Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Frauenkirche

Die Frauenkirche

ist die Pfarrkirche der alten wendischen Dörfer zu beiden Seiten der Elbe, neben . denen die deutsche Stadtanlage im Anschlus^^e an die Brücke errichtet worden war.

Mittelalter Bearbeiten

1. Die mittelalterliche Kirche.

Die Kirche wird 1366 zuerst urkundlich erwähnt, muss jedoch wesentlich älteren Ursprungs sein. Sie bestand beim Abbruche 1727 aus einem dem Quadrat sich nähernden dreischiffigen Langhause, wohl romanischen Ursprungs, von 20:23 m innerer Grundfläche, und einer gothischen Choranlage. Das Langhaus war durch zwei Arkaden von je drei Jochen getheilt, mit flacher Decke überdeckt. Die Pfeiler waren schHchte Rechtecke; die Bogenform ist nicht bekannt, da Innen- ansichten oder Querschnitte meines Wissens sich nicht erhielten.

Wahrscheinlich waren die Seitenschiffe für Emporen bestimmt, deren zwei übereinander angebracht waren. Die Decke dürfte demnach an den Kehlbalken des merkwürdiger Weise quer zur Kirchachse gelegten Walmdaches befestigt gewesen sein. Diese Anordnung ist schwerlich mittelalterlich, sondern stammt wohl vom Umbau von 1556, ebenso wie die Gestaltung der Fenster.

Die Darstellung des Grundrisses Fig. 26 entstand aus Uebertragung der im Stiche bei Michaelis gegebenen auf jene Umrissformen, welche in den Plänen Bährs für den Neubau eingezeichnet sind (vergl. Sponsel, Die Frauen- kirche zu Dresden, Blatt 1). Die Südfront (Fig. 27) wurde nach dem Kupfer- stich bei Michaelis und anderen Ansichten gezeichnet. Beide Darstellungen ent- behren voller Zuverlässigkeit.

Aeltere Baugeschichte.

Aus den Kirchenrechnungen und chronikalischen Nachrichten ergeben sich folgende Daten für die Baugeschichte:

1388 wird eine Kirchweihe vollzogen; die Steinmetzen Johannes Heinczold und Ulm an, der Zimmermann Meister Johannes sind an der Kirche thätig.

1395 Altarstiftung.

1452 vollzieht sich an der Kirche ein kleiner Umbau, den Meister Lenhardt leitet; Gesellen sind Clawefs Talher (Talheim), Hannefs Beyer, Kortz.

1468. Eine Thür in die Sakristei, ein Schlussstein und ein Fenster für diese werden vom Steinmetz Paul gehauen.

1469. Die Sakristei wird gewölbt durch Meister Thomas, Meister Peter Zimmermann unterstützt den Thurm.


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Dresden (Stadt», Frauenkirche.



Fig. (iiundriss der Frauenkirclie, Zustand zu Aiif. 18. Jahrli.


1470. Es werden grössere Gewölbe gemacht, das Kirchdach gedeckt. Meister Claus arbeitet an der Kirche. Der Bau, der hier in Frage kommt, nämlich die

Sakristei, legte sich an das südliche Seitenschiff gegen Westen an. Er erschien nach aussen zweigeschossig und hatte in den Oberge- schossen Vorhangbogen. Im Erdgeschoss fand sich hier das sogenannte Münzerthor.

1471. Die Steinmetzen erhalten Bier, „do sy denn leichstein zu der sonnenn erhuhenn". Es dürfte dies der Denkstein von 1388 ge- wesen sein, der später ge- gen die Kampische Strasse zu lag und als „Mönchs- stein" mehrfach erwähnt wird (Michaelis, Vorrede). Seine Inschrift war unleserlich.

1472. Meister Claus deckt das Dach, an Meister Mats (Kümo Her?) wird die Spitze ver- dingt, ^^ickel Petzold erhält 1 Schock auf das Thürmlein. Es handelt sich um den Dachreiter über dem Walmdach des Langhauses.

1473. Kumoller hat mit den Glocken zu thun. Meister Lenhart scheint diese gegossen

zu haben.

1477. An die alte Kirche wird ein

Chor angebaut. (Vergl. die Inschrift bei Hasche, Beschr., I. 605: mccccUruii jare ifl ano(l)aben bielTer ^oor.) Es wurde bei dieser Ge- legenheit wohl der „ alte Chor entfernt und ein neuer go- thischer an die Kir- che angefügt, die nun eine Gesammtlänge von ca. 38 m erlangte.

Die Grundform dieses Chores war nach Bährs Zeichnungen unregelmässig, während Michaelis sie regelmässig darstellt; ersteres dürfte richtiger sein.



Fig. 27. Südansiclit der Frauenkirche," Zustand zu Auf. 18. Jahrli.


Mittelalterlicher Bau. Aeltere Baiigeschiclite.


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1483 wurde ein neuer Hauptaltar beschafft und am 6. November geweiht. 1485. Die „Marter" wird gemacht und dabei Sem man Maler erwähnt; es ist dies wohl das bis zum Abbruche der Kirche über dem Eingange zur Kanzel hängende Orucifix (Michaelis Nr. 40).

1497. Caspar Beyern wird für 15 Schock verdingt, den Thurm (Dach- reiter) auf die Frauenkirche zu machen. Er stand bis 1722.

1499. Kirchenerneuerung. Neue Thurm- spindel mit vergoldetem Knopf

1514, 24. April. Confirmation des Bischofs Johannes von Meissen über das Beinhaus. Die Steinmetzen und Maurer stiften im Bein- hause einen Altar der heil. Anna, der vier ge- krönten Märtyrer und des heil. Stuhles Petri. Dieser Umstand und der, dass das Siegel der Dresdner Steinmetzen die Jahreszahl 1513 trägt, giebt den Beweis dafür, dass damals die Hütte erst gegründet wurde. (Vergl. M. Flemming, die Dresdner Innungen, I. S. 48, 142; Ol. Pfau, die Rochlitzer Hüttenordnung S. 46 flg.) Zwar sagten die Steinmetzen in einem Schreiben von 1518 (siehe Pfau, a. a. 0. S. 105), dass ihre Brüderschaft seit langen Jahren bestanden habe, doch bestätigt die erst jetzt eingeholte Confir- mation Pfaus Annahme, dass dies zum min- desten im vollen Sinn der süddeutschen Hütten nicht richtig sei, dass vielmehr erst unter des Hans Schickentanz Leitung die festgegliederte Hütte zusammentrat. Noch 1539, beim Ueber- gang zum Protestantismus, bestand der Stein- metzen Lehen, zum Beinhaus genannt, und besass es zwei Kelche, die mit der Patene und einem Pacem 2 €i. 3 Ä wogen. Auch die Maurer besassen dort einen Kelch, ein Pacem und ein weisses Pacem, die 1 ^. 3 S^A. wogen. Die vier gekrönten Märtyrer waren aller Orten Schutz- heilige der Steinmetzen. 1558 wurde das Bein- haus abgetragen. Nach dem Verzeichniss der Altäre (Hasche, Urkundenbuch N. 232) gab es in Dresden zwei Annenaltäre: einer in der Frauenkirche und jener in ossaria circa eccles. b. V. Nun erhielt sich eine Statue der h. Anna aus dem Jakobshospital. (Siehe das.). Es ist sehwerhch anzunehmen, dass sie für dieses geschaffen wurde. Stilistisch gehört sie in die Zeit der Stiftung des Beinhauses.

Statue der h. Anna (Fig. 28). In Holz, etwa 1,30 m hoch, die beiden Kinder auf dem Arm; Christus auf der Rechten, in seiner Linken ein Apfel, seine Rechte segnend erhebend; Maria auf der Linken, bekleidet. Die Heilige in reich gebauschtem Kleide, matronenhaft.



Fig. 1%. Statue der heil. Anna, wahrscheinlich vom Altar der Steinmetzen.


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Dresden, (Stadt) Frauenkirche.


Mit weisser Oelfarbe überstrichen.

Jetzt in der Sammlung des Kgl. Alterthumsvereins, Inv.-Nr. 418. 1517. Zur neuen Glocke wird Speise gekauft.

1520. Hans Schickentanz' Gesellen arbeiten Formstücke für die Fenster. Adam Luther bessert das Bild von des Herrn Auferstehung aus, ebenso 1523 Franz Maler.

1523. Wolfgang Goldschmied fertigt für 8 Schock ein neues silbernes Kreuz mit Berillen {prillen) und anderen Steinen für zusammen 20 Schock 9 gr. 9 pf.

1528/9. Die Kirche wird neu gedeckt.

1530/1. Nickel von Zwickau hängt eine neue Glocke auf.

1531. Der Tischler Georg ühl macht einen neuen Fuss und Gesprenge zur neuen Tafel, d. h. wohl für einen Altar.

1539. St. Alexii Bild, St. Ursulae Bild, das grosse silberne Kreuz der Frauen- kirche, St. Catharinae Bild, die Krone vom schwarzen Abgölte etc. werden für 900 fl. an den Münzmeister verkauft.

Reformation Bearbeiten

Mit Einführung der Eeformation steht die Kirche eine Zeitlang leer. Bei dieser Gelegenheit scheinen die Glocken, der alte Altar und anderes mehr ent- fernt wwden zu sein.

Die Neueinrichtung'.

1556/7 beginnt ein grösserer Bau, durch welchen die Kirche für den neuen Gottesdienst vorgerichtet wird. Man tüncht das Innere, malt die Empore weiss und aschenfarben, bricht die alte Decke ab — da das der Zimmermann thut, han- delte es sich um die Decke des Langhauses — , baut neue Emporen (zwei über- einander) und schafft Kirchensitze, die theilweise gegen Arbeitsleistungen ab- gegeben werden. So macht der Steinmetz Hans Walther die Figuren und den Engel zum Predigtstuhl, Augustus Oordus malt diesen, Hans Kram er, Stein- metz, liefert die Steine und die Arbeit. Jener Engel trug die Kanzel, die reich mit Bildhauerarbeit verziert war. B arteil Tischler fertigt den Sturz (Schall- deckel?) über dem Predigtstuhl.

Von dieser Bauthätigkeit erhielten sich, wie es scheint, einzelne Reste, die unter dem Abschnitte Frauenkirchhof, 3, S. 74 flg. besprochen werden sollen.

1557 werden „dem Meister, so die glocken zur Zellenn gewunnen, sv Trank- gelt und von den dreien Gloclzen allhier wieder zu hengen" 2 fl. gegeben. Kur- fürst August schenkte der Stadt also diese Glocken aus dem Kloster Altenzella für die Kirche.

Eine davon, 1518 gegossen, erhielt sich in der Kirche. Nach Weck war sie 1 Elle 11 1/2 Zoll (ca. 83 cm) weit, 1 Elle 4 Zoll (ca. 66 cm) hoch und hatte nach Michaelis die Inschrift:

Jlfc marta iro et a plena, |o minus ll)ecum Jlloliennt) 5 ertkortie mcccfcrotti

Lesbar sind bei der jetzigen Aufstellung die Worte: ^ ttt)e marttt or^^O^^^ pleno bompüs tl)eKäm . . . Kortte mcfcfcroitt tor

Die Maasse ergaben 84 : 69 cm. Nebenstehend eine Schriftprobe. Die zweite Glocke, 1 Elle 6 Zoll (708 mm) weit, 1 Elle 3 Zoll (637 mm) hoch, war ohne Inschrift.


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Mittelalterlicher Bau. Aeltere Baugesehichte. Die Neueinrichtung. Der Altar. 45


Die dritte, sogenannte silberne, von 1489, 19 Zoll (45 cm) weit, 16 V2 Zoll (39 cm) hoch, mit der Inschrift: aoc moria ofötia plena liominus tecum motcr misericorbiac mcccclrrrtr

Die Inschriften sind nicht ganz sicher. Weck und Michaelis weichen in der Kechtschreibung von einander ab.

1557. Die Decke des Langhauses wird wieder hergestellt. Die baulichen Arbeiten fertigte Ilgen Titz (Ditz). Es handelte sich um eine Felderdecke, welche nach und nach mit biblischen Darstellungen bemalt wurde. Die Namen der Stifter fanden sich auf einzelnen Bildern. Die meisten gehen auf die Zeit von 1559 bis 1560 zurück. Erwähnenswerth sind: d.b. M. (Daniel Bret- schneider, Maler) 1596, Andreas Bretschneider als die Namen zweier in Dresden thätiger Maler. Später 1598 wird Christof Gr ome als Maler erwähnt.

1557/9. Meister Lorentz Steer (Stoer) fertigt für 245 fl. eine Orgel.

1559. Um Judica wird die Kirche dem Gottesdienste übergeben.

1561/2. Der Gottesacker wird vom Maurermeister Yoitt Grohe gebaut, die Steinmetzarbeiten, namentlich die Thüren, macht Hans Werner. Von dieser scheint sich ein Rest erhalten zu haben, eine Bekrönung mit seitlichen Pilastern, Gebälk und Segmentgiebel, Sandstein, 70 cm hoch, 1,05 m breit. In der Mitte eine längliche, von Rollwerk umgebene Tafel, bez. mdlx. Die Arbeiten für das Thor wurden am 1. Mai 1561 gezahlt, dürften also im Jahre vorher gefertigt worden sein. Jetzt in der Sammlung des Königl. Alterthumsvereins, Nr. 430 (Inv.-Nr. 2422).

1564/5. Die Schwibbogen werden gedeckt von Lewin Lehmann. 1568. Jeorge Kretzmar bessert die Orgel.

Altar Bearbeiten

Der Altar.

1584. Ein neuer Altar wird aufgestellt zugleich als Epitaph, das die beiden Brüder Heinrich und Adolf von Krosigk für ihren am 26. November 1581 ver- storbenen Bruder, den Hofmarschall Hans Georg, aus Sandstein errichten Hessen. (Michaelis S. 2.) Er trug ausser der Gedächtnissschrift für den Todten die Inschrift:

Mit göttlicher Gnade anno 15S4 an vnsers Herrn Christi Himmelfarth ist dieser Altar durch mich Christoph Walther von Breslaw, Bildhauer vnd Borger allhier verfertiget worden, seines Alters 50 Jahr.

Vom Altar sind mehrere Schilderungen erhalten. Er bestand aus zwei über dem Tische stehenden Postamenten, zwischen diesen eine Darstellung des Abend- mahls (vergl. Seite 79, Fig. 48) auf diesen je zwei korinthische Säulen. Zur Eechten war die Geburt, zur Linken die Auferstehung in Eelief dargestellt. Ueber dem Abendmahl, also wohl als Altarblatt, die Kreuzigung mit Maria und Johannes; dar- über das jüngste Gericht. Ueber diesem ein Wappen und weiter ein Engel mit der Posaune. Ueber dem Sims der Säule vier Evangelisten und weiterhin Gottvater „im grossen Brustbilde als ein alter Mann nach Art der Künstler abgebildet" und endlich darüber der heil. Geist als Taube. Dieser Abschluss entspricht also vollkommen dem ein Jahrzehnt jüngeren Kreuzkirchenaltare. Bei Abbruch der Kirche kam der Altar 1727 in die Annenkirche. Die dortige Gemeinde wollte bei der Neuaufstellung ,,an beiden Seiten jedoch abwärts von dem Altar ein paar Kanzeln anbringen". Das Consistorium ordnete aber unter dem 21. Februar 1727 an, es solle bei der im Altare „dorinnen befindlichen Kanzel


Dresden (Stadt), Frauenkirche.




Fig. 29. Altar der Frauenkirche, jetzt iu der FriedricliStädter Kirche.


Mittelalterlicher Bau. Der Altar.


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bewenden, jedocli dass solche an Seiten des Altares abgesetzet und frei angebracht werde". Am 30. November 1727 wird ausdrücklich gesagt, der Altar wäre in dem Stande, in dem er sich befunden, in der Annenkirche aufgesetzt worden. Hieraus kann man annehmen, dass der Altar schon vor dem Abbruche um- gestaltet worden sei. Es müsste das nach 1714 geschehen sein, da ihn in diesem Jahre noch Michaelis in seiner alten Gestalt besehreibt. Jedenfalls befand sich in der Annenkirche stets an Stelle des Altarbildes die Kanzel. Nach dem Brande der Annenkirche _

1760 ist der Altar akten- mässig nicht mehr nach- weisbar. 1768 wurde dort der Altar der Kreuzkirche aufgestellt. Allem Anscheine nach hat sich der Altar theil- weise erhalten und zwar befinden sich Theile in

der Friedrichstädter Kirche. Diese hatte in der ersten Zeit nach ihrer Er- bauung, wie aus den Zeich- nungen hervorgeht, einen Altar mit nur zwei Säulen und von wesentlich grös- serer Breite, lieber die Neu- aufstellung des Altars fehlen Akten. Sicher ist nur, dass diese nach 1745 vor sich ging, dem Jahre, aus dem alte Pläne sich im Kirch- archive erhielten.

Der Altar, wie er jetzt in der Friedrichstädter Kirche steht (Fig. 29), ist ein Werk dreier verschiedener Zeiten. Der ältere Theil, der zeitlich der Entstehung des Frauen- kirchenaltars durchaus angemessen ist, umfasst folgende Stücke: Die beiden Paare etwa 2 m hoher korinthischer Säulen, die beiden seitlichen Consolen, das stark verkröpfte, reich ausgebildete Hauptgesims mit seinen Löwenköpfen und Ranken im reich verzierten Fries, die beiden compositen Säulen und das Gebälk des Obergeschosses. Alle diese Theile entsprechen dem, was wir von Stil und Inhalt des Frauenkirchenaltars wissen. Die Maasse stimmen, soweit sich das feststellen lässt. Der Altar misst jetzt rund 8,2 m Höhe und soll früher 13 Ellen = 7,3 4 m gemessen haben. Es ist abzuziehen die hohe Glorie, die sich jetzt dort befindet, wodurch er etwa auf jenes Maass zurückgeführt würde.

Die weiteren Schicksale des Altars siehe unter Friedrichstädter Kirche.



Fig. Criicifix, wahrscheinlich vom Altar der Frauenkirche.


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Dresden (Stadt), Frauenkirche.


Nicht in die Annenkirche übernommen wurde der Schmuck des Altarblattes, die Kreuzigung mit Maria und Johannes. Er hat sich, wie es scheint, auch erhalten.

Crucifix (Fig. 30) in graubraunem getüpfeltem Marmor, gegen 90 cm hoch, etwas schwer in den Formen, doch sorgfältig durchgebildet und von ernstem Gesichtsausdruck, jetzt an einem Holzkreuz in der Sakristei der Frauenkirche.

Statuen der Maria (Fig. 81) und des Johannes, etwa 73 cm hoch, aus gleichem Marmor, auf 42 cm hohen Marmorkonsolen, Johannes mit erhobenem Blick, Maria mit gesenktem; gut beobachtete Gestalten in reich gefaltetem Ge- wand mit nach deutscher Art nestartig geknitterten Stellen.

Die Uebereinstimmung in Stil und Steinart lassen die Figuren als zusammen- gehörig erscheinen.

Die beiden letzteren befinden sich jetzt im Stadtmuseum. Sie seheinen zu den „5 weissen Figuren, 3 ohne, 2 mit Kopf" zu gehören, welche 1842 aus der Sophien- kirche an den Alterthumsverein, und von dort an das Stadtmuseum gelangten; die Konsolen, auf welchen sie stehen, sind jüngeren Ursprungs. Es ist nicht ausge- schlossen, dass die Figuren um 1737 aus der Frauenkirche erst in die Sophienkirche ge- langten. Dort standen nach alten Zeich- nungen solche an der Nordwand des Nord- schiflfes.

Oettrich (siehe Sophienkirche) erwähnt sie nicht.

Ausmalung Bearbeiten

Die Ausmalung".

1606 malte Heinrich Göding die Emporen aus. Die Gemälde gingen 1737 in die Sophienkirche über und befinden sich jetzt im Stadtmuseum. Es scheinen zwei Reihen vorhanden gewesen zu sein, die eine mit Bildern von 75 cm Höhe und zwar:

1. Der Einzug in Jerusalem, 1,7 4 m lang.

Jesus reitet nach rechts, von einer dichten Menge gefolgt, auf das im Hintergrunde sichtbare Stadtthor zu. klettert, andere breiten Tücher vor ihn.

2. Das Abendmahl, 1,2 7 m lang. In einem von Säulen getragenen Saale an

einem langen Tische in der Mitte unter einem Baldachin Jesus, Johannes als kleiner Knabe ruht an seiner Brust; die Jünger um ihn, davon drei (darunter Judas) an der Vorderseite, in mannigfacher Bewegung.

3. Jesus in Gethsemane, 1,7 4 m lang. Nach links gewandt kniet Jesus; vor

ihm der Kelch; von einem Engel aus bricht ein Lichtstrahl durch die



Fig. 31. Statue der Maria, wahrscheinlich vom Altar der Frauenkirche.

Ein Mann ist auf einen Baum ge-


Mittelalterlicher Bau. Der Altar. Die Ausmalung.


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Wolken, rechts schlafen die Jünger; im Hintergrunde, scharf vom rothen Abendhimmel sich abhebend, eine Burg mit Zinnen.

4. Jesu Gefangennahme, 1,7 4 m lang. Von Kriegsknechten umgeben, links Jesus,

den Judas küsst; rechts liegt Malchus am Boden, über ihm Petrus, aus voller Kraft sein breites Schwert schwingend; im Hintergrunde eine Stadt.

5. Jesus vor Caiphas, 1,7 4 m lang. Im vollen Ornate sitzt Caiphas rechts unter

einem Baldachin und reisst mit beiden Händen das Gewand vor der Brust auf; vor ihm Christus, von Kriegsknechten umringt; links kommen zwei Priester heran.

6. Jesus vor dem Hohenpriester, 1,t 4 m lang. In einer gewölbten Halle sitzt links

unter einem Baldachin der Hohepriester, vor ihm Jesus inmitten von Kriegs- knechten, rechts hinten Petrus mit zwei Soldaten an einem Feuerbecken.

7. Jesus vor Pilatus, 1,7 4 m lang. In der Mitte unter einem Baldachin sitzt

Pilatus in sprechender Bewegung, vor ihm rechts Jesus, von Kriegsknechten geführt, links Soldaten.

8. Jesu Ausstellung, 1,7 4 m lang. Eechts Jesus, nackt, auf den der neben ihm

sitzende Pilatus zeigt, hinter ihm Soldaten und Juden. Links ein grosser Platz, von einer bewegten Volksmenge bedeckt.

9. Jesu Geisselung, 1,7 4 m lang. Jesus an eine Säule gebunden, in der Mitte

vor ihm liegt sein Gewand am Boden, um ihn Kriegsknechte, die auf ihn losschlagen, in lebhafter Bewegung.

10. Kreuztragung, J,2 7 m lang. In der Mitte Jesus, der unter der Last des

Kreuzes zusammengebrochen ist, von Kriegsknechten vorwärts gestossen; links kniet Maria mit mehreren Frauen; Simon von Kyrene fasst das Kreuz. Zu dieser Eeihe gehören noch folgende beiden Bilder:

11. Das Osterfest der Juden, 1,2 7 m lang. In einer offenen Säulenhalle drängen

sich Männer, zum Theil mit Stäben in der Hand, um einen runden Tisch, auf dem ein gebratenes Lamm liegt, nach dem sie greifen; rechts hinten eine Frau, männliche Leichen?

12. Jesus vor Pilatus? 1,2 7 m lang. Pilatus sitzt rechts, mit Turban, das Scepter

in der Hand, unter einem Baldachin, vor ihm Jesus, links Kriegsknechte. Die Bilder der zweiten Eeihe sind nur 69 cm hoch.

13. Anbetung der Könige, 1,7 1 m lang. Links sitzt Maria, das nackte Kindlein

auf dem Schoosse, hinter ihr Joseph, vor ihr kniet der älteste der Könige neben seiner Krone, hinter ihm, das Weihrauchgefäss in der Hand, der Mohrenkönig, dessen Mantelschleppe ein Knabe hält.

14. Anbetung der Hirten, 1,2 7 m lang. Maria hebt von dem Kindlein, das in

der Krippe liegt, den Schleier ab; hinter ihr Joseph, rechts drei Hirten.

15. Flucht nach Aegypten, 1,7 1 m lang. Maria, das Kind an der Brust, reitet

nach rechts auf einem Esel , den Joseph am Stricke führt. Am Sattel hängt das Zimmermannsgeräth.

16. Darstellung im Tempel, 1,7 1 m lang. Das Jesuskind, gehalten von Simon,

wird von einem rechts sitzenden Manne beschnitten. Ein Jünghng hält die Schüssel, Maria und Joseph stehen links daneben.

17. Der zwölfjährige Jesus im Tempel, l,oi m lang. In der Mitte zwischen

zwei Säulen sitzt Jesus auf dem Katheder, vor ihm, in verschiedener Be- XXI. 4


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Dresden (Stadt), Fraueukirch


wegung, die Schriftgelehrten, sitzend, nur zwei stehen; rechts Ausblick ins Freie.

18. Taufe im Jordan, 1,7 4 m lang. In der Mitte steht Jesus, die rechte Hand auf der Brust; im Wasser Johannes, der Wasser über ihn giesst; die Taube schwebt hernieder; am Ufer vorn links Engel, deren einer Christi Gewand hält, rechts Zuschauer; im Hintergrunde Berge. Spruchtafeln, Holz, 62:69 cm messend. Vergoldete Zierschrift mit Schreiberzügen auf schwarzem, braunumrandetem Grunde.


Zu Bethlehem, das aiiserkohreu. Wird Gottes Sohn ein Mensch g-ebohren. Hier liegt der Grund von aller Heil Wohl dem der difs sich macht zu Theil.

Das liebe traute Jesulein Müs erst geboren, ein Pilgrani seyn. Ein Pilg-ram sey du hier auch schlecht So bekömpst das Hinilisch Bürger Recht.

Christus im Tempel wird gespürt und mit den Doctorn disputirt, Da Er seins Alters ist zwölfF Jhar Ein gar löblicher Knab für war.

Mein grol'se Sünd und Mifsethat Veruhrsacht und verdient hat, Dafs du Hertz -Christ ietz am Jordan Die heiige Tauffe nimmest an.

Sanfftmüthig Jesus unser Herr Auf einen Escll kommet her. Ist unser Heylaud gross und werth, O freu sich alles auff breitte Erd.

Dafs Ostrlamb auff Gottes befehl Essen die Kinder Ifrael ; Waren umb ibre Lendn gegürt, Auch jedr ein Stab in Henden führt.


Der Herr setzt ein das Abendmahl In Jeruselem in Einem Saal Mitt Brodt sein Leib zu essen fein Und zu Trincken sein Blut im Wein.

Christus in Garten bittet Gott, Er wolt ihm helffen auls aller Nott Schwitzet im Kampff blutigen Schweis Ein Engel tröst ihm auf Gotts geheis.

Judas vorrähtet seinen Herrn; Christus lasset sich fahen gern Petrus Malcho ein Ohr abhaut, Davon ihn doch der Herr betraut

Christus wird für der Prister Schaar Verklagt, gefragt. Geschändet gar Undt entlich auch zum Todt verdaiut; Petrus verläugnet Un verschaff, (sie!)

Von Hanna Christus wird genötet Zum Caiphas, das Er werd getödet. Doch Christus seine Lehr Recht heist, Caiphas auch sein kleit zureist.

Pilatus Jhesum Geifslen lest. Den Er vorhin Gerühmpt aufs best. Und gibt ihn in der Krigsknecht händ; Da wirdt Er die Gantz Nacht geschänd.


Die ursprünglich in Tempera gemalten Bilder sind von sehr bescheidenem künstlerischen Werth und durch Uebermalungen wohl schon im 18. Jahrhundert und solchen mit Oelfarbe im Jahre 1834 noch mehr heruntergebracht.

Vergl. K. Berling, Heinrich Göding, N. Archiv f. d. Sachs. Gesch. VIII, S. 290.

Weitere Ausstattung Bearbeiten

Weitere Ausstattung.

1619. Johann Hillger goss eine neue Glocke. Diese erhielt sich, ist 84 cm hoch, III cm weit, trägt am Körper zweimal das Wappen der Hillger mit der Umschrift: Johann Hilliger f. mdcxix.

Am oberen Eande die Umschrift:

Laudo Deum verum plebem voco congrego clerum defunctos ploro cor suscito festa decoro.

Darunter ein mit Adlern in Banken verzierter Streifen.

1621/2. Tobias Weller baute für 1000 fl. eine neue Orgel, die Sigis- mund Bergtt für 400 fl. ausmalt. Der Maurer Donat Stoll und der Tischler Wolf Behrisch sind am Bau thätig. Die Orgel wird 1653 von Weller ver- mehrt, 1680 von Andreas Tamnitius erneuert. Sie stand an der Westseite der Kirche.

1626 stiftet der Juwelier Moritz Ayrer ein gemaltes Fenster hinter dem Altar^.


Mittelalterl. Bau. Die Ausmalung. Weitere Ausstattung. — Die neue Kirche Baugescliichte. 51


1629. Der 1599 zuletzt ausgebesserte Dachreiter soll wegen Baufäliigkeit abgetragen werden. Er stand aber noch ein Jahrhundert lang.

1671 wurde der Thurmknopf erneuert, 1699 der 1599 aufgesetzte Hahn durch einen Sternknopf ersetzt.

1703 wurde die Sakristei ausgebessert.

1715 wurde ein Theil des Kirchhofs wegen Vergrösserung des am Neumarkt erbauten Corps de Garde abgetragen.

1722. Die Glocken werden vom Dachreiter herabgeholt, dieser abgebrochen, ein Glockengerüste wird auf dem Kirchhofe erbaut. Auch das Chorgewölbe und die Kirchböden, ,, wohin sonst stets viel Volks zur Anhörung der Predigten gegangen", werden verschlossen.

1725. Die Kirchmauern müssen gestützt werden.

1727, 10. Februar. Der Altar wird abgerissen und der Annenkirche ge- schenkt; am 15. Februar beginnt der Abbruch der Kirche.

Die neue Kirche Bearbeiten

2. Die neue Kirche, üeber die Geschichte des Neubaues handelt R. Steche, Die Bauten von Dresden (Dresden 1878, S.91 flg.) und namentlich Jean Louis Sponsel, Die Frauen- kirche zu Dresden (Dresden 1893). Die ästhetische Würdigung des Baues ver- suchten: Gurlitt, Geschichte des Barockstils und des Eococo in Deutschland (Stutt- gart 1889, S. 83 flg.) und K. E. 0. Fritsch, Der Kirchenbau des Protestantismus (Berlin 1893, S. 136 flg.).

Baug-e schichte.

Die Pläne für einen Neubau herzustellen wurde der Rathszimmermeister George Bähr beauftragt. Am 27. Juni 1726 wurde diesem die Leitung des Neubaues übertragen, am 9. Juli mit Grundgraben begonnen. Der Maurermeister Johann Gottfried Fehre erhielt die Ausführung, dem Stadtrath Johann Christoph lienisch wurde die Rechnungsführung übertragen. Es wurde eine Medaille auf das grosse Unternehmen geschlagen, die der Stempelschneider Johann Wilhelm Höckner fertigte.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. August 1726. Den Grundstein heferte der Steinmetz Daniel Ebhardt.

Im October 1729 trat Bähr mit der bisher verheimlichten Absicht hervor, die Kuppel der Kirche in Stein auszuführen. Die bisher entstandenen Baukosten betrugen 82 713 Thlr. Am 18. August 1731 hatte Bähr Audienz beim König August dem Starken, um diesem seine Pläne zu entwickeln.

Im November 1732 begann man den Bau abzurüsten und zwar im Innern ganz, im Aeussern so, dass noch das Material für die noch fehlende Kuppel aufgezogen werden konnte. Nun wurde der Ausbau des Innern entschieden in Angrifi' genommen. Am 28. Februar 1734 wurde die Kirche geweiht, am 2. April wurden die Glocken in einem der Treppenthürme aufgezogen, 1735 riss man den Interims -Glockenthurm nieder, der auf dem Kirchhof erbaut worden war. Der Maler Battista Grone malte die Kirche aus. Im Mai 1736 war der Orgelchor fertig, am 22. November übergab Gottfried Silbermann sein Orgelwerk, am 13. September 1739 wurde zum ersten Male auf der Kanzel gepredigt, im October wurde das Lesepult am Altarplatz, im November der Altar aufgestellt.

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Dresden (Stadt), Frauenkirche.


Inzwischen war auch der Ausbau der Kuppel fortgeschritten. 1733 erstatteten Bähr, Fehre und Ebhardt ein Gutachten darüber, ob die Steinkuppel technisch ausführbar sei, was Bodt am 22. August bezweifelte. Er wollte eine Laterne nur in Holz. Am 27. August beschloss der Stadtrath, den oberen Theil der Kuppel steinern fertigen zu lassen, lieber alle Einzelheiten des heftigen Kampfes, der sich um die Ausführbarkeit von Bährs Entwurf entspann, siehe bei Sponsel.

Am 16. März 1738 starb Bähr, 72 Jahre alt, an Stickfluss und Verzehrung (nicht durch Sturz vom Gerüst; vergl. 0. Richter, Meister George Bährs Tod, Dresdner Geschichtsblätter I, S. 281). lieber sein jetzt in dem Grundgewölbe aufgestelltes Grabmal siehe unter Johannes -Kirchhof.

Am 21. Mai 1738 prüfte die Oberbaucommission den Bau, am 1. August begutachtet ihn der Leipziger Architekt David Schatz. Dieser ist es, der Bährs Werk vor nachträgUcher Verunstaltung schützte und den Werth der ganzen Construction klarlegte. Nun erst wagte man, auch die Laterne in Stein zu bauen und zwar begann dieser Bau durch den Maurermeister Fehre, Steinmetzmeister Holtzmann und "Zimmermeister Georg Friedrich Winckler nach den Plänen von J. G. Schmid seit 1740. Endlich 1743 ist die Laterne vollendet; am 27. Mai 1743 wird der Knopf aufgesetzt.

Baubeschreibung Bearbeiten

Baubeschreibung.

Aus den bei Sponsel veröffentlichten Plänen — von denen ich „Project II" nicht für eine Bähr'sche Arbeit halte — ergiebt sich mit Klarheit, dass Bähr von vornherein eine Centralanlage schaffen wollte; in dieser sollte die Aufmerk- samkeit der Kirchgänger in eine Bichtung gelenkt, also Kanzel, Taufstein, Altar und Orgel hinter einander in einem Chor angeordnet werden. Erst nach und nach kam Bähr dazu, den Mittelraum kreisrund zu gestalten und die Treppen übereck in die Diagonalachsen zu legen. Dieser Gedanke erscheint erst auf dem im Frühjahr 1726 festgestellten Plane. Er hat seinen Grund unverkennbar in der damals dem Künstler vorschwebenden Absicht, den Bau der Kuppel in Stein vorzubereiten.

Den Mittelraum der Kirche (Fig. 32 bis 33) umgeben acht radial gestellte Pfeiler, die in den Hauptachsen vier weitere, in den Diagonalen minder weite Bogen tragen. Die Pfeiler sind als hohe Sockel, darüber nach innen als Halb- säulen mit eigenartig gebildetem Kapitäl und Gesims gestaltet, lieber den Bogen ein Gesims mit Umgang, endlich eine im Halbkreise gezeichnete Kuppel mit grossem Auge. Auf der Kuppel befanden sich die Gemälde von Grono.

Die Kuppel theilen den Pfeilern entsprechende Gurte. In den Feldern grosse Lünetten, welche Licht von den Fenstern des äusseren Tambours erlangen und deren stufenweis ansteigende Tiefe für Sitzplätze untergeordneter Art aus- genutzt wurde.

Der Schub, welcher die Pfeiler trifft, wird von diesen getheilt übertragen: einerseits in der Richtung der Hauptachsen auf die Seitenmauer der Mittelrisalite und des Chors; andererseits in diagonaler Richtung auf die Seiten wände der Treppenhäuser. Diese vorzügliche Versteifung ermöglichte, dass die Pfeiler schlank gebildet werden konnten, dass sie mithin bei der Benutzung der Kirche wenig stören. Zwischen die Pfeiler sind vier Emporen gespannt, die unterste als Stübchen, die drei oberen mit ansteigenden Bankreihen. Diese durchschneiden


Die neue Kirche. Baugeschiehte. Baubesehreibung.


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die grossen Fenster, welche äusserlich in vier Reihen getheilt erscheinen. Eine im Sockel, die zweite und dritte nur durch einen kräftigen Sturz getrennt als Hauptfenster, die vierte in der Attika und den Giebeln der Risalite. Die Treppen sind sehr bequem und ausreichend angelegt. Sie haben ihre besonderen Zugänge von aussen, wie denn das Erdgeschoss noch deren drei in den Risaliten hat. Die Kirche entleert sich schnell und sicher, obgleich sie nach alten Angaben über 1674 Männerstände, 1324 Weiberstände, 350 Anschlagebänkchen und 48 Betstüb- chen hat, mithin über rund 3500 bis 3600 Sitzplätze verfügt.



Fig. 32. Fraueiikirclie, Grundriss des Erdgeschosses.


Die Ausstattung des ganzen Raumes ist von wohlberechneter Einfachheit. Die Wirkung wurde für den Chorraum aufgespart. Dieser ist durch eine Brüstung von dem niedriger liegenden Erdgeschoss des Rundsaales getrennt. In der Mitte dieser baut sich die später als Lesepult verwendete Kanzel vor. Diese Stellung der Kanzel ist Bährs eigenste Erfindung. Er behält sie bei allen seinen Plänen bei. Zum Chor führen Treppen hinauf, zu Füssen der Kanzel stehen die Beichtstühle.

Der Chorraum (Fig. 34) bildet an sich ein geschlossenes Ganze: Seitlich die Sakristeien; über ein paar Stufen der Altar und über diesem die Orgel; hinter dem Altar die Treppe zur Orgelempore. Der Ausbau dieser Theile wie des ganzen


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Dresden (Stadt), Frauenkirche.



10 20 30


J


Fig. 33. Frauenkirche, Längsschnitt.


Die neue Kirche. Baubesehreibung.


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Innern vollzog sich, ehe die Kuppel vollendet war. Schon am 23. Februar 1734 wurde, wie gesagt, die Kirche in Benützung genommen. Die Bildhauer und Stein- metzen Johann Christian Feige, Benjamin Thomae und Ebhardt lieferten



Fig. 34. Frauenkirche, Altarplatz.

zunächst Modelle für Altar, Orgelgehäuse, Kanzel und Beichtstühle. Bahr fertigte nach diesen das Hauptmodell, auf Grund dessen mit Feige am 13. Mai 1733 der Lieferungsvertrag geschlossen wurde. Erst 1739 wurde der Altar mit Hülfe von Feiges Sohn, Christian Feige, fertig. Die Arbeit umfasste den ganzenAltai- platz (Fig. 34). Zunächst zu jeder Seite des Altars 6 Arkaden mit 12 Kapitalen


56:


Dresden (Stadt), Frauenkirche.



Fig. 35. Frauenkirche, Altar.


Bau- u. Kunstdenkm. d. K. Sachsen, XXI. Dresden Stadt. Beil. III,



^Dresden : f^rauenkirche.


Diejneue Kirche. Baubeschreibung.


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und 12 Flamraenvasen aus Stein, die Brüstung darüber aus Holz; es sind dies die seitlich vom Altarplatze stehenden Anordnungen. Dann den ganzen Altar, der aus ausgesuchtem Cottaer Stein zu fertigen war; die Figuren sollten auf Marmorart geschliffen und polirt, die Glorie, Strahlen, Gehänge tragenden Genien vergoldet werden.

Der Altar (Fig. 35) besteht in seinem unteren Theile in einer Fortsetzung jener Arkaden. Durch zwei von diesen gelangt man in die hinter dem Altare lie- gende Sakristei. Vor der mittleren steht der reich verzierte Altartisch und hinter diesem das Altarbild. Schwere Consolen tragen das Gesims der drei Altararkaden; über diesen sind in der Mitte zwei grosse, mit Aehren und Wein gefüllte Vasen, an den Seiten zwei sitzende Statuen angebracht. Auf dem Altarbild ein Eelief mit den Gestalten des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung in wenig künstlerischer Behandlung. Dazu die Inschrift:

Christo deprecatori, fidem spondet, amorem declarat, spem consacrat, omnia illi debens:

Sen:Pop. q. Dresdensis.

Die sitzenden Statuen stellen Moses und Aaron dar; Moses mit den Gesetzes- tafeln, Aaron das Rauchfass schwingend. Der Bildhauer zeigt sich auch hier den figürlichen Aufgaben wenig gewachsen. Auf den Schlusssteinen über der Sakristeithüre stehen ferner Paulus und Philippus mit Schwert und Kreuz, nicht minder stark bewegt, doch gleichfalls ohne eigentliches Leben.

Ueber dem Untergeschoss erhebt sich ein mächtiger Aufbau: Reiche Säulen mit Blattsockel, Kannelüren, üppigem Kapital, die einen verkröpften, in ge- schwungenen Linien sich vorbauenden Giebel tragen. In der Mitte vor diesem eine Wolkenglorie mit weit ausladenden Strahlen und einem das Kreuz tragenden Kindengel, von dem Gewinde aus Wein und Aehren nach den Eckpilastern des Altars hinüberhängen; dort werden sie von Genien gehalten. In der Mitte ein grosses Hochrelief: Christus in Gethsemane knieend, ein aus Wolken herab- schwebender Engel bringt ihm den Kelch; weiterhin rechts die schlafenden Apostel Petrus und Johannes, im Hintergrunde eine Pforte, durch die Judas mit den Häschern eintritt, sowie die Stadt Jerusalem. Dem gross angelegten, aber mit ungenügendem Können ausgeführten Werke liegt eine Anregung zu Grunde, wie sie damals von Algardis grossen malerischen Reliefs durch ganz Europa ging.

Ueber dem Altar zieht sich ein Sängerchor hin; über diesem steht die Orgel. Auch für diese schuf Feige das Gehäuse mit seinen korinthischen Pilastern, geschwungenen Gesimsen und den beiden Engeln auf diesen. Die Orgel selbst ist ein Werk des Hof- und Landorgelbauers Silbermann.

Feiges Werk ist weiterhin die nun doch am Pfeiler neben dem Chor an- gebrachte Kanzel, welche in Stein zu schaffen war, und der hölzerne Schall- deckel dazu, sowie die Geländer an den zum Altarplatze führenden Treppen, die Kanzel in der Achse und die Beichtstühle ihr zu Füssen.

In diesen Werken ist der derbe Grundzug beibehalten, der die ganze Aus- stattung der Kirche kennzeichnet. Bemerkenswerth ist auch die eigenartige Aus- bildung der Pfeilerkapitäle.

Die Aussenarchitektur (Tafel III, Fig. 36) ist von grosser Einfachheit, wirksam fast nur durch die Massen des Steinbaues. Das Erdgeschoss, als Sockel behandelt, mit Fenstern im Stichbogen und Sehlusssteinen, Treppenanlagen vor den


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Dresden (Stadt), Frauenkirclie.


Thoren und leichten Aufkrümmungen des Gurtgesimses über diesen zeigt keinerlei Verzierung. Ueber den Achsenthüren standen Vasen in Stein mit Flammen, Werke Fehres, von denen sich nur eine erhielt. Die Obergeschosse sind durch Pilaster



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Fig. 30. Francnkirche, Ansicht iibereck.


an den Ecken der Vorlagen gegliedert. Die Kapitale sind freie Fortbildungen der korinthischen, derb und schwerförmig. Unter den Kapitalen Verzierungen nach Art der Stoffgehänge. Die Fenster stehen in Blindbogen, haben keine Gewände und eine schlichte Abtheilung durch Steinpfosten. Ein starker wagerechter Sturz


Die neue Kirche. Baiibesclireibuiig.


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theilt sie in der Mitte ab. Das Gebälk hat einen hohen Fries. Das Gesims krümmt sich über den Diagonalachsen im Korbbogen auf und verkröpft sich in den Hauptachsen unter den dort angeordneten Giebeln. In jeder Achse ein rundes od«r ovales, den Fries theilendes Fenster; rechtwinkehge Fenster in den Bücklagen. Dasselbe Pilastersystem gliedert den Chor.

Die Kuppel (Fig. 33, 36 und 37) ist ein Werk kluger architektonischer Be- rechnung. Auf den durch die Arkaden des Mittelraumes gebildeten Kreis legt sich ein Tambour von ansehnlicher Höhe, der in einem Gesims und einer darunter hängenden Lambrisverzierung seinen Ausdruck erhält. Unter dem Gesims ist ein



Fig. 37, Fraueukirche, Grundriss der Kuppel-,


zweiter Mauerkranz in Form eines Anlaufs gelegt, der die Kuppellast auf die äusseren Umfassungsmauern strebebogenartig überträgt. Ueber den Pfeilern des Mittelraumes stehen mächtige Gurte, die die Kuppellaterne tragen. Ihre Wöl- bungslinie ist schlank, ihre Stärke eine so beträchtliche, dass Thüröffnungen sie durchbrechen und ein zwischen sie gewölbter Schneckengang zur Laterne hinauf- geleitet werden konnte. Um das Auge der unteren Kuppel ist eine Bundbogen- arkade beabsichtigt gewesen, welche abermals Kirchgängern Baum bieten sollte, ja über dieser war noch eine Attika für eine siebente Eeihe geplant. Praktischen Werth haben diese Plätze nicht. Aber wo man gewohnt war, dass der Kirch- boden von Leuten besucht wurde, die durch die Decke hindurch Antheil am Gottesdienste nahmen (S. 51), ist die Anordnung erklärlich, die Bähr wählte.


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Dresden (Stadt), Frauenkirche.


Aeusserlich machen sich die Gurte als leichte Streifen bemerklich. Den Kuppelansatz umgiebt eine Relief-Balustrade, das obere Gesims ist durch Con- solen gegliedert, zwei Eeihen Dachfenster durchbrechen die Kuppellinie und führen Licht in den oberen Kuppelraum. Oberhalb des Gesimses findet sich eine Plattform. Der Hals der Kuppel ist unter dieser durch ein Gewölbe abgeschlossen, das ein nur 2,6i ni breites Auge offen lässt. Die lothrechten Wände unter diesem sind von zwei Reihen Fenstern durchbrochen. Das Ziel Bährs war hier, für den von unten Hinaufschauenden den Eindruck erstaunlicher Höhe zu schaffen.

Merkwürdig gestaltet sind die Thürme über den Treppen. Sie erscheinen als Nachbildungen gothischer Fialen, mit eingeschwungenem Körper, reich bewegtem Gesims, entsprechendem Helm und reicher \^erzierung an Fensterverdachungen und Vasen.

Den Abschluss bildet Schmids Laterne. Bahr hatte eine solche mit schlankem durchbrochenem Helm gewünscht, auch hier dem in ihm schlummernden gothi- schen Empfinden folgend. Dadurch wäre die Kuppel zum Thurm geworden. Schmidt schuf eine kurze Haube, die nicht in die Gesammtlinie des Baues passt. Die Befürchtung aller Fachleute, dass Bährs Laterne dem Ganzen Gefahr bringen werde, der sich selbst David Schatz anschloss, veranlasste diese Aenderung im Projecte.

Glocken Bearbeiten

Die Glocken.

1732 übernahm der Stückgiesser Michael Weinhold den Guss zweier grosser Glocken und erhielt hierzu zwei der alten Glocken aus Altenzella und eine Anzahl alter Begräbnissplatten zum Einschmelzen. Erhalten blieb die jetzige vierte Glocke von 1518 und die dritte von 1619. lieber diese siehe oben Seite 44 und 50.

Nach Michael Weinholds Tode machte Johann Gottfried Weinhold einen neuen Anschlag. Es entstand das jetzige Geläut.

Die grosse Glocke, 1,34 m hoch, 1,6 8 m weit, hat auf dem Körper die Inschrift:

In . Dei . Trinunius . Honorem | Auspiciis | Serenissimi . Ac . Potentissimi . Principis | Ac . Domini | Friderici . Augusti II | Reg-is . Poloniae . ac . Electoris . Saxoniae ] Ad | Festorum . Cultusque . Divini. Solemnia | Indicenda | Lugendos . Mortuos I Excitandos .Yivos | Novo.Templo | Cujus. Fundamenta . D . XXVI . Aug . MDCCXXVI | Eite . sunt . posita 1 Novum . Decus . Additura | T.T I Provida Senatus .Reipubl .Dresdensis | Cura [ Die. 21 .Januar. A .R.S . MD CCXXXIV

Hinten das Stadtwappen mit der Inschrift:

C . O . S . S I Burchardo . Lebrecht . Berischio | Georg . Friderico . Stefigenio | Christoph. Henrico . Voglero ] Syndico | D . Paulo . Christiano . Schroetero. Sacrorum Antistiti D. Valent. Ernesto Loeschero.

Ferner am oberen Rande:

Anno 1734 Goss Mich Johann Gottfried Weinhold in Drefsden.

Darüber und darunter je ein schmaler Streifen in Flachrelief; Eankenwerk mit Putten.

Die zweitgrösste Glocke misst l,06m Höhe und l,8i m Weite. Sie hat am oberen Rande zwischen denselben Verzierungen, wie die grosse Glocke

die Inschrift: Verbum Domini manet in Aeternum.


Die neue Kirche. Baubesehreibung. —


Glocken. Altargeräthe u. Kunstbesitz der Kirclie.


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Ferner am Körper das Stadtwappen und die Inschrift:

D . O . M . I Auxiliiim ferente | Aug-ustissimo | Friderico Augusto | Sarmatorum Eege | et | Saxonum Electore | Annuente | Dresdensium Senatu | Curam agente | Sumtusq. Suppeditante | Jo . Godofr .Weinholdo | Perficiente | Nola liaecce ex aere conflata | in turri ad aedem b. uir* ginis I Suspensa est | Die 3 Mensis üecembris | MDCCXXXIII.

Altargerät und Kunst Bearbeiten

3. Altar geräth und Kunstbesitz der Kirche.

Kelch, Silber, vergoldet, 20,7 cm hoch, 15,9 cm Fussweite. In den üblichen gothischen Formen, doch wohl aus verschiedenen Stücken zusammengesetzt. Der Knauf mit seinen sehr flau gebildeten Botein dürfte eine spätere Ergänzung sein, vielleicht gar erst dem 17. Jahrhundert angehören. Der sechsseitige Stiel hat über dem Knaufe die Inschrift: iI)e5tK, unter diesem: mtgrtll in Buchstaben, die auf die Zeit um 1500 weisen. Der sechspassige Fuss zeigt das schön gravirte sächsische Wappen und gegenüber ein Crucifix in Relief Zvrischen Fuss und Stiel ein im 16. Jahrhundert eingeschobener Theil. Dieser Zeit gehört auch die Cuppa und die Verbreiterung des Fusses an, letztere mit der Inschrift:

disen . Kelech . hat . hertzogk . Augustus . Chvrfvrs . zv . Saclissen . in . vnser . liben . fraven . kierchen . zv . Dresden . ge . ordenet . 20 . Apriiis . 1558.

Eingeritzt: 2 M. 12 lot. Unverkennbar handelt es sich hier um einen gothi- schen Kelch, der später vorgerichtet wurde.

Kelch, Silber, vergoldet, 20,6 cm hoch, 15,5 cm Fussweite. Schlichte Arbeit aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Gothisirende Form. Auf dem Knaufe Blumen als Rotein, auf dem Stiele über diesem die Buchstaben: il)efa5, darunter: marttt. Fuss, Sechspass, mit Galerien in getriebenem Gitterornament. Auf dem Fusse gravirt das Kreuz, darauf ein erhabenes Crucifix. Ohne Marke.

Diese beiden Kelche oder der folgende dürften in folgender Notiz der Kirchen- rechnung von 1598 gemeint sein: „Item von den 2 Jcelgen von dem von (?) tzu machen von wegen des vergolten, vor vnJcosten vnd aujszubereiden J2fl. Christoph Kellerthaler, GoUschmtdt/'

Kelch, Silber, vergoldet, 16,8 cm hoch, 13 cm Fussweite. Hübsche schlichte Arbeit in gothischer Form. Die Cuppa vielleicht erneuert; flau getrieben, mit gravirtem Maasswerk, eben solches in reicher Ausbildung auf dem sechspassigen Fusse. Auf dem Stiele oben die Buchstaben: ihesvs. Am Fusse eine Galerie von Stab- und Maasswerk. Gemarkt mit nebenstehender Nürnberger Beschau, fj^k Nach Rosenberg a. a. 0. Nr. 1183 vor 1536 oder doch vor 1541 ent- l*S standen.

Zwei Altarleuchter, Messing, mit dem Dorn 52,5 cm, ohne diesen 48,5 cm hoch, 17 cm Fussweite, derbe Arbeiten aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts, mit kräftigem Fuss und breiter Dille, sowie drei Knäufen. Bezeichnet durch Gravirung auf dem Fusse: torgc licmfil)

Der Name bezieht sich sicher nicht auf den Verfertiger. Vielleicht sind es die Leuchter, welche laut Kirchenrechnung von 1516 Caspar Kannengiefser für 33 gr. goss.

Löffel,' Silber, theilweise vergoldet, 10,? cm lang, mit geradlinigem Stiel, Knauf und breitem Löffel. Zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts.


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Dresden (Stadt), Fraueukirche.


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Crucifix, in Holz, neuerdings vergoldet, 805 mm hoch, der Körper etwa 27 cm. Auf dem Sockel drei Inschrifttafeln mit Bibelversen in Schreiberzügen. Schwache Schnitzerei der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Kanne, Silber, vergoldet, mit dem Deckel 23,8 cm, ohne diesen 19,6 cm hoch, 16,6 cm Fussweite. Auf dem Deckel ist das Abendmahl in sorgfälliger Weise eingravirt. Gemarkt: Weinmu sculp. Bemerkenswerthe Arbeit im Stile der Entstehungszeit der Kanne. Der Deckelgriff aus schwerem Eollwerk. Starker Henkel. Auf dem Leibe der Kanne gravirt Rankenwerk und Blumen, zwischen

diesen vier grosse Rundfelder mit den gra- virten Darstellungen der Evangelisten. Bez.:

Zwantzig" Jliar gewesener Vorsteher der Kirchen St. Sophien Zacharias Heroldt alter verlebter Bürg-er auch Sieben vnd viertzig Jhar Viertels- nieistcr alhier vorehret dieser Kirchen zu Vnser ' lieben Frauen diese Kanne zu seinem g-edeclitnüs Anno 1637.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und der Marke, für welche Rosenberg a. a. 0. Nr. 630 den Namen des Meisters Michae! Botza, thätig zu Beginn des 17. Jahr- hunderts, vorschlägt.

Zwei Altarleuchter (Fig. 38), in Bron- ze, 79 cm hoch, 28,6 cm Fussweite, reich profilirt, aber sonst glatt ; bez. Johann Georgius

Hilliger A. 1641.

Kanne, Silber, vergoldet, mit Deckel 22,2 cm, ohne diesen 15,4 cm hoch, 15,» cm Fussweite. Der Grund der Wandungen ist mit verzierten Punzen geschlagen, einige Streifen blank. Starker, schönformiger Hen- kel, Deckel mit Griff und Bügelknopf, scharf gezeichnete Nase. Bez.:

Zacharias Heroldt zum Gedächtnus dieser Kerchen verehret Anno 1642.

Gemarkt mit Augsburger Be- schau und nebenstehender Marke.

Patene dazu, Silber, vergoldet, 22, i cm Durchmesser. Ebenso gemarkt.

Kanne, Silber, vergoldet, mit Deckel, ein Engelkopf als Griff an diesem, darauf ein Knopf, in welchen ein grüner Glasfluss eingelassen ist. Derbes getriebenes Ornament, Ranken, Blumen, Masken, die auf einen ursprüngUch wohl nicht kirchlichen Zweck der Kanne hinweisen. Mehrfach ausgebessert. Bez.:

Wardt verehret von Jungfrawen Magdalenen Bergerin vnd Maria Herrn Johann Ott Ambtsschossern zu Meifsen seligem Hinderlalsene Wietwe Anno 1653.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke des Valentin Geitner. Dieser Meister wurde (vergl. Gurlitt im Kunst-



Fig. 38. lü'anciikirche, Altarltnichler


1(;4!.


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Altargeräth und Kunstbesitz der Kirche.


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gewerbeblatt II. S. 20 und IV. S. 205) 1576 Büchsenmacher in Dresden und wird bis 1590 als solcher und als Goldschmied genannt. Die Kanne dürfte dem Ende des 16. Jahrhunderts angehören.

Hostienschachtel, Silber, vergoldet, oval, 12,5 : 10 cm messend, getrieben, mit derben Blumen am Rande und Deckel. Bez.:

Johannes Daniel Sclmeider D. 16 Octobij Ao. 167?.

Augsburger Beschau.

Patene, Silber, vergoldet, 157 cm Durchmesser. Bez:

M. C. L. E. D. d. 25. Aug-. 1672. c-j^

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke. tS/ III» Kanne, Silber, vergoldet, mit dem Deckel 25,7 cm, ohne diesen 20,6 cm

hoch, 15,5 cm Fussweite, Leib und Deckel mit verzierten Punzen punzirt, ähnlich

wie jene von 1642. Auf dem Boden bezeichnet:

Anna Sabina Lacroix Wittib VerEhret dieser kircheu diese kanne Sampt der Pateue zu

einem Andencken 1601'.

Eingeritzt: 8 M(arkj l'/^ L(oth). Gemarkt mit Augsburger Beschau und nebenstehender undeutlicher Marke. ^

Kelch, Silber, vergoldet, 25, i cm hoch, 14,3 cm Fussweite, unbedeutende Arbeit. Bez. Mag. Johann Heinrich Kühn Stadt Pr. 1705. Gemarkt mit Dresdner Be- schau, dem Jahreszeichen d und einer Marke ähnlich Eosenberg a. a. 0. Nr. 625 und 626. Die dort verzeichneten Arbeiten gehören der Mitte des 17. Jahrhunderts an. Die vorliegende dürfte erst um 1700 ent- uj standen sein.

Crucifix, das Kreuz in Holz, der Körper und die Verzierungen in Silber, welches theilweise vergoldet ist, 93 cm hoch. Am Sockel Eckblätter in Silber, darüber der Todtenkopf und das Gebein, das Auge Gottes und eine 12:15 cm messende ovale Eeliefplakette mit der Darstellung in Treibarbeit: Christus ent- steigt in Wolken aufschwebend dem Grabe, schlafende Krieger. Der Körper von gegen 40 cm Höhe in blankem Silber mit vergoldetem Schurz. Anscheinend erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Gemälde, Opfer des Isaak. Auf Leinwand, in Oel, 116 cm breit, gegen 2^2 ^ hoch. Auf dem Altar Isaak, Abraham im Begriffe, ihn zu opfern. Im Busche erscheint das Opferlamm, in der Ferne Engel, Wolken, auf denen die Schüssel mit Opfergaben. Am unteren Rande ein rother Mantel. In glasigen un- entschiedenen Tönen ohne hervorragende künstlerische Kraft gemalt. Bez.:

Martinus Saxe königl Hof- Kürschner der Frauenkirche in Drefden verehret Ao 1748.

Auf der Bückseite:

I.Mose 22, 9—13 Geor^ Weifsmann geh 1705 t 1760 zu Dresden inv. et pinxit 1747.

Standuhr, in Mahagoni, schöne engHsche Arbeit des endenden 18. Jahrh. Uhrwerk bez. W Smith, London.

Kelch, Silber, vergoldet, 28,8 cm hoch, 17,2 cm Fussweite, derbförmig, mit passicht gedrehtem, birnförmigem Knauf und Fuss. Bez. Fr. KirchejL793. Gemarkt mit Dresdner Beschau und nicht ganz ausgeschlagener Marke.

Patene dazu, bez. Fr. K. Ebenso gemarkt.

AUarbehang, in Purpur, bez. esz 1799, unter fünfzinkiger Krone.



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Dresden (Stadt), Frauenkirche. — Fraiienkirchhof.


Zwei Altarleuchter, Silber, theilweise vergoldet, 26,7 cm hoch, 9,8 cm Fussweite. Auf quadratischem Fusse eine verzierte Säule mit Bändern und Kranz- gewinden. Hübsche Arbeiten der Zeit um 1800.

Frauenkirchhof Bearbeiten

Der Frauenkirchhof.

Vergl. Joh. Gottf. Michaelis, Dreisdnische Inscriptiones und Epitaphia, Dresden 1714. Dr. Otto Eichter, Dresdner Geschichtsblätter, 1. B., S. 124.

Der mittelalterliche Kirchhof erhielt 1565 dadurch eine Umgestaltung, dass man Erbbegräbnisse anzulegen begann, deren 112 errichtet wurden. Diese „Schwib- bogen" scheinen schnell verkauft aber auch mehrfach weiter vergeben worden zu sein. In der Folgezeit suchte man durch Stei- gerung der Begräbnisskosten den Kirchhof zu entlasten und dafür den Johanniskirch- hof mehr heranzuziehen.

Von der baulichen Einrichtung hat sich ausser der Seite 45 erwähnten Thorbe- krönung nichts erhalten. Seit 1714 plante man den Abbruch, 1715 werden 16 Erb- begräbnisse entfernt, um der neuen Haupt- wache Platz zu machen, 1722 begann man die übrigen auszuräumen und im October 1724 die Leichen nach anderen Kirchhöfen zu überführen. Bald darauf wurden die Schwibbogen ganz abgebrochen und ging der Kirchhof ein. Vieles kam nachweisbar an die Stiftskirche, wurde bei deren Ab- bruch 1897 theilweise in der Interimskirche untergebracht und soll in der im Bau be- findlichen Jakobikirche wieder Verwendung finden.

Die Erbauer der Stiftskirche wurden Fig. 39. Vom Denkmal dos Meiciiior Trost. ausdrücklich ermächtigt, aus der alten

Frauenkirche stammendes Steinwerk für ihren Bau zu verwenden. Eathsarchiv B. XI, 35.

Grabdenkmäler Bearbeiten

1. Erhaltene Denkmäler.

Die nachstehenden Denkmäler sind ganz oder theilweise erhalten und mit mehr oder minderer Sicherheit als bestimmten Persönlichkeiten zugehörig nach- weisbar.

Denkmal des Melchior Trost, f 1559.

Beste, bestehend in drei weiblichen Karyatiden (Fig. 39) in Sandstein, bemalt



Erhaltene Denkmäler.


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und vergoldet, 1,4 2 m hoch. Auf einer feinen Quaderarchitektur, über einem durch einen Kopf verzierten Sockel, stehen weibliche bekleidete Figuren, die einen Wappenschild vor den Leib halten. Auf dem Kopfe ein jonisches Kapitäl. Die Fi guren waren anscheinend vollständig bemalt, das in sorgfältig bearbeiteten Locken gebildete Haar vergoldet. Die Gewänder ^J^) liegen in eigenthümhchen Falten eng am Körper an, der Ausdruck der Köpfe hat noch viel von jenem der spätgothischen Holzschnitz- werke, die Bewegung ist befangen, namentlich die Kopfhaltung unfrei. Es sind dies die von Michaelis S. 99 erwähnten „3 Statuen, deren jede ein Wappen haltend". Die Wappen sind jene der Familien Jenitz (vergl. Heft XVII S. 77), Nopel (vergl. Heft XVII S. 160) und dem nebenstehenden, wohl der Trost. Auf dem Denkmal fand sich die Inschrift:

Haeredes Melchioris Trost pietatis, g-ratitudinis ergo f. f.

Als nach der Hauptinschrift Melchior Trost 1559 starb, war ihm seine Tochter Margarethe, die Gemahlin des mächtigen Sekretär Kurfürst Augusts, Johann Jenitz, am 9. November 1558 im 20. Lebensjahre schon vorausgegangen. Erben waren also Jenitz und der beim Tode seines Vaters 18jährige George Trost. Das Wappen der Nopel müsste mithin jenes der Mutter oder einer verheiratheten Tochter Melchior Trosts gewesen sein. Die Inschrift auf dem Denkmale lautete nach Michaelis S. 98 :

Anno M.D.LIX den IX Febr. ist der Erbare vnd Wohlg-eachto Herr Melchior Trost, Cliurf. Sachs. Bauesverordneter Vorseher (!) , und beym Erbaren Rath allhier zu Drefsden, Bau- Meister und Brücken-Herr in Christo seeliglich entschlaffen, welches Seel in GOTTES Händen.

Wohl eine Arbeit von Hans Walt her (Michaelis Nr. 259 flg.). Bis 1893 im Gruftgeschoss der Frauenkirche, jetzt im Stadtmuseum.

Denkmal des Caspar Vogt von Wierandt, f Ende 1560.

Eisenguss, l,o3 m breit, l,s6m hoch. Einfach umrahmte Inschrifttafel, über der ein Gesims sich hinzieht. Auf dem Friese dieses die Wappen der Wirandt, bez.:

DER V. WIRANT

ODER VOGT WAPPEN IUI ANEN.

Als Ahnen führt die Tafel noch drei Wappen auf und zwar das des ur- sprünglich Ulmer Patriciergeschlechts der Dietenhaimer, bez.:

DER . DITE 1 HAI . NER.

Weiter am unteren Theile der Platte die Wappen von Krelen, bez.:

DER KRELEN

und von Bayern, bez.: der V. BAIERN. Die Inschrift lautet:

Anno Dom: MDXLV bei der | Regirung- Herzog- Morizen zu [ Sachsen & Curf: seint dise [ naue Vestung zu Nau und alten j Dresdn mit der zu Leipzig- aus | Befel seiner Curf: G Rat und Dar ] legen angefangen und entiichn | durch den Curf: Hercog Augusten | seiner Curf: Gebrüder Garaus gemacht | durch den ernvesten Casper v. Wirand | Sons Vogt genant der; zeit seiner beidf | gnedigst Hern über dise Werk ober | veld zeug und baumeister gewest | Doch sind ale niensliche werk | vorgenglich die werk aber | des allerhochstn ha | ben kein

endt: ] anno MDLV.

Es scheint dies eher eine Gedächtnisstafel für den Festungsbau, als eine XXI. 5



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Dresden (Stadt), Frauenkircliliof.


Grabinschrift zu sein, denn Vogt starb erst 5 Jahre später. Bei Michaelis Nr. 247 folgt dann auch noch die Inschrift:

Dieweil aber nichts beständiges, ist er auch im Christ entschlaffen, darum g-nade ihn, GOtt behüte dich, g-edencke, dafs du auch sterben must.

Bis 1873 im Keller des neuen Maternihospitals, jetzt im Stadtmuseum.

Denkmal des Hans von Dehn-Eothfelser, t 1561.

Sandstein, 1,2 9 m breit, gegen 2,5 o m hoch. Auf zwei mit zierlichem Akan- thusblatte belegten Consolen steht je eine fein durchgebildete cannelirte korin- thische Säule. Ueber dieser ein formgerechtes Gebälk mit Eierstäben. Auf dem Friese Akanthusranken. Hinter den Säulen ein aufsteigendes Eeliefornament. Zwischen den Consolen eine Tafel mit der Inschrift:

D . O . S .

SAXONIAS DVCIBB. CHARVS, CELEBEKRIMVS ARMIS SIVE FOKENT BELLO, SIVE GERENDA JOCO. QVI PRJEFECTVRAS COMISSAS REXIT ET AVXIT JOHANNES A DHEN CONDITVR HOC TVMVLO OBIIT M.D.L.XI. DIE JVNII, 13 HORA, VESPERI VII.

Zwischen den Säulen eine Bogenarchitektur mit verkröpften Pfeilern, reich ornamental geschmückten Zwickeln, Schlusssteinconsole. Darin ein Relief: der Ritter in Hochrelief auf dem rechten Knie kniend, das linke Bein vorgestellt, betet mit erhobenen Händen. Vor ihm der Helm , darüber der Wappenschild. Der Kopf fehlt, doch erkennt man einen langen, auf die Brust fallenden Bart. Die Plattenrüstung ist aufs reichste geschmückt. Vor dem Ritter ein dürrer Stamm, der wohl früher ein Crucifix trug. Hinten eine reiche Renaissancearchi- tektur, von der namentlich ein schlanker Obelisk in der Mitte auffällt. Im Hinter- grunde die Geschichte vom Kapernaitischen Knecht: Christus, auf eine Gruppe von Rittern zutretend, gegenüber eine Tafel mit der Inschrift:

vnd Jesvs sprach | zv den heupm : | an geh hin dir | gesche wie | dv geglavbet hast.

Das Denkmal ist zweifellos eines deutschen Meisters Werk. In der Behand- lung des Reliefs steht es dem Bünau'schen Relief von 1562 nahe, während die Architektur unmittelbar mit der des Schlosskapellenthores zusammengehört.

Das Werk befindet sich jetzt in der Kirche zu Leuben bei Dresden, wo es von Prof. Steche aufgefunden wurde. Unter dessen Leitung wurde es sorgfältig erneuert. Michaelis Nr. 46. Vergl. R. Steche, Hans von Dehn - Rothfelser, Dresden 1877, S. 29 flg.

Denkmal des Günther von Bünau, t 1562.

In Holz und Alabaster, und zwar war die Umrahmung von Holz, das mittlere Relief von Alabaster (Fig. 40); dieses, 60 cm breit, 70,5 cm hoch, erhielt sich allein. Vor dem Orucifix knieend Bünau und dessen Familie, hinter ihm steht der Tod als Gerippe, in den Händen eine Sanduhr und eine Reiterpistole, mit der er Bünau in den Rücken schiesst. Um den Fuss des Kreuzes ringelt sich eine Schlange. Auf die Wittwe wartet der panartige Teufel, einen Pfeil schwingend, seitlich vor ihr der offene Höllenrachen. Oben ein Engelchor, zwischen dem der triumphirende Christus aufschwebt, der in der Rechten die Siegesfahne, in der Linken an langen vergoldeten Ketten Tod, Teufel und Schlange hält. In den Zwickeln der das Relief nach oben abschliessenden Rundung je ein Genius mit einer Säule (Stärke) und mit Palmzweig und Kranz (Hoffnung), darunter zwei In- schrifttafeln mit Engelsköpfen. Die Inschriften sind verwischt. Es fehlen: die


Erhaltene Denkmäler.


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Hände Bünaus, der Kopf des vor ihm knieenden Knaben, die Hände des vor der Frau knieenden Mädchens, ein Fuss, Arm und der Kopf des Crucifixes, Theile der Schlange und der Fahnenstange, der halbe Kopf des Auferstandenen. Reste der einstigen Bemalung sind mehrfach erhalten. Gemarkt an der oberen Fugen- fläche HK. 0. Richter stellt mit Eecht als wahrscheinlich hin, dass dies ein Werk des Hofsteinmetzen Hans Kram er sei, der hiermit unter den Künstlern Dres- dens in eine hervorragende Stellung rücken würde. Denn hinsichtlich der Sorg- falt wie hinsichtlich der Auffassung gehört diese Arbeit zu den vollen- detsten der Renaissance. Die kleinen Zwickel- figuren sind von be- sonders bewunderns- werther Durchbildung. Vergl. Sammler, 1893, S. 229. Das Denkmal hatte die Inschrift:

Anno M . D . LXII . Den Sonnabend nach Martini ist der Gestreng-e und Ehrenveste Günther von Bünaw in Gott seeliglich entschlaffen dem GOtt eine fröliche Auffersteh- ung verleihe Amen.

Am 2. Februar 1568 folgte ihm seine Gattin, Sara geb. von Schön- berg, 35 Jahre alt, nach. Das Relief befand sich bis 1893 im Gruftge- schoss der Frauen- kirche; jetzt im Stadt- museum. (Michaelis Nr. 81.)

Denkmal des Melchior Hauffe (?), f 1572. (Fig. 41.)

Sandstein, mit Einlagen in Serpentin und Alabaster, 2,9 1 m hoch, 1,7 2 m breit, auf zwei breiten Consolen gekuppelte korinthische Säulen von feiner Durch- bildung; in den Interkolumnien Nischen und Diamantsteine aus eingesetztem Serpentin, üeber den verkröpften Gesimsen je eine mit Rollwerk umrahmte In- schrifttafel. Zwischen diesen der Bogen über dem jetzt leeren Mittelfelde. Darüber ein Gebälk mit einem Rankenfries ähnlich jenem am Thore der Schloss- kapelle, das Gesims mit Consolen ; weiter über der Mitte eine Pilasterarchitektur mit schlichtem Giebel, darin eine Tafel in Alabaster(?), zur Seite schlichte Felder und darüber liegende Consolen. Die Inschriften lauten:

So war ich lebe, ich habe nicht Lust an dem Tode des Bruders . . . und rechts: ich will dir ein .t. . Helfer . . . will dir ein . . . sein.

5*



Fig. 40. Vom Denkmal des Günther von Bünau.


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Dresden (Stadt), Frauenkirchhof.


Das ganze Werk gehört gleich dem vorhergehenden zu den edelsten Schöpfungen der Eenaissance in Dresden, befindet sich aber leider im Zustande grosser Verwahrlosung und Verwitterung. Es steht jetzt in drei Theilen an



l'j,-. II. hriiknial drs Melchior Ifauffr (.'i.


der Nordwand des alten Annenfriedhofs. Nach dem Verzeichnisse der Gräber auf diesem im Archive der Annenkirche war das Denkmal seit 1725 in Besitz der Frau Johanna Sophie Lessing. 1714 führt es Michaelis als der Anna Maria, Herrn Joh. Hieronymi Büchners, Federschmückers seel. Wittbe zugehörig auf (Nr. 248). In derselben Gruft, in der damals das Denkmal stand, befanden sich zwei Steine mit der Inschrift;


Erhaltene Denkmäler.


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Anno M.D.XLV. den XVIII Januari ist in GOtt verschieden die Erbare Tngendsame Frau Ursula, eine ehelich Gemahl des Erbaren, Vesten Melchior Haufifen der GOtt gnade, die

leit in der Kirche

(Michaelis Nr. 250) und :

Anno lf)6l den 18 Deeenibr ein Vieirtel nach 11. Uhr ist die Erbare Viel, Tug-endsame Frau Barbara Hauffin, in Christo seeliglich entschlaften, der GOtt gnade.

(Michaelis Nr. 251). Dazu bemerkt Michaelis, dass diese Tafeln „wohl vormahls inwendig gestanden haben". Vergl. Gurlitt, Ein Denkmal des 16. Jahrhunderts, im „Dresdner Anzeiger" vom 27. Juni 1877. Das Denkmal, dessen Entstehung zeitlich mit Hauffes Tode zusammenfällt, stand also in der Hauffe'schen Gruft



Fig. 42. Vom Denkmal des Hieronymus Scliaffliirt.

und gehört höchst wahrscheinlich diesem Dresdner Stadtkommandanten und FestuDgsbaumeister an. Bald scheint es aber in Vergessenheit gerathen und in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Büchners Wittwe erkauft und durch diese nach 1714 auf den Annenkirchhof versetzt worden zu sein.

Denkmal des Hieronymus Schaffhirt, f 1578. (Fig. 42.)

Reliefplatte, 80:53 cm messend, in Papiermasse, früher bemalt. Das Relief stellt die Kreuzigung Christi und der Schächer dar, viel Volks, Reiter, Kriegs- knechte etc. dazu. Am Himmel Sonne und Mond. Dazu die Inschrift:

er ^ ist ^ vmb \ vnser ^ sind ^ Avilen ^ verbvnet \ vnser \ erlosung- ^ willen \ zerknirst S Esa LIII

Nach Richter gehört die Tafel vermuthHch dem Grabe des Stadtrichters und Besitzers der Dresdner Papiermühle, Schaff hirt, zu, welche die Inschrift trug:

Anno MDLXXVni. den XX. Decemb. ist in Gott seelig entschlafFen der Erbare und weise Herr Hieronymus SeliafFhirt, dieser Zeit Stadt-Richter zu Drefsden seines Alters XLVHI. Jahr.


70


Dresden (Stadtj, Frauenkirchhof.


Der Eahmen ist neu.


(Michaelis N. 321. Eichler, a. a. 0. S. 129.) Bis 1879 im Betsaal des Maternihospitals, jetzt im Stadtmuseum.

Denkmal der Magdalene Bodecker, f 1589.

87 cm breit, 90 cm hoch. Um die Inschrifttafel aus Alabaster eine Oonsolen- architektur in perspectivischer Anordnung, gefertigt aus schwarzem Marmor.

Die Inschrift lautet:

Anno Christi 1589 den 4 Martii ist in ] GOtt selicklich verschiden | Fraw Magdalena Bodeckrin, nachdeme sie den 25 Tag Fe. bruarii zuvore zwene jvnge Sohne zur Welt gebracht, welche nach | empfangener heiiger Tauffe als halt Wider von diser Welt abges stürben | Den 24 Aprilis 89 ist | Fraw Magdalena Hanitzschin ire mvt | ter aus disem iammerthal hernach ge | folget vnd vonhinnen avch ainen se | ligen abschiet genommen die liegen | alhe alhier begraben, den Gott eine ] froliche auferstehvng vorleihe.

(Michaelis Nr. 400.) Bis 1893 im Gruftgeschoss der Frauenkirche, jetzt im Hofe des Stadtmuseums.

Denkmal der Familie des Kanz- lers David Peifer, f 2. Februar 1602.

Nämlich seiner Tochter Elisabeth, t 3. April 1596, deren Mannes, des Eaths- herrn Johannes Badehorn, t 2. Mai 1610, der Tochter dieser beiden, Anna Barbara und des Marcus Gerstenberger, Sachsen- Altenburgischen Eathes, t 1^- December 1634, sowie anderer Familienangehöriger.

Zu diesem kostbaren Epitaphium ge- hörte ein in Stein (Marmor) gehauenes Eccehomo in Lebensgrösse. (Fig. 43.). Es ist 1893 im Gruftgeschoss der Frauen- kirche aufgefunden und im Herbste dieses Jahres am rechten Ohorpfeiler im Innern der Kirche aufgestellt worden. Das ge- schickt gearbeitete, formsicher behandelte Werk ist dem Bildhauer Melchior Barthel zugewiesen worden (vergl. G. 0. Müller, Vergessene und halbvergessene Dresdner Künstler des vorigen Jahrhunderts. Dresden 1895, S. 1 flg.) und wäre demnach erst nach 1669, der Zeit seiner Eück- kehr aus Venedig, entstanden. Da aber das Grabmal schwerlich allzulange nach 1634, vielleicht schon früher entstand, hat diese Vermuthung nicht allzuviel für sich. Ich möchte die Figur eher dem Hegewald oder einem anderen Schüler Nossenis zuweisen. Die Sockelconsole mit der Inschrift:



Fig. 43. Vom Peifer'schen Famiiien- Denkmal.


Erhaltene Denkmäler. — Verschollene Denkmäler.


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Vatter Ich will, dafs wo ich bin, auch die bey mir sein, die Du mir g-egeben hast, dafs

sie meine Herrlichkeit sehen

stammt gleichfalls von dem Peifer'schen Denkmal. (Michaelis Nr. 416 — 423.)

Denkmal des Magister Christian Zimmermann, f 1^- Novbr. 1665.

Zwei Holzsäulen mit geschnitzten Weinranken, derbe flotte Arbeiten, erhielten sich. Bis 1893 in der Frauenkirche, jetzt im Stadtmuseum. (Michaelis Nr. 59.)

Verschollene Grabdenkmäler Bearbeiten

2. Verschollene Denkmäler.

Die nachstehenden Denkmäler, welche uns aus den Aufzeichnungen des Michaelis bekannt sind, bieten kunstgeschichtlich bemerkenswerthe Nachrichten. Denkmal des ,, alten Clericus".

Angeblich von 1388, abgebildet bei W. Schäfer, Deutsche Städtewahrzeichen, Leipzig 1858, S. III. flg., jedoch schwerlich in richtiger Gestalt.

Denkmal des Andreas Hempel, f ^- April 1558.

Ein grosses Holzwerk, auf dem die Auferstehung des Lazarus dargestellt war. Bemerkenswerth durch die Marke:

Benedictus Thola Musicus Italus fecit Anno 1559.

Verschollen. (Michaelis Nr. 58.)

Denkmal des Musikers Zacharias Freystein, f 5. Juli 1562.

In Holz, bemalt mit einer Darstellung der Familie und der Auferstehung. Gem. :

Benedictus Thola Musicus Italus fecit.

Verschollen. (Michaelis Nr. 184.)

Denkmal des Benedict de Thola, f 1572.

In Stein, Darstellung der Familie Tholas und eines Crucifixes. Dazu die

Inschrift: Christo Redemptori öacrum

Hoc Benedictus opus posuit vir Laude celebris

Musicus excellens pictor et eximius. Brixia cui patria est de Thola Stirpe propago

Cui dedit insig-nem Saxonia aula locum nie pie vivens & se suaq; omnia Christo

Tradens cum Christo coelica regna tenet Hic nunc dormitans Helena cum conjuge casta Fratreq; delecto cum Gabriele cubat.

Benedikt de Thola starb nach archivalischen Nachrichten Ende 1571 oder Anfang 1572. Sein Bruder Gabriel wird schon 1569 als verstorben bezeichnet. Beide sind als Maler vielfach in Dresden thätig gewesen. Verschollen. (Michaehs Nr. 480.)

Denkmal der Perpetua Geifs.

Das Grabmal gehörte der Frau des Goldschmieds Georg Geifs an, der seit 1537 Bürger war, 1549 einen Garten an der alten Futtermauer beim Bau des Elbthores erhielt, 1555 am Taschenberge wohnte, 1558 in den Eath kam, nach 1563 Antheil an der Caspar Vogt'schen Wasserleitung erhielt, 1572 seine Tochter verheirathete (nach Acten des Hauptstaatsarchivs) und bis 1592 im Eathe sass. Es handelte sich um eines der üblichen Sandsteindenkmäler, auf der die Frau in breitem Hut betend dargestellt war, ihr zu Füssen vier knieende und betende Kinder. In den Ecken die Wappen. Dazu die Umschrift:

Anno . . . n Freitag . nach oculi . ist verschieden die tugendsame Frav Perpedva Geifsin.


72^ Dresden (Stadt), Frauenkirchhof.


Neben ihr: Jeorg-e Goldsehmits Havsfraw. Später knüpfte sich an den Stein die Sage, die Frau sei aus dem Grabe aufgestiegen, in das sie lebend gelegt worden wäre. Vergl. W. Schäfer, Deutsche Städtewahrzeichen. Leipzig 1858. S. 121 flg. Michaelis N. 336. Der Stein dürfte um 1570 entstanden sein. Verschollen. (Michaelis Nr. 336.)

Denkmal des E]ustachius von Harras, t 1562.

Holz, bemalt und gemarkt:

Jopff(!) Dorndorff Mahler = wohnhafft in Pirnau.

Verschollen. (Michaelis Nr. 208.)

Denkmal des Andreas Hesse, f 5. December 1575. Das Grab dieses Hauszeugmeisters, sowie das seiner am 5. November 1567 verstorbenen Frau Margarethe ist verschollen. (Michaelis Nr. 234.) Denkmäler der Familie Buchner.

Das wichtigste Mitglied dieser Familie ist Paul Büchner, dessen Grab- stein folgende Inschrift trug:

Anno Domini 1607 den 27 Martii zur Nacht ^/^ uf 1 Uhr ist in GOtt seeliglichen entsehlaffen der Ehrenveste, Erbare und Mannhaffte, Herr Paul Buchner, Churfl. Sachs. Ober-Zeug-- und Baumeister seines Alters 76 Jahr, 1 Monat 1 Tag-; hat allhier gedienet 49. Jahr, GOtt verleihe ihm eine fröliche Aufferstehung- zum ewig-en Leben, Amen. Auf Meine GOtt Hoffnung

In derselben Gruft befand sich das Grab seiner Gattin Christina, t 17, Januar 1584; ferner das seines Sohnes Paul Buchner mit der Inschrift:

Anno 1626. den 13. Novembris Vormittage vm 10. Uhr ist in Gott seeliglich verstorben der ehrenveste, mannhafte und kunstreiche Herr Pavl Bvchner der Jüngere, Chvrf . S . gewesener Ober-Zevg- vnd Bavmeister, seines Alters 52. Jahr, 5 Monath, dem Gott Gnade.

In einer zweiten Gruft fanden sich die Denkmäler der Philippina Buchner, geb. Proin aus Augsburg, t 17. November 1593, 26 Jahre 13V2Tage alt, Mutter zweier Söhne und einer Tochter; ferner des Christian Buchner, t 1615, 17 Jahre alt; des Georg Buchner, Zeug- und Baumeister in Dresden, t 2. September 1606, 43 Jahre alt. In einer dritten Gruft befanden sich ferner die Gräber des Heinrich Büchner, Churf. Holzverwalters, geb. 8. October 1595, t 10. Februar 1660; seiner Frau Anna, geb. 3. Mai 1603, f H- April 1651; der Anna Maria Buchner, verehel. Günther, f 18. Mai 1690, 64 Jahre alt; und deren Mann, des Cornets Hans Günther, des Sohnes der Elisabeth Bu ebner und ihres Mannes, des Amtsschreibers Johann Prasser, f 1626, 16 Jahre alt. Sämmtlich verschollen. (Michaelis Nr. 270—272, 350, 351, 497 bis 499.)

Denkmäler der Familie Walther.

In der 69. Gruft befanden sich die Grabmäler des Christoph und Sebastian Walther mit den Inschriften:

Ao. 1584. den 27. Novembr. nach Mittage ist in GOtt seeliglich entsehlaffen der Ehrenveste und Kunstreiche Herr Christoph Walther, Bildhauer u Viertelsmeister allhier, dem

GOtt gnade

und

In GOtt ruhet der weiland Ehrenveste und Kunstreiche Hr. Sebastian Walther, Ihro Churf. Durchl. zu Sachsen wohlbestallter Architectas Statuarius und Bürger seines

Alters 69. Jahr.


73


Ferner waren dort die Gräber einer am 21. November 1586 geborenen^ 1601 verehelichten, am 7. April 1657 verstorbenen Frau Walther, deren Gatte 1645 starb, also wohl die Frau des Sebastian Waith er und zweier Kinder, t 1658, 3 Jahre alt, und 1660, 3 Jahre alt.

Endhch das Grab des Christoph Walther, berühmten Musikers, welches bezeichnet war: Anno Domini 1580, Christoph Walther fecit. Es bezieht sich das auf die an der Decke der 67. Gruft gemalten „Historie". Sämmtlich verschollen. Es ist das um so mehr zu bedauern, als die beiden Meister und jene Frau in Lebensgrösse in Stein dargestellt waren und diese Werke gewiss guten Aufschluss über die Schaffensart ihrer Schule gaben. (Michaelis Nr. 437, 438, 440, 434.)

Denkmäler der Familie Hilliger.

In der 76. Gruft befanden sich die Grabmäler der Margarethe, Gattin des Hans Hilliger, f 28. September 1600, 28 Jahre alt; der Sabina, geb. Voll- hardtin, Gattin des Johann Hilliger, t 12. December 1615, 34 Jahre alt, sowie des Martin Hilliger, f 1601, letzteres mit der Inschrift:

Anno M . DC . I den 5 Septembr . zu Mittag- um XI. Uhr ist in GOtt seelig- entschlaflfen der Ehrenveste und Kunstreiche Martin Hillig^er, Churf. Sachs. Büchsen- Giesser, seines Alters LXni Jahr, dessen Leichnam allhier ruhet, GOtt wolle ihm samt allen Christ- gläubig'en eine fröliche AufFerstehung verleihen, Amen,

Das Epitaph zu den drei mit Messingplatten bedeckten Gräbern war von Holz, zeigte eine Kreuzigung in Bildhauerarbeit und war gemarkt:

Johann Kellerthaler, Mahler und Goldschmied 1604.

Endlich fand sich in der Gruft das Grab der Frau des Martin, Anna geb. ültmann (Uttmann?), f 1- August 1608, 59 Jahre alt. Sämmtlich verschollen. (Michaelis Nr. 451—454.)

Denkmal des Burkhard Eeich, f 1603.

In Messing, Tafel mit einem Wappen. Gemarkt:

Georg Biene r g-ofs mich Anno 1604.

Verschollen. (Michaelis Nr. 236.)

Denkmal der Marie von Nischwitz, geb. von Sebottend orf, f 1627. In Messing, in einer Architektur die Inschrift, gemarkt:

Hans Bilg-er in Pirna gos mich

Verschollen. (Michaelis Nr. 125.)

Denkmal der Agnes von Haugwitz, t 1631.

Vermählt mit dem einstigen Meissner Bischof Johann von Haugwitz, später mit Joh. Georg von Wesen. In Messing, mit vier Wappen und grosser ovaler Inschrifttafel, gemarkt: Sebastian Zwintzer fudit. Verschollen. (Michaelis Nr. 151.)

Denkmal des Bildhauers Zacharias Hegewald, f 1639.

Auf einem Leichenstein stand die Inschrift:

Churf. Durchl. zu Sachsen unsers gnädigsten Herrn gewesener Hoff- Bildhauer, Herr Zacharias Hegwald ist den 80 Martii an. 1 639. in GOtt seelig entschlaffen, seines Alters 43 Jahr.

Dazu einige Bibelverse und eine Inschrift für das bald darauf gestorbene einjährige Söhnchen Hegewalds. Das Grab befand sich in der Gruft der Walther; Hegewald dürfte in deren Familie eingeheirathet haben. Verschollen. (Michaelis Nr. 439.)

Denkmal des Martin Berger, •)* 1648.


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Dresden (Stadt), Frauenkirchhof.


Auf dem Grabsteine. die Inschrift:

Allliicr ruhet in GOtt, d(!r weiland Ehre-Wohlg-eachte M. Martin Berg-cr, Bürger und Glockeng-iefser allhier, ist anno 1604. den 14. Novemhr. früli zwischen 6 und 7. Uhr in Budifsin uff diese Welt g-ebohren worden, und den 19. Dez An. 1648. frühe zwischen 6. und 7. Uhr in Christo den HErrn sanfft und seelig- verschieden, seines Alters 44 Jahr 3 Wochen 3 Tage.

Unter der Schrift befand sich eine Messingtafel mit der Inschrift:

Martin Berger, Koth- u Glocken - Giesser.

Verschollen. (Michaelis Nr. 770.)

Denkmal des Stadtpredigers Daniel Schneider, f 22. Febr. 1672.

Holz, mit dem Bildniss in Lebensgrösse, geschnitzt vom Bildhauer Hans Friedrich Eichter in Meissen. Verschollen. (Michaelis Nr. 62.) Richter, a. a. 0., S. 129.

Denkmal des Bürgermeisters Franz Jünger, f 1680.

In diesem fand sich ein Gemälde von Samuel Bottschild, Eingang Noahs und der Seinigen in den Kasten bei angehender Sündfluth. Auf Holz. Verschollen. (Michaelis Nr. 308.)

Denkmal des Malers Oenturio Wiebel.

Kurfürstlieh sächs., in die 26 Jahr bestellt gewesener Hoff- Mahler, geb. zu St. Joachimsthal, den 23. Januar 1616, f den 9. August 1684. Dazu eine auf Leinwand von Samuel Bottschild gemalte Auferstehung mit dem Bildnisse des Wiebel, und dessen daneben begrabener Hausehre Anna Sibylla, geb. 1622, t 1682. Verschollen. (Michaelis Nr. 529.)

Denkmal des Theodor Bufsius, t 1683, und der Sophia Dorothea Bufsius. geb. Ottin, f 1689. In Messing, mit Wappen und Inschrift, gemarkt:

Aus Feuer und Hitz hin ich geflolsen, Daniel Wedekind in Drel'sden hat mich gegossen.

Verschollen. (Michaelis Nr. 188.)

Denkmal der Johanna Sibylle Ohemia (Oehme?), f 16^5. Grabplatte, in Kupfer getrieben, feuervergoldet, gemarkt:

Martin Weinmann Cyg. fecit Dresda.

Verschollen. (Michaelis Nr. 56.J

Denkmal des Theologen Bernhard Schmid, f 1697. In Kupfer, reich verziert. Gemarkt: Martin Weimann, Cyg. Fecit. Verschollen. (Michaelis Nr. 189.) Denkmal des Theodor Werner, t 1689.

In Messing, gemarkt: Joh. Dan. Stengel Fecit. Verschollen. (Michaelis Nr. 199.)

Denkmäler der Familie Schmid, deren Mitglieder 1658 — 1709 star- ben, grosse Messingtafel, bez.: Fecit Gottfried Stengel, Pirna. Verschollen. (Michaelis Nr. 163.)

An anderem Ort Bearbeiten

3. Beste von Denkmälern.

Nachstehend sind eine Anzahl von Kesten, meist von Skulpturen, verzeichnet, die entweder nachweisbar oder doch wahrscheinlich aus der Frauenkirche oder dem Frauenkirchhofe stammen, jetzt aber an verschiedenen Stellen bewahrt werden.

Zwei halbe Postamente, 645 mm hoch, auf der Langseite mit einer (halben) rechtwinkeligen, von Bollwerk umgebenen Kartusche, auf der vorderen Schmalseite und auf der Innenseite mit je einem Kinde in Relief, deren eines ein Kreuz, ein anderes eine Tafel mit der Inschrift mdlvi trägt.


Beste von Denkmälern.


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Diese Postamente standen unter den Säulen des Altars der Stiftskirche (siehe diese) und stehen jetzt an gleicher Stelle in der Interimskirche der Jakobi-Gemeinde. Sie dürften mit der Umgestaltung der Frauenkirche von 1556/57 in Verbindung zu bringen sein. Siehe oben Seite 44.

Drei Eeliefs in Sandstein. Das erste 1,86 m hoch, l,i4 m breit.

Oben ein Stichbogen mit Quaderung, darüber zwei Genien. In einer land- schaftlichen Umgebung links eine stattliche Euine, in dieser die Jungfrau mit dem Kinde in der Krippe. Vor ihr Joseph; Hirten nahen sich. Dazu ein Engel mit einer Inschrifttafel, darauf:

Christus der | vns g-elibet hat | der hat vns | von Svnden gewascli | en mit seinen Blut.

Apocal.

Daneben die Auferstehung, Christus über dem Steinsarge, auf dem Skelette liegen. Dazu die Inschrifttafel:

Christus ist vmb | vnser Sünde | willen dahin | ge . . . . vnd | vm vnser | gerechtikeit |

avf . . . Roma . . . Seitlich die Inschrift: Durch Christum werden

Der Himmel über der Landschaft ist vergoldet. Darüber in Wolken ein Chor der Engel, von denen der mittelste ein Spruchband trägt:

Ehr sei Got in der Hoe vnd frid auf erden.

Das Rehef ist in der Mitte durchgebrochen, der untere Theil ist abgespitzt oder nie ausgeführt worden.

Zweites Relief, l,i9 m hoch, 48 cm breit.

Dargestellt ist der Sündenfall. Adam und Eva hintereinander, hinter ihnen der Garten Eden mit früchtereichen Bäumen. Im Hintergrund die aufgerichtete Schlange, ein Zeltlager, Juden, die anbeten oder auf dem Boden liegen. Auf einer Tafel die Inschrift:

Wie Moses in der Wv | sten eine Schlang er . | . oet hat also mvs des | Menschen son erhoet | werden etc. Joh. am III.

Ebenfalls unten abgespitzt.

Drittes Relief, 48 cm breit, jetzt nur noch 57 cm hoch, abgebrochen. Darauf nur erkennbar eine Frau mit einem Buche in der Hand und ein Kind mit einer Inschrifttafel:

Er wirt den | tot . erschli . . . ( en ewiglich. | Esa. XX.

Die drei Reliefs gehören wohl zweifellos zusammen. Sie stehen dem Bünau- schen Grabmal von 1562 nahe und dürften mit diesem auf Hans Kram er zu- rückzuführen sein. Mit jenem gemeinsam ist der feine malerische Sinn, die straffe Muskulatur des nackten Christus, die ausserordentlich feine Meisselführung. Leider sind die Reliefs sehr beschädigt.

Unter den Grabmälern der Frauenkirche führt Michaelis (Nr. 194) ein grosses Epitaph auf, das „nebst etl. Bibl. Historien auch das Prophetische und Hohepriesterliche Amt Christi mit vielen biblischen Sprüchen erläutert", sonst architektonisch war, und den Verstorbenen in Lebensgrösse knieend zeigte. Es ist dies das Grab des 1554 verstorbenen Christoph von Taubenheim. Man könnte annehmen, dass nur der obere Theil des Reliefs ausgeführt war, weil den unteren die Figur deckte. Noch findet man Dübel im ersten Relief.

Die Reliefs waren in der Stiftskirche vermauert und sind bei deren Abbruch


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freigelegt. Die Kirche wurde 1739 erweitert, zu einer Zeit, als gewiss mit der Verlegung des Maternihospitals viele Reste der Frauenkirche dorthin gelangten.

Belief, in Umrahmung. Sandstein, 64 cm hoch, 71 cm breit. In korin- thischen, durch aufsteigendes Pflanzenornament in Flachrelief verzierten Pilastern eine schlichte Bogenarchitektur, darin die Darstellung der Grablegung, ver- goldet. Vorne Christus, von zwei Männern ins Grab gelegt, hinter ihm vier Frauen, Krieger, die drei Kreuze und Jerusalem. Die sehr bewegte Muskulatur mahnt an jene in den Schmuckwerken des Schlossbaues, doch dürfte das Relief um 1560 entstanden sein. Ein Bein des Christus fehlt. Vielleicht vom Grabmale Melchior Trosts. (Michaelis Nr. 259.)

Jetzt im Stadtmuseum.

Sandsteinplatte, 69 cm breit, 64 cm hoch, mit schlichtem Gesims und

Pilaster. In der Mitte das Relief der Taufe Christi, in einem Waldthale mit realis- tischer landschaftlicher Be- handlung. Dazu eine Inschrift- tafel mit den Worten:

Dis ist mei | n Uber so ] n an dem ic j Ii wolg-e | etc.

Vielleicht vom Denkmal des

Bürgermeisters Michael Weidlich, f 7. Febr. 1556. (Michaelis Nr. 273.) Aus der Stiftskirche. Sandsteinfigur, der Glaube. 59 cm hoch, theil- weise vergoldet. Die vor- schreitende, vorn mit eng ge- faltetem, anliegendem, nach hinten flatterndem Gewände bekleidete und bekränzte weibliche Gestalt hält in der Linken ein grosses Kreuz. Es fehlt die rechte Hand, ein Finger der Linken, der obere Theil des Kreuzes in der Art des Hans Walther. Um 1560. Bis 1893 im Gruftgeschoss der Frauenkirche, jetzt im Stadtmuseum. Vielleicht vom Denk- mal des Doctor Johannes Naevius, t 1574 (Michaelis Nr. 311.)

Sandsteinfigur, Christus, als Sieger, ohne Sockel, gegen 62cm messend, theilweise vergoldet. Vorschreitend, nur mit dem Schurz bekleidet. Die harten, aber fleissig bearbeiteten Muskeln sowie die sonstige Behandlung weisen auf eine Entstehung um 1560. Es fehlt der Kopf und beide Arme. Bis 1893 im Gruftgeschoss der Frauenkirche, jetzt im Stadtmuseum. Bekrönung, Sandstein, ca. 120 cm breit (Fig. 44).

Drei gequaderte Pilaster tragen zwei Stücke Architrav und in der Mitte zwischen diesen einen Bogen. Unter diesem der Gekreuzigte, zu Füssen Johannes und Maria. In den seitlichen Interkolumnien links das Abendmahl, rechts die Auferstehung Christi. Ueber dem Ganzen auf Anläufen ein weiteres Gesims mit Segmentgiebel. In diesem Gottvater mit ausgebreiteten Armen. Um 1560.



Fig. 44. Vom Waltlicr' sehen Wolinhausc TciTassenufer Ii.


Eeste von Denkmälern.



Aus der ehemaligen Stiftskirche.


Das interessante kleine Werk ist im Hofe des Hauses Terrassengasse Nr. 12 eingemauert. Dieses Haus gehörte nachweisbar von 1585 bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Bildhauerfamilie Walther. Bei einem um 1690 erfolgten Neubau dürfte es an diese Stelle versetzt sein. Das Relief gehört wohl zweifellos dem Christoph Walther an.

Sandsteinplatte, 76cmbreit, 70 cm hoch. Eine jonische Pi- lasterarchitektur, mit Flachorna- mentfüllung in den Pilastern, un- verziertem und an der linken Seite verkröpftem Gesims. In dem 52 : 48 cm grossen Mittelfeld ein Relief, die Auferstehung Christi aus dem Grabe, zur Seite flieh- ende und erschreckende Krieger. Der Arm und Theile des flattern- den Mantels Christi fehlen. Viel- leicht vom Denkmal des Haubolt Pflugk zum Stein, t 1563

(Michaelis Nr. 222), in welchem Falle rechts daneben das Relief der Auferweckung des Lazarus gestanden hätte. Aus der Stiftskirche.

Sandsteinplatte, zweite Hälfte 16. Jahrb., 39 cm hoch, 94 cm lang, in der Mitte getheilt, mit dem Inschriftsrest:

VND SlISII SELICHER SECHSISC LEIT ALIER BEG DEM GOT EINE FRO VERSTEHVNG

VORLETHE

Z GEBORNE GOLD . . . IHRES ALTERS 63 JA . . . GEB E IHR VND VNS . . . LI EN FROLICHE CK IHESV CHR

Zu denken ist bei dieser In- schrift an die Familien von Gold- acker und Goldaxt. Aus der Stiftskirche.

Bekrönung, Sandstein, Bruchstück, zweite Hälfte 16. Jahrb., 53 cm hoch, 103 cm lang. Vielleicht zu der Inschrifttafel gehörig. Seitlich je eine ansteigende Console. In der Mitte ein Relief: Christus mit der Siegesfahne auf dem Sarge, schlafende und fliehende Krieger. Die erhobene rechte Hand Christi ist beschä- digt. Aus der Stiftskirche. (Fig. 45.)

Sandsteinplatte, ^1,5 cm hoch, Bruchstück mit drei Wappen und einer



Fig. 4P). Von der ehemaligen Stiftskirche.


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Dresden (Stadt), Frauenkirchhof.


seitliehen Console. Die Wappen gehören denen von Miltitz, von Miltitz und von Packau. Aus der Stiftskirche.

Architektonischer Aufbau (Fig. 46) aus einem Steine, 95 cm hoch, 106 cm breit, über 14 cm hohem Sockel zwei Nischen, in welchen zwei Apostel je mit einer langen Tafel, darüber ein Architravstück und eine Console mit seithchem Anschwung. In der Mitte ein malerisch behandeltes Relief: Elisa, betend vor



Fig. 47. Vom Eliaskirchhofe.


einem Feuer in einer Landschaft, und Elias im feurigen Wagen auf Wolken emporfahrend. Beste farbiger Bemalung. Aus der Stiftskirche.

Segmentgiebel, 74 cm breit, 27 cm hoch (Fig. 45). Mit einer Darstellung Gottvaters, in der Linken die Weltkugel, die Rechte segnend erhoben, mit einem Glorienschein. Vielleicht zum vorigen gehörig. Aus der Stiftskirche.

2 Stücke Fries, 16 cm hoch, ursprünglich 158 cm lang. In der Mitte eine Fratze, aus deren Mund Ranken hervorwachsen, an den Ecken Vögel, ganz in der Art der Schlosskapellenpforte. Aus der Stiftskirche.

Sandsteinplatte (Fig. 47), 138 cm hoch, 125 cm breit, mit einem Belief, die Kreuzigung, Christus in der Mitte, mit weit flatterndem Schurz, zu beiden Seiten


Reste von Denkmälern.


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die Schacher, im Hintergrund Jerusalem. Am Fusse links vier würfelnde Lands- knechte, rechts die niedersinkende Marie, von zwei Frauen gehalten, neben ihr stehend Johannes. Vor dem Kreuze zwei Krieger, im Hintergrunde weitere Krie- ger, Eeiter, Bauern, Juden. Leicht beschädigt und mit Cement ergänzt.

Das Eelief, eine der reichsten Compositionen dieser Art in Dresden, ist wohl zweifellos ein Werk des Sebastian Walther. Vergl. mit ihm die Eeliefs des alten Frauenkirchenaltars, also der Zeit um 1580.

Jetzt in moderner Umrahmung zum Erbbegräbniss der Wittwe Martienlsen und Benads auf dem Eliaskirchhofe verwendet.

Sandsteinpl atte (Fig. 48), 60 cm hoch, 113 cm lang, darauf das Ab en d- mahl in Relief, links steht eine Kanne, rechts ein Kühlbecken, vor dem Tische ein Hund. In der Mitte eingegipst eine Kanonenkugel. Zu beiden Seiten Tafeln mit folgenden Inschriften:

Matthe. Mar. I Luc vnd S .Paul . | Unser Herr Jesus Chris | tvs in der nacht da er | verrathen ward nani | er das Brot danket . .

Aus der Stiftskirche;

vielleicht vom alten Altar der Frauen- und Annenkirche (Seite 45), die Kugel aus der Be- lagerung von 1760 stammend.

Denkmal eines Kindes, Sandstein, et- wa 110 cm hoch.

Auf 31 cm hohem, 60 cm breitem Posta- ment kniet ein betendes Kind und steht hinter ihm ein Engel, der in der Rechten einen Palmwedel trägt, mit der Linken einen Kranz über dem Kopfe des Kindes hält. Um 1600.

Eingemauert im Flur des Hauses Terrassengasse Nr. 12, welches bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Bildhauerfamilie Walther gehörte. Das anmuthige, leider oft übermalte Werk gehört also wahrscheinlich einem dieser Künstler, vielleicht dem Hegewald an, dessen Söhnchen 1639 verstarb.

Hermen-Karyatide, Sandstein, 1,7 o m hoch, ein bärtiger Mann mit gekreuzten Armen, am Ansatz des Körpers ein Engelskopf. Um 1600. Bis 1893 im Gruftgeschoss der Frauenkirche, jetzt im Stadtmuseum.

Holzfigur, eine Darstellung der Liebe. Los m hoch. Ein Weib in klass- ischem Gewände trägt ein Kind auf dem Arme, ein zweites Kind strebt zu seiner Rechten empor. Eng zusammencomponirt und nicht überall, namentlich nicht am zweiten Kinde glücklich in der Formgebung. Aus Nossenis Schule. Um 1620. Wurmstichig, Füsse und Finger fehlen theilweise. Bis 1893 im Gruftgeschoss der Frauenkirche, jetzt im Stadtmuseum.



Fig. 4S. Aus der ehemaligen Stiftskirche,


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