Kurs:Dresden/Straßen/Scheffelgasse

Dresden zur zweckmaͤßigen Kenntniß seiner Haͤuser und deren Bewohner (1797)

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Gottlob Wolfgang Ferber: Dresden zur zweckmaͤßigen Kenntniß seiner Haͤuser und deren Bewohner, Dresden 1797.

S. 32.

Scheffelgasse.

Zwischen dem alten Markte und der

Stadtmauer.

Vom alten Markte nach der Stadtmauer zu,

a) linker Hand.

Nr. 151.

Nr. 152.

Nr. 153.

Nr. 154.

(In diesem Hause hat der Papierhaͤndler aus Zwoͤnitz, Hr.

Wunderlich, eine Papierniederlage. Da er vor oder

nach den Leipziger Oster= und Michaelismessen nur kurze

Zeit sich hier aufhaͤlt, so ist bloß waͤhrend seines hiesigen

Aufenthalts Papier bey ihm zu haben.)

S. 33.

Nr. 155.

Nr. 156.

Nr. 157.

Nr. 158.

(Der Gasthof zum großen Rauchhaus.)

Nr. 159

(Es. E. Raths Weißbierbrauhaus )

S. 34.

Nr. 160.

(Der Gasthof zum kleinen Rauchhaus.)

Nr. 161.

Nr. 162.

Nr. 163.

(Der weiße Stiefel genannt.)

Nr. 164.

Nr. 165.

S. 35.

Nr. 166.

Nr. 167.

Nr. 168.

Die folgende Nr. 169. u. s. w. s. an der Stadtmauer.

b) rechter Hand,

von der Stadtmauer nach dem alten Markte zuruͤck.

Nr. 172.

Nr. 173.

S. 36.

Nr. 174.

Nr. 175.

Nr. 176.

Nr. 177.

Nr. 178.

S. 37.

Nr. 179.

Nr. 180.

Nr. 181.

(Der Gasthof zum goldnen Hirsch.)

(Dieses Haus ist schriftsaͤßig.)

Nr. 182.

Nr. 183.

S. 38.

Nr. 184.

Nr. 185.

(Dieses Haus besitzt die Schumacherinnung, und hat die

Herberge in demselben.)

Nr. 186.

Nr. 187.

Nr. 188.

S. 39.

Nr. 189.

Nr. 190.

(Es. E. Raths alter Marktkeller.)

(Im ersten Stocke dieses Hauses ist die General=Accis=In=

spektion und Haupteinnahme.)

Die fortlaufende Nr. 191. u. s. w. s. alte Markt.


Die Scheffelgasse wurde 1396 unter der Bezeichnung Die große Webergasse erwähnt. Sie war, ebenso wie die benachbarte (kleine) Webergasse, von Webern bewohnt. Die Benennung Scheffelgasse kommt 1502 erstmalig vor. Seit 1872 hieß sie Scheffelstraße[1]. Die Straße verlief zwischen der Webergasse und der Wilsdruffer Straße und verschwand mit dem Wiederaufbau der Innenstadt. Nach dem Umbau in diesem Gebiet in den 1990er Jahren wurde die frühere Bezeichnung Scheffelgasse wieder verwendet.

In der Scheffelgasse befand sich der 1613 gegründete Gasthof "Zum kleinen Rauchhaus".[2] Im 18. und 19. Jahrhundert stand in der Scheffelgasse No.181 der Gasthof "Zum Goldenen Hirsch". Um 1912 befand sich in der Scheffelstraße 19 das Restaurant "Zum Hirsch".

Geschichte

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  • 1396: Ersterwähnung als Die große Webergasse.[3]
  • 1408 findet sich die Bezeichnung großin Webergasse.[4] Im gleichen Jahr wird ein Anbau am Rathaus auf dem Altmarkt erwähnt, welcher die Ratswaage und den Eichscheffel zu 13 Metzen (84,4 Liter) beherbergte.[5]
  • 1430 und 1436 spricht man von der grossen Webirgasse.[6]
  • 1442[7] und 1470[8] wird die Ratswaage auf dem Altmarkt erneut erwähnt. In der Zeit danach wurde der Eichscheffel am linken Eckhaus der grossen Webirgasse an der Front zum Altmarkt unter einem Erkerchen angebracht (später Brandkatasternummer 151, noch später Scheffelgasse 1 [1872 Scheffelstraße], ab 1900 das Bankhaus „Günther & Rudolph“).
  • 1502 Wegen des angebrachten städtischen Eichscheffels hatte sich der Name Scheffelgasse für die Große Webergasse eingebürgert.[9] Mit der Zeit verschwindet deswegen das Attribut klein bei der Kleinen Webergasse.
  • 1507 war eine sehr wohlfeile Zeit, weswegen ein Scheffel Getreide 16 Metzen machte (103,83 Liter). Der Scheffel zu 13 Metzen wurde nun das alte Maas genannt.[10]
  • 1521 (nach Anton Weck 1522[10]) verordnete Herzog Georg, dass der Dresdner Scheffel zu 16 Metzen im ganzen Land als Eichscheffel gebraucht wird und lässt ein kupfernes Eichmaß am Eingang der Großen Webergasse aufhängen. (1) Der Scheffel ließ sich jetzt auch besser zu vier Viertel je 4 Metzen aufteilen, die Metze wiederum enthielt 4 Mäßchen.
  • 1522: Die seit Anton Weck[10] oft rezipierte Annahme[11], dass nach diesem kupfernen Eichmaß seit 1522 die Große Webergasse Scheffelgasse benannt wurde, ist veraltet. Dieser fürstliche Gestaltungswille gegenüber der Stadt, welcher seit 1519 seinen Ausdruck in der Remparierung Dresdens durch weitere Erdwälle und das Äußere Frauentor nahm, ist lediglich besser dokumentiert. Nach Anton Weck wollte bereits Georgs Neffe Moritz (Landesherr von 1541 bis 1553) das Rathaus auf dem Altmarkt abreißen lassen.[12]
  • 1709 erwarb der Rat mit Zustimmung des Kurfürsten die rechte Ecke der Scheffelgasse zum Altmarkt (seinerzeit das gräflich Taubische Haus genannt) als neues Rathaus am Altmarkt.
  • 1733: Am linken Eckhaus Altmarkt/Scheffelgasse war seit alters her ein starker Tisch angebracht, auf welchem die Scheffel (das alte Maas und das neue Maas) beim Gebrauch mit ihren Trichtern zur Getreidesackbefüllung standen. Hier befand sich auch der Marktwisch. Der Materialist Friedrich Gottfried Gerber, seit 1731 neuer Eigentümer des Hauses, ließ dieses für einen Neubau abbrechen und brachte die zwei Scheffel und den Marktwisch am 19. oder 20. Februar 1733 in das Rathaus.[13]. Trotz Intervention des Rates beim Kurfürsten August III. wurden die Scheffel nicht mehr aufgehängt. Der Kurfürst folgte der Argumentation Gerbers, daß seit Menschengedenken die Scheffel nicht gebraucht worden sind, sondern Maß und Gewicht, wonach bei Bürgern und Unterthanen abgemessen zu werden pflegt, im Rathhaus vorhanden, folglich dieses uralte Gemäß als eine löbliche Antiquität im Rathhaus verwahrlich beizulegen ist.[14]
  • 1741 bis 1745 ließ der Rat das Rathaus an der rechten Ecke der Scheffelgasse nach Entwürfen des Dresdner Oberlandbaumeisters Johann Christoph Knöffel mit einer 13-Achsen-Front zum Altmarkt ausbauen. Die Ausführung oblag dem Dresdner Ratsmaurermeister Johann Gottfried Fehre. Nach der Einweihung des Neuen Rathauses am 1. Oktober 1910 erhielt dieses Gebäude die Bezeichnung Altes Rathaus.
  1. Vorlage:Hantzsch
  2. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/WCNPVJATFF67BSKLEL7IUPTLEDROMTXT Nachdem der bereits vor 275 Jahren gegründete, altrenommierte ... Gasthof Zum Kleinen Rauchhaus auf der Scheffelstraße als I. Special-Ausschank des Münchner Bürgerbräus neu eröffnet worden ist ... Dresden 1888
  3. StArchD (Stadtarchiv Dresden), RA (Ratsarchiv): A. XV. b. 1 (Geschoßregister des Jahres 1396 zu Walpurgis [1. Mai] und Michaelis [29. September]).
  4. StArchD (Stadtarchiv Dresden), RA (Ratsarchiv): A. XXII. 86 ([Erstes] Stadtbuch Dresden 1404–1436) Bl. 4 b.
  5. StArchD (Stadtarchiv Dresden), RA (Ratsarchiv): A. XV. b. 11 (1408).
  6. StArchD (Stadtarchiv Dresden), RA (Ratsarchiv): A. XXII. 86 ([Erstes] Stadtbuch Dresden 1404–1436) Bl. 33 b und 49 b.
  7. StArchD (Stadtarchiv Dresden), RA (Ratsarchiv): A. XV. b. 11 (1442).
  8. die wage in: CDRS 2/5, Nr. 345 vom 28. Februar 1470, S. 251.
  9. StArchD (Stadtarchiv Dresden), RA (Ratsarchiv): A. XXII. 90 ([Fünftes] Stadtbuch Dresden 1495–1504) Bl. 77 b.
  10. a b c Anton Weck: Der Chur-Fürstlichen Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib- und Vorstellung. Nürnberg 1679, 2. Aufl. 1680, S. 481, 531; nach modernem Maß machte der Dresdner Scheffel 107,33 Liter.
  11. „Früher hieß sie die grosse Webergasse, bis 1522 an ihrer Marktecke der kupferne Normal=Scheffel für den Getreidehandel angebracht wurde.“ in: Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Zweite Lieferung, den Dresdener Directionsbezirk enthaltend, bei Friedrich Fleischer, Leipzig 1840, S. 43, Anm. 1 (Digitalisat); wohl hiernach auch bei Vorlage:Lindau
  12. Anton Weck: Der Chur-Fürstlichen Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib- und Vorstellung. Nürnberg 1679, 2. Aufl. 1680, S. 77.
  13. Otto Brandt: Wie lange hing der Dresdner Scheffel an der Scheffelstraße? In: Dresdner Geschichtsblätter 44/3-4 (1936), S. 225-227 (mit Entwurf des Rates mit den beiden Scheffeln auf der Seite des Altmarktes)
  14. StArchD (Stadtarchiv Dresden), RA (Ratsarchiv): A. XXIII. 37 Die von Friedrich Gottfried Gerbern, Materialisten allhier verweigerte Ausstellung eines Reverses, daß er die an seinem am alten Markte und der Scheffel Gasse liegenden Hause von langen Zeiten her gehangetten Kupffernen Eich Scheffel, wann solches neu erbauet worden, hinwiederum anhängen lassen wolle. 1732/33.