Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Magnus (Billunger)

Magnus Herzog von Sachsen (1071-1106)


1043/47-23.8.1106

            Ertheneburg

Begraben: St. Michael Lüneburg


Ältester Sohn des Herzogs Ordulf von Sachsen und der Wulfhilde von Norwegen, Tochter von König Olaf II.


Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 100

Magnus, sächsischer Herzog


    + 23. August 1106

Begraben: St. Michael Lüneburg

Sohn Herzog Ordulfs

Magnus' Eintritt in die Politik war durch zunehmende Entfremdung der BILLUNGER vom salischen Königtum und scharfe Rivalität mit Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen geprägt. Adalberts Sturz am Königshof nutzend, konsolidierten Ordulf und Magnus ihre Macht vor allem zwischen Ilmenau und Niederelbe wie im Weser-Raum, ohne freilich die herzogliche Herrschaft im ganzen sächsischen Stammesgebiet ausüben zu können. Seit 1070 in Opposition zu König HEINRICH IV. Parteigänger Ottos von Northeim, geriet Magnus 1071 in salische Gefangenschaft, die ihm die direkte Nachfolge seines Vaters (+ 1072) verwehrte. Nach militärischen Erfolgen der sächsischen Opposition 1073 freigekommen, brachte die Niederlage bei Homburg an der Unstrut für Magnus erneute Haft (bis 1076). Nach anfänglicher Unterstützung des anti-salischen Königtums RUDOLF VON RHEINFELDEN 1077/78 löste sich Magnus von der jetzt zunehmend auf Ost-Sachsen konzentrierten Adelsopposition und fand zu einem Ausgleich mit HEINRICH IV., den der BILLUNGER zu einer erfolgreichen Slavenpolitik nutzte. Als der Herzog 1106 ohne männliche Erben starb, gelangten die billungischen Allodialkomplexe über seine Töchter Wulfhild und Eilika an die WELFEN und ASKANIER, während Lothar von Süpplingenburg im sächsischen Herzogtum folgte.

Literatur:


NDB XI, 666f. - R. Bork, Die Billunger [Diss. masch., Greifswald 1951], 172ff. - H.-J. Freytag, Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951 - L. Fenske, Adelsopposition und kirchl. Reformbewegung im ö. Sachsen, 1976, 64-67 - G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, 1984 - G. Pischke, Herrschaftsbereiche der Billunger ..., 1984, 21-23 - G. Althoff, Die Billunger in der Salierzeit (Die Salier und das Reich I, 1991), 309-329. Brandenburg Erich: Tafel 37 Seite 74

"Die Nachkommen Karls des Großen" XI. 183a. MAGNUS, Herzog von Sachsen 1072


  • ca. 1045, + 1106 23.VIII.

Gemahlin:


1071 Sophie, Tochter König Belas I. von Ungarn

               + 1095 18.VI.

Althoff Gerd: Seite 382

"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                        H 29

Lü: 23.8. Magnus dux anno domini M. C. VI. + 1106 Herzog Magnus BILLUNGER


Mit Herzog Magnus starb 1106 das Geschlecht der BILLUNGER im Mannesstamm aus. In seine Regierungszeit fallen die Sachsenkriege HEINRICHS IV., an denen der BILLUNGER zunächst führend auf Seiten der sächsischen Opposition beteiligt waren. Zu nennen ist unter anderem Magnus mehrjährige Gefangenschaft bei HEINRICH IV. vgl. Bork, Billunger, S. 172-188; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung, bes. S. 64 ff.; später scheinen sie ihre Haltung geändert zu haben; vgl. Fenske, S. 65 mit Anm. 200 und S. 76 Das sächsische Herzogtum übernahm 1106 Lothar von Supplinburg (K 46), während die billungische Allode über Wulfhild (H 46) und Eilika (H 2) an die Familien der WELFEN und ASKANIER kamen; vgl. Vogt, Das Herzogtum Lothars von Süpplingenburg, S. 9 ff.; Stoob, Die sächsische Herzogswahl des Jahres 1106.

Schwennicke Detlev: Tafel 11

"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1" MAGNUS


   + Erthensburg 23. VIII. 1106

Begraben: Lüneburg St. Michaelis

Herzog von SACHSEN (vor 1047)

 oo 1070
      SOPHIA VON UNGARN (ARPADEN)
               + 18. VI. 1095

Begraben: Lüneburg St. Michaelis

Witwe von Ulrich I. von Weimar Markgraf von Krain und Istrien Tochter von König Bela I.

Thiele Andreas: Tafel 156

"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte" Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I MAGNUS


  • um 1045 + 1106

Magnus war tatkräftiger Mitregent seines Vaters, der hinter ihm ganz zurücktrat. Er war 1066 maßgeblich am Sturz des Erzbischofs Adalbert von Bremen beteiligt. Er hatte jahrelang dessen Erzbistum geplündert und bedeutende Rechte und Besitzungen dazu gewonnen. Er wurde 1073 Obervogt von Minden durch Schutzvertrag mit dem Bischof Eilbert, rebellierte 1070/71 zusammen mit Herzog Otto von Northeim und war seit Pfingsten 1071 auf der Harzburg in Haft, aus der er im August 1073 durch die aufständischen Sachsen befreit wurde. Er war 1075/76 beim Kaiser erneut inhaftiert, der seine Nachfolge im Herzogtum zu verhindern suchte. Er nützte die Empörung der Bauern gegen den Burgenbau HEINRICHS IV. im Harz für seine auf Bekämpfung der Zentralgewalt gerichteten Interessen aus. Er stellte politisch nur noch einen Schatten des Ansehens seiner Familie dar. Hauptursache war wohl, dass die Gegnerschaft der BILLUNGER zum Sachsen fremdgewordenen Kaiserhaus überlagert wurde von der allgemeinen Fürstenopposition, in der andere Fürstenfamilien führten, gegen den Kaiser. Er besaß immer noch viele Komitate und Vogteien und unterstützte aktiv die deutschen Gegen-Könige RUDOLF VON RHEINFELDEN und HERMANN VON SALM. Er brachte den Fürsten Heinrich von Mecklenburg zur Macht, beerbte 1086 den Onkel und hielt sich im Thronkrieg 1104-1106 zurück. Sein Tod hinterließ kein großes Machtvakuum. Magnus war der letzte BILLUNGER.

um 1071
 oo Sofie von Ungarn, Tochter des Königs Bela I.
            + 1095
1070/71
 oo 2. Sophia von Ungarn, Tochter des Königs Bela I.
                  -18.6.1095
    1. oo Ulrich von Weimar, Markgraf von Istrien
                   -6.3.1070




Kinder:

 Wulfhilde
 1072-29.12.1126
          Altdorf
 oo Heinrich der Schwarze Herzog von Bayern
             -13.12.1126
 Eilika
 um 1081-16.1.1142
 oo Otto Graf von Ballenstedt
             -9.2.1123

Otto konnte sich nach LOTHARS Absetzung 1113 nicht als Herzog von Sachsen durchsetzen.



Literatur:


Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 388,390,406,418,420 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 49,58,127,238,382 H 29 - Althoff Gerd: Die Billunger in der Salierzeit. in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 260,263,271,289,310,323-325,327 - Althoff Gerd: Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 Seite 45,50 - Annalista Saxo: Reichschronik - Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951 Seite 172-188- Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 197,201,207,268 - Brunos Buch vom Sächsischen Kriege. Übersetzt von Wilhelm Wattenbach, Phaidon Verlag Essen 1986, Seite 16,22,84 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 98,102/Band III Seite 322,417,511-514 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977 Seite 59,64-66,79 - Freytag, Hans-Joachim: Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1951 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 42,59,157,163,168,182 - Goetz Hans-Werner: Das Herzogtum der Billunger - ein sächsischer Sonderweg?, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 66 1994, Seite 167-197 - Heinemann, Otto von: Albrecht der Bär. Eine quellenmäßige Darstellung seines Lebens. Kulturstiftung Bernburg 2001 Seite 29 - Holtz Eberhard/Huschner Wolfgang (Hg:): Deutsche Fürsten des Mittelalters. Fünfundzwanzig Lebensbilder, Edition Leipzig 1995 Seite 135,158,222 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 7,15,23 - Keller Hagen: Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024 bis 1250 Verlag Ullstein GmbH Frankfurt am Main 1990 Seite 169,173,182,187,198 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 91,92,94 - Kurowski Franz: Schwertgenossen Sahsnotas. Die große Geschichte der Sachsen. Nikol Verlagsvertretungen GmbH Hamburg 1996 Seite 273-276 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 130,144,178,180,194,196,278,322,356, 368 - Lange, Karl-Heinz: Die Grafen von Northeim (950-1144). Politische Stellung, Genealogie und Herrschaftsbereich. Beiträge zur Geschichte des sächsischen Adels im Hochmittelalter Dissertation Kiel 1958 Seite 80-84 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band I Seite 160,359,514,515,516/ Band II 23,24,70,72,73,75,126-127,148,150,225,235,236,237,245,251,259,260-261,495,520,526,534, 675,682,683,818,833,837,839,855,856,859,864,868/Band III 144,192,236,241,424,503/Band IV 2, 160,222,416,462/Band V 118,180,263,312,321/Band VI Seite 14,15,16,361 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 411,418, 420 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 11 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 79,92,125,216 -


https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/magnus_herzog_von_sachsen_1106_billunger/magnus_billung_herzog_von_sachsen_+_1106.html


Meyer von Knonau, Gerold: Band VI Seite 14,15

"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V." 1106 Dann folgte am 23. August auch der Tod des Herzogs Magnus nach, ein um so wichtigeres Ereignis als mit dem Hinscheiden des der Söhne entbehrenden Fürsten der Mannesstamm des BILLUNGER-Hauses erlosch. Denn Magnus hinterließ von seiner Gemahlin Sophie, der ungarischen Königs-Tochter, nur zwei Töchter, die zur Zeit seines Todes wohl schon länger vermählt waren, Wulfhildis und Eilika. Wulfhildis war die Gemahlin des dem welfischen Hause angehörenden jüngeren Sohnes des 1101 auf einem Kreuzzug verstorbenen Herzogs Welf IV., Heinrich und durch dieses Eheband war nun das welfische Geschlecht auch in reichen Besitz auf sächsischem Boden eingetreten: die eine Hälfte der billungischen Güter, ganz besonders Lüneburg und dessen Gebiet, kamen dergestalt an Heinrich. Eilika dagegen war mit dem Grafen Otto von Ballenstedt verbunden, und durch diese Erbin scheinen vorzüglich die durch Thüringen und das östliche Sachsen zerstreuten billungischen Besitzungen an der Saale, an deren Gemahl gelangt zu sein; immerhin dürfte eine Verkürzung des Anteils der jüngeren Tochter den ersten Anstoß zur Zwietracht zwischen den Häusern der beiden Schwäger gegeben haben [18 Den Tod des Herzogs Magnus führen auf die Annal. Rosenveldens. mit den Angaben: 9. Kal. Sept. in Ertheneburg (I. c.), die Annales Patherbrunnenses (I. c.), Ekkehard (I. c.) nur in aller Kürze. Den Todestag hat auch das Necrolgium Monast. S. Michaelis zu Lüneburg (Wedekind, Noten zu einigen Geschichtsschreibern des deutschen Mittelalters, III, 6). Im Annalista Saxo sind zur Todesnachricht hierzu nach dessen Gewohnheit die genealogischen Verhältnisse angefügt (siehe oben). Daß Wulfhild schon längere Zeit vor 1101, in welchem Jahr ihr Schwiegervater Herzog Welf IV. starb (vgl. Band V, Seite 141 und 142), vermählt war, sagt die Historia Welforum Weingartensis, c. 15 (siehen oben), wozu Otto von Heinemann; Albrecht der Bär, 30 und 310 in Nr. 94 gewiß richtig annimmt, auch Eilika sei schon im letzten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts vermählt gewesen. Über das welfische Erbe aus Magnus' Nachlaß vergleiche Böttiger; Heinrich der Löwe Herzog der Sachsen und Bayern, 473, wo Lüneburg als politisches Zentrum genannt ist, daneben Landstriche an der Weser, von Bodenwerder abwärts bis zur Mündung, sowie an der Leine, über dasjenige der Eilika von Heinemann, I. c., 30 und 310 in Nr. 94.]. Herzog Magnus wurde von dem Todesort Artlenburg an der Elbe nach dem nahen Lüneburg gebracht, wo in der Kirche St. Michael, des Hausklosters des billungischen Geschlechts, dieser sein letzter Vertreter beigesetzt wurde [20 Die Bestattung erwähnen Annal. Rosenveldens.: Luneburg in monasterio (I. c.) und das Chron. S. Michaelis Luneburgenses: Iste Magnus dux inter cetera bona, que contulit sancto Michaeli, ecclesiam sancti Cyriaci donavit et sepultus juxta patrem et matrem (Ordulf und Wulfhild) im medio monasterio, cum uxore sua Sophia ... femina valde religiosa (SS. XXIII, 396). Vergleiche auch die Tabula gentis Billingorum (SS. XIII, 344.].


https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/magnus_herzog_von_sachsen_1106_billunger/meyer_von_knonau.html


Lange Karl-Heinz: Seite 80-84

"Die Grafen von Northeim 950-1144" Am 2. September 1070 kam es bei Eschwege zu einem blutigen Gefecht, das mit einer vernichtenden Niederlage der Thüringer endete. Nach seinem Siege entließ Otto, offenbar in Anbetracht des nahen Winters, einen Teil seiner Mannschaft und begab sich mit dem Rest seines Gefolges nach Sachsen, wo er mit den Liutizen Verbindung aufnahm und durch räuberische Umtriebe das Land in Unruhe versetzte. Einen Bundesgenossen fand er in dem jungen BILLUNGER Magnus, der sich wohl durch das wieder enger gestaltende Vertrauensverhältnis des Königs zu seinem Widersacher Adalbert von Bremen beunruhigt fühlte und sich von der Beteiligung an der Empörung seines Verwandten einen Erfolg versprach; auf seinen Gütern fand der Northeimer während des Winters 1070/71 seinen Unterhalt. Zu diesem Zeitpunkt, am 12. Juni 1071, unterwarfen sich in Halberstadt Otto von Northeim, der BILLUNGER Magnus und andere führende Teilnehmer an der Empörung. Otto fand in Adalbert von Bremen, mit den er sich ausgesöhnt hatte, einen Fürsprecher, ihm hatte er es zu verdanken, dass er seine Allodialgüter vollzählig zurückerhielt, während er seiner zahlreichen Reichslehen zum größten Teil verlustig ging. Trotz der Vermittlung des Bremer Erzbischofs sah sich HEINRICH jedoch nicht veranlaßt, die Empörer sogleich auf freien Fuß zu setzen. Er übergab sie den Reichsfürsten in Gewahrsam und bestimmte, dass sie ihm zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt wieder ausgeliefert werden sollten. Der BILLUNGER wurde auf der Harzburg gefangengesetzt; von Otto hingegen ist nicht bekannt, wo er die Zeit seiner Inhaftierung verbracht hat. Nach einem vollen Jahre, am Pfingstfest (27. Mai) 1072, erlangte er in Magdeburg die königliche Gnade und seine persönliche Freiheit zurück, nicht aber ohne vorher dem König und seinen Fürsprechern einen beträchtlichen Teil seiner Eigengüter überlassen zu haben; Magnus hingegen blieb weiterhin in Haft. Betrachten wir die letzten Ereignisse des Jahres 1071 und 1072 im Zusammenhang, so fällt auf, dass sowohl in Halberstadt als auch in Magdeburg dem NORTHEIMER gegenüber Magnus eine bevorzugte Behandlung zuteil wurde. Adalbert von Bremen war es 1071 gelungen, das 1067 unter dem Druck der Ereignisse an den BILLUNGER zu Lehen gegebene Kirchengut wieder einzuziehen. Er hatte erfahren, welche Gefahr ein Zusammengehen Ottos und Magnus' für den Bestand seines Erzbistums und die sächsische Dominialpolitik des Königs, die er sicherlich nach Kräften unterstützte, bedeuten konnte. Um ähnliche Aufstand ein Zukunft zu unterbinden, war es erforderlich, beide Gegner zu trennen. Es ist daher zu vermuten, dass die längere Inhaftierung des BILLUNGERS bereits 1071 im beiderseitigen Einvernehmen Adalberts und HEINRICHS beschlossen wurde, während Otto auf ausdrücklichen Wunsch des Bremers, offenbar um ihn günstig zu stimmen, in seine stark geminderten Allodialrechte wieder eingesetzt wurde. Vielleicht erfolgte seine Freilassung 1072 auch auf Fürbitte Liemars von Bremen, der die Politik Adalberts fortsetzte. Die Hoffnung, dass mit der Festsetzung des BILLUNGERS und der politischen Entmachtung des NORTHEIMERS die sächsische Gefahr für die Machtbestrebungen des Königs beseitigt sei, sollte sich jedoch bald als trügerisch erweisen. Der Friede war nur von kurzer Dauer; ein echter Gesinnungswandel der Empörer war nicht erfolgt, dagegen der Keim zu neuen Auseinandersetzungen gelegt. Otto von Northeim hatte den Verlust seiner Hoheitsrechte auch nach seiner Freilassung (1072) nicht verschmerzen können. Es ist anzunehmen, dass seine allodiale Machtposition im westlichen Harzvorland und im Oberweser- und Werra-Gebiet durch die Versuche des Königs, das dort gelegene Krongut zu arrondieren, erneut in Mitleidenschaft gezogen wurde. Enge Freundschaft verband ihn mit dem dem billungischen Hause. Nach dem Tode Herzog Ordulfs am 28. März 1072 stellte HEINRICH an seinen noch immer in Haft befindlichen Sohn Magnus als Preis für seine Freilassung das Ansinnen, seine Ansprüche auf die väterlichen Herrschaftsrechte, in erster Linie dessen herzogliche Stellung, aufzugeben. Es zeigte sich, dass er dem BILLUNGER, den er noch immer als Hochverräter betrachtete, ein ähnliches Schicksal zugedacht hatte wie Otto von Northeim. Sein Plan mußte jedoch scheitern: Magnus lehnte die Verzichtforderung ab. Der seit den Zeiten Bernhards II. und Ordulfs lebendige und im Stammesbewußtsein verankerte erbrechtliche Anspruch der BILLUNGER auf die sächsische Herzogswürde erwies sich als stärker als das vom König auch in diesem Falle verfochtene amtrechtliche Prinzip. Zudem war es auf Grund der gespannten Lage schlechterdings möglich, ein Prozeßverfahren nach Recht und Herkommen gegen Magnus zu eröffnen; die Übergriffe des Königs auf billungisches Eigengut mußten deshalb vornherein als Usurpation empfunden werden. Graf Hermann, der Onkel des Magnus, und Otto konnten HEINRICH auch nicht durch ihr Angebot von Geld und Gütern dazu bewegen, den Inhaftierten freizugeben. Wohl noch 1075 in Goslar übertrug ihm der König die Statthalterschaft über ganz Sachsen, um mit Lampert zu sprechen, "vices suas et publicarum rerum procurationem....... totius Saxoniae principatum." Es ist gewiß unzutreffend, dass HEINRICH, wie man gemeint hat, Otto beauftragt hätte, das 1075 dem Herzog Magnus entzogene "Fürstenthum Sachsen" ("tocius Saxoniae principatum") an seiner Statt zu verwalten, denn Magnus hat niemals auf seine herzogliche Stellung verzichtet, wenn er auch durch seine Unterwerfung in Spier vorübergehend gewisse Einbußen an Hoheitsrechten erlitten haben wird.



https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/magnus_herzog_von_sachsen_1106_billunger/lange.html


Kurowski Franz: Seite 273-276

"Schwertgenossen Sahsnotas" Ordulfs Sohn Magnus aber, der ihm als Nachfolger an die Spitze O-Sachsens gefolgt war, hatte sich bereits zu Lebzeiten seines Vaters mit Otto von Northeim verbunden. Gemeinsam erhoben sie im Frühjahr 1071 die Waffen gegen den König. In den Auseinandersetzungen dieser ungleichen Kontrahenten wurden die sächsischen Truppen unter Magnus und dem Grafen von Northeim geschlagen. Die beiden Anführer mußten sich König HEINRICH IV. unterwerfen. Dieser nahm beide in Haft. Ein Jahr später entließ er den Grafen von Northeim. Aber Magnus Billung blieb trotz der vielen Versuche seines Vaters, der zu dieser Zeit noch lebte, weiter auf der Harzburg in Haft gehalten. So mußte Ordulf nicht nur die Gefangenschaft seines Sohnes über sich ergehen zulassen, dass der Erzbischof von Bremen-Hamburg die umfangreichen Lehen, die er den BILLUNGERN hatte überlassen müssen, wieder an sich riß. Als Ordulf starb, befand sich Magnus Billung noch in Haft. Sein Onkel Hermann versuchte in mehreren Schritten seine Freilassung zu erreichen. Dazu bot er schließlich bedeutende Besitztitel an. Doch HEINRICH IV. blieb hart. Er wollte Magnus Billung nur dann die Freiheit zurückgeben, wenn dieser auf alle Herrschaftsrechte und allen Eigenbesitz verzichtete und diese dem König übergab. Damit wäre HEINRICH IV. unumschränkter Herr in O-Sachsen gewesen und hätte unter den sächsischen Edlen aufräumen können. Wenn er diesen billungischen Besitz an einen seiner Vertrauten übergab, dann war er sicher vor sächsischen Überfällen, so schloß der junge König. Nach der Eroberung der Lüneburg durch Magnus' Onkel Hermann kam der junge BILLUNGER frei. Die BILLUNGER, nun unter der Führung von Magnus, trieben sofort ihre verlorengegangenen Besitzungen wieder ein und versuchten natürlich einen tüchtigen Happen mehr abzuzwacken. Erzbischof Liemar von Bremen bekam dies zu spüren; er hatte nach dem Tode seines Vorgängers und Königsberaters die Suppe auszulöffeln, die ihm sein Vorgänger eingebrockt hatte. Die BILLUNGER hatten sich mehr oder weniger aus diesen letzten großen Kämpfen heraus gehalten. Auch wenn Hermann und Magnus insgeheim Helfer des Grafen von Northeim waren, so galt ihre Hauptaufmerksamkeit doch ihren Besitzungen, und so traten sie in der großen Auseinandersetzung ihres Stammes gegen das Herrscherhaus, das den Sachsen fremd geworden war, mehr und mehr in den Hintergrund. Dies ließ sie im Reich ebenso wie in Sachsen in die Bedeutungslosigkeit ihres Stammvaters, des Vaters von Hermann Billung, zurückfallen, von dem man nicht mehr als seinen Namen wußte. Was geschehen wäre, wenn sich Ordulf oder Magnus an die Spitze der sächsischen Aufständischen gestellt hätte, läßt sich nur vermuten. Die Möglichkeit, die königlichen Truppen mit Hilfe aller Sachsen zu besiegen, lag auf der Hand. Dies hätte mit Sicherheit Ordulf oder Magnus die wirkliche Herzogswürde in Sachsen und die unumschränkte Herrschaft über dieses Land verschafft. Zumindest wäre O-Sachsen zur einzigen Herrscherfamilie aufgestiegen. Sie hätten es schaffen können, zuzüglich zu ganz O-Sachsen auch das Gebiet der Wagrier und Abodriten, die ihrem Gebot unterstellt waren, in den Verband des Landes einzugliedern. Wahrscheinlich wären auch die Gebiete der Dithmarschen und Stormarn sowie der Holstengau unter ihre direkte Herrschaft gefallen, in denen sie ja bereits das Aufgebotsrecht besaßen. Die Truppen im Bardengau jenseits der Elbe standen ihnen zur Verfügung, wie eine Urkunde der Äbtissin Adelheid von Quedlinburg für Magnus erweist, in der sie 1069 bescheinigt, dass im Falle eines Kriegszuges gegen die Slawen alle zur "Villa Soltau gehörenden Dienstmannen ihres Klosters unter ihm Kriegsdienst leisten" mußten. Mit dem Tode Magnus Billungs am 25. August 1106 ging die Herrschaft der BILLUNGER zu Ende. Es gab keinen männlichen Nachfolger mehr. Seine beiden Töchter Wulfhild und Eilika erhielten die billungischen Eigengüter und brachten sie nach ihrer Heirat den WELFEN und den ASKANIERN zu. Die Stellung der BILLUNGER war unter Magnus nach dem sächsischen Aufstand 1073 bis 1075 und bis zum Tode HEINRICHS IV. nicht gewachsen, eher war das Gegenteil der Fall. Obgleich auch Magnus noch für gräflichen Rechte über die Gaue Tilithi und Marstem ausübte, wie durch einige Urkunden unter Beweis gestellt ist, ging es steil bergab. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Magnus bis 1106 im Wethigau und im Osterburger Gau das Sagen hatte und den Vorsitz im Grafengericht ausübte. Die Tatsache, dass auch Magnus noch seinen Herrschaftsbereich in gleicher Weise wie Ordulf erhalten konnte, änderte nichts an der Tatsache, dass das Erlöschen dieses Geschlechtes im Jahre 1106 keinerlei negative Folgen für Sachsen hatte.


https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/magnus_herzog_von_sachsen_1106_billunger/kurowski.html


Fenske Lutz: Seite 59,64-66,79

"Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen" Verschiedentlich ist die Zusammenkunft von Hötensleben als gesamtsächsische Stammesversammlung angesprochen worden. Es liegen jedoch keine Anhaltspunkte vor, dass außer Graf Hermann, dem Onkel Herzog Magnus', herausragende, für die anderen sächsischen Teilstämme repräsentative Fürsten dort anwesend waren. Auch stehen in der Berichterstattung Brunos eindeutig Hochadlige ostsächsicher Herkunft im Vordergrund. Gleich Otto von Northeim befand sich auch Graf Hermann privato odio im Gegensatz zu HEINRICH IV. Die Gefangenschaft seines Neffen Magnus seit 1071, die Möglichkeit, dass dem billungischen Geschlecht die Herzogswürde verlorengehen könnte, und die zu diesem Zeitpunkt schon Jahrzehnte dauernde oppositionelle Haltung der sächsischen Herzogsfamilie waren die Triebkräfte für die Gegnerschaft. Auch die Vertreter der billungischen Herzogsfamilie gehörten 1073 zu den Königsgegnern in Sachsen. Ihr Gegensatz zum Königtum war dabei nicht wie im Falle Ottos von Northeim das Resultat sich spontan entwickelnder Feindschaft, sondern hatte sich durch die lang andauernde Entfremdung zwischen Königtum und dem sächsischen Herzogsgeschlecht allmählich gesteigert. Die sich seit dem Herrschaftsantritt Adalberts verstärkende Rivalität mit dem Erzbistum Bremen bildete dabei nur einen Teilaspekt. Zur Zeit Kaiser HEINRICHS III. waren die BILLUNGER noch nicht fähig, wirksam gegen die Krone vorzugehen. Noch 1063 waren Herzog Ordulf und sein Bruder Hermann wegen ihrer Übergriffe auf die Bremer Kirche im Königsgericht verurteilt worden. Erst 1066, als die Machtstellung Erzbischof Adalberts am Königshof zusammenbrach, traten die für seine Kirche verheerenden Folgen ein [191 Um vor den Verfolgungen des Herzogs-Sohnes Magnus sicher zu sein, wurde der Erzbischof zu einer Lehnsübertragung von 1.000 Hufen an den BILLUNGER gezwungen. Auch die übrigen das Erzstift bedrängenden Adelskräfte konnten nur durch ähnliche Übertragungen von Gütern und Rechten aus dem Besitz der Bremer Kirche zum Stillhalten bewegt werden.]. 1070 findet man Magnus an der Seite Ottos von Northeim, mit dem zusammen er sich 1071 HEINRICH IV. unterwarf. Während Otto nach einem Jahr Haft die Freiheit zurückerhielt, blieb der BILLUNGER Gefangener des Königs. Auch den Bemühungen seines Onkels, Graf Hermanns, und des wieder zu Einfluß gekommen NORTHEIMER gelang es nicht, seine Entlassung zu erwirken. Zusätzlich hatte der König sogar noch die billugische Burg in Lüneburg besetzen lassen. Auch die Verhandlungen, die HEINRICH IV. 1071 im Beisein Adalberts von Bremen in Bardowick mit dem Dänen-König Sven Estridson führte, dürften die Mitglieder der herzoglichen Familie zu äußerstem Mißtrauen gegenüber den Absichten des Königs veranlaßt haben. So überrascht es nicht weiter, Graf Hermann unter den Verschwörern von Hötensleben anzutreffen. Nachdem sein Neffe Magnus wenig später im Austausch gegen die von Hermann belagerte königliche Burgbesatzung von Lüneburg freigelassen worden war, konnten sich beide BILLUNGER an dem nun beginnenden Kampf gegen HEINRICH IV. beteiligen. Sie zählten auch zu den Fürsten, die im Oktober 1075 nach ihrer Unterwerfung den Weg in die Haft antraten. Graf Dietrich II. von Katlenburg und dem BILLUNGER Hermann gelang 1076 als ersten aus der Gruppe der inhaftierten Fürsten die Rückkehr nach Sachsen, wo sie den Kampf gegen HEINRICH IV. neu belebten. Die Herzogs-Witwe Gertrud aus dem Geschlecht der sogenannten Grafen von Haldensleben - die zweite Gemahlin Ordulfs - befand sich ebenfalls über längere Zeit in königlichem Gewahrsam, denn sie gehörte zu den gefangenen sächsischen Fürsten, denen im Sommer 1076 während des Ausbruchs von Unruhen in Mainz die Flucht gelang. Das 1077 begründete Gegen-Königtum Herzog Rudolfs fand zunächst die Unterstützung der BILLUNGER, die 1078 dem König der kirchlichen Partei in der Schlacht bei Mellrichstadt Waffenhilfe leisteten. Jedoch nahm das Kampfgeschehen für die beiden Repräsentanten des sächsischen Herzogshauses einen sehr ungünstigen Verlauf. Herzog Magnus ging die gesamte Ausrüstung verloren, während Graf Hermann sogar in die Gefangenschaft HEINRICHS IV. geriet. Kurz vor der Schlacht bei Flarchheim im Januar 1080 wechselten mehrere sächsische Große die Partei. Auch die beiden BILLUNGER, Magnus und Hermann, leisteten RUDOLF damals keine Heerfolge mehr. HEINRICH IV. hatte dem Grafen Hermann sogar die Freiheit zurückgegeben, nachdem er gemeinsam mit seinem Neffen Magnus einen Sicherheitseid auf ihr künftiges Verhalten abgelegt hatte. Vor der Schlacht bei Flarchheim sollen beide sogar versucht haben, ihre Truppen König HEINRICH zuzuführen. Perfidae coniuratione seien sie auch mit Markgraf Ekbert II. und dessen Schwiegermutter Adela verbunden gewesen, die also gleichfalls im Zusammenhang dieser mehr oder weniger offenen Abfallbewegung von der Sache RUDOLFS genannt werden. Von diesem Zeitpunkt an schieden die BILLUNGER endgültig aus der gegen HEINRICH IV. gerichteten Bewegung aus. Obwohl ihnen von ihrer Stellung her ein größeres Gewicht im Kreise des sächsischen Hochadels eingeräumt werden muß, traten sie während der Kämpfe ihrer Standesgenossen mit dem salischen Königtum nicht besonders hervor. Vielfach ist diese Zurückhaltung in der neueren Forschung als persönliche Schwäche der letzten Vertreter dieses Geschlechts gedeutet worden. Gerade in der Anfangsphase lag die Führung ganz eindeutig beim politisch einflußreicheren Persönlichkeiten wie Otto von Northeim und Bischof Burchard von Halberstadt, während man wohl bei Magnus und Hermann unterstellen darf, dass sie nicht das Format ihrer bedeutenderen Vorfahren besaßen. Man wird ferner berücksichtigen müssen, dass das sächsische Herzogtum der BILLUNGER, so wie es sich entwickelt hatte, von seinen institutionellen Grundlagen her nicht unbedingt eine Stammesführung beinhaltete. Besonders die Fürsten im östlichen Sachsen und in den sich anschließenden Markengebieten nahmen eine vollkommen eigenständige Stellung ein. Sicherlich konnte vom billungischen Herzogtum wohl nur dann eine Stamm politisch repräsentierende Funktion ausgehen, wenn sie von einer entsprechenden Persönlichkeit ausgefüllt wurde. Aber war das Zurücktreten während des Kampfes mit HEINRICH IV. nur persönliches Unvermögen der letzten Repräsentanten der Herzogsfamilie? Ende der 70-er und während der 80-er Jahre engte sich der Kreis der opponierenden Fürsten mehr und mehr auf das östliche Sachsen ein. Schon auf Grund seiner eigenen Besitzstellung waren die Interessen Magnus' nur sehr begrenzt an diesen Raum gebunden, die ihm wenig Veranlassung boten, die sächsische Oppositionsbewegung zu unterstützen. Es war demnach wohl auch eine Politik ruhiger Besonnenheit gegenüber dem König, die den Herzog bewog, sich aus dem Kreise der Aufständischen zurückzuziehen und diese trotz seines herzoglichen Ranges sich selbst zu überlassen.


https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/magnus_herzog_von_sachsen_1106_billunger/fenske.html

Annalista Saxo:

"Reichschronik" Das Jahr 1070.

[Wer der Anstifter der Ermordung des jüngern Dedi gewesen, ist nicht hinlänglich bekannt, obgleich hier und da das Gerücht unter dem Volke ging, er sei durch Arglist seiner Stiefmutter aus dem Wege geräumt worden]. Diese war die Witwe des eben genannten Otto, welche Dedo der Aeltere, als Otto und seine Mutter Oda gestorben waren, zur Frau genommen hatte, und er zeugte mit ihr den Markgrafen Heinrich von Ilburg und den Grafen Konrad, der von den Heiden erschlagen worden ist. Sie selbst hieß aber Adela und war von Brabant gebürtig aus dem Schlosse, welches Lovania oder gewöhnlich Lovene heißt, und ihre Brüder waren Graf Heinrich und Reginher. - [Odalrich, der Markgraf der Carentiner, starb] und seine Witwe Sophia, die Schwester des des Königs Ladizlaus von Ungarn, nahm Magnus, des sächsischen Herzogs Ordulf Sohn, zur Frau und zeugte mit ihr zwei Töchter Wifhild und Eilika.

Das Jahr 1071.

In diesem Jahre hat der Halberstädter Bischof Herr Burchard oder Bucco das Hauptmünster zu Halberstadt prächtig geweiht, nachdem es im zwölften Jahre nach dem Brande vollendet war, in der neunten Indiction, der Epacte siebzehn, der Conkurrente fünf, im fünften Jahre des Mondcyclus, im achten des neunzehnjährigen Cyclus, am zweiten Pfingsttage, dem 13. Juni; ihn geleiteten sieben Bischöfe, bestellt zum Lobe des Königs der Könige nach dem Geheimniß des siebenförmigen heiligen Geistes. Hinter ihm am zweiten Platze war der Bremer Erzbischof Adalbert, am dritten Rikbert von Farden, am vierten Werinher von Argentina, am fünften Benno von Osnabrugg, am sechsten Thietgrim von Brandeburg, am siebenten der von Birca, Namens Johannes. Herumging auch mit großer Freude König Heinrich, angethan mit den königlichen Kleidern. Ihm folgten Bischöfe und viele Aebte mit dem langen Zuge der Geistlichkeit, Herzog Otto und die meisten Reichsfürsten mit einer unzählbaren Menge beiderlei Geschlechts, alle zu Gottes Lob jauchzend. Auch war die erlauchte Königin Berta zugegen mit ihrer Muhme, der Markgräfin Immula oder Irmingarda, und der Schwester des Königs, Aebtissin Adelheida von Quidlingeburg. Dieser Bischof seligen Gedächtnisses, ein mit Almosen sehr freigebiger, auch bescheidener und in der Liebe vollkommener Mann, war mit Herz und Hand beim Bauen. Er hat die Basilica des heiligen Bekenners Liuder gegründet und so reichlich ausgestattet, daß daraus ein Hospital wurde, in welchem täglich zwölf arme Kranke erfrischt und alle Nothdurft ihnen gereicht wurde, und in einer andern Basilika, der des heiligen Bekenners Alexis, die er auch erbaut hatte, sollte ihnen auf ewig Gottesdienst gehalten werden. In der Stadt Halberstadt hat er zur Ehre des heiligen Apostels Paulus eine stattliche Kirche gegründet, nach Kräften bereichert und an ihr Kanoniker verordnet, und würde sie noch mehr, als geglaubt werden mag, erhöht haben, falls er länger gelebt hätte. Zu jeder Zeit aber war er nur für dasjenige eifrig, was Vernunft und Gerechtigkeit forderten. Denn sorgsam erwägend, wem er seine Sorge als Pfarrer schuldig sei, zog er vorzüglich diejenigen in seine Freundschaft hinein, von denen er erkannt hatte, daß sie durch das Verdienst ihres Lebens Gott befreundet seien. - Der Sohn des Herzogs Bernhard und der Herzogin Eilika, Herzog Ordulf oder Otto von Sachsen starb; sein Sohn war Magnus, welchen der König lange gefangen hielt.

Das Jahr 1086.

Graf Herimann, des Herzogs Magnus Vaterbruder, starb ohne rechtmäßige Kinder.

Das Jahr 1106.

In dieser Zeit begann Udo, der Graf der Nordmark, als er eine Zusammenkunft mit Herzog Magnus und dem Erzbischof von Bremen hielt, plötzlich an heftiger Krankheit zu leiden. Als diese zunahm wurde er an einen Ort Namens Rossenveld gebracht und ging am 2. Juni aus dieser Welt heim, um so seliger, je eifriger er durch das Fasten und Beten jener Schaar von Mönchen unterstützt wird, der er selbst sorglich die Mittel zum irdischen Leben und die Linderung väterlichen Trostes gewidmet hat. Seinem Bruder Rodolf ist die Mark für acht Jahre vom Könige Heinrich überlassen worden, damit er Heinrich, den Sohn desselben aufziehe. Auch starb Herzog Magnus von Sachsen, der die Witwe Odelrichs von Wimmar, Sophia, die Schwester des Ungarnkönigs Ladizlaus, zur Frau genommen hatte, und sie gebar ihm zwei Töchter, Wifhildis und Eilika. Eilika heirathete den Grafen Otto von Ballenstide und er zeugte mit ihr den Markgrafen Adelbert und eine Tochter Adelheid, welche den Markgrafen Heinrich von Stathen heirathete. Wifhildis heirathete den Herzog Heinrich, den Sohn des Herzogs Welf des Aeltern von Baiern, und gebar Heinrich, den berühmten Herzog von Sachsen und Baiern, und Welf und vier Töchter. Eine von diesen Namens Juditha führte Friderich der Herzog der Schwaben heim; die zweite Namens Sophia der Herzog Berthold von Zaringe und nachdem dieser getödtet war, Markgraf Liuppold von Stire, der einen Beinamen von seiner Tapferkeit hatte; die dritte Namens Wifhildis bekam Graf Rodolf von Bregenze; die vierte Namens Machtild heirathete Thieppold den Jüngern, den Sohn des Markgrafen Thieppold des Aeltern, und nach dem Tode desselben führte sie Gebehard heim, der Sohn des Grafen Beringer von Sulzbach. - Am 18. Juli wurde der Mond während einiger Stunden der Nacht verfinstert. - Auch sterben die Grafen Adulf und Godefrid.

Nach dem Herzoge Magnus empfing das Herzogthum Sachsen der Graf Lothar oder Liuder von Suplingeburch, welcher mit dem heiligen Bruno blutsverwandt war, der den Beinamen Bonifacius hatte. - Der Vater dieses Bischofs und Märtyrers hieß Bruno, die Mutter Ida, sein Bruder Gebehard. Gebehard zeugte Burchard und Ida. Burchard zeugte Gebehard, den Vater des Magedaburger Bischofs Konrad und des Magedaburger Grafen [Burchard]. Ida gebar den Gebehard, den Vater des Herzogs und nachmaligen Kaisers Lothar oder Liuder.


Magnus (* um 1045; † 23. August 1106 auf der Ertheneburg) aus dem Geschlecht der Billunger war Herzog im Stammesherzogtum Sachsen.

Leben Magnus war der älteste Sohn des Herzogs Ordulf und seiner Frau Wulfhild von Norwegen, eine Tochter des Königs Olav II. Haraldsson. Magnus war seit 1070/1071 mit Sophia von Ungarn († 18. Juni 1095) verheiratet, einer Tochter des ungarischen Königs Béla I. (Arpaden) und der Ryksa von Polen, und Witwe des Ulrich I. von Weimar, Markgraf von Krain und Istrien. Beide, Magnus und Sophia, wurden in der St.-Michaelis-Kirche in Lüneburg begraben. Das Paar hatte zwei Töchter:

Wulfhild († 29. Dezember 1126 in Altdorf, begraben in Weingarten) ⚭ Heinrich IX. der Schwarze († 13. Dezember 1126), 1120 Herzog von Bayern (Welfen) Eilika († 18. Januar 1142) ⚭ Graf Otto der Reiche von Ballenstedt († 9. Februar 1123), 1112 Herzog von Sachsen (Askanier) Magnus war ein erbitterter Feind des Erzbischofs Adalbert von Bremen, dessen Stift er mit wiederholten Plünderungszügen heimsuchte. 1070 unterstützte er die Empörung Ottos von Northeim gegen König Heinrich IV., wurde nach deren Beendigung in Haft genommen und auch nach Ordulfs Tod 1072 nicht freigelassen, weil er sich weigerte, die Befreiung mit dem Verzicht auf die Herzogswürde zu erkaufen.

Erst durch einen von seinem Onkel, dem Grafen Hermann initiierten Gefangenenaustausch während des Sachsenkrieges 1073 wurde er am 15. August 1073 aus der Haft auf der Harzburg entlassen. Bereits zwei Jahre später geriet Magnus nach dem Sieg Heinrichs IV. in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut erneut in Königshaft. Bereits 1076 wieder freigelassen, kämpfte er in den Reihen der Anhänger des Gegenkönigs Rudolf in der Schlacht bei Mellrichstadt (1078), wo er mit Mühe sein Leben rettete. Später versöhnte er sich mit Heinrich und kämpfte gegen die Liutizen. 1093 half er dem mit ihm verbündeten Samtherrscher der Abodriten Heinrich von Alt-Lübeck in der Schlacht bei Schmilau zur Sicherung seiner Macht gegen seine heidnische Bevölkerung, die weder das Christentum annehmen noch Abgaben nach neuem Recht entrichten wollte.


Grabplatte in der St.-Michaelis-Kirche Lüneburg Magnus starb 1106 ohne Söhne. Mit ihm erlosch in männlicher Linie das Geschlecht der Billunger, deren Herzogtum auf Lothar von Süpplingenburg überging, während die Familiengüter über seine beiden Töchter an die Askanier und die Welfen vererbt wurden.

Magnus wurde in der Kirche St. Michaelis in Lüneburg bestattet.

Literatur Lutz Fenske: Magnus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 666 f. (Digitalisat). Otto von Heinemann: Magnus, Herzog von Sachsen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 69–72. Bernd Schneidmüller: Magnus, sächsischer Herzog. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 100 f. Vorgänger Amt Nachfolger Ordulf Herzog von Sachsen 1072–1106 Lothar