Kurs:Dresden 1800/Dresden: Residenzstadt von Kursachsen

Dresden: Residenzstadt von Kursachsen

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Das Bild der Stadt Dresden um 1800 ist Abbild und Ausfluß vor allem der kursächsischen Residenz in Dresden.

Kurfürstentum Sachsen

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Kurs:Dresden 1800/Dresden: Residenzstadt von Kursachsen/Kurfürstentum Sachsen

 
Kursachsen auf einer zeitgenössischen Karte von 1759.[1]
 
Kurfürstentum Sachsen vor der Teilung durch Preußen (1815) im Vergleich zum heutigen Bundesland.

Das Kurfürstentums Sachsen war im ausgehenden 18. Jahrhundert nach den kaiserlichen Habsburgischen Ländern das zweitbedeutendste Territorium des Heiligen Römischen Reich (lateinisch Sacrum Imperium Romanum, seit dem Ende des 15. Jahrhunderts auch Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (lateinisch Sacrum Imperium Romanum Nationis) Germaniae).

Kursachsen besaß um 1800 eine Fläche von etwa 616,25 Quadratmeilen (etwa 33.892,75 Quadratkilometer) mit etwa 1,992 Millionen Einwohnern (nach anderer Berechnung hatte das Land 1,976 Millionen Einwohner). Mit etwa 59 Einwohnern je Quadratkilometer war Sachsen neben Württemberg das am dichtesten besiedelte Territorium des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Es war fast so dicht besiedelt wie die Vereinigten Niederlande (seit 1648, dem Ende des 30-jährigen Krieges, selbständig). Im Vergleich dazu war Brandenburg-Preußen damals nicht einmal halb so dicht besiedelt. Die zum Heiligen Römischen Reich gehörende Kurmark (Mark Brandenburg) hatte im Jahr 1800 824.806 Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von nur 34 Einwohnern auf den Quadratkilometer.

 
Die mittelalterliche Ständeordnung in der "Pronostacio" des Astrologen Johannes Lichtenberger, 1488.

In Kursachsen lebten damals

  • etwa 16.706 Angehörige des Ersten Standes (geistliche Würdenträgern, niederer Klerus und Kantoren/Lehrer),
  • etwa 7600 Angehörige des Zweiten Standes (Adlige und Staatsbeamte der kursächsischen Verwaltung) und
  • etwa 1.934.703 Angehörige des Dritten Standes (Bürger und Stadtbewohner 592.000, Bauern und Landleute 1.342.703), zusammen 1.959.009 Einwohner.

Auf den Ersten Stand entfielen 0,85 %, auf den Zweiten Stand 0,38 % und auf den Dritten Stand entfielen 98,77 % der Bevölkerung. Die Angaben beziehen sich auf 1805. Nach anderen Quellen lag in dem Jahr die Einwohnerzahl schon bei 2,010 oder sogar schon bei 2,052 Millionen.

Der Hochadel wurde in Kursachsen von den Wettinern gebildet. Der weitere Adel untergliederte sich in Hofadel und Landadel. Es gab etwa etwa 800 schrift- und amtssässige Rittergüter, auf denen insgesamt über 300 sächsische Adelsgeschlechter saßen.

Dresden und Leipzig: Residenz und Messestadt

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Dem Repräsentationsbedürfnis der sächsischen Kurfürsten entsprachen zahlreiche repräsentative Bauten in Dresden vor allem aus dem Augusteischen Zeitalter, von denen leider viel dem preußischen Bombardement bei der Belagerung von Dresden zum Opfer fielen. In dieser Epoche überholte Dresden die alte Messestadt Leipzig an Einwohnern und Gebäuden.

 
Verlauf der Via Regia und der Via Imperii mit Leipzig als Kreuzungspunkt.
 
Leipzig: Marktplatz zur Messezeit, Kupferstich um 1800.

Im 15. Jahrhundert besaß Leipzig etwa doppelt so viele Einwohner wie Dresden (um 1500: 9000 zu 4.500 Einwohner, wobei das damals noch selbständige Altendresden eingerechnet ist).

Nach einer Annäherung um 1600 (20.000 zu 15.000 Einwohnern) verlor Dresden im Dreißigjährigen Krieg wieder soviel Einwohner, daß Leipzig erneut doppelt so groß war (um 1635: 16.000 zu 7.600).

Im Augusteischen Zeitalter explodierte die Bevölkerung der Residenzstadt regelrecht. 1699 war das Verhältnis schon deutlich umgekippt - während in Leipzig noch immer rund 16.000 Einwohner lebten, hatte Dresden schon über 21.000 Einwohner, um 1750 gab es schon über 63.200 Dresdner zu 35.000 Leipzigern.

Durch den Siebenjährigen Krieg ging die Bevölkerungszahl erneut drastisch zurück, Dresden verlor durch das preußische Bombardement während der Belagerung von 1760 rund ein Drittel seiner Gebäude und seiner Bevölkerung (insgesamt wurden über 400 Gebäude zerstört, darunter die Kreuzkirche, die Annenkirche und das Gewandhaus). 1772 gab es in Dresden nur noch 44.760 Einwohner, ein Rückgang von 18.440 gegenüber vor dem Krieg.

Nach dem Hubertusburger Frieden 1763 endete Sachsen Stellung als europäische Macht. Die Wettiner verloren die polnische Krone und konnten sie trotz eines Angebots im Jahr 1791 an Kurfürst Friedrich August III. nicht wieder annehmen. Sachsen spielte im europäischen Maßstab nicht mehr die Rolle wie im Augusteischen Zeitalter.

Im Jahr 1800 war das Vorkriegsniveau in beiden Städten wieder in etwa erreicht: 61.794 Dresdener standen 32.146 Leipzigern gegenüber. Das alte Verhältnis hatte sich genau umgekehrt: nun lebten in der Residenzstadt doppelt so viele Menschen wie in der alten Messestadt.

Kursachsens Wirtschaft um 1800

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Mitteleuropa um 1806 - Kursachsen dunkelblau, Brandenburg-Preußen hellblau.

Einschließlich der Bergwerke war Kursachsen am Endes des 18. Jahrhunderts das am dichtesten mit Manufakturen besetzte Territorium des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Durch diese starke Verbreitung der Manufakturen waren um 1800 bereits Ansätze des Übergangs in das Fabrikzeitalter zu erkennen. Allein von 1763 bis 1800 wurden weitere 148 gegründet (im 16. Jahrhundert entstanden sechs Manufakturen in Sachsen, von 1600 bis 1644 kamen weitere fünf dazu, von 1645 bis 1697 entstanden weitere 17 und von 1698 bis 1756 wurden 36 gegründet). Nach 64 Gründungen in über 250 Jahren folgten 148 in nur 37 Jahren. Diese wirtschaftliche Macht Kursachsens beflügelte natürlich auch die Residenzstadt.

Gefördert wurde diese Entwicklung auch durch das seit 1628 in Sachsen geltende Anerbenrecht (das Bauerngut wurde demnach nur als Ganzes an die nächste Generation vererbt und nicht unter den Nachkommen aufgeteilt). Beim Anwachsen der Bevölkerung wie nach dem Siebenjährigen Krieg wurden viele Menschen in andere als rein bäuerliche Tätigkeiten gezwungen, vor allem immer stärker in die als Verlagsarbeit (Heimarbeit) organisierten Textilproduktion.

Um 1800 beschäftigte die Wollindustrie 25.000 Menschen, die Seidenmanufakturei an 200 Stühlen etwa 350 - allein in der Waffenmanufakturen Suhl arbeiteten 300 Beschäftigte (es gab damals noch drei weitere Waffenmanufakturen in Kursachsen). Dazu gab es 82 Papiermühlen mit 226 Beschäftigten. Die Meißener Porzellanmanufaktur beschäftigte allein rund 700 Menschen.

Im Jahr 1800 exportierte Sachsen Wollwaren für 400.000 Reichstaler, Leinen für 3.500.000 Reichstaler, unverarbeitete Wolle für 300.000 Reichstaler, Metallwaren für 1.500.000 Reichstaler (Silber, Zinn und Bleche), Porzellan für 163.000 Reichstaler. Importiert wurden Baumwolle (300.000 Reichstaler), Seide, Flachs und Hanf, Zucker, Kaffee, Tee, Tabak (308.000 Reichstaler), Kupfer (200.000 Reichstaler), Salz (160.000 Reichstaler), Gewürze und Modewaren. Insgesamt wurden 1768 Waren im Wert von 5.600.000 Reichstalern importiert und Waren im Wert von 6.350.000 Reichstalern exportiert, mit einem Handelsüberschuss von etwa 750.000 Reichstalern.

Der Kurfürst und seine Familie

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  1. "Tabula Compendia. Saxoniae, Thur., Misn. et Lusatiae" aus "Das durch innerliche Kriege bedrängte Teutschland 8" (A.V.//Augsburg// Kilian 1759)