Kurs:Mathematik fuer Anwender/Aussagen und Logik

Aussagen und Logik

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Um Mathematik verstehen und anwenden zu können, ist es nötig, sich mit der Sprache der Mathematik zu beschäftigen. Die Sprache der Mathematik sollte möglichst keine Interpretationsspielräume zulassen, also präzise und eindeutig sein. Grundlage dafür sind erst einmal Aussagen. Dieses Kapitel ist ein absolutes Grundlagenkapitel und soll Grundkenntnisse der Logik vermitteln. Es wird in der Vorlesung nur kurz und in Auszügen besprochen werden, Sie sollten es sich selbständig durchlesen.
Die hier behandelte Logik kommt in den Umweltwissenschaften vor Allem im Bereich der computergestützen statistischen Auswertung oder in der mathematischen Modellbildung komplexer Sachverhalte zum Einsatz.


Definition: Aussage und Wahrheitswert

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  • Eine (mathematische) Aussage ist ein sinnvoller, sprachlicher Satz der entweder wahr oder falsch ist, aber nicht beides.
  • Ist   eine Aussage, so ist der Wahrheitswert von   entweder wahr ( ) oder falsch ( ).

Wir schreiben  , wenn   eine wahre Aussage ist, und  , wenn   eine falsche Aussage ist.

Das ist keine wirklich saubere Definition, da wir nicht definiert haben, was z. B. ein “sinnvoller, sprachlicher Satz” sein soll und wie wir (allgemeingültig) entscheiden können, ob die Aussage wahr oder falsch ist.

Beispiel: Aussage und Wahrheitswert

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  • Daphnia magna (Großer Wasserfloh) ist eine Art aus der Gattung Branchiopoda (Kiemenfußkrebse).

Diese Aussage ist wahr.

  • Alle Insekten sind braun.

Dieser Satz ist eine unwahre / falsche Aussage.

  • Das letzte Wollhaarmammut starb im Jahre 1800 vor Christus aus.

Dieser Satz ist eine Aussage. Wir wissen zwar nicht, ob sie wahr oder falsch ist, aber sie ist genau eines von beiden.

  •  .

Das ist eine wahre Aussage.

Man kann aus Aussagen neue Aussagen bilden, denen dann natürlich auch wieder ein Wahrheitswert zugeordnet werden kann - dazu schauen wir uns einige Konstruktionsmöglichkeiten genauer an:

Definition: Negation, Und, Oder Verknüpfungen

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Es seien   und   Aussagen.

  • Die Negation von   ist eine Aussage, die wahr ist, wenn   falsch ist, und falsch ist, wenn   wahr ist.

Wir schreiben   für die Negation von  .

  •   und  ” ist eine Aussage, die wahr ist, wenn sowohl die Aussage   als auch die Aussage   wahr sind und die ansonsten falsch ist.

Wir schreiben   für “  und  ”.

  •   oder  ” ist eine Aussage, die falsch ist, wenn sowohl die Aussage   als auch die Aussage   falsch sind und ansonsten wahr ist.

Wir schreiben   für “  oder  ”.

Achtung:
Das Zeichen   ist keine algemeine Abkürzung für das Wort “und”, sondern ein Symbol welches ausschließlich Aussagen miteinander verknüpft. Ausdrücke wie “’Heute Mittag habe ich Tiere   Pflanzen bestimmt.”’ gelten nicht als mathematisch sinnvolle Aussagen.

Im Gegensatz zu unserem alltäglichen Sprachgebrauch ist das mathematische Oder   ein einschließendes Oder. Das heißt, dass die Aussage “Ich bestimme heute Tiere oder ich bestimme Pflanzen” auch dann wahr ist, wenn der Sprecher ein Tier und eine Pflanze bestimmt.

Man kann einfache Kombinationen aus Aussagen auch sehr übersichtlich in Wahrheitstabellen darstellen. Wie das genau geht, klären wir nun:

Definition: Wahrheitstabelle

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Es seien   und   Anzahlen und  ,...,  Aussagen. Ferner seien
  Aussagen, die aus  ,...,  zusammengesetzt sind. Genau dann ist

 

eine Wahrheitstabelle oder Wahrheitswertetabelle, wenn im ersten Teil der Tabelle zeilenweise alle möglichen Kombinationen der Wahrheitswerte der Aussagen  ,...  vorkommen (das liefert   viele Kombinationen und damit   viele Zeilen) und die Wahrheitswerte der zugehörigen Aussagen   sich ebenfalls zeilenweise ergeben.

Beispiel: Wahrheitstabelle

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  • Es sei   eine Aussage.  

  • Es seien   und   Aussagen.

     

Definition: Implikation und Äquivalenz

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Es seien   und   Aussagen.

  • Dann ist auch die Implikation “Wenn  , dann  ”, Notation  , eine Aussage, die durch

     

    definiert wird.

    Wir sagen auch “  impliziert  ” oder “Aus   folgt  ” anstatt “Wenn  , dann  ”.

    Dabei nennen wir   die Prämisse der Implikation   und   die Konklusion der Implikation  .

  • Dann ist auch die Äquivalenz “Genau dann  , wenn  ”, Notation   eine Aussage, die durch:

     

    definiert wird.

    Wir sagen auch “  ist äquivalent zu  ” oder “  und   sind gleichwertig” anstatt “Genau dann  , wenn  ”.

Da ein Großteil der mathematischen Aussagen aus Implikationen besteht, ist es besonders wichtig, diese zu verstehen. Aber wie kann es sein, dass die Aussage “Wenn  , dann  ” wahr ist, wenn   eine falsche Aussage ist und   ebenfalls falsch? Mit anderen Worten: Warum impliziert eine falsche Aussage jede beliebige Aussage?

Wir betrachten dazu folgende Beispiele:

Beispiel: Implikation

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Sei in diesem Beispiel  .

  •   ist eine wahre Aussage.
  •   ist keine wahre Aussage, da für   gilt:  , aber gleichzeitig ist  .
  • Folgender (konstruierter) Sachverhalt: Auf einem unüberdachten Fleck Erde wird der Einfluss von Niederschlag auf die Bodenfeuchte untersucht. Wir untersuchen die Aussage: “’Wenn es regnet, ist der Boden nass.”’ Ist   die Aussage “Es regnet.” und   die Aussage “Der Boden ist nass.”, so ist die Aussage   nach der obigen Definition nur dann falsch, wenn   wahr und gleichzeitig   falsch ist. Das deckt sich mit dem gesunden Menschenverstand, denn ist   falsch, es hat also nicht geregnet, so wird nichts darüber gesagt, ob der Boden nass ist (der nasse Boden könnte auch daher herrühren, dass ein Landwirt das untersuchte Stück Boden künstlich bewässert hat. Die Implikation ist nur dann falsch, wenn es geregnet hat und der Boden trotzdem nicht nass ist.

Bemerkung: Wahrheitstabelle

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Wahrheitstabellen eignen sich prima, um die Äquivalenz von (einfach aufgebauten) Aussagen zu beweisen. Man vergleicht einfach die Spalten, die zu zwei Aussagen gehören. Sind die zugehörigen Wahrheitswerte alle identisch, so sind die beiden Aussagen äquivalent. Zum Beispiel in der Tabelle zum zweiten Beispiel in [Tab] können wir ablesen, dass für jede Aussage   die Aussagen   und   äquivalent sind, da sie immer dieselben Wahrheitswerte haben.

Einige Regeln für zusammengesetzte Aussagen sollte man einmal gesehen haben:

Lemma: Rechenregeln verknüpfte Aussagen

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Es seien  ,   und   Aussagen. Dann gelten:

  1. Die Kommutativgesetze für   und  :  
  2. Die Assoziativgesetze für   und  :  
  3. Die Distributivgesetze für   und  :   sowie