

Gegenstromprinzipien Bearbeiten

  • divergent vs. konvergent
  • bottom-up vs top-down
  • Zwecke und Mittel
  • problemorientiert vs. lösungsorientiert
  • vom Gegebenen her vs. von Beabsichtigten her
  • inside-out vs. outside-in
  • Wildwuchs vs. Methode

Hermeneutische Hinweise Bearbeiten

Lies mehrfach
Manche Texte erschließen sich nur, wenn man sie mehrfach durchgeht. Bei jedem Durchgang eröffnen sich neue Bezüge und Anhaltspunkte. Das kostet Zeit, ist bei manchen Textgattungen (aus Philosophie, Didaktik, ...) unerlässlich.
Lies (und schreib) an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Stunden und in verschiedener Verfassung.
Manchmal muss die eigene Stimmung mithelfen. Der menschliche Organismus (einschließlich seines Geistes) denkt und erinnert die ganze Situation mit.
Wortwechsel-Technik
Warum steht da genau dieses Wort - und nicht ein anderes Synonym?
Lass es zwei Wochen liegen.
Das ist wie Urlaub vom Thema. Ausgeruht, gelassen und mit neuem Schwung geht's über die nächste Hürde.

Erste Schritte Bearbeiten

Dieser Abschnitt stellt das Grundgerüst der Technik vor. Es besteht aus wenigen Hantierungen, die bereits einiges leisten. Die Technik schlägt einen Bogen, der von einem divergenten Anfang zu einem konvergenten Abschluss führt. In einfachen Fällen reicht das Grundgerüst völlig aus.


Gedanken sammeln Bearbeiten

  • Zunächst notiere ich den Anlass, der mich ins Gestrüpp führt.
Das kann eine Frage sein, eine ungenaue Zielvorstellung (die ich klären will), irgendein Durcheinander (das ich ordnen will), eine Anregung, ...
  • Darunter notiere ich, was mir zum Anlass einfällt.
Ich bilde Assoziationen. Das ist ein zwangloser Gedankenstrom, der meist in Ketten erfolgt. Das können sein: Stichworte, Satzfragmente, halbe Pläne, weitere Fragen, Ziele, Anregungen, ...
  • Nach einiger Zeit zeichnen sich Muster ab.
morphologische Reihen / Aspekte eines Konzeptes / Schritte für ein Vorgehen / Bestandteile einer Checkliste / Absichten / Möglichkeiten / Voraussetzungen / ...
  • Nun ist die Liste nicht mehr linear, sie strebt (divergent) in verschiedene Richtungen.
Das ist der Punkt, an dem Einrückungen ins Spiel kommen. Die Idee ist, dass die letzte Notiz vor einer Einrückung zwei Nachfolger hat, die geradlinige Fortsetzung (senkrecht darunter - das kann ein ganzes Stück weiter unten sein) und die erste Notiz in der nun beginnenden Einrückung). Das Gestrüpp beginnt sich zu verzweigen.


Einrückungen beginnen und beenden Bearbeiten

  • Mit den Gedanken in der Einrückung verfahre ganz ähnlich.
Das ergibt eine neue (verzweigte) Auflistung. Im Prinzip kann man dieses Spiel beliebig weit fortsetzen. Es entstehen dann immer weitere Verzweigungen eines Baumes. Die Technik lebt von der Hoffnung, dass sich irgendwann ein Ende abzeichnet.
  • Ergebnisse schreibe ich fett.
Habe ich für einen Nebenstrang (eine Einrückung) einen zufriedenstellenden Schlusspunkt gefunden, dann notiere ich dieses Ergebnis und markiere es fett.
  • Nach einem Ergebnis endet der eingerückte Nebenstrang.
  • Welcher Strang als Hauptstrang gewählt wird, hängt von Stil und Erfahrung ab.
Wenn ich sehe, dass ein Ordnungsmuster in zahlreichen Nebensträngen wiederkehrt, dann eignet es sich hervorragend für den Hauptstrang.


Ergebnisse formulieren und hervorheben Bearbeiten

  • Ein Ergebnis ist eine Etappe auf dem Denkweg in der Gegenrichtung.
Fast jedes Thema kann in verschiedene Richtungen und längs einer Richtung vom einen wie von anderen Ende (→ #Gegenstromprinzipien) angedacht werden. Handlungen jedoch können immer nur von einer gegebenen Situation aus fortschreitend vollzogen werden.
  • Ergebnisse fasse ich möglichst zusammen.
Wenn mehrere direkt benachbarte Nebenstränge zu Ergebnissen kommen, habe ich schon etwas erreicht. Ich kann dann diesen verzweigten Ast aus dem Baum heraustrennen und andernorts weiter verarbeiten. Zur Erinnerung lasse ich einen Link auf diesen anderen Ort und/oder ein zusammenfassendes Fazit an Stelle des Astes zurück.


Antworten herausfiltern Bearbeiten

  • Gestrüpp kann ich vorwärts und rückwärts lesen.
Vorwärts ist es eine Entfaltung der Fragen und Nachfragen (des Problems). Rückwärts ist es die Entfaltung einer Antwort (oder Lösung).

Überarbeiten Bearbeiten

Vernetzen Bearbeiten

Nachträglich ergänzen Bearbeiten

Absichtsvoll streichen Bearbeiten

Manchmal kann es nützlich sein, eine Korrektur weiterhin sichtbar zu halten. Dafür kennt man hier das sichtbare Streichen. Der Einsatz ist jedem aus der Bruchrechnung bekannt. Dort kürzt oder erweitert man einen Bruch so, dass noch sichtbar bleibt, was zuvor dort stand. Damit wird einem Leser erleichtert, den Gang der Rechnung nachzuvollziehen.

Uns interessiert daran, die Folgen zu sehen, die eine nachträgliche Umformulierung für den weiteren Gedankengang nach sich zieht. Oft kommt ein erfolgreicher Ansatz harmlos und unscheinbar daher. Seine Wirksamkeit und Bedeutung muss dann für einen Leser erst sichtbar gemacht werden. An den Änderungen im weiteren Gedankengang kann ich ablesen, worauf ich meine Leser aufmerksam machen möchte.

Auch im anderen Extrem kann die dokumentierte Umformulierung helfen. Mancher erfolgreiche Ansatz erscheint auf den ersten Blick unnötig kompliziert oder aufwendig. Wieder sind es die behobenen Schwierigkeiten im weiteren Gedankengang, die mir helfen, die anfängliche Anstrengung zu rechtfertigen.

Markieren Bearbeiten

Diakritische Zeichen, Lesezinken, Denkmarken, ... → eigene Technik


Den Sack zubinden Bearbeiten

Straffen Bearbeiten

Modularisieren Bearbeiten

Selbständige Teile erkennen und auslagern.


Tiefere Eingriffe Bearbeiten

Abschnitte löschen Bearbeiten

Reihenfolge ändern Bearbeiten

Alternativen erproben Bearbeiten

Kollaborativ nutzen Bearbeiten

(Worauf achten?)


Diskussion Bearbeiten

Stärken des Verfahrens Bearbeiten

Auch unreif erscheinende Denkansätze lassen sich mit dieser Technik überraschend schnell „auf den Weg“ bringen. Notwendige (jedoch leider noch unerfüllte) Voraussetzungen lassen sich schnell erkennen und thematisieren.

Die Ähnlichkeit mit dem üblichen Posting auf Diskussionsseiten erleichtert Usern, diese Technik zu erlernen. Hier tritt quasi das Denken mit sich selbst in Dialog. Zu einem Gedanken treten fortsetzende, modifizierende, kritisierende, differenzierende, einschränkende, gegenstehende weitere Gedanken - wie in einem Diskussionsforum.

Wegen dieser Ähnlichkeit (mit Posting in Foren) können mehrere User simultan an einem Gestrüpp arbeiten. Diese Technik eignet sich für kollaborative Arbeit in verteilten Arrangements.

Aus dieser Technik (siehe Abschnitt: #Den Sack zubinden) können Hilfsmittel für andere Wiki-Foren entwickelt werden.

Bei allem Durcheinander: Ein Gestrüpp-Protokoll zeigt, wie ein Gedankengang zustande kommt. Mir ist keine vergleichbar transparente Arbeitstechnik bekannt.

Arbeitsergebnisse liegen meist fix und fertig vor und lassen den Arbeitsprozess kaum noch erahnen. Wissenschaftliche Prosa in geschliffener Rede ist zwar ein ästhetischer und intellektueller Genuss, versteckt aber alle durchlittenen Unvollkommenheiten. Für den akademischen Anfänger kann die Kluft zwischen gelesener (und oft erlesener) Qualität und den Mängeln und Ungeschliffenheiten eigener Texte einschüchternd, abschreckend und hemmend wirken. Wer weiß denn schon:
Ausnahmslos jeder gute und geschliffene Text ist als ungeschliffene 
Rohfassung zur Welt gekommen. Geniestreiche ruhen immer auf harter
Arbeit und reicher Erfahrung.

Schwächen des Verfahrens Bearbeiten

Erfahrungsberichte Bearbeiten