Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Siedlungsgebiet
Die Nisaner siedelten sich in Dresden zuerst rechtselbisch an, später gründeten sie auch linkselbisch einen Weiler. Viele Begriffe der Dresdner Ortsgeschichte erinnern noch heute an die sorbischen Wurzeln der Gegend, so Střelec für Strehlen.
Der Gau Nisan erstreckte sich im Elbtalkessel wahrscheinlich von der Mündung der Wilden Sau bei Gauernitz-Constappel im Norden bis zum Urwald im Süden nach Pirna. Er umfasste mehrere deutsche Burgwarde. Belegt sind Bresnice (Briesnitz), Woz/Wosice (wahrscheinlich der Burgberg Niederwartha) sowie Bvistrizi, dessen Mittelpunkt entweder die Heidenschanze bei Coschütz oder der Burgwartsberg Pesterwitz oder der Hohe Stein oberhalb von Plauen war. Nur hypothetisch wird auch Dohna mit der Burg Dohna als Zentrum eines Burgwards betrachtet. Wahrscheinlicher ist allerdings eine deutsche Burggrafschaft Dohna ab spätestens 1156. Der sorbische Gau Nisan umfasste die vier genannten Burgbezirke, den Burgbezirk Kesselberg um Pirna sowie weitere Burgbezirke in der Burgwardslücke im Zentrum des Gaues. So ist eine abgegangene Burg ähnlich dem Kesselberg Pirna nahe der Elbfurt von Nisana nach Altendresden im Gebiet des Hahnenberges sehr wahrscheinlich. Mit der Ostexpansion der deutschen Herrschaft vergrößerte sich das ehemalige Gaugebiet zu einem hochmittelalterlichen Archidiakonat Nisan.
Oberlausitzer Grenzurkunde
BearbeitenAm 7. Mai 1241 unterzeichnete der böhmische König Wenzel I. Přemysl auf der damals noch böhmischen Burg Königstein eine Urkunde zur Abgrenzung zwischen der seinerzeit dem Königreich Böhmen gehörenden Oberlausitz und dem Bistum Meißen. Diese sogenannte Oberlausitzer Grenzurkunde basierte auf bereits 1213 und 1223 vorgenommenen Vermessungen.
Diese Grenzziehung ist für weite Strecken die erste in dieser Region und bildet sich demzufolge auch in den Meissner Bistumsmatrikeln ab, welche die (römisch-katholische) Grenze zum damaligen Bistum Prag beschreibt. Die Grenze verlief:
- die Sebnitz flussaufwärts
- bei Sebnitz nach Norden Richtung Langburkersdorf
- dann nordwestlich nach Frankenthal
- weiter die Schwarze Röder entlang
- über den Keulenberg hinweg nach Pulsnitz
- die Pulsnitz entlang bis zur Mündung in die Schwarze Elster
Grenzen nach dem Urkundenbuch des Hochstifts Meißen
BearbeitenDie Grenzen wurden nach Angaben der Meissner Bistumsmatrikel bestimmt, soweit es die schwierige Quellenlage zuließ. Es handelt sich demzufolge um einen Grenzverlauf, der günstigstenfalls bis in die späte Gauverfassungszeit zurückreicht, des Öfteren aber durch jüngere Quellen extrapoliert werden musste. Problematisch ist es auch, dass die kirchlichen Grenzen sich nicht immer mit den landschaftlichen und den politischen Grenzen deckten und wie letztere im Rahmen eines Herrschaftsausbaues oft expansive Züge trugen. Beim Gau Nisan kommen die Verwischungen der Grenzen zwischen dem bischöflichen Amt Stolpen und anderen Besitzungen des Hochstiftes Meißen in der Oberlausitz erschwerend hinzu.
Westgrenze
BearbeitenHier stieß der Osten des Gaues Daleminci an den Gau Nisan. Die Grenze verlief:
- längs der Wilden Weißeritz ab deren Quellgebiet
- westlich (also unter dem Einschluss von) Frauenstein mit der bedeutenden Burg Frauenstein (am Heiligen Weg gelegen)
- über Klingenberg
- hin zum Tharandter Wald mit der Burg Tharandt (an der Wilden Weißeritz und am Heiligen Weg gelegen)
- ab Wilsdruff (am Heiligen Weg gelegen) längs der Saubach (Wilde Sau, deren Quelle bei Pohrsdorf im Tharandter Wald liegt)
- oberhalb von Weistropp und Constappel bis an die Mündung der Wilden Sau in die Elbe
- auf dem rechten Elbufer über Coswig (gehörte als Kirchdorf zu Nisan) zum Moritzburger Friedewald
Nordgrenze
Bearbeiten- mitten durch den Moritzburger Friedewald
- südlich von Radeburg in die Würschnitz-Laußnitzer Heide (entlang der Königsbrück-Ruhlander Heiden, der alten Grenze des Amtes Dresden)
- die Kleine Röder entlang bis zu deren Quelle am Eierberg bei Lichtenberg (ohne Höckendorf und Lichtenberg, welche zur Oberlausitz gehören)
- vermutlich in gerader Linie zur Quelle der Pulsnitz in Ohorn
Ostgrenze
BearbeitenHier haben sich die Grenzen durch die sehr frühzeitige zwangsweise Vereinigung von Siedlungen des Gaues Nisan unter dem bischöflichen Amt Stolpen mit anderen Besitzungen des Hochstiftes Meißen in der Oberlausitz sehr nach Südwesten verschoben. Die Grenze verlief südwestlich der Oberlausitzer Orte:
- Hauswalde (Kirchort) am Hauswalder Bach (mündet in Bretnig in die Große Röder)
- Rammenau (Kirchort) am Grunabach (im bewaldeten nördlichen Gemeindeteil Röderbrunn entspringt die Große Röder südwestlich des Hochsteins; früher markierte die Gruna zwischen Frankenthal und dem heutigen Niederteich in Rammenau den von der Quelle der Schwarzen Röder kommenden Grenzverlauf zwischen der Oberlausitz und dem Bistum Meißen)
- Großröhrsdorf (Kirchort) an der Großen Röder an der Alten Poststraße
- Frankenthal (Kirchort) unmittelbar an der ehemaligen oberlausitzisch-meißnischen Grenze liegt der Wohnplatz Frankenthaler Beigut am Grunabach; auf der Frankenthaler Flur entspringt auch die Schwarze Röder, welche in diesem Bereich die Grenze darstellt
- Harthau (Kirchort) Mündung der von Frankenthal kommenden Gruna im Schlosspark in die Wesenitz; am Köhlerberg mündet der Zinsbach in die Schwarze Röder, an diesem Zusammenfluss, an der Grenze zwischen Massenei und Großharthauer Flur, steht ein Grenzstein mit Schwertern und markiert noch heute die in der Oberlausitzer Grenzurkunde beschriebene historische Grenze
- Bischofswerda (erzpriesterlicher Stuhl) an der Wesenitzschleife, sorbisch Přibok („an der Alten Straße“); nach neuerem Verständnis gehörte Bischofswerda nicht zur historischen Markgrafschaft Oberlausitz, sondern bildete das „Tor zur Oberlausitz“, da hier das erst im Mittelalter gerodete Waldland mit dem offenen Sorbengau Milska zusammentraf
- Drebnitz (Kirchort) südwestlich von Bischofswerda, obersorbisch Drjewnica (Siedlung am oder im Walde an einem Wald- oder Holzbach, dem heutigen Hundeflüsschen), Groß- und Kleindrebnitz gehörten zu den Stolpener Amtsdörfern
- Rückersdorf zwischen dem Hohwald und dem nördlichen Vorland des Elbsandsteingebirges, unterstand dem bischöflich-meißnischen Burgward Göda
- Ottendorf im Übergangsbereich von Lausitzer Bergland und Sächsischer Schweiz
Südgrenze
BearbeitenDas Urkundenbuch des Hochstifts Meissen beschreibt nur die Grenzsituation im äußersten Südosten von Nisan zu Böhmen. Die Grenze verlief
- am Lausitzer Gebirge mit dem Falkenberg (Sokol) als Scheidepunkt
- entlang der heutigen Grenze zu Böhmen
Die Meissner Matrikel weisen auch das Böhmische Niederland mit den Bezirken von Hainspach (Lipová u Šluknova), Schluckenau (Šluknov), Rumburg (Rumburk), Reichenberg (Liberec), Friedland (Frýdlant v Čechách) und dem nördlichen Teil des Bezirkes Warnsdorf (Varnsdorf) dem Gau Nisan (Niederland) zu.
Als weitere Südgrenze wird in Verlängerung des Lausitzer Gebirges, welches vom Jeschkenberg (Ještěd) bei Reichenberg bis an die Elbe bei Bad Schandau reicht, wohl stillschweigend der Erzgebirgskamm angenommen, bis hin zur Quelle der Wilden Weißeritz am tschechischen Erzgebirgskamm bei Nové Město (Neustadt) bei Moldava als Divoká Bystřice auf einer Höhe von etwa 850 Metern, von wo die Westgrenze des Gaues Richtung Norden abzweigte.
Grenzen des Archidiakonats Nisan
BearbeitenNach der Karte 6 in der Geschichte Dresdens (Herrschaft und Christianisierung im Dresdner Elbtalraum)[1] verlief die Grenze des Archidiakonats Nisan wie folgt:
Die Westgrenze
Bearbeiten- vom Erzgebirgkamm die Wilde Weißeritz entlang
- einschließlich Schönfeld (ersterwähnt 1336)
- ausschließlich Frauenstein
- einschließlich Hennersdorf (ersterwähnt 1332)
- einschließlich Reichstädt (ersterwähnt 1319)
- einschließlich Ruppendorf (ersterwähnt 1350)
- einschließlich Höckendorf (ersterwähnt 1235)
- bis Tharandt, wo sich die Grenze Nisans von der Weißeritz löst und weiter strikt nach Norden verläuft
- einschließlich Kesselsdorf (ersterwähnt am 9. Februar 1223)
- nach Wilsdruff, wo die Wilde Sau nach Westen läuft
- einschließlich Weistropp
- einschließlich Gauernitz
- die Elbe zwischen Gauernitz und Kötitz (ersterwähnt 1203) ein Stück westwärts
- ausschließlich Brockwitz
- einschließlich Coswig
Im Unterschied zum Codex diplomaticus Saxoniae regiae wird hier das wichtige Frauenstein mit Burg Frauenstein ausgeschlossen. Der Ausschluss von Brockwitz hingegen ist hier wie auch beim CDSR zu finden, die Zugehörigkeit dieses Ortes zu Nisan war nur temporär. Brockwitz war nach den altsorbischen Quellen Teil von Glomaci (Daleminzien), fiel aber durch den Charakter Meißens als Grenzburg nach 965 zu Nisan. Der Ort war offenbar auch nie Teil des Archidiakonats Nisan, gehörte 1351 zum Districtus Großenhain und wurde ab 1547 wieder direkt vom Kreisamt Meißen verwaltet.
Die Nordgrenze
Bearbeiten- nördlich von Coswig Richtung Westen unter Einschluss von Bärnsdorf (1309 ersterwähnt)
- einschließlich Medingen (1289 ersterwähnt)
- einschließlich Ottendorf (1346 ersterwähnt)
- einschließlich Seifersdorf (1335 ersterwähnt)
- ausschließlich Lomnitz (1313 ersterwähnt), von dort verläuft die Grenze wieder nach Süden
Die Ostgrenze
Bearbeiten- ausschließlich Wachau (1218 ersterwähnt)
- einschließlich Leppersdorf (1337 ersterwähnt)
- einschließlich Röhrsdorf (1350 ersterwähnt)
- ausschließlich Wallroda (1349/50 ersterwähnt)
- einschließlich w:Arnsdorf (1349/50 ersterwähnt)
- ausschließlich Wilschdorf (1351 ersterwähnt)
- einschließlich Dittersbach (1299 ersterwähnt)
- ausschließlich Stolpen (1222 ersterwähnt)
- einschließlich Porschendorf (1311 ersterwähnt)
- einschließlich Lohmen (1292 ersterwähnt)
- einschließlich Dorf Wehlen (1445 ersterwähnt)
- einschließlich Stadt Wehlen (1269 ersterwähnt)
- von Wehlen westwärts die Elbe entlang bis kurz vor Pirna
- von der Elbe zur Gottleuba in Höhe von Cotta
- einschließlich Cotta
- die Gottleuba flussaufwärts bis Höhe Bad Gottleuba
- ausschließlich Berggießhübel (1457 ersterwähnt)
- ausschließlich Bad Gottleuba (1363 ersterwähnt)
- einschließlich Breitenau
- einschließlich Liebenau
Die Südgrenze
Bearbeiten- verlief auf dem Erzgebirgskamm östlich von Geising bis zur Quelle der Wilden Weißeritz
- einschließlich Geising (1375 ersterwähnt)
- einschließlich Altenberg (1446 ersterwähnt)
- ↑ Autor: Manfred Kobuch