Byzantinische Gesandtschaft bei Konrad III. Bearbeiten

Konrad III. (* 1093 oder 1094; † 15. Februar 1152 in Bamberg) aus dem Adelsgeschlecht der Staufer war 1116/20 Herzog in Franken, 1127–1135 Gegenkönig von Lothar III. und 1138–1152 König im römisch-deutschen Reich.

Konrad III. - RI IV,1,2 n. 206

(1141 Frühjahr?)

Konrad empfängt eine Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers Johannes (II.) Komnenos, welche die Erneuerung des gegen Roger (II.) von Sizilien bestehenden Bündnisses und zu dessen Bekräftigung die Vermählung von Johannes´ Sohn Manuel mit einer Prinzessin königlichen Geblüts fordert, wofür Konrad aber Bertha von Sulzbach, die Schwester seiner Gemahlin Gertrud, auswählt.

Überlieferung/Literatur Otto von Freising, Gesta Friderici I 23, MGH SSrerGerm 46 37 (Circa idem tempus Iohannis regiae urbis imperatoris apocrisiarii, viri clarissimi, Romanorum principem adeunt, tam confederationis vinculum ob Rogerii Siculi insolentiam inter duo imperia, Hesperiae videlicet et Orientis, renovare cupientes quam in huius rei argumentum aliquam regalis sanguinis puellam filio suo Manuel in uxorem dandam postulantes. Princeps comparis suae sororem potius illo destinavit …).

Kommentar Der Text Ottos von Freising läßt keine genauen Rückschlüsse darüber zu, wann die Gesandtschaft vor Konrad erschien, da die ihm zufolge etwa zur selben Zeit stattgefundenen Ereignisse – der Konflikt mit Heinrich dem Stolzen, sein Tod und Konrads Sieg über andere Feinde, worunter vielleicht der bei Weinsberg (siehe Reg. 198) zu verstehen ist – sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Ebenso unsicher ist, ob diese Gesandtschaft mit derjenigen identisch ist, die Konrad in seinem am 12. Februar 1142 ausgestellten Brief an Johannes II. Komnenos (Reg. 228) erwähnt, vgl. den Kommentar zu Reg. 168. Terminus ante quem ist vermutlich die in Konrads Brief an den Kaiser Reg. 228 erwähnte und, wie Vollrath, Konrad III. 339, berechtigtermaßen hervorhebt, auch der Abstimmung der byzantinischen Politik mit der Kurie dienende Romreise Bischof Embrichos von Würzburg im Juli 1141 (siehe Reg. 215). Da die von Ohnsorge, Kaiser Konrad III. 379f. Anm. 50, aus Konrads Brief Reg. 228 herausgelesenen innenpolitischen Zwistigkeiten, welche die Gesandten miterlebten, mit dem Scheitern der Friedensverhandlungen mit den Sachsen im Mai 1141 (siehe Reg. 207) und dem Fortdauern der Fehde gegen Welf VI. im Frühjahr 1141 gegeben waren, kann dieser Zeitraum auch eine gewisse Plausibilität für die Anwesenheit der Gesandtschaft beanspruchen. Auch zu dem von Lilie, Byzanz 132, bzw. Lilie, Handel und Politik 384ff., vermuteten eigentlichen Motiv für das Streben des Kaisers nach einem Bündnis mit Konrad, nämlich der Absicherung seines für 1142 geplanten Vormarsches nach Syrien gegen eine normannische Intervention, würde dieser Termin gut passen, da das Lilie, Zweikaiserproblem 234, zufolge mit dem selben Ziel verfaßte Schreiben des Kaisers an Papst Innocenz II. (Dölger – Wirth Nr. 1320b) von April 1141 stammt. – Zur These, die Gesandtschaft habe schon im Herbst 1139 oder in den ersten Monaten des Jahres 1140, jedenfalls aber vor der Mission des Notars Albert nach Byzanz Konrads Hof aufgesucht, siehe den Kommentar zu Reg. 168 und Niederkorn, Bündnisverhandlungen 192f. – Manuel war der vierte Sohn des Kaisers und schien zur Zeit der Gesandtschaft keinerlei Aussichten auf die Nachfolge zu haben. Kinnamos, Epitome 2 19, zufolge plante der Kaiser, ihm Antiochia, Kilikien, Zypern und Attalia als eigenes Herrschaftsgebiet zu überlassen. Zu der von Kresten, Rekonstruktion 132 Anm. 34, aufgeworfenen Frage, welche regalis sanguinis puella Konrad hätte anbieten können, sind vor allem die babenbergischen Halbschwestern Konrads zu bedenken, die beim Eintreffen der Gesandtschaft allerdings möglicherweise schon alle vergeben waren, vgl. Niederkorn, Bündnisverhandlungen 195. Zur Ehe Manuels und zum Bündnis zwischen Konrad und Johannes vgl. auch Reg. 253.

RI IV,1,2 n. 206, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1141-00-00_1_0_4_1_2_207_206 (Abgerufen am 02.12.2023).


Im Krieg zwischen den Kreuzfahrerstaaten und den Muslimen hatte der Atabeg Zengi von Mossul im Dezember 1144 die Grafschaft Edessa eingenommen. Nach diesem Rückschlag richteten die Kreuzfahrer ein Hilfegesuch an Papst Eugen III. Dieser rief daraufhin am 1. Dezember 1145 zum Kreuzzug ins Heilige Land auf.[59] Mit der Kreuzzugspredigt wurde der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux beauftragt. Am 31. März 1146 nahm Ludwig VII. von Frankreich das Kreuz. Konrad hingegen lehnte eine erste Werbung Bernhards für den Kreuzzug Ende November/Anfang Dezember 1146 auf einem Hoftag in Frankfurt aus mehreren Gründen ab: Im nördlichen Reichsteil dauerten die Konflikte mit Welf VI. und Heinrich dem Löwen an, in Italien hatte Konrad noch keine Tätigkeiten entfalten können und der Papst drängte den König, nach Rom zu kommen. Ein Kreuzzug hätte auch das Verhältnis zu Byzanz, das sich seit der Eheschließung von Konrads Schwägerin Bertha von Sulzbach mit Kaiser Manuel positiv gestaltete, beeinträchtigen können.[60] Schließlich konnte Konrad jedoch als künftiger Kaiser und ranghöchster Herrscher der Christenheit nicht abseits bleiben. Am Weihnachtshoftag 1146 in Speyer verpflichtete er sich nach einer Predigt Bernhards zur Kreuzzugsteilnahme. Die Gottgefälligkeit seines Vorhabens schien durch Wunderheilungen Bernhards vor den versammelten Kreuzfahrern bestätigt zu werden.[61] Den Kreuzzug wollte der König nutzen, um sich als Schutzherr der gesamten lateinischen Christenheit zu profilieren.[62] Mit dem Zug ins Heilige Land sollte die „Ehre unseres Reiches“ (honor regni nostri) vermehrt werden.[63] Im Reich war die Bereitschaft zur Teilnahme am Kreuzzug jedoch sehr unterschiedlich. Der Westen stand unter dem unmittelbaren Eindruck der von Frankreich ausgehenden Kreuzzugspredigten. Welf VI. hatte bereits zwei Tage vor Konrad das Kreuz genommen. Heinrich der Löwe, Albrecht der Bär und andere sächsische Große zogen es hingegen vor, gegen die Heiden in ihrer eigenen Nachbarschaft zu ziehen (→ Wendenkreuzzug).

Für die Dauer des Kreuzzugs musste Konrad für einen Frieden im Reich sorgen. Mitte Februar nahmen in Regensburg die babenbergischen Gegner Welfs VI., Otto von Freising und Herzog Heinrich Jasomirgott von Bayern, das Kreuz. Auf dem Hoftag zu Frankfurt vom März 1147 wurden Maßnahmen zur Vorbereitung und Durchführung des Kreuzzugs beschlossen. Konrads zehnjähriger Sohn Heinrich (VI.) wurde Mitte März 1147 zum Mitkönig erhoben. In Frankfurt wurde für die Dauer des Kreuzzugs ein Landfriede erlassen. Für die Zeit der Abwesenheit Konrads übernahm der Erzbischof Heinrich von Mainz die Regentschaft im Reich. Heinrich der Löwe nutzte die Kreuzzugsvorbereitungen und forderte in Frankfurt das Herzogtum Bayern nach Erbrecht zurück. Es gelang, die Befassung mit seinen Ansprüchen bis zur Rückkehr des Königs zu vertagen.

Im Mai 1147 brach das deutsche Kreuzzugsheer von Regensburg in Richtung Ungarn auf. Es umfasste 20.000 Mann.[64] Über Bulgarien zog das Heer ins Byzantinische Reich. Dort erschwerten Versorgungsprobleme und Konflikte mit byzantinischen Heeresabteilungen die Weiterfahrt, das Heer hatte mit Erschöpfung, Hunger und Seuchen zu kämpfen. Im Oktober 1147 erlitt es bei Doryläum gegen die Seldschuken eine vernichtende Niederlage. Der König selbst erkrankte an der Malaria tertiana.[65] Von Januar bis Anfang März 1148 hielt er sich am Kaiserhof in Konstantinopel auf, wo er von byzantinischen Ärzten versorgt wurde.[66] Am 24. Juni 1148 nahm er mit Ludwig VII. von Frankreich und König Balduin III. von Jerusalem an einem großen Konzil in Akkon teil. Der dort vereinbarte Zug gegen Damaskus wurde im Juli 1148 ein vollständiger Fehlschlag. Das eigentliche Ziel des Kreuzzuges, die Rückeroberung Edessas, konnte nicht erreicht werden.

Auf dem Rückweg traf Konrad in Konstantinopel noch einmal mit dem byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos zusammen.[67] Die Begegnung wurde durch das Zweikaiserproblem erschwert, da sowohl die byzantinischen als auch die westlichen Kaiser Anspruch auf den Titel imperator Romanorum erhoben. Seit 1142 verwendete Konrad in seinen Schreiben an die byzantinischen Herrscher den Titel Romanorum imperator augustus, obwohl er noch nicht zum Kaiser gekrönt war. Den Empfängern wurde auch der Titel Basileus ton Rhomaion („Kaiser der Römer“) verweigert und deren Herrschaftsgebiet nur als regnum („Reich“) oder imperium Grecorum („Reich der Griechen“) bezeichnet.[68]

Der Basileus erhob bei der Begrüßung eines niederrangigen Herrschers den Anspruch, dass sich dieser vor ihm niederbeuge und ihm die Knie küsse. Da Konrad die Kaiserwürde zu erlangen gedachte, akzeptierte er dieses Zeremoniell und die damit ausgedrückte Höherrangigkeit Manuels jedoch nicht. Arnold von Lübeck berichtete rund sechzig Jahre später, dass Manuel und Konrad bei der Begrüßung aufeinander zuritten und sich sitzend im Sattel küssten.[69] So wurde symbolisch Gleichrangigkeit ausgedrückt. Ob sich die Begegnung tatsächlich so abspielte, ist allerdings in der Forschung umstritten.[70] Begrüßungen solcher Art waren jedenfalls nicht unüblich.[71] Konrad und Manuel beschlossen einen Feldzug gegen den normannischen König Roger II. in Süditalien.[72] Beide Kaiserreiche hatten zwar ähnliche Interessen und betrachteten den normannischen König als Usurpator, doch bestand auch eine Rivalität: Beide Herrscher beanspruchten Süditalien jeweils für sich.

Nach der Rückkehr vom Kreuzzug behauptete Konrad, sein Heer sei nicht von Ungläubigen besiegt worden, sondern vom Hunger, gegen den keine Waffe helfe.[73] In der höfischen Öffentlichkeit wurden die Resultate des Unternehmens nach den Kategorien Ehre und Schande, Ruhm und Schmach bewertet.[74] Nach den großen Verlusten beklagten die Chronisten, dass im Heiligen Land „nichts für die Erhabenheit des kaiserlichen und deutschen Namens“ erreicht worden sei.[75] Nach dem gescheiterten Kreuzzug verlor der Königshof offenbar an Attraktivität: In den Zeugenlisten der Herrscherdiplome ging die Zahl der bedeutenden Fürsten zurück. Dies gilt der modernen Forschung als Zeichen dafür, dass die Akzeptanz von Konrads Königtum schwand.