Kurs:Dresden/Gebäude/Neustadt Nr. 10
1797
Kohlmarkt.
Von der großen Meißnischen Gasse nach dem Pa=
laisgarten zu,
a) linker Hand.
Nr. 10.
(Das Polnische Brauhaus.)
Im Brauhause.
Hr.Joh. Traugott Bretschneider, Braumeister.
Hr. Karl Gottlob Nieritz, Lehrer an der Polizeyschule,
- welche in diesem Hause ist.
Karl Gustav Nieritz (* 2. Juli 1795 in Dresden; † 16. Februar 1876 ebd.) war ein Dresdner Lehrer, Bezirksschuldirektor sowie ein Volks-, Kinder- und Jugendschriftsteller.
Karl Gustav Nieritz besuchte die Kreuzschule und das Friedrichstädter Seminar. Seit 1814 war er Hilfslehrer seines Vaters, wurde 1831 zum Oberlehrer an der Polizeischule in der Großen Meißner Gasse Nr. 10 [1] und schließlich 1841 zum Direktor der Bezirksschule in der Dresdner Antonstadt befördert.
[1] https://adressbuecher.genealogy.net/addressbook/entry/54745ff81e6272f5cfd19df9
Johann Samuel Mock (Mogk, Mook)
(1687-1737), Maler.
Er wurde ca. 1687 in Sachsen geboren.
1709-1723 war er am Hofe der sächsischen Kurfürsten in Dresden tätig.
Mit seinem Bruder Johann Heinrich hatte er dort ein Haus in der Meissner Gasse, das so genannte „Polnische Brauhaus“.
Ca. 1723 ging er nach Warschau und 1731 erhielt er von König August II. ein Privileg mit der Ernennung zum Hofmaler.
Ein Jahr später erhielt er die Bürgerrechte der Stadt Warschau.
In der Jesuitenkirche konvertierte er zum Katholizismus.
1735 erhielt er von König August III. das Amt des ersten Malers der Krone und im Großfürstentum Litauen.
Er kaufte ein Haus in der Długa-Straße (in der Nachbarschaft zum Theatinerorden) und ein dreistöckiges Wohnhaus am Marktplatz der Altstadt.
Als Maler fertigte er Ölbilder, Zeichnungen, Gouache-Bilder, Porträts, Vedute, Genreszenen und Theaterdekorationen an.
Seine Ehefrau war Barbara Scares, die Witwe Jan Makinis. Sie hatten drei Töchter: Maria Agnieszka (Ehefrau von Jan Feliks Dulfus, Warschauer Stadtpräsident), Elżbieta Barbara und Barbara Elżbieta.
[Quelle: Biogramm im Polski Słownik Biograficzny von Maria Heydel]
https://www.polacyzwyboru.pl/de/helden/biogramme/johann-samuel-mock--mogk--mook
«Polen in Deutschland: in Dresden». – Autor Marian Kaluski
Dresden ist eine Stadt im Südosten Deutschlands und die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen. Sie ist eines der größten wissenschaftlichen und kulturellen Zentren Deutschlands.
Die polnisch-polnischen Kontakte zu Dresden reichen bis ins Mittelalter zurück und haben sich im Laufe der Jahrhunderte intensiviert. Die polnische Prinzessin, die jüngste Tochter von König Kasimir Jagiellon, Barbara Jagiellonka (1478-1534), heiratete 1496 Prinz Georg von Sachsen und wurde Herzogin von Sachsen. Der Wanderdrucker, der unter anderem in Dresden Bücher veröffentlichte, zog seinerseits nach Krakau, wo er von 1473/74 bis 1477 eine Druckerei betrieb, aus der die ersten Krakauer Drucke hervorgingen.
Die lebhaftesten Kontakte Polens und der Polen mit Dresden gab es nach 1697, als der sächsische Kurfürst August II Friedrich König von Polen wurde. Damals hatte Polen zwei Hauptstädte – Warschau und eine adoptierte – Dresden, da sich August II. und sein Sohn und Nachfolger auf dem polnischen Thron, August III., sehr oft hier aufhielten. Und mit ihnen der Hof, polnische Politiker und Magnaten. In der Folge wurden die Verkehrs- und Postverbindungen zwischen Warschau und Dresden so effizient ausgebaut, dass ein königlicher Kurier die 600 km lange Strecke in nur drei Tagen zurücklegen konnte. Während der Herrschaft der Sachsen versorgten nur die Münzstätten in Dresden und Leipzig sowie Gubin (beide ebenfalls in Sachsen) den Geldumlauf in der Republik effizient.
August II. wurde durch Betrug König von Polen. Er wurde von einer Minderheit des polnischen Adels zum König gewählt und krönte sich am 15. September 1697 auf dem Wawel, wobei er mit dem von der Mehrheit des Adels gewählten französischen Herzog von Conti konkurrierte. Während des Nordischen Krieges (1700-21) zwischen Russland und Schweden, in den Polen von Augustus II. hineingezogen wurde und in dessen Folge unser Land von schwedischen Truppen besetzt wurde, wurde Stanisław Leszczyński 1704 auf einem Wahlkonvent in Warschau und auf Druck des schwedischen Königs Karl XII. zum neuen polnischen König gewählt. Die Partei Augusts II. beschuldigte 1705 den Großkanzler der Krone und gleichzeitig Bischof von Ermland, Andrzej Chryzostom Załuski, Kontakte zu Stanisław Leszczyński unterhalten zu haben, woraufhin der Kanzler in Dresden inhaftiert wurde. Dies war jedoch eine der wenigen unangenehmen Episoden in der «polnischen» Geschichte Dresdens.
Wie ich bereits erwähnt habe, gab es unter den Sachsen eine recht große polnische Kolonie in Dresden. Sie bestand aus Personen, die mit dem polnischen Militär, dem königlichen Hof sowie einer Reihe von Magnaten- und Adelsfamilien verbunden waren, deren Interessen mit denen von August II. oder August III. verknüpft waren. Dies waren die so genannten «Hofpolen». Darüber hinaus gab es niedere Hofbedienstete und eine ganze Reihe polnischer Bediensteter in den Häusern der in Dresden ansässigen Senatoren und Adligen. Nicht wenige polnische Jugendliche waren im Sächsischen Pazifischen Korps und im Kadettenkorps. Natürlich schrumpfte die polnische Kolonie in Dresden nach dem Tod Augusts III. im Jahr 1763, aber sie verschwand nicht völlig. So siedelte sich beispielsweise eine neue und recht zahlreiche Gruppe von Polen an – Offiziere im sächsischen Dienst. Ein Vertreter der zweiten Generation polnischer Offiziere in sächsischen Diensten war der aus Dresden stammende Jan Henryk Dąbrowski, der spätere Begründer der polnischen Legionen in Italien, oder der in dieser Stadt geborene Aleksander Oppeln-Bronikowski, Sohn eines polnischen Generals in sächsischen Diensten, der wie Dąbrowski selbst mit der polnischen Armee an den napoleonischen Feldzügen teilnahm.
Der polnische König und Kurfürst von Sachsen, August II., verwirklichte seine Absichten in Sachsen, das unter seiner Herrschaft eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit erlebte, vor allem mit polnischem Geld. August II. und sein Nachfolger auf dem polnischen Thron, sein Sohn August III. (1733-63), führten einen umfassenden Wiederaufbau von Dresden durch. Zu dieser Zeit wurden die folgenden Gebäude errichtet: Zwinger (1711-22), die Schlösser Taschenberg (1711-15), Japan (1715-41), Palais de Saxe (1720), Brühl (1737), Kurland (1728), Cosel (1744), Hoyma, die Ritterakademie (ab 1723), das British Hotel, Kirchen: Epiphanias (1723-30), St. Marien (Frauenkirche 1726-43), die höfische Hofkirche (1738-55) sowie die Rathäuser der Alt- und Neustadt und viele Bürgerhäuser. Im Garten des für Augustus II. erbauten Königspalastes Zwinger befindet sich das Kronentor – ein zweistöckiger Triumphbogen, über dessen Kuppel 4 polnische Adler die polnische Königskrone tragen. Einige der Architekten, die Dresden bauten oder aus Dresden kamen, bauten und verschönerten auch Warschau. So: Mattheus Daniel Poeppelmann plante unter Mitwirkung von König August II. die Errichtung der Sächsischen Achse (1713-23), der Kalvarienbergstraße (1724-31), entwarf einen Plan für das Sächsische Schloss (1720-30) und den Großen Salon im Sächsischen Garten; sein Sohn Carl Friedrich, der 1724 nach Warschau kam und hier 1750 starb, arbeitete nicht nur für August II. und August III. sondern auch für J.A. Sulkowski und H. Brühl schuf in der polnischen Hauptstadt die Gärten und Innenräume des Blauen Palastes (1726), baute den Kazimierz-Palast zum Sulkowski-Palast um (1736-37), erweiterte den sächsischen Palastkomplex (1736-45) und baute den Ostflügel des Königsschlosses um (1740-47); Gaetano Chiaveri entwarf 1740 ein Projekt für den Umbau des Westflügels des Königsschlosses in Warschau mit Merkmalen des sächsischen Rokoko und setzte es mit einigen Änderungen durch einen anderen Dresdner Architekten, Johann Ch. Knoeffel (1742-46); Jan Zygmunt Deybel, seit 1726 königlicher Architekt in Warschau, leitete den Bau des Sächsischen Palastes (1720-29), führte Arbeiten in Wilanów (1727-34) durch und begann mit dem Bau des Sapieha-Palastes (1732) und der Kaserne der Kronenfußgarde (1742); Der in Dresden geborene Jan Christian Kamsetzer, Absolvent der dortigen Akademie der Bildenden Künste, kam 1773 nach Warschau und blieb dort bis zu seinem Tod 1795. Er arbeitete an der Rekonstruktion des Ujazdowski-Schlosses und des Königlichen Schlosses (klassizistische Innenräume) und des Łazienki sowie an der Errichtung der Paläste Raczyński und Tyszkiewicz. Friedrich Albert Lessel, der mit Kamsetzer zusammenarbeitete, hatte bereits im Alleingang das Blaue Schloss in Warschau im klassizistischen Stil umgebaut (1815). Louis Silvestre war 1727-48 Direktor der Dresdner Akademie und gestaltete die Innenräume des Sächsischen Schlosses in Warschau. Von da an zog Dresden – und seine Akademie – polnische Studenten und Künstler an. Dort studierten unter anderem die Maler Zygmunt Balk (1873-pk. 1941), Władysław Czachórski (1850-1911), Ignacy Gierdziejewski (1826-1860), Rafał Hadziewicz (1803-1886), Ludwik Kurella (1834-1902), Karol Larisch (1902-1935), Aleksander Lesser (1814-1884), Jan Rosen (1854-1936) – dekorierte später die päpstliche Kapelle in Castel Gandolfo, Kazimierz Sichulski (1879-1924), Józef Simmler (1823-1868), Mateusz Tokarski (1747-1807) – späterer Inspektor der Gemäldesammlung von König Stanisław August Poniatowski; und der später bekannten polnischen Bildhauer m. unter anderem: Paweł Maliński (1790-1853) – 1817-32 Professor für Bildhauerei an der Universität Warschau; und Teodor Rygier (1841-1922) – Schöpfer des Adam-Mickiewicz-Denkmals in Krakau (1898). Jan Ksawery Kaniewski (1805-1867), ein bekannter Porträtist und Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Warschau, reiste mehrmals nach Dresden.
https://polonia-dresden.de/de/der-verein/polen-und-dresden/
Anton Graff, seit 1766 Professor an der Dresdner Akademie der Bildenden Künste, war ein in Hofkreisen hoch angesehener und beliebter Porträtist, der auch Polen porträtierte, darunter S. Kostka Potocki und Konstancja Rzewuska, geb. Lubomirska. Ab 1766 arbeitete der Hofmaler von König Stanisław August Poniatowski – Marceli Bacciarelli (1731-1818) – für den Hof von August III. in Dresden, bevor er nach Warschau ging. Der österreichische Maler Józef Grassi hingegen, der sich 1791-95 in Warschau aufhielt und am polnischen patriotischen Leben sowie an der Verteidigung Warschaus 1794 teilnahm, ging nach dem Fall Polens nach Dresden, wo er 1800-16 Professor an der Akademie war. Auch er malte Porträts prominenter Polen, darunter Tadeusz Kościuszko und Józef Poniatowski. Zuvor war der Direktor der Dresdner Akademie von 1727-48, Louis Silvestre, mehrmals nach Warschau gereist, wo er eine Reihe polnischer Persönlichkeiten porträtierte (er malte u. a. wunderschöne Porträts von König August II. in polnischer Tracht und von Anna Orzelska). Der polnische Maler und Zeichner deutscher Herkunft Józef Richter (1780-1837) stammte aus Dresden und absolvierte die dortige Akademie. Er arbeitete zunächst am Czartoryski-Hof in Puławy (ab 1806) und Sieniawa und ab 1820 selbstständig in Warschau. Er hinterließ uns unter anderem Bilder von den Denkmälern von Puławy, Kazimierz Dolny und Ojców. Der ungarische Maler Adam Manyoki (1673-1756), einer der herausragendsten Vertreter der realistischen Barockporträtmalerei in Mitteleuropa, der ab 1713 Hofporträtist Augusts II. in Warschau war, zog dagegen 1737 nach Dresden, wo er Hofmaler Augusts III. war.
Die politischen Kontakte zwischen Polen und Sachsen-Dresden rissen mit dem Tod von König August III. im Jahr 1763 nicht ab. Bereits 1768 wurde Dresden zu einem Zentrum der Aktivitäten der Barkonföderierten. Sie wurden in der Zeit der 3-Mai-Verfassung von 1791 wiederbelebt, als die polnische Seite (die Konstitutionalisten) die polnische Thronfolge dem Enkel von August III. Friedrich August machte seine Annahme von der einstimmigen Zustimmung der drei Gerichtshöfe, die Polen aufgeteilt hatten, abhängig; er nahm sie aufgrund russischer Einwände nicht an.
Friedrich August – nun als König von Sachsen – kehrte in der Zeit des napoleonischen Vormarsches auf Europa erneut auf die polnische politische Bühne zurück. Durch den Vertrag zwischen Frankreich und Russland vom 7. Juli 1807 in Tilsit wurde Friedrich August Fürst des damals neu geschaffenen Herzogtums Warschau. Napoleon, der von Tilsit nach Dresden gereist war, berief die polnische Regierungskommission (darunter Stanisław Potocki) und Fürst Józef Poniatowski als Kriegsdirektor in diese Stadt. In Dresden wurde die Verfassung des Herzogtums Warschau ausgearbeitet und 1807 von Napoleon unterzeichnet; auf polnischer Seite wurde sie von Piotr Bieliński als frisch ernanntem Präsidenten des Sejmgerichts unterzeichnet. Als Herrscher des Herzogtums Warschau unterstützte Friedrich Augustus eine pro-französische Politik. Die meiste Zeit verbrachte er in der Hauptstadt seines Reiches, Dresden, von wo aus er das Herzogtum Warschau regierte. Warschau besuchte er nur vier Mal für einige Wochen oder Monate. Er machte die sächsische Hauptstadt zur zweiten Hauptstadt des napoleonischen Polens. Von dort aus zog Dresden, der königliche Hof, wieder polnische Politiker und viele andere Polen an. Nach der Niederlage Napoleons dachte Friedrich Augustus nicht daran, seinen Titel des Fürsten von Warschau aufzugeben. Erst 1815 stimmte er unter dem Druck des Wiener Kongresses zu, dies zu tun. Am 22. Mai 1815 richtete er eine Abschiedsproklamation an die Einwohner des Herzogtums Warschau.
Ein Jahr vor seinem Marsch auf Moskau hielt sich Napoleon erneut in Dresden auf, wo er im Mai 1811 eine Art «Parlament» der europäischen Untertanen und verbündeten Monarchen abhielt. Auf seine Initiative hin beschloss diese «Versammlung» unter anderem die Wiedergeburt des Königreichs Polen nach dem siegreichen Krieg mit Russland. Leider endete der Marsch nach Moskau mit Napoleons Niederlage. Während des Rückzugs kämpfte der polnische General Jan Weyssenhoff auf der Seite Napoleons und wurde in der Schlacht bei Dresden am 26. und 27. August 1813 gefangen genommen.
Dresden war seit der Targowicka-Konföderation und dem Polnisch-Russischen Krieg von 1792 ein wichtiges Zentrum der polnischen politischen Emigration. 1792/93 versammelten sich hier Vertreter der patriotischen Emigration – Führer des Vierjährigen Sejms und mehrere Dutzend polnische Offiziere (T. Kościuszko, H. Kołłątaj, S. Małachowski, I. Potocki u. a.) – um einen Aufstand im Land vorzubereiten. 1794 kam der Großmarschall von Litauen und Marschall des litauischen Tribunals Karol Prozor nach Dresden, um Kościuszko zu drängen, den Zeitpunkt des Aufstandes zu beschleunigen. Die erste Welle polnischer politischer Emigranten fand sich in Dresden unmittelbar nach der Niederschlagung des Kościuszko-Aufstands im Jahr 1794 (z. B. der große Pädagoge und Bildungsaktivist, Sekretär der Kommission für Nationale Bildung, Grzegorz Piramowicz) oder nach der dritten und letzten Teilung Polens im Jahr 1795. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt gingen die meisten von ihnen nach Paris, in der Hoffnung, den polnischen Staat mit Hilfe Frankreichs wieder aufbauen zu können. Zu denjenigen, die sich dauerhaft in Dresden niederließen, gehörten General Aleksander Jakub Lubomirski, der Starosta von Łuck und der wolhynische Magnat Józef Czartoryski (bis 1810) und Fürstin Genowefa geb. Oginska Brzostowska. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (bis 1806) lebte hier der Autor des Liedes «Mazurek Dąbrowskiego», des Liedes der Legionen. – Józef Wybicki, die heutige polnische Nationalhymne, und 1817 lebte hier viele Jahre lang General Karol Kniaziewicz, Kommandeur der 1. polnischen Legion an der Seite Napoleons und Befehlshaber der 18. Division des Herzogtums Warschau. 1830 hielt sich Juliusz Słowacki in der Stadt auf, 1831 und 1832 Adam Mickiewicz, der hier «Dziady Teil III» (daher «Dziady von Dresden» genannt) und «Reduta Ordona» schrieb.
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Nach der Niederschlagung des Novemberaufstands 1830/31 flüchteten etwa 10 000 Polen nach Dresden, darunter auch Ignacy Domeyko (1802-1889), ein weltberühmter Mineraloge und Geologe, Professor und Rektor der Universität von Santiago in Chile. Sie wurden hier enthusiastisch empfangen, wie Helden und Freunde, als Ritter der Freiheit, nach der sich ganz Westeuropa sehnte. Die Dresdner Bankiers zahlten den Flüchtlingen französische Zuschüsse. Auch die einfachen Leute zeigten ihnen nicht nur auf Schritt und Tritt ihr Mitgefühl, sondern gaben ihnen auch zu essen und materielle Hilfe. Leider versuchten die nächsten Flüchtlingswellen unter preußisch-russischem Druck, sie aus den Hauptstädten und Großstädten Sachsens und ganz Deutschlands zu verbannen. Dieses Verbot galt auch für Dresden, obwohl viele Polen während der ersten Flüchtlingswelle in der Stadt blieben. Sie erhielten umfassende Unterstützung durch ein etabliertes deutsches lokales Hilfskomitee und durch die polnische Kolonie. Die Teilungsregierungen zwangen Sachsen jedoch bald, die Polen aus der Stadt und aus Sachsen zu vertreiben; nur wenige blieben hier. In den Jahren 1836-50 lebte und starb hier Michał G. Radziwiłł, General der W.P., Senator des Königreichs Polen und während des Novemberaufstandes 1831 Oberbefehlshaber der polnischen Armee.
Nachdem Graf Andrzej Zamoyski 1862 von den zaristischen Behörden wegen seiner patriotischen und wirtschaftlichen Aktivitäten (Landwirtschaftliche Gesellschaft in Warschau) aus Polen ausgewiesen worden war, lebte der Graf mehrere Jahre in Dresden.
Dresden spielte auch während des Januaraufstands 1863-64 in Polen eine Rolle (Cyriak Akord war hier der diplomatische Vertreter der aufständischen Nationalregierung). In Dresden erschien wahrscheinlich im März 1864 die Zeitschrift Postęp (Fortschritt), deren Inhalt mit dem Januaraufstand zusammenhing. Nach dem Scheitern des Aufstandes fand 1864 in Dresden ein Kriegsrat der Generäle statt, auf dem Józef Hauke Bosak, Walery Wróblewski und andere die Frage der Wiederaufnahme des Kampfes als Krieg der Volksmassen diskutierten und die Niederlage darauf zurückführten, dass sie nicht entschlossen oder nicht in der Lage waren, sie zu bewegen (M. Kukiel).
Die sächsische Hauptstadt spielte auch nach dem Scheitern des Aufstandes eine wichtige Rolle im Leben der polnischen Emigration. Auch hier siedelten sich zahlreiche Polen an oder reisten über Dresden in den Westen. Zwischen Ende 1863 und dem 15. Mai 1864 kamen 843 Polen nach Dresden, viele mit ihren Familien. Leider hatten die Deutschen, die zunehmend zu nationalistischen Strömungen neigten, ihre Haltung gegenüber den Polen bereits geändert und leisteten nicht eilig humanitäre Hilfe. Die Auswanderer litten daher unter Armut und lebten von den Beiträgen, die die spärliche polnische Kolonie einnahm. Die meisten von ihnen, die kein Dach über dem Kopf hatten, schliefen unter den Bäumen des Großgartens. Bald wurden die meisten von ihnen aus Dresden vertrieben, und nur diejenigen, die eine Existenzgrundlage gefunden hatten (Jerzy Kozłowski), durften in der Stadt bleiben.
Zu letzteren gehörte der Schriftsteller Jozef Ignacy Kraszewski. Er lebte und schrieb hier in den Jahren 1863-83 und nahm auch aktiv am Leben der örtlichen polnischen Kolonie teil. In Dresden schrieb er «Das alte Märchen» und eine Reihe weiterer historischer Romane. Zu seinen 29 historischen Romanen gehört die «Sächsische Trilogie»: «Gräfin Cosel» (1874), «Brühl» (1875) und «Aus dem Siebenjährigen Krieg» (1876) und «Sächsische Reste» (1889) beziehen sich auf die gemeinsame polnisch-sächsische Geschichte. In den Jahren 1867-70 veröffentlichte Kraszewski die Jahresschrift «Z roku… rachunki», eine Art kulturelle und politische Chronik, 1869 «Omnibus» und 1870-71 «Tydzień». Dabei half ihm seine eigene Druckerei (1868-71), in der er Bücher über Polen und polenbezogene Themen druckte, darunter 6 Bände der Reihe «Biblioteka Pamiętników i Podróży po Dawnej Polsce». In dem Haus, in dem der Schriftsteller 1873-80 lebte, wurde 1960 in Zusammenarbeit mit dem Adam-Mickiewicz-Museum in Warschau ein nach ihm benanntes Museum (das so genannte Kraszewski-Haus) eingerichtet, das Dresdner Polonica sammelt, an denen es auch in den bekannten Museen der Stadt nicht mangelt.
Neben Adam Mickiewicz, Juliusz Słowacki und Józef I. Kraszewski hielten sich auch andere polnische Schriftsteller für kürzere oder längere Zeit in Dresden auf, wie z. B. der Schriftsteller Feliks A. Bernatowicz (1786-1836), der als Sekretär von Adam K. Czartoryski hierher kam; der Dichter und Literaturkritiker Kazimierz Brodziński (1791-1835), der in Dresden starb; der Dramatiker und Romancier Józef Korzeniowski (1797-1863), der 1863 in Dresden lebte und kurz darauf hier starb; der Schriftsteller Zygmunt F. Miłkowski pseud. Teodor Tomasz Jeż (1824-1915), der 1864 hier lebte; der Dichter, Dramatiker und Prosaist Cyprian Kamil Norwid (1821-1883), der für seine innovative Lyrik berühmt war, im Jahr 1842; der Schriftsteller und geschätzte Übersetzer deutscher, französischer und englischer Literatur Karol Pieńkowski (1836-1877), der in den 1860er Jahren hier lebte. Der Dichter und Prosaschriftsteller Wincenty Pol (1807-1872) – im Jahr 1832 und in Kontakt mit Mickiewicz; der Mystiker Andrzej Towiański (1799-1878), dem die polnische Kultur die schönsten Seiten von Mickiewiczs «Slawischer Literatur» und Słowackis Genesis-System – «Genesis aus dem Geist» – verdankt. Der Schriftsteller Aleksander A.F. Bronikowski, Soldat der polnischen Legionen und in der Armee des Königreichs Polen (1815-23), wurde geboren, lebte ab 1823 in Dresden und starb 1834. Obwohl er auf Deutsch schrieb, erschienen seine Romane gleichzeitig auf Polnisch und bezogen sich auf die polnische Geschichte (z. B. «Mysia wieża», «Hipolit Boratyński», «Kazimierz Wielki i Esterka»). Bronikowski war Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaft in Warschau. In Dresden erschien 1864 für einige Monate die erste polnische «politische, literarische und wissenschaftliche Zeitschrift» in Deutschland, Ojczyzna, die vor allem für das Land bestimmt war und später nach Bendlikon in der Schweiz verlegt wurde, bereits als Zeitschrift für die Emigration (J. Kozłowski).
Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Polen kamen zum Studium nach Dresden; eine große Zahl von Polen ließ sich dauerhaft hier nieder. Zu dieser Zeit wurden polnische Organisationen, Schulen und Chöre gegründet, wie die Polytechnische Gesellschaft der Polen (1874-77), die Gesellschaft der polnischen Industriellen (1879) oder die Polnisch-Katholische Gesellschaft St. Adalbert (1897), die eine polnische Bibliothek und seit 1902 einen Volkslesesaal betrieb. Das Zentrum des polnischen Nationallebens war das Polnische Haus. Nach dem Ersten Weltkrieg blieben etwa 450 Polen in Dresden; es gab eine Zweigstelle des Bundes der Polen in Deutschland, die drei polnische Schulen (90 Schüler) und eine Bibliothek unterhielt; außerdem gab es den Polnisch-Katholischen Jugendverein und einen Chor unter dem Namen «Chopin»-Singverein; bis 1932 wurden polnische Gottesdienste abgehalten. Am 5. April 1941 starb der in Dresden inhaftierte General Franciszek Kleeberg, ein Kommandeur in der Schlacht bei Kock vom 2. bis 5. Oktober 1939, der letzten Schlacht des Septemberfeldzugs. Im Juni 1942 wurden hier 12 Mitglieder der geheimen polnischen Untergrundjugendorganisation in Gostyn (Großpolen) hingerichtet.
Während des Zweiten Weltkriegs (1939-45) brachten die Deutschen viele Polen nach Dresden, um sie als Sklaven in den örtlichen Industriebetrieben einzusetzen. Unmittelbar nach dem Krieg wurde Dresden Teil der russischen Besatzungszone in Deutschland, und fast alle einheimischen Polen kehrten nach Polen zurück. Während der kommunistischen Deutschen Demokratischen Republik gab es hier kein polnisches Nationalleben. Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 kamen einige Polen nach Dresden, und es wurde eine Seelsorgestelle der Polnischen Katholischen Mission in Deutschland in der Stadt eröffnet und ein Feldkreis des Verbandes der Polen Sachsens und Thüringens mit Stanislaw Gehrisch als Vorsitzendem gegründet.
Auch die musikalischen Beziehungen Polens zu Dresden reichen bis in die Zeit der polnisch-sächsischen Könige zurück. Dresden ist eine Stadt mit einer reichen musikalischen Tradition. Nur wenige wissen, dass der große Johann Sebastian Bach (1685-1750) vom polnischen König August III. den Titel «Hofkomponist des polnischen Königs und des sächsischen Kurfürsten» erhielt und dass August II. bereits 1697 das gesamte polnische königliche Ensemble von seinem sächsischen Hof von Warschau nach Dresden verlegte, um dann 1756 nach Warschau zurückzukehren. Sie reiste mit Konzerten nach… Warschau. Ihre Mitglieder waren polnische, aber auch deutsche Musiker, wie der hervorragende Flötist Johann Joachim Quantz (1718-41). Auch in der Dresdner Kurfürstenkapelle gab es polnische Musiker, vor allem während der Regierungszeit von August II. und August III. Zu den ersten gehörte der in Danzig geborene Sänger und Komponist Kaspar (Kacper) Forster, der bei M. Scachi in Warschau studierte und dann 1633-51 der königlichen Kapelle als Sänger und Chordirigent angehörte und auch an der Inszenierung von Opern mitwirkte. In der 1. Hälfte der 1650er Jahre war er in Dresden tätig. In den Jahren 1766-80 war der Geiger der Hofkapelle Wincenty Lessel, später Komponist (u. a. der Oper «Matka Spartanka» 1791 und der Operette «Pielgrzym z Dobromil» 1819), der später mit dem Czartoryski-Hof in Puławy verbunden war; 1839-59 war der große polnische Geiger und Komponist Karol Lipiński Hofkonzertmeister in Dresden und des dortigen Opernorchesters, und 1864 wurde der Cellist Maurycy Karasowski Hofmusiker. 1877 veröffentlichte er in Dresden in deutscher Sprache eine wertvolle Materialmonographie mit dem Titel «Fryderyk Chopin. Leben. Briefe. Werke».
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