Kurs:Numerik I/Fixpunktiteration

Einleitung Bearbeiten

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Einführung - mehrdimensionale Fixpunktiteration Bearbeiten

Zunächst wird die Fixpunktiteration auf Funktionen   mit   verallgemeinern, die bereits für  ,   und hinreichend glattes   diskutiert wurde.

Fixpunktiteration Bearbeiten

Für die Bestimmung eines Fixpunktes von  , d. h. eines Punktes   mit  , betrachten wir also die Iterationsvorschrift

 

mit einem gegebenen Startwert  .

Bemerkung 1 - Fixpunktiteration Bearbeiten

Im Folgenden werden die Abkürzung (FPI) für Fixpunktiteration   verwenden.

Vollständigkeit des Grundraumes Bearbeiten

Man zeigt in dem Beweis wieder, dass die Fixpunktiteration eine Cauchyfolge liefert. Die Vollständigkeit liefert dann, dass auch ein Grenzwert der Cauchyfolge in   existiert, d


Bemerkung 2 - Bezug zu Nullstellenverfahren Bearbeiten

Für eine Selbstabbildung   mit  

Bemerkung 3 - Stetigkeit Bearbeiten

Die Lipschitz-Stetigkeit ist eine besondere Form der Stetigkeit, die im eindimensionalen Fall ein Beschränktheit der Sekantensteigungen liefert. Ist   differenzierbar, so ist im eindimensionalen Fall die Ableitung  . Für den mehrdimensionalen Fall wird nun die Lipschitz-Stetigkeit definiert.

Definition - Lipschitz-stetig Bearbeiten

Sei   und   eine Norm auf dem  

  • (Lipschitz-stetig) Eine Abbildung   heißt Lipschitz-stetig auf   mit (Lipschitz-)Konstante  , wenn gilt:  
  • (Kontraktion) Eine Lipschitz-stetige Abbildung   mit Konstante   heißt eine Kontraktion auf  , wenn   ist.

Zusammenhang - partielle Ableitungen und Lipschitz-Stetigkeit Bearbeiten

Sei nun speziell   für  , wobei wir damit eine Funktion   mit

 

und stetigen partiellen Ableitungen     für alle   meinen.

Bestimmung der Lipschitz-Konstante Bearbeiten

Für ein solches   kann man in der Praxis häufig eine Konstante   aus der Definition kann mittels der partiellen Ableitungen von den Komponentenfunktionen   bzw. der Jacobi-Matrix von   bestimmt werden.

Jacobi-Matrix Bearbeiten

Die Jacobi-Matrix ist mit   wie folgt definiert.

 

gegeben ist.

Bemerkung - Lipschitz-Stetigkeit im eindimensionalen Fall Bearbeiten

Im eindimensionalen reellwertigen Fall bedeutet Lipschitz-Stetigkeit für differenzierbare Funktionen  , dass die Ableitungen   betragsmäßig durch   für alle   beschränkt sind, d.h.:

 

Für die Lipschitz-Stetigkeit ist natürlich die Differnzierbarkeit keine Voraussetzung.


Definition - konvexe Menge Bearbeiten

Eine Menge   heißt konvex, falls für je zwei Elemente   auch alle Konvexkombinationen von   und   zu   gehört, d. h. falls

 

Bemerkung - Mittelwertsatz der Differentialrechnung Bearbeiten

Damit lässt sich bekanntlich das folgende Lemma aus dem Mittelwertsatz der Differentialrechnung ableiten (siehe auch Konvexkombination).

Lemma - Jacobi-Matrix - Lipschitz-Stetigkeit Bearbeiten

Es sei   für eine offene, konvexe Menge   und für eine Konstante   gelte

 

Dann folgt die Abschätzung

 

Bemerkung Bearbeiten

Zum oben angegebenen Zusammenhang zwischen Jacobi-Matrix und Lipschitz-Stetigkeit geben wir zunächst zwei Beispiele im eindimensionalen Fall an.

Beispiel 1 - eindimensionaler Definitionsbereich Bearbeiten

Die Funktion   ist auf   eine Kontraktion, denn es ist

 

und mit  

 

Beispiel 2 - eindimensionaler Definitionsbereich Bearbeiten

Die Funktion   ist auf   mit   nicht Lipschitz-stetig, denn für   hat man

 

und  .

Beispiel - Aufgabe 3 - mehrdimensionaler Definitionsbereich Bearbeiten

Der Definitionsbereich   und der Funktion   mit

 

Bestimmen Sie die Lipschitz-Konstante  . Überprüfen Sie, ob die Abbildung   eine Kontraktion mit   ist?

Bemerkung - Banachsche Fixpunktsatz Bearbeiten

Der folgende sog. Banachsche Fixpunktsatz gibt an, dass die Fixpunktiteration (FPI) konvergiert, und zwar für allgemeines   und ohne Differenzierbarkeitsforderungen an  , wobei als Startvektor alle Elemente   des Definitionsbereiches   von   zugelassen sind.

Bemerkung - Eindeutigkeit des Fixpunkt Bearbeiten

Überdies liefert die Kontraktionseigenschaft unter den genannten Voraussetzungen die Existenz eines eindeutigen Fixpunktes. Die geforderte Kontraktionseigenschaft für die Iterationsfunktion   ist allerdings eine relativ starke Voraussetzung.

Satz - Banachscher Fixpunktsatz Bearbeiten

Sei   abgeschlossen und die Abbildung   bezüglich der Vektornorm   eine Kontraktion mit Konstante  . Dann gilt:

  • (BF1)   besitzt genau einen Fixpunkt  .
  • (BF2) Für jeden Startpunkt   liefert die Fixpunktiteration   eine Folge   in  , welche gegen   konvergiert und
  • (BF3)   für  

Beweis - Banachscher Fixpunktsatz Bearbeiten

Zunächst wird die Eindeutigkeit des Fixpunktes durch Widerspruch und Anwendung der Kontraktionseigenschaft gezeigt.

Beweis (BF1) Eindeutigkeit Fixpunkt Bearbeiten

Annahme: Es existieren zwei Fixpunkte   Fixpunkte von  , so gilt

 

Beweisschritt (BF1.1) Eindeutigkeit Fixpunkt Bearbeiten

Weil   nach Annahme gilt, erhält man  . Man erhält durch Division der obigen Gleichung durch   einen Widerspruch mit  , da nach Voraussetzung   ein Kontraktion mit   ist.

Beweisschritt (BF1.2) Eindeutigkeit Fixpunkt Bearbeiten

Also erhält man, dass   gilt und   höchstens einen Fixpunkt besitzt.

Beweis (BF2) Konvergenz für beliebige Startpunkte Bearbeiten

Sei nun der Startvektor   beliebig gewählt und   bezeichne die damit durch die Fixpunktiteration (FPI) erzeugte Folge.

Beweis (BF2.1) Konvergenz für beliebige Startpunkte Bearbeiten

Für   ist nach (FPI) und   offenbar auch   in  , so dass   für   und der Lipschitz-Stetigkeit wie folgt abgeschätzt werden kann.

Beweis (BF2.2) Konvergenz für beliebige Startpunkte Bearbeiten

Man erhält somit für   und   folgende Abschätzung:

 

Beweis (BF2.3) Konvergenz für beliebige Startpunkte Bearbeiten

Wiederholt man diese Abschätzung mit   ergibt sich: : .

Beweis (BF2.4) Konvergenz für beliebige Startpunkte Bearbeiten

Durch rekursive Anwendung bis zu den Folgengliedern   erhält man

 .

Damit kann man nun den Abstand zweier aufeinanderfolgender Folgenglieder   gegen eine Potenz der Lipschitz-Konstante und dem Abstand der ersten beiden Folgenglieder abschätzen.

Beweis (BF2.5) Geometrische Reihe Bearbeiten

Zur Vorbereitung der Cauchy-Folgeneigenschaft wird nun der Abstand von beliebigen Folgengliedern   mit   nach oben abgeschätzt. Da Potenzen der Form   nutzt man den Grenzwert der geometrischen Reihe für diese Zweck mit:

 

Beweis (BF2.6) Dreiecksungleichung und telekopierende Summe Bearbeiten

Man ergänzt Nullvektoren   und erzeugt damit eine teleskopierende Summe von Differenzen und schätzt diese mit Dreieckungleichung nach oben ab. Dies erfolgt, um die Abschätzung (BF2.4) für den Abstand von zwei aufeinander folgenden Folgenglieder   nach oben abschätzen zu können.

Beweis (BF2.7) Dreiecksungleichung und telekopierende Summe Bearbeiten

Die vorhergehenden Überlegungen liefern die folgenden Abschätzungen für  :

 

Beweis (BF2.8) Abschätzung von aufeinander folgenden Folgengliedern Bearbeiten

Mit (BF2.4) kann man nun zwei aufeinander folgende Folgenglieder gegen den Abstand von den ersten beiden Folgengliedern abschätzen und man erhält mit (BF2.7) für  :

 

Beweis (BF2.9) Abschätzung für Cauchy-Folge Bearbeiten

Also gilt für alle  

 

Demnach ist die Folge   eine Cauchy-Folge.

Beweis (BF2.10) Begründung Cauchy-Folge Bearbeiten

Da   mit   eine Nullfolge ist wählt man für ein beliebiges   das   so, dass folgende Ungleichung gilt:

 

Beweis (BF2.11) Begründung Cauchy-Folge Bearbeiten

Dies liefert für alle   mit   die Eigenschaft:

 

Beweis (BF2.12) Vollständigkeit und Cauchy-Folge Bearbeiten

Da der Vektorraum   vollständig ist und   eine abgeschlossene Teilmenge von   ist, existiert ein Grenzwert   und dieser liegt mit der Abgeschlossenheit von   auch in  . Liegt der Grenz

Beweis (BF3) - Konvergenz Bearbeiten

Mit der Abschätzung (BF2.9) erhält man für alle  

 

Damit gilt die Aussage für alle   un die Ungleichung " " bleibt erhalten beim Grenzübergang „ “.

Beweis (BF3.1) - Konvergenz Bearbeiten

Mit der Abschätzung (BF2.9) erhält man für alle  

 


Bemerkung (BF3.2) Bearbeiten

Wenn nun einer solcher Grenzwert   und eindeutig ist für eine Kontraktion   ist und nach Voraussetzung (Lipschitz-)stetig ist, kommte man die Abschätzung in (BF3) mit (BF3.1) für die Fixpunktiteration auch auf den Grenzwert   der Fixpunktinteration übertragen. Der Grenzübergang „ “ in (BF3.1) liefert schließlich die Abschätzung (BF3).

q.e.d.

Konvergenzgeschwindigkeit Bearbeiten

Man beachte, dass man unter den Voraussetzungen des Banachschen Fixpunktsatzes mindestens lineare Konvergenz für die Fixpunktiteration hat, denn dann gilt

 

wobei   ist.

Konvergenzgeschwindigkeit Bearbeiten

Der Ausdruck

 

in (BF2) kann, nachdem   berechnet wurde, für jedes   vor Beginn der Iteration bestimmt werden.

a-priori-Fehlerabschätzung Bearbeiten

Er ermöglicht eine a priori Fehlerabschätzung für den Approximationsfehler  . Weiter hat man wegen   für eine Abbruchschranke  

 

mit

 

so dass mit (5.21) folgt:

 

Praktisch ist also spätestens in Schritt   mit

(5.22)  

die Fehlerabschätzung   erfüllt, wobei   die kleinste ganze Zahl   bezeichnet.

Der mittlere Ausdruck in (5.20) kann im  -ten Iterationsschritt bestimmt werden und erlaubt eine a posteriori Fehlerabschätzung für den Approximationsfehler  . Praktisch wird für eine gegebene Schranke   in Schritt   abgebrochen, wenn erstmalig

 

erfüllt ist. In diesem Fall genügt   der Fehlerabschätzung  .

Wir geben dazu ein Beispiel.

Beispiel 5.16 Bearbeiten

Es sei

 

Dann hat man

  für  

Diese Nullstelle   soll nun approximativ berechnet werden. Mit

 

gilt offenbar

 

so dass wir dazu die Fixpunktiteration   mit der Iterationsfunktion   anwenden wollen.

Dafür müssen wir zunächst die Voraussetzungen von Satz 5.15 überprüfen. Auf dem Intervall   ist   monoton fallend und somit

 

sowie

 

Also ist   eine Kontraktion. Die folgende Tabelle liefert für den Startwert   ausgewählte Iterierte des Verfahrens:

 

Die Situation soll nun für   genauer betrachtet werden. Die Fehlerabschätzung (5.20) liefert in diesem Fall

 
 

Der tatsächliche Fehler

 

wird also durch die a posteriori Abschätzung um etwa den Faktor 4 und durch die a priori Abschätzung um etwa den Faktor 9 überschätzt.

Praktisches Vorgehen Bearbeiten

Das praktische Vorgehen soll nun für die spezielle Fehlerschranke   illustriert werden. Der (üblicherweise unbekannte) Approximationsfehler unterschreitet diese Schranke bereits für  , denn man hat  . Die a posteriori Abschätzung liefert dagegen für  

 

also   als Stoppzahl, während die a priori Abschätzung in (5.22) mit

 

die Vorhersage   macht.

Siehe auch Bearbeiten


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