Konrad III. - RI IV,1,2 n. 109

1138 (Mitte Juli), (Würzburg, oder Juli 25, Quedlinburg?)

Konrad entscheidet den Streit zwischen Herzog Heinrich von Bayern und Albrecht, Markgrafen der Nordmark, um das Herzogtum Sachsen zugunsten Albrechts mit der Begründung, es sei ungerecht, wenn ein Fürst zwei Herzogtümer innehabe, und erhebt letzteren – ohne den Rat der sächsischen Fürsten eingeholt zu haben – zum Herzog von Sachsen.

Überlieferung/Literatur

Ann. Palidenses, MGH SS 16 80 (Cui a nonnullis contradicitur, precipue Saxonie principibus, quia ducatum regionis ipsius absque consilio eorum Adelberto marchioni concesserat, volens eo privare ducem Heinricum sibi contrarium);

Ann. Patherbrunnenses 167 (Ann. Corbeienses maiores 70) (Eundem ducatu Saxonie privare voluit, dato eodem Adalberto marchioni);

Annalista Saxo, MGH SS 37 612;

Chron. regia Coloniensis Rec. I und II, MGH SSrerGerm 18 75;

Cronica S. Petri Erfordensis moderna, MGH SSrerGerm 42 174;

Helmold von Bosau, Cron. Slavorum I c. 54, MGH SSrerGerm 32 106 (… ortae sunt sediciones inter Heinricum regis generum et Adelbertum marchionem, contendentium propter ducatum Saxoniae. Conradus autem rex in solium regni elevatus Adelbertum in ducatu firmare nisus est, iniustum esse perhibens quemquam principum duos tenere ducatus. Nam Heinricus duplicem sibi vendicabat principatum, Bawariae atque Saxoniae.);

Hist. Welforum c. 24 48 (At rex ducatum Saxoniae Alberto marchioni … tradidit).

Kommentar

Albrecht wird in dem am 26. Juli 1138 zu Quedlinburg ausgestellten D 13 erstmals als dux bezeichnet (zu den offenen Fragen bezüglich dieses D siehe Reg. 110).

Als Zeitpunkt der Verleihung Sachsens an Albrecht wird von fast der gesamten Literatur (Bernhardi, Konrad III. 55f.; Boshof, Staufer und Welfen 321; Partenheimer, Albrecht der Bär 87, und Vollrath, Fürstenurteile 48) jener für Mitte Juli 1138 angenommene Würzburger Hoftag betrachtet, auf dem auch die Ächtung Heinrichs des Stolzen stattfand.

Hingegen nimmt Niederkorn, Prozeß 79, an, daß auf dem Hoftag zu Bamberg die Entscheidung über die zwischen Albrecht und Heinrich strittige sächsische Herzogswürde auf einen für den 25. Juli (Jakobstag) nach Quedlinburg ausgeschriebenen Hoftag, der gleichzeitig die sächsische Station auf Konrads Umritt darstellte, vertagt wurde (siehe Reg. 100).

– Nach Bernhardi, Konrad III. 55, und Boshof, Staufer und Welfen 321, war es eine Folge der Ächtung Heinrichs des Stolzen, daß diesem sein Lehen Sachsen aberkannt und Albrecht verliehen wurde, während Vollrath, Fürstenurteile, ein von Konrad durch entsprechende Fragestellung erwirktes Urteil der Fürsten annimmt, demzufolge es im römisch-deutschen Reich nicht Rechtsbrauch (consuetudo) sei, daß ein Herzog zwei Herzogtümer habe.

Nach Niederkorn, Prozeß 75f., wurde Sachsen Heinrich dem Stolzen, der staufischerseits nie als Herzog betrachtet wurde (vgl. den Kommentar zu Reg. 85), nicht abgesprochen, sondern Albrecht – unter argumentativer Verwendung der Unüblichkeit des Besitzes zweier Herzogtümer – als einem von zwei Prätendenten verliehen. – Wenn allein die in D 13 (Reg. 110) als Zeugen genannten sächsischen Fürsten an der Entscheidung zugunsten Albrechts beteiligt waren, erscheint der Vorwurf, Konrad habe diese ohne deren Zustimmung oder Rat getroffen, nicht unberechtigt.


RI IV,1,2 n. 109, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1138-07-00_1_0_4_1_2_109_109 (Abgerufen am 01.02.2024).



Konrad III. - RI IV,1,2 n. 113

1138 August – Dezember

Kämpfe in Sachsen. Gegen den von Konrad eingesetzten Herzog Albrecht verbünden sich, durch die Kaiserinwitwe Richenza aufgestachelt, eine Reihe sächsischer Großer, darunter

  • Konrad von Wettin, Markgraf von Meißen und der Lausitz,
  • der sächsische Pfalzgraf Friedrich von Sommerschenburg und
  • die Grafen Siegfried von Boyneburg und
  • Rudolf von Stade.

Albrecht kommt seinen Gegnern zuvor und besiegt eine Schar derselben bei Mimirberh, wobei etliche gefangengenommen werden.

Danach überrumpelt er Lüneburg und bemächtigt sich der Städte Bardowick und Bremen.

In Nordalbingien ersetzt Albrecht den Grafen Adolf II. von Schaumburg-Holstein, der ihn nicht als Herzog anerkennt, durch Heinrich von Badwide, und ersetzt die von Kaiser Lothar III. in Segeberg (westlich Lübeck) stationierte Besatzung durch eigene Leute.

Hingegen wird Bernburg, die Residenz seiner Mutter Eilika, von seinen Gegnern verbrannt.

Überlieferung/Literatur

Ann. Magdeburgenses, MGH SS 16 186;

Ann. Palidenses, MGH SS 16 80; Annalista Saxo, MGH SS 37 612f.;

Chron. regia Coloniensis Rec. I und II, MGH SSrerGerm 18 75f.;

Helmold von Bosau, Cron. Slavorum I c. 54, MGH SSrerGerm 32 106.

Kommentar

Zum Verlauf der Auseinandersetzungen in Sachsen siehe v.a. Bernhardi, Konrad III. 59–64, und Partenheimer, Albrecht der Bär 87–90 und 104ff.

Verbündete Albrechts waren

  • die Grafen Hermann von Winzenburg und
  • Bernhard von Plötzkau, vgl. Regg. 116 und 126.

Ob die am Goslarer Hoftag (siehe Reg. 116) anwesenden Bischöfe von Hamburg, Verden, Paderborn, Hildesheim, Halberstadt, Münster, Osnabrück und Minden der Partei Albrechts zuzuzählen sind (so Regesten Brandenburg Nr. 64), ist unsicher.

Im Sommer 1139 weilte jedenfalls nur Bischof Udo von Naumburg-Zeitz, Bruder Landgraf Ludwigs von Thüringen, im königlichen Heer (siehe Regg. 152f.).

Erzbischof Konrad von Magdeburg, der allerdings erst 1139 aktiv an den militärischen Auseinandersetzungen beteiligt war, gehörte bis zu seinem Tod am 2. Mai 1142 zu den erbittertsten Gegnern Konrads in Sachsen, vgl. Claude, Magdeburg 2 45f., und Ziegler, Konrad B Kap. VIII. 1.

Die Haltung der sächsischen Gegner Albrechts war vermutlich kaum durch die Ablehnung des staufischen Königtums und die persönliche Verbundenheit mit Heinrich dem Stolzen bestimmt, auch wenn die Verstimmung darüber, daß Albrecht zum Herzog eingesetzt worden war ohne sie anzuhören, und ihre Anhänglichkeit an die Witwe Lothars III. einen gewissen Einfluß ausgeübt haben könnten.

Da, wie Partenheimer, Albrecht der Bär 88 feststellt, es sich bei den bekannten Gegnern Albrechts ausnahmslos um ostsächsische Fürsten handelt, „deren territorialpolitische Interessen an vielen Punkten mit denen des Askaniers kollidierten“, stand bei diesen sicher die Befürchtung im Vordergrund, daß Albrecht seine herzoglichen Befugnisse für eine Territorialpolitik auf ihre Kosten ausnutzen würde; siehe Partenheimer, Albrecht der Bär 88f.,

zu den verwandtschaftlichen Beziehungen der involvierten Großen untereinander sowie Pätzold, Wettiner 36;

zu Richenza als der führenden Kraft des Widerstands in Sachsen siehe Elpers, Regieren 256ff.

– Zu den Ereignissen in Nordalbingien siehe Lammers, Geschichte Schleswig-Holsteins IV/1 286ff.; Hammel, Lübeck 40ff., und Lange, Schauenburger 26.

RI IV,1,2 n. 113, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1138-08-00_1_0_4_1_2_113_113 (Abgerufen am 01.02.2024).