Kurs:Statistik für Anwender/Binomialverteilte Zufallsvariable

Binomialverteilte ZV Bearbeiten

Wahrscheinlichkeitsrechnung Bearbeiten

Zufallsexperiment Bearbeiten

Wir betrachten ein (wiederholbares) ZE, das  -mal durchgeführt wird. Bei jeder Durchführung wird beobachtet, ob ein bestimmtes (vorher festgelegtes) Ereignis eintritt oder nicht. Abkürzend sagt man:

 

 

Wichtig ist dabei, dass die einzelnen Durchführungen
  • unabhängig voneinander sind
  • unter gleichen Bedingungen stattfinden

Zufallsvariable T Bearbeiten

Man fasst den gesamten Vorgang nun als ein ZE auf. Die ZV  , die die Anzahl der Treffer beschreibt, nennt man dann binomialverteilt mit Versuchszahl   und Trefferwahrscheinlichkeit   und es gilt:

 

Begründung Bearbeiten

Dies lässt sich wie folgt begründen:
Für eine bestimmte Abfolge von   Treffern und   Nicht-Treffern ist die Wahrscheinlichkeit (entsprechend einem Pfad in einem Baumdiagramm) das Produkt aus  -Faktoren, von denen   Faktoren   sind und   Faktoren  . Sie hat also den Wert  .
Es gibt jedoch mehrere Pfade, in denen genau   Treffer vorkommen. Da diese Treffer an   von   Stellen vorkommen können, sind es insgesamt   Möglichkeiten.


Beispiel 1 Bearbeiten

Für   und   ist

 

Beispiel 2.1 Bearbeiten

Für   und   ist beispielsweise:

 

Wahrscheinlichkeiten Bearbeiten

  •  
  •  
  •  

Beispiel 3 Bearbeiten

Für   und   ist beispielsweise:

 

Beispiel 4 Bearbeiten

Für   und   ist beispielsweise:

 

Beispiel 5 Bearbeiten

Hier einige weitere Beispiele:

 

Beispiel 6 Bearbeiten

Interaktive App zur Binomialverteilung:

Link und Download

In R Bearbeiten

 

Aufgabe 1 Bearbeiten

Berechnen Sie für eine binomialverteilte ZV   mit den jeweils angegebenen Werten für   und   die angegebenen Wahrscheinlichkeiten:

  • Für   und  :   für alle  
  • Für   und  :  
  • Für   und  :  

Beispiele für Binomialverteilung 1 Bearbeiten

  • (Ziehen mit Zurücklegen) Aus einer Lostrommel, die   Kugeln enthält, von denen   rot sind, werden nacheinander mit Zurücklegen   Kugeln gezogen. Die ZV für die Anzahl roten Kugeln unter den Gezogenen ist binomialverteilt mit Versuchszahl   und Trefferwahrscheinlichkeit  .
  • Wenn man  -mal würfelt, ist die ZV für die Zahl der gewürfelten  -en binomialverteilt mit Versuchszahl   und Trefferwahrscheinlichkeit  .

Beispiele für Binomialverteilung 2 Bearbeiten

  • Wenn ein Medikament, das mit einer Wahrscheinlichkeit von   eine bestimmte Nebenwirkung verursacht, von   Patienten eingenommen wird, ist die ZV für die Zahl der Patienten, bei denen die Nebenwirkung auftritt, binomialverteilt mit Versuchszahl   und Trefferwahrscheinlichkeit  .

Beispiele für Binomialverteilung 3 Bearbeiten

  • Wenn ein Basketballspieler   Freiwürfe macht, ist die ZV für die Zahl seiner Treffer nur unter folgenden Annahmen binomialverteilt:
    • Es gibt eine Trefferwahrscheinlichkeit  , die immer gleich groß ist.
    • Treffer bzw. Nicht-Treffer bei bestimmten Würfen beeinflussen nicht die Trefferwahrscheinlichkeit für die anderen Würfe.

Beispiele für Binomialverteilung 4 Bearbeiten

  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Mädchengeburt betrage  . Unter   Neugeborenen ist dann die ZV für die Zahl der Mädchen binomialverteilt mit Versuchszahl   und Trefferwahrscheinlichkeit  .

Beispiel Aufgaben 1 Bearbeiten

  • Bei einem Multiple-Choice Test gibt es bei jeder der 20 Fragen 4 Antwortmöglichkeiten, von denen genau eine Antwort richtig ist. Ein unvorbereiteter Teilnehmer kreuzt willkürlich jeweils eine Antwort an. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er
     

     

    richtig beantwortet?
  • Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit beim 10-maligen Werfen von 2 Würfeln
     
    die Augensumme   zu erzielen?

Beispiel Aufgaben 2 Bearbeiten

  • Auf dem Weg zur Arbeit ist eine Ampel jeden Tag mit der Wahrscheinlichkeit   rot. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass die Ampel an genau   von 7 Tagen Rot ist  .
  • Ein Bäcker knetet in einen Teig für 100 Rosinenbrötchen 200 Rosinen gut unter. Dann wird der Teig in 100 gleiche Teile geschnitten. Mit welcher Wahrscheinlichkeit enthält ein rein zufällig ausgewähltes Brötchen dieser Charge
     

    Rosinen?
    Zusatzfrage: Wie viele Rosinen muss der Bäcker in den Teig für 100 Rosinenbrötchen kneten, damit ein auf gut Glück ausgewähltes Brötchen mit einer Mindestwahrscheinlichkeit von   mindestens eine Rosine enthält?

Erwartungswert und Varianz einer binomialverteilten ZV Bearbeiten

Für eine binomialverteilte ZV   mit Versuchszahl   und Trefferwahrsch.   gilt:

 

EW und Varianz der relativen Häufigkeit Bearbeiten

Ist   eine binomialverteilte ZV mit Versuchszahl   und Trefferwahrscheinlichkeit  , so beschreibt die ZV   die relative Häufigkeit des Ereignisses "Treffer" in der Versuchsserie.

Es gilt:  

Beispiel 1 Bearbeiten

Für   und   haben wir oben bereits die Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmt. Daraus ergibt sich:

 

Tatsächlich ist   und  .

Beispiel 2.1 Bearbeiten

Für   und   berechnen wir zunächst   für alle möglichen Werte  :

 

Beispiel 2.2 Bearbeiten

Daraus ergibt sich:

 

Tatsächlich ist   und  .

Aufgabe 1 Bearbeiten

Sie werfen eine Münze 20 mal. Bestimmen Sie die folgenden Wahrscheinlichkeiten (Kopf ist "Treffer"):

  •  
  •  
  •  
  •  
  •  

Aufgabe 2 Bearbeiten

Bei dem Spiel Kniffel würfeln Sie mit fünf Würfeln (normalerweise bis zu dreimal, dies soll der Einfachheit wegen vernachlässigt werden). Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit,

  1. ein Kniffel (fünf Gleiche) zu würfeln.
  2. einen Vierer-Pasch (mindestens zwei Vierer) zu werfen.

Bestimmen Sie auch Erwartungswert und Varianz für das Werfen einer bestimmten Zahl.


Schätzungen für p Bearbeiten

Problemstellung Bearbeiten

Bisher können wir die Wahrscheinlichkeit dafür berechnen, dass die Trefferzahl in einem bestimmten Bereich liegt, wenn wir die Trefferwahrscheinlichkeit   kennen. In der Praxis ist man häufig aber mit folgender Situation konfrontiert:

 
 

Unterscheidung Bearbeiten

Genauer kann man unterscheiden:

  • Die Versuchszahl   steht fest und ist bekannt. (In vielen Fällen kann man   sogar selbst festlegen.)
  • Die Trefferwahrscheinlichkeit   liegt fest, ist aber nicht bekannt.
  • Die Trefferzahl ist zufällig.

Situation vor und nach der Datenerhebung Bearbeiten

Sie wird vor Erhebung der Daten durch die ZV   beschrieben. Nach der Datenerhebung liegt dann eine Realisierung   der ZV   vor.

Schätzungen für   können nur auf der konkreten Realisierung (Trefferzahl)   basieren. Da der Schätzung also die zufällige Trefferzahl   zugrunde liegt, ist folglich auch die Schätzung vom Zufall abhängig.

 

Punktschätzung für p Bearbeiten

Sei   eine binomialverteilte ZV mit (bekannter) Versuchszahl   und (unbekannter) Trefferwahrscheinlichkeit  .

Eine Punktschätzfunktion für   ist eine Abbildung:

 
Punktschätzfunktion vor und nach Datenerhebung Bearbeiten

Eine solche Punktschätzfunktion kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden:

  • Vor der Durchführung des ZE ist die Trefferzahl   eine ZV. Da die Trefferzahl in die Schätzfunktion eingesetzt werden soll, kann man so auch die Schätzung selbst als ZV   interpretieren.
  • Nach dem Feststellen einer konkreten Trefferzahl   kann man diese einfach in die Schätzfunktion einsetzen und erhält so in der Praxis eine konkrete Schätzung   für  .

Beispiel 1.1 Bearbeiten

(Relative Häufigkeit ist Punktschätzfunktion für  ) Die Abbildung:

 

ist eine Punktschätzfunktion für  .
Es stellt sich nun die Frage nach einer sinnvollen Punktschätzfunktion für   (es liegt nahe, die relative Häufigkeit   aus Beispiel Beispiel 1.1 zu betrachten) bzw. allgemeiner was überhaupt sinnvolle  Eigenschaften für eine solche Schätzfunktion sind. Um dies zu beurteilen, sollte man den Standpunkt vor der Datenerhebung einnehmen.
Relative Häufigkeit als Zufallsvariable Bearbeiten

Die relative Häufigkeit ist erwartungstreu, effizient und konsistent:
Fasst man die relative Häufigkeit als Zufallsvariable auf, so gilt:

  1.   ist erwartungstreu für  , das heißt es gilt:   für alle  
    Dabei ist   der (von   abhängige) EW von  .
  2. Es gilt:   für alle  
    Dabei ist   die (von   abhängige) Varianz von  .
  3.   ist konsistent, das heißt für alle   und alle   gilt:  

Dabei bedeutet   das die Wahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von   berechnet wurde.

Das Maximum-Likelihood-Prinzip Bearbeiten

Neben den schon genannten Qualitätskriterien für Punktschätzfunktionen (Erwartungstreue, Effizienz und Konsistenz) gibt es noch einen anderen Zugang, die sogenannte Maximum-Likelihood-Methode. Dabei wird für den unbekannten Parameter (hier die Trefferwahrscheinlichkeit  ) der Wert geschätzt, für den die beobachteten Daten (hier die Trefferzahl  ) möglichst wahrscheinlich waren.


Maximum-Likelihood-Schätzung 1 Bearbeiten

Die Maximum-Likelihood-Schätzung   ist also wie folgt definiert:

Für   ist   die (globale) Maximumstelle der Funktion

 

(  steht für Likelihood-Funktion)
Maximum-Likelihood-Schätzung 2 Bearbeiten

Die Wahrscheinlichkeit   wird bei   Treffern in   Versuchen also als der Wert geschätzt, für den die Wahrscheinlichkeit   für genau   Treffer maximal ist.

Man kann zeigen, (vergleiche die folgenden Beispiele) dass stets   gilt. Auch mit dieser Methode erhält man also die relative Häufigkeit als sinnvolle Schätzung für  .

Beispiel 2 Bearbeiten

n = 50, k =10 bzw. n=400, k = 250

 


Intervallschätzungen für p Bearbeiten

Ein (für die Praxis relevantes) Problem bei den bisher behandelten Punktschätzungen für   ist, dass es sich bei den Gütekriterien (Erwartungstreue, Effizienz und Konsistenz) für die Schätzfunktionen lediglich um qualitative Aussagen handelt.

Ziel ist es nun, Schätzungen für   zu formulieren, die man auch quantitativ beurteilen kann. Eine solche hat die Form:

 
Situation Bearbeiten

Wir betrachten die folgende Situation:
Zu einer binomialverteilten ZV   ist die Versuchszahl   fest und bekannt und die Trefferwahrscheinlichkeit   fest, aber unbekannt. Basierend auf der vom Zufall abhängigen Trefferzahl   soll nun eine Intervallschätzung

 

für   vorgenommen werden.
Betrachtung vor der Datenerhebung Bearbeiten

Erneut nehmen wir die folgenden beiden Standpunkte ein:

Vor der Durchführung des ZE ist die Trefferzahl   eine ZV. Da die Trefferzahl in die Intervallschätzfunktion eingesetzt werden soll, hängt somit auch das berechnete Intervall
 
vom Zufall ab. Damit ist es auch vom Zufall abhängig, ob die resultierende Aussage
 
wahr oder falsch sein wird.

Betrachtung nach der Datenerhebung Bearbeiten

Nach dem Feststellen einer konkreten Trefferzahl   kann man diese einfach in die Schätzfunktion einsetzen und erhält so in der Praxis eine konkrete Intervallschätzung
 
für  . Die Aussage
 
ist dann nicht mehr vom Zufall abhängig, sondern entweder wahr oder falsch. (Leider weiß man nicht, welcher der beiden Fälle eingetreten ist, da man   nicht kennt.)

Intervallschätzung als Abbildung Bearbeiten

Sei   die Menge der abgeschlossenen Teilintervalle von  .

Eine Intervallschätzung (bzw. Bereichsschätzung) für   ist eine Abbildung:

 
Beurteilung einer Intervallschätzung Bearbeiten

Um Intervallschätzungen sinnvoll beurteilen zu können, untersuchen wir die (vom unbekannten Parameter   abhängige) Wahrscheinlichkeit dafür, dass man ein "korrektes Intervall" (also eines, dass   tatsächlich enthält) berechnet, wenn man die (vom Zufall abhängige) Trefferzahl einsetzt.

Überdeckungswahrscheinlichkeit und Konfidenzniveau Bearbeiten

Gegeben sei eine Intervallschätzfunktion:

 
Überdeckungswahrscheinlichkeit Bearbeiten

Für einen denkbaren Parameterwert   definiert man die Überdeckungswahr-scheinlichkeit von   an der Stelle   durch:

 

Anmerkung Bearbeiten

Die Schreibweise   ist mathematisch gleichbedeutend zu  , hat aber den Vorteil, dass dabei deutlich wird, dass   (und nicht  ) vom Zufall abhängt. Anstatt zu sagen:   ist in   enthalten." formuliert man daher auch   fängt   ein."

Konfidenzniveau Bearbeiten

Gilt   für eine feste Zahl  , so sagt man auch:
"Die Intervallschätzung   hält das Konfidenzniveau   ein."

Bedeutung 1 Bearbeiten

Die Überdeckungswahrscheinlichkeit entspricht der Wahrscheinlichkeit dafür, dass man ein korrektes Intervall erhalten wird, wenn man die zufällige Trefferzahl   in die Intervallschätzung   einsetzt. Da die Überdeckungswahrscheinlichkeit vom unbekannten Parameter   abhängt, kann man sie in der Praxis nicht berechnen.

Bedeutung 2 Bearbeiten

Weiß man aber (aufgrund theoretischer Überlegungen), dass eine Intervallschätzung ein bestimmtes Konfidenzniveau   einhält, so ist (unabhängig vom wahren Wert von  ) garantiert, dass man MINDESTENS mit der Wahrscheinlichkeit   ein korrektes Intervall erhalten wird, wenn man die zufällige Trefferzahl   in die Intervallschätzung   einsetzt.

In der Praxis sollte man nur Intervallschätzungen verwenden, von denen man weiß, dass sie ein hohes Konfidenzniveau (üblich sind   oder   oder  ) einhalten.

Ziel Bearbeiten

Wie findet man zu einem vorgegebenen Konfidenzniveau   eine Intervallschätzung, die dieses Konfidenzniveau garantiert einhält.

Intervallschätzung nach Clopper-Pearson Bearbeiten

Vorgegeben sei  .

Für   bestimmt man  und  aus den Gleichungen:

 

 

Dann hält die Intervallschätzung   garantiert das Konfidenzniveau   ein.
Ausnahmen Bearbeiten

Ausnahme sind folgende Sonderfälle:
Für   setze  , für   setze  .

Anmerkung Bearbeiten

Obige Bestimmungsgleichungen für   und   sind ohne Computereinsatz kaum zu lösen. Konfidenzintervalle nach Clopper-Pearson können aber in R direkt berechnet werden. Der Befehl

 

ergibt das Konfidenzintervall zum Vertrauensniveau   bei  Treffern in  Versuchen.

Bemerkung 1 Bearbeiten

Obergrenzen für die Wahrsch. für Über- bzw. Unterschätzung von  :
Die Grenzen  und  der Intervallschätzung nach Clopper-Pearson aus Satz Intervallschätzung nach Clopper-Pearson sind so gewählt, dass die Wahrscheinlichkeiten für "Unterschätzung" und "Überschätzung" von   durch dieselbe Grenze beschränkt sind. Genauer:

 
Bemerkung 2 Bearbeiten

Zusammen ergibt sich damit

 

und folglich

 

Dass man diesen Aussagen überhaupt eine Wahrscheinlichkeit zuschreiben kann, liegt daran dass die Intervallgrenzen   und   zufällig sind (und nicht etwa der unbekannte, aber feste Wert  ).

Beispiel 1.1 Bearbeiten

Für   und   ergeben sich die Intervallgrenzen als Lösungen der Gleichung

 

und

 
Beispiel 1.2 Bearbeiten

Hierbei wären also Polynome vom Grad   aufzulösen. Mit R berechnen wir:

 

Beispiel 2.1 Bearbeiten

Für   erhält man zum Konfidenzniveau   mit der Clopper-Pearson-Methode abhängig von   die folgenden (mit R berechneten) Konfidenzintervalle  :

 

Beispiel 2.2 Bearbeiten

Wir berechnen für verschiedene denkbare Werte von  , die Überdeckungswahrscheinlichkeit (also die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Intervallschätzung korrekt ist):

Beispiel 2.3 Bearbeiten

Angenommen, es ist  . Dann ist die Intervallschätzung für   korrekt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist:

 
Beispiel 2.4 Bearbeiten

Angenommen, es ist  . Dann ist die Intervallschätzung für   korrekt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist:

 
Beispiel 2.5 Bearbeiten

Angenommen, es ist  . Dann ist die Intervallschätzung für   korrekt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist:

 
Beispiel 2.6 Bearbeiten

Angenommen, es ist  . Dann ist die Intervallschätzung für   korrekt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist:

 
Korrektheit der Schätzung Bearbeiten

Es ist bewiesen, dass die Schätzung bei beliebigem   immer mindestens mit der Wahrscheinlichkeit   korrekt ist.

Größe der Konfidenzintervalle 1 Bearbeiten

Bei fester relativer Häufigkeit werden die Konfidenzintervalle mit wachsender Versuchszahl kleiner (mit mehr Versuchen erreicht man eine höhere Genauigkeit) und mit wachsendem Konfidenzniveau größer (ein höheres Konfidenzniveau "bezahlt"man mit einer ungenaueren Aussage). Man beachte die Größenordnungen dieser Veränderungen anhand der folgenden (mit R berechneten) Konfidenzintervalle:

Größe der Konfidenzintervalle 2 Bearbeiten

 

Bemerkung Verwendung von Intervallschätzungen in der Praxis 1 Bearbeiten

In der Praxis ist bei der Verwendung von Intervallschätzungen wie folgt vorzugehen:

1. Zunächst macht man sich die Situation klar: Die Trefferwahrscheinlichkeit   einer Binomialverteilung ist unbekannt (aber fest, d.h. nicht vom Zufall abhängig).
2. Man legt fest:

  • das Verfahren, mit dem man die Intervallschätzung berechnen wird. (z.B. zweiseitiger Test nach Clopper-Pearson).
Bemerkung Verwendung von Intervallschätzungen in der Praxis 2 Bearbeiten
  • eine Versuchszahl  
    zu beachten:
    Hohe Werte von   führen zu einem engeren Konfidenzintervall.
  • ein Konfidenzniveau  
    zu beachten:
    Hohe Werte von   entsprechen einer höheren Untergrenze für die Wahrscheinlichkeit einer korrekten Schätzung, führen aber zu einem breiteren Konfidenzintervall. Sinnvoll ist z.B.  .
Bemerkung Verwendung von Intervallschätzungen in der Praxis 3 Bearbeiten

3. Man führt die Versuchsreihe durch und stellt die Trefferzahl   fest.
Zu beachten:
Wichtig bei einer Binomialverteilung ist, dass die einzelnen Versuche unabhängig voneinander und immer unter den gleichen Bedingungen durchgeführt werden.

Bemerkung Verwendung von Intervallschätzungen in der Praxis 4 Bearbeiten

4. Man berechnet das Konfidenzintervall   mit der zuvor festgelegten Methode. (Dies kann der Computer erledigen.)

5. Man verkündet das Ergebnis:
  " Das Konfidenzniveau   wurde eingehalten." Damit ist klar: Vor Erhebung der Daten war die Wahrscheinlichkeit ein korrektes Intervall zu erhalten, mindestens  . Nach Berechnung des Intervalls kann man damit der Aussage   ein gewisses Vertrauen entgegenbringen (aber keine Wahrscheinlichkeit zuweisen, sie ist entweder wahr oder falsch).

Bemerkung Einseitig begrenzte Konfidenzintervalle Bearbeiten

In gewissen Situationen kann es Sinn machen, die Clopper-Pearson-Methode so zu modifizieren, dass man einseitig (statt wie bisher zweiseitig) begrenzte Konfidenzintervalle berechnet.


Beispiel 3 Bearbeiten

Ist   beispielsweise die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine bestimmte Maßnahme einen gewünschten Erfolg erzielt, so könnte es wichtig sein,   (möglichst strikt) nach unten abzuschätzen, aber eine Abschätzung von   nach oben ist nicht notwendig.
Dazu kann man linkssseitig begrenzte Konfidenzintervalle verwenden.

Beispiel 4 Bearbeiten

Ist   beispielsweise die Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei der Einnahme eines Medikaments eine (unerwünschte) Nebenwirkung auftritt, so könnte es wichtig sein,   (möglichst strikt) nach oben abzuschätzen, aber eine Abschätzung von   nach unten ist nicht notwendig.
Dazu kann man rechtsseitig begrenzte Konfidenzintervalle verwenden.

Einseitig begrenze Konfidenzintervalle Bearbeiten

Einseitig begrenze Konfidenzintervalle zu einem vorgegebenen Konfidenzniveau   werden wie folgt berechnet:

Linksseitig begrenzte Konfidenzintervalle Bearbeiten

Bei   Treffern aus   Versuchen bestimmt man das linksseitig begrenzte Konfidenzintervall   zum Vertrauensniveau   durch

 

(Sonderfall: Für   setze  .)
Rechtsseitig begrenzte Konfidenzintervalle Bearbeiten

Bei   Treffern aus   Versuchen bestimmt man das rechtsseitig begrenzte Konfidenzintervall   zum Vertrauensniveau   durch

 

(Sonderfall: Für   setze  .)
Überschätzung bei linksseitig begrenzten Konfidenzintervallen Bearbeiten

Linksseitig begrenzte Konfidenzintervalle dürfen den Wert von   mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu   überschätzen (statt   wie bei den zweiseitigen Intervallschätzungen). Um dies auszugleichen, unterschätzen sie den Wert von   nie (die obere Grenze ist  ). Die untere Grenze kann daher im Vergleich zum zweiseitigen Test etwas besser (größer) gewählt werden.

Unterschätzung bei rechtsseitig begrenzten Konfidenzintervallen Bearbeiten

Rechtsseitig begrenzte Konfidenzintervalle dürfen den Wert von   mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu   unterschätzen (statt   wie bei den zweiseitigen Intervallschätzungen). Um dies auszugleichen, überschätzen sie den Wert von   nie (die untere Grenze ist  ). Die obere Grenze kann daher im Vergleich zum zweiseitigen Test etwas besser (kleiner) gewählt werden.

Berechnung in R Bearbeiten

In R berechnet man einseitige Konfidenzintervalle nach Clopper-Pearson mit

    "  "       
    "  "       

Beispiel 5 Bearbeiten

Konfidenzintervalle im Vergleich für  :

 

Bestimmung der Intervallgrenzen Bearbeiten

Allgemein bestimmt man aus den Gleichungen

 
 
die Grenzen einer Intervallschätzung  , die den Wert von   mit einer Wahrscheinlichkeit von höchstens   überschätzt und mit einer Wahrscheinlichkeit von höchstens   unterschätzt.
Konfidenzniveau der Schätzung Bearbeiten

Das heißt, es gilt

 

und damit
 

Damit ist   das Konfidenzniveau der Schätzung.

Beispiel 6 Bearbeiten

Für   hat man zum Beispiel folgende Möglichkeiten:

 

Aufgabe 3.1 Bearbeiten

Bei einer bestimmten Tierart kann bei bestimmten Nachkommen eine morphologische Veränderung beobachtet werden. Die genaue Wahrscheinlichkeit   dafür, dass ein neugeborenes Tier die morphologische Veränderung aufweisst, ist aber unbekannt und soll geschätzt werden.
In einer Studie werden dazu   neugeborene Tiere untersucht. Von diesen Tieren weissen   die morphologische Veränderung auf.

Aufgabe 3.2 Bearbeiten

1. Geben Sie anhand der Daten eine Punktschätzung für   ab.
2. Stellen Sie die Maximum-Likelihood-Funktion auf
3. Es soll eine Intervallschätzung   für   zum Konfidenzniveau   abgegeben werden.

  • Geben Sie die Gleichungen an, anhand derer sich   und   bestimmen lassen (zweiseitige Intervallschätzung nach Clopper-Pearson). Verwenden Sie dazu wieder die erhobenen Daten (  Nachkommen mit morphologischer Veränderung bei   untersuchten). Setzen Sie alle bekannten Zahlenwerte in die Gleichungen ein.
Aufgabe 3.3 Bearbeiten
  • Berechnen Sie mit R die Grenzen   und  .
  • Erklären Sie, inwiefern die Korrektheit der Intervallschätzung   vom Zufall abhängt. Was weiß man über die Wahrscheinlichkeit, dass die Intervallschätzung korrekt ist? Unterscheiden Sie bei Ihren Erläuterungen die Situation vor und nach der Datenerhebung (bzw. der Berechnung der Intervallgrenzen).
Aufgabe 3.4 Bearbeiten
  • Wie ändert sich die Breite des Konfidenzintervalls, wenn man das Konfidenzniveau von   auf   erhöht?
  • Wie verändert sich die Breite des Konfidenzintervalls, wenn man statt   morphologisch auffälligen von   untersuchten neugeborenen Tieren eine Untersuchung mit   von   untersuchten neugeborenen Tieren zugrunde legt?

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