Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Dreikönigskirche

Die Dreikönigskirche.

Die Dreikönigskirche liegt in AUendresden, rechts der Elbe, dem Stadttheil, der nach dem Brande von 1685 Neustadt genannt wurde. Die Kirche wurde bei diesem Brande zerstört, bald darauf wieder in den Brandruinen erneuert, 1731 aber abgerissen; seit 1731 wurde eine Interimskirche und seit 1732 eine neue Kirche an anderer Stelle wieder aufgebaut. Es sind also im Wesentlichen vier Kirchen zu betrachten.

Mittelalter

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1. Die mittelalterliche Kirche.

Baug-eschiclite.

Sie stand inmitten eines Kirchhofs, der ringförmig von Häusern umgeben war, an einer Stelle, die etwa der Mitte der jetzigen Hauptstrasse entspricht. Erhalten sind nur einige Abbildungen, die uns ein ziemlich klares Bild wenig- stens des Aeusseren geben, sowie Pläne aus der Zeit kurz nach dem Brande von 1685.

Die Kirche war vor diesem im Wesenthchen ein gothisches Gebäude (Fig. 89), mit einem flachgedeckten Langhaus von 48 Ellen 9 Zoll zu 80 Ellen (27,5 :17 m) lichter Weite und einem überwölbten Chor von 28 Ellen 1 Zoll lichter Länge und 13 Ellen 8 Zoll Breite (15,9 : 7,5 m). Die Eckstrebepfeiler und je vier Streben an den Langseiten des Schiffes deuteten darauf, dass die Absicht be- stand, dieses in fünf Jochen als Halle einzuwölben. An der Nordwestecke erhob sich der Thurm, der aber erst 1608 eine reichere Gestaltung erhielt, vorher das Kirchendach nicht überragte. Auf Langhaus und Chor stand nach einem Stich von 1572 je ein spitzer Dachreiter,

Die Anfänge der Kirche gehören in die Zeit der Verleihung des Stadtrechts an das Dorf Altendresden durch Markgraf Wilhelm I. 1404. Doch wird erst seit 1421 die Kirche urkundlich erwähnt.

1455 folgte die Stiftung eines neuen Marienaltars, 1475 jene der Brüderschaft der 14 Nothhelfer durch das Handwerk der Schneider zu Altendresden. 1487 wurde dieser Nothhelferaltar bei der Aufstellung der Innungsartikel der Schneider erwähnt. Am 12. Februar desselben Jahres wurde, wohl infolge der allgemeinen Verarmung der Stadt, die Verwaltung des Pfarramtes dem Augustiner -Einsiedler- kloster in Altendresden übergeben. Es folgte noch 1488 die Stiftung eines Altars durch die Kymer- (Böttcher-) Brüderschaft.

1489 begann der Bau einer Orgel durch den anscheinend aus Pirna be- rufenen Meister Caspar, dessen Familienname K o 1 er gewesen sein dürfte. So wenigstens wird 1505 sein Bruder Georg genannt. Die Zimmerarbeiten fertigt Meister Nicolaus.

1494/95 begann der Bau eines Beinhauses am Thurme, eine Erneuerung des Chores, Matte fs Hechtel arbeitete an der Wand „nahent dem elenden Altar",


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Martin Geiseler und Valten Hornigk werden als Maurer genannt, Meister Caspar giesst den Zinnknauf auf dem Chor.

1496 arbeitet Di tz der Maler an den Flügeln (? flogell) und Fahnenstäben. Vier Wochen lang istContze der Steinmetze anwesend. Ein grösserer Bau ist im Gange.

1497/98 macht Nicolaus Fenstermacher ein Fenster in die Kirche. 1498 stirbt Mattes Fenster machen

1499 Meister Nicolaus und Meister Caspar arbeiten an der Orgel resp. dem Positiv, Meister Hans erhielt 1 Schock von wegen Meister Caspars Ge- haus zur Monstranz, Es scheint also ein Sakramentshaus errichtet worden zu sein.

1500 ein „neues Gehau neben den Glockenthüren wird von Gregor Jengen errichtet, ferner ein Thor am Kirchhof.

Mit dem neuen Jahrhundert begann die Kirche einen Aufschwung zu nehmen.

1501 wurde ein neues Beinhaus errichtet und der Kirchhof angelegt. Wieder erscheint Contz Steinmetz, der das Beinhaus im Gedinge herstellt.

1504/5 bessert Georg Koler die von seinem verstorbenen Bruder Meister Kaspar gebaute Orgel und macht über die Erweiterung einen Vertrag (siehe Eichter, Verfassungsgesch. III, S. 293). 1504 wird Contz der Steinmetz wieder mit 4 Groschen aus der Herberge gelöst (d. h. es wird von der Stadt seine Gasthausrechnung bezahlt), als er zur Besichtigung des Kirch thurms kam. Es dürfte auch hier Konrad Pfluger gemeint sein. Die Leichenhalle, welche 1505 ausgeführt wurde, fertigte Meister Niccol Balbel (Bawel? Paul?).

1506 Meister Georg arbeitet an der Orgel, daruon seines brudern Meister Casparn gotseligen halben 1 fl testiret gelt hat nachgelassen, doch als ausge- geben gerechnet. Er erhält 5 alte Schock Groschen; Gregor Jenichen erhält 2 Schock auf dem Bau der Orgel.

Dreikönigsaltar

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Der Dreikönig-saltar.

Nach Weck war der durch doppelte Flügel dreimal veränderliche Altar, von Holzwerk künstlich geschnitzt, sonderlich in der Mitte, wo die heiligen drei Könige abgebildet waren, wie sie Christi ihre Geschenke überantworten. Auf den doppelten Flügeln, welche mit biblischen und anderen Darstellungen geziert waren, stand die Jahreszahl 1509. Leider fehlt die Sladtrechnung dieses Jahres. Der Altar aber dürfte sich erhalten haben, wenigstens der Schrein.

Altarschrein, mit theils geschnitzten, theils gemalten Figuren. Der Mittel- schrein 1,0 4 m breit, 1,3? m hoch, die beiden Flügel 52 cm breit.

Im Mittelschrein (Fig. 83) die Anbetung der heiligen drei Könige geschnitzt. Die Jungfrau mit dem Kinde sitzt rechts, hinter ihr steht Josef. Das Kind neigt sich dem Kästchen zu, das ihr ein greiser knieender Fürst in weitem Mantel darreicht. Hinter diesem ein bärtiger König, der den Hut erhebt und einen (ab- gebrochenen) Kelch darreicht, sowie ein gekrönter Mohr, der gleichfalls einen Kelch (ebenfalls abgebrochen) gehalten zu haben scheint. Im Hintergrunde Reiter, Berge, eine Burg in malerischer Anordnung. Dazu ein Blick auf einen Fluss und eine Stadt als gemalter Hintergrund. Die Anordnung der Gruppe ist die typische, doch ist die Bewegung der Figuren flott und sicher gegeben.

Bemerkenswerth ist die lebhafte, wohl erhaltene Bemalung; namentlich am


Mittelaltcilielic Kirche. Banges cliielite. Dreikönigsaltar.


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Mohren, am Hintergrund zeigt diese eine grosse Kraft. Der landschaftliche Hintergrund ist mit besonderer Liebe durchgeführt.

In den 52 cm breiten Flügeln finden sich die geschnitzten Darstellungen, rechts der h. Katharina und h. Magdalena (Fig. 84), links des h. Stephan und Apostel Andreas (Fig. 85). Sie stehen auf Felsen in ziemlich unbelebter, ge- knickter Stellung, das Gewand von harten, knitterigen Falten. Diese Figuren stehen an künstlerischem Werthe denen des Mittelschreines nicht unerheblich nach. Wohl Gesellen- arbeit. Grosse Sorgfalt ist wieder auf die Be- malung gelegt. Die Kleider zeigen ins Fein- ste durchgeführte Gra- natmuster.

Auf den Eückseiten 43 cm breite, 1,2 8 m hohe Bilder, und zwar S. Petrus Martyr (Fig. 86) in weissem ünter- und grauem Oberrock, Steine auf dem Buche, und S.Nicolas (Fig.87), als Bischof, zu seinen Füssen ein Bettler. Die Malereien sind von der- selben Hand wie die Staffirung der Schnitze- reien. Die von Weck

erwähnten äusseren Flügel erhielten sich nicht.

Eye wie Wanckel weisen den Schrein mit Eecht dem 16. Jahrh. zu. Er ist sicher nicht

für die arme Bartholo- ^-^^-"b-^^^^-^-- preikönigsaitar,

mäuskirche gestiftet worden, in der er bis ins 19. Jahrhundert stand, sondern dürfte nach dem Brande von 1685 in diese überführt worden sein. Freilich fehlen darüber die Actennachweise. Die Darstellung auf dem Altare weist aber unmittelbar auf die Dreikönigskirche. Dagegen sprechen die Wappen der Bus- mann auf der Predella (vergl. oben S. 88). Aber diese ist unverkennbar von anderer Hand und älter. Den Schrein dürfte Hans Eiffländer, als der damals zumeist beschäftigte Künstler, gefertigt haben. Aus der Bartholomäuskirche kam der Schrein in die Sammlung des K. S. Alterthumsvereins, Nr. 891c, Inv.-Nr. 17 b. (Vergl. Die Sammlung des K. S. Alterthumsvereins in ihren Hauptwerken, Bl. 20-22.)



Mittelschrein.


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Dresden (Stadt), Dreikönigskirehe.


Weitere Baug-esehichte.

1513 wurde die Abendglocke gegossen, mit der Inschrift: onno bomini mbrtii Am 20. August desselben Jahres erfolgte die Stiftung eines Altars der h. Anna, der Bekehrung S. Pauli, des h. Fabian und Sebastian.

Im Jahre 1514 beginnt ein umfassender Umbau der Kirche, welcher durch die Inschrift über der Westthüre: aniio boinini m cccf criitt Jol)r ist ongeljolien bieüSCr batw bestätigt ist. Meister Hans der Schwabe wird in den bis 1520 reichenden Rechnungen als Bauleitender genannt, doch erhält 1515 Contz



Fig. 84. Dreikönigsaltar, Altarflügel. i ^ l m . k i ; nli n, Altarflügel.


Steinmetz 2 fl. für Erneuerung der heiligen drei Könige, wohl an der Thür, die an Hanfsen Schwaben im gleichen Jahre verdingt wird. Man dürfte an- nehmen, dass unter Contz wieder Kon r ad Pfluger, unter Hans etwa sein Bru- der gemeint sei (Vergl. über ihn oben S. 15). Ferner machen 1515 beide zu- sammen die 4 Bildstände unter den hinteren Anfängen, also die verzierten Ge- wölbansätze im Chor. 1520 ist der Bau noch in vollem Gang; man schafft 31 Steine zu Anfängen zum Gewölbe, sowie Pfeiler, Dachungen, Fenster. Man beabsichtigte also damals auch das Schiff zu wölben, doch wurde laut Inschrift der Chor erst 1524 vollendet. Eine zweite Inschrift an der Orgel, „1516", die Weck las, dürfte


Mittelalterliche Kirelie. Baugesehichte.


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sich auf den in diesem Jahre errichteten ,, Sangkor" beziehen. Am Gewölbe des Chores sah man die Wappen der Herzöge von Sachsen, Burggrafen von Dohna, die einen Geleitszoll an der Brücke zu erheben hatten, und derer von Carlowitz. An den Gewölbanfängen befanden sich Bildwerke, die Jungfrau und die heiligen drei Könige. Die Kanzel trug die Jahreszahl 1525; sie stand auf einer Säule und war mit bemalten Figuren verziert.

1533. Eine neue Glocke wird gegossen, die sogenannte Sturmglocke, mit

der Inschrift: Soli deo honor et gloria. Anno MDXXXIII.



Fig. 8G. Dreikünigsaltar, Altarflügcl. Fig. S7. Dreikönigsaltar, Altarflügel.


1539. Bei der Uebergabe der Kirche an die Stadt infolge Einführung der Reformation besass diese fünf Altäre.

1547. Die hölzerne Decke des Langhauses wird gemalt. Man verzichtete also nun endgültig auf die Einwölbung.

1565. Der Taufstein mit Darstellungen der Taufe Christi und der Sintfluth wird aufgestellt.

1568. Eine Empore wird eingebaut.

1576. Der Stadtrichter Burkhard Glaser und andere Einwohner kaufen einen Kirchhof ausserhalb der damaligen Stadt, an der Stelle, an deren Südostecke jetzt


\26 Dresden (Stadt), Dreikönigskirehe.


die Kirche steht. Es sollte auf diesem niemals ein Stättegeld gezahlt werden. Dieses Grundstück bildete ein unregelmässiges Viereck und war durch zwei Thore zugänglich, deren eines Glasers Wappen trug. Am 30. August 1595 starb dieser an der Pest, die damals in Altendresden 900 Opfer forderte. 1606/7 wurde die Orgel erneuert.

1608 schlug der Blitz in den Thurm, der im Folgejahr erneuert wurde. 1611. Neue Glocken werden gegossen; die grosse mit dem Chronodistichon: Me resonante Deo eesonet tVba saCra VenIte.

Die Brauglocke mit gleicher Inschrift. 1617. Einbau der zweiten oberen Empore.

Der Kirclihof.

1653 — 55 amtirte als Pfarrer Johann Joachim Schober, welcher eine Be- gräbnisskirche auf dem neuen Kirchhofe zu errichten beabsichtigte. Diese er- scheint in einer der Lutherkirche zu Plauen i. V. (1693—1722, Heft XI, S. 58 flg.) verwandten Gestalt auf dem freilich wesentlich späteren Holzmodell der Neustadt im K. Grünen Gewölbe. Sie wurde nicht ausgeführt.

1668 wurde der Kirchhof erneuert, nachdem ein Sturm die Schwibbogen über den Haufen geworfen hatte. Der Maurermeister Hans Fuchfs leitete die Arbeiten.

1677, 8. März, starb Dorothea Stubing, PVau des Kaufmanns Johann Stubing in London, im 20. Jahre und wurde auf dem neuen Kirchhofe begraben. Ihr Denkmal in Alabaster, auf dem sie knieend mit aufgehobenen Händen dar- gestellt war, fertigte der „berühmte Bildhauer Walther" aus englischem, für 100 Thaler erkauftem Alabaster. Von dem Denkmal erhielt sich nur die

Statue der Frau Stubing (Stupp). (Fig. 88.)

In Alabaster, 64 : 50 cm breit, 1,3 2 ra hoch.

Die junge Frau ist, auf einem Kissen knieend, mit zum Gebet erhobenen Händen dargestellt. Sie trägt ein reiches, ausgeschnittenes Kleid mit durch Schleifen gepufften Halbärmeln, tief herabreichendem Leibchen, über die Hüften gebauschtem, weitfaltigem Eock, Schuhe mit hohen Absätzen und unter diesen eine zweite Sohle. Dazu hoch aufgebautes Lockenhaar und einen grossen, über den Eücken fallenden Schleier. Am Hals und rechten Arm Perlenschnüre, auf der Brust ein grosser Brillantschmuck. Es fehlt die Nase, der rechte Unterarm, die linke Hand.

Der Ausdruck ist wenig belebt, der Mund scharf und ausdruckslos, die Augen blöde. Gut behandelt ist das Gewand und der Aufbau aus dem sehr schönen Alabasterblock heraus.

Am Sockel die Worte:

Wer Gott vertraut Hat wohl gebaut Im Himmel undt auf Erden.

Jetzt in der Sammlung des K. S. Alterthumsvereins, Nr. 356, Inv.-Nr. 2227.

Ueber weitere bemerkenswerthe Leichensteine berichtet die „Kurtze, aber deutliche Nachricht" von 1732. Sie sind nicht erhalten.

1684 wurde das Armen- und Krankenhaus in der nordwestlichen Ecke des Kirchhofs abgebrochen, um den neuen Festungswerken Platz zu schaffen, während in den älteren Plänen, so jenen von 1651, diese weiter hinausgelegt sind. Es


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ergiebt sich daraus, dass das erwähnte Modell den Plänen des Klengel ent- spricht und kurz vor dem Brande von 1685 entstand, also wohl ein Werk des berühmten Modellmeisters Gärtner ist.

Zweiter Bau

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2. Der zweite Bau.

Am 6. August 1685 brannte ein grosser Theil Altendresdens und mit ihm die Kirche nieder.

Alsbald begann man die übrig gebliebenen Mauerreste wieder auszubauen. Der Mau- rermeister Johann Bene- dikt Knöfel und der Zim- mermeister Johann An- dreas Voigt führten den Bau so rasch durch, dass Ostern 1688 die Kirche wie- der benutzt werden konnte (Fig. 89 u. 90). Man hatte das Langhaus in drei Schiffe getheilt, flache Gewölbe, wohl in Holz, über die Pfeiler ge- spannt und zwischen diese zwei Emporen errichtet. Die Chorgewölbe waren anschei- nend erhalten geblieben. Der früher in das Langhaus

hineinragende Nordwest- thurm wurde bis auf die

nördhche Kirchenumfass- ungsmauer abgebrochen, zwei Treppen an die Ostseite des Langhauses angefügt. So erscheint die künstlerisch wenig bedeutende Kirche in gleichzeitigen Kupferstichen und sonstigen Darstellungen. Im Aeusseren zeigte die Kirche noch die gothischen Strebepfeiler, zwischen diesen aber Fenster im Stile der ümbauzeit. Eigenthümlich war das hochgezogene schlanke Mansardendach, wie es sich auf einer Zeichnung im Eathsarchiv (B. II, 21) darstellt. Nach und nach wurde die Kirche, zumeist durch Schenkungen, ausgestattet.

Ausstattung

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Ausstattung.

Den Altar stiftete 1685 der Bettmeister Nicolaus Lütke. Er bestand nach Fig. 90 aus einem stattlichen Säulenbau, angeblich aus weissem Marmor, über dem eine Glorie den Segmentgiebel abschliesst. Auf den Ecken Engels- gestalten, auf dem Fries die Inschrift: Sanctus, Sauctus, Sanctus.



Fig. 88. Denkmal der Dorothea Stubing.


Dresden (Stadt), Dreikönigskirche.



Fig. 89. Dreiköiiigskirche, Zustand seit 1G88, Nach einer Zeiclinung im Hauptstaatsarchiv.



^Fig. 90. Dreikönigskirche, Zustand von 1717. Nach einem Stich von A. M. Werner.

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Dresden (Stadt), Dreikönigskirche.


Das Altarbild malte und schenkte der Hofmaler Samuel Bottschild 1693. Dargestellt war „die von Mose aufgerichtete Schlange." Erhalten hat sich von diesem Altar meines Wissens nichts.

Die Kanzel (Fig. 91) schenkte der Oberstallmeister von Schleinitz. Sie ist eine

sechsseitige, geschweifte An- lage, in Holz, bemalt, mit reichem Akanthusschmuck, von sechs fliegenden, 95 cm messenden Putten und von Wolken getragen. Auf dem Schalldeckel, über einem kleinen, mit Puttenköpfen gezierten Postamente, kniet eine weibliche Gestalt, die Religion; sie hält mit der Linken ein Buch, und streckt mit der Rechten ein Cruci- fix begeistert empor. Am Himmel des Schalldeckels eine Sonne mit der hebrä- ischen Inschrift Jehova. Nach Müller (a. a. 0., S. 46) wurde die Kanzel von Hübner ge- fertigt. Beim Neubau der Kirche im 18. Jahrh. wurde sie in diese übertragen und von Thomae ausgebessert (Fig. 91). Es fehlen zwei Arme der Engel. Die Akan- thusblätter leicht beschädigt.

Gitterwerk in Schmiede- eisen am Altar, früher so- wohl in der alten, als der neuen Kirche diesen ganz umgebend, jetzt zur Seite des Altarplatzes und an bei- den Seiten der Altarstufen. Tüchtige Arbeit in Schmiede- eisen, namentlich die mit einem Kelch versehene Mittel- Mitte befand sich früher ein und dem Monogramm D A,



Fig. 91. Dreikönigskirche. Kanzel.


füllung ist geschmackvoll durchgebildet. In der starker lothrechter Eisenstab mit einem Kranze

darüber eine in Eisen geschmiedete Lilie. Auf dieser war das jetzt auf dem Altar stehende, aus Messing gefertigte Lesepult befestigt, das in zwei gravirten Kartuschen folgende Inschrift trägt:


Zweiter Bau. Ausstattung. Umbauten.


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Gott zu Erhen und diesem | Seinem Hause zur Zierde haben | diefs eiserne Sprengwerk mit aller ] Zubehör verfertigen lassen | Andreas Merbitz Bürger vnd | Ober Eltester des Fleischerhand ( wercks .... nunmehro vnd dessen | Wittibe Dorothea Merbitzin gebohr |

ne Küstern Anno 1691.

Taufstein, Serpentin, Im hoch, 77 cm Durchmesser, gedreht, rund, nur der obere Band achteckig. Dazu gehörig:

Taufschüssel, Zinn, mit 44 cm Durchmesser haltender, runder Schüssel und 62,5 cm im Durchmesser haltendem, achteckigem Eande. Bez.:

Tobias Matthaei C. S. Leib. Schütz D. 21. May Anno 1691.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und der nebenstehenden Marke.

Deckel, in Holz, mit einer vergoldeten Taube, die den Oel- zweig trägt, als Abschluss. Spätere Ergänzung der Zeit um 1780. Der Taufstein wird nicht mehr benutzt.

Hängeleuchter, Messing, etwa 1,8 m hoch, 1,6 m weit, mit drei Reihen von je 8 Leuchtarmen, schwerer, kräftig mit Akanthusranken verzierter und durchbrochener unterer Kugel ; oben ein fliegender Adler, auf welchem ein Mann in antikem Gewand rittlings sitzt. Der Adler trägt im Schnabel eine Tafel mit folgender Inschrift:

Gott zu Ehren , der Kirche zur Zierde | verehrete diesen Cronleuchter j Nicolaus Lütke | Churfürstl. Sächfsi". bestellter geheimer Kämmerer | Hoff Bettmeister und Gemach Bewahrer. [

Anno 1694.

Jetzt im Königl. Kunstgewerbemuseum zu Dresden.

Umbauten.

1694 wurde der Grund zu einem neuen Thurme gelegt, den 1712 — 13 der Hofsteinmetz Jonas Friedrich Jentzsch ausführte. Er blieb in einer Höhe von 12 Ellen (6,7 m) liegen. In diesem Thurme befand sich ein stattliches Thor (Fig. 92) aus Sandstein, mit übereck gestellten Seitenpilastern, derben Consolen auf diesen, abgebrochenen Giebelanschwüngen und einer Kartusche mit schwerem Kollwerk in der Achse über dem Thorbogen. Dieses Thor wurde mit an die neue Kirche versetzt und führt jetzt vom Kirchplatze in den Thurm. Es zeigt die kräftigen Formen der Karcher'schen Zeit.

1721 wird, und zwar auf Veranlassung des Pastors Hilscher, der Todtentanz vom Georgenthor an die Mauer des neuen Kirchhofs versetzt. Hilscher beabsichtigte zuerst, ihn an der Aussenseite der Kirche anzubringen.

1722 wird von Hilscher die Fortsetzung des Thurmbaues angeregt. George Bahr und Johann Gottlieb Fehre liefern den Plan zum Fortbau um zu- nächst weitere 20 Ellen (11,3 m) Höhe, den Graf Wackerbarth 1728 genehmigt. Der Plan befindet sich im Eathsarchiv (B. II, 21). Noch ist Jentzsch oder sind dessen Erben nicht für dessen Arbeit voll bezahlt. Der Bau schreitet auch jetzt nur langsam fort.

1729 begutachten den Bau der Maurermeister Johann Georg Gebhardt und Zimmermeister Johann Georg Neisse.

1730 bitten Fehre und Bähr um Zahlung des Bestes für den Bau, der nun über dem zweiten Geschoss in einer Gesammthöhe von 17 m mit einem flachen Dache abschloss.

Bald darauf begannen die Verhandlungen wegen Abbruch des Baues, da er

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dem Plane des Königs auf Durchführung der Hauptstrasse im Wege stand. Der Abbruch wurde nach Fertigstellung einer Interimskirche (1732) ausgeführt.

Eeste dieser Kirche haben sich, ausser den bereits genannten, meines Wissens nicht erhalten.



Fig. 92. Dreikönigskirche. Thor von IG94, das jetzige Westthor.


Dritter Bau

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3. Der dritte Bau (Interimskirche).

Am 26. October 1731 ordnete der König die Errichtung einer neuen Kirche an dem jetzigen Standorte dieser an. Ehe es zum Abbruch der alten kam, wurde eine Interimskirche errichtet. Am 23. November 1731 Hess Matthäus Daniel Pöppelmann den Grund zu dieser graben, die bis zum 3. April 1732 für 3542 Thaler fertig gestellt wurde.


Zweiter Bau. Umbauten. — Dritter und vierter Bau.


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Von der Interimskirche giebt die „Kurtze, doch deutliche Nachricht" eine Beschreibung. Sie war 52 Ellen (29,4 m) lang, 24 Ellen (18,6 m) breit, beide Seiten von zwei Emporen umgeben. In den Ecken Treppen, an der Decke sechs Gemälde aus dem Leben Christi. Tn der Achse der alte Altar von 1685 mit „sauberem Gem'ählde" und über diesem die Kanzel. Ueber dem Hauptthore der Chor mit künstlichen Säulen, darüber eine Empore. Unter den Emporen Betstübchen, beim Altar eine Sakristei mit den beiden Beichtstübchen. Die Emporen gelb und bläulich sauber abgeputzt. Besonders hervorgehoben wird, dass alle Auditores den Geistlichen auf der Kanzel vollkommen sehen und hören konnten und dass die Kirche 2000 Zuhörer fasste.

Graf Wackerbarth, der bei der Einweihung von Pöppelmann die Schlüssel übernahm, schenkte das schöne Positiv.

Ein abgesehen von den Maassen der Beschreibung entsprechender Plan einer solchen Kirche befindet sich in der Sammlung für Baukunst an der Kgl. Tech- nischen Hochschule, vielleicht ein später reducirter erster Entwurf.

Die Interimskirche wurde nach Fertigstellung des vierten Kirchenbaues ab- gebrochen.

Vierter Bau

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4. Der vierte Bau (die jetzige Kirche).

Baugeschichte.

Am 1. Mai 1782 wurde der Grundstein zu einer neuen Kirche gelegt; die vom Könige genehmigten Pläne fertigte Pöppelmann. Die Stadt, als Bauherr, übertrug die Ausführung dem Eathsmaurermeister Fehre und Eathszimmermeister Bähr, welche Gegenvorschläge namentlich hinsichtlich der Ausgestaltung des Innern machten (Pläne im Eathsarchiv, Holzmodell im Stadtmuseum). Seit dem November 1782 erscheint Pöppelmann nicht mehr in den Acten. In den Kämpfen zwischen Hof und Stadt vertrat ersteren Wackerbarth. Der König aber starb 1738, Wackerbarth 1784. In Folge dessen wurde Bähr der eigentliche Leiter des Baues.

Am 16. Mai 1788 wurde der Vertrag mit Bähr über Herstellung des Daches abgeschlossen, am 24. September 1784 war die Kirche unter Dach. Am 21. Juni 1785 schloss Bähr den Vertrag wegen Herstellung der verschalten Decke. Der Bau schritt aber aus Geldmangel langsam fort. 1786 ruhte der unfertige Bau ganz, auch 1787 war die Thätigkeit gering.

1788 wurde der Altar aufgestellt. Auch Bähr erlebte das Ende des Baues nicht (t 16. März 1788). Die Kirche wurde erst am 29. September 1789 geweiht, nachdem sie 69,761 Thaler gekostet.

Baubeschreibung.

Die Kirche (Fig. 98 u. 94) ist ein Rechteck von rund 68,5 zu 80,5 m. In dieses stellt sich an der Westseite der etwa 12,7 m im Quadrat messende Thurm. Vor diesem baut sich eine hohe Nische auf, in der der Altar steht. Zu Seiten des Thurmes, der eine wenig zweckmässige Vorhalle bildet, je eine stattliche Treppe, der Gang in die Kirche und je eine Sakristei.

An der Ostseite ist eine zweite Vorhalle geschaffen und befinden sich zwei weitere Treppen. Es bleibt somit ein rechtwinkeliger Innenraum von 46,8 zu 27,7 m. In diesem bilden zehn, durch schmale Pilaster verstärkte quadratische Pfeiler ein Oval. Den Pfeilern entsprechen an den Umfassungsmauern kurze.


Vierter Bau. Baubesehreibung.


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nach innen gezogene Strebepfeiler. Die centrale Anlage ist also trotz der Längs- entwickelung kräftig gewahrt. Das Oval ist mit einem muldenförmigen Gewölbe in Brettverschalung überkleidet, das in das Mansarddach hineinschneidet.

Die Ausbildung der Schauseiten ist sehr einfach. Ueber dem Ostthor (Fig. 95) eine geschwungene Verdachung, in der Mitte eine Kartusche mit Engels- köpfchen und dem Gottesauge. Die Thüren sind einfach, aber wirkungsvoll ge- schnitzt, namentlich die Kapitale über den Schlagleisten anmuthig ausgebildet.

Das Westthor ist das der alten Kirche von 1712.



W i f I I I 1 f [ [ T f

Fig. 94, Dreikönigskirche. Querschnitt. Zustand seit 1739.

Das Obergeschoss gliedert eine bescheiden ausgebildete toscanische Ordnung. Ueber dem Ostthor ein Giebel, darin zwei betende, knieende Engel mit grossen Flügeln, Zweigen und eine Glorie von Engelsköpfen um das Gottesauge. Relief, wie es scheint, in Sandstein.

Im Innern ist vor Allem der Altar, 7m breit (Fig. 96), bemcrkenswerth. Zwei korinthische Säulen an den Enden, zwei übereck gestellte zu Seiten einer 2,8 m breiten, 1,7 m tiefen Nische. Darüber ein stark verkröpftes Gesims. Auf den Giebeltheilen und in der Achse sitzen drei Engel, die ein Spruchband halten mit der Inschrift: Gloria in excelsis deo ; ganz oben ein Stern mit riesigen Strahlen, von



Fig. 95. Dreikönigskirche Ostthor.


Vierter Bau.



Fig. !)(!. Drciköiiigskirc'hc. Aitar.


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Dresden (Stadt), Dreikönigskirche.


einem schwebenden Puttenkranze in Wolken umgeben. In der Nische: die klugen und die thörichten Jungfrauen, vor Christus erscheinend. In einem Hofe, über dessen Mauer hinten eine Kuppel, ein Obelisk und Dächer hervorragen, steht links Christus in einer Thür über einigen Stufen mit ausgebreiteten Armen hervor- tretend, vor ihm in heiterer Bewegung die fünf klugen Jungfrauen, in den Hän- den die brennenden Lampen. Eechts hinten in und vor einer Thür mit den Ge- berden der höchsten Verzweiflung die elf thörichten Jungfrauen. Die sechs vorderen Figuren sind überlebensgross und frei gearbeitet, die fünf hinteren in viel kleineren Verhältnissen, nur in starkem Hochrelief. Die Gewänder sind ausserordentlich schwerfaltig, der Gesichtsausdruck und die Bewegungen wenig belebt.

Zwischen den Säulenpaaren stehen auf starken Consolen: links: der Evangelist Matthäus; ein bärtiger Mann, stark ausschreitend, schreibt in ein Buch, das er vor sich hält, zu seiner Eechten ein kleiner Engel, der sein Tintenfass emporhebt; rechts: der Evangelist Johannes, hält mit der Linken das Buch, indess er die Eechte mit der Feder ruhig ausstreckt; neben ihm sein Adler. Derbe Figuren von realistischer Durchführung. Der untere Theil des Altars und die Figuren sind aus Sandstein, der obere Theil ist aus Holz.

Der Altar wurde vom Bildhauer Benjamin Thomae für 1200 Thaler ge- fertigt, von Fehre 1738 aufgestellt, vom Hofmaler Eeinow unentgeltlich staffirt.

Gegenüber steht die Orgel. Nachdem 1739 der Orgelbauer Tobias Schramm die alte Orgel in die Kirche übertragen hatte, wurde 1754 eine neue von den Orgel- bauer Zacharias und Johann Gottfried Hildebrandt errichtet. Die Tischlerarbeit fertigte Fischer, die Malerarbeit Lucäus. Das Werk ist von hervorragender Schönheit. Im Untergeschoss jonische Pilaster, Gruppen von Engelsköpfen auf Wolken. An den Thüren schöne schmiedeeiserne Gitter. Auf der Höhe der Orgel drei Paare Kinderengel und zwei Genien, sowie die Inschrift: Soli Deo Gloria. Das Ganze ist in Weiss und Gold staffirt.

Die Orgelempore tragen zwei fliegende Engel, in Holz geschnitzt (nach Müller) von Wancke, sehr belebte Gestalten von kräftiger Bewegung. Die Brüstung zeigt reizvolles Schnitzwerk, in der Mitte das Lamm Gottes. Im Nordwestgange der Kirche steht das Denkmal des J. J. Gräfe, t 1^59.

Sandstein, verschiedenfarbig gestrichen, 1,4 o m breit, Höhe des Postaments 1,5 6 m, Höhe des Gesammtdenkmals ca. 2, 20 m.

Wanddenkmal auf einfachem Unterbau, ein Todtenkopf unter Aehren, dar- über ein Sarkophag, dahinter ein Tuch, rechts und links von Puttenköpfen um- geben. Oben die Gesetztafeln, Kelch, Lilienstengel, Bibel und Wolkengloriole.

Inschrift an dem Sarkophag:

Gegenwärtiges Monument | ist dem unvergefslichen Andencken eines treuen Knechtes Jesu gewiedmet | Herrn M. Johann Jak oh Gräfens | welcher im Jahr 1708 zu Ebersdorf bey Chemnitz gebohren, uzid an die 25 Jahr in verschiedenen | wichtigen heiligen Ämtern zu Warschau, Weifsenfeis Drefsden, zuletzt auch als Pastor bey hiesiger | Gemeine Gott und Menschen gefällig gewesen | Als Er eben im Begrif war das hiesige Pastorat mit der Stelle eines Hof Diaconi in Drefsden zu ver | wechseln, endigte Er an einer kurzen Kranckheit am 28. Nov. 1759 seyn Leben, welches sich auf 51 Jahr erstrecket | Ein wahrer Freund und


Ausstattung. — Gemälde in der Kirche.


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Verehrer des Amts und der Gaben des Sei: Pastoris bedauerte in der damahligen | Entfernung das frühzeitige Ableben seines Sei: Beicht Vaters, und entschlofs sich durch dieses Denck- mahl I diesen Gerechten nach hergestellten Frieden bey dieser Gemeine unvergefslich zu machen | nach der Ermunterung Pauli: Gedencket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben | welcher Ende schauet an, und folget ihren Glatiben nach. Hebr: XIII. 7. Moritz Carl Graf zu Lynar.

Gemälde

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5. Gemälde in der Kirche. Gemälde, Kreuzabnahme (Tafel IV, a), auf Holz, in Oel, 78:46 cm messend.

Ein bärtiger Mann lässt von oben den Leichnam an einem Tuche herunter, ein zweiter fängt ihn auf einer Leiter stehend auf. Unten ein Pharisäer im Turban mit der Schrifttafel und den drei Nägeln, neben ihm eine vornehme Frau. Zu Füssen der Leiter die niedersinkende Jungfrau, zwei trauernde Frauen und ein Apostel. Mehrere Gestalten zeigen auf dem iheilweise in Gold gemalten Gewände hebräische Schriftzeichen. Schlichter landschaftlicher Hintergrund. Neben Christi Kreuz die der Schäscher.

Gemälde, Beweinung Christi (Tafel IV, b), auf Holz, in Oel, 78:47 cm messend.

Zu Füssen der drei leeren Tförmigen Kreuze Christus in halbsitzender Halt- ung, die Jungfrau ihn küssend, während Johannes sich um sie bemüht und ein Apostel Christus stützt. Drei trauernde Frauen. Im Hintergrund eine Landschaft.

Die beiden Bilder zeigen durchaus den Charakter der Schule Michel Wolil- gemuths, könnten sogar aus dessen Werkstatt hervorgegangen sein. Jedoch sind sie in der Einzelbehandlung wenig durchgebildet, oft sogar roh. Der Ton ist tief und warm.

Die Bilder wurden vor etwa 30 Jahren im Archiv aufgefunden, sind also wahrscheinlich alter Kirchenbesitz.

Bildniss des Pastors Christian Leschke, t 1698. Auf Leinwand, in Oel, 1 : 0,7 4 m messend.

Im Ornat, mit schwarzer Mütze, gelocktem weissen Haar, kleinem gekräusel- ten Bärtchen, vor einer Architektur stehend.

Das Bild ist hell, aber trocken im Ton, wohl durch Uebermalung etwas flau in den Halbtönen, sonst eine tüchtige handwerkliche Arbeit.

Bildniss eines Unbekannten.

Auf Leinwand, in Oel, l,i6 : 0,8 7 m messend.

Nach vorn sehend, in grosser brauner Perücke, mit lebhaft blickenden blauen Augen und kräftig wohlwollendem Ausdruck. Der unverkennbar vornehme Mann ist in dunklem Pelz, darunter einem grünen, mit Gold betressten Rock, reichem Spitzenhalstuch dargestellt. In der Hand einen nicht ganz deutlich erkennbaren Gegenstand, vielleicht einen Schlüssel. In diesem Falle dürfte das Bild wahr- scheinlich den Gemach -Verwahrer Nicolas Lütke darstellen.

Das Bild ist eine tüchtige Arbeit von sicherem Können aus der Zeit um 1700.

Bildniss eines Unbekannten.

Auf Leinwand, in Oel, l,i5 : 0,7 8 m messend.

Ein kräftiger, lebhaft nach vorn blickender, junger Mann mit modischem Bärtchen, in bequemer Kleidung, zeigt mit der Rechten auf sich, legt die Linke


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Dresden (Stadt), Dreikönigskirche.


auf einen Todtenkopf. Mit grosser brauner Perücke. Man sieht, dass das Bild über ein angefangenes älteres männliches Bildniss gemalt ist, das durch den leichten Auftrag des Hintergrundes hindurchscheint.

Sicher behandeltes, schwungvolles Bild der Zeit um 1700.

Bildniss des P. Wenzeslaus Kahl, t 1704.

Auf Leinwand, in Oel, 98,5 : 74 cm messend.

Im Ornat, mit gescheiteltem braunen Haar, langen offenen Locken, rundem Mützchen, kleinem gekräuselten Schnurrbart. Die Eechte lehrend erhoben, in der Linken ein Buch, vor einer Architektur stehend.

Röthliche Fleischtöne, das Ganze kalt und nüchtern.

Bildniss des M. Adam Zahn, f 1'736.

Auf Leinwand, in Oel, 99 : 75 cm messend.

Im Ornat, mit gekniffenen Augen, in der Rechten ein Buch, vor einer Säule stehend.

Kaltes und unerquickliches Werk.

Bildniss des M. Paul Christian Hilscher, f 1'730. Auf Leinwand, in Oel, 1 : 0,7 6 m messend.

Im Ornat, mit Perücke, die Rechte segnend erhoben, vor rothem Hintergrund. Das Bild ist unbedeutend und giebt das Wesen des wackeren Mannes nur wenig wieder.

Bildniss eines Geistlichen.

Auf Leinwand, in Oel, 73 : 55 cm messend.

Im Ornat, mit gepudertem, gedolltem Haar.

Aehnlich im Ton wie das Edeling'sche Bild. Am linken Auge ein starker Riss. Um 1800.

Bildniss des J. L. Kell, f 1818.

Auf Leinwand, in Oel, 77 : 61 cm messend.

Im Ornat, mit weissgepudertem Haar, gedollten Locken, nach rechts schauend, in der Rechten ein Buch.

In der Art Graffs, doch flauer und weichlicher gemalt. Auf der Rückseite bezeichnet:

M. Johann Ledewig (!) Kell, geb. den 6. Aug. 1743, war 38 Jahr Pastor zu Neustadt- Dresden, ging ein wo der Treue ewiger Lohn ist, den 9. Juni 1818. Der Kirche ge- widmet vom Hofmundbäcker Friedrich Samuel Bierling a. 1818. E. Edeling.

Edeling ist der Maler des Bildes.

Altargerät

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6. Altargeräth.

Kanne, Silber, vergoldet, mit Deckel 250 mm, ohne diesen 187 mm hoch, 167 mm Fussbreite. Mit geraden Wandungen, geschwungenem starkem Griffe, breitem Fusse, scharf ausladender Schnauze, auf der ein Engelskopf gravirt. Den Deckelgriff bilden zwei Engelköpfe. Im Deckel eine Münze mit hebräischer Inschrift, gleich jener in den Kannen der Annenkirche. Auf die Wandungen gravirt vier Scheiben, darin die Evangelisten; vorne der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes. Auf dem Deckel gravirt: Th omas Jentsch der Jünger, nebst kirchlichen Emblemen.


Gemälde in der Kirche. — Altargeräthe.


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Auf dem Boden ein gravirtes Passionswappen mit der Umschrift:

Hoc g'cnus oenophori sacrato hinc dedicat aedi Thomas Jentsch jünior nobile mnema sui Arma redemtoris passio sculpta refert

1623. fg. Gemarkt mit Dresdner Beschau und der nebenstehenden Marke, ü/ UlS

Kanne, Silber, vergoldet, mit Deckel 262 mm, ohne diesen 196 mm hoch, 151 mm Fussbreite. Geradlinige Wandungen, schön geschwungener Henkel, gerade Schnauze, vor die ein plastischer, 6 cm hoher Crucifixus befestigt ist. Ein Engelkopf als Deckelgriff, eine Traube als Knauf. Auf dem Schnauzendeckel wieder ein plastischer Engelkopf. Am oberen und unteren Rande schlichte gravirte Ornamente. Am Leibe eine gravirte Rolle mit der Inschrift:

Das Blut Jesu Christi etc. 1. Johann. 1. Bez. 1663 David. Elisabeth. Ludewig.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und der nebenstehenden Marke.

Crucifix, Holz und Silber, 103 cm hoch, Fuss 22 cm breit. Auf dem schwarzen, in derbem Barock geschnitzten Holzgestell eine Silberplatte von 76 zu 134 mm mit dem Wappen der Aus dem Winckel und Spor und der Inschrift:

Anno 1666 Hans Caspar a. d. Winckel obr. v. Com. d. in. alt dres.den. — Doro.thea. a Winckeln obr. g-eborne Sporin.

Der 34 cm lange Körper ist bis auf den Schurz vergoldet. Die Ausführung zeigt einzelne Flüchtigkeiten.

Altar leuchter, Kupfer, versilbert, ohne Dorn 64,6 cm hoch, in Cande- laberform, reich ornamental getrieben. Die Tülle trägt ein 18,6 cm hoher Engel. Bez. 1679.

Crucifix, Holz und Silber, 1,23 m hoch. In den schwarzen Holzfuss ist eine Miniaturmalerei eingelassen, darauf das Abendmahl. Bez.: Nicolaus Lütke. C. S. G. H. B. M. v. S, V. W. 1688.

Der silberne Todtenkopf in Hochrelief. Der Körper, von Silber, etwa 43 cm hoch, ist sorgfältig bearbeitet.

Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 23,6 cm hoch, 14,2 cm Fussbreite. Schlichte Form. Auf dem Boden bez.:

M. Joh. Georg Hahn, Diac. Fer. 1. Pasch d. 15. Apr. 1688.

Gemarkt mit nebenstehendem Zeichen. Patene dazu, 16,5 cm Durchmesser. ^Jjjf Ebenso bezeichnet, ungemarkt.

Kanne, ovalen Querschnitts, Silber, unvergoldet, 222 mm hoch mit Deckel, 162 mm ohne diesen, Fuss 109 : 92 mm. Bescheidenes, stark restaurirtes Werk. Ein Stück des Stieles fehlt. Bez.:

ophien L. F . . . a . . Diac. Eheweib d. 25. Dec. 1688.

Gemarkt mit der gleichen Marke wie der Kelch.

Zwei Opferbecken, Messing, 215 mm Durchmesser, bez.:

Daniel Wedekind Anno 1.6.8.8.

Sieblöffel, Silber, unvergoldet, 12 cm lang. 17. Jahrh.

Crucifix, Holz, Silber und Elfenbein, 106 cm hoch. Das hölzerne Fuss- gestell 36 cm breit, mit gedrehten Säulen, seitlichen Consolen, reich belegt mit getriebenem Silberblech. Der Todtenkopf und der etwa 30 cm lange Körper in


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Dresden (Stadt), Dreikönigskirclie. — Schlosskapelle.


Elfenbein. Handwerklich tüchtige Arbeit des Endes des 17. Jahrh. Vielfach beschädigt.

Patene, Silber, vergoldet, 192 mm Durchmesser. Bez. i. H. K, 1697. Marken undeutlich.

Tauf zeug, Silber, unvergoldet. Das Becken, achtpassicht, in der Mitte er- haben, hat 43 cm Durchmesser. Die Kanne mit hohem Fuss, passichtem Leib, schön geschwungenem Henkel und Ausguss, auf dem ein Frauenkopf, 217 mm hoch, Fuss 87 mm breit. Durchweg sehr reich mit Bandornament gravirt. Schöne Arbeit der Zeit um 1700.

Gemarkt mit Augsburger Beschau und nebenstehender Marke.

Kanne, Silber, vergoldet, mit Deckel 218 mm, ohne solchen 170 mm hoch, Fuss 141 mm breit. In der Form ähnlich der von 1663. Bez.:

Alt Drefsden Anno 1714 den 1. Januari.

Dazu das Monogramm SD.

Gemarkt mit undeutlicher Dresdner Beschau, der Jahresmarke M £ und dem nebenstehenden Zeichen. ^

Hostienschachtel, Silber, vergoldet, rund, 135 mm Durchmesser, 60 mm hoch. Auf dem Deckel in ungeschickter Gravirung das Abendmahl. Bez.: D. G. B. 1714.

Gemarkt mit Dresdner Beschau, dem Jahreszeichen N und nebenstehender Marke.

Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 257 mm hoch, Fuss 144mm breit. Schlichte derbe Form. Am Boden bezeichnet mit dem Spruche Joh. VI, V. 54:

Wer mein Fleisch isset etc. Am Fusse :

Hedwig- Maria FreyFräulein von Mordaxt, der Kirche zu Neu Stadt bey Dresden, zu einem österlichen fröhlichen andencken den 13. April äö 1732.

Patene dazu, 165 mm Durchmesser. Mit gleicher Inschrift und dem Verse:

1. Joh. 1, V. 7. Das Blut Jesu Christi etc.

Gemarkt mit Dresdner Beschau, dem nebenstehenden Jahreszeichen und der nebenstehenden Marke.

Kanne, Silber, vergoldet, mit Deckel 275 mm, ohne diesen 202 mm hoch, Fuss 154 mm breit. In der Form jener von 1623 ähnlich. Bez.:

Der Neuen Kirche in der Neun (!) Stadt bey Drefsden von Hr. Gabriel Christian Matthäi Goldscheid ern verehret am 4. Febr. 1735.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehenden Marken.

Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 237 mm hoch, Fuss 146 mm breit, gleich jenem von 1688. Bez. K.P. c s. Prov. Comm. A. T. 1788. Ausgebessert.

Sanduhr, in Holz geschnitzt, mit Gläsern für 1, 2, 3 und 4 Viertelstunden. 18. Jahrh.

Opferbecken, Messing, 235 mm Durchmesser. Bez.:fv i

Der Kirche zu Neustadt bey Dresden MDCCLII. I N

Gemarkt mit nebenstehenden Marken. Koffer, in Holz, mit Leder überzogen, Beschläge in Messing, 44 cm lang, 29 cm breit, 19 cm hoch. Die Beschläge sind aus Blech gesägt und gravirt




Altargerätlie. Mittelalterliche Schlosskapelle.


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und zeigen figürliche Darstellungen: Reiter, Fussgänger, Posaunen blasende Engel, Reiher. Hübsche Arbeit der Mitte des 18. Jahrh. Das Leder stark beschädigt.

Crucifix, in Holz geschnitzt und bemalt, 87 cm hoch. Das Corpus 44 cm hoch. Das Kreuz auf einem geschnitzten Felsen. Schwache Arbeit. Ende des 18. Jahrh.

Altarbekleidung, in blauer, mit Ramage gemusterter Seide, bestickt mit

BrOCat. Bez. Elisabeth Jenichen Wittbe 1724.

Noch lag der Thurmbau unvollendet. Er erhielt erst 1854 — 59 durch Haenel und Marx seine jetzige Gestalt.

Die Kirche wurde 1891 von Reuter & Fischer (Richard Reuter und Theod. Fischer) erneuert. Es wurde die zweite Empore herausgenommen, die Betstübchen zum Theil entfernt, das Orgelchor weiter vorgerückt, neues Gestühl hergestellt, das Altargitter verändert, der Fussboden im SchiflF etwas gehoben, die Orgel reparirt und die grosse Deckenkehle mit Stuckornamenten, nameutlich der Akustik wegen verziert. Die Kosten des Umbaues betrugen 90,377 Mark.

Verg-l. Kurtze, doch deutliche Nachricht von Neustadt bei Drefsden, Dresden, Mohrenthal 1732. — Dr. E. Sülze, Die Dreikönigskirche zu Neustadt -Dresden, Dresden 1889.