Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/11. Jahrhundert

Einführung

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Das 11. Jahrhundert ist im Raum Dresden (damals der Gau Nisan) eine Zeit sehr kleinteiliger Herrschaftswechsel. Der Elbtalkessel lag zwischen dem Spannungsfeld sächsischer (frühdeutscher), böhmischer und polnischer Interessen, die von Individualinteressen lokaler Herrscher überlagert wurden. Kirchlich konkurrierten sowohl das Bistum Meißen als auch das Bistum Prag um die Oberherrschaft über Nisan, wobei Prag den Vorteil der Sprachgleichheit mit den Nisanern mitbrachte und außerdem auf die böhmische Akademie Nisan zurückgreifen konnte, die 990 von dem zu der Zeit an Polen gefallenen Krakau nach Bresnice (Briesnitz) verlegt werden mußte. Auf lokaler Ebene konkurrierten selbst auf sächsischer Seite der Bischof von Meißen, der Markgraf von Meißen sowie der Burggraf von Meißen um einen möglichst hohen Einfluß in Nisan gegeneinander.

Ausgangslage

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Gau Nisan

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Die elbsorbische Region war für die damalige Zeit noch relativ dünn besiedelt. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts hat der Gau Nisan hatte etwa 4200 elbsorbische Einwohner (nach Blaschke "etwa ... 2000")[1]. Selbst in der Bronzezeit hatte es ausweislich der archäologischen Funde schon eine deutlich höhere Siedlungsdichte im Dresdner Elbtalkessel gegeben.

Die Divergenz der Schätzungen erhellt sich auch daraus, daß Blaschke von einem Gau Nisan ausging, der sich auf kleinteilige Siedlungskammern im noch durch dichte Wälder völlig isolierten Dresdner Elbttalkessel beschränkte.

Tatsächlich jedoch wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts von der sächsischen (frühdeutschen) Seite aus noch alles zum Gau Nisan gerechnet, was östlich der Grenzburg Meißen lag.

Der Gau Nisan war königliches Land, aber der der frühdeutsche König aus dem sächsischen Haus der Liudolfinger (Ottonen) verfügte zunächst nicht über die Ortschaften in der frühgeschichtlichen Siedlungsinsel des Dresdner Elbtalkessels.

Als 1013 der polnische König Bolesław I Chrobry dem römisch-deutschen König Heinrich II. den Lehnseid leistete, ließ sich auch der Böhmenherzog Othelrich mit Böhmen belehnen. Die Mark Lausitz und der Gau Milsca blieben weiterhin polnisch, der Gau Nisan böhmisch. Nur noch Meißen konnte mit Mühe vom Reich gehalten werden. Das Stift Meißen erhielt für die erlittenen Verwüstungen sechs Dörfer als Entschädigung, darunter Brockwitz bei Meißen, welches auf Grund der Funktion der Burg Meißen als Grenzfeste zum Gau Nisan gerechnet wurde.

Brockwitz liegt nur etwa sechs bis sieben Kilometer östlich von Meißen in der Nähe der Elbe an der alten hochwassersicheren Straße von Meißen nach Dresden, allerdings westlich des frühgeschichtlich unbesiedelten Flaschenhalses, der heutzutage als die Grenze zwischen Nisan und Glomaci (Daleminzien) angesehen wird. Es fand infolge des Fortschreitens des sächsischen Einflusses in der Elbtalregion offenbar eine Grenzverschiebung statt, denn moderne Historiker rechnen Brockwitz eindeutig zu Glomaci und später (1351) zum "districtus Großenhain" und 1547 zum "Erb-Amt Meißen" (auch: "Procuratur-Amt Meißen").

Der sächsische Königshof Nisana entstand spätestens im Zusammenhang mit der Errichtung der Markgrafschaft Meißen im Jahr 968 und dem Einsetzen des Markgrafen Wigbert auf der Burg Meißen. Eine urkundliche Erwähnung des Krongutes Nisana fand zwar erst durch das Aachener Tafelgüterverzeichnis im Jahr 1174 oder in den Jahren danach statt (Terminus ante quem ist das Jahr 1215), aber durch eine Urkunde von 971 übergab Kaiser Otto der Große der Kirche von Meissen unter Bischof Folchold ... den Zehnten alles Tributes von Honig, Pelz, Silber, Sklaven, Schweinen, Getreide und von der „uberchoufunga“ [2] aus den Provinzen Dalaminza, Nisane, Diedesa, Milzsane und Lusiza.[3]

Ohne einen funktionierenden Königshof in der Provinz nisane wäre die Abgabe des Zehnten von dort an die Meißner Kirche nicht möglich gewesen. Der Transport ist wahrscheinlich praktischerweise über die Wasserstraße der Elbe erfolgt. Nisana besaß einen natürlichen Hafen und wurde deshalb als Ort für den sächsischen Königshof ausgewählt. Voraussetzung war auch die Errichtung von Zehntscheunen in Nisana.


Hafen von Nisan
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Wohl im Jahre 979 (beurkundet am 27. Februar 983) schenkte Kaiser Otto II. dem Meißner Bistum neben einem Dorf im Burgward Boritz unter anderem den Elbzoll von Meißen bis Belgern.[4]

Hieraus kann geschlossen werden, daß der Elbzoll flußaufwärts von Meißen nicht in königlicher Hand war, sondern dem böhmischen Herzog zustand. In den Jahren 972 (traditionell 967) bis 999 war Boleslav II. Herzog von Böhmen. Im Jahre 993 wurde als Elbzollstation in Böhmen der Handelsplatz Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) gemeinsam mit der nahen Zollstation Chlumec u Chabařovic (Kulm) an der Kreuzung von Lausitzer Straße und dem Sorbenweg erwähnt. Elbzollstationen gab es nach Meißen zwischen Boritz und Merschwitz an der etwa 13 Kilometer entfernten Furt der Hohen Straße (alte Salzstraße), danach in Belgern und wohl auch in Strehla. Das Wort „Furt“ bedeutet so viel wie Weg oder Fahrweg.

983 wurde zusammen mit dem Burgward Boritz der Zoll der Kaufleute erwähnt, die zwischen Belgern und Meißen die Elbe überschritten, also doch den Ost-West-Handel vermittelten und mit Geld umgingen. (Blaschke[5]) In dem Grenzgau Nisan wurde darüber hinaus auch der Zoll für die Benutzung der Wasserstraße der Elbe erhoben. 983 war in Meißen ein portus (Handelsplatz) vorhanden, aus welchem sich innerhalb kürzester Zeit die Händlersiedlung unterhalb des Burgberges (im Nordteil der heutigen Altstadt) bildete. Offenbar entwickelte sich das römisch-deutsche Meißen und das böhmische Nisana ziemlich spiegelbildlich zur gleichen Zeit in recht kurzer räumlicher Distanz.

Die Elbzollstellen richteten sich offenbar nach dem auf der Donau bewährten Zollsystem, welches in der Raffelstettener Zollordnung aus den Jahren 902 bis 906 überliefert ist und den Handel mit den Slawen reglementierte. Die östlichste Zollstation war Mautern an der Donau, nach der Maut benannt. Im Jahre 906 oder 907 zerstörten die Ungarn das Altmährische Reich. Ende des 10. Jahrhunderts gründeten die Babenberger in Mauthausen eine Mautstätte, wobei sich rund um das Mauthaus bald eine Siedlung bildete.


  • Für das Jahr 1002 wurde die Ortenburg in Bautzen als budusin civitatem[7] bei Thietmar von Merseburg als zentraler Ort der Oberlausitz und Stammesmittelpunkt der Milzener erstmals genannt. Nach wiederholten Kämpfen fiel sie in diesem Jahr an den polnischen Fürsten Bolesław Chrobry und blieb bis 1031 in polnischer Hand.
  • Mit der Ermordung des Markgrafen Ekkehard von Meißen im Jahr 1002 begann ein dreißigjähriger Kampf um Budysinsko ( terra Budissiensis ) zwischen Deutschen und Polen . Im selben Jahr wird die Burg Ortenburg in Budyšín vom Chronisten Dětmar von Merseburk als budusin civitatem erstmals schriftlich als Hauptzentrum der Oberlausitz und zugleich Zentrum der Milčany erwähnt. Bautzen w:cs


  • Seit 999 verschärften sich die Spannungen gegenüber Polen. Im Zuge der Thronkämpfe zwischen Boleslavs Söhnen und Bolesław I. Chrobry. 1003/4 war Prag polnisch. Es folgten Interventionen des römisch-deutschen Reiches,.
 
Anton Gareis (1793–1863): Im Jahr 1003 wurde Fürst Jaromír von den Vršovci auf dem Berg Velízi überfallen, an eine heidnische Eiche (Velesov) gebunden und von Johannes dem Täufer vor den Pfeilen der Vršovci, Heiden, geschützt (1824).

Erst im Herbst 1004 konnte er mit Unterstützung des römisch-deutschen Königs Heinrich II. die Regierung übernehmen . Polen wurden aus Böhmen vertrieben . Jaromír nahm Böhmen als Lehen vom römisch-deutschen König an (er erhielt von ihm einen Speer als Symbol der Lehensbeziehung) und unterstützte das Reich in den folgenden Jahren in den Kämpfen mit Boleslav dem Tapferen. Kurz nach seiner Thronbesteigung eroberte Jaromír Budyšín , doch 1007 eroberte Boleslav der Tapfere sowohl die Lausitz als auch Budyšín zurück . Während der schwachen Herrschaft von Jaromír gehörte Mähren nicht zum tschechischen Staat. Jaromir cs


Heinrich II. - RI II,4 n. 1573a 1004 Juni 29, Mainz

Heinrich feiert im Dom St. Martin das Fest der Apostel Petrus und Paulus. – Er zieht durch das östliche Franken nach Sachsen und ruft für Mitte August die Sachsen, Bayern und Ostfranken (so Adalbold) zu einem Feldzug gegen Herzog Boleslaw von Polen und Böhmen auf; vgl. Reg. 1580 a.

Heinrich II. - RI II,4 n. 1580a 1004 (Mitte August – Anfang September), –

Feldzug gegen Herzog Boleslaw von Polen und Böhmen. Das Heer sammelt sich Mitte August bei Merseburg (ausgenommen die später dazustoßenden Bayern) und setzt sich Richtung Polen in Bewegung. Zur Täuschung des Gegners läßt König Heinrich auf der Elbe bei Boritz (oberhalb Riesa) und bei Neußen (bei Belgern) Schiffe zum Übersetzen zusammenziehen, biegt aber vor Erreichen des Flusses überraschend nach Süden ab, um über das Erzgebirge nach Böhmen einzufallen. Den Kulmer Paß, den Herzog Boleslaw mit Bogenschützen besetzt hatte, läßt der König von Gepanzerten (Adalbold l. c.: praemissis in nocte marchionibus) erstürmen. Im Verlaufe des weiteren Vormarsches, der sich durch das Zuspätkommen der Bayern etwas verzögert, wird eine Sperrfeste (wohl Gnewin = Brüx a. d. Biela) kampflos übergeben; die Bewohner von Saaz (a. d. Eger) öffnen die Tore und machen ihre polnische Besatzung nieder. Der vertriebene Böhmenherzog Jaromir (vgl. Thietmar V, 23; Adalbold cap. 44 und Reg. 1537 a), der an diesem Feldzug teilnimmt, wird von König Heinrich mit deutschen Truppen und mit seinen böhmischen Anhängern nach Prag vorausgeschickt, um Herzog Boleslaw zu bekämpfen. Dieser kann noch rechtzeitig in seine Heimat entfliehen. Nachdem Jaromir vor den Toren der Stadt die Rechte des Volkes bestätigt hatte, wird er auf die Burg Wyschehrad geführt und zum Herrscher ausgerufen. Bald darauf trifft König Heinrich ein, der von Bischof Thiedagg von Prag (997–1017) und vom Herzog nach St. Georg (auf dem Hradschin) geleitet wird, wo er vor dem versammelten Volke Jaromir als Herzog von Böhmen einsetzt.

Kommentar Zu diesem erfolgreichen Feldzug, der die Trennung Böhmens von Polen zum Ziele hatte, vgl. Jbb. Heinrichs II. 1, 316 ff.; Bretholz, Geschichte Böhmens u. Mährens (1912) 116 ff.; Holtzmann, Kaiserzeit 406; zur staatsrechtlichen Stellung des Herzogtums Böhmen vgl. Wegener, Böhmen, Mähren u. das Reich (1959) 65 f. und zur sagenhaften Ausgestaltung der Geschehnisse durch die älteste böhmische Historiographie vgl. Jbb. Heinrichs II. 1, 490 ff.

Heinrich II. - RI II,4 n. 1580b 1004 September 8, Prag

Heinrich feiert Mariä Geburt. Auf seinen Wunsch und mit Erlaubnis des Prager Bischofs Thiedag wird der Festgottesdienst von Bischof Gottschalk von Freising gehalten, der den König nach dem Evangelium auffordert, den in Haft befindlichen Markgrafen Heinrich von Schweinfurt zu begnadigen (vgl. Regg. 1555 b, 1586 a).

Heinrich II. - RI II,4 n. 1580c 1004 (nach September 8 – vor Oktober 9), –

Heinrich entläßt die Bayern in die Heimat. Er selbst unternimmt von Böhmen aus mit Hilfe des Herzogs Jaromir einen Feldzug gegen die Milzener (in der Oberlausitz). Bautzen wird nach einer verlustreichen Belagerung, in deren Verlauf der König selbst in Gefahr gerät, auf Anordnung des Herzogs Boleslaw von Polen gegen freien Abzug der Verteidiger übergeben. Heinrich, der diese Burg nach Thietmar VI, 34 dem Grafen Hermann (Markgraf des eroberten Milzenerlandes, Sohn des 1002 ermordeten Markgrafen Ekkehard v. Meissen) übergeben hatte, überläßt diesem und den übrigen Markgrafen (Gunzelin v. Meissen, Gero II v. d. Lausitz) Verstärkungen und zieht mit dem erschöpften Heer heimwärts.

Heinrich II. - RI II,4 n. 1586a 1004 (um November 23), Merseburg

Heinrich erholt sich hier von den Strapazen des Polenfeldzuges (vgl. Regg. 1580 a–c). Er verleiht die durch den Tod des Grafen Esiko (22. Nov. 1004 nach Necrol. Merseburg.) erledigte Grafschaft Merseburg mit dem dazugehörigen Lehen an den Grafen Burchard (1002–1017 Pfalzgraf von Sachsen); ein Thiedbern bekommt aus diesem Nachlaß vier Burgen an der Mulde zu Lehen. Der König selbst behält sich die Eigengüter des Verstorbenen. – Markgraf Heinrich von Schweinfurt wird begnadigt und aus der Haft entlassen (vgl. Reg. 1580 b).

Heinrich II. - RI II,4 n. 1587 1004 (um November 23), Merseburg

Heinrich restituiert der bischöflichen Kirche von Merseburg die Abgaben der Kaufleute und Juden zu Merseburg, die Bischof Gisiler einst vertauscht hatte. – Deperditum, erwähnt bei Thietmar VI, 16 (12).


  • Im Jahr 1008 wurde die civitas Budusin vom polnischen Fürsten Boleslaw dem Tapferen belagert und erobert . w:cs:Bautzen
  • Am 12. Mai 1012 setzte Oldřich im Einvernehmen mit König Heinrich II. seinen Bruder als Herzog ab. Er akzeptierte zunächst den römisch-deutschen König bzw. Kaiser als Lehnsherr über Böhmen, versuchte aber später mehrfach, sich aus der Abhängigkeit vom Kaiser zu lösen. In diese Herrschaftsphase fiel eine leichte Konsolidierung des von Unruhen erschütterten Böhmen.


Heinrich II. - RI II,4 n. 1760k 1012 August 12, Giebichenstein

Tod des Erzbischofs Walthard von Magdeburg, dem der König für die Zeit seiner Abwesenheit die Auseinandersetzung mit dem Polenherzog Boleslaw übertragen hatte. – Unter den Anwesenden befindet sich der von seinem Bruder Othelrich vertriebene Herzog Jaromir von Böhmen, der durch Vermittlung Walthards die Verzeihung des Königs erreichen wollte.


Heinrich II. - RI II,4 n. 1760o 1012 (nach August 12–zweite Oktoberhälfte)

Vor Heinrich erscheint der von seinem Bruder Othelrich vertriebene Böhmenherzog Jaromir von Böhmen. Dieser unterwirft sich und wird vom König zu Bischof Adalbold nach Utrecht in die Verbannung geschickt. Othelrich wird vorgeladen. – Jaromir hatte einst eine Schar von Bayern niedermachen lassen, die ohne Wissen des Königs mit Geschenken zu Herzog Boleslaw von Polen unterwegs gewesen war. Am 12. April 1012 von seinem Bruder gestürzt, konnte er nach Polen entfliehen. Später begab sich er zu Erzbischof Walthard von Magdeburg, um durch dessen Vermittlung die Gnade König Heinrichs wiederzuerlangen, doch fand er den Metropoliten auf dem Sterbebette (Reg. 1760 k).

Kommentar Die Verbannung Jaromirs muß nach dem Tode des Erzbischofs Walthard am 12. August, aber vor der in Merseburg um den 17. Oktober erfolgten Belehnung Othelrichs (Reg. 1763 d) geschehen sein. – Vgl. Jbb. Heinrichs II. 2, 337 f.; Bretholz, Geschichte Böhmens 118 f.


Heinrich II. - RI II,4 n. 1763d 1012 (Ende September–Oktober), Merseburg

Heinrich bespricht während eines längeren Aufenthaltes in Merseburg mit den Fürsten die Angelegenheiten des Reiches. Othelrich wird mit dem Herzogtum Böhmen belehnt (vgl. Reg. 1760 o).

Kommentar Der König hat am 17. Oktober in Merseburg geurkundet; vgl. Reg. 1764. – Zur Lehensabhängigkeit Böhmens vgl. W. Wegener, Böhmen, Mähren u. d. Reich, in Ostmitteleuropa in Vergangenheit u. Gegenwart 5 (1959) 66.



Benedikt VIII. - RI II,5 n. 1098 (1012)

Eine Gesandtschaft des Polenherrschers Boleslaw (I.) überbringt dem Papst (Benedikt VIII.) ein Schreiben, worin ihm mitgeteilt wird, daß wegen dauernder Feindseligkeiten des deutschen Königs Heinrich (II.) der versprochene Peterszins aus Polen nicht nach Rom geschickt werden könne (domno papae questus est per epistolas portitorem, ut non liceret sibi propter latentes regis insidias, promissum principi apostolorum Petro persolvere censum).

Kommentar Thietmar berichtet von dieser Gesandtschaft im Zusammenhang mit der Weigerung des Polenherrschers, sich im Herbst 1013 dem Romzug Heinrichs II. anzuschließen. Die erwähnten Feindseligkeiten fallen wohl noch in den deutsch-polnischen Krieg, der im Feb. 1013 durch eine Zusammenkunft beider Herrscher in Merseburg beendet wurde. Da laut Thietmar als Empfänger der polnischen Botschaft Benedikt VIII. anzusehen ist, wird die Gesandtschaft noch 1012 abgereist sein. Die älteren Arbeiten über den polnischen Peterspfennig verzeichnet Maschke 2 Anm. 2; vgl. aber bes. Ptasnik, Dagome iudex 19 ff. und Kulczycki, L'organisation 123 ff. sowie über die Einführung des Peterszinses aus Polen n. 703.



  • Etymolodzy wywodzą nazwę plemienia od nazwy żyznych gleb wokół górnej Sprewy, nazywanych po łużycku měl’ (grunt lessowy).
  • 1013 Bolesław I Chrobry leistet König Heinrich II. den Lehnseid, wodurch deren Konflikt zeitweilig beigelegt wird (sogenannter Frieden von Merseburg). Auch der Böhmenherzog Othelrich lässt sich mit Böhmen belehnen. Die Mark Lausitz und der Gau Milsca bleiben weiterhin polnisch, der Gau Nisan böhmisch. Nur noch Meißen kann mit Mühe vom Reich gehalten werden. Das Stift Meißen erhält für die erlittenen Verwüstungen sechs Dörfer als Entschädigung, darunter Brockwitz bei Meißen, welches auf Grund der Funktion der Burg Meißen als Grenzfeste zum Gau Nisan gerechet wird.
  • Oldřich beseitigte 1014 die adlige Opposition im Land. Dem Gewaltakt fielen vor allem Angehörige der Vršovci zum Opfer, Hauptkonkurrenten der Přemysliden-Dynastie.
  • 1015: Heinrich II. fällt in die Lausitz ein und muss sich erfolglos zurückziehen. Die polnischen Truppen unter Bolesław Chrobry setzen im Gegenschlag über die Elbe und verwüsten die Meißener Unterburg und die Umgebung Meißens bis nach Jahna.
  • 1017: Im September 1017 wurde die Burg Bresnice von den Truppen Heinrichs II. (des Heiligen) dem Erdboden gleichgemacht, alle Gefangenen wurden getötet, Kinder und Jugendliche versklavt. Die zu diesem Zeitpunkt mit dem christlichen Kaiser gegen den christlichen polnischen Herzog Bolesław I Chrobry verbündeten heidnischen Liutizen nahmen nicht an der Verwüstung Nisans teil, weil sie einen alten Freundschaftsvertrag mit den Nisanern hatten (nach anderer Meinung[8] hatten die Liutizen Heinrichs Heer bereits verlassen, weil ein als Feldzeichen mitgeführtes Bild ihrer Göttin von einem Deutschen durch Steinwurf beschädigt worden war. Der Kaiser entschädigt sie mit 12 Pfund[9]). Es gibt auch die Ansicht, dass Heinrich Nisan nicht bereits bei seinem Durchzug von Böhmen nach Meißen verwüstet habe, sondern erst nach dem 19. September 1017, als die Polen auf Befehl ihres Herzogs Boleslaw in das Gebiet zwischen Elbe und Mulde eindrangen, das Land verwüsteten und mit mehr als 1000 gefangenen Hörigen[10] abzogen.[11] Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Verwüstungsfeldzug der Polen in Daleminzien eine Reaktion auf die Verwüstungen in Nisan war. Die Akademie Nisan wurde danach von Bresnice an den Hafen von Nisan in den Schutz der Hafenburg Neidhart verlegt.
  • 1018: Auf anhaltendes Bitten von Bolesław I Chrobry wird auf Befehl von Kaiser Heinrich II. am 30. Januar der Frieden von Bautzen geschlossen. Die Unterhändler des Reiches sind Erzbischof Gero von Magdeburg, Bischof Arnulf von Halberstadt, Markgraf Hermann I. von Meißen, Graf Dietrich und der kaiserliche Kämmerer Friedrich. Sowohl das Reich als auch die Polen stellen hierzu ausersehene Geiseln.[12] Der Gau Nisan bleibt wie bereits 1013 infolge der Schwäche des Reiches nach wie vor unter böhmischer Herrschaft.
  • 1019 beendete Oldřich (Udalrich) die polnische Besetzung Mährens, das damit auf Dauer Böhmen angeschlossen wurde.
  • 1019 eroberte Oldřich Mähren, das unter polnischer Vorherrschaft stand. Die Herrschaft in dem eroberten Gebiet übertrug er seinem Sohn Břetislav I. Der Anschluss Mährens trug zu einer Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse bei. Oldřichs Großvater Boleslav I. hatte im 10. Jahrhundert große Gebiete im Norden und Osten erobert, die aber bis zur Jahrtausendwende verloren gegangen waren. Ein solcher Expansionskurs war gegenüber den erstarkten Nachbarländern Polen und Ungarn zu Beginn des 11. Jahrhunderts nicht mehr durchführbar. Oldřich entsandte die „überflüssigen“ Krieger und Beamten nach Mähren und begann so mit einer Umgestaltung des mittelalterlichen böhmischen Staates hin zu einer Organisation, die nicht mehr auf Eroberungen angewiesen war. Die Territorien Böhmens und Mährens blieben seit dieser Zeit miteinander verbunden.

Nach der Beendigung der polnische Besetzung Mährens Oldřich (Udalrich) im Jahr 1019, das damit auf Dauer Böhmen angeschlossen wurde, zeigte Oldřich (Udalrich) auch in Nisan und der Oberlausitz mehr Präsenz.

  • 1020: Infolge des anhaltenden Friedens: Bau und Weihe der hölzernen Frauenkirche durch Přibislav (wahrscheinlich der Hofkaplan des böhmischen Herzogs Oldřich). Erneuerung der Ikonenschule Nisan.



Im Jahr 1029 versuchte der römische Kaiser Konrad II. , die von den Polen gründlich befestigte Burg zu erobern . Salsky . w:cs:Bautzen



Nach dem Zerfall des polnischen Staates wurde Budysinsk 1032 erneut in die Mark Miessen eingegliedert . Damals wurde an der Stelle der heutigen St.-Petri-Kirche eine Johannes dem Täufer geweihte Kirche errichtet. Zu dieser Zeit war die Burg die Verwaltung eines Guts, das etwa 250 kleine slawische Dörfer umfasste, das gesamte Gebiet hatte etwa 6500 Einwohner. - BLASCHKE, Karlheinz . Die Gründung der Stadt Bautzen. In: THIEMANN, Manfred. Von Budissin nach Bautzen: Beiträge zur Geschichte der Stadt Bautzen . Bautzen: Lausitz Verlag, 2002. ISBN 3-929091-91-7 . S. 46–59. (Deutsch)

  • 1040: Feldzug Heinrich III. gegen Böhmen. Die Burg Dohna wird besetzt, was gleichzeitig deren Ersterwähnung darstellt.


  • 1085: Judith (Jutta) von Böhmen, Tochter von Vratislav II., erhält Nisan (und Budissin) als Mitgift in ihre Ehe mit Wiprecht von Groitzsch. Dieser fördert die Einwanderung deutscher Bauern in beide Gebiete.

Anmerkungen

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  1. Die wenigen vorliegenden Nachrichten lassen den Schluß zu, daß um das Jahr 1000 zumindest westlich der Elbe die ganze sorbische Bevölkerung getauft ... war. ... Um wie viele Menschen es sich dabei gehandelt hat, läßt sich nur in sehr grober Schätzung sagen. In Daleminzien dürften es 7000-8000, im Bautzener Land 5000, im Dresdner Elbkessel 2000 und im Gau Chutizi um Leipzig 5000 Einwohner gewesen sein ... Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 66.
  2. Vgl. Waitz VG. 8, 368.
  3. 971: Ravenna: Angebliche Ausstellung der einzigen Urkunde mit der Erwähnung Nisans, bei welcher es sich um eine Originalausfertigung des 10. Jahrhunderts handeln könnte, wobei das Diplom für sich allein allerdings keine volle Bürgschaft dafür darbietet, dass was Folchold hier niederschreiben ließ auch genau der Willensäußerung der Kaiser entsprach Vgl.DO I 406 Ravenna 971.: Kaiser Otto der Große schenkt der Kirche von Meissen unter Bischof Folchold mit Wissen und Zustimmung seines Sohnes des (Mit)Kaisers auf dessen und auf seiner Gemalin Adelheid Fürbitte den Zehnten alles Tributes von Honig, Pelz, Silber, Sklaven, Schweinen, Getreide und von der „uberchoufunga“ (Vgl. Waitz VG. 8, 368.) aus den Provinzen Dalaminza, Nisane, Diedesa, Milzsane und Lusiza Vgl. RI II,1 n. 531, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0971-00-00_2_0_2_1_1_911_531 (Abgerufen am 6. Januar 2019). - Fritz Löffler lehnte die Originalität dieses Diploms vollständig ab. Vgl. Die Brückenstadt, die Stadt am Strom, Dresden, von Teichen umgeben, entlehnte ihren Namen der alten slawischen Ansiedlung: Drezdany nannten sich die Bewohner der linkselbischen sumpfigen Niederung. Der Name der rechtselbischen Ansiedlung ist nicht überliefert. R. Michaelis vermutet in ihr den Namen Nisan oder Nisani, den der ganze Gau trug. Der ursprünglich slawische Gau Nisani erscheint erstmals 1013, und am Ende des 12. Jahrhunderts findet er sich unter Kaiser Barbarossa im Tafelgüterverzeichnis des Römischen Königs. Es umfasste die Elbtallandschaft von oberhalb Meißen bis etwa Pirna. 1227 ist der Name letztmals belegt. (Löffler 9. Auflage 1989, S. 20).
  4. qualiter nos ob petitionem et interventum fidelium nostrorum, Willegisi videlicet archiepiscopi et Diemonis marchionis ... tradidimus quandam villam Setleboresdorf vocitatam iacentem in burcwardo Boruz dicto prope fluvium qui Albia dicitur, Misnensi ecclesiae cui venerabilis Folcholdus episcopus praeesse dinoscitur, cum omnibus rebus iuris nostri in eodem villae situ manentibus et accidentibus, proventus in theloneo quod ad fiscum nostrum pertinuerat, a civitate quae dicitur Belegora usque ad eiusdem Misnensis ecclesiae portum sursum indeque denuo per ambas plagas praefati fluminis Albiae deorsum sicque infra praefinitum terminum, ubicumque manus negociatorum ultra Albiam huc illucque sese diverterit, ex integro et absque ulla contradictione theloneum eidem praenominatae Misnensi sedi persolvant, veluti ad fiscum nostrum debuerint. RI II,2 n. 776, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0979-02-27_1_0_2_2_0_354_776 (Abgerufen am 18. Januar 2020)
  5. Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 74.
  6. Die wenigen vorliegenden Nachrichten lassen den Schluß zu, daß um das Jahr 1000 zumindest westlich der Elbe die ganze sorbische Bevölkerung getauft ... war. ... Um wie viele Menschen es sich dabei gehandelt hat, läßt sich nur in sehr grober Schätzung sagen. In Daleminzien dürften es 7000-8000, im Bautzener Land 5000, im Dresdner Elbkessel 2000 und im Gau Chutizi um Leipzig 5000 Einwohner gewesen sein ... Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 66.
  7. Chronicon Thietmari Merseburgensis: Codex Dresdensis, fol. 113v.
  8. Thietmar VII, 60 (44) f., 63 (46) f.; Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
  9. RI II,4 n. 1908c, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-08-12_1_0_2_4_1_749_1908c (Abgerufen am 23. Februar 2019).
  10. Thietmar VII, 63 (46) f.
  11. RI II,4 n. 1908d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-09-18_1_0_2_4_1_750_1908d (Abgerufen am 23. Februar 2019).
  12. Thietmar VIII, 1 (1); Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).

Kategorie:11. Jahrhundert