Kurs:Buch und Schrift im Mittelalter/Griffel, Federkiel und Bimsstein

3. Griffel, Federkiel und Bimsstein: Schreibwerkzeug

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Im Mittelalter ging man natürlich nicht einfach in einen Bastelladen und kaufte sich einen Kugelschreiber, um Texte zu Verfassen. Im letzten Kursabschnitt haben wir uns bereits damit beschäftigt worauf man geschrieben hat. In diesem Abschnitt wird es nun darum gehen, mit was man geschrieben hat und was man in einem Skriptorium an Schreibwerkzeug finden konnte.


Schreibpult

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Schreiber und Gehilfe. Augustinus, De civitate Dei, um 1140. Auf dem Bild (am besten draufklicken zum vergrößern) kann man den Arbeitsplatz eines Schreibers im Mittelalter sehr gut erkennen. Vor ihm steht ein Schreibpult, in den zwei Rinderhörner eingelassen sind, eines für schwarze und eines für rote Tinte, samt zweier Gänsefedern. In der linken Hand hält der Mönch ein Messer zum Anschneiden der Federn und zum Abschaben falsch geschriebener Buchstaben oder Wörter. Unter ihm sieht man seinen sitzenden Gehilfen The Metropolitan Chapter Library, Prague. MS A. 21/1, f. 153r

Zuerst brauchte man natürlich ein Schreibpult, das unseren modernen Schreibtischen sehr ähnlich war. Der einzige Unterschied bestand darin, dass das Schreibpult leicht angewinkelt war, damit die Tinte nicht von der Feder fließen konnte.[1]


Unter Griffel versteht man ein Schreibwerkzeug, welches entweder aus Knochen oder Metall gefertigt wurde. Im Aussehen erinnert es stark an einen Nagel, welcher verwendet wurde, um Pergament vorzuzeichnen - jedoch ohne Tinte. Durch den Druck auf das Pergament konnten die Schreiber Linien vorzeichnen oder über bereits bestehende Texte Anmerkungen setzen.[2] Bei Letzterem sprechen wir in der Forschung von sogenannten Griffelglossen, also Griffelanmerkungen.[3]


Federkiel

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Bis ins 4. Jahrhundert hinein, hat man zum Schreiben Schilfrohr verwendet. Dieses wurde dann durch die Benutzung von Federn abgelöst.

Im Mittelalter wurden hauptsächlich Gänsefedern zum Schreiben genutzt. Bevor die Federn jedoch zum Schreiben geeignet waren, musste man das Mark entfernen und sie härten, da die Federn von Natur aus biegsam sind. Hierfür nutze man erhitzten Sand, in dem die Federn aushärten konnten. Die Feder wurden danach mit einem Messer zurechtgeschnitten.[4]


Bimsstein

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Der Bimsstein ist uns bereits an mehreren Stellen dieses Kurses begegnet. Bei dem Bimsstein handelt es sich um Vulkangestein, welches mancher vielleicht heutzutage auch aus dem Drogeriemarkt kennt. Im Mittelalter kam Bims vorallem in der Herstellung von Pergament und dem Herstellen von Schriftstücken zugute. Aufgrund seiner rauen Beschaffenheit konnte man mit dem Bimsstein Tinte von Pergament radieren beziehungsweise abschleifen.[5]

Das Messer wurde entweder zum Anspitzen von Federkielen oder zum Radieren genutzt.[6]

Das Lineal wurde benutzt, um die Seiten vor dem Beschreiben einzuteilen.[7]

Schreiben geht natürlich nur mit Tinte. Meistens hatten Schreiber im Mittelalter zwei Tintenfässer auf ihren Pulten stehen: schwarz und rot.[8] Wie Tinten hergestellt wurden und welche Farben es neben schwarz und rot noch gab, sehen wir im nächsten Kursabschnitt.

Du willst mehr über das Schreiben im Mittelalter erfahren? Das Braunschweiger Landesmuseum hat ein Video dazu gedreht. Rufe dafür einfach das Video "DIY: Schreiben wie im Mittelalter" in der Youtube-Playlist auf.

Was wurde genutzt, um Schrift wegzuradieren?

Weiße Farbe
Radiergummi
Bimsstein und Bimsstein

Wofür wurden Griffel auch verwendet?

Zum Vorzeichnen von Linien
Zum Durchstechen des Beschreibtoffes, um ihn später Einheften zu können
Um damit zu schreiben
Die Griffel wurden an das Papier angehangen



Nachweise

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  1. Vgl. Werner Williams-Krapp: Tinten, Federn, Schreibpult, in: Mathias Kluge, Handschriften des Mittelalters, S. 44.
  2. Vgl. ebd., S. 45.
  3. Griffelglossen, Glossenwiki, Universität Augsburg, online über: https://glossenwiki.phil.uni-augsburg.de/wiki/index.php?title=Griffelglossen
  4. Vgl. ebd.
  5. Vgl. Christine Jakobi-Mirwald: "The making of..." - Buchherstellung im frühen Mittelalter, online über: https://www.hab.de/wp-content/uploads/2020/10/Jakobi-Mirwald_Vortrag_2020.pdf.
  6. Vgl. Vera Trost: Skriptorium, S. 20.
  7. Das Lineal wird in den Werken rund um das Schreiben im Mittelalter nicht explizit erwähnt, ergibt sich jedoch aus der Erstellung des sogenannten Seitenspiegels, siehe hierfür Kapitel 6 dieses Kurses.
  8. Vgl. Christine Jakobi-Mirwald: Das mittelalterliche Buch, S. 126.