Gram-Int 3/Attributive Modifikation

In diesem Kapitel wird die Funktionsweise attributiver Modifikatoren behandelt, nämlich Adjektive, Präpositionalphrasen und Relativsätze. Hierzu werden zunächst die syntaktischen Strukturen dargestellt, die bei der Modifikation von Substantiven eine Rolle spielen. Anschließend werden die semantischen Grundlagen der intersektiven Modifikation erläutert, und warum neben Adjektiven auch PPs und Relativsätze diese Funktion haben können. Dies erfordert auch ein Kapitel über den inneren Aufbau von Relativsätzen. Darauf aufbauend werden strukturelle Ambiguitäten besprochen, die sich ergeben, wenn dieselben Modifikatoren statt auf der NP-Ebene auf der Satzebene auftauchen. Das Verhalten von Relativsätzen erweist sich in diesem Zusammenhang als bemerkenswert, denn Relativsätze, die auf der Satzebene angefügt werden, können weiterhin wie Attribute gedeutet werden, anders als PPs und APs.

Zur Syntax der Attribute

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Zwei levels in der syntaktischen Kategorie sind jeweils „head level“ und „phrase level“. Angenommen, dass ein mittleres level zwischen „head level“ und „phrase level“ steht. Um die „3 levels“ Theorie zu erweisen, werden die syntaktischen Kategorien von der NP, VP, AP und PP jeweils analysiert.

N ?(N’) NP

V ?(V’) VP

A ?(A’) AP

P ?(P’) PP

(1) Jack met the student from England, and I met the one from France.

Jack traf den Studenten aus England, und Ich traf den aus Frankreich.

„den“ vertritt ein N „Studenten“

	    NP
       /    |     \
   Det      N     PP
                 /  \
                P    NP
                      |
                      N
 Den  Studenten aus  England

(2) *Jack met the student of philosophy, and I met the one of Greek.

  • Jack traf den Studenten von der philosophischen Fakultät, und Ich traf einen von der Griechischen.

Warum ist (2) problematisch?

Falls es ein mittleres Level zwischen „head level“ und „phrase level“ gibt und „one“ ein Vertreter der mittleren Kategorie ist, dann sind (1) und (2) beide grammatisch. Das mittlere Level wird „N’ (N-bar)“ genannt.

	     NP
           /   \ 
        Det      N’
               /   \ 
              N’    PP
              |
              N

      den  Studenten  aus England

(3) Jack met this student of philosophy, but I met that one.

Jack traf diesen Studenten von der philosophischen Fakultät, aber ich traf jenen.

	    NP
           /  \ 
        Det     N’
               /  \ 
              N    PP

      den Studenten von der philosophischen Fakultät

1 one substitution test/Pronomen Test

the student of philosophy from England

Jack met the student of philosophy from England and I met the one from France.

Jack traf den Studenten von der philosophischen Fakultät aus England, und Ich traf den aus Frankreich.

  • Jack met the student of philosophy and I met the one of Greek from France.

Jack traf den Studenten von der philosophischen Fakultät aus England, und Ich traf einen von den Griechischen aus Frankreich.

2 coordination test

The student of philosophy

The student of philosophy and advisor to the stars.

Der Student der Philosophie und Berater des Sterns.

	       NP
          /         \
        Det          N’
                  /     \
              N’           N’

der    Student ...          Berater
       Fakultät      und    von dem Stern

(4) the book about linguistics in my pocket

das Buch über die Linguistik in meiner Tasche

		  NP
            /           \
     Det                   N’
                     /            \
                  N’                PP
             /       \
             N’       PP
             |
             N

      Das  Buch über die Linguistik  in meiner Tasche

a. I like the book about linguistics in my pocket more than the one about physics on the table (one=book)

Ich mag das Buch über die Linguistik in meiner Tasche lieber als das über die Physik auf dem Tisch. (das=das Buch)

b. I like the book about linguistics in my pocket more than the one on the table (one=book about linguistics)

Ich mag das Buch über die Linguistik in meiner Tasche lieber als das auf dem Tisch. (das=das Buch über die Linguistik)

c. I like the book about linguistics in my pocket more than that one. (one=book about linguistics in my pocket)

Ich mag das lieber als jenes. (jenes=das Buch über die Linguistik in meiner Tasche)

N’ kann in der syntaktischen Struktur wiederholt werden deswegen kann NP nicht unmittelbar N’ dominieren und kann N’ nicht unmittelbar N dominieren.

Die Regel liegt es wie folgt:

NP → (Det) N’

N’ → (AP) N’ (PP)

N’ →(AP) N (PP)

do so test

a. Joe will buy a book on Tuesday, and Sam will do so on Friday.

b. *Joe will buy a book, but Sam will do so a newspaper.

		VP
             /     \
         V’           PP
       /   \
     V      NP        

   buy  the book      on Friday

John cleaned windows and painted doors for three hours.

	       VP
          /    |     \
        VP   Conj    VP
        |      |
        V’    and     V’
   /    |             |     \
  V     NP            V’    PP
                    /   \
cleaned windows     V   NP   for three hours

                painted  doors

		   VP
                   |
                   V’
             /           \
            V’            PP
       /    |    \
     V’    Conj   V’      for three hours
  /   \     |    /   \
 V    NP   and   V   NP

clean windows  painted  doors
-ed         

Die Regel vom V’ Level ist ähnlich wie die vom N’ Level.

VP → V’ (XP)

V’ → V’ (XP)

V’ → V (XP)

XP kann PPs, NPs, usw.. sein.

very nervous about the exam

Sehr nervös vor der Prüfung

1 „So“ test: (ähnlich wie „do so“ test)

John was very nervous about the exam, but Mary was less so.

John war sehr nervös vor der Prüfung, aber Mary war weniger so.

„So“ kann „nervös vor der Prüfung” vertreten.

2 coordination test

very [nervous about the exam and anxious about the result]

sehr [nervös vor der Prüfung und besorgt über das Ergebnis]

„nervös vor der Prüfung“ und „besorgt über das Ergebnis“ können kombiniert werden unter Ausschluss des Adverbs, sodass A’s verbunden werden können.

3 Wo steht die AP, wenn eine AP ein Nomen modifiziert?

the blue book

das blaue Buch

	       NP
        /              \
    Det                  N’
     |              /         \
    das            AP          N’             
                   |           |
                   A’          N
                   |           Buch
                   A              
                   blaue

Wiederholung:

1 Um N’ zu bestätigen, braucht man „one substitution test“.

I like this blue book more than that one.

Ich mag dieses blaue Buch lieber als jenes.

(Ich mag dieses blaue Buch lieber als jenes blaue Buch.)

2 Ist die AP „blau“ eine Schwester von N oder N’? Mit anderen Worten: Ist „Buch“ selbst ein N und ein N’, oder ist „Buch“ nur ein N?

Um die Frage zu beantworten, braucht man auch „one substitution test“ unter Ausschluss der AP „blau“.

I like the blue book more than the red one.

Ich mag das blaue Buch lieber als das rote (Buch).

Mit „coordination test” kann man auch 3 Level von PPs bestätigen.

nearly over the line

fast über die Linie

nearly [over the line and into the net]

fast [über die Linie und in dem Tüll]

Satz-Ende PPs

John read the book in New York.

Wenn die PP „in New York“ nur das Ort beschreibt, wo John das Buch liest. Dann wird die syntaktische Struktur wie folgt gezeigt:

		VP
                |
                V’
           /         \
          V’          PP
     /    |
    V     NP          in New York

read    the book

„To do test“ kann die Struktur bestätigen.

John read the book in New York and Mary did so in Boston.

  • Wenn die PP „in New York“ allerdings „book“ modifiziert, dann wird die Struktur wie folgt gezeigt.
		VP
                |
                V’
           /         \
          V           NP
          |       /        \
        read    Det        N’
                 |       /     \
                the     N’     PP
                        |      
                        N      in New York
                        |
                       book    

Die Struktur wird von „one substitution test“ auch bestätigt.

the book in New York and the one in Boston.

Allerdings ist beim „do so test“ read the book ein V’. Dann enthält V’ keine PP- in New York.

The zookeeper poked the gorilla with a banana.

Lesart 1:

„To do test“ kann die Struktur bestätigen.

The zookeeper poked the gorilla with a banana and Bill did so with an umbrella.

The zookeeper poked the gorilla with a banana and Bill did so.

		VP
                |  
                V’
           /         \
          V’          PP
       /    \
      V      NP       with a banana
      |
   poked    the gorilla

Lesart 2:

The zookeeper poked the gorilla with a banana.

Die Struktur wird von „one substitution test“ auch bestätigt.

The gorilla with a banana and the one with a coconut (gorilla: N’)

The zookeeper poked the gorilla with a banana and Bill poked the one with a coconut. (zwei N’ können kombiniert werden)

The zookeeper poked the gorilla with a banana and Bill did so. (poked the gorilla with a banana: V’)

		VP
                |
                V’
           /         \
          V           NP
          |         /    \
      poked        Det    N’
                   |      |     \
                   the    N’     PP
                          |
                          N
                          |
                       gorilla   with a banana

Intersektive Modifikation

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Attributive Relativsätze

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Strukturelle Ambiguität

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Begriffe

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Kann eine Sequenz von Wortformen in unterschiedlicher Weise hierarchisiert werden , entsteht im Wesentlichen eine Struktuelle Ambiguität.

Einen wesentlichen Anteil an der Erzeugung solcher Mehrdeutigkeiten hat die Linearität der sprachlichen Form, die ein universelles Merkmal natürlicher Sprache ist. Zusätzlich verursachen die interagierenden Relationstypen Koordination und Subordination syntaktische Ambiguität, Phänomene also, die sicherlich ebenfalls universal zu beurteilen sind.

z.B. John told the girl that Bill liked the story.

Wir können sagen, dass dieser Satz zwei Interpretationen hat.

In einer Interpretation „a girl is being told (by John) that Bill like the story“ ist das direkte Objekt von dem Verb „tell“ der „that“-Nebensatz.

In der anderen Interpretation „a certain girl that is liked by Bill is told the story (by John) “ ist das direkte Objekt von dem Verb „tell“ die Nominalphrase „the story“.

Disambiguierung

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(1) Wir wissen, dass die syntaktische Struktur die Bedeutung des Satzes beeinflussen. Gleichzeitig ist es bewerkenswert, dass die syntaktische Struktur auch einen Einfluss auf die Intonation des Gesagten hat, die möglicherweise zur Disambiguierung führt.

z.B. John told the girl | that Bill liked the story.

Oder

John told the girlthat Bill liked | the story.

(2) Darüberhinaus ist die Kongruenz auch einer der wichtigsten Mechanismen zur Disambiguierung, der wie im Deutschen auf der Existenz von Flexion beruht.

  • Kongruenz: "Eine Konstituente f1 kongruiert mit einer Konstituente f2, wenn f1 bezüglich mindestens einer Einheitenkategorie von einer Einheitenkategorie von f2 abhängt." (Eisenberg 2013: 34)

Ein reiches morphologisches System, das bei einem großen Teil der Substantive, Adjektive und Verben die Merkmale Numerus, Genus bzw. Person markiert, kann als effizientes Instrument zur Explizierung der struktuellen Relationen angesehen werden, wenngleich natürlich auch ein idealisiertes, voll ausgebildetes System zur morphologischen Kennzeichnung dieser drei Merkmale nicht alle strukturellen Ambiguität auflösen könnte.

Je größer jedoch der Anteil der nicht explizit morphologisch markierten Formen ist, umso größer ist der Anteil ambiger Ausdrücke, die diesen formalen Filter durchlaufen, ohne aufgelöst zu werden.

(3) Tatsächlich ist es bei diesem Phänomen üblich, dass die Disambiguierung fast automatisch durchgeführt wird, jedes Mal wenn ein Leser oder Zuhörer auf einen mehrdeutigen Satz stößt.

z.B. The tourists recognized the museum of the city they visited last year.

Obwohl zwei Interpretationen für diesen Satz möglich sind, wird eine natürliche (unmarkierte) und auch prominentere Interpretation durch die folgende Struktur induziert:

The tourists recognized [[the museum of the city] they visited last year].

Der Grund liegt darin, dass wir auf natürliche Weise beabsichtigen, die Kästchen-Komponente so plausibel, relevant und wahr wie möglich in einer gegebenen Situation oder einem gegebenen Äußerungskontext (ÄK) zu interpretieren, so dass eine alternative Lesart, die die Äußerung unplausibel, irrelevant oder falsch macht, nicht berücksichtigt wird.

Der andere Grund liegt darin, dass manche syntaktische Strukturen naturgemäß einfacher oder komplexer zu verarbeiten sind, wie zum Beispiel:

The tourists didn’t know [the museum of [the city they visited last year]].

Es scheint so zu sein, dass man die Struktur der Verbindung des Relativsatzes mit dem ganz rechten Nomen in diesem Satz bevorzugt.

The Most Certain Principle

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Um Ambiguität zu etablieren, werden wir primär nicht die syntaktische Struktur betrachten, sondern stattdessen versuchen, unterschiedliche Lesarten zu finden, indem Paraphrasen verwendet werden, die eindeutig sind und sich in ihrer Bedeutung deutlich unterscheiden.

z.B. John saw the man with the binoculars.

Für diesen Satz gibt es zwei mögliche Lesarten:

a) John used binoculars to observe a man. b) John observed a man who had binoculars with him.

Nun können wir uns fragen, ob eine solche Situation besteht, die von der ersten oder zweiten Interpretation dargestellt wird. Unsere Intuitionen können uns natürlich mit „Ja“ beantworten.

Deswegen wird das Prinzip „the most certain principle“ vorgestellt, mit dem man selbst prüfen kann, ob die Paraphrasen wirklich unterschiedliche Bedeutungen haben.

Das Prinzip lautet:

If a (declarative) sentence S1 is true and another sentence s2 is false in the same circumstances, then S1 and S2 differ in meaning.”

Nehmen wir einen weiteren Satz als Beispiel:

John saw the man with the binoculars.

Wenn John wirklich das Fernglas hat, dann gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich die erste Interpretation und die andere Paraphrase ist falsch. Ähnliche Beispiele gibt es noch viel und wir können uns nur auf dieses Prinzip verlassen.

Rein Strukturelle Ambiguität

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Definition:

  “An ambiguity is purely structural if and only if the ambiguous sentence contains identical sequences of words, with no wordform being itself ambiguous.”
   (Zimmermann, Thomas Ede & Wolfgang Sternefeld 2013: 29)

Die deutsche Übersetzung: Eine Ambiguität ist genau dann rein strukturell, wenn der ambige Satz gleiche Sequenzen von Wörtern enthalten, wobei keine Wortform bzw. kein Wort selbst ambig ist.

Rein strukturelle Ambiguität wird rein syntaktische Ambiguität genannt. Man kann sich weiter über diese relativen Beschreibungen näher informieren:

  “Die rein syntaktische Ambiguität treten bei eindeutigen Wortformen auf und sind somit unabhängig vom konkreten Wortmaterial. Eine notwendige Voraussetzung für die rein syntaktische Ambiguität eines Ausdrucks ist daher, dass sie auch nach dem Austausch des Wortmaterials durch vergleichbare (eindeutige) Wortformen fortbesteht.”
  (Ernst 2002: 135)
  “Bei rein syntaktischen Ambiguität ist die Ursache für den Zusammenfall von zwei oder mehr Ausdrücken rein syntaktischer Natur. Mit anderen Worten ist der syntaktisch zu analysierende Ausdruck bereits eindeutig in eine Sequenz von Wortformen segmentiert, deren morphosyntaktische Kategorien, Flexionskategorien und Lexembedeutungen eindeutig spezifiziert sind.”
  (Ernst 2002: 171)


Wir analysieren dieses folgende Gegenbeispiel, um die Merkmale rein struktureller Ambiguität weiter kennenzulernen.

Gegenbeispiel:

(1) They can fish

a. They put fish in cans Sie legen den Fisch in die Dose

b. They are able to fish Sie können fischen

Dieser Satz ist lexikalisch ambig:

die gleiche Lautfolge gehört zu verschiedenen syntaktischen Kategorien; der Satz enthält verschiedene Lexeme:

  • can ist einerseits ein Vollverb (transitives Verb) mit dem Akkusativobjekt fish und bedeutet “Fisch in Dosen legen, was besonders zur Fischdose wird”, andererseits ein Modalverb wie können mit Infinitiv fish;
  • fish ist einerseits ein Nomen wie Fisch im Deutschen, andererseits ein Infinitiv wie fischen im Deutschen.

Ambiguität mit attributiven / adverbiellen Präpositionalphrasen

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(2) John sah den Mann mit dem Fernglas

Dieser Beisielsatz werden in zwei Lesarten analysiert:

a. John [sah [den Mann]] [mit dem Fernglas]

b. John sah [den [Mann [mit dem Fernglas]]]

John [sah [den Mann]] [mit dem Fernglas] - Ambiguität mit adverbieller Präpositionalphrase

John sah [den [Mann [mit dem Fernglas]]] - Ambiguität mit attributiver Präpositionalphrase


Aus einer anderen Perspektive auf der Ebene von Wörtern und Morphemen:

Wie viele Bedeutungen hat die Präposition mit in beiden Interpretationen?

  • 2 Bedeutungen→ lexikalische Ambiguität

John [sah [den Mann]] [mit dem Fernglas] - das Instrument nennen

John sah [den [Mann [mit dem Fernglas]]] - eine Zugehörigkeit ausdrücken

  • 1 Bedeutung→ strukturelle Ambiguität

angenommen, dass es eine sehr abstrakte gewöhnliche Bedeutung gibt, die beide Entitäten von mit enthält


(3) Ein ähnliches Beispiel:

He put the block in the box on the table

a. He [put [the block in the box] on the table]

b. He [put the block [in the box on the table]]


Übertragung aufs Deutsche:

a. He [put [the block in the box] on the table] = Er tat den Block in der Box auf den Tisch

b. He [put the block [in the box on the table]] = Er tat den Block in die Box auf dem Tisch


Fragen:

Vier Präpositionen ((in1 (= in), in2 (= into), auf1 (= on), and auf2 (= onto)) oder nur zwei ( in, auf)?


Zwei Möglichkeiten:

  • 4 Präpositionen - nicht rein strukturelle Ambiguität
  • 2 Präpositionen - rein strukturelle Ambiguität


Mainstream-Ansicht:

Es gibt nur eine Kernbedeutung für jede Präposition.

Die Ambiguität ist dabei rein strukturell unter der Voraussetzung, dass nur eine Kernbedeutung für jede Präposition besteht.


Hinweise:

wenn man nicht weiß, ob eine Präposition ambig ist oder nicht, ergibt sich zunächst die Aussage:

"wenn die Präposition 1 Bedeutung hat, dann ergibt sich hier rein strukturelle Ambiguität"

"wenn die Präposition mehrdeutig ist, dann ergibt sich Ambiguität mit Beteiligung eines strukturellen Unterschieds."

Ambiguität mit Attribut- und Argument-Sätzen

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(4) John told the girl that Bill liked the story

a. John [told [the girl] [that Bill liked the story]]

b. John [told [the girl [that Bill liked]] the story]


a. John [told [the girl] [that Bill liked the story]] - Argumentsatz

b. John [told [the girl [that Bill liked]] the story] - Attributsatz


Status von that: that is einfach ein subordinierendes funktionales Element in initialer Position eines Nebensatzes.


Zwei Möglichkeiten:

  • nicht rein strukturelle Ambiguität:

a. John [told [the girl] [that Bill liked the story]] - Komplementierer

b. John [told [the girl [that Bill liked]] the story] - kein Relativpronomen (vermutlich dieselbe Konjunktion wie im Argumentsatz)


  • rein strukturelle Ambiguität:

a. John [told [the girl] [that Bill liked the story]] - Komplementierer

b. John [told [the girl [that Bill liked]] the story] - Komplementierer

Ambiguität mit Adjektiven

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Anhand der folgenden Beispiele ist hier nur ein kurzer Überblick über die strukturelle Ambiguität mit Adjektiven.


(5)

a. John ate the broccoli raw

b. John ate the broccoli naked


Die plausibelste Lesart:

raw bezieht sich auf the broccoli→Bezugphrase des Prädikatives raw ist das Akkusativobjekt the broccoli

naked bezieht sich auf John→Bezugphrase des Prädikatives naked ist das Subjekt John


Fragen:

Haben diese zwei Sätze verschiedene Strukturen?

Ob diese zwei Sätze verschiedene Strukturen haben, scheint von der syntaktischen Theorie abzuhängen, die man bevorzugt.


(6) John [ate [the broccoli] wet]

  • Dieser Satz ist ambig, weil wet sich sowohl auf the broccoli als auch auf John beziehen kann.
  • Aber die Satzstruktur gilt als nicht ambig.
  • Diese Ambiguität ist weder lexikalisch noch streng strukturell, ähnlich wie die Referentielle Ambiguität bei Pronomen
  • Der Satz ist im weiteren Sinn strukturell ambig


(7)

John aß den Broccoli. Er war nass

John ate the broccoli. He/it was wet


John aß den Broccoli. Er war nass - Referentielle Ambiguität mit Pronomen

John ate the broccoli. He/it was wet - Referentielle Ambiguität mit Pronomen


Referentielle Ambiguität mit Pronomenkeine strukturelle Ambiguität


Eigenschaft: Die Ambiguität resultiert aus verschiedenen referentiellen Relationen zwischen dem Pronomen und dessen Bezugwort.


Analyse aus zwei Perspektiven:


  • referentielle Relation:

- Wegen des deutschen Genussystems bezieht sich das Pronomen (er) entweder auf John oder auf den Broccoli.

- Die Ambiguität resultiert aus verschiedenen referentiellen Relationen zwischen dem Pronomen und dessen Bezugwort.

- Es gibt keine strukturelle Ambiguität darin.


  • Semantische Argumentbeziehung (also Prädikation oder Subjektbeziehung):

Wet umfasst eine verborgene semantische Argumentbeziehung, die wet entweder mit John oder mit the broccoli verbindet.

Aber es ist von der Theorie abhängig, ob die Beziehung in der syntaktischen Struktur kodiert wird oder nicht. Die meisten Theorien nehmen zurzeit diese Beziehung nicht als Teil der syntaktischen Struktur an.

Kurze Zusammenfassung

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Wie kann man strukturelle Ambiguitäten identifizieren? - Was als strukturelle Ambiguität gilt, hängt davon ab, wie viele Strukturen man bevorzugt und wie semantische Relationen in syntaktischer Struktur kodiert werden.


Im Allgemeinen wird die Terminologie “Strukturelle Ambiguität” im weitesten Sinne verwendet, sodass die verschiedensten grammatikalischen Relationen als strukturell gelten.

Relativsätze im Nachfeld

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  • (Dieser Punkt wird erst in der 4. Sitzung besprochen)

Literatur

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  • Poole, Geoffrey (2011): Syntactic Theory. 2nd edition. Basingstoke: Palgrave Macmillan. (Insbesondere Kap 2.4, pp. 35–52).
  • Zimmermann, Thomas Ede & Wolfgang Sternefeld (2013): Introduction to Semantics. Berlin: De Gruyter. (Insbesondere Kap. 3.1)



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