Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Ordulf (Billunger)

Ordulf (Otto) Herzog von Sachsen (1059-1072)


1022-28.3.1072

Ältester Sohn des Herzogs Bernhard II. von Sachsen und der Eilika von Schweinfurt, Tochter von Markgraf Heinrich I.


Brandenburg Erich: Tafel 32 Seite 65

"Die Nachkommen Karls des Großen"

X. 96. ORDULF, Herzog von Sachsen


  • ca. 1020, + 1072 28.III.

Gemahlinnen:


a) 1042 Ulfhild, Tochter des Königs Olaf II. von Norwegen

                  + vor 1070 an einem 24.V.

b) oo Gertrud, Tochter des Grafen Konrad von Haldensleben

                + 1116 21.II.

Althoff Gerd: Seite 376

"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                            H 7

Lü: 28.3. Ordulf dux pater M.d. + 1072 Herzog Ordulf, BILLUNGER

Ordulf übernahm 1059 von seinem Vater Bernhard II. die sächsische Herzogswürde. Über sein Todesjahr finden sich in den Quellen widersprüchliche Angaben; es werden die Jahre 1071,1072 und 1073 genannt. Die Forschung hat sich für 1072 entschieden. Vgl. Bork, Billunger S. 165. Die Regierungszeit Ordulfs (der in den Quellen häufig auch Otto genannt wird) ist geprägt vom Kampf gegen die Wenden, der größtenteils in Zusammenarbeit mit den christlichen Dänen geführt wurde. Dieses Bündnis festigte die Heirat Ordulfs mit Wulfhild (H 14), der Halbschwester des Dänen-Königs Magnus (K 39) schon im Jahre 1042; vgl. Bork, S. 148 f. In der Reichspolitik trat Ordulf unter der Vormundschaftsregierung der Erzbischöfe Anno von Köln und Adalbert von Hamburg-Bremen wenig in Erscheinung; vgl. Freytag, Die Herrschaft der Billunger, S. 20f.

Schwennicke Detlev: Tafel 11

"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1" ORDULF (OTTO)


   + 28. III. 1072

Begraben: Lüneburg St. Michaelis

Herzog von SACHSEN

 1. oo XI. 1042
          WULFHILD VON NORWEGEN
                    + 24.V.1071

Tochter von König Olav Haraldsson dem Heiligen

 2. oo GERTRUD VON HALDENSLEBEN
                    + 21.II. 11116

1076 in Mainz gefangen

Witwe von Friedrich von Formbach Tochter von Graf Konrad

Thiele Andreas: Tafel 156

"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte" Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I ORDULF


   + 1072

Folgt 1059; der unbestrittene Vorrang seines Hauses in Sachsen geht verloren, unter anderem an Northeim, da er weitgehend erfolglos gegen die die Slawen ist; wird regelrecht zum Gespött seiner Vasallen (!) gewinnt zeitweise durch den Sohn Gebiete vom Erzstift; 1066 Zeit neuer Slawenaufstände.

 oo Ulfhild von Norwegen, Tochter des Königs Olaf II.
            + 1070

1071

 oo Gertrud von Haldensleben, Tochter des Markgrafen Konrad von der Nordmark
             + 1116

Witwe des Grafen Friedrich von Formbach, Großmutter des Kaisers LOTHAR III.

Black-Veldtrup Mechthild: Seite 198,212,236

"Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien." Das billungische Herzogshaus strebte die Kirchgenvogtei über das mitten im billungischen Machtbereich gelegene Bistum Minden an, was ihnen in der Folgezeit auch tatsächlich gelang (zwischen 1073 und 1080). Nach dem Tode seines Vaters erlaubte er sich gemeinsam mit seinem Bruder, Graf Hermann, Übergriffe gegen den Erzbischof Adalbert von Bremen, dessen Beschwerden bei Hof nichts als Spott ernteten. Die Tatsache, dass die BILLUNGER die zwar erst für 1070 bezeugte, aber wohl schon früher an sie übergegangene Vogtei über das von Agnes geförderte Bistum Verden innehatten, und die Einbindung des billungischen Bischofs Imad von Paderborn in den Reichsdienst sind weitere Hinweise auf eine problemlose Zusammenarbeit zwischen den sächsischen Herzögen und der Regentin Agnes.



  1042
1. oo Wulfhild von Norwegen, Tochter des Königs Olaf II.
         1019/20-24.5. vor 1070
  1071
2. oo 2. Gertrud von Haldensleben, Tochter des Grafen Konrad
                    -21.11.1116
        1056
      1. oo Friedrich Graf von Formbach
               um 1030-   1059/65




Kinder: 1. Ehe

 Magnus
 1043/47-23.8.1106

2. Ehe

 Bernhard
 1071/72-15.7.




Literatur:


Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte Buch II Kapitel 75/Buch III Kapitel 42,44,50 Seite 388,390,406,418,420 - Althoff: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 49,376 H 7 - Althoff Gerd: Die Billunger in der Salierzeit. in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 309,319-321 - Annalista Saxo: Reichschronik a. 1059,1070,1071 - Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 198,212,236 - Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951 Seite 148-161,163-164 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 99,158,169,195,268 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 32 Seite 65 - Brunos Buch vom Sächsischen Kriege. Übersetzt von Wilhelm Wattenbach, Phaidon Verlag Essen 1986, Seite 85 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 104,109,111,260,263,286,289,323,327/Band III Seite 512 - Freytag, Hans-Joachim: Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1951 Seite 20 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 152,157 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Mundus Verlag 2000 Band 3 Seite 59,84,130,131,159,165,346 - Goetz Hans-Werner: Das Herzogtum der Billunger - ein sächsischer Sonderweg?, in: Niedersächssiches Jahrbuch für Landesgeschichte 66 1994, Seite 167-197 - Helmhold von Bosau: Slavenchronik - Holtz Eberhard/Huschner Wolfgang (Hg:): Deutsche Fürsten des Mittelalters. Fünfundzwanzig Lebensbilder, Edition Leipzig 1995 Seite 129,135 - Keller Hagen: Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Horizont. Seutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024 bis 1250 Verlag Ullstein GmbH Frankfurt am Main 1990 Seite 169,173 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 130,176-180,194 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1. - 7. Band, Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1. und 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 11 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 156 -


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Helmhold von Bosau:

"Slavenchronik" 22. Von der Empörung der Slaven.

Im Verlaufe der Zeit, in welcher durch Gottes Barmherzigkeit und des sehr fromm gesinnten Helden Godescalk Verdienste der Zustand der Kirche und des Gottesdienstes ein glänzender ward, wurde nach dem Tode des Bischofs Abelin die Kirche von Aldenburg in drei Bisthümer getheilt. Dies wurde aber keineswegs durch kaiserliche Verfügung herbeigeführt, sondern es ist ausgemacht, daß es ein Einfall Adalbert des Großen, Erzbischofs von Hammemburg, war. Dieser hochgestellte und im Reiche übermächtige Mann nämlich, welcher die Gunst des sehr tapferen Kaisers Heinrich, des Sohnes Konrads, wie auch des Papstes Leo besaß, so daß diese alle seinen Wünschen Gehör gaben, hatte über alle Reiche des Nordens, über Dänemark, Schweden und Norwegen erzbischöfliche Gewalt und die Macht eines päpstlichen Legaten. Aber auch damit noch nicht zufrieden, wollte er die Würde eines Patriarchen erlangen, so nämlich, daß er innerhalb seines Sprengels zwölf Bisthümer errichten wollte, wovon weiter zu reden überflüssig ist, weil dies verständigen Männern als ein abgeschmacktes und an Wahnsinn grenzendes Hirngespinst erschienen ist. Daher fand an seinem Hofe ein Zusammenfluß von vielen Priestern und Geistlichen, besonders auch Bischöfen statt, welche, aus ihren Sitzen vertrieben, an seiner Tafel Theil nahmen. Um sich nun dieser Last zu entledigen, schickte er sie weit hinaus unter die Heiden, indem er manchen feste, manchen wandelbare Sitze anwies. So machte er den Ezo zum Nachfolger des Abelin in Aldenburg, einen gewissen Aristo aber, der von Jerusalem kam, setzte er in Racesburg ein; den Johannes bestimmte er für Mikilinburg. Dieser Johann hatte aus Lust am Reisen Schottland verlassen und war nach Sachsen gekommen, wo er, wie Alle, vom Erzbischof gütig empfangen, und bald darauf zum Fürsten Godescalk ins Land der Slaven geschickt worden war, bei welchem er dann viele tausend Heiden getauft haben soll.

Es herrschte Friede und Sicherheit im ganzen Reiche, da der sehr tapfere Kaiser Heinrich die Ungarn, die Böhmen, die Slaven und alle Nachbarvölker mit gewaltiger Hand bezwungen hatte. Als er (1056) starb, folgte ihm in der Regierung sein Sohn Heinrich, ein Knabe von acht Jahren. Sofort brachen im Reiche mancherlei Unruhen aus, weil die Fürsten, welche nach Fehden gelüstete, die Kindheit des Königs verachteten. Und es erhob sich ein Jeder gegen seinen Nächsten und viel Unheil kam, immer zunehmend, über das Land, welches von Plünderung, Brand und Todtschlag heimgesucht ward.

Bald nachher starb auch Herzog Bernhard von Sachsen, welcher die Angelegenheiten der Slaven und Sachsen vierzig Jahre hindurch voll Rüstigkeit verwaltet hatte. In seine Erbschaft theilten sich seine Söhne Ordulf und Heriman, so daß Ordulf die Regierung des Herzogthums empfing, obwohl er an Tapferkeit, Kriegserfahrung und Glück seinem Vater bei weitem nachstand. Kaum waren auch nach seines Vaters Tode fünf Jahre vergangen, als die Slaven, die gleich auf Empörung gesonnen hatten, vor Allem zuerst den Godescalk ererschlugen. Dieser für alle Zeiten unvergeßliche Mann wurde nämlich wegen der Treue, die er Gott und den Herrschern bewiesen hatte, von den Barbaren, welche er selbst zum Glauben zu bekehren persönlich bemüht war, ermordet. "Denn die Missethat der Amoriter ist noch nicht alle" (1. Mose 15, 16) und nicht gekommen die Zeit, sich ihrer zu erbarmen. Daher war es nothwendig, daß "Aergerniß kam" (Matth. 18, 7) "auf daß die, so rechtschaffen waren, offenbar würden" (1. Kor. 11, 19). Es litt aber jener zweite Machabäus in der Stadt Leontium oder Lenzin am 7. Juni nebst dem Priester Eppo, der auf dem Altare hingeopfert wurde, und vielen anderen Geistlichen und Laien, welche um Christi willen verschiedene Todesqualen erduldeten. Der Mönch Ansver und Andere mit ihm wurden zu Racesburg gesteinigt. Ihr Leiden fiel auf den 15. Juli. Derselbe Ansver soll, als er zum Leiden kam, die Heiden angefleht haben, daß doch vorher seine Gefährten gesteinigt werden möchten, weil er befürchtete, sie könnten wieder abfallen. Als nun aber diese die Märtyrerkrone erlangt hatten, da knieete er selbst, wie einst Stephanus, voll Freuden nieder.

24. Der erste Abfall der Slaven vom christlichen Glauben.

Die Tochter des Königs der Dänen ward aus Mikilinburg, der Stadt der Obotriten, sammt den übrigen Frauen nackend fortgeschickt. Denn sie war, wie oben gesagt, die Wittwe des Fürsten Godescalk, der mit ihr einen Sohn, Namens Heinrich, gezeugt hatte. Eine Andere aber hatte ihm den Butue geboren. Beide waren sehr zum Verderben der Slaven auf die Welt gekommen.

Die Slaven nun, die also des Sieges sich bemächtigt hatten, verheerten das ganze hammemburgische Gebiet mit Feuer und Schwert, die Sturmaren und Holzaten wurden beinahe alle entweder getödtet oder gefangen hinweggeführt, die Veste Hammemburg von Grund aus zerstört, und zur Verhöhnung unsers Heilands selbst die Kreuze von den Heiden verstümmelt. Eben zu derselben Zeit wurde auch Schleswig, welches mit anderem Namen Heidibo heißt, eine sehr volkreiche und wohlhabende Stadt der Ueberelbischen, welche an der Grenze von Dänemark liegt, durch einen unvorhergesehenen Ueberfall der Barbaren von Grund aus zerstört. So ward uns die Phrophezeiung erfüllt, welche sagt: "Herr, es sind Heiden in dein Erbe gefallen, die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt" u. s. w. (Psalm 79, 1); prophetische Klageworte über die Zerstörung Jerusalems. Der Urheber dieses Blutbades soll Blusso gewesen sein, der eine Schwester Godescalks zur Gemahlin hatte und als er nach Haus kam, auch selbst einen gewaltsamen Tod erlitt. Demnach fielen alle Slaven, indem sie sich insgesammt mit einander verschworen, wieder ins Heidentum zurück, nachdem sie die, welche im Glauben verharrten, erschlagen hatten. Herzog Ordulf kämpfte während der zwölf Jahre, während welcher er den Vater überlebte, vergebens gegen die Slaven, und konnte niemals einen Sieg erlangen, sondern wurde so oft von den Heiden überwunden, daß er selbst den Seinen zum Gespötte ward.

Es ereignete sich aber diese Umwälzung im Lande der Slaven im Jahre 1066 der Fleischwerdung des Herrn, im achten Jahre König Heinrichs IV. Der Aldenburger Bischofsitz blieb 84 Jahre lang unbesetzt.

25. Vom Cruto.

Nachdem also Godescalk, der tugendhafte Verehrer Gottes, gestorben war, gelangte die erbliche Nachfolge in seinem Fürstentume an seinen Sohn Butue. Da nun die, welche den Vater ermordet hatten, befürchteten, der Sohn möchte den Tod seines Vaters rächen, so erregten sie einen Aufstand des Volks, indem sie sagten: "Nicht dieser soll über uns herrschen, sondern Cruto, Grin's Sohn. Denn was wird es uns helfen, daß wir, um die Freiheit zu erlangen, den Godescalk getödtet haben, wenn dieser die Fürstenwürde erbt? Er wird uns ja noch härter drücken, als der Vater, und wird, verbündet mit dem Volk der Sachsen, das Land mit neuer Trübsal erfüllen." Darum verschworen sie sich und setzten sich den Cruto zum Fürsten, so daß sie die Söhne Godescalks, denen dem Rechte nach die Herrschaft gebührte, ausschlossen. Der jüngere derselben, Heinrich, nahm seine Zuflucht zum Könige der Dänen, zu dessen Geschlechte er gehörte. Der ältere aber, Butue, begab sich zu den Barden und suchte bei den Fürsten der Sachsen, denen sein Vater stets treu und ergeben gewesen war, um Hülfe nach. Diese erzeigten sich denn auch für das bewiesene Wohlwollen dankbar, nahmen den Kampf um seinetwillen auf, und setzten ihn nach vielen mühseligen Feldzügen wieder ein. Jedoch blieb Butue's Macht immer gering und konnte nicht erstarken, weil er, einem christlichen Vater entsprossen und ein Freund der Herzoge, bei seinem Volke für einen Verräther an der Freiheit galt. Denn nach jenem Siege, in Folge dessen zuerst durch Godescalks Ermordung das Land der Nordelbinger erschüttert wurde, schüttelten die Slaven mit bewaffneter Hand das Joch der Knechtschaft ab und waren so hartnäckig bemüht, die Freiheit zu vertheidigen, daß sie lieber sterben, als den Namen von Christen wieder annehmen oder den Herzogen der Sachsen Zins zahlen wollten. Diese Kränkung hatten sich die Sachsen durch ihre unselige Habsucht in der That selbst zugezogen, weil sie, als sie noch im vollen Besitze ihrer Macht und durch häufige Siege berühmt waren, nicht erkannten, daß der Krieg des Herrn, unsers Gottes, ist und von ihm selber der Sieg kommt, sondern vielmehr die Völker der Slaven, welche sie durch Krieg oder Verträge unterworfen hatten, mit so großen Auflagen belasteten, daß sie durch die bittere Noth gezwungen waren, den göttlichen Gesetzen und dem Joche der Herzoge zu widerstreben. Diese Schuld büßte Ordulf, der Herzog von Sachsen, der, von Gott völlig verlassen, so lange er den Vater überlebte, über die Slaven keinen Sieg davon zu tragen vermochte. Daher kam es auch, daß Godescalks Söhne, die ihre Hoffnung auf den Herzog setzten, auf ein schwankendes Rohr und einen gebrochenen Stab sich stützten.

Nach Ordulfs Tode folgte ihm im Herzogthume sein Sohn Magnus, geboren von einer Tochter des Königs der Dänen. Er nun verwandte gleich nach Antritt seiner Regierung alle Kräfte seines Geistes wie seines Arms auf die Unterjochung der aufrührerischen Slaven, wozu ihn Butue, der Sohn Godescalks, anreizte. Jene aber begannen einmüthig sich zu widersetzen, geleitet von Cruto, dem Sohne Grins, der gegen den Namen Christi und gegen die Hoheit der Herzoge Feindseligkeit übte. Zuerst trieben sie den Butue aus dem Lande, indem sie die Burgen, in denen er Zuflucht fand, zerstörten. Als er sich nun der Herrschaft beraubt sah, floh er zum Herzog Magnus, der damals grade zu Lunenburg lebte.


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Bork Ruth: Seite 148-161,163-164

"Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert." 21. Herzog Ordulf (Otto, + 1072)


a. Wichtige Daten im Zusammenhang mit den nordischen und wendischen Beziehungen

Die für Ordulf [1 Der Name Ordulf findet sich bei Adam und Helmold in den Lesarten Ordolfus, Ordolph, Ordolfus, während Lambert und Bruno durchweg den Namen Otto für ihn gebrauchen, ebenso wie die Urkunden DH. IV. 87,105,112 und 168. Die später noch zu erwähnenden nordischen Quellen nennen ihn auch meist Otto, Oddo oder Otta, mit Ausnahme der Ann. Island. SS. XXIX, Seite 258, die 1072 anläßlich seines Todes von "Adulfr hertogi af Brunsvig" sprechen. Der Sächsische Annalist (SS. VI, Seite 698) bringt unter dem Jahre 1071 die Todesnachricht und schreibt "Ordulfus sive Otto, dux Saxonie...".], den vermutlich ältesten Sohn Herzog Bernhards II., in Frage kommende Geburtszeit hatten wir bereits im Zusammenhang mit der Vermählung seiner Eltern oben angedeutet [2 Siehe oben Seite 118.]. Angesichts der Vermählung Ordulfs und seiner kriegerischen Tätigkeit während der Jahre 1042/43 wird man zu jener Zeit immerhin nicht allzu jugendliches Alter voraussetzen müssen (er mag um oder etwas über oder unter 20 Jahre gewesen sein), so daß seine Geburt aller Wahrscheinlichkeit nach in den Jahren um1020 erfolgt sein dürfte. Im Jahre 1042 fand die Verlobung und anscheinend sogleich die Eheschließung zwischen Ordulf und Wulfhild [3 Ihr Name wird in den dänisch-norwegischen Quellen in der Form Ulfhilde, im Deutschen aber als Wulfhild bzw. Wlfhilde geschrieben.], einer Halbschwester des Königs Magnus, bzw. der Tochter des norwegischen Königs Olaf II. des Heiligen und seiner Frau Astrid [4 Der im Jahre 1030 gefallene Olaf Tryggvason, wie er in den Quellen meist bezeichnet wird, (über das Todesdatum Näheres bei Maurer "Die Bekehrung des norwegischen Stammes zum Christentum Seite 530f., vgl. Munch I, 2 Seite 489ff. und Seite 786ff.) heiratete im Frühjahr 1019 Astrid, die Tochter König Olafs Schoßkönig von Schweden (siehe Maurer, ebd. Seite 556 und Königsfeldt, Genealogisk-historiske tabeller Seite 151 Nr. 15), so daß Wulfhild vermutlich um die Wende 1019/20 oder auch in den unmittelbar darauffolgenden Jahren geboren sein wird. Helmold bezeichnet sie irrtümlich als Tochter des Dänen-Königs, wohl auf Grund falscher Auswertung von Adam II, 79 (75).], statt. Magnus hatte seit dem Tode Knuts des Großen und seines Bruders Sven (+ 1036) die Herrschaft über Norwegen und seit dem Tode Hardeknuts, des letzten Sohnes Knuts des Großen (+ 1042) auch über Dänemark inne [5 Adam II, 73 (71) und die folgenden Kapitel, dazu J. Schreiner, Masgnus Olavsson og Danmark, Historisk Tidsskrift; Oslo 1930-1933, 29 5. Rh. 8 Seite 37.]. Magnus fand auf deutscher Seite freundliches Entgegenkommen, wohl nicht zuletzt auf Grund eines notwendig sich ergebenden gemeinsamen Vorgehens gegen die Wenden, die unter dem mächtigen Fürsten Ratibor dem dänischen Bereich gefährlich zu werden drohten [1 Munch, "De norske Folks Historie, Band II Seite 20f. meint, daß die Wenden den Krieg mit Dänemark zu jener Zeit begonnen hätten und wenn das auch nicht durch Sven Estridssons Ränke bewirkt sein mochte, so läge es doch nahe, daß zwischen diesem und den Wenden sich alsbald eine natürliche Verbundenheit auf Grund gemeinsamer Gegnerschaft gegen Magnus ergab, wie auch aus den von Munch Seite 20, Anmerkung 1 angegebenen nordischen Quellen zur Genüge hervorgeht.]. Adam berichtet uns jedenfalls, daß zwischen dem König Magnus, dem Bremer Erzbischof Bezelin, den Bischöfen Thietmar von Hildesheim und Rudolf von Schleswig und Herzog Bernhard II. eine Unterredung zu Schleswig stattgefunden habe und daß es dabei auch zu einer Verbindung zwischen Ordulf, dem Sohn des Herzogs, und der Schwester des Königs gekommen sei [2 Adam II, 79 (75) Seite 136 vgl Steindorff, Jbb. Heinrichs III. Band I Seite 274ff.]. In der Magnus-Sage findet sich eine etwas sagenhafte Geschichte [3 Hist. Magni boni regis SS. XXIX, Seite 405.], derzufolge Ordulf anfangs für den Kaiser um die Hand Wulfhildens geworben haben soll, wobei es am Hofe des Königs Magnus in Norwegen zu allerhand Verwechslungen und Intrigen kam, bis endlich Ordulf die Königs-Tochter dann doch selber zur Gemahlin erhielt, von der er, wie es zum Schluß heißt [4 Hist. Magni boni regis SS. XXIX, Seite 405: Otto hertogi ok Ulfhildr attu thann son er Magnus het; hann var anima mikill vexti ok manna vaenstr. Mann, tok riki eptir födur sinn, ok er fra honum komin hertoga aett i Brunsvik a Saxlandi.".], einen Sohn namens Magnus gewann. Dieser sei, als er zum Manne erwuchs, besonders schön und von großer Statur gewesen und habe später seines Vaters Herrschaft übernommen; von ihm leite sich auch das braunschweigische Herzogs-Geschlecht her. Aber bis auf das, was über Magnus ausgesagt ist, handelt es sich bei dieser Erzählung wohl um Ausschmückungen, die auch von der norwegischen Forschung ihrem Inhalt nach angezweifelt werden [5 Munch II, 16 schreibt dazu "Kfter et i vore Kongesagaer meddeelt Sagn, som dog ikke i sin Heelhad er aynderlig paalideligt, skal Ordulf i egen Person have indfundet sig allerede 1 Korge, for at bejle UIfhild, ...".]. Wedekind wies bereits an Hand verschiedener Todesdaten nach, daß jene Zusammenkunft, wie auch die Hochzeit Ordulfs dem Jahre 1042 angehören [1 Wedekind, Noten II, 56 setzt sich dabei zugleich mit Gebhardi, Geschichte der Königreiche Dänemark und Norwegen Band I, Seite 125 und Seite 438 auseinander, der die Heirat in das Jahr 1043 verlegen wollte.]. Er ging dabei vor allem von dem in das Jahr 1043 fallenden Todesdatum Erzbischof Bezelins aus, das allerdings eine Zeit lang von anderen Forschern zu Unrecht angezweifelt wurde [2 Gegen Steindorffs Ansetzung auf 1045 (Jbb. Heinrichs III. Band I, Seite 281 Anmerkung 1) wandte sich vor allem Dehio in seinen "Kritischen Ausführungen" unter Hinweis auf Lampert von Hersfeld (Holder-Eghger Seite 60) und Ser. arch. Brem. SS. XIII, Seite 345. Ihm folgt auch May in den Regesten der Bremer Erzbischöfe, Seite 51 unter weiteren Hinweisen auf die Ann. Brem. SS. XVII, Seite 855.]. Auch die Nachrichten der nordischen Quellen [3 Vgl. Steindorff, Jbb. Heinrichs III. Band I, Seite 276 Anmerkung 2, und Wigger, Meckl. Annalen Seite 74, siehe auch S. Olafssage (Vita Olavi sancti SS. XXIX, Seite 350), Snorri, Heimskringla, ebd. Seite 430, Hist. Magni Boni, ebd. Seite 396, wie auch die meisten anderen nordischen Quellen (Sagas und Skaldenstrophen).] von der großen Wendenschlacht bei Schleswig können zu einer genaueren Festlegung der Hochzeit Ordulfs dienlich sein. Die Schlacht fand gemäß der bei den Sagaschriftstellern waltenden Chronologie zur Zeit des Michaelisfestes, ein Jahr nach der Thronbesteigung König Magnus in Dänemark (Sommer 1042) statt, also im Jahre 1043, während die Hochzeit Ordulfs ebenso wie die Besprechung zu Schleswig dem Wendenkrieg voraufgegangen sein muß. Denn wenn die Kämpfe mit den Wenden um Michaelis, Ende September, ihren Höhepunkt erreichten, die weiter oben schon erwähnte Mordtat an dem Dänen-Fürsten Harold aber nach Adams Angabe [4 Adam II, 79 (75) Seite 136, vgl. oben Seite 126.] unmittelbar nach der Hochzeit und zwar, wie sich aus einem Vermerk im Necr. S. Mich. Lun. [5 Necr. S. Mich. Lun., Wedekind, Noten III, 86 "Idus Nov.... Haroldus dux et occisus".] ergibt, im November (13.11.) geschah, so können diese Ereignisse unmöglich in demselben Jahre 1043, sondern müssen schon in dem voraufgegangenen Jahr 1042 vor sich gegangen sein. Auch aus den nordischen Quellen ersehen wir, daß die Hochzeit bereits vollzogen war, als Ordulf bei Schleswig-Haithaby dem König Magnus mit seinen Truppen zu Hilfe kam [1 Bei Snorre c. 27 SS. XXIX, Seite 341 heißt es "Kom til hans Otta hertogi af Saxlandi or Brunsvik. Hanna atti Ulfhildi dottur Olafs Konungs ens helga födur Magnus Konungs. Hertoginn hafdi mikla syeit manna ... ef mönnum theotti nokkur föng a, at hann maetti sigraz en flestir Köttu ok sögdu allir eitt til, at Vindr häfdu oflyjanda har. En Otta hertogi fysti heldr at berjaz".]. In der Zwischenzeit aber muß anscheinend die Eroberung der Jomsburg [2 Vgl. A. Hofmeister, Kampf um die Ostsee Seite 35f. (Anmerkung 30 und 31).] stattgefunden haben, durch die Magnus die unbotmäßigen Wenden zu treffen suchte [3 Die Hist. Magni Boni berichtet SS. XXIX Seite 404 (lateinische Übersetzung) "Quibus gestis classe in Vindlandiam trajecit et ad provinciam Jomensen appulit, ubi expositis copiis populationem fecit, pagos et homines incendit, Vendos populationibus graviter afflixit multasque res praeclare gessit..." und kurz davor "Rex Magnus dynastae provinciam, cui praesset, Jotiam dedit. Haec ab Norvegia remotissima est, prosima Vandis et Saxonibus, qui id temporis Danos magnopere vexabant."]. Darüber, daß Magnus auch dort schon vons einem Schwager Ordulf unterstützt worden sei, wie es W. Giesebrecht [4 W. Giesebrecht, Deutsche Kaiserzeit Band II, Seite 401.] und W. Schultze [5 Gebhardts Handbuch der Deutschen Geschichte 7. Auflage Seite 267.] angeben, findet sich in den Quellen nichts. Adam berichtet nur, daß Magnus mit einer großen dänischen Flotte die reiche Stadt Jumne belagert habe [6 Adam II, Schol. 56 (57) Seite 137.]. Die Niederlage, fügt er in dem betreffenden Scholion hinzu, sei die gleiche gewesen, nämlich wie die von ihm im Text beschriebene der Schlacht von Haithaby [7 Ebd. A. r und s bringen die verschiedenen anderen Namensformen für Haithaby.]. Er scheint demnach chronologisch nicht genau unterrichtet gewesen zu sein, wenn er den in Wirklichkeit zeitlich voraufgehenden Jomsburger Zug mit der Schleswiger Schlacht zugleich oder auch nach dieser ansetzt [8 Adam II, 79 (75) Seite 137.]. Auch die Geschichte vom Tode Ratibors und seiner Söhne - eine der wichtigsten Voraussetzungen für die spätere Herrschaft des oben schon erwähnten, den BILLUNGERN nahestehenden Wenden-Fürsten Gottschalk - berichtet Adam anders als zum Beispiel Saxo Grammaticus [9 Saxo Gramm. I. X. Müll. Velsch. Seite 543.], doch scheint in diesem Punkt Adam besser unterrichtet zu sein als der reichlich 100 Jahre spätere Däne, dessen Darstellung im übrigen etwas sagenhaft anmutet. Adam berichtet, daß der mächtige Slawen-Herzog Ratibor von den Dänen getötet wordens ei. Ihn hätten seine acht Söhne zu rächen gesucht, seien aber dabei ebenfalls alle von den Dänen getötet worden. Aus Rache seien alsdann die Winuler mit ihrem ganzen Heer nach Dnemark gekommen und plündernd bis Ripen vorgedrungen, so daß es bald darauf zur Schlacht bei Haithaby kam [1 Adam II, 79 (75) Seite 137.], während Saxo Grammatikus berichtet, daß ein wendischers heer raubend in Dänemark einfiel, da die Dänen 12 Söhne von einem ihrer Edelsten getötet hätten, der diese nun zu rächen suchte [2 Saxo Grammaticus L X, M.-V. Seite 543 "Quem Magno terra marique petrtinacius insequante, in Jutiam se repente Sclavicus effudit exercitus. Quorum irruptio dubium victori effecit, fugacamme hostem pellere, an imminentem excipere debuisset. Quidam enim gentis illus nobilidssimus, duodecim filius, maritimis praedonibus, apud Daniam spoliatus, Jutorum fines ferro orbitatem ulturus invasit."]. Nur werden dabei weder Namens- noch Zeit- oder Ortsangaben gemacht. Adam dagegen fährt fort, daß die bis Ripen vorgedrungenen Wenden von Magnus, der von Norwegen zurückkehrend in Haithaby gelandet sei und schnellstens dänische Truppen zusammengezogen habe, bei ihrem Abzug aus Dänemark auf freiem Felde bei Haithaby zur Schlacht empfangen worden seien, 15.000 Wenden wären dort erschlagen worden, so daß die Christen fortan Frieden hatten, solange Magnus lebte [3 Adam II, 79 (75) Seite 137.]. Ähnliches berichten die nordischen Quellen, sowohl die zeitgenössischen Skaldenstrophen, wie auch die späteren isländischen Sagas [1 Die verschiedenen Quellen, die im Einzelnen später noch zitiert werden sollen, soweit sie in Frage kommen, hat bereits Wigger auf die wichtigsten Aussagen hin untersucht und in den Mecklenburgischen Annalen Seite 71 ff. zusammengestellt und im Auszug wiedergegeben. Auch Steindorff, Jbb. Heinrichs III. Band I, Seite 275ff. hat das, allerdings weniger ausführlich, unternommen.], nur daß sie außer dem Namen Haithaby hinsichtlich des Schlachtenortes auch von der Lyrskogsheide und der Schottburgerau sprechen und in ihren meist sehr viel ausführlicheren Schilderungen mehrfach die Unterstützung erwähnen, die Magnus durch Ordulf und die Sachsen zuteil wurde, von der aber bei Adam überhaupt nicht die Rede ist. Dieser mag das Material zu seiner Schilderung ebenso wie manches andere einem Bericht des Dänen-Königs Sven Estridson entnommen haben, der selber aber nach Angabe der nordischen Quellen kurz vor der Schlacht bei Haithaby auf der Flucht vor Magnus nach Schonen entwichen war [2 Hist. Magni Boni c. 27, 28 SS. XXIX, Seite 404.], so daß er von den Einzelheitten der Schlacht nicht ganz so genau unterrichtet gewesen sein mochte. Wenn Magnus Sven mit seiner Flotte nach Schonen zu folgen suchte, dann aber von dem Wendenheer Nachricht erhielt und umkehrte, so mochte die Gegend von Haithaby gerade die passendste Stelle sein, die bereits weiter nördlich vorgedrungenen Wende von ihren gebieten abzuschneiden. Man konnte sie dort bei ihrem Rückzuge abfangen. Darüber, daß die Wenden von Norden kommend - nicht von Süden, wie es in einigen Erzählungen heißt [3 Die Ortsangaben wechseln und sollen im folgenden noch eingehender besprochen werden.] - von Magnus angegriffen wurden, sind sich die norwegischen Forscher anscheinend einig. Munch macht darauf aufmerksam [4 Munch Band II Seite 23 Anmerkung 1, siehe auch J. Schreiner Seite 39.], daß andernfalls gar nicht verständlich wäre, wie Ordulf mit seinen Kriegsleuten Magnus zu Hilfe gekommen sein sollte. Jedenfalls wäre es nicht möglich gewesen, wenn die Wenden in ihrer Überzahl alle südlich Schleswig liegenden Durchgangsstellen besetzt gehalten hätten. Für die Richtigkeit der Angaben, die von einer Schlacht nahe Schleswig ausgehen, spricht auch, daß sich nordwestlich der Stadt Schleswig ein Dorf Lürschen befindet [1 Siehe auch Steindorff Jbb Heinrichs III. Band I Seite 276 Anmerkung 4 und Munch II, Seite 23 Anmerkung 1.], das man mit in den nordischen Quellen fast überall als Schlachtort erwähnten Lyrskogsheide (Luirrakogsheithr) zusammenbringen zu können glaubt. Eine Schwierigkeit bestand nur darin daß bei einem der ältesten Berichterstatter, dem Skalden Tjodolf [2 In den Strophen Thjodolfs heißt es (Finnur Jonsson A. I, Seite 333 V. 6, vgl. Band I Seite 362) "Minn va sigr fyrir sunnan/snjallr Heidaby spjalli/naer fra ak skarpa skaeru/Skotborgara gotna. Munch II, 24 (Anmerkung 1 Fs.) meinte, daß man dies jedenfalls verschieden übersetzen könne, entweder: "min Fyrste vandt Sejr sonden for Heidaby, jeg erfoor at der stod en skarp Strid naer ved Heidaby", wobei er sich selber mehr für die letztere Übersetzung einsetzt, zumal ja zu berücksichtigen sei, daß sich die altnordische Verskunst einer noch etwas anderen Ausdrucksweise bediente. Das mag den späteren Schreibern, die auch weniger ortskundig waren, durcheinandergegangen sein.] und auch bei dem späteren Snorre (+ 1241) in der Heimskringla und in seinem Leben Olavs des Heiligen sowie ferner in der Magnus-Saga des ausgehenden 13. Jahrhunderts [3 Snorre, Heimskringla SS. XXIX, Seite 304f und Vita Olavi sancti, ebd. Seite 350f.; Hist. Magni boni, ebd. Seite 396f,: Knytlinga-Saga, ebd. Seite 276f u.a.] - dies vermutlich in Nachfolge des Erstgenannten - neben Haithaby und der Lyrskogsheide der Name Skotborgara im Zusammenhange mit dem Bericht von der Schlacht auftaucht. Die Skotborgara bzw. die Schottburgerau ist nun aber als nördlich von Ripen sich hinziehende Grenzfluß zwischen Jütland und Schleswig bekannt [4 Meyers Universal-Atlas K. 11 zeigt auch die Ortschaft Schottburg, nordöstlich von Ripen, desgleichen in gr. Andree, 59/60 C 1 (8. Auflage).], während ein gleichnamiger Fluß in der Gegend von Schleswig nirgends vorkommt. Die Versuche, das Schlachtfeld infolgedessen weiter nördlich zu suchen, wurden von L. Giesebrecht und Steindorff mit Recht abgewiesen [5 L. Giesebrecht, Wendische Geschichte Band II, Seite 83 und Steindorff, a.a.O. Seite 276 Anmerkung 4.], ohne daß dabei auf die Nennung der Schottburgerau näher eingegangen wurde. Da nun zwar Täjodolfs Anwesenheit bei der Schlacht von Aarhus (3 Monate nach der Schlacht von Schleswig) bezeugt ist [6 Snorre, Magnussaga 36, 1.], ein Augenzeuge der Schleswiger Schlacht aber, der Skalde Oddr Gellisson auf die Lyrskogsheide als Ort der Schlacht nennt [1 Hist. Magni c. 31, SS. XXIX, Seite 400.], wäre es gut denkbar, daß entweder Tjodolf selber nicht die für die Beschreibung der Örtlichkeit nötigen, aus eigener Anschauung gewonnenen Kenntnisse besaß, oder daß zumindest seine Angaben von solchen, die nicht dabei waren mißverstanden wurden, so daß, wenn vond er Schottburgerau südlich Schleswig die Rede ist, ursprünglich wohl gemeint war, daß sich die Wenden bei ihren Kämpfen - sie mögen bei ihrem Vordringen bis Ripen und auf ihrem Rückzug gewiß von den Dänen nicht unbehelligt geblieben sein, wenn auch die Hauptschlacht bei Schleswig stattfand - vond er Schottburgerau aus in südlicher Richtung bewegten, denn auch Adam berichtet uns, wie schon erwähnt, von dem Vormarsch der wendischen Heere bis dorthin, und war unabhängig vond en nordischen Quellen [2 Adam II, 79 (75) Seite 137f.]. Auch Munch mißt seiner Aussage besonders Wert zu [3 Munch II, Seite 23 Anmerkung 1.]. Bei Schleswig fanden die Kämpfe dann, wie gesagt, ihren Höhepunkt. Die Wenden erlitten eine vernichtende Niederlage, obwohl, wie die nordischen Quellen berichten, 60 Wenden gegen je einen der Nordmänner gestanden haben sollen [4 Hist. Magni boni regis c. 31 SS. XXIX, Seite 399f. "höfdu heidingjar her sva mikonn, at eigi voru fuerri enn 60 heidhningja um einen konungsmann" (Lateinische Übersetzung "tantum pagani copiarum habuere, ut non pauciores quam sexagiata pagani singulos regiorum circumsisterent..."), und bei Snorre c. 27 Seite 341, 1 heißt es: "Eun er Magnus kon. la vid Skotborgara a Hlyrskogsheidi, tha kom hömom niosn af her Vinda, oc that med at heir höfdo sva mikinn manuffölda, at eigi feck tölo akomit, oc M. Kon. hafdi litina lutvid fiölmannis" (Lateinische Übersetzung: "Sed cum Magnus rex versaretur ad flumen Skotborgense in tesquis Hlyrskogensibus, certior factus est de exercitu Slavorum per exploratores, etiam eos tantum exercitum habere, ut nemo cum numerare posset."]. Auch Adam erwähnt ja die hohen Verluste der Wenden [5 Adam II, 79 (75) Seite 137.]. Ob die in den Sagas sehr breit geschilderten Einzelheiten über die Schlacht immer ganz wörtlich genommen werden dürfen, ist zu bezweifeln. Doch werden die Hauptzüge der Darstellungen wohl kaum irgendeiner realen Grundlage entbehren. Zu diesen Darstellungen gehören außer der besagten wendischen Übermacht, die für den König wichtig gewordene Traumerscheinung, in der sein Vater Olaf ihm zur Schlacht riet. Von Ordulfs Teilnahme berichten Snorre (Heimskringla) [1 Snorre, Heimskringla SS. XXIX, Seite 340f.] und Vita Olavi sancti [2 Vita Olavi sancti, ebd. Seite 350f.], sowie die Historia Magni boni regis [3 Hist. Magni boni regis ebd. Seite 396f.]. Anfangs ist von zahlreichen Truppen die Rede, die er herzubrachte [4 Snorre, Hskr. Seite 341 "kom til hans Otta hertogi af Saxlandi or Brunsvik. Hann atti Ulfhildi dottur Olafs konungs ens helga, föthar Magnus konungs. Hertogins hafth i mikla sveit manna... (Lateinische Übersetzung: "Ad cum (Magnus) venit Otto dux Saxoniae de Brunsvic. Is duxerat Ulfhildam, filiam lavi regis sancti, patris Magni regis. Dux habebat multas copias militum...").], und nachher heißt es, daß er, als die Mannschaften des Königs Magnus aus Furcht vor der wendischen Übermacht vor einem Angriff zurückscheuten, dennoch zum Widerstand geraten und zum Kampfe getrieben habe [5 Snorre ebd. "... ef mönnum thaetti nokkur...at hann maetti sigraz en flestir löttu ok sögtu allir eitt til, at Vindr höfdu oflyjanda her. An Ottos hertogi fysti heldr at berjaz..." (Lateinische Übersetzung: "... plerique vero rem dissuaseruntet dixerunt omnes unum, Slavos exercitum, qui fugarui non posset, habers. Sed Otto duc potiuscohortatus est, ut pugnaretur".).]. In der Hist. Magni finden wir ähnliche Aussagen, und ebenso in Snorres Vita Olavi sancti [6 Siehe oben Anmerkung 2 und 3.]. Wenn dies auch ein Teil der nordischen Quellen ist, so heißt es doch in der Hist. Magni boni ausdrücklich, daß der Skalde Odar, der selber jenen Kämpfen beiwohnte, dies alles berichtet habe [7 Hist. Magni...Seite 400.], so daß man die Richtigkeit der Angabe von der Teilnahme Ordulfs, für die übrigens sowohl deutsche wie norwergische Forscher eintreten [8 Zum Beispiel L. Giesebrecht, Wendische Geschichte II, Seite 63, W. Giesebrecht, Kaiserzeit Band II Seite 401, Witte, Mecklenburgische Geschichte I Seite 45, Munch II, Seite 23, Suhm, Historie af Danmark Band IV, Seite 94, J. Steenstrup, Det Danske Folks Historie Seite 6. ], nicht anzweifeln darf.

b. Die Stellung des Wendenfürsten Gottschalk und seine Beziehungen zu den Billungern

So konnte der aus England zurückgekeghrte Wenden-Fürst Gottschalk unter in ihre Grenzen zurückgewiesenen Wenden umso kräftiger seine Macht entfalten, von deren späterer Ausdehnung weiter oben schon die Rede war [9 Siehe oben Seite 128ff.]. Also haben die BILLUNGER ihm nicht nur durch die einstige Freilassung, sondern auch durch ihre Teilnahme an jenen Kämpfen gegen dei Wenden und das Geschlecht des Fürsten Ratibor direkt zu seinem Aufstieg verholfen. Außerdem stand Gottschalk in einem guten Verhältnis zu Sven Estridson, der nach dem Tode des Königs Magnus im Jahre 1047 in Dänemark zur Herrschaft gelangte und dessen Tochter Sigrid Gottschalk zur Gemahlin erhielt [1 Adam III,19 (18) Seite 162, ohne Namen, wie auch II, 51 (50) Seite 190 vgl. Saxo Grammaticus X, Seite 557 "Sueno rex ...morum candorem sola libidinis intemperantis maculabat. Et filia Siritha (= Sigrid), quae postmodum Guthskalco Sclavico conjux accessit, in sequntibus referenda, pellice orta proditur." Die Zeit der Vermählung ist unbekannt. Suhm, IV, Seite 259 nahm dafür das Jahr 1058 an, und bezeichnet sie als eine uneheliche Tochter Svens. Gottschalk war vorher schon einmal verheiratet und hatte von jner uns unbekannten Gemahlin den später noch eingehendner zu behandelnden Sohn Buthue, der älter als sein von Sigrid empfangener Sohn Heinrich war.]. Daß er selber der Sohn einer Dänin gewesen sei, wird zwar mitunter behauptet, beruht aber nur auf einer Angabe, die sich im Chron. S. Mich. Lun. [2 Chron. S. Mich. Lun. SS. XXXII, Seite 398.] und in der Sächsischen Weltchronik [3 Sächsische Weltchronik MG Deutsche Chroniken II, Seite 166.] findet, während die zeitgenössischen Quellen nichts darüber bringen [4 S. Hofmeister, Hansische Geschichtsblätter 1920/21 Seite 281ff.]. Unter den Obotriten wie auch unter den ihnen benachbarten Stämmen wurde Gottschalk nun für die nächste Jahrzehnte ein straffes und den Frieden sicherndes Regiment zu führen, so daß er auch seitens der Kirche, vor allem beim Hamburg-Bremer Erzbistum volle Anerkennung und Unterstützung fand. Adam schreibt direkt: "Jenseits der Elbe aber und im Slawenland wurden unsere Angelegenheiten noch mit großem Glück geführt. Gottschalk nämlich, von dem oben die Rede war, ein wegen seiner Klugheit und Tapferkeit zu preisender Mann, nahm eine Tochter des Dänen-Königs zur Gattin und bezwang die Slawen so, daß sie ihn wie ihren König fürchteten, ihm Tribute darbrachten und bei ihrer Unterwerfung um Frieden baten. Unter diesen Zeitverhältnissen hatte unser Hamburg Frieden, und das Slawenland war voll von Priestern und Kirchen. Gottschalk also, ein gottseliger und gottesfürchtiger Mann, auch dem Erzbischof befreundet, ehrte Hamburg wie eine Mutter. Zu ihr pflegte er häufig zur Erfüllung von Gelübden zu kommen. Demgegenüber wirken einige neuerdings ausgesprochene Vermutungen, die Gottschalk und den BILLUNGER Ordulf als gegeneinander auszuspielende Schachfiguren der Hamburg-Bremischen erzbischöflichen Politik erscheinen lassen wollen, so annehmbar jener Versuch zur Klärung einer etwas unverständlichen Urkunde HEINRICHS IV. einem zunächst auch vorkommen könnte, etwas sonderbar. Es handelt sich dabei um eine in Köln im Jahre 1062 ausgestellte Urkunde [1 DH. IV. 87 Seite 112.], die die Verleihung Ratzeburgs an Herzog Otto - gemeint ist allem Anschein nach der BILLUNGER Ordulf - zum Inhalt hat, angeblich aber nicht in die Hände des Empfängers gelangt ist, sondern im Domarchiv zu Speyer aufbewahrt wurde [2 Ebd. mit der Vorbemerkung des Hrsg.: Wigger (Meckl. Ann 143) versuchte früher schon, sie mit der Kirchenpolitik Adalberts in Oldenburg zusammenbringen, gibt aber zu, daß die Urkunde nichts derartiges andeute zund merkwürdigerweise auch von Gottschalks Seite gar nichts unternommen worden sei.]. Frahms versuchte hierzu eine Erklärung zu geben [3 F. Frahm, Adalbert von Bremen und die Billunger Mark im Jahre 1062, Zeitschrift für Schleswig Holsteinische Geschichte 58 Seite 287ff. (1929).]. Da Ratzeburg ja in dem Gebiete Gottschalks läge, meinte er, könne es sich nur um einen Versuch Adalberts gehandelt haben, bei der in der Urkunde geschehenen Überschreibung den Wenden-Fürsten und den BILLUNGER zu trennen bzw. beide gegeneiannder zu treiben, wobei letzterer aber anscheinend vorgezogen habe, nicht zum Prellbock der erzbischöflichen Kirchenpolitik zu werden, bzw. die Annahme zu verweigern [4 DH. IV. 87 Seite 112 "...qualiter nos interventu ac petitione.. nostrorum archiepiscoporum, videlicet Annonis Coloniensis et Adalberti Ammaburgensis, pro devoto etiam servitio fidelis nostri ducis Ottonis, eidem Ottoni duci quoddam castellum Razesburg dictum in eiusdem ducis Ottonis marchia et in pago Palobi situm cum omnibus eius pertinentiis, hoc est ...in proprim dedimus atque tradidimus".]. Frahm meint sogar, über jene bloße Vermutung hinausgehend, die Urkunde sei mit ihrer Erneuerung aller sächsisch-billungischen Ansprüche auf das kirchlich von der Hamburgisch-Bremischen Kirche beanspruchte Gebiet bis zur Peene ein politischer Schachzug Adalberts, zunächst zur Gründung Ratzeburgs, darüber hinaus zur Unterwerfung aller von Gottschalk beherrschten Slavengebiete unter Sachsen und Hamburg-Bremen [5 Frahm Seite 295 unten.]. Und obwohl er zwar die Feindschaft zwischen der Bremer Kirche und den BILLUNGERN nicht ignoriert, meint er doch unter Verkennung des von Adam geschilderten, oben angedeuteten Verhältnisses Gottschalks zur Kirche, daß die BILLUNGER und Adalbert gegen die Slaven, und in jener Zeit also auch gegen Gottschalk natürliche Bundesgenossen. Es wäre vor allem in Frage zu stellen, ob es sich hier tatsächlich um ein so ausgeklügeltes politisches Intrigengespinst handeln muß, oder ob nicht in erster Linie vielleicht eine politische Handlung Annos von Köln darin zu sehen ist, der als Vormund des Königs zu jener Zeit die Verwaltungsgeschäfte an sich gerissen hatte. Seiner politischen Klugheit sind durchaus eigene Wege zuzutrauen, wenn es Anhänger für ihn zu gewinnen galt. Gewiß wird es seinen besodneren Grund haben, wenn Adabert als Intervenient mit auftrat, aber vielleicht hat Meyer von Knonau Recht mit der Vermutung, daß es sich bei Adalberts Mitbeteiligung an jener Überschreibung um einen Beschwichtigungsversuch gegenüber dem ihm gefährlichen BILLUNGER handelte [1 Meyer von Knonau, Jbb. Heinrichs IV. Band I Seite 289.], wie er ähnlich ja schon Ordulfs Bruder Hermann durch Kirchenlehen zu befriedigen suchte [2 Vgl. den Abschnitt über Hermann weiter unten Seite 165.]. Vielleicht braucht eine Verletzung der Gebiete des wohl mit der Bremer Kirche wie auch mit den BILLUNGERN in gutem Einvernehmen stehenden Gottschalk damit gar nicht gegeben zu sein. Nachrichten zur Bestimmung einer genauen Abgrenzung der verschiedenen Interessengebiete im sächsischen Grenzraum liegen uns nicht vor. [3 Außer Frahm beschäftigt sich vor ihm auch schon H. Hofmeister, Zeitschrift für schleswig-hoolsteinische Geschichte 56 (1927) Seite 67ff. in dem Aufsatz "Limes Saxoniae" mit jener Urkunde von 1062.] Sicher nachweisbar sind für uns aber die freundschaftlichen und, wie wir noch sehen werden, sogar entfernt verwandtschaftlichen Beziehungen der BILLUNGER zu jenem wendischen Fürstengeschlecht, das in Unterschiede zu anderen wendsichen Machthabern, allerdings oft auch im Gegensatz zu der Stimmung der eigenen Untertanen, ein Zusammengehen mit den sächsischen und dänischen Nachbarn für das ratsamste hielt. Dies gewiß aus guten Gründen, wenn es auch gerade dem Fürsten Gottschalk und seinen ältesten Sohne zum Verhängnis werden sollte. Denn zum Jahre 1066 berichtet Adam [4 Adam III, 50 (49) Seite 193 und ihm folgend Helmold I, Seite 22.], daß Gottschalk am 7. Juni in Lenzen beim Ausbruch eines größeren Aufstandes der Wenden, dem auch viele christliche Priester und Laien unter grausamen Martern zum Opfer fielen, erschlagen worden sei. Adam scheint das Verhältnis Gottschalks zu Adalbert, die er beide vorher schon als Freunde bezeichnet hatte [1 Adam III, 19 (18) Seite 162.], noch einmal betonen zu wollen, wenn er hervorhebt, daß der Sturz des Erzbischofs und der Tod Gottschalks fast in einem Jahr, und zwar dem 22. des Erzbischofs erfolgten [2 Adam III, 51 (50) Seite 195f.]. Im weiteren Verfolg des Aufstandes wurde Hamburg völlig zerstört und das umliegende Land der Stormarn von Grund auf verwüstet. Der Urheber dieser Greuel war Blusso, ein Schwager Gottschalks, der nach der Rückkehr gleichfalls erschlagen wurde [3 Nur dies ist mit Sicherheit aus Adam (siehe Anmerkung 2) zu entnehmen. Gewöhnlich wird die Stelle dahin verstanden, daß Blusso der Urheber des ganzen Aufstandes und damit auch des Todes Gottschalks gewesen sei.]. Die Gemahlin Gottschalks, eine Tochter des Dänen-Königs, trieb man zusammen mit ihren Frauen nackt aus der Obotriten-Hauptstadt Mecklenburg fort [4 Davon, daß sie, wie Witte, Mecklenburgische Geschichte Seite 47 angibt, nach Dänemark geflohen sei, steht in den Quellen nichts. Es liegt aber nahe.]. Wohin sie sich wandte, wird nicht berichtet. Von Helmold erfahren wir nur, daß ihr und Gottschalks Sohn Heinrich, den auch Adam hier erwähnt, zu den Dänen floh, während sein älterer Stiefbruder, Buthue, sich zu den Barden begab und bei den seinem Vater befreundeten Sachsen-Fürsten Hilfe suchte, die ihm auch in Erinnerung an vergangene Dienste, wie es heißt, beistanden und ihn nach vielen mühseligen Feldzügen wieder einsetzten [5 Helmold I, 25 Seite 47.]. Seine Macht soll aber gering geblieben sein, da er bei seinem Volke als Verräter galt. Von seinem unglücklichen Ende, das Helmold zeitlich in Zusammenhang bringt mit der Hochzeit des Herzogs-Sohnes Magnus, ist nachher noch einiges zu sagen. Auch Heinrich erfuhr durch die BILLUNGER später noch mehrmals tatkräftig Hilfe. Man hat ihn sogar als Vetter des Magnus bezeichnet [6 Witte Seite 50.]. Helmold nennt ihn in der Tat dessen "cognatus" [7 Helmold I, 34 Seite 67.]. Nachweisen läßt sich freilich nur eine sehr entfernte Verwandtschaft: beide stammen im 4. Glied von einer nach Schweden und Dänemark verheirateten Tochter des ersten christlichen Polen-Fürsten Misiko ab [1 Hofmeister, Hansische Geschichtsblätter 1920/21 Seite 281ff. gibt eine Übersichtstafel, aus der die möglichen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Magnus und Heinrich ersichtlich werden.]. Magnus hatte eine norwegische, Heinrich eine dänische Königs-Tochter zur Mutter [2 Vgl. oben Seite 157 Anmerkung 1.].

c. Die Familie Ordulfs

Über das Todesjahr Ordulfs haben auf Grund der sich widersprechenden Quellenangaben lange Zeit weitgehendst Meinungsverschiedenheiten geherrscht, bis man sich schließlich nach Heranziehen und Vergleichen von weiteren Quellenstellen allgemein auf das Jahr 1072 festlegte, das jedenfalls den uns möglichen Untersuchungen nach auch das richtige angesehen werden kann. Es bietet sich dazu folgendes Material: Bei Adam lesen wir, daß Ordulf seit dem Hinscheiden seines Vaters (29. Juni 1059) während eines Zeitraumes von 12 Jahren vergeblich gegen die Slaven gekämpft habe [3 Adam III, 51 Seite 195 "Dux noster Ordulfus in vanum sepe contra Sclavos dimicans per XII annos, quibuis patri supervixit".]. Genau gerechnet würde allerdings vom Juni 1059 bis März 1072 12 3/4 Jahre herauskommen, doch kann das eine einfache Abrundung sein. Lampert von Hersfeld, der als nächster in Farge kommt, schreibt im Jahre 1073 von Herzog Ordulf "superiora anno decesserat" [4 Lampert Ann. Holder-Egger Seite 148.], was auch auf 1072 deuten würde, obgleich Wedekind, der für das Jahr 1071 als Todesjahr eintrat, die Angabe Lamperts aus dessen eigentümlicher Zeitrechnung heraus zu erklären suchte [5 Wedekind Herzog Hermann Seite 73 und Noten II, Seite 411. Dabei hatte Wedekind darzulegen gesucht, daß die von Lampert angewandte Zählungsart welche den Jahresanfang mit dem Weihnachtsfest zusammenfallen läßt, mit einkalkuliert werden müsse, so daß das Jahr 1073 für Lampert mit Weihnachten 1072 beginne und die Wendung "superiore anno" als für 1071 gemeint zu verstehen sei.], und zwar in scheinbar so überzeugender Art, daß man ihm zunächst ohne weiters folgte [6 H.B. Hesse in SS, V, Seite 95 Anmerkung 96, Havemann, Geschichte von Braunschweig und Lüneburg Seite 79ff., Heinemann, Geschichte von Braunschweig und hannover Seite 118f., Dehio, Geschichte des Erzbistums Hamburg-Bremen Band I, Seite 274.]. Die Rosenfelder Annalen geben dagegen den Tod Ordulfs zum Jahre 1073 [1 Ann. Ros. SS. XVI, Seite 100 "1073... Ordulfus dux Saxonum obiit 5. Kal. Apr."], während der Sächsische Annalist im Jahre 1071 von seinem Ableben berichtet [2 Annalista Saxo SS. VI, Seite 698 zu 1071]. Das von den Rosenfelder Annalen angegebene Todesjahr 1073 kann leicht ein irrtümliches sein, da die dort zwischen den Jahren 1059 und 1079 verzeichneten Angaben im Gegensatz zu denen der übrigen Jahre durchweg so kurz sind, daß man sofort den Eindruck gewinnt, daß hier versucht worden sei, eine von jenen wirren Jahren entstandene Lücke nachträglich auszufüllen, was dann natürlich leicht auf Kosten der Genauigkeit geschehen sein mag [3 Ann. Ros. SS. XVI, Seite 100.]. Aber auch über den Wert der Jahresangaben beim Sächsischen Annalisten (1071) darf man sich keine falschen Vorstellungen machen, zumal er ja noch später anzusetzen sit als die Rosenfelder Annalen, aus denen er vieles übernahm [4 Annalista Saxo Einleitung, SS. VI, Seite 542ff.]. Auch die Art seiner Schilderung läßt erkennen, daß es sich um einen späteren, zusammenfassenden Bericht handelt [5 Siehe Anmerkung 2.]. Gegen die Datierung zu 1071 wandte sich dann vor allem Meyer von Knonau [6 Meyer von Knonau, Jbb. Heinrichs IV. Band II Seite 72,148,856.] in Anlehnung an die Untersuchungen von Breskas [7 N. von Breska, Untersuchungen über die Nachrichten Helmolds Seite 39f.]. Entscheidend wirkte eine Urkunde HEINRICHS IV. aus Worms vom 29. Dezember 1071 [8 DH. IV. 247, Seite 313.], in der Ordulf noch Erwähnung geschieht. HEINRICH überschreibt an jenem Tage dem Suitbertstift zu Kaiserswert das Lehen eines Dienstmannes Guntram zur Aufbesserung des Verpflegungssatzes der Brüder des Stiftes, und im Text heißt es dann: "...subvenientibus quoque nostris fidelibus...ducibus quoque Rodolfo Alimanniae et Welfone Baioariae atque Ottone Saxoniae...". Da der Todestag Ordulfs aber nach der Angabe des Necr. S. Mich. Lun. der 28. März ist [9 Necr. S. Mich. Lun. Wedekind Noten III, Seite 23 "Ordulf dux pater M.d."], so kann demnach doch wohl nur das darauffolgende Jahr 1072, das übrigens auch in nordischen Quellen als sein Todesjahr vermerkt ist [10 Ex Annalibus Island. SS. XXIX, 258 zu 1072 "Adulfr hertog af Brunsvik er atti Ulfhildi dottur Olafs Konungs".], in Frage kommen.



https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/ordulf_herzog_von_sachsen_1072_billunger/bork.html


Annalista Saxo:

"Reichschronik"

Das Jahr 1059.


Bernhard der Jüngere, Herzog von Luniburg, starb und sein Herzogthum erhielt sein Sohn Ordulf. Zum Vater hatte er den ältern Bernhard oder Benno, zum Großvater Herimann. Dieser jüngere Bernhard hatte von Eilica, welche eine Tochter des Markgrafen Heinrich von Suinvorde war, zwei Söhne, den Herzog Ordulf und den Grafen Herimann, der ohne rechtmäßige Kinder starb. Herzog Ordulf nahm eine Frau Namens Wifhild, die Tochter des Königs der Nortmannen und Märtyrers Olaph, und er zeugte mit ihr einen Sohn, den er Magnus nannte, weil der Herzogin Bruder, der König der Dänen und Nortmannen, Magnus hieß. Den hatte der selige König und Märtyrer Olaph mit einem Kebsweibe gezeugt.

Das Jahr 1070.

Wer der Anstifter der Ermordung des jüngern Dedi gewesen, ist nicht hinlänglich bekannt, obgleich hier und da das Gerücht unter dem Volke ging, er sei durch Arglist seiner Stiefmutter aus dem Wege geräumt worden]. Diese war die Witwe des eben genannten Otto, welche Dedo der Aeltere, als Otto und seine Mutter Oda gestorben waren, zur Frau genommen hatte, und er zeugte mit ihr den Markgrafen Heinrich von Ilburg und den Grafen Konrad, der von den Heiden erschlagen worden ist. Sie selbst hieß aber Adela und war von Brabant gebürtig aus dem Schlosse, welches Lovania oder gewöhnlich Lovene heißt, und ihre Brüder waren Graf Heinrich und Reginher. - [Odalrich, der Markgraf der Carentiner, starb] und seine Witwe Sophia, die Schwester des des Königs Ladizlaus von Ungarn, nahm Magnus, des sächsischen Herzogs Ordulf Sohn, zur Frau und zeugte mit ihr zwei Töchter Wifhild und Eilika.

Das Jahr 1071.

In diesem Jahre hat der Halberstädter Bischof Herr Burchard oder Bucco das Hauptmünster zu Halberstadt prächtig geweiht, nachdem es im zwölften Jahre nach dem Brande vollendet war, in der neunten Indiction, der Epacte siebzehn, der Conkurrente fünf, im fünften Jahre des Mondcyclus, im achten des neunzehnjährigen Cyclus, am zweiten Pfingsttage, dem 13. Juni; ihn geleiteten sieben Bischöfe, bestellt zum Lobe des Königs der Könige nach dem Geheimniß des siebenförmigen heiligen Geistes. Hinter ihm am zweiten Platze war der Bremer Erzbischof Adalbert, am dritten Rikbert von Farden, am vierten Werinher von Argentina, am fünften Benno von Osnabrugg, am sechsten Thietgrim von Brandeburg, am siebenten der von Birca, Namens Johannes. Herumging auch mit großer Freude König Heinrich, angethan mit den königlichen Kleidern. Ihm folgten Bischöfe und viele Aebte mit dem langen Zuge der Geistlichkeit, Herzog Otto und die meisten Reichsfürsten mit einer unzählbaren Menge beiderlei Geschlechts, alle zu Gottes Lob jauchzend. Auch war die erlauchte Königin Berta zugegen mit ihrer Muhme, der Markgräfin Immula oder Irmingarda, und der Schwester des Königs, Aebtissin Adelheida von Quidlingeburg. Dieser Bischof seligen Gedächtnisses, ein mit Almosen sehr freigebiger, auch bescheidener und in der Liebe vollkommener Mann, war mit Herz und Hand beim Bauen. Er hat die Basilica des heiligen Bekenners Liuder gegründet und so reichlich ausgestattet, daß daraus ein Hospital wurde, in welchem täglich zwölf arme Kranke erfrischt und alle Nothdurft ihnen gereicht wurde, und in einer andern Basilika, der des heiligen Bekenners Alexis, die er auch erbaut hatte, sollte ihnen auf ewig Gottesdienst gehalten werden. In der Stadt Halberstadt hat er zur Ehre des heiligen Apostels Paulus eine stattliche Kirche gegründet, nach Kräften bereichert und an ihr Kanoniker verordnet, und würde sie noch mehr, als geglaubt werden mag, erhöht haben, falls er länger gelebt hätte. Zu jeder Zeit aber war er nur für dasjenige eifrig, was Vernunft und Gerechtigkeit forderten. Denn sorgsam erwägend, wem er seine Sorge als Pfarrer schuldig sei, zog er vorzüglich diejenigen in seine Freundschaft hinein, von denen er erkannt hatte, daß sie durch das

Verdienst ihres Lebens Gott befreundet seien. - Der Sohn des Herzogs Bernhard und der Herzogin Eilika, Herzog Ordulf oder Otto von Sachsen starb; sein Sohn war Magnus, welchen der König lange gefangen hielt.


https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/ordulf_herzog_von_sachsen_1072_billunger/annalista.html


Adam von Bremen:

"Hamburgische Kirchengeschichte" Zweites Buch

Kapitel 75.

Magnus, nunmehr Sieger, hatte Dännemark und Norwegen in Besitz. Zu ihm begab sich unser Erzbischof nach Sliaswig, begleitet vom Herzoge Bernhard und Thiadmar, dem Bischofe von Hildesheim, und Rodulf, dem Bischofe eben jener Stadt. [Dieser Thiadmar, der aus Dännemark gebürtig war und in der fremden Sprache Tymme hieß, kam mit der Königin Gunhild, durch deren Fürsprache er das Bisthum von Hildesheim erlangte.] Während dieser Zusammenkunft wurde eine Schwester des Königs Magnus mit Ordulf, dem Sohne des Herzogs, vermählt. Dieser hatte kaum die Hochzeit gefeiert, als er zu Gunsten seines Schwagers den Harold, einen Dänenfürsten, der von der Stadt der Apostel heimkehrte, jenseits der Elbe erschlug, obwohl derselbe ganz unschuldig war. Die Ursache des Mordes war, daß Harold, dem Stamme der dänischen Könige entsprossen, dem Scepter näher zu stehen schien, als Magnus. Diese That brachte den Beginn des Unheils über die Familie des Herzogs.

Drittes Buch

Kapitel 42.

Im siebenzehnten Jahre unseres Erzbischofs starb Herzog Bernhard von Sachsen, der seit der Zeit des älteren Libentius schon vierzig Jahre hindurch die Angelegenheiten der Sclaven und der Nordelbinger und die unsrigen voll Rüstigkeit verwaltete. Nach seinem Tode erhielten seine Söhne Ordolf und Heriman die Erbschaft ihres Vaters, zur bösen Vorbedeutung für die Bremer Kirche. Denn diese, eingedenk des alten Hasses, den ihre Väter, wenngleich insgeheim, gegen eben diese Kirche ausgeübt hatten, meinten, jetzt müßten sie an dem Erzbischof und allen Angehörigen der Kirche offenbar Rache zu nehmen. Zuerst nun, noch bei Lebzeiten des Vaters, verheerte Herzog Ordulf, von einer feindlichen Schaar umgeben, das Bremer Bisthum in Friesland und ließ die Leute der Kirche blenden, ließ auch andere, die als Gesandte des Friedens wegen an ihn geschickt waren, öffentlich züchtigen und kahl scheeren; kurz er kränkte, plünderte, mißhandelte und mißachtete die Kirche und deren Angehörige auf alle Weise. Obwohl nun der Erzbischof, über diese Frevelthaten, wie natürlich, in geistlichem Eifer entbrennend, die Verächter der Kirche mit dem Schwerte des Bannes schlug, so erlangte er doch, als er seine Klage an den Hof brachte, nichts anderes, als Verhöhnung. Denn auch der König, das Kind, diente zuerst, wie man sagt, unseren Grafen nur zum Gespötte. Darum fügte sich der Erzbischof in die Verhältnisse und nahm, wie es heißt, nur um die mit einander gegen ihn verschworenen Brüder von einander zu trennen, den Grafen Heriman zu seinem Vasallen an. Dessen Dienste benutzend, brach er damals als Erzieher des Königs und Erster des Raths zum Feldzuge nach Ungern auf, indem er den Erzbischof von Köln zur Wahrnehmung der Reichsangelegenheiten zurückließ. Nachdem aber Salomo, den Belo vertrieben hatte, wieder in sein Reich eingesetzt war, kehrte unser Erzbischof mit dem königlichen Kinde als Sieger von Ungern zurück.

Kapitel 44.

Der Erzbischof hatte damals die erste Stelle am Hofe. Als man nun die Klage desselben vernahm, ward der Graf kraft eines Urtheils des Hofgerichts in die Verbannung geschickt, nach einem Jahre aber durch des Königs Gnade wieder freigesprochen. Darauf aber kamen derselbe Graf Heriman und sein Bruder, Herzog Ordulf, zur Entschädigung der Kirche und brachten für ihr Vergehen fünfzig Hufen dar und das Land blieb nun einige Tage ruhig.

Kapitel 50.

Der greise Bischof Johannes ward in der Stadt Magnopolis mit anderen Christen als Gefangener zum Triumphe aufbewahrt. Derselbe nun ward, weil er Christum bekannte, mit Schlägen mißhandelt, darauf durch die einzelnen Städte der Sclaven zur Verhöhnung umhergeführt und, weil er vom Namen Christi nicht abwendig zu machen war, so wurden ihm Hände und Füße abgehauen und der Körper auf die Straße hinausgeworfen, das Haupt aber ward ihm abgeschnitten und die Heiden pflanzten es wie ein Siegeszeichen auf einen Spieß und opferten es ihrem Götte Redigast. Dies geschah in der Hauptstadt der Sclaven, Rethre, am 10. November (1066).

Die Tochter des Königs der Dänen ward zu Michilenburg, der Stadt der Obodriten, gefunden und samt ihren Frauen [lange mit Schlägen gezüchtigt und dann] nackend fortgeschickt. Denn sie hatte, wie wir oben erzählt haben, Fürst Gotescalk zur Frau gehabt und mit ihr auch einen Sohn, Heinrich gezeugt. Eine Andere aber hatte ihm den Butue geboren. Beide waren den Sclaven zum großen Verderben bestimmt.

Jene nun, die also siegreich waren, verheerten die ganze Landschaft Hammaburg mit Feuer und Schwert. Die Sturmarn wurden beinahe alle entweder erschlagen oder gefangen hinweggeführt, die Veste Hammaburg von Grund aus zerstört und zur Verhöhnung unsers Erlösers selbst die Kreuze von den Heiden verstümmelt. Also ward an uns erfüllet die Prophezeiung (Psalm 79, 1) welche sagt: "Herr, es sind Heiden in dein Erbe gefallen, die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt. u. s. w.; prophetische Klageworte, welche über die Zerstörung Jerusalems erschallen. Der Urheber jener Verheerung soll Blusso gewesen sein, der eine Schwester Godescalks zum Weibe hatte; er starb als er nach Hause zurückkehrte, auch selbst eines gewaltthätigen Todes.

So fielen alle Sclaven, indem sie sich allesamt mit einander verschworen, wieder in's Heidenthum zurück, nachdem sie die, welche im Glauben verharren wollten, erschlagen hatten. Unser Herzog Ordulf kämpfte in den zwölf Jahren, um welche er seinen Vater überlebte, oftmals vergebens gegen die Sclaven und konnte nie den Sieg erreichen, ward vielmehr von den Heiden so oft besiegt, daß er auch den Seinen zum Gespötte ward.

2) Er wurde erst 1072 Herzog nach dem Tode seines Vaters Ordulf. 1) Ordulf starb am 28. März 1071.


https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/sachsen/ordulf_herzog_von_sachsen_1072_billunger/adam.html


Ordulf (auch Otto genannt) († 28. März 1072) aus der Familie der Billunger war Herzog in Sachsen von 1059 bis 1072.


Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Leben 3 Literatur 4 Weblinks 5 Anmerkungen Herkunft und Familie Ordulf war der älteste Sohn des sächsischen Herzoges Bernhard II. und der Eilika († 10. Dezember nach 1055/1056), einer Tochter des Heinrich von Schweinfurt, Markgraf des Nordgau. Er hatte mit Hermann († 1086), Gertrud († 4. August 1089 (oder 1093)), Ida († 31. Juli 1101) und Hadwig/Hedwig (* um 1030/35, † 17. Juli um 1112) einen Bruder und drei Schwestern.

Ordulf war zweimal verheiratet, mit beiden Frauen hatte er einen Sohn. Seine erste Frau war seit November 1042 Wulfhild von Norwegen († 24. Mai 1071), eine Tochter des Königs Olav II. Haraldsson. Beider Kind war sein Nachfolger, der spätere Herzog Magnus. Eine zweite Ehe schloss er mit Gertrud von Haldensleben, einer Tochter des Grafen Konrad und Witwe eines Friedrich (wohl von Formbach), die 1076 in Mainz gefangen gesetzt wurde und am 21. Februar 1116 starb. Beider Sohn war Bernhard, der am 15. Juli eines unbekannten Jahres in Lüneburg nach einem Sturz vom Pferd starb.

Leben

Urkunde König Heinrichs IV. von 1062 für Ordulf. Karlsruhe, Generallandesarchiv 1043 besiegte Ordulf in der Schlacht auf der Lürschauer Heide mit einem sächsischen Aufgebot an der Seite des norwegisch-dänischen Königs Magnus des Guten das mit dessen Gegenspieler Sven Estridsson verbündete Heer der Abodriten. Nach Angaben dänischer Chronisten war es Ordulf, der Magnus zum Angriff auf das vielfach stärkere Heer der Slawen überredete.

Im Jahre 1059 folgte Ordulf seinem verstorbenen Vater Bernhard II. als Herzog. Seine Regierungszeit war geprägt vom Verlust der Herrschaft in Nordalbingien, der Verwüstung Stormarns und der Zerstörung Hamburgs durch den abodritischen Teilstamm der Wagrier sowie anschließenden erfolglosen Versuchen der Rückeroberung der verlorenen Gebiete. Die ständigen Niederlagen gegen die Slawen machten ihn im Urteil der Zeitgenossen „zum Gespötte der Seinen‘“ (Adam von Bremen).

Im Jahr 1064 kam es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Ordulf und Adalbert von Bremen. Ordulf hatte von dem Erzbischof ein großzügiges Lehen erwartet, welches er nicht zugestanden bekam. Er schickte seinen Bruder Hermann Billung auf Kriegszug gegen Bremen. Dieser war zwar militärisch erfolgreich, führte aber zu einer Verbannung durch den König. Diese wurde ein Jahr später durch eine Strafzahlung von 50 Hufen aufgehoben.[1]

Ordulf wurde in der Kirche St. Michaelis in Lüneburg beigesetzt.

Literatur Lutz Fenske: Ordulf (Otto). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 583 (Digitalisat). Heinz Joachim Schulze und Hans Eckhard Dannenberg (Hrsg.): Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser. Stade 1995 Weblinks Commons: Ordulf (Sachsen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Anmerkungen

Heinz-Joachim Schulze: Die Grafen von Stade und die Erzbischöfe von Bremen-Hamburg vom Ausgang des 10. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts. In: Hans-Eckhard und Heinz-Joachim Schulze (Hrsg.): Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser. Band 2. Stade 1995, S. 43–104, hier: S. 65.

Vorgänger Amt Nachfolger Bernhard II. Herzog von Sachsen 1059–1072 Magnus