Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/965
vgl. den Artikel 965 in der deutschsprachigen Wikipedia
965: Tod von Markgraf Gero.
965 wurde nach dem Tod von Markgraf Gero wahrscheinlich mit dem Aufbau einer neuen Markenstruktur mit Markgrafen in Merseburg, Zeitz und Meißen (968 belegt) begonnen. 968 folgte die Gründung des Erzbistums Magdeburg mit Bistümern auch in diesen Markgrafenorten (Bistum Merseburg, Bistum Zeitz und Bistum Meißen).
Mönche und Mönchspriester der Reichsabtei Hersfeld übernahmen im Jahr 965 im Schutz der im gleichen Jahr von den Deutschen wieder besetzten Burg Meißen die römisch-katholische Mission in den Gauen Daleminzien und Nisan (heute: der Raum Dresden).
Die Reichsabtei Hersfeld war seit ihrer Gründung im Jahr 769 in der Mission aktiv, nach 772 im militärisch eroberten Altsachsen und nach 928/965 auch in den unterworfenen sächsischen Markengebieten.
Auf dem Reichstag zu Paderborn wurde unter dem Vorsitz von Karl dem Großen die Missionierung des eroberten sächsischen Gebietes besprochen. Dem Bischof von Chalons sur Marne wured dabei das Gebiet von Osterwieck und Halberstadt als Missionsgebiet übertragen, während dem Abt von Hersfeld das Mansfelder und Quedlinburger Gebiet anvertraut wird.
- Neueren Forschungen zufolge beruht dieser Gründungsmythos auf den Gesta episcoporum Halberstadensium, deren Stufe „H“ während der letzten Jahre des Episkopats Bischof Hildewards verfasst wurde. Als Verfasser wird ein Hildeward naher Geistlicher angenommen, wobei es Indizien gibt, dass der Bischof möglicherweise selbst Anteil an den Chroniken hatte. Aus der Textanalyse geht hervor, dass die Darstellung des 10. Jahrhunderts auf den mündlich tradierten Erinnerungen der Bischöfe beruht, während es für das 8. und 9. Jahrhundert keine Überlieferungen gab und der Verfasser die Chronik ausschmückte, um die Bedeutung des Bistums Halberstadt zu überhöhen. - Christof Römer: Anfang in Halberstadt, nicht in Osterwieck. Zur Erfindung einer Gründungsgeschichte eines Bistums. Hrsg.: Bernd Feicke, Jörg Brückner (= Harz-Zeitschrift. 67. Jahrgang = 148. Jahrgang der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde). Lukas, Berlin/Wernigerode 2015, ISBN 978-3-86732-222-5, S. 13–26.
Die Arbeit der Hersfelder Missionare in Nisan und Daleminzien wurde dadurch erheblich erleichtert, daß Elbsorben, die sich römisch-katholisch taufen ließen, bei der deutschen Landreform bevorzugt worden. Der Hunger war "eine wunderbare Gelegenheit"[1], die Elbsorben in Daleminzien und Nisan im Schutz der militärischen Kolonisation zwangszumissionieren. Allerdings brach dieses System bereits in den 980er Jahren wieder zusammen, als die Deutschen die militärische Kontrolle über Nisan und zeitweise auch über Daleminzien wieder verloren. Die Neugetauften kehrten sofort wieder zu ihrem orthodoxen Glauben zurück. Auch viele "Reischristen" blieben nur so lange bei ihrem neuen Glauben, wie sie Nahrungsmittel brauchten.
Die Hersfelder Mönche begannen sofort mit einer Zehntsammlung bei den neu Getauften, was auf Widerstände stieß. Auch ihre Praxis, orthodoxe Christen erneut zu taufen, wurde Anlaß zu heftiger Kritik.
In der Zeit der Gründung des Bistums Meißen ab 968 verfügte die Reichsabtei Hersfeld infolge ihrer Mission über einträglichen Besitz in Nisan und Daleminzien (Glomaci), der in Nisan allerdings sehr schnell wieder verlorenging, noch bevor sich eine kirchliche Struktur hätte entwickeln können. Zudem lag dieser Besitz in Nisan oft in dem westlichsten Teil des Gaues jenseits des frühgeschichtlichen Flaschenhalses ohne Besiedlung, also im direkten Schutz der Burg Meißen (der Elbtalkessel um Dresden war von der Region um Meißen durch frühgeschichtliche Wälder und frühgeschichtliche Rodungsflächen voneinander getrennt). Hier hatten sich durch den Expansionsdruck der böhmischen Herzöge die böhmischen Niederlande (Nisan) um 900 bis in das Gebiet der Daleminzier vorgeschoben. Sogar die direkte Umgebung von Meißen wurde um diese Zeit Nisan zugerechnet. Die Gründung der Burg Meissen im Jahr 929 unterbrach diese Entwicklung nur kurz. Diese ging bereits 936 wieder an die Böhmen verloren. Erst 965 besetzten die Deutschen die Burg wieder.
971 schenkte Kaiser Otto I. dem Bistum Meißen den Zehnt im Gau Nisan, welcher bis dahin der Reichsabtei Hersfeld zugestanden hatte (nach den negativen Erfahrungen mit dem Zehnteintrieben durch Hersfeld wurde nur der Slawenzehnt gefordert, ein im Vergleich zum Altsiedelland westlich der Elbe-Saale-Linie erheblich reduzierter Zehnt). Zum Ausgleich beschenkte Otto I. die Reichsabtei mit mehreren Dörfern in Nisan. Schon in den 980er Jahren brach das Reichskirchensystem um Meißen wieder zusammen. Die Burg Meißen wurde mit Hilfe des Bayernherzoges Heinrich des Zänkers von den Böhmen besetzt, der deutsche Bischof wurde vertrieben. Auch nach dessen Rückkehr blieb der Elbtalkessel in böhmischer Hand. Der böhmische Herzog verzichtete allerdings auf die Erweiterungen Nisans westlich des damaligen Besiedlungsriegels. So kam auch in Niseni Brochotina (Brockwitz im Gau Nisan) wieder in die Hand des deutschen Königs und konnte von diesem im Jahr 1013 an das Bistum Meißen als Ausgleich für die Kriegsverwüstungen durch den polnischen König vergeben werden.
1091 vertrieb Wiprecht von Groitzsch nach der Gründung seines Hausklosters Pegau die Hirsauer Mönche in Nisan und Budusin (auch: Budussin) = Bautzen. Kloster Pegau spielte eine bedeutende Rolle bei seinem machtpolitischem Kalkül, einen Flächenstaat im Osten des Reiches zu schaffen, bei dem auch Nisan und Budusin mit einbezogen werden sollten (durch seine Heirat mit Prinzessin Judith (Jutta), Vratislavs Tochter, im Jahr 1085 erhielt Wiprecht Budissin = die Oberlausitz und Nisan und erbte weitere Güter in Thüringen - Wiprecht förderte seitdem wie in allen seinen Herrschaftsgebieten die Einwanderung deutscher Bauern nach Budisin und Nisan, aber auch den Kirchenbau. Kloster Pegau wird deswegen Ausgangspunkt eines intensiven Landesausbaues, Zentrum kirchlicher Kunst und Bildung und einer weit nach Osten strahlenden Christianisierung.
Wiprecht als Vasall und Schwiegersohn des böhmischen Herzogs übernahm sowohl im Kloster Pegau als auch anschließend in Bresnice (Briesnitz) im Gau Nisan Elemente böhmischer Architektur, die sich an östliche Kirchenbauten orientierte. Da er selbst zweisprachig war (aus slawischem Hause), tolerierte er auch den kirchenslawischen Gottesdienst in seinen sorbischen Gebieten - auch noch, nachdem in Böhmen 1096 eine Verfolgung alles Kirchenslawischen einsetzte (vgl. Kloster Sázava. Die Ära des Wiprecht von Groitzsch gehört deswegen zu den tolerantesten Zeiten der Fremdherrschaft über die Nisaner. Die Belege hierüber sind nur spärlich, weil es keine sorbischen Märtyrerakten aus der Zeit gibt.
Missionar Bangert von der Missionsstation Kangundo sah im Rückblick die Hungersnot folglich auch als „eine wunderbare Gelegenheit, das Evangelium in die Herzen dieser Menschen zu bringen“. - Zitiert nach Ambler, Kenyan Communities, S. 148–149: „A marvelous opportunity for … getting the gospel into the hearts of these people“. w:de:Hungersnot in Zentralkenia 1899#Festigung der kolonialen Herrschaft
- ↑ Der im Schutz der Imperial British East Africa Company wirkende anglikanische Missionar Bangert von der Missionsstation Kangundo sah im Rückblick die Hungersnot in Zentralkenia (1899) als „eine wunderbare Gelegenheit, das Evangelium in die Herzen dieser Menschen zu bringen“." - Zitiert nach Ambler, Kenyan Communities, S. 148–149: „A marvelous opportunity for … getting the gospel into the hearts of these people“.