Kurs:Wissen SoSe11/Wissensschutz in der Wissenschaft

Wissensschutz in der Wissenschaft - oder doch nicht?

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Überblick

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Wissenschaftler sind oft sehr verschlossen, wenn es um ihre Forschung geht. Erst nach einer Publikation ändert sich die Situation schlagartig, weil man nun nicht mehr befürchten müsse, dass jemand anderes eine Idee aufgreift, schneller weiterentwickelt und so Ruhm dafür erntet. Wenn dem so sein sollte, wie ist es tatsächlich um den Wert der Ehrlichkeit bestellt, der kürzlich im Rahmen der Guttenberg-Affäre von vielen Akademikern lautstark angepriesen wurde? Muss man fürchten, Kollegen innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft bedienen sich unfair bei anderen? Sollte das eigene Wissen tatsächlich vehement geschützt werden, um individuell Vorteile für die eigene Karriere davonzutragen? Sollte Wissenschaft nicht vor allem dem Wohle von Vielen dienen und eine andere Haltung und Herangehensweise erfordern? Wie ist es vor diesem Hintergrund zu bewerten, dass Bürger mit ihren Steuergeldern universitäre Forschung finanzieren, für den Zugriff auf die Ergebnisse in wissenschaftlicher Literatur aber nochmals zahlen müssen (Open Access)? Haben nicht auch Forscher erhebliche Vorteile, wenn sie möglichst einfach auf die Ergebnisse und Rohdaten (Open Data) anderer zugreifen können? Welche Interessenkonflikte werden hier von welchen Akteuren ausgetragen? Welche Entwicklungen gibt es in diesem Bereich? Könnten Wissenschaftler davon profitieren, wenn sie ihre Forschungsprozesse transparent gestalten? Hat dies auch einen Wert für die Gesellschaft (Open Science)? ...

Quellenvorschläge zum Einstieg

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  • Bort, Suleika; Schiller-Merkens (2010): Publish or Perish, in: zfo - Zeitschrift für Organisation, 79. Jg., Nr. 5, S. 340-346.
  • Faustich, Peter (Hrsg.) (2006): Öffentliche Wissenschaft - Neue Perspektiven der Vermittlung in der wissenschaftlichen Weiterbildung, Bielefeld.
  • Gläser, Jochen; Lange, Stefan (2007): Wissenschaft, in: Benz, Arthur et al. (Hrsg): Handbuch Governance, Wiesbaden, S. 437-451.
  • Schwan, Ben (2009): Digitalisiertes Wissen: Open Access oder "Open Enteignung"?, URL: http://www.taz.de/1/netz/artikel/1/open-access-oder-open-enteignung/, zuletzt abgerufen am 17.03.2011.
  • Sietmann, Richard (2009): Rip. Mix. Publish., in: c't, 28. Jg., Nr. 14, S. 154-161.
  • Schultz, Tanjev (2011): Eitle Exzellenzen. Die Wissenschaften und Guttenberg - zwischen Selbstvermarktung und Karriere, in: Süddeutsche Zeitung vom 03.03.2011, 67. Jg., Nr. 51, S. 11.
  • Tacke, Oliver (2010): Open Science 2.0: How Research and Education can benefit from Open Innovation and Web 2.0, in: Bastiaens, Theo J.; Baumöl, Ulrike; Krämer, Bernd J. (Hrsg.): On Collective Intelligence, Berlin, Heidelberg, S. 37-48.
  • Taubert, Nils (2009): Eine Frage der Fächerkultur?, in: Forschung & Lehre, 16. Jg., Nr. 9, S. 657-659.

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Diskussion

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Allgemeine Hinweise

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  • Ich habe eine interessante Reportage über Citizen Science gesehen, der im Kontext dieser Seminararbeit beachtenswert ist. Was haltet ihr davon? Link zu Reportage
    • ...
  • Ursachen von "geschlossener Wissenschaft", inkl. was zum Angucken. Sicher anregend für die Problemeingrenzung. Open Science?. --O.tacke 12:04, 21. Apr. 2011 (CEST)
    • ...


Ergebnis eines Brainstormings

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Das Brainstorming-Ergebnis unseres ersten Treffens sehen Sie hier:

Datei:Brainstorming Schutz von Wissen.jpg
Brainstorming zum Thema "Schutz von Wissen in der Wissenschaft"
  • Als Orientierungshilfe haben wir uns drei große Oberthemen herausgesucht, die wir innerhalb des Seminars bearbeiten möchten:
    • Open Access/Open Data
      • Dazu wollen wir zunächst Hintergrundinformationen sammeln (Was sind Open Access und Open Data überhaupt?)
      • Welche Anwendungsbeispiele finden sich? Wo werden Open Access und Open Data bereits umgesetzt?
      • Welche Meinungen haben sich zu diesen Beispielen herausgebildet (Pro und Contra)
    • Publish or Perish
      • Wer erzeugt den Publikationsdruck unter Wissenschaftlern? (Sind es die Professoren selbst oder Drittmittelgeber oder gar andere Personen/Institutionen?)
      • Wird die Qualität der Publikationen durch den Druck gesenkt?
      • Was geschieht mit der Motivation der Wissenschaftler?
    • Ethik der Wissenschaft
      • Ab wann ist ein Thema so brisant/wichtig, dass es unbedingt veröffentlicht werden muss (vgl. Wikileaks - muss wirklich alles veröffentlicht werden?)
      • Welche Gründe gibt es für Plagiarismus?
    • Selbstbestimmung oder Urheberrecht im Web 2.0
      • ??? Soll dieser vierte Punkt mit aufgenommen werden?
      • Zum "Urheberrechtsparagrafen §52a".
        • Dabei geht es um die Änderung des Urheberrechts, welche es (Hoch-)Schulen erlaubt, Materialien in digitaler Form begrenzten Nutzergruppen zur Verfügung zu stellen.

Zusammenfassungen von Literaturquellen

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Gute Sache! Nur bitte aufpassen, dass ihr euch zeitlich nicht übernehmt. --O.tacke 09:23, 27. Apr. 2011 (CEST)

Sietmann, Richard (2009): Rip. Mix. Publish., in: c't, 28. Jg., Nr. 14, S. 154-161.

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    • Der Artikel behandelt das Thema "Open Data".
    • Um die Replizierbarkeit von Untersuchungen zu gewährleisten, sollten laut Wolfgang Voges (Astrophysiker) neben den Ergebnissen auch die Rohdaten, Methoden, Outputs, etc. verfügbar gemacht werden (vgl. S. 154).
    • Pro "Open Data":
      • Daten können von anderen verwendet werden (vgl. S. 154) und gehen nicht verloren (vgl. S. 155)
      • hohe Kosten der Datengewinnung können gesenkt werden (vgl. S. 155)
      • Vermeidung von Doppelarbeit (vgl. S. 155)
      • Schnelleres Aufdecken falscher Ergebnisse (vgl. S. 155)
    • Umgesetzt wurden bereits folgende Ansätze:
      • 1998: in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird in einer Denkschrift "zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" (S. 155) eine Speicherung von Daten für eine Dauer von 10 Jahren verlangt.
      • 2007: ähnliches strebt die National Science Foundation (NFS) in den USA an (vgl S. 155)
      • 2007: Gesetz in den USA, in denen Ergebnisse klinischer Studien im Internet veröffentlicht werden müssen. Somit müssen auch ergebnislose und negative Studien veröffentlicht werden (vgl S. 155)
    • Die Scienfic Commons hat "Grundsätze einer offenen Wissenschaft" (S. 155) formuliert, zu denen "das Verbreiten, Kopieren, Umformatieren" (S. 155) gehört. Folgende Grundsätze werden genannt (S. 159):
      • "Open Access zur Literatur aus der geförderten Forschung"
      • "Zugang zu Forschungswerkzeugen aus der geförderten Forschung"
      • "Daten aus der geförderten Forschung gehören in die Öffentlichkeit"
      • In die offene Cyberinfrastruktur investieren"
    • Problematisch ist die Digitalisierung der Daten (Aufarbeitung der Daten, so dass sie über Suchmaschinen gefunden werden können) (vgl. S. 155f.). Ein Anwendungsbeispiel liefert die Technische Informationsbibliothek in Hannover, die "Datensätze mit einem Digital Object Identifier (DOI)" (S. 156) registriert. Damit bleiben die Datensätze auch langfristig auffindbar.
    • Open Data / Access werden durch das Urheberrecht und Lizenzbedingungen behindert (vgl. S. 156). Um dieses Problem zu verringern, hat 2007 Science Commons ein Protokoll als Leitfaden vorgestellt, dass Datenbanken rechtlich einwandfrei verknüpft (vgl. S. 156).
    • Gegen "Open Data":
      • bisher findet kaum eine Nachnutzung der Daten statt - Grund hierfür ist allerdings eher das Nichtwissen über die Verfügbarkeit der Daten (vgl. S. 157)
      • Angst vor Spott (vgl. S. 157)
      • Daten oder Software könnte von Kollegen nur zur Verwendung, nicht aber zur Weitergabe, gegeben worden sein (vgl. S. 157)
      • Angst davor, "dass andere mit Folgeanalysen schneller sein" (S. 157) könnten.
      • "fehlende Karriereanreize" (S. 158)
    • Möglichkeiten, mit den Bedenken umzugehen:
      • eine gewisse Frist einräumen, bevor die Daten veröffentlicht werden müssen (vgl. S. 158).
    • Untersuchung der Universität Amsterdam: Es wurden die Autoren von 250 empirischen Studien angeschrieben, mit dem Ergebnis:
      • "11% der [...] Autoren waren gleich [...] bereit, ihre Daten zu teilen" (S. 158), 16% teilten ihre Daten nach einer Erinnerung, 35% verweigerten explizit, 14% antworteten gar nicht, 20% sagten ihre Daten zu, sandten sie aber nicht zu. (vgl. S. 158)
    • Eine Frage bei der Umsetzung lautet: Wer soll für die Veröffentlichung der Daten verantwortlich sein? (vgl. S. 158)
      • die Zeitschriften? Problem: Ein Artikel kann auf mehreren Datensätzen basieren
      • die erzeugenden Institute?
    • Die Daten müssen in ein nutzerfreundliches Format gebracht werden (vgl. S. 160)
    • Wichtig ist auch ein Digital Rights Management (vgl. S. 160): Nicht alle Daten sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden (Bsp.: Koordinaten zu aussterbenden Tierarten)
    • Folgende Fragen treten bei der Umsetzung auf (S. 160):
      • "Wer standardisiert die Metadaten?"
      • "Wer setzt die "Data Policies?"
      • "Wie erzeugt man die Anreize, dass Forscher ihre Daten und Programme verfügbar machen?"
      • "Wer trägt die Aufwendungen, dass sie verfügbar bleiben?"

Gläser, Jochen; Lange, Stefan (2007): Wissenschaft, in: Benz, Arthur et al. (Hrsg): Handbuch Governance, Wiesbaden, S. 437-451.

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    • Dieser Text behandelt die Steuerung (Governance) der Wissenschaft
    • Wissenschaft lässt sich nur begrenzt von außen steuern (vgl. S. 437). Gründe hierfür sind:
      • Die soziale Ordnung: arbeiten Wissenschaftler gemeinsam am gleichen Thema, so konkurrieren sie darum, das Problem zuerst zu lösen. Dies kann auch zu Mehrfachentdeckungen führen oder zur Entdeckung von Informationen, die irrelevant sind (vgl. S. 439). Daher sollte der Wissensbestand öffentlich zugänglich sein (Open Access).
        • zur endogenen Governance (Steuerung): Wissenschaftliche Eliten nehmen durch ihre Forschung eine Vorreiterfunktion ein und der Peer-Review steuern den wissenschaftlichen Prozess von innen heraus (vgl. S. 440)
      • Gesellschaftliche Leistungserwartungen: von verschiedenen Seiten werden Erwartungen an die Forschung herangetragen: Unternehmen (erwarten Marktvorteile), Staat (erwartet Innovationen, Problemlösungen, Berufsausbildung im Sinne der Universität), Gesellschaft (hat Erwartungen hinsichtlich der Ethik der Forschung) (vgl. S. 441)
        • Innerhalb der Gruppe der Wissenschaftlern schreibt ihnen niemand vor, welche Probleme sie zu lösen haben. Ebenso gibt es keine Vorgaben zur Mindestqualität (vgl. S. 441).
        • Von extern wird die Wissenschaft jedoch durch Zuweisung von Ressourcen gesteuert (vgl. S. 441).
      • Instrumente der Governance:
        • Industrieforschung unterliegt einem Leistungsprozess, denn das Ziel besteht darin, Innovationen zu entdecken, mit denen Gewinne erzielt werden können (vgl. S. 442)
        • Universitäre Forschung ist eher autonom, da sie keinen spezifischen Leistungserwartungen unterliegt. Häufig kann diese Forschung nur durch strategische Rekrutierung gesteuert werden (vgl. S. 443)
        • Forschungseinrichtungen unterliegen den Leistungserwartungen ihrer (privaten, staatlichen oder gemischten) Geldgeber (vgl. S. 444)
      • Leistungsfähigkeit und Grenzen der Governance der Forschung:
        • von vorneherein ist nicht immer klar, ob die Wünsche der Auftraggeber überhaupt erfüllbar sind (vgl. S. 446)
        • es können unterschiedliche Interessen der Beteiligten vorherrschen (Wissenschaftler vs. Politik) (vgl. S. 446)
      • Neue Trends in der Governance der Forschung
        • Durch Spezialisierung der Wissenschaftler werden Kooperationen immer wichtiger (vgl. S. 447)
        • Wachsende Bedeutung "der Reputation der Organisation", der "Reputation der Zeitschrift", "die Zahl der Zitierungen" (S. 447) bei der Bewertung von Forschung
        • "Urteile von Kollegen unterstützen oder ersetzen die Beurteilung der wissenschaftlichen Inhalte" (S. 447)
        • ...


  • ...

http://www.politik-digital.de/edemocracy/netzrecht/urh11.shtml als mögliche Quelle für "Urheberrecht im Web 2.0"

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(2006) Vom Wandel der Wissensorganisation im Informationszeitalter : Festschrift für Walther Umstätter zum 65. Geburtstag / hrsg. von Petra Hauke und Konrad Umlauf. Bad Honnef: Bock + Herchen. Preis: 27,50 Euro, open access: http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/umstaetter

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(2008) Brücken für Babylon : Interkulturelle Bibliotheksarbeit Grundlagen -- Konzepte -- Erfahrungen / hrsg. von Petra Hauke und Rolf Busch. Bad Honnef : Bock + Herchen. Preis: 34,90 Euro, open access: http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/babylon

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(2009) Bibliotheken bauen und ausstatten / hrsg. Von Petra Hauke und Klaus Ulrich Werner. Bad Honnef: Bock + Herchen. Preis: 58,00 Euro, open access: http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/

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