Esquirol, Jean Etienne Dominique (1827)


Esquirol, J. E. D.: Allgemeine und spezielle Pathologie und Therapie der Seelenstörungen. Frei bearbeitet von K. C. Hille. Nebst einem Anhange kritischer und erläuternder Zusätze von J. C. A. Heinroth. Mit XI lithographierten Tafeln. Leipzig: C. H. F. Hartmann 1827, XXII S., 647 S., 1 gefaltete Tafel. Deutsche Übersetzung im Jahr der französischen Erstausgabe.

Jean Etienne Dominique Esquirol (1772 – 1840) ist neben Pinel, dessen Schüler und Nachfolger er war, der bedeutendste französische Psychiater der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Begriff „Seelenstörungen“ im Titel geht auf den terminologischen Sprachgebrauch von Heinroth zurück (S. VI). Esquirol spricht von „Aliénation mentale“ und „Folie“, selten von „Maledie mentale.“

Das Werk ist gegliedert in Allgemeine und Spezielle Pathologie und Therapie der Seelenstörungen. Eine ätiologische Systematisierung psychiatrischer Krankheitsbilder war damals noch nicht möglich. U. a. war die Syphilis, neben der Tuberkulose eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Zeit, als Ursache der wahnbildenden Geisteskrankheit Progressive Paralyse noch nicht entdeckt.

Esquirol unterschied zwischen Halluzination und Illusion (S.7), ohne diese Begriffe schon zu gebrauchen und zwischen erworbenem Blödsinn (démence) und angeborenem Blödsinn (S.492).

Im Gegensatz zu Heinroth suchte Esquirol nach organischen Ursachen der Seelenstörungen: Alle Symptome scheinen von der Störung irgendeiner Function des organischen Lebens abzuhängen. (S. 617) Er zählt damit zu den somatisch orientierten Forschern der Psychiatrie, - Heinroth und Ideler zu den sog. Psychikern. Diese Dichotomie - Somatogenese versus Psychogenese - hat sich bis in die Gegenwart fortgesetzt.

Lithographierte Patientenportäts in diesem Werk

Datei:1827 Esquirol Hille Heinroth.jpg
Oktav (20,5 x 12 cm)
Innenseiten mit der Definition von Halluzinationen.
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