Benutzer:Tamara-Nicole Saliger/Arbeitsseite (WS 2016)


Die Funktion von Kindern in der Propaganda war in erster Linie die Verteilung und Verbreitung der an sie gerichteten Propaganda. Im ersten Weltkrieg wurden Kinder nicht außen vor gelassen sondern intensiv in die Propaganda miteingebunden. Sie dienten als Vermittler von Normen und Werten. Kinder wurden auch in der grafisch gestalteten Propaganda als Stilelement verwendet.

Kriegspostkarte aus dem Ersten Weltkrieg mit vier Kindern, Unterschrift "Die Fahnen hoch"

Kinder – Zielscheibe der Propaganda

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Die Propaganda hat Kinder und Jugendliche von Beginn an miteinbezogen und sie sogar für ihre Zwecke genutzt. Sie sollten durch Eltern, Schule und Vereine mobilisiert werden. Mithilfe von Büchern, Liedern und Spielen sollte in ihnen Begeisterung für den Krieg wecken und sie für kriegsunterstützende Arbeiten animieren.

Gleichzeitig dienten Kinder auch als Multiplikatoren der Propaganda und ihren Botschaften. Man versprach sich viel von ihrem großen Einfluss auf ihre Eltern. So sollten sie Normen und Werte, sowie politische Wissensbestände an diese vermitteln.

Auch war man der Überzeugung, dass der Krieg eine erzieherische Wirkung auf den Nachwuchs haben würde und hoffte, dass die Auseinandersetzungen eine arbeitsame, ernsthafte und patriotische Elite aus den Kindern hervorbringen würde.

Die zentral vermittelten Botschaften der Propaganda waren Pflichterfüllung, Disziplin und Gehorsam, welche die Jugend durch arbeiten für patriotische Initiativen beweisen sollten. Propaganda und Lehrer stellten den Krieg Kindern gegenüber als einen Verteidigungskrieg dar und wurden durch den „Verrat durch Italien“ verstärkt. Auch der Mangel an Nahrung und die vorherrschende Versorgungskrise wurde dem Feind angehängt. [1]

Propaganda in der Schule

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Die Schulen hatten die Aufgabe die Kinder umfassend in die Kriegskultur zu integrieren, so stellte das Kriegsgeschehen an den Fronten einen wichtigen Bezugspunkt für den Unterricht dar. Lehrer sahen sich selber als Agenten der Propaganda und sorgten für eine befürwortende und patriotische Stimmung in den Klassen.

Die Integration des Krieges in den Unterricht erfolgte durch Bücher, Lieder und weitere Unterrichtsmaterialien. Die Kinder wurden animiert sich durch Aufsätze, Zeichnung und Gedichte mit dem Kriegauseinander zu setzen. Für gewonnene Schlachten gab es „siegfrei“ und emotionalisierende Vermittlungstechniken förderten die Identifikation der Kinder mit den Zielen des Krieges. All diese Methoden dienten dazu die Kriegsbegeisterung der Kinder zu entfachen und immer weiter zu schüren.

Lehrer hielten „Kriegsstunden“ ab, dies waren Einheiten außerhalb der Unterrichtszeit in denen die aktuelle Kriegslage propagandistisch aufbereitet wurde. Die Lehrer haben den aktuellen Kriegsverlauf erklärt und diesen mit den Kindern besprochen. Auf Kriegskarten wurden die Frontlinien abgesteckt und Schlachtverläufe nachgezogen. Gemeinsam wurden völkische Lieder gesungen und an die gefallenen Helden gedacht, sowie für die Truppen an der Front gebetet.

Die Kriegsbegeisterung der Kinder war aufgrund intensiver Propaganda, dem Patriotismus der Lehrer, dem Vaterländischen Unterricht, der Kriegsverherrlichung in Büchern und den Liedern sehr hoch. [2]

Der propagandistische Aufruf zur Kinderarbeit

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Durch Appelle, Plakate und Aufrufe wurden Kinder aufgefordert ihren Beitrag zum Gewinn des Krieges zu leisten, indem sie ihre Arbeitsleistung, Zeit und Energie in den Kriegsdienst stellten. Ihnen wurden vielfältige Tätigkeiten aufgetragen, welche sich von freiwilligen Einsätzen bis zu verordneten Zwangsleistungen erstreckten. Zu ihren Aufgaben zählten unter anderem

Sowie auch „patriotische Sammlungen“ und das Zusammentragen und Sammeln von

  • Naturalien wie Grassamen, Beeren, Beerenblättern, Nesseln und weitere
  • Materialien zur Wiederverwertung wie Altpapier, Zinn- und Bleiabfälle, Metall und Wäsche
  • Geld für das Rote Kreuz

Die unterschiedlichen Unterstützungsarbeiten wurden von den Schulen organisiert, oder aber überregional verordnet. Die Schulen haben die Arbeitsbegeisterung der Kinder durch einen Konkurrenzkampf bewusst geschürt. So gab es die Möglichkeit die Ergebnisse seiner Sammlungen in einem in der Schule aufgelegten Sammelbuch einzutragen. Zusätzlich wurden fleißige Kinder belohnt, wie zum Beispiel mit einem Erinnerungsring. [3]

Die Arbeit der Mädchen

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Die Propaganda rief speziell auch Mädchen dazu auf sich neben Erzieherinnen und Frauenvereinen an den „Kälteschutz-Hilfsaktionen“ zu beteiligen und Wäsche, Strümpfe sowie andere Kleidung herzustellen. In Wien wurden eigene Strick- und Nähstuben errichtet in denen „Kälteschutz“ angefertigt wurde. Handarbeiten erfüllten auch eine erzieherische Funktion für die Mädchen, welche dadurch ein patriotisches Zugehörigkeitsgefühl entwickeln sollten. So erlernten sie ihre geschlechterspezifische Rolle als aufopfernde, helfende Frau, während sie gleichzeitig ihren Patriotismus unter Beweis stellten.

Um die Hilfsbereitschaft von Mädchen zu steigern appellierte die Propaganda an ihre patriotische Leidenschaft und deren Pflichtgefühl. Bilder von frierenden Soldaten sollten das Verantwortungsgefühl der Mädchen ansprechen und das Gefühl vermitteln durch Nähen und Stricken, Schutz und Wärme zu stiften. Ihre Liebe zum Vaterland und ihre weibliche Kriegsarbeit wurden zu „Liebesgaben“ gekoppelt. „Liebesgaben“ waren Päckchen für die Soldaten an der Front mit Büchern, Zigaretten, Seifen, Schokolade und handgefertigter Wäsche und Wollsachen.

Durch Korrespondenzkärtchen bei den Paketen hatten die Mädchen die Möglichkeit mit den Soldaten an der Front in Kontakt zu treten. Die anonymen Soldaten , für die die Kinder die „Liebesgaben“ bereiteten, wurden zu individuellen, wahrhaftigen Personen, mit denen sie sich verbunden fühlten.

Als fortführende Propaganda wurde in Zeitungen von strickenden Mädchenklassen berichtet, die patriotisch und fleißig ihren Beitrag zum Gewinn des Krieges leisteten. [4]

Das Kriegsspiel im Kinderzimmer

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Der einsetzende Krieg prägte auch die Spiele in den Kinderzimmern. Die Spiele der Kinder bekamen eine andere Bedeutung und Funktion zugesprochen. So förderten Rollenspiele, die Verbundenheit der Kinder mit den Kriegszielen und die Gesellschaftsspiele dienten als propagandistische Vermittler von Botschaften.

Die Spieleindustrie zeigte eine schnelle Reaktion auf die Kriegsbegeisterung der Kinder. Bekannte Spiele bekamen eine Neuauflage, diese wiesen einen klaren Kriegsbezug auf. Auch die Gesellschaftsspielewurden adaptiert und Schlachten nachgespielt, während sich in den Kinderzimmern, Miniaturausgaben von Schützengraben, Kanonen, Lazaretten und Gefangenentransporte sowie Bleisoldaten finden ließen.

Die kriegerische Ausrichtung der Spiele erfüllte wiederum klare erzieherische Funktionen. Grafik, Terminologie und Gestaltung der Spielfiguren vermittelten eine neue Weltordnung sowie eine neue Geschichtsdarstellung, ästhetisieren das Kriegsgeschehen und zeigen Soldaten als heroische Vorbilder. Tugend, Pflicht und Gehorsam werden als zentrale Werte durch die Spiele vermittelt.

Durch die Verbindung der Erzählung, Gestaltung und Spielregeln wurden suggestive Botschaften vermittelt. Diese wurden durch den Ehrgeiz, welcher beim Spielen einhergeht, intensiviert wahrgenommen. Die Kinder entwickelten spielerisch Begeisterung für das Soldatische, trainierten militärische Terminologie und verinnerlichten ideologische Konzepte.

Kurzreime und Parolen dienten einer emotionalen Verinnerlichung von Vaterlandstreue und Patriotismus. Kampfhandlungen wurden durch Schlachten und Belagerungsspiele verharmlost, während Kartenspiele technisches und militärisches Wissen vermittelten und das Feindbild durch Illustrationen verfestigten. Freund-Feind-Konstellationen wurden spielend erlernt, ebenso prägte man sich rassistische Stereotypen und Feindschemata ein. Die feindlichen Nationen wurden zu Witzfiguren reduziert und eigene Truppen sowie Verbündete zu Helden ernannt.

Patriotische Vereinigungen und Jugendwehren organisierten die in allen Kreisen sehr beliebten Kriegsspiele im Freien. Diese dienten dazu, den Krieg realistisch nachzustellen. Kinder bewaffneten sich mit Eisenstangen, Messern und anderen Waffen, bauten Schützengräben und stürmten mit aller Gewalt auf die „feindlichen Truppen“ zu. Die schulisch erfolgten Belehrungen der Kinder wurden hierbei durch die eigene körperliche Realisierung vertieft. Jedoch endeten diese Spiele oft in Massenschlägereien der Kinder. [5]

Die Propaganda im Kinderbuch

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Das zu Beginn hohe Interesse am Krieg, sorgte schnell für neue Werke und Neuauflagen beliebter Kinderbücher, mit Kriegsthematischem Inhalt. Man sah in Büchern eine besondere Form die Kinder mit dem Kriegsgeschehen zu konfrontieren. Sie sollten Kinder und ihre Eltern von bestimmten Interpretationen des Kriegsgeschehens überzeugen und verdeutlichen wie man den Krieg wahrnehmen sollte.

Mit ihrer erzieherischen Funktion, sollten die Bücher Kinder von den vorgeblichen Ursachen und Zielen des Krieges überzeugen und mit den guten Mittelmächten vertraut machen. In bebilderten Büchern wurden vor allem nationale Stereotype propagiert und zugleich gegnerische Nationen stigmatisiert. Propagandistische Botschaften wurden in Geschichten verpackt und mittels emotionalisierten Bildern transportiert.

Erfolgreiche Kampfhandlungen, Heldenmut und die tapferen Taten jugendlicher Freiwilliger wurden in diesen Büchern propagiert, während sie in heroischem Tonfall vom Kriegsgeschehen berichten. Fiktive Erlebnisberichte schürten die Kriegsbegeisterung und vermittelten den Buben tapfere Idole. Auch jugendliche Soldaten die sich für das Vaterland opferten, der elterlichen Autorität entflohen und im Felde Abenteuer erlebten waren oft erzählte Geschichten in diesen Büchern. Die unterschwellig für den Krieg propagierten.[6]

Neuauflagen und Kriegs-Kinderbücher sind unter anderem:

Im weiteren Verlauf des Krieges näherten sich die Erzählungen immer mehr an die realen Erlebnisse der Leserschaft an. Bücher griffen neue Themen, wie Kriegsgefangene und Rationierungen, auf und verloren immer mehr an Überzeugungskraft. Die Kriegspublikationen über all die Jahre hatten gemeinsam, dass sie nachdrücklich Ideale der Entbehrung und Pflichterfüllung propagierten und an den aufopfernden Patriotismus der Heranwachsenden appellierten.[10]

Die Nachwirkungen der Propaganda auf die Kinder

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Anfänglich wurde der Krieg in der Schule romantisiert und aufgrund der massiven Propaganda nahmen die Kinder den Krieg nur wenig differenziert wahr. In den ersten Kriegsmonaten herrschte bei den Kindern noch allgemeine Kriegsbegeisterung vor. Als die Folgen des Krieges aber immer stärker zu spüren waren, nahm diese Euphorie immer mehr ab.

Der Gesundheitszustand der Kinder verschlechterte sich immer mehr aufgrund des Nahrungsmittelmangels. Dieser führte auch zu einer psychischen und physischen Erschöpfung und das Leistungsniveau der Kinder fiel deutlich ab.

Immer mehr Lehrer wurden in den Krieg einberufen, woraus häufige Unterrichtsausfälle resultierten. Das „Siegfrei“ zu Beginn des Krieges wurde von Trauerfeiern gefallener Lehrer und Schüler ersetzt. Die Zeichnungen, Gedichte und Aufsätze der Kinder verloren ihren heroischen Glanz. Stattdessen wurde die Abwesenheit von Brüdern und Vätern, sowie die Gegenwart des Todes stark thematisiert, der Schrecken des Krieges hielt Einzug. [11]

Das zu Beginn sehr beliebte Kriegsspielzeug und andere Kriegsspiele verschwanden mit der Zeit aus den Regalen und machten abstrakten Spielen, die weniger Krieg als Thema hatten, Platz. Da der Krieg überall seine Zeichen hinterlassen hat und man die Folgen umso mehr spürt, haben auch die Kinder ihre spielerische Freude am Krieg verloren. [12]

Auch das Kriegsspielen im Freien blieb nicht ohne Folgen. Demnach starben 1915 in Frankreich zwei Jungen, als der von ihnen ausgehobene Schützengraben über ihnen einstürzte. Einem Mädchen das Soldaten bei einer Schlacht versorgt hatte, musste, nach einer schweren Verletzung, das Bein amputiert werden.[13]

Kinder in der Propaganda

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Kriegspostkarte aus dem Ersten Weltkrieg mit drei Kindern und Flaggen

Kinder als Propagandamittel

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Die Kinder wurden unbewusst auch als Propagandamittel eingesetzt. Zum einen sollten sie das in der Schule erlernte Wissen über den Krieg an ihre Eltern weitergeben.Propaganda auf Zeitlupe.co.at abgerufen 18. Jänner 2017</ref> Einige Eltern haben damals aufgrund des Drängens ihrer Kinder Kriegsanleihen gezeichnet. Die Kinder dienten demnach als ein verlängerter Hebel der Propaganda. [14]

Andererseits wurde mit Kinderbüchern für kleine Kinder geworben, aber das Ziel waren dabei die Eltern. Diese haben die Bücher mit ihren Kindern gelesen und ihnen auch erklärt. So mussten auch sie sich mit der in den Büchern versteckten Botschaft auseinandersetzen und so die Notwendigkeit für den Krieg erkennen. [15]

Kinder als Postkartenmotiv

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In den grafisch dargestellten Propagandapostkarten wurden Kinder vermehrt als Motiv und vor allem auch als Stilmittel verwendet. So hatten die Kinder beim Kriegsspiel oder in Uniformen einen starken Sympathieeffekt. [16]

Bereits zu Beginn des ersten Weltkrieges wurden Kinder als Motive in der Propaganda verwendet. Kinder wurden mit Reinheit, Unschuld und eine hoffnungsvolle Zukunft assoziiert. Vor allem gut genährte Kinder mit roten Pausbäckchen wurden auf Postkarten und Plakaten propagiert. [17]

Literatur

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  • Martina Winkelhofer: So erlebten wir den Ersten Weltkrieg: Familienschicksale 1914-1918. Amalthea Signum Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-85002-859-2.

Einzelnachweise

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  1. Kinder als Zielscheibe der Kriegspropaganda abgerufen am 18. Jänner 2017
  2. Die Schulfront in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  3. Arbeit aus Liebe in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  4. Arbeit aus Liebe in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  5. Der erste Weltkrieg ein Kinderspiel in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  6. Vom Bombenpeter und Blockaden-John in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  7. Kinderbücher im ersten Weltkrieg im Spiegel abegrufen 18.Jänner 2017
  8. Erster Weltkrieg Kinder- und Jugendliteratur im Literaturblog duftender Doppelpunkt abgerufen 18. Jänner 2017
  9. Propaganda auf Zeitlupe.co.at abgerufen 18. Jänner 2017
  10. Vom Bombenpeter und Blockaden-John in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  11. Die Schulfront in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  12. Der erste Weltkrieg ein Kinderspiel in der Welt der Habsburger abgerufen 18.Jänner 2017
  13. Kinderbücher im ersten Weltkrieg im Spiegel abgerufen am 18.Jänner 2017
  14. Kindheit zwischen Propaganda und Ernüchterung in ORF-Science abgerufen 18.Jänner 2017
  15. Propaganda auf Zeitlupe.co.at abgerufen 18. Jänner 2017
  16. Propaganda auf Zeitlupe.co.at abgerufen 18. Jänner 2017
  17. Martina Winkelhofer: So erlebten wir den Ersten Weltkrieg: Familienschicksale 1914-1918. Amalthea Signum Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-85002-859-2, S. 124.
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