Benutzer:O.tacke/Studentische Forschung raus aus dem Regal

Worum geht's?

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Es werden an Universitäten jedes Jahr unzählige Studien- und Diplomarbeiten angefertigt. Einige werden in die Forschungsarbeit der betreuenden Institute integriert, andere werden allerdings nur von einer Person gelesen und bewertet und verstauben dann in einem Regal - hier leider eher die Regel denn die Ausnahme. Wieviel Forschungsleistung geht dadurch unnötig verloren?

An vielen Universitäten gibt es sowieso "Open Access"-Repositories, die man benutzen könnte. Diese sind jedoch (immer?) den wissenschaftlichen Mitarbeitern vorbehalten, vermutlich weil deren akademischer Grad ein automatischer Garant für Qualität sein soll. Eine Begutachtung ist etwa an der TU Braunschweig auch nicht notwendig. Andererseits könnten studentische Arbeiten in der Tat schlechter sein als zum Beispiel solche von Doktoranden. Es stellt sich mir dann aber zum einen die Frage, ob die Aushändigung einer Diplom- oder Masterurkunde plötzlich irgend einen Schalter umlegt. Ist ein frisch gebackener Akademiker zwingend besser als jemand, der kurz vor seinem Abschluss steht? Zum anderen: Bei Abschlussarbeiten findet sogar eine Begutachtung durch wissenschaftliches Personal statt und könnte direkt als Zulassungskriterium herangezogen werden - beispielsweise "Alles mit einer Eins vor dem Komma ist in Ordnung." Natürlich gilt auch hier, dass nicht alles veröffentlicht werden sollte, nur weil es geschrieben wurde und es technisch einfach möglich ist. Aber sollte guter Forschungsarbeit dieser Weg verwehrt bleiben?

Durch Florian Bahr wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es (einmal mehr) Unterschiede zwischen den Wissenschaftsdisziplinen gibt: Während die Geistes-, Wirtschafts-, Natur- und klassischen Ingenieurswissenschaften die konservative Seite darstellten, sei die Veröffentlichung studentischer Arbeiten in der Informatik und der Mathematik bereits Alltag. Zwar gäbe es auch dort keine Nutzung von übergreifend verfügbaren "Open Access"-Repositories, aber immerhin die Publikation auf Institutswebseiten. Dadurch könnten Suchmaschinen die Arbeiten indizieren. In Einzelfällen sei er im Web auch bereits auf Sammelbände gestoßen, die auf der Grundlage studentischer Seminarbeiträge oder als Ergebnis von "Writer-Workshops" (als "Gesamtkunstwerk") er- bzw. zusammengestellt wurden.

Weiterhin denkbar wären thematisch abgegrenzte (elektronische) Zeitschriften, die speziell studentische Arbeiten in verkürzter Form bereitstellen und auf die vollständige Fassung verweisen. Die Zeitschrift WISSENSCHAFT in progress veröffentlicht beispielsweise auch sehr gute Hausarbeiten von Studierenden in höheren Semestern.

  • Gute studentische Arbeiten auf der eigenen Institutsseite veröffentlichen
  • Universitäre Open Access Repositories für gute studentische Arbeiten öffnen
  • Thematisch abgegrenzte (elektronische) Zeitschriften für gute studentische Beiträge ins Leben rufen

Diskussion

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  • Ich finde solche Vorhaben sehr gut, weil sie Studierende auch ganz anders motivieren. Die Arbeiten haben dann nämlich potenziell eine größere Leserschaft als nur den Dozenten. Daher lasse ich in bestimmten Seminaren die Hausarbeiten gleich als "Wiki-Ausarbeitungen" in einem Wikiversity-Projekt machen und forciere, dass sich die Studierenden auch gegenseitig dabei helfen dürfen. Beispiel: Mein Seminar Mathematik in Natur und Technik --Cspannagel 18:07, 4. Okt. 2009 (CEST)
Das würde ich bei uns leider nie durchbekommen - schon das Diskutieren der fertigen Arbeiten im hauseigenen Forum schien meinen Kollegen zu experimentell :-( --O.tacke 18:49, 4. Okt. 2009 (CEST)
  • Zu den elektronischen Zeitschriften für gute Beiträge: Meiner Erfahrung nach sind gute studentische Beiträge noch ein gutes Stück entfernt von der Qualität einer wissenschaftlichen Publikation. Hier muss man die Studierenden nochmals begleiten beim Verbessern des Texts. Wir machen so etwas beispielsweise bei unserer Zeitschrift Notes on Educational Informatics Section B: Classroom Experiences. Dabei gehen wir nach dem Vorgehensmodell pub-VM/INF vor. --Cspannagel 18:34, 4. Okt. 2009 (CEST)
Ja, ein wenig Nacharbeit ist sicher noch erforderlich. Den Text zum Vorgehensmodell muss ich mir mal durchlesen. Ich biete stets an, bereits eine Vorabversion durchzusehen und zu kommentieren, so dass man Schwachstellen bereits vor Abgabe möglichst ausmerzen kann, siehe Betreuung von Arbeiten. --O.tacke 18:49, 4. Okt. 2009 (CEST)
Die Teilprozesse A1-A5 müsste man durch fachspezifisches Vorgehen ersetzen oder hier eine "Blackbox" setzen, die fachspezifisches Vorgehen repräsentiert. Die Teilprozesse A6-A7 von pub-VM/INF ließen sich modifiziert auf das geschilderte Szenario übertragen. Der qualitätsgesicherte Unterrichtsentwurf in A6 entspräche hier einer beurteilten und kommentierten studentischen Arbeit, die zu einem Entwurf weiterentwickelt wird. Bei A7 müsste man gegebenenfalls unterscheiden zwischen Veröffentlichung in einer Zeitschrift (direkt übertragbar) oder der Veröffentlichung in einem Repository (hier entfällt gegebenfalls der Review-Prozess, siehe oben). --O.tacke 16:04, 6. Okt. 2009 (CEST)