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Trachtenkultur und Kulturvermittlung in der Steiermark

Tracht spielt eine wichtige Rolle in der Bewahrung des kulturellen Erbes einer Gesellschaft. Die einzelnen Heimatwerke in Österreich sehen diese Kulturvermittlung als eine ihrer Hauptaufgaben. Das steirische Heimatwerk wurde am 7.7.1934 als Teil des steirischen Volkskundemuseum in Graz eröffnet und gilt als Vorreiter für die anderen Bundesländer. Neben dem Verkauf von bödenständigen Produkten war besonders die volksbildnerische Tätigkeit von großer Bedeutung und ist es heute noch. Dazu gehört auch die Pflege und Weiterentwicklung der traditionellen Tracht. [1]


Trachten in der Steiermark

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Geschichte der Tracht

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Die Tracht repräsentiert ein Stück Kulturgeschichte wie die Musik oder die Sprache und ist mit einer bestimmten Region eines Landes, bzw. einer Gemeinschaft verknüpft, denn mit der Trachtenbekleidung wird ein Gefühl der Verbundenheit geschaffen, welches auch für Außenstehende sichtbar wird. Mit der Tracht können Werte, die einer Gruppe von Menschen wichtig sind, dargestellt werden und die einzelne Person zeigt damit ihre Verbundenheit und die Zugehörigkeit zu der speziellen Gruppe. Dabei gibt es bestimmte Regeln nach denen sich die Tracht richtet, die jedoch nicht von einer einzelnen Person bestimmt werden, sondern von der Gemeinschaft. Wichtig ist dabei festzuhalten, dass die Tracht etwas sehr Beständiges ist und nicht aus einer Laune heraus geändert werden kann. Gerade durch diese Beständigkeit ist es überhaupt erst möglich, dass die Tracht Ausdruck einer Volksart sein kann. Genauso wenig wie sich die Eigenart eines Volkes von heute auf morgen wandelt, genauso gemächlich passt die Tracht sich ändernden Bedingungen an. So geht mit dieser Feststellung einher, dass die Tracht, oft an eine sehr kleine örtliche Zone gebunden, etwas Langlebiges ist. Aus diesem Grunde können den einzelnen Ländern in Österreich auch spezielle Trachten zugeordnet werden. Es lassen sich u.a. steirische, tirolerische, kärntnerische, oberösterreichische Trachten unterscheiden. Die Unterschiede der einzelnen Landestrachten sind für den Laien oft nur schwer erkennbar. [2]

Trachten in der heutigen Zeit

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Trachten im heutigen Verständnis sind 200 Jahre alt und setzten sich im 19. Jahrhundert im gesamten Alpenraum durch. Zu dieser Zeit wurde die Tracht zwar mit dem Heimatgefühl verknüpft, blieb aber unabhängig von politischen Bestrebungen. Im 19. Jahrhundert hat Erzherzog Johann, für den die Tracht seine innere Gesinnung bzgl. Einfachheit im Handeln und Reden widerspiegelte, diese in der Steiermark neu belebt. Das „Steirergewand“ wurde durch modische Einflüssen aus Wien ergänzt und wandelte sich mit einer langen Hose zum Steireranzug. In den einzelnen Regionen der Steiermark entwickelten sich Sonderformen der Tracht, die sowohl die Kittel, Mieder, aber auch Kopfbedeckungen betraf. [1]

Geschlechterspezifische Unterschiede bei der Tracht

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Frauentrachten in der Steiermark

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Die Weiterentwicklung der Trachten, bzw. deren Grundformen bewirkte eine Verbesserung der Tragbarkeit, wobei aber die Vielfältigkeit der Trachten der steirischen Regionen beibehalten wurde. [3] So gibt es in der Steiermark ca. 290 verschiedene Trachten für Frauen, Dirndl genannt, die in der Grundform und in den Varianten Alltagstracht, Sonntagstracht und Festtagstracht aus 3 Teilen bestehen: Leib, Kittel und Schürze. [4] Die Varianten der steirischen Frauentracht unterscheiden sich vor allem durch die Verwendung der Materialeien. Während die Alltagstracht vorwiegend aus Baumwolle und Leinen genäht wird, wenig Verzierungen den Leib schmücken und die Länge des Kittels meist nur bis zur Wade reicht, werden bei der Sonntagstracht der Leib und die Schürze meist in Seide und der Kittel in Wolle bzw. Brokat genäht und die Sonntagstracht wird köchel-, oder bodenlang getragen. Besonders aufwendig wird die Festtagstracht hergestellt. Hier kommt vorwiegend Seide als Material zum Einsatz und die Verzierungen am Leib sind besonders aufwendige Näharbeiten. Verschiedene Rüschenformen, Stickereien und Schnüre werden zur Ausschmückung verwendet und die Länge des Kittels ist knöchel- bis bodenlang. Diese Variante der Tracht wird häufig als Hochzeitsdirndl gearbeitet. Wobei bei diesen Dirndln dann helle Stoffe verarbeitet werden und die Schürze aus Mousseline oder Tüll gefertigt wird. Neben diesen genannten Varianten haben sich in der Steiermark auch Sonderformen des Dirndls entwickelt, die sogenannten Bürgerkleider, oder auch die Winterdirndl in der Obersteiermark. Diese Arten sind dadurch gekennzeichnet, dass der Leib mit langen Ärmeln im gleichen Stoff ausgestattet ist. [1]

Männertrachten in der Steiermark

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Bei den Männern gibt es nicht so viele Ausprägungen. Neben dem Steireranzug gibt es noch die Tracht, die aus Hemd, Lederhose und Rock besteht.[4] Die Männertracht wird aus Loden, Leinen, Kammgarn in den Farben grau, grün oder die Hose auch aus Leder in schwarzer Farbe gefertigt. Beim Rock gibt es einreihig und doppelreihige Modelle, sowie auch Joppen und Spenser, die etwas kürzer gehalten sind. Wesentlich ist, dass die lange Hose beim Steireranzug immer mit einem seitlichen Besatz in Grün ausgestattet sein muss. Die Kniebundhose wird vornehmlich aus Leder gefertigt und mit grünen Wollstrümpfen kombiniert getragen. Das steirische Trachtenhemd ist von schlichter Machart und wird ausschließlich aus einem weißen, blickdichten Stoff genäht. Ergänzt wir die steirische Männertracht durch einen Hut, der aber nur in einer Form überliefert ist. Nämlich als niedriger Ausseerhut, angefertigt aus schwarzen oder grünen Filz, mit einem grünen Band. [2] Das Tragen der Tracht spiegelt Tradition und Identität wider und kann Zeichen der Heimatverbundenheit sein. Gerade die Weiterentwicklungen der Tracht haben dazu geführt, dass der Stellenwert der Tracht in der Steiermark sehr hoch ist.[4] Aber nicht nur dort, denn als im 20. Jahrhundert die Begeisterung eine Tracht zu tragen am Lande abnahm, entdeckte die städtische Bevölkerung diese vermehrt für sich. Neben der modischen Bedeutung erfuhr die Tracht in Zeiten der Suche nach nationalen Identitäten auch durchaus eine Art politische Bedeutung im Sinne der Identität. So wurde der Steireranzug neben dem Salzburger Anzug nach dem 2. Weltkrieg zur österreichischen Kleidung erwählt. [1] Seit einigen Jahren steigt die Nachfrage nach traditionellen Trachten immer stärker und erfreut sich sowohl bei älteren Menschen, als auch der jungen Generation größerer Beliebtheit und wird bei diversen Veranstaltungen am Lande wie auch in der Stadt getragen. Diese Zunahme kann man nicht nur in Österreich feststellen, sondern dieser Anstieg des Interesses lässt sich in ganz Europa nachweisen. Dieses Phänomen wird von Experten damit begründet, dass gerade in der heutigen Zeit, in der durch die Globalisierung alles schneller wird, vermehrt nach der eigenen Identität und nach Halt auch durch die gelebte Kultur gesucht wird. [1] So spiegelt die steirische Tracht, die im Zuge der Weiterentwicklung der Schnitte und Materialien zur tragbaren Mode wurde, weiterhin auch die Tradition der Steiermark wider und liegt klar im Trend des neu erwachten Interesses an Authentizität.[5]

Tracht und Kulturvermittlung

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Steirisches Heimatwerk

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Das Steirische Heimatwerk kann als Kulturvermittlungsorganisation betrachtet werden und besteht seit 1934 und gilt als erstes Heimatwerk in Österreich. Es wurde als Teil des Volkskundemuseums gegründet, durch den bekannten Volkskundewissenschaftler Viktor von Geramb. Heute gehört das Steirische Heimatwerk als 100%ige Tochter der Volkskultur Steiermark GmbH und hat seinen Sitz in der Sporgasse 23 in Graz. Zum Heimatwerk gehören nicht nur Geschäftsräume, sondern auch eine eigene Schneiderei. Zum Sortiment gehören neben Dirndl, auch Accessoires und Produkte der steirischen Handwerkskunst.[1]

Das Ziel des Steirischen Heimatwerks war neben der Förderung von kleinen Gewerben immer auch die volksbildnerische Tätigkeit. Um dem Verlust von Trachtenkultur und dem Wissen darüber entgegenzuwirken, wurden schon seit der Gründung im Jahr 1934 Trachtenberatungen angeboten. In den Nachkriegsjahren kamen auch Nähkurse zum Angebot dazu, was schließlich zu der Eingliederung einer hauseigenen Schneiderei führte. Durch die Gründung des Heimatwerks kam es in der Gesellschaft zu einem Aufschwung der Trachtenpflege, besonders auch bei den jüngeren Generationen.[1]

Das Steirische Heimatwerk arbeitet eng mit Handwerksbetrieben aus der Umgebung zusammen und fördert die Wertschöpfung und das Bewusstsein für Trachten auch über die Grenzen Österreichs hinaus. Einen besonderen Stellenwert für das Heimatwerk hat die Förderung und Erhaltung der steirischen Handwerkskunst und der damit verbundene Qualitätsanspruch. Es soll in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Geschichte und die Kultur der Steiermark mit all ihren Elementen geschaffen und gefördert werden. Dabei geht es aber nicht um die reine Erhaltung, sondern auch um die Weiterentwicklung der Kultur. [6]

Landestrachtenverband Steiermark

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Der erste Trachtenverband in der Steiermark wurde im Jahr 1871 gegründet. Dieser entstand aus dem Bedürfnis einer Gemeinschaft die Erhaltung von Brauchtum, Tracht und Volkstanz und Musik zu sichern und zu fördern. Auch heute sind die Erhaltung und Pflege der traditionellen Bräuche und Trachten in der Steiermark immer noch die obersten Ziele des Verbandes und dessen Mitglieder. Insgesamt besteht der Landesverband aus 6 Verbänden und zählt heute über 14.000 Mitglieder. Zunächst entstanden nur regionale Verbände. Erst nach dem zweiten Weltkrieg kam es zur endgültigen Gründung eines Landesverbandes unter dem Namen Landesverband der Heimat- und Trachtenvereine nachdem Gespräche dazu zum Beginn des Krieges beendet wurden. Diesem Landesverband traten mit der Zeit immer mehr bereits bestehende Regionalverbände bei. Heute wird der Landesverband als Landestrachtenverband Steiermark bezeichnet.[7]

Literatur

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  • Karl Stöffelmayer:Steirische Trachten.Verlag des steirischen Volksbildungswerkes, Graz 1959.
  • Kometter, Evelyn und Renhart, Silvia: Froschgoscherl & Kittelblech - Die Arbeitsblätter der Frauentrachten im Steirischen Heimatwerk . Eigenverlag der Volkskultur Steiermark GmbH, Graz 2010, ISBN 978-3-200-02047-4.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Kometter, Evelyn und Renhart, Silvia: Froschgoscherl & Kittelblech - Die Arbeitsblätter der Frauentrachten im Steirischen Heimatwerk . Eigenverlag der Volkskultur Steiermark GmbH, Graz 2010, ISBN 978-3-200-02047-4, S. 10–17.
  2. a b Karl Stöffelmayer: Steirische Trachten. Verlag des steirischen Volksbildungswerkes, Graz 1959, S. 5–6.
  3. Leitfaden für die steirische Männertracht. Abgerufen am 8. November 2017.
  4. a b c Trachten in der Steiermark. Abgerufen am 8. November 2017.
  5. Traditionelle und moderne Tracht: Dirndl & Co. Abgerufen am 8. November 2017.
  6. Heimatwerk Wir über uns. Abgerufen am 10. Dezember 2017.
  7. Verband Kurzchronik des Landestrachtenverbandes Steiermark Abgerufen am 10. Dezember 2017.
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http://www.heimatwerk.steiermark.at