Gram-Int 5/Adverbielle Modifikation

Semantischer Skopus

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Skopus:

Als Skopus wird bei Operatoren aller Art der Bereich bezeichnet, auf den sich ihre Wirksamkeit erstreckt.

Beispiel (1):

The doctor didn't leave because he was angry.
  • Paraphrase A:
 The doctor stayed because he was angry.
  • Paraphrase B:
 The doctor left and he was angry, but the latter was not the reason for the former.

So befindet sich etwa bei Paraphrase A alles im Skopus des Kausaloperators, was mit den kursiv markierten Sequenzen zum Ausdruck gebracht wird:

The doctor didn't leave because he was angry.

Bei Paraphrase B hingegen befindet sich im Skopus des Kausaloperator, was mit den kursiv markierten Sequenzen zum Ausdruck gebracht wird:

The doctor didn't leave because he was angry.

Ein typischerer Skopusträger ist allerdings die Negation. In Beispiel (1), Interpretation A ist nur das Hauptverb leave negiert (im Skopus der Negation), in Interpretation B ist der gesamte Kausalsatz auch noch im Skopus der Negation.

Syntaktischer Skopus

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Syntaktischer Bereich:

,,X is in the syntactic domain of Y if and only if X is not contained in Y but is contained in the smallest box that contains Y.(Zimmermann & Sternefeld 2013: 35)

Beispiel (2):

a. The doctor [[didn't leave][because he was angry]]
b. The doctor [didn't [leave [because he was angry]]]

In (2a) ist "didn't leave" in dem syntaktischen Bereich (= syntactic domain) des Because-Satzes und "leave" ist in dem syntaktischen Bereich von "didn't". In (2b) ist der Because-Satz in dem syntaktischen Bereich von "didn't" und "leave" ist in dem syntaktischen Bereich des Because-Satzes.

Analog zu C-Kommando in der generativen Syntax:

X is in the domain of Y if and only Y c-commands X.

C-command: "A constituent X c-commands its sister constituent Y and any constituent Z which is contained within Y". (Radford 2004, S.91)

“C-command is a particularly important syntactic relation (a conventional abbreviation of constituent-command), which provides us with a useful way of determining the relative position of two different constituents within the same tree (in particular, whether one is lower in the tree than the other or not)” (Radford 2004, S.91)

Beispiel (3):

a. 	    IP
           /  \ 
       NP1      I'
   the doctor  / \ 
             I’  CP
           /   \  because he was angry
          I   NegP
          |     |
         did   Neg'
              /   \ 
            Neg   VP
             |   /  \ 
            not t1  V'
                    | 
                    V
                    | 
                  leave                      
b.  	    IP
           /  \ 
       NP1     I’
   the doctor /  \  
             I   NegP
             |     |
            did   Neg'
                 /   \ 
               Neg   VP
                |   /  \ 
               not t1  V'
                      / \  
                     V' CP
                     |  because he was angry
                     V
                     |
                   leave
                      

Das Skopus-Prinzip

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Anhand der Nachprüfung vom Beispiel lässt sich feststellen, dass der semantische Begriff Skopus dem syntaktischen Ausdruck Bereich entspricht. Ein Unterschied zwischen den beiden Begriffen ist: Bereich betrifft die syntaktische Struktur, während Skopus sich auf den semantischen Einfluss bezieht. Aus der Analyse vom vorliegenden Beispiel wird erschlossen, dass eine Korrelation zwischen syntaktischem Bereich und Skopus besteht:

The Scope Principle

If α takes scope over β the β is in the syntactic domain of α. (Zimmermann & Sternfeld 2013: 36)

Syntactic Domains und Rekonstruktion

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Beispiel (4):

Beide Studenten kamen nicht.
  • Lesart A: Keiner von beiden Studenten kam.
  • Lesart B: Nicht beide Studenten kamen.

Bei Lesart A ist die Negation nicht im Skopus von beide Studenten.

Eine Standardstruktur für Lesart A soll so wie Beispiel (5) sein:

[[beide Studenten] [kamen nicht]]

Die Negation nicht ist in the Domain of beide Studenten, aber ungekehrt ist es nicht gültig, deshalb können wir durch (5) nur Lesart A bekommen.

Wenn wir eine intensive Skopus-Relation für Lesart B im Bereich von Syntax bekommen möchten, dann würde der Satz so wie Beispiel (6) aussehen:

[[beide Studenten kamen] nicht]

Diese Struktur entpricht der deutschen Syntax allerdings nicht. In diesem Fall scheint es, dass die Negation den ganzen Satz modifiziert.

Im Perfekt ist die Ungrammatikalität deutlicher.

Beispiel (7):

*Beide Studenten sind gekommen nicht.

Richtig ist die Formulierung in Beispiel (8) :

Beide Studenten sind nicht gekommen.

Das Skopus Prinzip ist hier nicht mehr gültig, deshalb brauchen wir noch eine zusäztliche Interpretationsregel, nämlich Rekonstruktion.

Durch die Rekonstruktion können wir viele andere Beispiele ebenfalls erklären, bei denen Ambiguität wegen einer bestimmten Bewegung vorliegt, wie im Beispiel (9) dargestellt:

Jeden Schüler (Objekt) lobte genau ein Lehrer (Subjekt).
  • Lesart A: Für jeden Schüler ist es der Fall, dass genau ein Lehrer ihn lobte.

In der folgenden Situation ist Lesart A falsch:

Lehrer lobte schüler
a x
a y
a z
a v
b v
  • Lesart B: Es gibt genau einen Lehrer, der jeden Schüler lobte.

In der folgenden Situation ist Lesart B falsch:

Lehrer lobte schüler
a x
a y
a z
b v
  • Entsprechende Struktur ("surface structure") der Lesart A:
jeden Schüler lobte [genau ein lehrer] [[    ][    ]]

In der "surface structure" (Oberflächenstruktur) ist das Subjekt im Skopus des Objekts.

  • Entsprechende Struktur ("deep structure", durch die Rekonstruktion) der Lesart B:
... dass [[genau ein Lehrer] [[jeden Schüler] lobte]] 

In der "deep structure" (Tiefenstruktur) ist das Objekt im Skopus des Subjekts.

Skopus von Modifikatoren

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Modifikatoren in einer Ereignissemantik: e-Prädikate

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Modifikatoren mit Skopus: das Beispiel angeblich

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Der Fall absichtlich

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Literatur

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  • Zimmermann, Thomas Ede & Wolfgang Sternefeld (2013): Introduction to Semantics. Berlin: De Gruyter. (Kap. 3 ab 3.2 "Scope and syntactic domains" = pp. 34–55)
  • Radford, Andrew (2004): “Syntax Relations”. in: Minimalist Syntax Exploring the Structure of English, cambridge university press, pp. 90-94.

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