Benutzer:Wikilenisch/Artikelanalyse (SS 2021)

Universität Wien
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Aufgabenstellung Anhand eines beliebigen Wikipedia-Artikels soll unter Verwendung der nachstehenden Werkzeuge eine Artikelanalyse erstellt werden. Dieser soll die statistischen Eckdaten, die Entwicklung des Artikels und die dabei erfolgten Diskussionen berücksichtigen. Die Aufgabenstellung kann auch ein Vergleich zwischen zwei Artikeln sein, die Betrachtung der statistischen Eckdaten der Artikel, die Entwicklung der Artikel und die dabei erfolgten Diskussionen müssen dann entsprechen vergleichend erfolgen.

Um eventuelle Kontroversen zu illustrieren, zieht man am besten einen Artikel heran, von dem man annimmt, dass er umstritten ist. Die Eckpunkte von Kontroversen sind in den allermeisten Fällen auf den dazugehörigen Diskussionsseiten (und allfällig vorhandenen Archiven) zu finden.

Hintergrund

Im Gegensatz zur Arbeit in klassischen Enzyklopädien, in der die jeweiligen Fachbereich in der Verantwortung eines Redakteurs steht, ist das Zustandekommen eines einzelnen Lemmas in Wikipedia eine Gemeinschaftsarbeit, welche über viele Jahre hinweg zum jeweils sichtbaren Ergebnis führt.

Je nachdem, in welchem Bereich dieses Lemma fällt, ist auch der Bearbeitungsverlauf sehr unterschiedlich. Das Zustandekommen selbst wird, wie jede einzelne Bearbeitung in Wikipedia, in der Verlaufsgeschichte aufgezeichnet und wird somit öffentlich sichtbar. Somit auch alle inhaltlichen und somit auch ideologischen Kontroversen.

Es wird in einer Kontroverse auch vielfach die Person hinterfragt, welche sich an dieser Kontroverse beteiligt, denn nicht immer ist die Person, welche hinter einem Benutzernamen steckt, jene, die man erwartet. Oft sind User mit Zweit- oder Dritt-Accounts aktiv, die Sockenpuppen genannt werden. Das Thema "Sockenpuppen" ist durchaus ein Problem. Wenn man die Aktivitäten einer einzelnen Person analysiert, kann man oft feststellen, dass man auf einen Account trifft, der relativ neu ist und/oder ausschließlich in einem bestimmten Bereich aktiv ist. Diese Accounts werden dann als "Single Purpose Accounts" bezeichnet. Am besten kann man das anhand der jeweiligen Benutzerbeiträge feststellen.

Analyse eines Wikipediaartikels

Um einen Artikel zu analysieren gibt es mehrere Methoden:

nicht vergessen: bei deutschsprachigen Artikeln bei Projekt "de.wikipedia.org" eintragen
ist sehr umfangreich
  • Prüfung der Versionsgeschichte einer Artikelseite (mit Klick auf Karteireiter Artikel dann auf Karteireiter Versionsgeschichte):
gab es Löschungen, Wiederherstellungen, Vandalismus oder gar einen Editwar?
Kontroversen ergründen anhand der Diskussionsseiten, Analyse derselben.
  • Prüfung der Diskussionsseite:
Jede Seite in Wikipedia hat automatisch auch eine Diskussionsseite. Ob das nun eine Benutzerseite ist oder eine Artikelseite.
Beachte dabei auch mögliche Archive der Diskussion
Beachte auch zusätzlich, ob auf der Diskussionsseite oben ein Banner mit einem Hinweis eingetragen ist (z.B.: "Dieser Artikel wurde zum Löschen vorgeschlagen"). Diese Hinweisbanner beinhalten oft einen Link zu einer entsprechenden ausgelagerten Diskussion.
  • Prüfung der Versionsgeschichte der Diskussion (mit Klick auf Karteireiter Diskussionsseite dann auf Karteireiter Versionsgeschichte)
erfolgt die Diskussion sachlich oder emotional
wurden Teile der Diskussion sogar gelöscht? (wird in der Versiongeschichte grau angezeigt und kann nicht zum Vergleich aufgerufen werden)

Woraus sollte eine Analyse bestehen

  • Inhalt:
Kurze Erklärung, worum es beim Thema geht
bzw. worum es beim Artikel nicht geht
Qualität, Umfang
Artikelstatistik
  • Entwicklung des Artikels
    • Schaue in die Versionsgeschichte des Artikels und
    • auch in die Versionsgeschichte der Diskussion
    • beachte auch mögliche Archive
wann war der erste Edit?
wer hat (wenn klar feststellbar) den Artikel überwiegend geprägt ?
lag er lange brach und kam dann plötzlich viel hinzu?
war er einmal groß und wurde er wieder kleiner?
oder wurde er kontinuierlich ausgebaut ?
gibt es Diskussionen über aktuelle (z.B. politische) Anlässe, die gar nichts mit dem eigentlichen Artikel zu tun haben?
gibt es Streitereien - wenn ja, worum haben sich die Autoren gestritten?
Gab es Editwars? (Autoren haben sich gegenseitig die Inhalte zurückgesetzt)
Gabe es einmal sogar einen Löschantrag (zu sehen anhand eines Banners auf der Diskussionsseite samt Link zur Löschdiskussion)?
Wurde der Artikel zwischenzeitlich geschützt/gesperrt?
Haben Vandalen Unsinn hineingeschrieben, der wieder revertiert wurde ?
  • Fazit
deine persönliche Zusammenfassung zur Thematik, Qualität und Umgang mit dem Thema
Beispiele guter Artikel-Analysen
Darin wird der inhaltliche Teil für den Leser sehr informativ aufgebaut. Einerseits wird Bezug auf den Artikel selbst genommen, andererseits auch auf das Zustandekommen und die zeitlichen Hintergründe - welche sich auch in der Diskussion niederschlägt. Die Struktur wurde ehemals in einer anderen Lehrveranstaltung erarbeitet und hat sich als zielführend erwiesen. Diese Struktur kann so von euch verwendet werden - soferne es der Aufgabenstellung entspricht.

Umsetzung

Beginne gleich im Anschluss an diese Info mit Deiner Arbeit, klicke dazu oben auf den Karteireiter "bearbeiten"


Heinz-Christian Strache

Entwicklung des Artikels Bearbeiten

Der Artikel über den österreichischen Politiker wurde am 6. April 2005 vom User Muef ins Leben gerufen, kurz bevor Strache am 23. April 2005 die Parteiführung der FPÖ übernahm. Mit 1157 Bytes handelte es sich noch um einen recht kleinen Beitrag, der ab dem Zeitpunkt aber ständig erweitert wurde, genau wie Straches politische Karriere. Ebenso wie der Politiker polarisiert auch seine Wikipedia-Seite: bereits am 27. September 2005 bricht der erste Edit War unter den WikipedianerInnen aus, zunächst über einen Rechtschreibfehler, später über die politische Gesinnung eines Wikipedianers, wobei viele Änderungen rückgängig gemacht, sowie gelöscht wurden. Aktuell umfasst die Größe des Artikels 134.961 Bytes; der Inhalt hat sich also verhundertfacht. Über die 16 Jahre, die sich der Artikel online befand, gab es 3002 Edits, sowie 900 AutorInnen. Die top drei AutorInnen Schilderwaldmeister (22,6 %), Benquo (15,7%) und Jesusfreund (8,2%) steuern gemeinsam fast die Hälfte des Artikels bei. Einen weiteren Großteil (32,4%) des Artikels stellen namentlich ungenannte WikipedianerInnen. Insgesamt also bearbeitete ein Bunter Mix an UserInnen den Artikel, und diese nicht nur menschlicher Natur: auch 22 Bots wurden entlarvt. Bei der Artikelbearbeitung lässt sich ein natürliches Wachstum erkennen, unterbrochen von einem jähen Anstieg der Bearbeitungen der Seite im Jahr 2019,als auch die Ibiza-Affäre aufkam.

Interessant zu sehen ist, dass sich der Inhalt der Seite innerhalb eines Jahres verzehnfacht hat, was auf die Polarisierung des Politikers hinweist und wohl von der Nationalratswahl 2006 herrührt. Bei dieser hatte Strache mit Ausländerfeindlichen Wahlslogans für sich und seine Partei FPÖ geworben. 2007 wurde eine "Sockenpuppe" entdeckt und deren Änderungen rückgängig gemacht. Währenddessen gehen die Edit Wars zwischen linken und rechten Gruppierungen weiter; die Seite ist hier ein Schlachtfeld für politische Ansichten, beziehungsweise, dem Kampf gegen rechtspopulistisches Gedankengut in einer Enzyklopädie.

Diskussion Bearbeiten

Da die Website schon seit 2005 besteht, gibt es 16 Jahre an Diskussionsmaterial. Diese werden im Folgenden zusammengefasst und in Jahresabschnitte unterteilt. Zwischen den Jahren 2005 und 2010 wurden hauptsächlich Straches Rapsong "Wiener Blut" aus dem Jahr 2010, inwieweit seine politische Gesinnung nach rechts überhängt und sein Privatleben (Siehe "Naddel", "verliebt, verlobt, verheiratet" usw.) diskutiert. Im Jahr 2011 gab es eine große Debatte um den Neutralitätsanspruch, den die Enzyklopädie für sich zu beanspruchen pflegt. Den sahen viele UserInnen durch das Verwenden von Worten wie "Weltenbummler" nicht gewahrt, da mit diesen eine Wertung einhergehe. Die Diskussion umfasst ganze 18 Unterpunkte. Im darauffolgenden Jahr entbrannte eine Diskussion über Straches Streit mit dem ORF, aber auch die Thematisierung der Söldnergeschichte wurde fortgesetzt. Die Jahre 2013 bis 2015 hingegen wurde nicht so viel auf einem Thema gepocht, es liefen unterschiedlichste Wortgefechte ab, vor allem weiter über die Fragestellung, wie rechts Strache wirklich sei. Interessant ist, dass der Artikel im Mai 2015 wieder gesperrt wurde und sich die WikipedianerInnen gegenseitig bekriegen, wer denn nun Schuld an der Sperrung hätte. Ab 2016 wurden hauptsächlich tagesaktuelle Themen aufgegriffen, wie der Hauptwohnsitz Philippa Straches oder die Ibiza Affäre. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Diskussionsseite Heinz-Christian Straches einiges an Kontroversen bietet. Wegen Edit Wars wurde die Seite sogar mehrmals gesperrt, sodass niemand sie mehr bearbeiten konnte. Am meisten hat die WikipedianerInnen das Thema beschäftigt, ob und wie weit sich Strache im politisch rechten Spektrum bewegt (hat) und inwiefern bei so einem brisanten Thema die Neutralität gewahrt werden muss.

Zum Artikel Bearbeiten

Generell ist die Wikipedia-Seite sehr ausführlich gehalten. Die zehn Kapitel werden kurz abgearbeitet, wobei die ersten drei (Leben, politische Positionen und Kontroversen) besonders ausführlich bearbeitet wurden. Die längsten Texte umfassen einerseits die politische Karriere, sowie die Ibiza-Affäre. Zu den Einzelnachweisen lässt sich sagen, dass es sich hierbei zum Großteil um Online-Zeitungsartikel handelt, ein paar wissenschaftliche Papers und etwa eine Hand voll Bücher. Hier lässt sich erkennen, dass die AutorInnen vor allem ein Interesse daran hatten, das zeitliche Geschehen aktuell abzubilden. Auch wenn dies erstrebenswert sein mag, wären mehr wissenschaftliche Quellen wünschenswert.

Fazit Bearbeiten

Insgesamt lässt sich bei diesem Artikel erkennen, dass es hier um mehr geht, als um Heinz-Christian Strache und seine zahlreichen Affären. Es geht um politische Gesinnungen, um die Frage "wann darf Neutralität walten und wann muss sie größeren Werten wie z.B. Menschenrechten weichen?" und um die Einordnung, ab wann eine Person als rechtsradikal eingestuft werden darf. Es bleibt ein inhaltlich wie bearbeitungstechnisch spannender Eintrag, den zu beobachten es sich weiter lohnt.