Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Dippold

Der Alte aus dem Walde…… Leise knistert das Feuer vor sich hin und ein alter Mann streckt die dürren Hände an die wärmende Flammen. Er mummelt sich in seine alten Sachen ein und schlingt eine Decke um die Schultern, um sich vor den kalten Nebeln zu schützen, die langsam über den Erzgebirgskamm aus dem Böhmischen in den Miriquidwald ziehen. Der alte Mann im Wald ist der Einsiedler Dippold aus dem Geschlecht derer von Lohmen oder Clumme. Genau wissen wir es nicht. Es könnte auch Bischof Adalbert von Slavnink gewesen sein? Es ist die Zeit um 900. Langsam entwickeln sich die Ottonen zum neuen Königs- und Kaisergeschlecht. Dippold zieht es in den Wald, der zu dieser Zeit noch zu Böhmen gehörte und gründet dort seine Einsiedelei. Es sind Höhlen in einem Sandsteinfelsen, in dem er seine Unterkunft errichtet hat. Dippold legt einen kleinen Obst- und Gemüsegarten an. Eine in

der Nähe befindliche Quelle versorgt ihn mit Wasser. Trotzdem ist sein Leben sehr einsam und ärmlich. Besonders in der kalten Jahreszeit ist es im Erzgebirge ungemütlich. Angespornt von den Worten der Bibel will Dippold durch Beten und Fasten zu Gott finden und die in der Gegen lebenden heidnischen Bewohner taufen. Nun hatte aber der Herzog Wratislaw von Böhmen zwei Söhne, Wenzel und Boleslaw. Wenzel war durch seine christliche Großmutter Ludomilla zu einem Christen erzogen worden. Sein Bruder Boleslaw, der Gottlose, hing weiterhin dem heidnischen Glauben an. Darüber gerieten die Brüder öfter in heftige Streitereien, die manchmal in körperlicher Gewalt endeten. Mit der Zeit wurde die Feindschaft zwischen beiden Brüdern immer schlimmer. Der Hass ging so weit, dass Boleslaw seinen Bruder Wenzel bei der Taufe eines seiner Söhne in der Kirche zu Bunzlau (pol. Boleslawiec), hinterrücks umbringen ließ.

Von Gewissensbissen geplagt zog sich Boleslaw immer öfter zur Jagd zurück und begegnete auf einem dieser Ausflüge dem Einsiedler Dippold. Dieser lud ihn in seine Klause ein und bewirtete ihn. Er gab ihm von dem wenigen Essen und Trinken, dass er selbst hatte ab. Er machte ihm keine Vorwürfe, sondern begegnete Boleslaw mit Liebe und Zuspruch und sprach ihn von seinen Sünden frei. Beide lebten einige Zeit zusammen und als der Fürstensohn nach Hause aufbrechen wollte, war er von Dippolds Frömmigkeit so gerührt, dass er sich taufen ließ und den christlichen Glauben annahm. Nach der Taufe, auf der Heimreise, entschloss er sich in der Nähe von Dippolds Heimstatt, am Weißeritzbach, eine Kapelle zu bauen. Er nannte sie zu Ehren des heiligen Alten „Sancti Dippoldi Silvam“, Kirche des Heiligen Dippolds Wald! Als Boleslaw seinen Vater in der Regentschaft ablöste, stattete er das Gebiet um Dippolds Einsiedelei mit vielen Rechten und Freiheiten aus. Diese Fürstenbeschlüsse werden später ins das Freiberger Bergrecht übernommen und befördern die Ausbreitung des Silberbergbaues im Erzgebirge. Acht Jahre soll Dippold in jener Kapelle gepredigt haben. Als Priester war es ihm gelungen die heidnischen Bewohner der Umgebung zum Christentum zu bekehren und die Bevölkerung mit belehrenden Worten und Predigten zu führen. Später schließt er sich zur Bekehrung der Prussen und Sorben einem Zug von Wanderpredigern ins Prussenland (Preußen) an. Am 23.April 922 stirbt er in Fischhausen an der Ostsee den Märtyrertod. Nach seinem Tod spricht ihn der Papst heilig und verfügt große Wallfahrten zu seiner Einsiedelei. Das Volk verehrt ihn. Es heißt er könne nach seinem Tode noch viele Wunder begehen.

Aus der Einsiedelei entsteht der Marktflecken mit dem Namen „Dippoldicz Waldi“. Es lassen sich Bergleute nieder und der Ort wird immer größer. Der Erzbergbau gewinnt an Bedeutung. Bald wurde sie zur Grenzstadt zwischen den Herzögen und Regenten von Böhmen und den Markgrafen von Meißen. Oft bekriegten sich die Parteien heftig und zerstörten die Stadt und das Umland. Als Dippoldiswalde dem Markgrafen von Meißen gehörte, begann dieser mit dem Bau einer Stadtmauer und anderen wichtigen Schutzanlagen. Heute sieht man den Einsiedlerstein als markanten Kletterfelsen im Dippser Forst stehen. Schaut man genau hin, kann man mit ein wenig Fantasie die Küche und den Brunnen mit der Quelle erkennen. Auch der Obstgarten findet seinen Platz. Reizvoll für Radfahrer, Wanderer und Geschichtsinteressierte ist die um Oelsa und Karsdorf gelegene Dippoldiswalder Heide. Die Ruine der Barbarakapelle, der Einsiedlerstein, das Steinerne Messer, die Wolfssäule und der Heidemühlenteich sind sehenswerte Wanderziele und Kulturdenkmäler. So führt uns der alte Mann aus dem Wald zu schönen Orten, die unsere Heimat zu bieten hat und die dazu auch noch spannende Geschichten erzählen.


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