Prägarben/Riemannsche Fläche/Halme/Einführung/Textabschnitt

Eine grundlegende Idee von Prägarben und Garben ist, lokale und globale Eigenschaften von geometrischen Objekten sinnvoll zu trennen und ihr Wechselspiel zu verstehen. Eine lokale Eigenschaft ist beispielsweise eine, die auf „kleinen“ offenen Mengen gilt. Oft möchte man aber kleine offene Mengen durch noch kleinere offene Mengen ersetzen, insbesondere, um das Verhalten in einer beliebig kleinen Umgebung eines Punktes verstehen zu können. Dafür führen wir die folgenden Konzepte ein.


Zu einer Prägarbe auf einem topologischen Raum und einem Punkt nennt man

den Halm der Prägarbe im Punkt .

Der Kolimes bedeutet hier einfach

Dabei ist auf der disjunkten Vereinigung aller Schnitte zu irgendwelchen offenen Umgebungen von diejenige Äquivalenzrelation, bei der und zueinander in Relation stehen, wenn es eine offene Umgebung derart gibt, dass

ist.

Insbesondere gibt es zu jedem Schnitt und jedem Punkt ein eindeutig definiertes Element , das der Keim von im Punkt heißt. Die Abbildung

heißt Restriktionsabbildung und wird mit bezeichnet. Zu kommutiert das Diagramm

Wenn eine Prägarbe von Gruppen oder von Ringen ist, so übertragen sich diese Strukturen auf die Halme, diese sind also wieder Gruppen bzw. Ringe. Für die Garbe der holomorphen Funktionen auf einer riemannschen Fläche kann man die Halme einfach bestimmen.


Zu einem Punkt auf einer riemannschen Fläche ist der Halm der Strukturgarbe der holomorphen Funktionen

isomorph zum Ring der konvergenten Potenzreihen in einer Variablen.

Zu gibt es ein Kartengebiet und eine Kartenabbildung mit . Diese induziert für jede offene Menge einen -Algebraisomorphismus

und diese kommutieren mit den Restriktionsabbildungen. Somit erhält man auch einen Isomorphismus zwischen dem Halm von in und dem Halm von in . Eine holomorphe Funktion, die in einer offenen Umgebung

definiert ist, besitzt eine Potenzreihenentwicklung im Punkt mit einem positiven Konvergenzradius. Umgekehrt definiert eine konvergente Potenzreihe innerhalb des Konvergenzradius eine holomorphe Funktion. Diese Korrespondenz ist bijektiv.