Kurs:Analysis III/Kapitel II: Grundlagen der Funktionalanalysis/§6 Banach- und Hilberträume

Definition 1

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Sei ein reeller (bzw. komplexer) linearer Raum, d. h.
(bzw. ) .
Dann nennen wir einen normierten reellen (bzw. komplexen) linearen Raum oder normierten Vektorraum, wenn eine Funktion
existiert mit den folgenden Eigenschaften:
(N1)
(N2) Dreiecksungleichung: für alle ;
(N3) Homogenität: für alle (bzw. ).
Die Funktion nennen wir die Norm auf .

Definition 2

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Der normierte Vektorraum heißt vollständig, falls jede Cauchy-Folge in konvergiert, d. h. ist eine Folge mit
so gibt es ein mit

Definition 3

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Ein vollständiger normierter Vektorraum heißt Banachraum.

Definition 4

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Ein komplexer linearer Raum heißt Prä-Hilbertraum, falls in ein Skalarprodukt definiert ist, d. h. eine Funktion
mit den folgenden Eigenschaften:
(H1) für alle ;
(H2) für alle ;
(H3) Hermitescher Charakter: für alle ;
(H4) Positive Definitheit: , falls .

Definition 5

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Ein Prä-Hilbertraum nennen wir einen Hilbertraum, falls mit der Norm
vollständig, d. h. ein Banachraum ist.

Satz 1 (Projektionssatz)

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Sei ein abgeschlossener, linearer Teilraum eines Hilbertraumes . Dann gilt für alle Elemente die folgende Darstellung:
mit und .
Die Elemente und sind dabei eindeutig bestimmt.

1. Wir zeigen zunächst die Eindeutigkeit. Sei ein Element mit

gegeben. Zunächst sehen wir

Die Eindeutigkeit folgt nun aus

2. Es bleibt die Existenz der gewünschten Darstellung zu zeigen. Zu vorgegebenem lösen wir folgendes Variationsproblem: Finde ein , so dass

gilt. Wir wählen zunächst eine Folge mit der Eigenschaft

Wir zeigen, dass diese Folge gegen ein konvergiert. Hierzu benutzen wir die Parallelogrammgleichung

für alle ,

die man durch Ausrechnen der Skalarprodukte auf beiden Seiten leicht überprüft. Diese wenden wir nun auf die Elemente

an und erhalten

Umstellen dieser Gleichungen bringt

Nach Ausführen des Grenzübergangs folgt nun die Cauchy-Folgen-Eigenschaft für die Folge . Aus der Abgeschlossenheit des linearen Teilraumes folgt damit, dass ein Grenzwert der Folge existiert.
Wir zeigen schließlich und erhalten dann die gewünschte Darstellung

Sei beliebig gewählt und , so folgt

Zunächst ist nun

also

und zwar für alle und alle . Es muss also

für alle

gelten. Ersetzen wir durch , so erhalten wir . Da beliebig aus gewählt wurde, ist gezeigt.

q.e.d.

Definition 6

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Seien und zwei normierte lineare Räume und eine lineare Abbildung. Dann heißt stetig im Punkte , wenn es für alle ein gibt, so dass gilt

Definition 7

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Für ein beschränktes, lineares Funktional auf dem normierten, linearen Raum nennen wir
die Norm des Funktionals .

Definition 8

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Mit
bezeichnen wir den Dualraum des normierten, linearen Raumes .

Satz 2 (Darstellungssatz von Fréchet-Riesz)

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Jedes beschränkte, lineare Funktional auf einem Hilbertraum lässt sich in der Form
für alle
mit einem eindeutig bestimmten, erzeugenden Element darstellen.

1. Wir zeigen zunächst die Eindeutigkeit. Seien und zwei erzeugende Elemente. Dann gilt

für alle .

Wir subtrahieren beide Gleichungen voneinander und erhalten

für alle .

Wählen wir nun , so folgt wegen

2. Zum Nachweis der Existenz von betrachten wir

ist ein abgeschlossener linearer Teilraum von .

i.) Sei . Dann folgt für unmittelbar die Identität
für alle .
ii.) Sei . Nach dem Projektionssatz gilt mit . Es existiert also ein mit . Wir bestimmen nun ein , so dass für die Identität
oder, was äquivalent dazu ist,
bzw.
Nun gilt für alle und für . Für beliebiges setze nun . Dann gelten für die Identität
und somit . Wir haben also für die Darstellung , wobei und gelten. Damit wird
richtig für alle .

Definition 9

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Einen Banachraum nennen wir separabel, falls es eine Folge   gibt, die in   dicht liegt, d. h. zu jedem   und jedem   gibt es ein   mit
 

Definition 10

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Sei   ein Prä-Hilbertraum. Ein System von abzählbar unendlich vielen Elementen   nennen wir orthonormiert, falls
 
richtig ist.

Definition 11

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Ein Orthonormalsystem   heißt vollständig, kurz v. o. n. S., wenn für jedes   des Prä-Hilbertraumes   die Vollständigkeitsrelation
 
erfüllt ist.