Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Eupraxia von Kiew
Praxedis-Adelheid von Kiew Deutsche Königin
Römische Kaiserin
1067/70-20.7.1109 Markgräfin der Nordmark
Kiev
Begraben: Kiev, Höhlenkloster
Tochter des Großfürsten Wsewolod I. von Kiew aus seiner 2. Ehe mit der Anna von Polowzen (+ 7.10.1111)
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 146
Adelheid (Eupraxia, Praxedis)
- nach 1067, + 10. Juli 1019
Kiev
Begraben: Kiev, Höhlenkloster
Wohl Tochter des Großfürsten Vsevolod von Kiev, 1088, nach dem Tod des ersten Gatten, Graf Heinrich von Stade (1087) verlobt, 1089 vermählt mit Kaiser HEINRICH IV.
Adelheids Ehe mit HEINRICH IV. scheiterte völlig; sie wurde in Verona unter Bewachung gehalten, floh aber Anfang 1094 zu Mathilde von Tuscien und tat (kaum glaubhaft wirkende, psychopathisch erscheinende) schmutzige Äußerungen über ihr Eheleben, die 1094 eine Konstanzer Synode beschäftigen und 1095 von Adelheid selber auf dem Konzil Urbans II. in Piacenza vorgetragen wurden. Sie tritt dann nicht mehr in Erscheinung. Späterer Nachricht zufolge zunächst nach Ungarn ausgewichen, kehrte sie - die Identität mit Eupraxia vorausgesetzt - in die Heimat zurück und trat Dezember 1105 in ein Kiever Kloster ein.
Literatur:
NDB I - G. Meyer v. Knonau, JDG unter Heinrich IV. und V., IV, 1903 [Nachdr. 1965] passim - Th. Ediger, Rußlands älteste Beziehungen zu Dtl. [Diss. Halle 1911], 57-63 - R. Bloch, Verwandtschaftl. Beziehungen des sächs. Adels zum russ. Fürstenhause im XI. Jh., Fschr. A. Brackmann, 1931, 185-206 - M. Hellmann, Die Heiratspolitik Jaroslavs des Weisen, Forsch. zur europ. Gesch. 8, 1962, 23-25
Schwennicke Detlev: Tafel 12
"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1" HEINRICH IV.
- (Goslar) 11. XI 1050, + Lüttich 7. VIII 1106
Begraben: Speyer Dom
1053/54 Herzog von BAYERN Aachen 17. VII 1054 Mit-König 1056 König 29. III 1065 majorenn Rom 31. III 1084 Kaiser
I oo (Verlobung Zürich 25. XII 1055) 13. VII 1066 BERTA VON TURIN + Mainz 27. XII 1087
Begraben: Speyer Dom
Tochter von odo Markgraf von Turin, Graf von Chablais
II oo 14. VIII 1089 JEWSPRAKSIJA (ADELHEID) VON KIEW * 1071, + 1. VII oder 11. XI 1109
nach 1095 Nonne zu Kiew geschieden 1095
Witwe von Heinrich III. (I.) Graf von Stade 1082 Markgraf der Nordmark
Tochter von Wsewolod Jaroslawitsch dem Gerechten Großfürst von Kiew
Hlawitschka Eduard: Seite 207
"Kaiser Heinrich IV. (1056-1106)", in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern KAISER HEINRICH IV.
- 11.11.1050 wohl in Goslar
+ 7.8.1106 in Lüttich
Grabstätte: Dom zu Speyer
Eltern: Kaiser HEINRICH III. und Agnes
1. oo Juli 1066 in Tribur BERTHA VON TURIN * 21.9.1051, + 27.12.1087
Grabstätte: Dom zu Speyer
Eltern: Otto, Markgraf von Turin-Savoyen, und Adelheid, Tochter des Markgrafen Odelrich Manfred II. von Turin
2. oo Juni/Juli 1089 in Köln PRAXEDIS (EUPRAXIA, ADELHEID) * ? , + 10. oder 11.7.1109 wohl in einem Kiewer Kloster
Grabstätte: ?
Eltern: Wsewolod, Großfürst von Kiew, und dessen zweite Frau Anna
Wichtige Quellen:
Die Briefe Heinrichs IV., lateinisch-deutsch in: Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Band 12 (1963) Seite 51ff. Das Leben Kaiser Heinrichs IV. ebd. Seite 407ff. Lampert von Hersfeld, Annalen, lateinisch-deutsch, in: Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Band 13 (1957).
Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 -
Wies Ernst W.: Seite 210
"Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft," Kaiser HEINRICH IV. verliebte sich in die russische Schönheit Praxedis (Adelheid), die Witwe des Markgrafen Heinrich von der Nordmark. Dass diese Heirat aufgrund einer großen körperlichen Affinität zustande kam, ist glaubhafter als die Theorie, HEINRICHS Absicht sei es gewesen, ein salisch-russisches Bündnis gegen die Annäherungsversuche Papst Urbans gegenüber Byzanz zu schaffen. Tatsache ist, dass die junge Kaiserin Praxedis - sie hatte den Namen Adelheid angenommen - in dieser Ehe nicht die Erfüllung und den Glanz fand, die sie zu finden gehofft hatte. Als Streifscharen der Markgräfin Mathilde im Jahre 1094 gegen Verona vorstießen, gelang es der Kaiserin, mit ihnen Verbindung aufzunehmen. In der Nacht flüchtete sie aus der Stadt. Im Triumphzug wurde sie zur Markgräfin Mathilde gebracht. Dort fand sie Zuflucht, Verständnis und mehr. Die junge Kaiserin gestand der Markgräfin, zu welch schändlichen Handlungen, so hieß es, der Kaiser sie genötigt habe. Immer wieder, wie schon in seiner Jugend, griff die päpstlich-gegnerische Seite zum Instrumentarium der sexuellen Verleumdung. Die Gründe der Praxedis-Adelheid für den Verrat am Kaiser liegen nicht offen. Nach Meyer von Knonau ist es in hohem Maße wahrscheinlich, dass der Kaiser an der ehelichen Treue seiner jungen Gemahlin zweifeln mußte. Jedenfalls hielt er sie in Verona wie eine Gefangene. "Die allerschändlichsten Dinge brachte das schamlose Weib, das über sich selbst das Allerekelhafteste, wenn es HEINRICH IV. zu schaden vermochte, zu erzählen nicht errötete, mit frecher Stirn über ihr Eheleben vor, um ihre Flucht zu rechtfertigen, und die sittlich so unendlich hoch über ihr stehende Bundesgenossin Papst Urbans II. scheute sich nicht, auf alle diese Schilderungen die Hand zu legen und sie zur Verunglimpfung des Kaisers möglichst zu verbreiten." Um den Triumph der kaiserfeindlichen Seite zu erhöhen, warf sich die Kaiserin dem Papst zu Füßen und berichtete die "schrecklichen sexuellen Sünden", die sie unter HEINRICHS Zwang und Befehl begangen hatte. Der erschütterte Urban nahm ihr die Beichte ab und sprach sie frei. Danach wurde er still um die merkwürdige Frau, die sich der Selbsterniedrigung hingab, um ihrem Manne zu schaden. Ihre Spuren verschwinden in der Geschichte. Sie soll nach Rußland zurückgekehrt sein und ihr Leben als Nonne beendet haben.
Meyer von Knonau Gerold: Band IV Seite 217,251,422/Band V Seite 14
"Jahrbücher der Deutschen Geschichte unter Heinrich IV. und V."
Hier auf sächsischem Boden faßte nun der Kaiser einen verhängnisvollen Entschluß. Der 1087 verstorbene Markgraf Heinrich von der sächsischen Nordmark, vom Hause der Grafen von Stade, hatte eine junge Witwe hinterlassen, Eupraxia, oder zumeist Praxedis, in deutscher Sprache Adelheid genannt, die Tochter des russischen Großfürsten Wsewolod von Kiew, und mit dieser verlobte sich HEINRICH IV. Eben hier in Köln fand auch die Vermählung des Kaisers mit der jungen Eupraxia, der russichen Großfürsten-Tochter, statt, der gegenüber schon im vorhergehenden Jahre das Verlöbnis eingegangen worden war. Allerdings vollzog nicht der neu der Kölner Kirche gesetzte Erzbischof, sondern Erzbischof Hartwig von Magdeburg die Krönung der Kaiserin. Inzwischen war eine zweite große Verratshandlung, nach derjenigen des Sohnes König KONRAD, an Kaiser HEINRICH IV. begangen worden. Seine zweite Gemahlin war von ihm abgefallen. Zwischen HEINRICH IV. und Eupraxia muß ein tiefes Zerwürfnis entstanden sein, das bis in das vierte Jahr der Anwesenheit in Italien, wohin die Kaiserin dem Hofe gefolgt war, zum völligen Bruch führte. Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass HEINRICH IV. Grund hatte, in die Treue der Kaiserin Zweifel zu setzen. Jedenfalls hatte er sie der freien Bewegung beraubt, und sie saß in Verona wie eine Gefangene. Aus dieser Haft ließ sie der Gräfin Mathilde Nachricht geben, dass sie ihr zur Flucht verhelfen möge, und durch den Beistand des jungen Welf gelang es ihr, ihren Aufsehern zu einer ihr entgegengeschickten Schar zu entkommen und zu Mathilde sich zu begeben; von dieser, sowie von Welf, wurde sie mit Ehren empfangen: es scheint nicht lange nach Beginn des Jahres geschehen zu sein. Sehr bald zeigte sich, weswegen der Flüchtigen Aufnahme in der Umgebung der Gräfin gewährt wurde. Die allerschändlichsten Dinge brachte das schamlose Weib, das über sich selbst auch das Allerekelhafteste, wenn es HEINRICH IV. zu schaden vermochte, zu erzählen nicht errötete, mit frecher Stirne über ihr Eheleben vor, um ihre Flucht zu rechtfertigen, und die sittlich so unendlich hoch über ihr stehende Bundesgenossin Urbans II. scheute sich nicht, auf alle diese Schilderungen die Hand zu legen und sie zur Verunglimpfung des Kaisers möglichst zu verbreiten. Eine weitere Angelegenheit, die der Synode von Piacenza vorgelegt wurde, waren die Klagen der Kaiserin Eupraxia gegen HEINRICH IV. Vor Urban II. und der Versammlung brachte sie die scheußlichen Anschuldigungen über die unerhörten Dinge vor, welche sie bei ihrem Gemahle erduldet haben wollte, wobei der Berichterstatter Bernold meinte, ihre Klage sei sehr vertrauensvoll aufgenommen worden, da man genau gewußt habe, diese Scheußlichkeiten seien von ihr nicht sowohl begangen, als wider ihren Willen ertragen worden: so habe der Papst sie von der Buße, die ihr hätte auferlegt werden sollen, gnädig befreit, da sie ihre Sünde freiwillig und öffentlich zu beichten nicht gezögert habe. Das war übrigens das letzte Mal, wo dieses Weib zur Bundesgenossenschaft gegen HEINRICH IV. herangezogen worden war. Man ließ sie nachher fallen, und die Anklägerin verschwindet aus der Geschichte; sie ist in ihrer russischen Heimat später vergessen gestorben.
Bloch Raissa: Seite 202
"Verwandtschaftliche Beziehungen des sächsischen Adels zum russischen Fürstenhause im XI. Jahrhundert"
Eupraxia oder Praxedis, wie sie in den deutschen Quellen gewöhnlich genannt wird, war aus der zweiten Ehe Vsevolods mit einer Polovzer Fürstentochter nach 1067 geboren. Das Jahr ihrer Heirat mit dem Markgrafen Heinrich ist unbekannt. Wir wissen auch nichts über die Verhandlungen, die dieser Heirat vorausgegangen sind. Die Vermutung Rozanovs, dass Oda von Stade dabei die Vermittlerrolle gespielt hat, findet in den Quellen keine Unterstützung und bleibt ein bloße Hypothese. Im Rosenfelder Chronikon wird erzählt, dass die Tochter des russischen Königs mit großem Prunk nach Sachsen gekommen sei; ihr folgten Kamele, die mit reichen Kleidern, Kostbarkeiten und unzähligen Schätzen beladen waren. Wenn auch dieser Bericht der spät entstandenen Chronik legendäre Züge aufweist, so scheint er doch das wesentliche zu treffen. Ohne Zweifel war für den sächsischen Markgrafen die Heirat mit der Tochter Vsevolods erwünscht und vorteilhaft. 1087 starb der Markgraf Heinrich, ohne Kinder zu hinterlassen. Schon 1088 wurde Praxedis die Braut HEINRICHS IV., und am 14. August 1089 fand in Köln ihre Krönung durch den Erzbischof Hartwig von Magdeburg statt, der unmittelbar die Hochzeit folgte. An dieser Stelle möchte ich nicht wieder die Einzelheiten der für HEINRICH IV. so verhängnisvollen Praxedis-Episode schildern, da diese bereits mehrmals mit großer Ausführlichkeit geschehen ist. Ich möchte nur einiges über die Motive sagen, die HEINRICH IV. vermutlich zu dieser Heirat bewegt haben. Denn bloß an eine gegenseitige Zuneigung zu denken, ist in diesem Falle schwer, besonders da die politischen Vorteile, die HEINRICH sich von der Vermählung mit Praxedis versprechen konnte, gar nicht so "gering und unsicher" waren, wie es Kirchner behauptet. Selbstverständlich war es nicht die Herstellung der freundschaftlichen Beziehungen zu Sachsen, die der Kaiser durch diese Heirat erstrebte. dann hätte sich HEINRICH besser die Tochter eines sächsischen Fürsten zur Frau genommen, nicht eine Fremde. Auch ist es schwer zu vermuten, dass die 19-jährige Witwe des Markgrafen Heinrich in besonders freundschaftlichen Beziehungen zum sächsischen Adel gestanden hat. Nicht als sächsische Fürstin, sondern als Tochter Vsevolods von Kiew war Praxedis für HEINRICH IV. eine erwünschte Gemahlin. Dieselben Motive, die den Adel der Nordmark und der Thüringischen Mark bewogen hatten, Anschluß an das Kiever Reich zu suchen, mußten auch bei dieser Heirat des deutschen Kaisers den Ausschlag gegeben haben.
Schmid Karl: Band I Seite 38
"Zum Haus- und Herrschaftsverständnis der Salier" in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter
Dann mit dem Szepter, Reichsapfel und Krone - als amtierender Herrscher also abgebildeten - HEINRICUS REX und schließlich ADELHEIT UXOR LIUPOLDI MARCHIONIS nennen. Adelheit stellt offenbar HEINRICHS IV. Tochter Agnes dar, nicht - wie Schramm meinte - seine berüchtigte Gemahlin Eupraxia-Adelheit. Dies ergibt sich schon aus der Bezeichnung uxor Liupoldi marchionis.
Schwarzmaier Hansmartin: Band I Seite 112
"Das 'Salische Hausarchiv'" in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter
Die Heiratsurkunden bilden ja lediglich einen Ausschnitt aus der Überlieferung, der bei der Königin - und nur bei ihr - anfiel. Sie bricht zudem mit Bertha ab; weder Praxedis noch Mathilde, die Gattin HEINRICHS V., haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, in Speyer zu "archivieren" [Von beiden sind keine Heiratsurkunden überliefert, die man jedoch annehmen sollte. Praxedis (Adelheid: Lexikon des Mittelalters 1, Spalte 146), 1089 mit HEINRICH IV. vermählt, erscheint lediglich in einer Intervention (D H IV. 407) und verschwindet aus dem Gesichtskreis der deutschen Quellen.].
Schieffer, Rudolf: Band II Seite 20
"Erzbischöfe und Bischofskirche von Köln" in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter
Dabei war es noch von minderer Bedeutung, daß er gleich zu Beginn seines Pontifikates zurückstehen mußte, als HEINRICH IV. seine zweite Gemahlin Praxedis im Kölner Dom gekrönt werden sollte und die Zeremonie dem Magdeburger Erzbischof Hartwig übertragen wurde, wohl als Anerkennung dafür, daß er kurz zuvor als einer der letzten sächsischen Großen seinen Frieden mit HEINRICH IV. gemacht hatte.
Maurer, Helmut: Band II Seite 181
"Die Konstanzer Bischofskirche in salischer Zeit" in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter
Auf der Synode des Jahres 1094, die sich mit Fragen des Zölibats, der Simonie, der Liturgie sowie der Schlichtung von Streitigkeiten und den Anschuldigungen der wegen Ehebruchs verurteilten zweiten Gemahlin HEINRICHS IV., Praxedis, gegen den Kaiser befaßte, waren alle Herzöge und alle übrigen Fürsten Schwabens versammelt.
Vollrath Hanna: Band III Seite 285
"Konfkliktwahrnehmung und Konfliktdarstellung" in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter
Eine heute verlorene, aber von den Disibodenberger Annalen und verschiedenen sächsischen Chronisten ausgeschriebene, von ungeheurer Feindseligkeit getragene sogenannte 'Sächsische Schrift gegen Heinrich IV.' läßt KONRAD gegen seinen Vater rebellieren, weil dieser ihm befohlen habe, seiner eigenen Frau Adelheid-Praxedis, der Stiefmutter KONRADS, Gewalt anzutun [MGH SS XVII, Seite 14].
Golinello, Paolo: Seite 262,287
"Mathilde und der Gang nach Canossa"
Auf dieses private Unglück des Kaisers folgte als nächstes die Befreiung der Königin Praxedis durch Mathilde. Nach dem Tod seiner ersten Frau Bertha von Turin im Jahr 1088 hatte HEINRICH IV. Praxedis (Adelheid), die Tochter des Großfürsten von Kiew und Witwe des Grafen von Stade, geheiratet. Wie er sie behandelte, erfuhr man auf dem Konzil von Piacenza des Jahres 1095, wo sie die "unerhörten sexuellen Scheußlichkeiten", die er von ihr verlangt hatte, vorbrachte. Da sie sich weigerte, hatte HEINRICH IV. sie schließlich in Verona unter Bewachung gestellt. Seine Gemahlin Praxedis war vor ihm geflohen, und sein ältester Sohn KONRAD war von ihm abgefallen und hatte sich zum König krönen lassen.
Boshof, Egon: Seite 105
"Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitwende"
Für HEINRICH IV. aber war das Maß aller Prüfungen noch nicht erreicht. Mitte des Jahres 1094 sagte sich seine Gemahlin Praxedis von ihm los. Das Zerwürfnis reichte weiter zurück; HEINRICH hatte offenbar Grund, an der Treue der Kaiserin zu zweifeln, und hielt sie daher in Verona wie eine Gefangene. Mit Hilfe Welfs gelang ihr die Flucht; sie stellte sich unter den Schutz Mathildes und trat nun mit den widerlichsten Anschuldigungen gegen ihren Gemahl an die Öffentlichkeit. Man gestattete ihr sogar einen Auftritt auf der Synode von Piacenza, und Urban II. spielte die scheußliche Intrige mit. Der anti-heinricianischen Propaganda war offenbar jedes Mittel recht, die moralische Vernichtung des Kaisers zu betreiben. Warum Praxedis sich als Werkzeug hergab, ist wiederum nur zu vermuten. Es mag sein, daß sie an HEINRICHS Seite den Glanz höfischen Lebens erträumt hatte, und nun hatte sie nichts gefunden als Not, Enttäuschungen, Niederlagen. Die Charakterstärke Berthas ging ihr sicherlich ab. Freilich hat sie ihre Rolle nur für kurze Zeit spielen dürfen; sie wurde bald uninteresant und trat von der politischen Bühne ab. Nach ihrer Rückkher nach Rußland zog sie sich wohl in ein Kiewer Kloster zurück und ist 1109 gestorben.
Wahl Rudolph: Seite 315,316,321-324
"Heinrich IV. Der Gang nach Canossa."
Zwischen Clemens und dem Patriarchen von Kiew gingen alsbald Gesandtschaften hin und her; der Handelsverkehr zwischen dem russischen und dem deutschen Reich nahm beträchtlich zu; auch war es zu verschiedentlich zu Ehen innerhalb der großen russischen und sächsisch-deutschen Familien gekommen; so hatteeine Meißener Gräfin einen russischen Großfürsten geheiratet, und die Tochter Vsevolods, die reizvolle Praxedis, kam als Gattin eines Markgrafen Heinrich in die sächsische Nordmark. Ihre Ankunft machte großes Aufsehen, denn sie erschein mit einer Kamelkarawane, die märchenhafte Schätze heranschleppte. Die Ehe dauerte aber nur ein Jahr, denn Markgraf Heinrich starb, und die reiche Witwe war nun viel umworben. Auch der achtunddreißigjährige Kaiser hatte eben seine getreue Lebensgefährtin, die Kaiserin Bertha, nach zweiundzwanzigjähjriger Ehe verloren. Ein Jahr nach ihrem Tode lernte er Praxedis gerade in dem Augenblick kennen, als seine Bemühungen um Vsevolod einsetzten. Er entschloß sich sofort, das salisch-russiche Bündnis durch eine eheliche Verbindung zu vertiefen; die etwa zwanzigjährige Praxedis war gern bereit, deutsche Kaiserin zu werden und so fand am 14. August 1089 in Köln Hochzeit und Krönung statt. Aber der gewünschte politische Erfolg dieser allzu plötzlich ins Werk gesetzten Ehe zwischem dem schon gealterten Kaiser und der jungen Asiatin blieb völlig aus. Weder vertieften sich HEINRICHS Beziehungen in Sachsen, noch änderte Vsevolod sein Taktik. HEINRICHS Ehe mit Praxedis, die als Kaiserin den Namen Adelheid annham, ist die letzte zwischen russischen und deutschen Fürstenhäusern für lange Zeiten. KONRAD neigte im übrigen, wie seine Großmutter Agnes, dem asketischen Leben zu, man sagte, zur Buße dafür, daß er im Hoflager von Verona den Verführungskünsten seiner Stiefmutter Praxedis erlegen sei. Da traf ihn ein zweiter Schlag. Als mathildische Reiter um Verona schweiften, nahm die Kaiserin Praxedis-Adelheid Fühlung mit ihnen auf und flüchtete nächtlich aus der Stadt. Im Triumph ward sie vor die Großgräfin von Toscana gebracht, die sie schwesterlich in die Arme schloß, als die Russin gestand, sie habe die Unanständigkeiten ihres Gemahls nicht mehr ertragen können. Es liegt nahe anzunehmen, daß es vielmehr die kärglichen Verhältnisse am Hof in Verona waren, die die um ihre Hoffnungen auf kaiserlichen Glanz Betrogene zur Flucht veranlaßt hatten, auch mag das Zusammenleben mit dem von tiefen Depressionen gepeinigten Kaiser der jungen Frau unerträglich erscheinen sein - man sprach sogar davon, HEINRICH habe sie wegen ehelicher Untreue in Gewahrsam gehalten -: Praxedis fühlte nicht die geringste Zusammengehörigkeit zu einem Manne, der ihr nichts mehr bieten konnte. Nach Einzelheiten über ihr Eheleben und ebenjene "Unanständigkeiten" befragt, gab sie bereitwillig die intimsten Dinge zu Protokoll. In dieser eindeutigen, von Mathilde nur allzu gern gehörten Darstellung wurde von HEINRICH das Bild eines teuflischen Lüstlings entworfen, der seinem keuschen Weibe unbeschreibliche Gemeinheiten zugemutet habe. Ob man nun wieder einmal "Wahres mit Falschem vermischte", ob KONRADS Abfall mit diesen Dingen zusammenhing: für Mathilde und die Päpstlichen bedeuteten die Praxedis-Protokolle wertvollstes Propagandamaterial. Die Akten gingen nach Rom und Ravenna, nach Salzburg und Lothringen mit der Anweisung, öffentlich dazu Stellung zu nehmen. Alle Welt sollte erfahren, wie verworfen dieser von der Kirche ausgespiene "König" HEINRICH sei. Schließlich empfing der Heilige Vater Urban auf einer großen Synode vor aller Öffentlichkeit die Beichte dieser "Sünderin wider Willen"; "sie warf sich vor seine Füße und klagte ihm ihr furchtbares Unglück. Der Apostelfürst, von Rührung und Erbarmen für die Königin ergriffen, verfluchte dann den HEINRICH für seine gegen die rechtmäßige Gattin begangenen, noch nie dagewesenen Niederträchtigkeiten ..." Im geziemender Erschütterung nahm die Welt von den verabscheuungswürdigen Taten des SALIERS Kenntnis; von Praxedis verlautet nichts mehr. Sie hatte ihre Schuldigkeit getan udn wurde fallengelassen. Es heißt, sie habe sich nach Rußland zurückbegeben, wo sie als Nonne gestorben sei.
1. oo Heinrich I. von Stade Markgraf der Nordmark x um 1065-27.6.1087
14.3.1089 2. oo 2. HEINRICH IV. König des Deutschen Reiches x 11.11.1050-7.8.1106
Literatur:
Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 267,310 - Bloch, Raissa: Verwandtschaftliche Beziehungen des sächsischen Adels zum russischen Fürstenhause im XI. Jahrhundert. Seite 202 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 253,257 - Boshof, Egon: Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitwende, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1979 Seite 105 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 38,112/Band II Seite 20,181/Band III Seite 119,285 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 181 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 Seite 262,287 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977, Seite 68,201 - Jäschke, Kurt-Ulrich: Notwendige Gefährtinnen: Königinnen der Salierzeit als Herrscherinnen und Ehefrauen im römisch-deutschen Reich des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts, Verlag Rita Dadder Saarbrücken 1991, Seite 149-157 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band IV Seite 217,251,422 Band V Seite 14 - Schaafhausen F. W.: Das Leben Kaiser Heinrichs des Vierten des Saliers. Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1928 Seite 54 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 145 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 169 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 207 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Wahl Rudolph: Heinrich IV. Der Gang nach Canossa. Bechtermünz Verlag Augsburg 2000 Seite 315,316,321-324 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 210 -
Jäschke Kurt-Ulrich: Seite 149-157
"Notwendige Gefährtinnen" Es mag dem Eheleben HEINRICHS IV. mit Berta von Turin kein schlechtes Zeugnis ausstellen, dass sich der Kaiser schon 1088, im Jahr nach Bertas Tod, mit der jungen Witwe Eupraxia verlobte, die er dann Jahr darauf auch heiratete. Eupraxias erster Gatte Heinrich I., Graf von Stade und Markgraf der Nordmark, war gerade erst am 28. Juni 1087 gestorben. Da die Verlobung mit dem Kaiser in den Sommer 1088 datiert wird, scheint es Eupraxia möglich gewesen zu sein, das Trauerjahr um ihren ersten Gatten voll einzuhalten, während der Kaiser für sich anscheinend bis zur neuen Heirat rechnen ließ. Bisweilen gilt der 14. August 1089 als der Tag ihrer zweiten Eheschließung. Doch hierbei handelt es sich lediglich um Eupraxias erste - und einzige - Intervention in Diplomen Kaiser HEINRICHS IV., und da "Intervention und Petition unserer Gattin Königin Adelheid" vermerkt werden, gewinnt man mit diesem Beleg für die Heirat lediglich einen Terminus ante quem. Das Diplom datiert aus Bamberg. Sollte es stimmen, dass die Hochzeit 1089 zu Köln, und zwar nach kurz vorher erfolgter Königinweihe, gefeiert worden ist, wird man ihre Zeitstellung noch einige Wochen früher suchen müssen. Genaueres Überprüfen der einschlägigen Nachrichten führt zu der Hypothese, dass die Eheschließung wohl zwischen dem 1. Juni und dem 20/25. Juli des Jahres stattgefunden hat. War der doch am 31. Mai des Jahres der nicht mehr beteiligte Erzbischof Sigewin von Köln gestorben, während sein Nachfolger Hermann der Reiche von Hochstaden bereits am 20. oder 25. Juli die Weihe empfing, die feierliche Handlung in Köln aber durch Erzbischof Hartwig von Magdeburg geleitet wurde - übrigens einen Verwandten des neuen Erzbischofs, so dass man wohl einvernehmlich handelte und kein Präzedenzfall gegen das mühsam erstrebte Krönungsrecht des Kölner Erzbischofs für die Königin entstand. Wie kam es zu dem Namen Adelheid? Die umworbene Dame war eine Tochter des Kiewer Großfürsten Vsevolod I. Jaroslavic (1030-1093) aus dessen zweiter Ehe mit einer gewissen Anna. Dass Vsevolods I. erste Gattin Irene-Marija (+ 1067) eine Tochter Kaiser Konstantins IX. Monomachos von Byzanz war, läßt erkennen, dass auch während der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts die Beziehungen des Kiewer Großfürstenhofs nach dem Süden nicht abgerissen waren; ja, Vsevolod I. selber sprach angeblich fünf Sprachen. Diese Tatsache wiederum legt nahe, dass Vsevolods I. Tochter aus zweiter Ehe tatsächlich mit dem griechischen Namen Eupraxia nach Sachsen gekommen war. Erwogen werden zwei Änderungen: 1) Der Name "Eupraxia" wurde zu "Praxedis" latinisiert, als die Kiewer Fürsten-Tochter den sächsischen Grafen heiratete. 2) Als Eupraxia-Praxedis sich 1088 mit Kaiser HEINRICH IV. verlobte und ihn 1089 ehelichte, kam es zum erneuten Namenswechsel: Die Bekanntschaft soll nämlich HEINRICHS IV. Schwester Adelheid, Äbtissin von Quedlinburg, vermittelt haben, und so habe Eupraxia-Praxedis bei ihrer zweiten Eheschließung den Namen Adelheid erhalten. Neben Gunhild-Kunigunde ist dies übrigens die einzige Namensänderung, die für Herrscherinnen im Deutschland des 11. Jahrhunderts registriert wird. Beide Damen waren Ausländerinnen. Dieser Befund ist nicht zu bestreiten und dürfte auch eine Erklärung für die Namensänderungen bieten. Für die Beziehungen des Kaisers zu der Markgrafen-Witwe jedoch und damit für die Vermittlung durch Adelheid scheinen Zeugnisse zu fehlen; bekannt ist lediglich, dass HEINRICH IV. "seine Verlobte Eupraxia zu seiner Schwester, der Äbtissin Adelheid", zwischen Verlobung und Eheschließung nach Quedlinburg gebracht hat und dass die Damen 1088 hier einem militärischen Angriff Markgraf Ekberts II. von Meißen ausgesetzt waren. Daraus wird man kaum folgern dürfen, dass die Gandersheimer und Quedlinburger Äbtissin in einem der vorangehenden Jahre auch jene Verbindungen geknüpft habe, die schließlich zur Verlobung geführt hatten. Wohl aber könnte das gemeinsame Schicksal von 1088 und der Altersunterschied zwischen beiden Damen Fingerzeige liefern: Die Agnes-Tochter Adelheid hatte im Oktober 1048 das Licht der Welt erblickt, während für Eupraxia ein Geburtsjahr nach 1067, dem Todesjahr der Irene-Marija, oder gar um 1070 erschlossen wird. Bei rund 20 Jahren Altersunterschied mochte für Eupraxia die zukünftige Schwägerin und Kaiser-Tochter, die nach Ausweis ihrer Lehnspolitik und ihrer Münzprägungen ohnehin auch eine selbstbewußte Reichsfürstin war, die Rolle einer älteren, wenn nicht gar mütterlichen Freundin spielen. Hinzu kam, dass der Name "Adelheid" schon vorher im salischen Hause verwandt worden war: So hatte auch die Mutter Kaiser KONRADS II. geheißen. Sollte Eupraxia also tatsächlich aus Dankbarkeit gegenüber Äbtissin Adelheid II. deren Namen angenommen haben, so war eigentlich beim Kaiser hiergegen kein Widerspruch zu erwarten. Nun gehörte die Kaiser-Mutter Adelheid, Schwester der elsässischen Grafen Gerhard und Adalbert und durch Wipo auf ein hochedles Lothringer-Geschlecht, vielleicht gar die MEROWINGER, zurückgeführt, obgleich lokal als "Königin" bezeichnet, inzwischen eigentlich nicht mehr zum salischen Hause; war sie doch nach dem Ableben von KONRADS II. Vater Heinrich eine weitere Ehe eingegangen, so dass KONRAD II. vielleicht deshalb fern von der Mutter am Hof Bischof Burchards I. von Worms erzogen worden war. Anscheinend infolge der Wiederverheiratung hatte sie sich trotz der Königserhebung von 1024 wohl nicht an den Königshof hingezogen gefühlt. Ihr Lebenszentrum wurde jenes Stift Öhringen an der Burgenstraße der Hohenloher Ebene, zu dem sie 1037 gemeinsam mit Bischof Gebhard von Regensburg, einem Sohn aus ihrer zweiten Ehe, die Pfarrkirche am Ort hatte umwandeln lassen. Sie selber ist denn auch als Gründerin in der Krypta der Stiftskirche beigesetzt worden; ihr Steinsarkophag mit Tumba von 1241 wird heute noch gezeigt. Aus zwei Diplomen König HEINRICHS III. vom 7. September 1046 scheint hervorzugehen, dass Adelheid ihren kaiserlichen Sohn überlebt hat; denn König HEINRICH III. übergab damals dem Bistum Speyer drei Güter, die ihm seine Großmutter Adelheid unmittelbar vererbt hatte, also nicht durch Vermittlung KONRADS II. Im Text dieser Diplome wird des Seelenheils von HEINRICHS III. Angehörigen und Vorfahren gedacht, nicht jedoch desjenigen dieser Großmutter. Entsprechend ist Adelheid "von Öhringen" wohl auch nicht in das Speyerer SALIER-Gedenken mit einbezogen worden, wie das Fehlen ihres Namens im ältesten Domnekrolog dieses Hochstifts zum 19. Mai wahrscheinlich macht. Adelheid war nun aber auch der Name von HEINRICHS IV. und Bertas ersten und früh verstorbenem Kind gewesen, obgleich in der Person von HEINRICHS IV. älterer Schwester dieser Name in der Dynastie bereits weiterlebte. Im Jahre 1070 lebte aber auch noch Königin Bertas Mutter, jene arduinische Gräfin Adelheid, die als Tochter Markgraf Olderich-Manfreds II. von Turin (+ 1034) bis zu ihrem Tode im Jahre 1091 die markgräfliche Machthaberin war; sie scheint nicht nur ihre drei Gatten "Hermann von Schwaben, den ALERAMIDEN Heinrich (und) Otto von Maurienne" jeweils überlebt, sondern ihnen auch wenig mehr als den Markgrafentitel überlassen zu haben. Ausgerechnet 1070 war sie es, die "mit Waffengewalt gegen die Stadt Asti und gegen die autonomistischen Gebietsforderungen ihres Bischofs" vorging, gleichzeitig aber in Verbindung mit dem angesehenen Kirchenreformer Petrus Damiani stand, und noch im Todesjahr Gräfin Adelheids sollten sich solche kriegerischen Unternehmungen wiederholen. Hinzu kam die Tatsache, dass mit "Kaiserin Adelheid" eine Namensträgerin bekannt war, die nicht nur eine heiligmäßige Lebensbeschreibung durch Abt Odilo von Cluny (+ 1048) erfahren hatte, sondern auch Heldin eines Liber miraculorum von 1051/57 aus dem Kloster Selz war und schließlich 1097 sogar heiliggesprochen werden sollte, und zwar durch eine Lateransynode unter Papst Urban II.; mit vorherigen Kanonisierungsbemühungen wird gerechnet, und zwar im Zusammenhang mit der Abfassung der Wunderberichte. darüber hinaus haben sich die Selzer Mönche 1084 ihren Besitz durch Papst Wibert-Clemens III. nicht für die gründerzeitlichen Patrone Petrus und Paulus bestätigen lassen, sondern "für den heiligen Apostel Petrus und die heilige Adelheid". Um 1100 glaubte man Kaiser HEINRICH IV. in Pavia unterstellen zu dürfen, dass er eine Bestätigung von Kirchenbesitz für die Salvator-Abtei im Gedenken an die "heilige Kaiserin Adelheid" vorgenommen habe; eingeführt wurde diese dabei als ältere weibliche Verwandte HEINRICHS IV., als wollte man die OTTONEN-zeitliche Fürstin möglichst nahe an diesen SALIER-Herrscher heranrücken. Nun hatte zwar Kaiserin Adelheid am 16./17. Dezember 999 ihre Tage in ihrer Klostergründung Selz nördlich von Straßburg beschlossen, sie konnte aber besonders mit der OTTONEN-Herrschaft über Oberitalien zusammengesehen werden. Da die Eupraxia-Latinisierung "Praxedis" in der kaiserlichen Kanzlei nicht aufgegriffen wurde, andererseits eine Willensäußerung des Kaisers im Falle der Namensänderung seiner zweiten Gattin wohl vorausgesetzt werden muß, ist nicht auszuschließen, dass - wie seinerzeit bei der Entscheidung für ein weiteres, nun purpurgeborenes Kind - Italien und das Kaisertum auch für die neue Königin Adelheid im Blickpunkt stehen sollten. Vielleicht wollte HEINRICH IV. sie tatsächlich zu einer "Zweiten Kaiserin Adelheid" machen. Dass nur auf eine einzige Intervention der neuen Königin in Diplomen Kaiser HEINRICHS IV. zurückgegriffen wird, macht bereits deutlich, wie gering der Einfluß der russischen Prinzessin auf den politischen Alltag am Hof gewesen ist. Darüber hinaus scheiterte Eupraxia-Adelheids "Ehe mit HEINRICH IV. ... völlig". Die Königin wurde "des Treubruchs verdächtigt und schließlich wie eine Gefangene in Verona festgehalten", als der Kaiser sich - eigentlich getreu dem eben erschlossenen "Adelheid-Programm" - wieder in Italien durchzusetzen gedachte. Anfang 1094 entkam Eupraxia-Adelheid jedoch ihren Bewachern und floh zu Mathilde von Tuszien, und bei ihr machte sie über ihr Eheleben und überhaupt über den Umgang ihres Mannes mit ihr so aufsehenerregende Aussagen, dass sich noch im selben Jahr eine Konstanzer Synode und 1095 Urban II. berühmte Synode zu Piacenza damit beschäftigten. Obgleich bezeugt ist, dass Eupraxia-Adelheid hier ihre Anschuldigungen gegen ihren zweiten Gatten persönlich vorgetragen hat, gelten diese "schmutzigen Äußerungen (als) kaum glaubhaft" und werden eher zu "Rückschlüssen auf eine psychopathische Veranlagung der armen Frau" benutzt denn für die Erhellung der tatsächlichen Sachverhalte. Ohnehin sind diese Vorgänge dadurch belastet, dass Eupraxia-Adelheid seither aus der Überlieferung nahezu verschwindet, so dass gefolgert worden ist, sie sei "von ihren Beschützern wieder allen gelassen" worden. Sie mag "zunächst nach Ungarn ausgewichen", dann in ihre Heimat zurückgekehrt sein. Im Dezember 1106 trat sie "in ein Kiever Kloster ein" und wurde nach ihrem Ableben am 10./11. Juli 1109 in jenem Petscherischen Höhlenkloster zu Kiew bestattet, das im Unterschied zu den älteren Stifterklöstern am Ort für seine mönchisch-asketischen Anfänge im 11. Jahrhundert bekannt ist. Eupraxia-Adelheid hatte sich somit der modernsten religiösen Bewegung in ihrer Heimat zumindest angenähert, so wie sie es kirchenpolitisch auch in Italien getan hatte. Dass sie in beiden Fällen ihren Neigungen und nicht äußeren Zwängen gefolgt sei, wird man allerdings kaum feststellen können. Nach der schließlich doch in üblichem Rahmen geführten Ehe mit Kaiserin Berta scheint es Kaiser HEINRICH IV. nicht verstanden zu haben, der zweiten, wesentlich jüngeren Gemahlin den notwendigen Handlungsspielraum einzuräumen, der ein Gelingen dieser neuen Gemeinschaft ermöglicht hätte. Es könnte sein, dass der Kaiser seine zweite Gemahlin lediglich als notwendige Gefährtin, nicht als Persönlichkeit mit individuellen Zügen zu akzeptieren bereit gewesen war. 1094/95 hatten sich schließlich die äußeren Rahmenbedingungen so stark verändert, dass eine Analogiehandlung zur Frankfurter Versammlung von Oktober 1069 nicht mehr in die Wege geleitet werden konnte. Bezeichnenderweise hatte auch jetzt auch das Papsttum nicht mehr den Wunsch, den Partner, der aus einer ungeliebten Beziehung ausbrechen wollte, gleichsam zur Ordnung zu rufen. Stand doch die Vernichtung des Gegners, nicht seine Rückführung in eine grundsätzlich von allen akzeptierte Gemeinschaft im Vordergrund, und dem hatten sich persönliche Schicksale ein- und unterzuordnen.
Adelheid (* 1067/70; † 20. Juli 1109 in Kiew) (auch bzw. eigentl. Jewpraksija, Eupraxia, Praxedis) war nach dem Tod ihres ersten Gatten, Graf Heinrich III. von Stade, seit 1089 die zweite Ehefrau Kaiser Heinrichs IV. Sie war die Tochter des Großfürsten Wsewolod I. von Kiew. Die Ehe mit Heinrich wurde 1095 geschieden.
Leben Jewpraksija wurde nach 1067 als Tochter des Großfürsten Wsewolod I. von Kiew und dessen zweiter Ehefrau Anna, der Tochter eines Chans der Polowzer, geboren. Zu ihrer ersten Hochzeit mit Graf Heinrich von Stade aus dem Adelsgeschlecht der Udonen soll sie mit einer prunkvollen Kamelkarawane ins Stammesherzogtum Sachsen, das nicht mit dem heutigen Bundesland Sachsen verwechselt werden darf, gekommen sein, mit reichen Kleidern, Kostbarkeiten und unzähligen Schätzen im Gepäck.
Nach dem Tod Graf Heinrichs 1087 verliebte sich Kaiser Heinrich IV. in die den Quellen zufolge ungewöhnlich attraktive Frau und umworbene Witwe. 1088 fand die Verlobung, am 14. August 1089 in Köln ihre Hochzeit statt, der unmittelbar die Krönung Adelheids, wie sie sich nach dem Übertritt zum Katholizismus nannte, folgte.
Diese Ehe stand aber unter keinem guten Stern und scheiterte völlig. Heinrich warf seiner Frau Untreue vor (angeblich soll sie sogar ihren Stiefsohn Konrad verführt haben) und hielt sie in Verona unter Bewachung. Von dort konnte sie aber Anfang des Jahres 1094 zu Mathilde von Tuszien fliehen und tat sich von nun an mit „schmutzigen Details“ aus ihrem Eheleben hervor.
Noch 1094 beschäftigte sich zunächst eine Synode in Konstanz mit den Vorwürfen, ehe sich Adelheid persönlich 1095 auf der Synode von Piacenza einfand und vor Papst Urban II. und der Versammlung die unerhörten sexuellen Ausschweifungen, die ihr Mann von ihr verlangt hatte, bild- und wortreich darstellte. Der Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigungen wird sich wohl nicht mehr erweisen lassen. Da Urban II. nach dem Investiturstreit zu Heinrichs IV. Gegnern zählte und dessen Gegenpapst Clemens III. verdrängt hatte, ist aber davon auszugehen, dass diese Berichte in erster Linie der päpstlichen Seite als Propagandamaterial willkommen waren, als solche wurden sie nämlich anschließend bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausgenutzt.
Althoff nimmt an, dass die Ehe von Adelheid/Praxedis mit Heinrich IV. möglicherweise einen Friedensschluss Kaiser Heinrichs mit seinen Feinden, den Sachsen, bekräftigen sollte. Damit wäre ihre Rolle als Gemahlin analog der Rolle von Geiseln zu sehen, wie sie in dieser Zeit zur Bekräftigung und Absicherung von Bündnissen regelmäßig zu stellen waren. Nach den Quellen soll der Kaiser befohlen haben, dass man die Königin vergewaltigte. Althoff schlägt vor, diese Vergewaltigung als Entehrung analog einer Bestrafung oder sogar Tötung einer Geisel nach einem Treuebruch zu interpretieren.
Adelheid verließ, nachdem der Papst sie von der Buße, die ihr hätte auferlegt werden sollen, befreit hatte, die Bühne der Weltgeschichte. Sie ist über Ungarn nach Kiew zurückgekehrt, wo sie Nonne im Kiewer Höhlenkloster wurde und dort 1109 verstarb. Die Ehe mit Heinrich war 1095 geschieden worden.
Literatur Gerd Althoff: Heinrich IV. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-534-11273-9 (insbesondere S. 207–219. Althoff bietet eine differenziertere Sichtweise der Rolle und der Handlungsmotive von Praxedis/Adelheid, die in der deutschen Geschichtsforschung diffamiert worden ist.) Kurt-Ulrich Jäschke: Notwendige Gefährtinnen. Königinnen der Salierzeit als Herrscherinnen und Ehefrauen im römisch-deutschen Reich des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts. Dadder, Saarbrücken 1991, ISBN 3-926406-56-9 August Nitschke: Adelheid (Eupraxia, Praxedis). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 58 (Digitalisat). Hartmut Rüß: Eupraxia - Adelheid. Eine biographische Annäherung, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Bd. 54 (2006), S. 481–518. Theodor Schieffer: Adelheid (Eupraxia, Praxedis). In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980, ISBN 3-7608-8901-8, Sp. 146. Ernst Seraphim: Eupraxia-Adelheid – Eine Kiewer Großfürstin auf dem deutschen Kaiserthron. Bericht aus Dichtung und Wahrheit. Königsberg i. Pr. 1938 Normdaten (Person): GND: 118702548 (lobid, OGND) | VIAF: 22936174 | Wikipedia-Personensuche Vorgängerin Amt Nachfolgerin Bertha von Savoyen römisch-deutsche Kaiserin 1089 bis 1095
Eupraxia Vsevolodovna (in westeuropäischen Quellen: Adelgeida (Adelaide), deutsch Adelheid , Praxeda, lateinisch Praxedis ; 1069/1071 – 9. Juli 1109 ) – Tochter von Wsewolod Jaroslawitsch , Schwester von Wladimir Monomach , zweite Frau des Heiligen Römischen Kaisers Heinrich IV , Kaiserin Tsa Heiliges Römisches Reich .
Genealogie
V Wsewolod I., Großfürst von Kiew (1030–93);
M Anna († 7.10.1111);
Gvv →Jaroslaw I. (978–1054);
Gmv Ingegerd (Anna, † 10.2.1050), T König Olafs III. von Schweden;
⚭ 1) →Heinrich I., Graf von Stade, Markgraf der Nordmark († 28.6.1087), 2) 14.8.1089 →Heinrich IV., deutscher Kaiser.
Biographie Ein Jahr nach dem Tode ihres ersten Mannes verlobte sich A. mit →Heinrich IV. Einen Einfluß auf dessen Regierung hatte sie kaum, dagegen wurde sie des Treubruchs verdächtigt und schließlich wie eine Gefangene in Verona festgehalten. Von hier aus floh sie 1094 in den Schutz der →Mathilde von Tuscien, bei der sie über das Eheleben ihres Mannes schwer belastende Aussagen machte. Mit diesen Beschuldigungen beschäftigte sich noch im gleichen Jahre eine Synode zu Konstanz und 1095 die Synode →Urbans II. zu Piacenza. Danach wurde sie von ihren Beschützern wieder fallen gelassen und trat 1106 als Nonne in ein Kiewer Kloster ein. - Ihre Anklagen gegen →Heinrich IV. entsprachen kaum der Wirklichkeit und lassen nur Rückschlüsse auf eine „psychopathische Veranlagung der armen Frau“ zu.
Literatur G. Meyer v. Knonau, Jbb. d. Dt. Reiches unter Heinrich IV. u. Heinrich V., 1890 ff.; F. Schneider, MA bis z. Mitte d. 13. Jh.s, in: Hdb. f. d. Gesch. lehrer, hrsg. v. O. Kende, 3. Bd., 1929; Stammtafeln z. Gesch. d. europ. Staaten, hrsg. v. W. K. Prinz v. Isenburg, 2 Bde., 1936.
Porträts Aus d. Weltchronik d. Ekkehard v. Aura. Fassung D von 1106 f., bei P. E. Schramm, Die dt. Kaiser u. Könige in Bildern ihrer Zeit I (751-1152). in: Die Entwicklung d. menschl. Bildnisses, hrsg. v. W. Goetz, 1928, Abb. 122.
Autor/in August Nitschke Zitierweise Nitschke, August, "Adelheid" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 58 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118702548.html#ndbcontent
Inhalt
1 Biografie
1.1 Gräfin von Stade
1.2 Kaiserin
1.3 Krise zwischen Ehepartnern
1.4 Europäischer Skandal
2 Vorfahren
3 In der Fiktion
4 Anmerkungen
5 Literatur
Biografie
Gräfin von Stade
Kam zwischen 1083 und 1086 nach Deutschland. als Braut von Heinrich Staden , Markgraf der Sächsischen Nordmark (mit dem die Fürsten der Kiewer Rus ein traditionelles Bündnis hatten). Heinrich war ein Verwandter der Frau des Großfürsten von Kiew Swjatoslaw Jaroslawitsch , Oda : Ihre Mutter Ida von Elsdorf adoptierte Heinrichs Vater Udo . Forscher vermuten, dass diese Heirat von Eupraxias Vater Wsewolod nötig war, um seine Position vor Europa in der Konfrontation mit seinem Neffen Jaropolk , der mit der deutschen Gräfin Kunigunde verheiratet war, zu stärken .
Eupraxia war mit Markgraf Heinrich verheiratet. Sie kam mit einem großen Gefolge und einer Kamelkarawane, beladen mit edler Kleidung, Edelsteinen und vielen Schätzen, nach Deutschland.
Im Juni 1087 starb ihr Mann, aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor.
Kaiserin
Eupraxia war wahrscheinlich sehr schön, weil sich der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Heinrich IV. in sie verliebte. Die Verlobung mit ihm erfolgte ein Jahr nach dem Tod ihres ersten Mannes, im Jahr 1088. Zu Beginn des Herbstes hielt sich Eupraxia als „Verlobte“ Heinrichs IV. im Kloster in Quedlinburg unter der Obhut von Äbtissin Adelheide, der Schwester des Kaisers, auf.
Am 14. August 1089 heiratete der Magdeburger Erzbischof Hartwig im Kölner Dom den 39-jährigen Heinrich IV. und die junge Kiewerin Eupraxia, die nach ihrer Konvertierung zum Katholizismus den Namen Adelheid (Adelaide) annahm. Die Krönung Königin Adelheids fand kurz nach Weihnachten 1089 in Köln statt . Diese Heirat stärkte die Bindung des Kaisers an die sächsischen Herrscher.
Krise zwischen Ehepartnern Es kam schnell zu einer Abkühlung zwischen den Eheleuten, die vor dem Hintergrund eines erbitterten Kampfes um die Investitur schnell skandalöse Formen annahm .
Im selben Jahr gehen die Gegner Heinrichs IV. dank der erfolgreichen Diplomatie von Papst Urban II . ein politisches und militärisches Bündnis ein – die 43-jährige Mathilde von der Toskana heiratet den 17-jährigen Welf V.
Im März 1090 kehrte Heinrich IV. nach Italien zurück, um in den Kampf zwischen Clemens III . und Urban II. einzugreifen und den Krieg gegen Mathilde fortzusetzen. Im April 1090 traf Heinrich IV. in Verona ein , wohin sein Hof wenig später übersiedelte. Mit Ausnahme eines kurzen Lebensabschnitts in Padua (Januar – August 1091) blieb Eupraxia bis 1093 in Verona, wo ihr neugeborener Sohn 1092 starb und wo sich die wichtigsten Ereignisse der komplizierten Beziehung zu Heinrich ereigneten.
Am Vorabend von Ostern 1091 eroberte Heinrich IV. nach langer, mehrmonatiger Belagerung Mantua , das vom Grafen Welf verteidigt wurde . Seit dem Frühjahr 1092 belagerte Heinrich IV. die Festung Monteveglio, musste sich jedoch im Oktober von ihr zurückziehen und richtete seine Armee auf Canossa . Hier wandte sich das Schicksal endgültig vom Kaiser ab – im Oktober 1092 wurde Heinrich IV. vor den Mauern von Canossa besiegt; Die Städte Mailand , Cremona , Lodi und Piacenza schlossen ein Verteidigungs- und Angriffsbündnis gegen den Kaiser und übernahmen die Kontrolle über die Alpenpässe, so dass Heinrich diesmal von Deutschland abgeschnitten, zur Rückkehr nach Venedig und für drei Jahre gezwungen war 1093 bis 1096, konnte nicht nach Deutschland zurückkehren. Sein Sohn Konrad stellte sich 1093 auf die Seite des Papstes und wurde von seinen Anhängern in Mailand auf den Thron des Königs von Italien erhoben.
Es wird berichtet, dass Heinrich sehr eifersüchtig auf seine Frau war und sie schlecht behandelte. Ein solcher Beweis stammt von N. M. Karamzin : „Um Agnes‘ Keuschheit auf die Probe zu stellen, befahl Heinrich einem Baron, ihre Liebe zu suchen.“ Sie wollte nicht auf den Charmeur hören; Schließlich, durch seine Belästigungen aus der Geduld getrieben, bestimmte sie ihm einen Zeitpunkt und einen Ort für ein geheimes Treffen. Anstelle des Barons erschien nachts im Dunkeln der Kaiser selbst, und statt seiner Geliebten traf er auf ein Dutzend in Frauenkleidung gekleidete Diener, die ihn auf Befehl der Kaiserin gnadenlos auspeitschten, als Beleidigung ihre Ehre. Agnes erkannte den imaginären Baron als ihren Ehemann und sagte: „Warum sind Sie in Gestalt eines Ehebrechers zu Ihrer rechtmäßigen Frau gegangen?“ Der irritierte Heinrich, der sich getäuscht hielt, richtete den Baron hin und verfluchte die keusche Agnes mit abscheulicher Grausamkeit: Er zeigte es sie nackt vor den jungen Leuten und befiehlt ihnen, sich ebenfalls auszuziehen.
In den Staden Annals heißt es außerdem: „Conrad, Heinrichs Sohn aus erster Ehe, rebellierte aus folgendem Grund gegen seinen Vater. König Heinrich hasste Königin Adelheide, seine Frau, so sehr, dass der Hass noch stärker war als die Leidenschaft, mit der er sie zuvor geliebt hatte. Er ließ sie einsperren, und mit seiner Erlaubnis verübten viele Gewalt gegen sie. Wie man sagt, verfiel er so in den Wahnsinn, dass er sogar den oben genannten Sohn überredete, zu ihr zu kommen. Da er sich weigerte, das Bett seines Vaters zu entweihen, überredete ihn der König und begann zu behaupten, er sei nicht sein Sohn, sondern einer des Herzogs, dem der besagte Konrad im Aussehen sehr ähnlich sei.
Es gibt eine Version, dass dies geschah, weil Heinrich Mitglied der Sekte der Nikolaiten war, die Orgien praktizierte . G. Althoff wiederum glaubt, dass sich seine Haltung gegenüber seiner Frau änderte, nachdem es zu Komplikationen mit den Sachsen kam, da die Heirat des Kaisers mit Eupraxia Teil eines Friedensabkommens mit den sächsischen Herrschern war und sie eine Art Geisel war. Dass Heinrich die Vergewaltigung seiner Frau angeordnet habe, sei laut Althoff die Bestrafung einer Geisel gewesen, die die Partei repräsentierte, die ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen war.
Europäischer Skandal
Da Eupraxia tatsächlich in Verona gefangen war, entkam sie dort (Ende 1093) unter der Schirmherrschaft des Papstes. An den Mauern von Verona wurde sie von einer von Welf V. angeführten Abteilung empfangen und erfolgreich nach Canossa an Mathilde von der Toskana übergeben .
Auf dem Kirchenkonzil in Konstanz (April 1094) und auf der Synode in Piacenza (März 1095) sagte Eupraxia gegen Heinrich aus und beschuldigte ihn, Ehebruch, insbesondere das Zusammenleben mit seinem ältesten Sohn Konrad, erzwungen zu haben, und beschuldigte den Kaiser auch der Orgien und Satanismus . Papst Urban II. verfluchte Heinrich erneut . Eupraxias Beschwerde wurde als berechtigt anerkannt und sie erhielt Absolution.
Danach lebte Eupraxia einige Zeit in Italien, offenbar am Hofe von Heinrichs Sohn Konrad. Es wird jedoch angenommen, dass sie zwischen 1096 und 1097 nach Ungarn ging, „wo sie viele Verwandte hatte“, aber dort nicht blieb und um 1099 nach Kiew zurückkehrte , wo ihre Mutter lebte . Nach Heinrichs Tod im August 1106 wurde Eupraxia Nonne (6. Dezember 1106) und starb 1109 [2] . Sie wurde im Pechersky-Kloster beigesetzt .
Vorfahren ⛭ Eupraxia Vsevolodovna - Vorfahren In der Fiktion Pavel Zagrebelny . Eupraxie Kazovsky M. G. Adelheids Rache. Ladinsky A.P. Die letzte Reise von Wladimir Monomach . - Minsk: Verlag "Universität", 1987. - 384 S. Octavian Stampas . Ritter Christi. - M.: OCTO PRINT, 1996. - (Templer. Historische Chroniken der Ritter des Ordens des Tempels Salomos). Antonov A. I. Eupraxie. Roman. - M.: Welt der Bücher, Literatur, 2010. Notizen Großbritannien Eupraxia // Kleines enzyklopädisches Wörterbuch von Brockhaus und Efron . – 2. Aufl., erneut überarbeitet. und das bedeutet. hinzufügen. - T. 1-2. - St. Petersburg. , 1907-1909. Literatur Nazarenko A. V. Das alte Russland auf internationalen Routen. - M. , 1999.
(Deutsch) Rüß H. Eupraxia - Adelheid. Eine biographische Annäherung. // Jahrbücher für Geschichte Osteuropas . 54. 2006. - S. 481-518.
„Alte Rus“ im Licht ausländischer Quellen. - M. , 2009-2010. Morozova L. E. Große und unbekannte Frauen des alten Russlands. - M .: AST, 2009.
(Deutsch) Gerd Althoff . Heinrich IV. - Darmstadt: WBG, 2006.
Karamzin N. M. Geschichte des russischen Staates. - Rostow am Don: Phoenix Publishing House, 1995. Burovsky A. M. Unerfülltes Russland. - M .: Eksmo, 2007. Albert Stadensky . Annalen / Übersetzung aus dem Lat. und Komm. I. V. Dyakonova, Hrsg. I. A. Nastenko. - M .: Russisches Panorama; SPSL, 2020.
Eupraxia Vsevolodovna von Kiew (ca. 1067 – 10. Juli 1109 [1] ) (manchmal verwestlicht als Praxedis ; im Altostslawischen Еоупраксиа [2] ) war eine Gemahlin der Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches. Sie war die Tochter von Wsewolod I., Großfürst von Kiew , und seiner Frau Anna Polowezkaja , Tochter eines kumanischen Khans. Sie heiratete 1089 Heinrich IV. von Deutschland und nahm den Namen Adelaide (oder Adelheid ) an. [1]
Erste Ehe Eupraxia war zunächst mit Heinrich I. dem Langen , Graf von Stade und Markgraf der sächsischen Nordmark , verheiratet, der der Sohn von Lothar Udo II. war . [3] Eupraxia und Heinrich hatten vor seinem Tod im Jahr 1087 keine Kinder.
Kaiserin Nach dem Tod ihres ersten Mannes zog Eupraxia in das Kloster Quedlinburg , wo sie Heinrich IV. traf, den damaligen sächsischen König. Er war von ihrer Schönheit sehr beeindruckt. Nachdem seine erste Frau Bertha von Savoyen im Dezember 1087 gestorben war, wurde Heinrich 1088 mit Eupraxia verlobt. Das Paar heiratete im folgenden Jahr am 18. August 1089 in Köln . Unmittelbar nach der Hochzeit wurde Eupraxia gekrönt und nahm den Namen Adelaide (oder Adelheid ) an. [4]
Während Heinrichs Feldzügen in Italien nahm er Eupraxia-Adelaide mit und hielt sie im Kloster San Zeno gefangen, wo sich der Kaiser und seine Truppen traditionell etwas außerhalb der ummauerten Stadt Verona aufhielten . [5] Sie entkam 1093 und floh nach Canossa , wo sie die Hilfe von Mathilde von Toskana , einer von Heinrichs Feinden, suchte. Eupraxia-Adelaide beschuldigte Heinrich, sie in einem Brief misshandelt zu haben, der im April 1094 auf der Legatinssynode in Konstanz verlesen wurde. [6] Im folgenden Jahr legte Eupraxia-Adelaide auf Drängen von Papst Urban II . ein öffentliches Geständnis ab Kirchenkonzil von Piacenza , abgehalten in der ersten Märzwoche. [7] Sie beschuldigte Henry, sie gegen ihren Willen festgehalten zu haben, sie zur Teilnahme an Orgien gezwungen zu haben und, einigen späteren Berichten zufolge, eine schwarze Messe an ihrem nackten Körper versucht zu haben. [8] Laut diesen späteren Chronisten engagierte sich Heinrich in einer Nikolaitensekte und veranstaltete in seinen Palästen die Orgien und obszönen Rituale der Sekte. Eupraxia-Adelaide wurde gezwungen, an diesen Orgien teilzunehmen, und einmal soll Heinrich sie seinem Sohn Conrad angeboten haben . Conrad lehnte empört ab und revoltierte dann gegen seinen Vater. Er begann, die päpstliche Seite in den italienischen Kriegen zu unterstützen, die Teil des Investiturstreits waren . Diese Legende hat ihren Ursprung in der Feindseligkeit zwischen Heinrich und Urban II. während des Investiturstreits .
Einem Bericht aus der Mitte des 12. Jahrhunderts zufolge konnte Eupraxia-Adelaide, als sie schwanger wurde, nicht sagen, wer der Vater ihres Kindes war, da Heinrich sie zur Teilnahme an Orgien zwang. Eupraxia-Adelaide beschloss daher, Heinrich zu verlassen. [9] Christian Raffensperger hat vorgeschlagen, dass an dieser Geschichte etwas Wahres dran sein könnte, basierend auf einem Hinweis auf den Tod eines von Heinrichs Söhnen in Donizos Vita Mathildis (geschrieben um 1115). [10] Da Heinrichs Kinder von seiner ersten Frau Bertha erfasst sind, könnte es sich laut Raffensperger um ein Kind von Eupraxia-Adelaide handeln (alternativ könnte es sich um einen Hinweis auf ein Kind einer Geliebten oder einfach um einen Fehler handeln). [11]
Späteres Leben Eupraxia-Adelaide verließ Italien und ging nach Ungarn , wo sie bis 1099 lebte, als sie nach Kiew zurückkehrte . [12] Nach Heinrichs Tod im Jahr 1106 wurde sie bis zu ihrem eigenen Tod im Jahr 1109 Nonne. [13]
Notizen
„Adelaide von Kiew (ca. 1070–1109)“. Gale Research Inc. Archiviert vomOriginalam 24. September 2015. Abgerufen am 8. Januar 2013.(Abonnement erforderlich)
Frauen der alten Rus (auf Russisch)
Rüß, „Eupraxia“, S. 487f. Althoff, Heinrich IV. , S. 207f. Robinson, Heinrich IV. , S. 289. Robinson, Heinrich IV. , S. 290 Althoff, Heinrich IV. , S. 213 Robinson, Heinrich IV. , S. 289ff.; Frauen der alten Rus (auf Russisch) Gerhoh von Reichersburg, De Investigatione Antichristi , MGH LdL 3, I.17, S. 324f., online verfügbar unter Monumenta Germaniae Historica Archiviert am 27.03.2019 auf der Wayback Machine (in Latein) Raffensperger, „Missing Russian Women“, S. 76, 83 n. 31, mit Bezug auf Donizo von Canossa, Vita Mathildis , Buch II, Vers 665. Laut einem der Herausgeber der Vita Mathildis handelt es sich hierbei um einen Hinweis auf eines von Heinrichs unehelichen Kindern: Vita Mathildis, celeberrimae principis Italiae , hrsg. L. Simeoni (Bologna, 1940), S. 77. Raffensperger, „Missing Russian Women“, S. 78f. Rüß, „Eupraxia“, S. 511-514.
Referenzen G. Vernadsky, Kiewer Rus (New Haven, 1976). C. Raffensperger, „Evpraksia Vsevolodovna between East and West“, Russian History/Histoire Russe 30:1–2 (2003), 23–34. C. Raffensperger, „The Missing Russian Women: The Case of Evpraksia Vsevolodovna“, in Writing Medieval Women's Lives (Hrsg. Goldy, Livingstone) (2012), S. H. Rüß, „Eupraxia-Adelheid. Eine biographische Annäherung, Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 54 (2006), 481–518 IS Robinson, Heinrich IV. von Deutschland, 1056-1106 (Cambridge, 2003). G. Althoff, Heinrich IV (Darmstadt, 2006). Externe Links
Wikimedia Commons verfügt über Medien im Zusammenhang mit Eupraxia von Kiew, Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches . Adelaide von Kiew, ca. 1070-1109 (Abonnement erforderlich) Praxedis-Adelheid von Kiew, Deutsche Deutsche Königin (auf Deutsch) Frauen der alten Rus (auf Russisch)
Je ausführlicher die Ereignisse in den Chroniken dargestellt werden, desto häufiger finden sich auf ihren Seiten die Namen von Vertretern russischer Fürstendynastien, die mit ihrem Wirken die russische Geschichte geprägt haben. Die Enkelin von Jaroslaw dem Weisen, Tochter des Großherzogs von Kiew Wsewolod Jaroslawitsch Anna (Janka), „regierte“ 1089 selbstständig die Botschaft des neuen Metropoliten Johannes II. in Byzanz. Es stellte sich zwar heraus, dass „dieser Mann nicht buchstäblich ist, aber sein Geist ist einfach und prophetisch“ und erlangte für Rus nicht das Gewicht, das Anna und ihr Vater erwartet hatten. Dennoch ist ihre Beteiligung an den Angelegenheiten des Kiewer Staates offensichtlich. Annas Privatleben verlief erfolglos: Laut N. Baumgarten war sie mit dem byzantinischen Prinzen Konstantin Duca dem Älteren verlobt, die Ehe kam jedoch nicht zustande, da der Bräutigam zwangsweise als Mönch tonsuriert wurde. Daher widmete auch sie wahrscheinlich den größten Teil ihres Lebens klösterlichen Angelegenheiten: Der Name Janka erscheint in vielen Chroniken im Zusammenhang mit ihrer Gründung des St.-Andreas-Klosters in Kiew 4i.
Im Kiewer St.-Andreas-Kloster gründete Anna Wsewolodowna die erste Mädchenschule in der Geschichte Russlands. In der „Geschichte“ von V. N. Tatishchev wird im Zusammenhang mit dieser Tatsache ein Auszug aus einer bis heute nicht erhaltenen Chronik angeführt, dass Yanka, „nachdem sie junge Mädchen versammelt hatte, etwas Schreiben sowie Kunsthandwerk, Gesang und Nähen beibrachte.“ und andere nützliche Aktivitäten für sie. Mögen sie von klein auf lernen, das Gesetz Gottes und harte Arbeit zu verstehen, und möge die Lust in ihrer Jugend durch Enthaltsamkeit zunichte gemacht werden.,.*). Anna erbte ihr Verlangen nach „pädagogischen“ Aktivitäten von ihrem Vater, der „zu Hause saß und sprachlos war“, sowie von ihrer Mutter, einer ehemaligen byzantinischen Prinzessin 4|. Die Traditionen der Frauenbildung in Byzanz, mit denen Rus noch immer enge Kontakte pflegte, wirkten sich positiv auf das allgemeine Kulturniveau und die Verbreitung der Alphabetisierung unter den Frauen des Fürstenhauses aus.
Unterdessen waren die Aktivitäten von Anna Yankee in Russland kein einzigartiges Phänomen. Im XII-XIII Jahrhundert. Oftmals entstanden Klosterschulen, deren Gründerinnen Frauen aus dem Fürstenstand oder Geistliche (z. B. Äbtissin) waren. Die Tatsache der Verbreitung der Alphabetisierung unter Frauen im spirituellen Umfeld wird auch in der hagiographischen Literatur erwähnt: Viele russische Prinzessinnen waren „nachdem sie den Rang einer Mission angenommen hatten“ damit beschäftigt, Bücher zu kopieren. Es ist bekannt, dass die Tochter des Polozker Fürsten Svyatoslav Vseslavich Predslav Svyatoslavna (gestorben 1173), die unter dem Namen Vvfrosinya Nonne geworden war, „anfing, Bücher mit eigenen Händen zu schreiben“. In der Schule, die sie in der Sophienkathedrale in Polozk eröffnete, lehrte sie – wie spätere Quellen berichten – „jungen Mädchen“, darunter den Schwestern Gorodislava und Zvenislava, Lesen und Schreiben. Natürlich sagen diese fragmentarischen Informationen nichts über die Entstehung der Rus im 12.-13. Jahrhundert aus. Schulbildungssysteme. Die Erziehung fürstlicher Kinder, darunter auch Mädchen, erfolgte überwiegend zu Hause. Dennoch war ihr Bildungsniveau für das Mittelalter recht hoch. Die Prinzessinnen wurden auf die gleiche Weise unterrichtet wie die Prinzen: nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch Mathematik, die Grundlagen der Philosophie, „medizinische Tricks“, Kalenderastronomie, „Rptoria“ und „Verben in anderen Sprachen“. Die Ausbildung erfolgte manchmal nach den „Eliń-Büchern“, also auf Griechisch, und begann mit den Lehren des Himmels. Davon zeugen zum Beispiel das Bild der Tochter des Kiewer Großfürsten Swjatoslaw N|m>slawitsch mit einer Pergamentliste in den Händen und Miniaturen in der Izbornik von Swjatoslaw aus dem Jahr 1073. Sie bestätigen die frühe Ausbildung des Fürsten Kinder im Lesen und Schreiben und im Leben, zum Beispiel Euphrosyne von Susdal
Viele gebildete Frauen im XI-XIII Jahrhundert. hatten ihre eigenen Heim-„Bibliotheken“. Die Frau des ältesten Sohnes Jaroslaws des Weisen, Izyaslav, der polnischen Prinzessin Gertrud, in der Orthodoxie - Olisava (Elizabeth), besaß d) den berühmten Trierer Psalter („Gertrude Code“) d, Miniaturen, die in ihrem Auftrag angefertigt wurden und sie darstellen und ihr Sohn Jaropolk. Der Psalter wurde von Olisawa ihrer Tochter Sbyslava geschenkt, die 1102 mit einem polnischen Prinzen verheiratet war, und wurde anschließend über die weibliche Linie der 45. Familie weitergegeben.
Gertrude heiratete Izyaslav im Jahr 1043, im Jahr 1050 gebar sie Jaropolk und im Jahr 1073 musste sie mit ihnen in ihre Heimat fliehen, da die Brüder ihres Mannes Swjatoslaw und Wsewolod ihn aus seiner großen Herrschaft vertrieben. Von Polen aus ging die Fürstenfamilie nach Sachsen, wo Olisawa zum „Latypeka-Glauben“ zurückkehrte. Auf Anraten seiner Mutter wandte sich Jaropolk mit der Bitte um Unterstützung an Papst Gregor VII. Im Jahr 1077 nahm Isjaslaw Jaroslawitsch Kiew in Besitz und regierte dort. Olisava und sein Sohn kehrten nach Russland zurück und ließen sich orthodox taufen. Olisava verbrachte die nächsten 20 Jahre im Erbe ihres Sohnes Wladimir am Wolyn, wo sie sich in Angelegenheiten der öffentlichen Verwaltung auszeichnete und über ein Attribut der Staatsmacht verfügte – persönliche Siegel (aufbewahrt in der Abteilung für Archäologie des Instituts für Sozialwesen). Wissenschaften der Akademie der Wissenschaften der Ukrainischen SSR in Lemberg)
Die Alphabetisierung von Frauen aus der privilegierten Klasse galt für Zeitgenossen wahrscheinlich als selbstverständlich. Diakon Gregory, der das Ostromir-Evangelium (11. Jahrhundert) umgeschrieben hat, schreibt im Vorwort, dass er es nicht nur dem Nowgorod-Bürgermeister Ostromnr, sondern auch seinen „Freunden“, nicht nur seinen Kindern, sondern auch seinen „Kinderfreunden“ vorlegt “ (ihre Schwiegertöchter). Es ist auch bekannt, dass die Frau eines Nowgorod-Aristokraten Schreibern befahl, Bücher für die Kirche Johannes des Täufers auf Opoki zu kopieren, und die Wolhynien-Prinzessin Olga Romanowna „kopierte“ den Steuermann für sich. Informationen über den Befehl von Frauen, Bücher zu kopieren, können dem Leben von Euphrosyne von Polozk und dem Psalter von 1296 entnommen werden, der auf Wunsch einer gewissen Marina umgeschrieben wurde. „Sie schmeckten die Weisheit des Buches im Übermaß“ waren die Frau des Smolensker Fürsten Roman Rostislawitsch (Ende des 12. Jahrhunderts) und Feodulia-Kvfrosinya von Susdal, die „aber in Athen studierte, aber die Weisheit von Athia studierte.“
Aber kehren wir zu den Töchtern von Wsewolod Jaroglawitsch zurück. Im Jahr 1082 wurde Anna Wsewolodownas zwölfjährige Halbschwester, Eupraxia Wsewolodowna, mit Markgraf Heinrich von Stadens dem Langen verlobt. Wsewolod war an einem Bündnis mit dem mächtigen und wohlhabenden Haus Sachsen interessiert. Im Jahr 1083 wurde Eupraxia mit einer riesigen Mitgift, einer prächtigen Botschaft und Kamelen, „beladen mit luxuriöser Kleidung, Schmuck und allgemein unermesslichem Reichtum“, nach Sachsen zum Haus des Bräutigams geschickt, wo sie sich nach damaligem Brauch aufhielt soll bis zur Heirat bleiben, sich die deutsche Sprache aneignen, sich an eine neue Lebensweise gewöhnen. Bald wurde die russische Prinzessin im Kloster Quedlingburg untergebracht, wo die Töchter von Adligen erzogen wurden und Äbtissinen nur Prinzessinnen königlichen Blutes waren. Hier lernte Eupraxia unter der Aufsicht der Äbtissin, der Schwester Kaiser Heinrichs IV., Adelheide, Deutsch und Latein und andere Buchweisheiten. Vor der Hochzeit im Jahr 1086 konvertierte sie zum Katholizismus und erhielt einen neuen Namen – Adelheid (Adelheid) 4\ Doch ein Jahr später starb Heinrich von Staden, sie hatten keine Kinder. Schon vor ihrer Heirat erregte Eupraxia-Adelaida die Aufmerksamkeit des deutschen Kaisers Heinrich IV. Nach dem Tod des Markgrafen und seiner Frau beschloss Heinrich IV., dessen Witwe zu heiraten. Seit 1087 galt Eupraxia offen als Braut des Kaisers. Die Krönung fand 1088 statt, der Gesang fand im Sommer 1089 statt. Offizielle Mitteilungen wurden nach Kiew geschickt. Heinrich IV. hoffte, dass die neue Ehe seine Polizeikräfte im Kampf gegen das Papsttum stärken würde und dass Russland ihn in diesem Kampf unterstützen würde 4.“ Und die neue Kaiserin Adelheid neigte dazu, sich an politischen Angelegenheiten zu beteiligen. Doch die Ehe wurde nicht genehmigt vom Kiewer Gericht: offenbar negativ. Die Kirche spielte eine Rolle. Byzanz brach daraufhin die Beziehungen zu Heinrich IV. ab, und Kaiser Johannes II. versuchte, Russland im Einklang mit seiner Politik zu halten10.
Im Jahr 1090 reiste Eupraxia-Adelaida mit ihrem Mann nach Verona, wo zwischen der Suche nach Heinrich I. V. und Pan Urban II. Militäroperationen stattfanden. Den Ereignissen von 109L nach zu urteilen, kam es im Leben von Heinrich und Eupraxia zu Zwietracht. M. Kirchier und T. Ediger brachten die Feindseligkeit Heinrichs IV. gegenüber seiner Frau mit deren „unzureichend keuschem Verhalten“ („ a proprio marito prostituta <\ sU “) in Verbindung. S. P. Rozanov versuchte, die „innere Freiheit und Spontaneität“ von Eupraxia-Adelheid zu rechtfertigen. V. T. Pashuto glaubte, dass der entscheidende Faktor im Konflikt zwischen dem Kaiser und seiner Frau die Zugehörigkeit Heinrichs IV. zur Nikolaitensekte mit ihren geheimen Orgien war, an denen der Kaiser seine russische Frau zur Teilnahme zwang
All diese Argumente schließen jedoch eine Beteiligung von Eupraxia-Adelheid am politischen Kampf aus. Zwei Tatsachen stehen nebeneinander: Im Jahr 1093 verriet der Kaisersohn Konrad, der mit dem gekrönten Paar in Verona ankam, unerwartet seinen Vater und trat auf die Seite seiner Gegner, angeführt vom mit Papst Urban verbundenen bayerischen Herzog von Welfen II, und im selben Jahr, so die Chronisten, ließ Heinrich IV. sie „aus Hass auf seine Frau in Verona einsperren“ °2. Dies lag daran, dass der Kaiser nicht ohne Grund den politischen Verrat Eupraxies fürchtete , die einige der politischen und militärischen Pläne der Anhänger Heinrichs IV. offenbaren könnte, ganz zu schweigen von der Veröffentlichung der Details des Familienlebens? Vielleicht spielte die Änderung der politischen Ausrichtung der Kiewer Fürsten eine bedeutende Rolle: Zu diesem Zeitpunkt war Wsewolod Jaroslawitsch gestorben, und sein Nachfolger, Fürst Swjatopolk Isjaslawitsch (Cousin von Eupraxia), begann, sich auf Welfov bi zu konzentrieren.
Der Strudel des politischen Lebens zog Eupraxia auf die eine oder andere Weise zunehmend in seinen Bann. Während des Umzugs des kaiserlichen Hofes von Verona nach Langabardia floh sie vor Heinrich IV. und machte sich auf den Weg nach Canossa, wo sie von ihrem Stiefsohn Konrad feierlich begrüßt wurde. Der Wechsel auf die Seite der Gegner ihres Mannes war offenbar ein grundlegender Schritt für Eupraxia, die wollte, dass das Schicksal der deutschen Krone im Interesse Russlands entschieden wird. Wahrscheinlich, nicht ohne Streit mit Konrad, reichte sie beim Kirchenvorstand in Piacenza eine Bulle mit einer Beschwerde gegen ihren Mann ein, der sie Demütigungen und Grausamkeiten aussetzte, d. h. sie machte die Einzelheiten ihres Familienlebens öffentlich. Nach den Normen der mittelalterlichen Moral kam Eupraxias Tat einem zivilen Selbstmord gleich und erforderte beträchtlichen Mut (obwohl ähnliche Fälle in der mittelalterlichen Geschichte bekannt sind: Beispielsweise legte Eleonore von Aquitanien dem Papst eine Bulle vor). Anschließend wurde Eupraxias Tat von deutschen Historikern scharf verurteilt 54. Heinrich IV. wurde vor das päpstliche Gericht gestellt, vom Thron entfernt und starb in Ungnade. Am Ende des Prozesses verließ Eupraxia Deutschland. Zunächst stand sie unter der Schirmherrschaft ihrer Tante, der ungarischen Königin Anastasia Jaroslawna, doch von den Schergen Heinrichs IV. verfolgt, reiste sie bald nach Kiew, wo sie Nonne im Kloster ihrer Schwester Janka wurde. Bald verbreiteten sich in Kiew Gerüchte darüber, dass Eupraxia-Adelheide sich auf einem Kirchenkonzil gegen ihren Mann ausgesprochen hatte, was vor allem bei den Geistlichen scharfe Verurteilung hervorrief und offenbar die Haltung ihr gegenüber in Epen und Legenden beeinflusste, wo der Beiname „volochayka“ (Hure) verwendet wurde. war fest mit dem Namen Eupraxia verbunden). Historische Gerechtigkeit passt nicht zur „Verunglimpfung“ von Eupraxia und zur „Beschönigung“ Heinrichs IV. durch deutsche Historiker. Sie verlangt, die starken Merkmale von Eupraxia zu beachten, die sie als unabhängige Person charakterisieren, die ihre Verhaltensweise verteidigt. Leider bleiben die Verbindungen von Eupraxia-Adelheide während ihrer Zeit im Ausland mit der Kiewer Rus im Schatten.
https://bibliotekar.ru/polk-11/5.htm
Praxedis , auch Eupraxia und Adelaida genannt , (auf Ukrainisch Євпраксия Всеволудавна ; n. Chr. 1070 – gest. 10./11. Juli 1109 in Kiew ) [3] war durch Heirat mit Graf Heinrich III. Gräfin von Stade und durch sie seit 1089 römisch-deutsche Kaiseringemahlin Heirat mit Kaiser Heinrich IV. (Diese Ehe wurde 1095 geschieden).
Biografie Praxedis, nach ihrer Konvertierung zum Katholizismus Adelaide genannt, war die Tochter des Großherzogs Wsewolod I. von Kiew und seiner zweiten Frau Anna, Tochter des Herrschers der Kumanen . Anlässlich ihrer Hochzeit mit Graf Heinrich III. von Stade aus dem Adelsgeschlecht von Udon soll sie mit einer prächtigen Kamelkarawane, die unzählige Reichtümer und Schätze mitbrachte, in das Herzogtum Sachsen gekommen sein.
Quellen zufolge machte Kaiser Heinrich IV. nach Graf Heinrichs Tod im Jahr 1087 der ungewöhnlich attraktiven Adelaide den Hof, in die er sich verliebt hatte. Die Verlobung von 1088 wurde mit der Hochzeit in Köln im Jahr 1089 abgeschlossen, unmittelbar darauf folgte Adelaides Krönung.
Diese Ehe scheiterte jedoch völlig. Heinrich beschuldigte seine Frau der Untreue und bewachte sie in Verona . Mit Hilfe von Welf V. von Bayern konnte Adelaide Anfang 1094 im Schloss von Mathilde von der Toskana Zuflucht suchen und wurde später berühmt, weil sie viele Details über ihre Ehe mit Heinrich IV. preisgab.
Das Konstanzer Konzil im Jahr 1094 befasste sich mit den Anschuldigungen, die Adelaide gegen Heinrich vorbrachte. Im Jahr 1095 war sie beim Konzil von Piacenza anwesend, wo sie Papst Urban II. über die ungeheuerlichen Ausschweifungen ihres Mannes berichtete. [4] Der Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigungen lässt sich bis heute nicht beweisen, aber ob wahr oder nicht, sie sollten Heinrichs Ansehen vor der Welt zerstören. [4] Da Papst Urban II. nach dem Investiturstreit zu den Gegnern Heinrichs IV. bei der Absetzung seines Kandidaten für den päpstlichen Thron, Clemens III ., gehörte , kann davon ausgegangen werden, dass die von Adelaide übermittelten Informationen dem Papst als Propagandamaterial nützlich waren und dies auch der Fall war später oft ausgebeutet.
Chronisten der damaligen Zeit, wie Wilhelm von Giesebrech oder Donizo von Canossa, hatten in dieser Angelegenheit gegensätzliche Ansichten, was beweist, dass die Menschen dazu neigten, die Vorstellung zu akzeptieren, die ihrer Zugehörigkeit zu dem einen oder anderen Lager entsprach. [4]
Nach den Annahmen des Historikers Gerd Althoff wäre Adelaides Heirat mit Heinrich IV. lediglich der Bestätigung eines Friedensschlusses zwischen dem Kaiser und seinen sächsischen Gegnern gedient und ihre Rolle als Ehefrau hätte der von benötigten Geiseln ähnelt zur Stärkung und Sicherung von Allianzen. Quellen zufolge befahl der Kaiser, die Königin zu einem Ehebruch nach dem anderen zu zwingen. [4] Gerd Althoff schlägt vor, dies als Schande zu interpretieren, vergleichbar mit der Bestrafung oder gar Tötung einer Geisel wegen Verrats. [5]
Adelaide verschwand von der Bühne der Geschichte, nachdem der Papst entschieden hatte, dass sie an dem Konflikt mit Kaiser Heinrich unschuldig sei, und sie von der Buße befreite, die ihr hätte auferlegt werden müssen, weil sie ihren Mann verlassen hatte. [4] Die Ehe mit Heinrich wurde 1095 aufgelöst und Adelaide kehrte nach Kiew zurück, wo sie Nonne im Kloster namens Lavra of Caves in Kiew wurde , wo sie 1109 starb.
Notizen ^ a b c Verwandtes Großbritannien ^ Ana Vsevolodovna [*] Wert prüfen ( Hilfe ) |titlelink= ↑ Brockhaus Enzyklopädie ., Bd. 1, Mannheim 1986, ISBN 3-7653-1100-6 , S. 136. ^ a b c d e Gerhard Hartmann, Karl Schmidt (Hrsg.): Die Kaiser. 1200 Jahre europäische Geschinchte , Marix Verlag, Wiesbaden, 2006, ISBN: 978-3-86539-074-5 , S. 221. ↑ Gerd Althoff: Heinrich IV. , Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2006, ISBN: 978-3-534-11273-9 , S. 207–219. Bibliographie Gerd Althoff: Heinrich IV. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2006, ISBN: 978-3-534-11273-9 . Brockhaus Enzyklopädie ., Bd. 1, Mannheim 1986, ISBN: 3-7653-1100-4 . Gerhard Hartmann, Karl Schmidt (Hrsg.): Die Kaiser. 1200 Jahre europäische Geschinchte , Marix Verlag, Wiesbaden, 2006, ISBN: 978-3-86539-074-5 . Kurt-Ulrich Jäschke: Notwendige Gefährtinnen. Königinnen der Salierzeit als Herrscherinnen und Ehefrauen im römisch-deutschen Reich des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts. , Dadder Verlag, Saarbrücken, 1991, ISBN: 3-926406-56-9 . Hartmut Rüß: Eupraxie – Adelheid. Eine biographische Annäherung , in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas , Bd. 54 (2006), S. 481–518. Theodor Schieffer: Adelheid (Eupraxia, Praxedis) . In: Lexikon des Mittelalters (LexMA), Bd. 1, Artemis & Winkler Verlag, München/Zürich, 1980, ISBN: 3-7608-8901-8 , Sp. 146