Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/997
Papst Gegor V.
BearbeitenIn Rom angekommen, wurde der Kleriker Bruno nach dem Willen Ottos III. am 3. Mai 996 vom örtlichen Klerus und dem Volk zum Papst gewählt. Er nannte sich Gregor V. Noch am Tag der Wahl saßen Gregor und der zukünftige Kaiser über die Rädelsführer der römischen Fronde zu Gericht. Der Anführer, Crescentius I. Nomentanus, wurde auf Bitten des neuen Papstes von der Todesstrafe begnadigt, worauf er dem Kaiser den Treueeid leistete. Mit nur 24 Jahren war Gregor V. einer der jüngsten Päpste der Kirchengeschichte. Wenige Wochen nach seiner Wahl krönte er Otto III. am 21. Mai 996 zum römischen Kaiser.
Der römische Adel lehnte den vom Kaiser eingesetzten Papst ab. Vor Brunos Einsetzung war die Besetzung des Papststuhls vor allem Gegenstand politischer Intrigen des römischen Stadtadels gewesen. Als Otto III. 997 Rom verließ, brach Crescentius seinen geleisteten Treueeid und ließ mit Hilfe der Byzantiner den gelehrten Diplomaten Johannes Philagathos zum Gegenpapst Johannes XVI. gegen die Fremden erheben. Ohne den Schutz des Kaisers musste Gregor V. nach Spoleto fliehen.
Das ganze Jahr 997 weilte G. in Oberitalien, mit kirchlichen Angelegenheiten beschäftigt, bis Otto zu Weihnachten wieder über die Alpen kam und seinen Freund mit bewaffneter Hand nach Rom zurückführte, das keinen Widerstand wagte. Der Gegenpapst wurde verstümmelt und auf Gregors Befehl, trotz der Fürbitte des heiligen Nilus, im schimpflichen Aufzuge durch die Straßen der Stadt geführt; Crescentius wurde auf den Zinnen der nach tapferer Gegenwehr erstürmten Engelsburg enthauptet und seine Leiche an den Galgen gehängt. Ungehindert konnte nun G. in Rom sein hohes Amt ausüben, aber nur ein kurzes Leben war ihm beschieden: schon im Februar 999 (seine Grabschrift nennt den 18., andere Angaben weichen etwas ab) schied er dahin und wurde im Vorhofe der Peterskirche an der Seite Gregors I. beigesetzt. Daß er vergiftet worden sei, wie manche behaupten, ist nicht wahrscheinlich. – Wie seine deutschen Nachfolger auf dem päpstlichen Stuhle faßte G. seine Würde mit aller Tiefe des Gemüthes und Energie des Willens, und voll jugendlichen Feuers, manchmal selbst mit zu großem Ungestüm, ging er daran, die Schäden der Kirche zu heilen und ihre und des Papstthums Autorität, die in den letzten Zeiten namentlich von Frankreich her schwere Anfechtung erlitten, wieder herzustellen und zu erweitern. Seine Freundschaft mit dem Kaiser war ihm dabei förderlich, ohne daß er seine Selbständigkeit beschränken [627] ließ; nur die Ernennung Gerberts zum Erzbischofe von Ravenna hat er wol wider Willen zugeben müssen. Des Papstes Anschauungen begegneten sich mit denen der Cluniacenser, welche eben damals, begünstigt von den deutschen Herrschern, ihre großartige Wirksamkeit mehr und mehr zu entfalten und zu vertiefen begannen. Mit Begeisterung haben sie Gregors Erhebung begrüßt und von ihm reiche Gunst erfahren. Seine Thätigkeit ist eine weit umfassende, von universalen Tendenzen getragene. Die Gewalt des Papstthums sollte überall walten, und wie von ihm die Rechte der Bischöfe beschränkt wurden, so sollten auch die weltlichen Herrscher, wenn es nöthig schien, seinem Ausspruche gehorchen. Mit Entschiedenheit trat er namentlich Frankreich gegenüber auf, indem er die Wiedereinsetzung des Reimser Erzbischofes Arnulf bewirkte, die Bischöfe, welche seiner Vorladung zur Synode nicht gefolgt waren, suspendirte, den König selbst, der eine nicht zu billigende Ehe geschlossen, mit dem Banne bedrohte. Auch der deutschen Kirche zeigte er seine Energie. Gegen den einflußreichen Gisiler von Magdeburg, der früher Bischof von Merseburg aus Eigensucht die Aufhebung dieses Bisthums bewirkt hatte, schritt er ein und erreichte, daß die Wiederherstellung Merseburgs beschlossen wurde. Selbst in der spanischen Mark galt sein Entscheid. Wenn auch die Zeit des Pontificates nur kurz war, so nimmt doch dieser erste Papst rein deutschen Geblütes in der Reihe der römischen Bischöfe eine hervorragende Stellung ein; er hat dem Aufschwunge, welchen das Papstthum im folgenden Jahrhunderte gewann, kräftig vorgearbeitet. Seine Grabschrift preist seine hohe Abkunft, sein strahlendes Aug’ und seine schöne Gestalt, nicht minder seine Milde und Beredtsamkeit. – Die Sage berichtet von ihm, daß er der Schöpfer des deutschen Kurfürstencollegiums gewesen sei, eine Ansicht, welche das spätere Mittelalter theilte und noch neulich W. Wilmanns, wenn auch ohne Erfolg, zu vertheidigen gesucht hat.