Kurs:Meißen im Mittelalter/Die Gründung des Bistums Meißen

Der Magdeburgplan

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Kurs:Meißen im Mittelalter/Die Gründung des Bistums Meißen/Der Magdeburgplan


Gründung

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Auf Vorschlag des Kaisers Otto genehmigte Papst Johannes XIII. auf der Synode zu Ravenna 967 die Errichtung der drei Bistümer Meißen, Merseburg und Zeitz (später Naumburg). Alle drei Bistümer gehörten zum Metropolitanverband des Erzbistums Magdeburg.

Gründungsbischof und Gründungsgeist aus dem Kloster Sankt Emmeram (Regensburg)

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Kurs:Meißen im Mittelalter/Die Gründung des Bistums Meißen/Kloster Sankt Emmeram

Der aus dem Kloster Sankt Emmeram in Regensburg stammende Benediktiner und Burgkaplan Burchard wurde von Erzbischof Adalbert von Magdeburg auf der Burg Meißen zum ersten Bischof von Meißen geweiht. Zur zunächst bescheidenen Kathedrale des Bistums wurde die Kapelle in der Meißener Burg.[1] Schutzpatrone von Kathedrale und Bistum wurden der Evangelist Johannes und Donatus von Arezzo.[1]

Wie die anderen genannten Bistümer war Meißen von den ottonischen Kaisern zur Mission der slawischen Länder zwischen Elbe, Saale und Oder gegründet worden. Gleichzeitig sollte das Bistum der Festigung königlicher Herrschaft in den östlich der Saale neu eroberten Gebieten dienen. So ist es denn kein Zufall gewesen, dass die Burg Meißen, von wo aus die königlichen Markgrafen regierten, auch Bischofssitz wurde. Der Wechsel von Kooperation und Konkurrenz zwischen den Markgrafen und den Bischöfen hat die Geschichte des Bistums Meißen ganz entscheidend geprägt.

Die oft rezipierte Ansicht, daß das Kloster Emmeram "Immunität, die Befreiung von der bischöflichen Gewalt und die freie Abtswahl unter Verpflichtung zu einem seit Kaiser Karl dem Großen üblichen Jahreszins nach Rom" besessen hätte (und darüber hinaus auch noch "alle Würden der vornehmsten Benediktinerabteien in Deutschland") beruht auf einer Fälschung von 1295 auf das Jahr 903 und Ludwig das Kind und ist auf die Situation von 968 in keinster Weise anwendbar. Für diesen Betrug wurde eine Original-Urkunde Ludwig des Kindes "rasiert" (abgeschabt) und neu beschrieben.

  • Zollfreiheit?


Burchard

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Burchard

Bischof von Meißen

  • k.A. k.A.

† [25.09.969] k.A.

GND: 139679405

Die zeitgenössischen Aussagen über den ersten Bischof von Meißen sind dürftig. Lediglich sein Name und die Umstände der Meißner Bistumsgründung erlauben eine Annäherung an die Persönlichkeit des Geistlichen.

Der Name B. weist in ein Verwandtschaftskonglomerat der frühen Wettiner, Ekkehardinger, Liudolfinger, Gosecker Grafen und der sog. Burchardinger, also sächsisch-thüringischer Adelssippen, die im Umfeld von Meißen, Merseburg und Naumburg-Zeitz über Herrschaftsrechte verfügten. Im Zusammenhang mit dem reichspolitisch wichtigen Ereignis einer Bistumsgründung dürfte es nicht unerheblich sein, dass die genannten Adelssippen zur Reichsaristokratie zu zählen sind und somit über ein weit gefächertes Beziehungsgeflecht im gesamten ottonischen Reich verfügten.

Weiterhin wichtig für die Zuordnung B.s war das Procedere der Bischofsauswahl in jener Zeit. Eine entscheidende Rolle spielte hierbei sicherlich der König, der sich oft vorrangig für einen Vertrauten aus seiner „Hofhaltung“, besonders seiner Kapelle, einsetzte. So wurde B. von einem Teil der Forschung als Mitglied der ottonischen Hofkapelle angesehen, ohne dass man diese Annahme durch Quellen belegen kann. Daneben waren aber auch die Interessen der lokalen Geistlichkeit und Adelskräfte zu berücksichtigen.

Das von Heinrich I. nach 929 zur „Burgstadt” ausgebaute Meißen rückte bei den Verhandlungen auf einer Synode in Ravenna 967 über die Gründung des Erzbistums Magdeburg erstmals ins Blickfeld.

Aus dem Schreiben Ottos I. an die sächsischen Herrschaftsträger, welches der erste Magdeburger Erzbischof Adalbert 968 mit sich führte, geht hervor, dass der König bei der Besetzung des Merseburger Bischofstuhls seinen Einfluss geltend gemacht hatte.

Meißen und Zeitz waren nun vielleicht von Adalbert selbst, den ins Reich mitgereisten päpstlichen Legaten und den sächsischen Großen zu besetzen. Da die Wahl auf B. fiel, wird er das Vertrauen dieser Kräfte genossen haben.

Zudem war er der besonderen Obhut des Meißner Markgrafen anvertraut, der auch für den Schutz und die Einkünfte der zukünftigen Bistumsgeistlichkeit aus dem königlichen Fiskus zu sorgen hatte, damit der neue Bischof sein Amt nicht wie „pauperes et villanis“ ausüben müsse.

Während der Weihnachtstage des Jahres 968 wurde B. durch den neuen Erzbischof und wohl auch durch die päpstlichen Legaten geweiht und in sein Amt eingeführt. Er dürfte damit die Anforderungen für dieses Amt erfüllt haben. Slawische Sprachkenntnisse, Missionserfahrung und Ortskenntnisse kann man voraussetzen.

Möglicherweise ähnelte die geistliche Karriere B.s der seines vorgesetzten Erzbischofs in Magdeburg: Mönch im Westen des Reiches, Urkundenschreiber, Mitglied der Hofkapelle, Missionar im Osten, Abt eines Klosters und enger Vertrauter hochrangiger und einflussreicher Würdenträger des Reichs.

Bemerkenswert ist ein weiteres Detail: Neben Johannes wurde die Meißner Kathedralkirche auch dem heiligen Donatus von Arezzo geweiht. Die Meißner Markgrafen waren im 10. Jahrhundert relativ häufig im Gefolge der ottonischen Könige in Italien präsent, sodass durch sie der Heilige für Meißen „entdeckt“ wurde. Denkbar wäre aber auch, dass B. eine besondere Affinität zu diesem Heiligen besaß, ihn im Rahmen seiner geistlichen Laufbahn in Italien kennen lernte und zum Schutzheiligen für das neue Bistum erkor. –

B. stand außerdem vor der Aufgabe, den Bischofssitz repräsentativer auszubauen und die finanziellen Einnahmen für den Bistumsklerus zu verbessern. Dass diese Aufgaben schwierig waren, zeigt die urkundliche Überlieferung (Fälschungen) zum Bistum Meißen.

Meißen war jedoch zu dieser Zeit kein unbedeutender Ort. Bereits im 10. Jahrhundert wurde hier Zoll erhoben, was auf einen wichtigen Handelsplatz mit Flusshafen („portus“ kann allerdings auch mit Fähre übersetzt werden) hindeutet.

Der Bistumssitz lag außerdem im politisch-militärischen Vorfeld der im Entstehen begriffenen Königreiche Böhmen und Polen.

Bedeutsam ist zudem ein weiterer Hinweis auf das zukunftsträchtige Bistum Meißen. Der Nachfolger B.s, Volkold, war vor seinem Amtsantritt Erzieher Kaiser Ottos II. und des späteren Erzbischofs von Mainz, Willigis. Volkold genoss eine herausragende Vertrauensstellung beim König, die wohl auch angemessen – mit dem Bischofsamt in Meißen – entlohnt wurde.

B. hat sein Amt wahrscheinlich kaum ein Jahr ausgeübt. Der Eintrag im Merseburger Totenbuch zum 25.9. („Burhardus episcopus obiit“) wird auf B. bezogen. Sein Nachfolger ist 970/971 urkundlich nachgewiesen.

Das geringe Wissen über den ersten Bischof führte durch die Geschichtsschreibung des 15. bis 19. Jahrhunderts zu zahlreichen Legendenbildungen. Gestützt auf einen verlorenen Bischofskatalog des 15. Jahrhunderts wurde behauptet, dass B. am 14.6.972 auf einer Reise vom Pferd stürzte und sich den Hals brach.

Die Begräbnisstätte B.s ist unbekannt.


Quellen

  • Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 1: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hrsg. von E. G. Gersdorf, Leipzig 1864;
  • Das Merseburger Todtenbuch, hrsg. von E. Dümmler, in: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 11/1867, S. 242;
  • Monumenta Germaniae Historica, Diplomata, Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I., hrsg. von T. Sickel, Hannover 1879-1884;
  • Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden Otto des II. und Otto des III., hrsg. von T. Sickel, Hannover 1888-1893;
  • Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung, hrsg. von R. Holzmann, Berlin 1935 (ND München 1996);
  • Monumenta Germaniae Historica, Libri memoriales et necrologia, Nova Series, II, Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, hrsg. von G. Althoff/J. Wollasch, Hannover 1983.

Literatur

  • E. Machatschek, Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meißen in chronologischer Reihenfolge, Dresden 1884;
  • H. Helbig, Untersuchungen über die Kirchenpatrozinien in Sachsen auf siedlungsgeschichtlicher Grundlage, Berlin 1940, S. 348-352;
  • A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 3, Berlin/Leipzig 1952, S. 130, 140f. u.ö.;
  • W. Coblenz, Zur Frühgeschichte der Meißener Burg, Meißen 1961;
  • W. Rittenbach/S. Seifert, Geschichte der Bischöfe von Meissen 968-1581, Leipzig 1965, S. 3-20;
  • J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der deutschen Könige, Bd. 2, Stuttgart 1966, S. 44, 51-55 u.ö.;
  • W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1, Köln/Wien 21983, S. 55f.;
  • J. Huth, Anfänge der christlichen Mission im Gebiet des Bistums Meißen, in: Herbergen der Christenheit 1989/90, Berlin 1990, S. 47-62;
  • K. Blaschke, Meißen, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. VI, München/Zürich 1993, Sp. 476-479;
  • R. Spehr, Christianisierung und früheste Kirchenorganisation in der Mark Meißen, in: J. Oexle, Frühe Kirchen in Sachsen, Stuttgart 1994, S. 8-63;
  • W. Huschner, Transalpine Kommunikation im Mittelalter, 3 Bde., Hannover 2003.

Peter Neumeister

18.11.2004

Peter Neumeister, Artikel: Burchard,

in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,

https://saebi.isgv.de/biografie/894 [Zugriff 22.10.2024].

Art. Burchard, Bischof v. Meißen († 970)

Sauser, Ekkart. (1999) - In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon Tl. 16 S. Sp. 251-252

http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/suche.php?tags=139679405

  1. a b Jens Bulisch: Das Bistum Meißen in der Reformationszeit. St. Benno Verlag, Leipzig 2016, ISBN 978-3-7462-4757-1, S. 16 (hugendubel.de [PDF]).