Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Brochota

Brochota war der Name des Dorfgründers von Brochotina cethla (Brockwitz) im Gau Nisan. Eine Deutung als Stammesältester ist angesichts der geringen Größe der Dorfgründung und der sehr peripheren Lage von Brockwitz überhöht. Brochota war eher der Vorsitzende einer Großfamilie oder eines Siedelverbandes.

Brochota könnte eine Kurzform des altpolnischen Personennamens Bronisław darstellen.

Nach der altsorbischen Hagiographie befand sich unter den Flüchtlingen, welche mit Archimandrit Ignatios von Krakau 990 nach Bresnice kamen, ein Baumeister Brochota, der aus dem westslawischen Stamm der Wislanen stammte und an dem "Katholikon der Heiligen Theotókos" (altgriechisch: Θεοτόκος = Kirche der Gottesgebärerin) der kirchenslawischen böhmischen Akademie Krakau, an der damals noch kirchenslawischen Rotunde der Allerheiligsten Jungfrau Maria[1] und am Katholikon des kirchenslawischen "Klosters zum Heiligen Petrus" in Krakau mitgebaut hatte.

Brochotina cethla wurde 1013 erstmals urkundlich erwähnt und bedeutete „Siedlung eines Brochota“.[2] Cethla bedeutet eine Niederlassung Ackerbau treibender Menschen.[3]

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts war die Dorfform der Rundlinge noch nicht verbreitet, so daß Brockwitz als Straßenangerdorf mit Gewannflur angelegt wurde.

Bei der Urkunde vom 19. Juli 1013 handelt es sich um die einzige Erwähnung von Brockwitz als dem Gau Nisan zugehörig. Die Ortsnamen wurden offenbar in dafür in dem Diplom gelassene Lücken später nachgetragen.[4] Siedlungsgeographisch und nach den slawischen Quellen gehörte Brockwitz ursprünglich und auch später wieder zu Glomaci (Daleminzien). Das Dorf liegt westlich des Flaschenhalses, welcher durch frühgeschichtliche Wälder und frühgeschichtliche Rodungsflächen die Gaue Nisan und Glomaci voneinander trennte, aber leicht östlich von Meißen. Offenbar hatte die Gründung der frühdeutschen Grenzburg Meißen hier eine neue Grenzsituation geschaffen. 1013 scheint Heinrich II. nur über das kleine Gebiet westlich des Flaschenhalses in unmittelbarer Nähe der Burg Meißen verfügt zu haben. Gerhard Billig geht von einer (Rück)Verschiebung der Gaugrenze von Sörnewitz/Batzdorf in Richtung Südosten bis nach Kötitz/Gauernitz bereits im 11. Jahrhundert aus.[5]

Die Schreibweise „Brochtitz“ erscheint in einer Urkunde von 1205 und geht auf das ebenfalls altsorbische *Brochotici zurück, das „Siedlung der Leute eines Brochota“ bedeutet. Weitere belegte Formen sind „Broctitz“, „Bructicz“ und „Brocktitz“, bereits 1516 findet die heute gebräuchliche Schreibweise Verwendung.[6]

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Rekonstruktion der Rotunde der Allerheiligsten Jungfrau Maria auf dem Wawel in Krakau durch Adolf Szyszko-Bohusz (1918). auf Wikimedia Commons.
  2. Der Urkunde 19 des Codex diplomaticus Saxoniae regiae (CDS) II 1 vom 19. Juli 1013 ist zu entnehmen, dass König Heinrich II. dem durch feindliche Verwüstungen in seinen Einnahmen sehr geschädigten Hochstift Meißen sechs Dörfer übereignete: Heinrich schenkt der bischöflichen Kirche von Meissen auf Klagen des Bischofs Eiko hin, daß seine Kirche durch feindliche Einfälle schweren Schaden erlitten und nahezu alles verloren habe, die Orte Glossen (Kr. Oschatz, Bz. Leipzig), Daubnitz, Schänitz, Mertitz (alle Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Dalaminci, ferner Golencizacethla (?) im Gau Gudici und Brockwitz (Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Niseni mit allem Zubehör und zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen der Kirche. RI II,4 n. 1786, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1013-07-19_1_0_2_4_1_551_1786 (Abgerufen am 27. November 2023). Eines dieser Dörfer hieß „Brochotina cethla“:CDS II 1, Nr. 19 vom 19. Juli 1013: K. Heinrich eignet dem durch feindliche Verwüstungen in seinen Einnahmen sehr geschädigten Stift sechs Ortschaften in den Gauen Dalaminci, Gudici und Niseni […] Ideo eidem praefatae ecclesiae sex villas nostrae proprietatis concedimus, quatuor in pago Dalaminci Glupp, Difnouuocetla, Zenizi, Miratina cethla, V tam in pago Gudici nomine Golenciza cethla, VI tam in Niseni Brochotina cethla cum mancipiis utriusque sexus, silvis, venationibus, aquis aquarumve decursibus, piscationibus, molendinis, pratis, pascuis, aedificiis, viis et inviis, exitibus et reditibus ac cum omnibus appertinentiis inquisitis seu inquirendis.
  3. CDS II 1, Nr. 11, Anm. a): Setle, cethla wahrscheinlich verwandt mit dem slawischen sedlak, Dorfbewohner, Bauer, dürfte eine Niederlassung Ackerbau treibender Menschen bezeichnen.
  4. MG. DD. 3, 319 no. 269.
  5. Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. Archäologisch-archivalisch vergleichende Untersuchungen (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Bd. 20). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (Ost) 1989, ISBN 3-326-00489-3, S. 71.
  6. Ernst Eichler/Hans Walther: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Bd. 1, Berlin 2001, S. 116.

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