Kurs:Meißen im Mittelalter/Die Gründung des Bistums Meißen/Der Magdeburgplan/929

Heute vor 1095 Jahren ...

stellte Heinrich I. für seine Frau Mathilde eine Urkunde aus, in welcher er ihr unter anderem Quedlinburg als Wittum vermachte. Ist das etwas besonderes? Ja, denn in dieser Urkunde verbirgt sich ein wichtiges Detail: Die Orte vermachte Heinrich, der Vater Ottos des Großen, mit der "Zustimmung und dem Einverständnis unseres Sohnes Otto [...]". Nicht nur, dass der Vater hier bereits die Zustimmung seines Sohnes einholte, nein Otto wird zudem als einziger der Söhne genannt!

👨‍👦 In dieser Urkunde vom 16. September 929 sieht die Forschung die sogenannte "Hausordnung" - Heinrich benannte bereits zu Lebzeiten Otto als seinen einzigen Erben. Das Reich würde somit nicht geteilt werden und Heinrichs andere Söhne, Thankmar und Heinrich (der Zänker) würden leer ausgehen.


Nicht nur innenpolitisch haben die Ottonen ihre Spuren hinterlassen. Auch außenpolitisch haben sie eine aktive Rolle in Europa eingenommen: 🗺️ Zum einen gehörten dazu umfangreiche Bemühungen, das zerstrittene Reich in sich zu einen: Heinrich I., der Vater Ottos des Großen tat dies mit geschickten Feldzügen und strategischen Hochzeiten. 👰🤵⚔️

Zum anderen regelte Heinrich I. mit seiner neuen „Hausordnung“ die Erbfolge neu und ermöglichte so seinem Sohn Otto später die legitime Nachfolge als König. Neben der Erbfolge meißelte er mit der Hausordnung auch die „Unteilbarkeit des Reiches“ in Stein.📜

Nach dem Tod seines Vaters führte Otto I. diese Politik der durchdachten Feldzüge und Hochzeiten fort. Außerdem besetzte er wichtige Ämter im Land mit ihm loyalen Personen aus seinem engsten Kreis, um sich die Treue zu sichern. Dank dieser Bemühungen einte Otto schließlich nicht nur das Heilige Römische Reich deutscher Nationen in sich, sondern dehnte die Grenzen sogar bis nach Italien aus. Dort wurde er schließlich vom Papst zum deutsch-römischer Kaiser ernannt.

Am Ende war er so mächtig, dass ihm formal sogar der Papst und die katholische Kirche unterstanden.


Nicht nur die Kirche und der König profitierten von den vielen neuen Bischöfs- und Herzogtümern, die während der Ottonen-Zeit gegründet und ausgebaut wurden: 📈

Besuchte ein Herrscher der Ottonen regelmäßig einen Ort auf seinen Reisen, bedeutete dies auch eine Zunahme an Prestige für den Ort selbst: Gefiel es dem Herrscher hier, konnte er zum Beispiel die örtliche Pfalz und damit auch die lokale Infrastruktur ausbauen lassen. Außerdem gab es einen Zuwachs an Personal, Handwerkern und auch Händlern, die den König oder Kaiser bei seinen Besuchen versorgen mussten. 🫅

Der Herrscher konnte wiederum in der ausgebauten Pfalz wichtige Feste, Hoftage oder sogar Reichsversammlungen abhalten, klärte Rechtsstreitigkeiten und urteilte auch über das Schicksal „aufsässiger“ Untergebener. Außerdem konnte er Privilegien an Orte verteilen, wie das Münz- oder das Marktrecht. Dies erlaubte es dem Ort, regelmäßig Märkte abzuhalten und in einer eigenen Münzstätte Münzen prägen. 🪙

Zuletzt konnte der Herrscher auch den Bau von Kirchen beauftragen und somit das Abhalten von Gottesdiensten möglich machen. Ernannte er eine Kirche zum Reichsstift verlieh er ihr Immunität, die sie von Steuerabgaben und weltlichem Einfluss von außen befreite. Allerdings unterstellte er sie damit auch seiner unmittelbaren Herrschaft. ⛪

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