Konrad III. - RI IV,1,2 n. 126

1139 (Februar–Mai)

Weitere Kämpfe in Sachsen zwischen Heinrich (dem Stolzen) und Albrecht, den Konkurrenten um die Herzogswürde, und ihren Anhängern.

In kurzer Zeit gewinnt Heinrich mit Hilfe seiner Schwiegermutter Richenza, von Freunden und Getreuen und auch derer, die ihm aus Schwaben und Bayern gefolgt sind, die Überhand.

Mit Unterstützung Graf Rudolfs von Stade gewinnt er zunächst Lüneburg zurück, sodann zerstört er gemeinsam mit Erzbischof Konrad von Magdeburg die gleichnamige Burg Graf Bernhards von Plötzkau, welcher später von seiner Verwandten, der Kaiserin Richenza, Verzeihung erbittet und erhält.

Desgleichen wird Graf Hermann von Winzenburg von Siegfried von Boyneburg mehrfach besiegt und verliert die auf dessen Kosten vom König erhaltenen Besitzungen (siehe Reg. 116).

Auch Hermann versöhnt sich daraufhin mit Siegfried und Heinrich dem Stolzen.

Heinrich von Badwide muß unter Zerstörung etlicher Befestigungen Holstein wieder Graf Adolf von Schaumburg überlassen.

Auch Albrechts Besitz wird verwüstet, seine Burgen zerstört, so daß er sich gezwungen sieht, sich hilfesuchend zum König zu begeben.

Überlieferung/Literatur

Ann. Magdeburgenses, MGH SS 16 186;

Ann. Palidenses, MGH SS 16 80;

Ann. Patherbrunnenses 168; Ann. Stadenses, MGH SS 16 323;

Annalista Saxo, MGH SS 37 613;

Chron. regia Coloniensis Rec. I, MGH SSrerGerm 18 76;

Hist. Welforum c. 25 48 (Unde in brevi eundem Albertum auxilio eorum necnon et suorum, qui de Bawaria et Suevia eum [Heinrich] insecuti sub specie peregrinationis terram intraverant, adeo humiliavit, ut castris eius dirutis, terris circumquaque vastatis, ad regem auxilii gratia ire compelleret);

Helmold von Bosau, Chron. Slavorum I c. 56, MGH SSrerGerm 32 109.

Kommentar

Zu den Einzelheiten der militärischen Auseinandersetzungen siehe Partenheimer, Albrecht der Bär 91.

Unsicher ist, wann die Aussöhnung Bernhards von Plötzkau und Hermanns von Winzenburg mit der Gegenpartei erfolgte, ob schon vor dem Treffen bei Kreuzburg (siehe Reg. 156), was der Stellung der Nachricht darüber in den davon berichtenden Quellen, den Ann. Patherbrunnenses und der Kölner Königschronik, entsprechen würde, oder, wie Partenheimer, Albrecht der Bär, meint, erst nachher, was wenigstens für den Winzenburger wahrscheinlich ist, da er weder am Sammelplatz von Konrads Heer noch in dessen Gefolge bezeugt ist (siehe Reg. 151).

Ziegler, Konrad A Kap. VIII. 6, setzt die Aussöhnung Hermanns mit Heinrich dem Stolzen auf die Zeit zwischen dem Abschluß des Waffenstillstandes in Kreuzburg (Reg. 156) und dem 20. Oktober 1139, dem Todestag Heinrichs des Stolzen.

Die Unfähigkeit Konrads, Hermann seine sächsischen Besitzungen wieder zu verschaffen, die sich im Waffenstillstand manifestierte, hätte Hermann dazu bewogen.

RI IV,1,2 n. 126, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1139-02-00_1_0_4_1_2_127_126 (Abgerufen am 01.02.2024).




Konrad III. - RI IV,1,2 n. 156

1139 um August 15, Kreuzburg an der Werra

Konrad stößt in Begleitung des Herzogs von Böhmen (Soběslav I.) mit seiner Streitmacht während des Vorrückens nach Sachsen bei Kreuzburg an der Werra auf das Heer Heinrichs (des Stolzen) und seiner Anhänger. Auf Betreiben der ihn begleitenden Bischöfe, besonders Erzbischofs Alberos von Trier, nicht jedoch Erzbischofs Adalberts (II.) von Mainz, verzichtet Konrad, von der Entschlossenheit des Gegners beeindruckt, auf einen Kampf und schließt mit den Sachsen nach Beratung mit den Großen des Reiches einen Waffenstillstand bis Pfingsten des folgenden Jahres. Zugleich wird den Sachsen für den 2. Februar ein Gerichtstag in Worms gesetzt.

Überlieferung/Literatur

Ann. Aquenses, MGH SS 24 37; Ann. Magdeburgenses, MGH SS 16 186; Ann. Palidenses, MGH SS 16 80 (Rex vero expeditionem contra Heinricum ducem movit in Saxoniam, sed illo cum suis complicibus iuxta Cruceburg occurrente, episcopi qui plures illo cum rege convenerant se interserentes congressuris inpedimento fuerunt, factaque compositione inter utramque partem, singuli ad propria cum pace redierunt);

Ann. Patherbrunnenses 168 (Ann. Corbeienses maiores 71);

Ann. Pegavienses, MGH SS 16 257f.;

Ann. S. Aegidii Brunsvicensium excerpta, MGH SS 30 14; Ann. Stadenses, MGH SS 16 323f. (Conradus rex Saxoniam petiit, habens in comitatu suo ducem Boemie, contra quem Saxones strennue venientes circa Cruciburg castra posuerunt, Heinrico duce auctore. Bello itaque per inducias protracto, rex posito principibus Saxonie placito Wormacie in purificatione sancte Marie, revertitur);

Annalista Saxo, MGH SS 37 613.;

Balderich, Gesta Alberonis c. 15, MGH SS 8 252 (Ibi Albertus iunior, tunc Magontinus episcopus, omnimodis laborabat, ut ad maiorem discordiam hoc malum excresceret. Ipse autem dominus Albero dei adiutorio elaboravit, quod in pace ab invicem separati sunt …);

Canonici Wissegradensis cont. Cosmae, MGH SS 9 145;

Canonici Wissegradensis cont. Cosmae, FRB 2 231 (Congregatis igitur rex et dux Sobieslaus diversis aditibus Saxoniam cum intrarent, illi vim adventantium non ferentes ad castra confugierunt, nec prius vultui regis apparere praesumpserunt, quam mediante duce Sobieslao se ditioni regis subdentes, per omnia pacem eius adepti sunt. Sic salvo regis honore victoria sine armis peracta, inde redeuntes quendam locum vastaverunt et magnam praedam reduxerunt);

Chron. regia Coloniensis Rec. I und II, MGH SSrer- Germ 18 76;

Cronica S. Petri Erfordensis moderna, MGH SSrerGerm 42 174;

Helmold von Bosau, Cron. Slavorum I c. 56, MGH SSrerGerm 32 110;

Sächsische Weltchronik Rec. C c. 275 und Rec. AB c. 291, MGH Dt. Chron. 2 211 und 216.

Kommentar

Für die Motivation der vermittelnden Bischöfe wie auch für Konrads Bereitschaft, sich auf einen Waffenstillstand einzulassen, bieten sich verschiedene zu kombinierende Erklärungsansätze an. Während für Althoff, Konfliktverhalten 76, die Bischöfe damals einfach „ihre traditionelle Rolle als Vermittler spielten“, vermutete Bernhardi, Konrad III. 112f., hinter ihrem Verhalten „die Besorgnis, der König werde nach Niederwerfung Heinrichs des Stolzen durch die natürliche Folge der Dinge eine unabhängigere Stellung gewinnen, als es für die Kirche wünschenswerth sein mochte“, wobei er Albero von Trier noch das Ziel unterstellte, seine Kräfte für den zu erwartenden Konflikt um St. Maximin frei zu bekommen.

Auch Partenheimer, Albrecht der Bär 92, meint, daß „die Aufrechterhaltung des bisherigen Schwebezustandes“ den Bischöfen „eigentlich recht angenehm sein“ mußte.

Für die Bevorzugung einer militärischen Entscheidung durch Adalbert von Mainz mag die Befürchtung ausschlaggebend gewesen sein, daß der thüringische Besitz seines Bistums bei Fortdauer der Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Konrad war, da die Kontingente der kampfunwilligen Bischöfe einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Heeres ausmachten, vermutlich gezwungen, auf deren Vermittlung einzugehen.

Görich, Wahrung des honor 290–293, erblickt im zustandegekommenen Waffenstillstand keinen Konrads Ansehen schädigenden Rückschlag, sondern überlegt, „ob die compositio von Kreuzburg nicht schon die Grundlinien eines Ausgleichs zwischen Heinrich dem Stolzen und Konrad enthalten haben könnte“, mit dem Heinrich dem Stolzen die Belehnung mit Sachsen zugesichert, dieser hingegen zu einer symbolischen Genugtuungsleistung verpflichtet worden wäre.

RI IV,1,2 n. 156, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1139-08-15_1_0_4_1_2_157_156 (Abgerufen am 01.02.2024).