Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Hofkirche

Die katholische Hofkirche. (Hof- und Pfarrkirche St. Trinitatis.)

Schlosskapelle Bearbeiten

1. Katholische Schlosskapelle.

Im ersten Obergeschoss des Nordflügels des kurfürstlichen Schlosses (siehe dieses), zwischen dem Georgenschlosse und dem Thurme wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts eine bescheidene Kapelle eingerichtet und zwar in dem Räume östlich von dem jetzigen Uebergange zur Hofkirche. Dieser Raum blieb Kapelle bis nach 1873. Als solche erscheint sie in den Plänen von 1760, 1825 und 1873. Doch fehlt sie im Plane von 1739, wo im zweiten Obergeschoss des Ostflügels gegen die Schlossstrasse zu eine geräumige Kapelle erscheint. Auch hat sie nach dieser Zeit eine etwas veränderte Gestalt.

lieber die Gestaltungen dieser Kapelle bieten anscheinend einige Blätter in der Sammlung für Baukunst an der K. Technischen Hochschule Aufschluss.


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.


Erste Kirche Bearbeiten

2. Die erste Pfarrkirche.

Die erste katholische, der heiligen Dreieinigkeit geweihte Hof- und Pfarr- kirche wurde in dem hinter dem Schlosse gelegenen früheren ComÖ dienhause (siehe dieses) eingerichtet. Vergl. H. Ermisch, Das alte Archivgebäude, Neues Archiv f. Sachs.. Geschichte. IX, S. 1 flg.

Seitdem 1696/97 ein neues Opernhaus errichtet worden war, stand das Comödienhaus leer. Seit 1707 wurde es für seinen neuen Zweck umgebaut und zwar nach König Augusts II. eigenen Entwürfen. Die 1707—8 hierfür ausge- gebenen Summen gingen durch die Hände des französischen Architekten Eai- mond le Plat, der den Umbau geleitet haben dürfte. Am 5. April 1708 wurde die Kirche der heiligen Dreieinigkeit geweiht. Mit der Fertigstellung der neuen katholischen Hofkirche wurde der Bau 1751 wieder verlassen.

In den rechtwinkeligen Raum von rund 55,5 Ellen (31,3 e m) : 28,4 Ellen (15,8 5 m) war ein Schiff durch Holzeinbauten hergestellt, dessen Chor etwas ein- gezogen wurde und mit einer Rundung für den Altar nach Nordosten abschloss. Emporen umgaben Langhaus und Chor. Unter diesen befanden sich zwei Seiten- altäre, zwei weitere zur Seite des Hauptaltars. In den Emporen neben diesem befanden sich die herrschaftlichen Beistuben. Siehe Pläne in der Sammlung für Baukunst an der K. Technischen Hochschule, im K. Oberhofmarschallamt, Stich von A. Avelino. Vergl. Ermisch, a. a. 0. S. 16 Anm. 47.

Der Altar war einfach, wurde 1725 durch einen neuen ersetzt. Auf dem Altarbilde war von einem Italiener die heilige Dreieinigkeit dargestellt.

Zur Rechten des Altars stand die Kanzel (Fig. 144). Diese wurde 1712 von Balthasar Perm os er in Holz geschnitzt. Alte Abbildungen finden sich in der Sammlung für Baukunst.

Auf einem Felsen wuchs eine Säule empor, vor der ein Genius mit einer Posaune schwebte. Die Brüstung ist die jetzt in der katholischen Hofkirche be- findliche. Der Schalldeckel war als Königskrone gebildet. Nach Ermisch blieb 1712 das Werk noch unvollendet, nachdem der „katholische königliche Bild- hauer" 100 Thaler erhalten hatte.

Die Orgel stand dem Altar gegenüber; sie baute Joh. Heinrich Gräb- ner 1709. Später 1720 wurde an ihrer Stelle ein Positiv von Silbermann angebracht.

Der Tauf stein (siehe S. 237) wurde 1721 hergestellt. Er kam in die neue Hofkirche, scheint aber hierbei verändert worden zu sein.

Zugleich wurde eine Statue des gegeisselten Christus (siehe S. 245, Fig. 173) angeschafft, die jetzt in der königliehen Gruft sich befindet, früher oberhalb des Taufsteins aufgestellt war.

Ueber die Seitenaltäre sind wir wenig unterrichtet.

Hofkirche 1738 Bearbeiten

3. Der Neubau, a) Baugeschichte.

Am 18. September 1738 wurden Mittel zum Bau der Kirche angewiesen. Als Bauleitender wird Gaetano Chiaveri angestellt. Es scheint seine Be- rufung erst nach sorgfältigen Voruntersuchungen sich vollzogen zu haben. In Dresdner Archiven erhaltene Entwürfe von dem Bologneser Carlo Dotti, von


Irrste Pfarrkirche. — Neubau, ßaugesehielite.


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t)resden (Stadt), Katholische Hofkirehe.


Filippo Juvara in Turin u. A. lassen vermuthen, dass man sich über die Leist- ungsfähigkeit der italienischen Architekten ein Bild zu schaffen versucht hatte- Mit Chiaveri wurden die Conducteure Francesco Placidi und Antonio Zucchi, die Bauschreiber Giacomo Euratowski und Domenico Giudice und ein Dolmetsch angestellt. Ein Modell war nach Chiaveris Plan gefertigt worden. Den Bauplatz steckte Oberst Fürstenhof ab. Der Sandstein zum Bau kam aus Rathen, der Pläner aus Cotta. Die Steinmetzen waren Johann Tobias Leh- mann und Andreas Paul Petersill. Steinmetzarbeiten im Innern wurden 1739 vergeben an Joh. Reinhold Petersill, Joh. Fr. Lutze und Andreas Paul Petersill. Am 28. Juli (5. August?) 1739 wurde der Grundstein gelegt, seit 1740 die Conducteure Pietro Ponte und Giovanno Pietro Piva angestellt.

Zur Herstellung des plastischen Schmuckes wurde der Bildhauer Lorenzo Matielli berufen. Dieser modellirte die Kapitale und Ornamente nach Chiaveris Zeichnung; diese führten dann die Bildhauer Joh. Georg Adler 1741), Andreas Böhme und Joh. Matthäus Oberschall aus.

Die Statuen soll der Maler Stefano Torelli entworfen und nach ihm Lorenzo Matielli modellirt haben. Doch erscheint es wahrscheinlicher, dass TorelH sie erst nach Matiellis Entwurf zeichnete und zwar für die Herausgabe in Kupferstich, die L. Zucchi besorgte. Die Unterschriften unter den Stichen setzen abwechselnd des einen oder des anderen Namen voraus. Matielli hat nachweisbar die ornamen- talen Modelle geschaffen und zwar höchst wahrscheinlich nach Chiaveris Skizzen, trotzdem steht bei der Darstellung einer solchen Torellis Name in erster Linie. (Vergl. E. Haenel, Ztschr. für bild. Kunst. N. F. XI. S. 106 flg., 121 flg.)

Für die Annahme, dass Matielli der Schöpfer war, sprechen auch die etwa 50 cm hohen Modelle in gebranntem Thon, die man beim Grundgraben des Semper'schen Hoftheaters fand. Im October 1740 waren nach solchen Modellen von den Bildhauern Paul und Jacob Mayer die Statuen des Johannes und Judas Thaddäus, bald darauf die des Lukas und Markus, 1741 die des Matthäus und Bartholomäus geliefert.

Die Frage, ob das Gewölbe über dem Mittelschiff statisch zuverlässig sei, beschäftigte seit 1747 die Künstler und den Hof. Durch eine Untersuchung, die Rafael Mengs unternommen haben soll, wurde das Vertrauen wieder hergestellt. Doch stockte seit 1746 der Baubetrieb und scheint 1749 fast ganz eingeschlafen zu sein.

Anfang 1749 verliess Chiaveri endgültig Dresden. Die Leitung des Kirchen- baues übernahm zunächst der Bauconducteur Sebastian Wetzl, im April 1750 der Oberlandbaumeister Joh. Christian Knöffel und nach dessen 1752 er- folgtem Tode der Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze, der ihn bis 1755 vollendete. In allen wesentlichen Theilen wurde von den Nachfolgern Chiaveris dessen Plan festgehalten.

Am 29. Juni (3. Juli?) 1751 erfolgte die Einweihung, obgleich der Chor noch unvollendet war, am 30. Juli die Einweihung der Seitenaltäre.

Die Gesammtkosten wurden bis Ende 1754 mit 825,362 Thaler berechnet, von denen 643,293 Thaler bis zum 12. Juni 1750 verausgabt worden waren.

An der inneren Ausstattung der Kirche arbeiteten der Hofmaler Pöppel- mann und der Hofstallmaler Müller, der Hofbildhauer Hackel, der Bildhauer


Bau- u, Kunstdenkm. d, K, Sachsen. XXI Dresden Stadt- Beil. VII.



^Dresden: ;Katholische jiofkirche.


LICHTDRUCK VON RÖKMLER d. JOÜAS, PRESDEN.


Bau- u, Kunstdenkm, d. K, Sachsen. XXI. Dresden Stadt. Beil, VIII.



^Dresden: katholische jj^ofkirche, TTntergeschoss.


LICHTDBUCK VON RÖMMLE« 4 JONAS, DRESDEN.


Keut3au, ßaiige schichte. Aeusseres der ßirclie. äll


Schöne, die Vergolderin Eeiehelt, der Hofgoldarbeiter Ingermann, der Hof- posamentier Rietschel, der Hoflapezier Goldrnann, der Hoftäschner Girck- hoff, der Drechsler Zittel, der Hoftischler Höse und Tischler Hüffner, der Hoffederschmücker Petrzmowsky, der Hofschlosser Martini.

b) Das Aeussere der Kirche.

Die Aussengostaltung der Kirche wird beherrscht von dem hoch empor- ragenden Thurme (Tafel VH, Fig. 145) und dem über dem Hauptschiff sich er- hebenden Obergeschoss, während die um das Hauptschiff sich legenden Räume, die Seitenschiffe, Kapellen und die Sakristei in einem niederen Geschoss äusser- lich zusammengefasst sind. Jedes Geschoss wird durch eine Ordnung beherrscht und von einer Balustrade und Statuenreihe bekrönt.

Die Stellung der Kirche zum Schloss war bedingt durch die Pestungswerke. Man verzichtete vollständig auf die Orientirung: der Hauptaltar liegt gegen Süd- westen. Der Bau ist ein längliches Rechteck, das an den Ecken abgeschrägt und an den Schmalseiten durch eine doppelt geschwungene Linie begrenzt wird. Der Thurm und der Eingang liegen an der nordöstlichen Schmalseite.

Das Untergeschoss (Tafel VIII) wird durch eine Composita- Ordnung ge- gliedert. Zur Steigerung der Wirkung sind die Pilaster vielfach vor Paare von halben Pilastern gelegt. Das Gesimse ist verkröpft. Die Höhe der Pilaster beträgt 12 m, die der ganzen Ordnung bis zur Oberkante der Atlika 19,85 m. Die darauf stehenden Figuren sind 3,5 m hoch.

In den Intercolumnien der Langseiten finden sich in zwei Geschossen Fenster. Eigenthüralich ist in beiden die Linienführung des Sturzes. In den letzten Systemen der Langseiten je eine Nebenthür.

An den abgeschrägten Ecken und Schmalseiten treten an Stelle der unteren Fensterreihe grössere Fenster oder Nischcu , die im Halbkreis geschlossen sind, darüber Ochsenaugen. Ueber beiden eine Verdachung. Am Thurme (Fig. 145) treten an Stelle der Pilaster Halbsäulen, in der Achse an Stelle der Fenster das breite Hauptthor mit geradem Sturz, an Stelle der Ochsenaugen Reliefs mit Palm- zweigen, Kronen und dem Monogramm aus XP. Die Attika ist hier ohne Balustre, undurchbrochen; über den das Thor umgebenden Säulen zwei Giebelanschwünge und das polnisch -sächsische Wappen', über dem zwei Putten die Königskrone halten.

Das Obergeschoss steht um rund 28 m hinler den Hauptfronten zurück. Sein Sockel steht 13 m über der Gesimskante des Untergeschosses, welche somit aus angemessener Entfernung betrachtet nicht die obere Ordnung überschneidet. Die Ordnung sitzt auf einem Postament; die wieder doppelt verkröpften Pilaster sind über 15 m, das ganze System ist 27 m hoch.

In den Intercolumnien befinden sich hier Fenster im Palladio- System über zwei Paaren von Säulen. Ueber dem auf dem Architrav aufsitzenden mittleren Rundbogen eine Verdachung. Darüber die den Bodenraum erhellenden Ochsen- augen, über denen der Architrav aufgebogen ist. Auch hier stehen auf den Postamenten der Attika 3,5 m hohe Figuren. An den Ecken sind die Pilaster sogar zu dreien verkröpft.

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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.


Der ganze Bau ist in Sandstein ausj



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Fig. 145. Katholische Hofkirche, Ostseite, nach Aufmessung des Architekt Stoeckhardt.


der obersten Theile kreisrund wird (Fig.


hrt, und zwar der untere in weissem, der obere in gelbem. Das geht aus den Bildern Canalettos deutlich her- vor. Die Bearbeitung namentlich der grösseren Flächen ist derb, das Ornament spärlich. Die Stilbehand- lung weist unmittelbar auf den Her- kunftsort Chiaveris. Es ist die rö- mische Architektur aus der Zeit des Carlo Fontana, die er unverfälscht nach dem Norden übertrug, wenn gleich auf die Plangestaltung unver- kennbar die Kapelle von Versailles Einfluss hatte.



Fig. 146 u. 147. Katholische Hofkircho, Schnitt durch die erste und zweite Etage des Thurmes.

Der Thurm geht in seiner For- mengebung auf St. Agnese in Piazza Navona in Eom zurück. Chiaveri scheint sich der Schule Borrominis angeschlossen zu haben. In dem ersten Entwurf zur Kirche ist die Spitze als Spirale, wie an St. Ivo in Eom, behandelt; doch übertrifft der Dresdner Thurm die römischen in der Verfeinerung der künstlerischen Lösung. Im Grundriss oval, mit der Breitseite vor die Schmalseite der Kirche gestellt, entwickelt er sich nach oben derart, dass der Grundriss 146 und 147). Daher erscheint der


Aeusseres der Kirche, Statuensehmuck.


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Thurm in der Seitenansicht der Kirche schlank, in der Frontansicht breit und wuchtig. Dem von Bernini in seinen Thürmen für St. Peter gegebenen Beispiele folgend, ist der Bau in Säulenordnungen aufgelöst. Hier erheben sich drei solche ' über dem Untergeschoss. Sie sind alle composit.

Im zweiten Geschoss (Fig. 146) umstehen zehn Säulen den ovalen Kernbau. In der Achse ein grosses Fenster für die Glockenstube, in den nächsten Inter- columnen Statuennischen. Seitlich schlichte Anschwünge von der Attika aus, die eine Verkröpfung des Gesimses, über dieser Giebelanschwünge tragen.

Im dritten Geschoss (Fig. 147) umstehen acht Säulen den ovalen Kern. Dieser ist durchbrochen, das reich verkröpfte Gesims wird nicht durch Bogen- stellungen getragen. Balustre zwischen den Postamenten.

Im vierten Geschoss zunächst eine Attika mit Statuen, hinter diesen An- schwünge, die die Ueberführung des Kernbaues aus dem Oval in den Kreis bewerkstelligen. Vor diesen in der Achse eine Tafel mit der Inschrift:

D. o. M. SACK. HANG AEDEM AVGVSTVS II.

CONDIDIT A. MDCCLIV.

Darüber der runde, stark durchbrochene Kernbau mit vier vorgekröpften Säulen und die Architrave tragenden, an die Pfeiler angelehnten Halbsäulen.

Die Bekrönung bildet ein geschweifter Helm und diesen umgebende Flam- menvasen über den Ecksäulen. Der Kern des Helmes ist von Stein, Ausbauch- ung, Spitze, Kugel und Kreuz von Kupfer.

Der Thurm hat eine Gesammthöhe von 83 m.

Statuenschmuck.

Der Statuen schmuck des Thurmes vertritt einen einheitlichen Gedanken. Hier stehen die Evangelisten, Apostel und die Cardinaltugenden. Sie sind wie folgt vertheilt:

a) Erdgeschoss. In den Nischen, links vom Thore:

St. Johannes Evangelista. Nach rechts emporbhckend, in der rechten Hand die Feder erhoben, mit der ausgestreckten Linken das Buch haltend. In langem Gewände und Mantel. Links neben ihm sein Adler.

St. Matthäus Evangelista. Nach hnks gewandt, die Eechte hält die Feder, die erhobene Linke eine über das linke Knie niederfallende Schriftrolle. Das Gewand lässt die linke Brust und den Arm frei, der Mantel fällt über den Eücken herab. Links neben ihm fasst ein Kindengel das untere Ende der Schrift- rolle, auf die er mit der Linken weist.

b) Erdgeschoss, rechts vom Thore:

St. Marcus Evangelista. Nach links gewandt, im linken Arm die Schreib- tafel, in der rechten Hand die Feder haltend. Der Mantel fällt vom Kopfe über seinen Eücken und bedeckt den rechten Arm und den unteren Theil des Körpers. Eechts neben ihm sein Löwe.

St. Lucas Evangelista. Der Kopf nach rechts gewandt, in der gesenkten Eechten die Feder, den linken Arm auf eine grosse Tafel gelehnt. Das Gewand lässt den rechten Arm und Brust frei. Links neben ihm der Stier.

c) Auf den Giebelansätzen neben dem Wappen links:


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.


Fides. Sitzende weibliehe Gestalt in faltigem Gewand und Schleiertuch, blickt nach rechts herab. Im rechten Arme ruht das Kreuz, in der Linken hält sie den Kelch. Rechts:

Justitia. Sitzend, sie stützt sich auf den rechten Arm, in dem sie ein Schwert hält, mit der Linken stützt sie ein Scepter auf ihre Hüfte, d) Auf der Attika des ersten Geschosses, links:

St. Andreas. Lehnt sich rück- wärts an sein Kreuz, das er mit der Linken umfasst, das Haupt zum Himmel gerichtet. Brust und linker Arm sind nackt.

St. Thomas. Nach rechts zu Boden blickend, in der rechten Hand die Lanze, mit der Linken hinzeigend. In einen weiten Mantel gehüllt.

St. Jacobus minor. Nach links, stützt sich mit der Linken auf das Walkholz, die Rechte weist zu Boden. In faltigem Gewand und Mantel.

St. Simon (Fig. 148). Stützt sich, nach rechts gewandt, mit der Rechten auf die Säge, die Linke hält vorn einen Zipfel des Mantels, der ihn in reichen Falten umhüllt.

e) Auf der Attika des ersten Ge- schosses, rechts:

St. Bartholomäus. Stark vor- schreitend, den rechten Arm erhoben, in der linken Hand das Messer hal- tend. Ein Mantel bedeckt den rech- ten Oberarm, den Körper und das rechte Bein und fällt hinter ihm in schweren Falten zu Boden.

St. Philippus. Nach links schau- end, in der Linken einen Stab, mit der Rechten vorn eine Falte des Mantels fassend. Vollständig mit Pilgergewand und Mantel bekleidet.

St. Jacobus major. Stark nach rechts sich wendend, hält er in der Linken ein Buch, und stützt sich mit der Rechten auf einen hohen Stab. Das faltige Gewand lässt rechts Brust und Arm frei.

St. Judas Thaddäus (Fig. 149). Er fasst mit der Rechten die Keule, die er links neben sich auf einen Stein stemmt, indem er rechts zu Boden blickt; die Linke weist gen Himmel; Brust und rechter Arm sind nackt, f) In den Nischen des zweiten Geschosses, links: St. Petras. Nach rechts gewandt, hält mit der Linken das offene Buch,



Fig. 148.


Katholische Ilolkirchc, St. Simon. Von Lorcnzo Matidli.


Aeusseres der Kirche, Statuenselimuek.


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während die Rechte vorn das Gewand fasst; im Hemd und Mantel. Auf einem niedrigen Postament rechts neben ihm die Schlüssel.

g) In den Nischen des zweiten Geschosses, rechts:

St. Paulus. Nach links gewandt, die Rechte erhoben, die Linke stützt er auf das Schwert. Der weite Mantel fällt über den linken Arm herab.

h) Auf den Anschwüngen über dem zweiten Geschoss Links: Spes. Scharf nach links

gewandt, fasst sie mit der Rechten den Schaft des Ankers, während ihre Linke auf der Volute ruht. Die linke Brust und der Arm sind nackt.

Rechts: Charitas. Sie ruht, die Beine übereinander geschlagen, auf dem rechten Arme und erhebt mit der Linken ein brennendes Herz, auf dem ihre Blicke ruhen. Das Gewand um- hüllt sie nur leicht.

i) Selbstständig ist dann die Reihe der Heiligen zusammengestellt, die über dem dritten Geschoss des Thurmes stehen. Es sind folgende: St. Blasius. Im linken Arme die Palme, die Rechte predigend ausgestreckt. Im Priestergewand mit langem Mantel.

Sta. Ida. Nach rechts geneigt, fasst sie einen Hirsch mit flammen- den Spiessern beim Geweih, indem sie mit der Linken zur Seite zeigt, lieber ihren linken Arm fällt der Mantel in schweren Falten herab.

St. Franz von Sales. Nach links gewandt, hält er im linken Arme die Palme, die Rechte ist leicht erhoben. Im kurzen Rocke und schweren Mantel.

St. Hubertus. Die Rechte auf den Jagdspiess gelehnt, fasst er mit der Linken das Hifthorn, das an seiner Seite hängt. Im kurzen Jagdrocke.

St. Chrysostomus. Nach rechts beide Hände betend erhoben; im Chor- rocke mit Alba und Stola, neben ihm die Inful.

St. Augustus. Die Linke aufs Herz gelegt, die Rechte vor sich ausge- streckt; in kurzem Rocke und Mantel.

St. Norbert. Etwas vorn übergebeugt heftet er den Blick auf die Mon- stranz, die er mit der Rechten vor sich hält, indessen die Linke in das Gewand fasst. Im Bischofsgewand.

St. Stanislaus Episcopus. Das Haupt emporgerichtet, erhebt er im



Fig. 141». Katholische Ilofkirchc, St. Judas Thaddäus. Von Lorenzo Matielli.


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Gebet die Rechte, während er die Linke ausstreckt. Im Bischofstalar, die Inful neben sich.

k) Die Chorseite. Auch hier ersetzen Rundbogenfenster und Ochsenaugen die beiden Fensterreihen der Seitenfa^ade. In den Nischen an den Eck- verbrechungen die Statuen der Kirchenväter.

Links:

St. Ambrosius (Fig. 150). Nach links emporblickend, in der Rechten den

Bischofsstab, die Linke ausgestreckt. Im bischöflichen Ornat; rechts neben ihm sitzt ein kleiner Engel auf einem Bienenkorbe. Rechts :

St. Augustinus. Blickt nach links unten, indem er in der Linken den Krumm- stab hält; im bischöflichen Ornat. Neben ihm steht rechts seine Mitra, links ein ge- flügeltes Knäblein mit einem grossen Löffel.

1) Auf der Attika der Chorseite, von der Mitte nach links schreitend, folgende Gestalten :

St. Rochus. Stark rechts vorschreitend, in der Linken den Pilgerstab, hebt er mit der Rechten das Gewand von seinem Ober- schenkel. Im Pilgerkleid, den Hut auf dem Rücken, neben ihm sein Hund.

St. Franz von Assisi. Blickt auf das Kreuz, das er in der Linken hält; in der herabgesenkten Rechten ein Schädel. Im Mönchsgewand, einen Rosenkranz im Gürtel.

St. Basilius. Kniet mit dem rechten Bein auf einem Felsen mit ausgebreiteten Armen. Im Priestergewand, neben ihm ein Buch und seine Inful auf dem Felsen.

Fig. 150. Katholische Hofkirche, St. Ambrosius. g StophanUS (Fig. 151). Nach Huks

Von Lorcnzo Matielli. ^ v o /

gewandt, die Lmke erhoben, mit der Rechten in seinem Gewand Steine und eine Lilie haltend. Im Diakonenkleid, barhaupt.

St. Casimir (Fig. 151). In sarmatischer Fürstentracht, mit Hermelin und Pelzmütze, zeigt er auf Krone und Scepter, die neben ihm liegen.

Sta. Barbara (Fig. 151). Nach unten blickend, in der Linken ein Ende ihres Mantels und den Palmzweig, die Rechte auf den zerschmetterten Thurm gestützt.

m) Auf der Attika der Chorseite, nach rechts schreitend, gegen das Schloss zu:

Sta. Rosalia. Den linken Arm auf einen Felsen gestützt, hält sie mit beiden Händen ein Crucifix vor sich, das sie anblickt. Im Haar einen Rosen- kranz, die linke Brust und die Arme entblösst.



Aeiisseres der Kirche, Statuenschmuek.


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St. Antonius von Padua (Fig. 152). Nach rechts herabblickend , mit der Linken ein Buch, im rechten Arm einen Lilienstengel haltend. In der Tracht der Franziskanermönche.

St. Vincenz von Paula. In der Linken ein brennendes Herz, mit der Eechten vor sich weisend. Im Diakonengewand, mit Dalmatica und Stola. Eechts neben ihm kniet ein halbnacktes Knäblein, das ihn mit der Hand berührt.

St. Wenzeslaus. Nach links gewandt, in der Rechten die Palme, in der Linken den Feldherrnstab haltend. Im Harnisch, mit Hermelin und Krone, an der Seite das Schwert.

St. Florian. Giesst mit der Eechten aus einem Schöpfkessel Wasser auf ein



Fig. 151. Katholische Hofkirche, Sta. Barbara, St. Casimir, St. Stephanus. Von Lorenzo Matielli.

brennendes Haus, in der Linken hält er eine Fahne. In der Tracht eines römischen Kriegers, mit Helm und Panzer, und breit hinter ihm herabfallenden Mantel.

Sta. Maria Magdalena. Stützt sich rechts auf einen Baumstamm, in- dem sie den Blick auf das Kreuz heftet, das sie mit beiden Händen vor sieb hält. Das Gewand lässt Brust und Arme frei. Links neben ihr die Salbbüchse und die Geissei.

n) An der Längsseite gegen den Theaterplatz finden sich folgende Statuen über der Attika des ersten Geschosses, und zwar beginnend von der Thurmseite und fortschreitend zum Chor:

St. Johannes Baptista (Fig. 153). Er blickt nach rechts zu Boden, die Eechte hält einen Stab, die Linke zeigt empor. In härenem Gewand, das einen Theil des Körpers freilässt, und Mantel. Links neben ihm liegt ein Lamm.

Sta. Apollonia (Fig. 153). Sie hält in der erhobenen Eechten eine Zange, die Linke fasst eine Falte des Mantels. In leichtem hemdartigen Gewand und Mantel.


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirehe.


Sta. Anoa. Zeigt mit der Rechten nach unten, während sie mit der Linken das ofifene Buch hält. In faltigem Gewand mit Kopfschleier.

St. Thomas von Aquino. Hält in der Rechten Buch und Feder, indem er mit der Linken gen Himmel zeigt. Im Dominikanergewand, auf der Brust die Strahlensonne.

St. Ignazius von Loyola. Nach links blickend, legt er die Rechte auf das Buch, das er mit der Linken hält. Im Messgewand.

St. Franz von Xaver. In der Linken den Pilgerstab, mit der Rechten das Gewand über der Brust öffnend. Im Pilgergewand, den Hut auf dem Rücken hängend.

St. Franz Borgia. Blickt nach links unten, die Linke zeigt gen Himmel, die Rechte fasst den Mantel. Im Je- suitengewand, barhaupt.

St. Johann Franz Regis. Nach rechts, erhebt mit der Rechten das Kreuz, und schaut auf das offene Buch, das er mit der Linken hält. Im Chorhemd und Stola.

St. Raymund. Er blickt auf das Kreuz, das er mit beiden Händen hält. Im langen, faltigen Priestergewand.

Sta. Irene. Sie blickt zum Himmel empor, die Rechte mit dem Schlüssel erhoben, mit der Linken weist sie auf die Flamme, die neben ihr aus dem Boden aufschlägt. Neben ihr auf einem niedrigen Postament Buch und Palme.

o) An der Langseite gegen das Schloss zu finden sich vom Thurme zum Chor fortschreitend, folgende Statuen: St. Sebastian (Fig. 154). Er sinkt nach links vor; seine Hände sind hinter seinem Rücken an einen Baumstamm gebunden. Nackt, nur die rechte Hüfte ist von einem Tuche bedeckt, das von einem Gurt gehalten wird.

Sta. Catharina (Fig. 154). Sie hält in der Rechten Schwert und Oelzweig und weist mit der Linken gen Himmel; ihr linker Fuss steht auf einem Stück ihres Rades. In vornehmer Kleidung mit faltigem Mantel.

St. Joseph. Er hält in der Rechten einen Stab, während er die Linke emporhebt. Geschürzte Hosen, faltiges Gewand und Mantel.

Sta. Lucia. Hält mit der Rechten die Schüssel, auf der zwei Augen liegen, und in der Linken einen Zipfel ihres Mantels und die Palme. In ein hemd- artiges Gewand und schweren Mantel gehüllt.



Fig. 152. Katholische Hofkircho, St. Antonius von Padua, Von Lorcnzo Matielii.


Aeusseres der Kirche, Statuen schmuck.


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Wcährend seine Eechte gen Himmel zeigt.


St. Franziskus von Paula. Stark nach links schreitend, in der Linken den Pilgerstab, die Rechte vorgestreckt, und verzückt gen Himmel blickend. Im Minoritenkleid, auf der Brust in einem Sirahlenkranze das Wort: Charitas.

St. Johann Nepomuk. Mit beiden Händen Crucifix und Palme haltend, auf die er den Blick richtet. Im Chorhemd und Domherrnkragen.

St. Laurentius. Hält mit der Linken den Eost und einen Palmenzweig,

Im Diakonengewand, mit reicher Stickerei auf der Brust.

St. Venantius. Nach links gewandt, zieht er mit der Eechten das Schwert, in der Linken hält er die Palme. In der Tracht eines römischen Kriegers, mit Harnisch und Mantel.

St. Johannes Chry- sostomus. Er stützt sich mit der Eechten auf seinen Bischofsstab und hält mit der Linken ein Buch. Im weiten Talar, barhaupt.

Sta. Agnes, in weitem Gewand den linken Arm er- hoben, im rechten Arm die Palme, blickt empor. Eechts neben ihr das Lamm.

p) Die Statuenreihe auf der oberen Attika sei hier in der Weise aufgezählt, dass hinter dem Thurme begonnen und nach der Schlossseite fortgeschritten und mit der Theaterseite die Aufzählung abgeschlos- sen wird. Die Statuen sind hiernach folgende:

St. Basilius. Nach rechts gewandt, im Bischofsornat, erhebt mit der Eechten das Kreuz gegen den Drachen, der rechts unten sich zu ihm empor- windet. Barhaupt.

St. Heinrich. Nach links gewandt, die Eechte in die Seite gestützt, mit der Linken den Feldherrnstab auf die Hüfte gestemmt. Im Imperatorenkleid, mit Panzer, Sandalen und wallendem, reichverziertem Mantel, auf dem Haupte einen Lorbeerkranz.

St. Bruno (?). Er blickt auf das Buch, das er zugleich mit einer Lihe mit der Linken hält. Im Ordenskleid der Franziskaner.



Fig. 153.


Katholische Hofkirche, Sta. Apollonia, St. Johannes Baptisia. Von Lorenzo Maliclli.


Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.


St. Dominikus. Hält in der Linken ein Buch, die Rechte ist leicht er- hoben. Im Ordenskleid. Neben ihm links ein Hund, der eine Fackel im Maule trägt.

Sta. Theresia. Nach links gewandt, mit beiden Händen nach rechts zeigend; einen Pfeil im Herzen. Im Nonnenkleid.

St. Stanislaus Kostka. Nach links gewandt, die Rechte ausgestreckt,

in der Linken, mit der er den Mantel fasst, einen Lilienstengel (der bei Zucchi fehlt). Jesuiten- tracht, barhaupt.

St. Petrus von Alcan- tara. Die Rechte wie predigend erhoben, mit der Linken das Gewand fassend. In der Ordens- tracht der Franziskaner.

St. Felix von Can- talicio. Stark nach rechts geneigt, hält er mit der Rechten einen Bettelsack, der ihm auf dem Rücken hängt. Im Kapuzinerkleid, am Gürtel den Rosenkranz.

St. Georg. Er sticht, nach links geneigt, mit der Lanze, die er mit bei- den Händen hält, auf den links neben ihm sich win- denden Drachen ein. In der Tracht eines römischen Ritters, mit Helm, Har- nisch und flatterndem Mantel.

St. Leopold. Hält im hnken Arme ein Kirchen- modell, stützt die Linke auf seinen Schild. Im fürstlichen Ornat, mit Panzer, Helm und weitem Mantel.

St. Carl Borromaeus. Die Rechte segnend erhoben, mit der Linken leicht in den Mantel fassend. In Oardinalstracht, neben ihm auf einem niedrigen Postament der Cardinalshut.

Sta. Caecilia. Nach rechts gewandt, hält sie im linken Arme die Palme und zeigt mit der Rechten nach der Orgel, die links neben ihr auf einem Posta- ment steht. Ein wehender Mantel fällt auf ihren Rücken herab.

St. Benno. Die Linke auf den Krummstab gestützt, die Rechte sprechend erhoben, schaut er nach links zu Boden. Im Bischofsornat.



Fig. 154. Katholische Hofkirchc, St. Sebastian, Sta. Cathariiia. Von Lorenzo MatieUi.


Bau- II. Kunstdenkm. d, K, Sachsen. XXI, Dresden Stadt. Beil, IX,



^Dresden: J^athol. jJofkirche, Innenansicht.


statuenschmuck. — ßaumanordnung.


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Sta. Magdalena de Pazzis. Nach rechts gewandt, mit beiden Händen das Kreuz vor sich erhoben. In Nonnentracht, über dem Schleier auf dem Haupte eine Dornenkrone.

Sta. Clara. Nach links, in der Linken eine Monstranz, auf die sie blickt, die Rechte ausgestreckt. Im Ciarissengewand, mit Schleier.

St. Benedict von Nursia. Zeigt mit der Rechten gen Himmel, die Linke hält ein Kreuz. In der Ordenstracht.

St. Ludwig. In der Linken das Scepter, die Rechte leicht erhoben. Im Königsornat, mit wallendem Mantel, neben ihm links liegt seine Krone auf einem Kissen.

St. Prokop. Als Einsiedler, die Hände betend erhoben, an einen Baum- stamm gelehnt, auf dem ein offenes Buch liegt. Nackt, nur mit einem Lenden- tuche umhüllt.

Eine bestimmte Absicht scheint bei dieser Auswahl nicht vorgelegen zu haben.

Die Statuen sind in den letzten Jahren planmässig erneuert worden. In der Mappe „Katholische Hofkirche" des Königlichen Landbauarates II befinden sich Zeichnungen, in die der Standort der Statuen und in kurzen Notizen die an ihnen vorgenommenen Aenderungen eingetragen wurden.

c) Die Raumanordnung.

Den Kern des Baues (Fig. 155, 156 und Taf. IX) bildet ein oblonger, an den Schmalseiten im Halbkreis abgerundeter Saal von 18: 52,6 m und 32,? m Höhe. Diesen umgiebt ein Umgang von 3,5 m lichter Breite, mit je 1,6 m starken Mauern. An den Rundungen je drei, an den Seitenwänden je sechs im Halb- kreis geschlossene Oeffnungen von 4,3 m Breite und 7,? m Höhe. Nach innen sind die Bogen dieser Oeffnungen nach vorn vorgeschwungen und tragen mit Balustraden versehene Balkone. Zwischen den Oeffnungen breite Pfeiler mit einfach umrahmten Feldern. Ueber dem Umgang, 8,6 m über dem Fussboden ein zweiter Umgang; dieser ist durch die vier zweiarmigen Treppen zugängig, die sich an die ersten Joche der Rundungen nach aussen zu anlegen. Ueber den Pfeilern stehen 11 m hohe komposite Dreiviertelsäulen vor Lisenen, die zu- sammen das doppelt verkröpfte Gebälk tragen. Zwischen den Säulen wieder Bogenöffnungen von 10,2 m Höhe. Auf dem Gesims eine Attika mit verzierten Postamenten über den Säulen, von denen verzierte Sandsteinbänder an dem im Halbkreis geschlossenen Backsteingewölbe auslaufen. In der Mitte ein Spiegel von 8 m Breite. Ausser in den Feldern der Hauptachse schneidet je ein Fenster mit tiefer Kappe in das Gewölbe ein.

Der Umgang ist in beiden Geschossen überwölbt.

Nur die Säulen und Postamente neben dem Hauptaltar sind in Stuckmarmor ausgeführt, die übrigen Bautheile und Flächen weiss. Das Gewölbe ist unbemalt.

An der Südwestendung der Altar, an der Nordostendung über weit aus- ladender Empore die Orgel.

Gesondert neben den Langseiten des Umganges die Seitenschiffe, die 9,7 m breit, bei geradlinigem Abschluss 39,7 m lang und 15,8 m hoch sind. Ihre Langseitenarchitektur bestimmt der Umgang, der hier gleiche Formen zeigt mit dem Hauptschiff. Diese sind auf die Umfassungsmauer übertragen. In den


Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.


Blenden Fenster mit 2,i m ßrüstungshöhe und 5,i m Stichhöhe. Die Brüstung der Fenster des Obergeschosses liegt nach aussen unter der inneren Gesimshöhe. Aehnliche Oeffnungen führen vom Gewölbe der Seitenschiffe nach dem oberen



Umgang und sind hier zu Emporen ausgebildet. Das Gewölbe ist eine Tonne mit Gurten.

An den Schmalseiten sind die Kämpfergesimse der unteren Bogen durch-


Raumanordnung.


223


geführt für die Nischen und der vor diese gekröpften Pilaster. Vor den Nischen der Südwestseiten, diese versteckend, Altäre,

In der Achse der Kirche führt ein 4,3 m breiter Gang vom Hauptthor ins Hauptschiflf und hinter dem Altar in die Sakristei.

In der Mitte des Thurm es erweitert er sich in einen Eundsaal von 5,2 ra Durchmesser. Zwischen dem Thurme und dem Umgang führt ein Quergang in die sechseckigen Kapellen. Ein gleicher Gang zwischen Umgang und Sakristei, sowie vier Längsgänge zwischen Umgang und den Treppen, die von den Neben- schiffen in die Kapellen führen.



Fig. 156. Katlioiisclie Hofkirclie, Querschnitt, nach Aufmessung des Architekt Stocckhardt.


Die Kapellen haben 6,5:7,2 m Seitenlänge, messen 16m in der zur Kirche diagonal gestellten Breite. In jeder Ecke steht eine Dreiviertelsäule vor Wand- streifen. Die Höhenmaasse sind durch die des Umganges bestimmt. Ueber der Attika eine Kuppel mit ovaler Laterne. Die Altäre stehen in der Diagonale vor den Abschrägungen des Gesammtgrundrisses.

Die Sakristei ist ein Oval von 10,6 : 7,4 m, mit flacher Kuppel eingewölbt, in die sechs Kappen einschneiden.

Der Fussboden ist durchweg mit quadratischen Platten aus weissem und blauem carrarischen Marmor belegt. Diese Arbeit wurde 1764 vollendet.

Die Thüren der Kirche sind von einfachen, aber vornehmen Formen. Die Schnitzereien führte Johann Joseph Hackl aus. Sie bestehen an den Seiten-


m


l)resden (Stadt), Katholische Hofkirche.


thüren nur in einer Krone, durch diese gesteckte Palmzweige und dem Mono- gramm aus XP, an der Hauptthüre dem von Eanken umgebenen Königsschild und in einem Lambrequin mit der Inschrift: Jehova trinus. Auf den Schlagleisten Engelsköpfe und die gekreuzten Schlüssel. 1888 wurden die Thüren restaurirt.

Hochcaitar. d) Das Hauptschiff.

Der Hochaltar steht an der Südostseite des Mittelschiffes. Er ist durch sechs Stufen in grauem Marmor über die Gleiche des Schiffes erhaben und so- wohl von vorn, wie durch zwei seitliche Bogenstelluugen zugänglich. Die Schranken sind in verschiedenfarbigem Marmor hergestellt und durch vergoldete, schmiedeeiserne Thüren durchbrochen.

Zum Altar selbst führt ein im Grundriss ovaler Auftritt von fünf weiteren Stufen aus grauem Marmor. Den Altartisch trägt ein Sarkophag aus schwarzem, weiss geädertem Marmor. In der Mitte der Schrein für die Eeliquie.

Seitlich consolenartige Erweiterungen, die mit Engelsköpfen, Blumengehängen und Ornamenten in vergoldeter Bronze verziert sind. Verwendet ist namentlich ein tief braunrother und ein grauer, von vielfarbigen Adern durchzogener Marmor.

Auf dem Altartische zwei breite Marmorstufen zum Aufstellen des Taber- nakels, des Crucifixes und der Candelaber.

Hinter dem Altar ein grosser Teppich (Fig. 157) aus rothem Sammt mit reicher Apphcation in gelbem, golddurchwirktem Bande.

Darüber in breitem holzgeschnitzten und vergoldeten Rahmen das

Altarbild (Fig. 158), auf Leinwand, in Oel, I6V2 ^^Hen (9,3 m) hoch, 8 Ellen (4,5 m) breit, die Himmelfahrt Christi. In der Mitte Christus, auf- fliegend. „Man sieht die Geschwindigkeit, mit welcher der Flug des Gewandes sich in den Lüften bewegt, welches zur Erde niederfällt, woraus der Beschauer erkennt, dass es schwerer ist als der Leib des Erlösers." Zu Füssen die Jung- frau, St. Peter, Johannes, auf den Knieen liegend, und die übrigen Apostel, über dem Auferstandenen Engel und Gottvater.

Vergl. die Schilderung der Bilder von Joh. Casanova in Neue Bibl. der schönen Wissenschaften und freien Künste, Bd. III, S. 133 flg.

Das Bild, das allgemeine Bewunderung fand, ist seit 1752 in Bom ge- malt, wurde von Mengs mit nach Madrid genommen und kam über Cadix und Hamburg von dort 1765 nach Dresden.

Der geschnitzte Goldrahmen dürfte ein Werk des Hofbildhauers Hackl sein, während die Stuckirung der Säulen und die sonstigen Stuckarbeiten vom Marmoreur Bossi gefertigt wurden. Aeltere Entwürfe für den Altar in der Sammlung für Baukunst.

Vor der Einfügung des Mengs'schen Bildes befand sich an dessen Stelle ein solches des Hoftheatermalers Müller, „Die Erlösung der Menschheit" darstellend.

In die Oeffnungen des oberen Geschosses neben dem Altar sind Betstuben (Oratorien) für den Hof eingebaut, die durch Schnitzereien bekrönt sind, mit vergoldeten Schilden und Kronen, Arbeiten des Bildhauers J. M. Ob er schall.

Marienaltar.

Nördlicher Seitenaltar im Haup tschiff (Marienaltar). Der Altar ist aus buntem Stuckmarmor hergestellt, von schon stark mit Kococomotiven durch-



RaiimanordnuDg. — Hauptschiff, Hochaltar, Marienaltar.


225


tränkter, barocker Form. Die Pilaster sind übereck gestellt, auf kleinen ge- schwungenen Bogenansätzen sitzen zwei Putten. Um den Altar ein bemalles schmiedeeisernes Gitter.



Fig. 157. Katholische Hofkirche, Teppich und Geräth des Hauptaltares.


Altarbild, auf Leinwand, in Oel. Die Jungfrau im blauen Obergewand, links sitzend und einen Fuss auf die Mondsichel stellend, hält auf dem Schooss das stehende, nackte Kind, führt dessen rechten^^Arm. Das Kind durchbohrt der XXI. 15



Fig. 158. Katholische Hof kirche , Altarbild. Von Rafael Hengs. Nach einer Lithographie.


Hauptschiff, Hochaltar, Josephaltar, Langhaus.


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auf grosser blauer Weltkugel sich windenden Schlange mit der Lanze den Kopf (vergl. 1. Mos. 3, 15). Zur Seite ein Engel. Die Jungfrau schaut zu dem goldigen Lichte nach oben.

Das Bild ist süsslich, schon mit unverkennbarem Hinblick auf Rafael ge- malt, der Ton flau, die Zeichnung sicherer. Von Rafael Mengs 1751 gemalt.

Josephaltar.

Südlicher Seitenaltar im Hauptschiff (S. Josephaltar, Fig. 159). Von gleicher Form wie der nördhche.

Altarbild, auf Leinwand, in Gel. Der heilige Joseph ist in Schlaf ge- sunken, über ihn hinweg schwingt sich ein Engel mit hochaufflatterndem rothen Gewand. Er verkündet ihm, dass er Maria als sein Weib zu sich nehmen solle. (Ev. Matth. 1, 20) und weist nach oben. Ueber ihnen in gelber Glorie die Taube. Der bärtige Heilige trägt schwarzes Gewand und braunen Mantel, ruht mit dem Kopfe auf der linken Hand, der Ellenbogen stützt sich auf eine Tafel, die Rechte ruht im Schoosse.

Das Bild, gleichfalls von Mengs, ist schwächlich in der Farbe und braun im Ton. Des Engels reizvoller blonder Kopf und anmuthige Bewegung sind das Hervorragendste an diesem Werke. Die Skizze von 1750 zu dem Bilde be- findet sich in der Königlichen Gemäldegalerie (Nr. 2160).

Langhaus.

Kanzel (Fig. 160), in Holz, in Weiss und Gold staffirt. Die Thüre zur Kanzel ist in einem feinen Rococo aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Kanzelbrüstung ist älter und wurde, wie oben (S. 208, Fig. 144) dargestellt, von Balthasar Permoser 1722 vollendet.

An der Treppenbrüstung derbe Theiluugen, unten ein Tuchgehänge, das auf Wolken fliegende Engelsköpfe emporhalten. Die eigentliche Kanzel trägt ein fliegender Genius und fünf fliegende Kinderengel, sowie ein dichter Schwall von Wolken. Auf diesen sitzen vor der Brüstung die vier Evangelisten mit ihren Thieren. Um sie herum eine Menge fliegender Engelkinder mit dem Schweiss- tuche der h. Veronika, den Marterwerkzeugen und heiligen Gefässen.

Auf der ünteransicht des Schalldeckels das Gottesauge in Strahlen. Auf dem Deckel selbst Engel mit den Marterwerkzeugen: das Kreuz, die Leiter, der Ysopstab, die Lanze und die vor die Glorie gestellte Kreuzesfahne treten beson- ders hervor. Der Schalldeckel und die Veränderungen an der Kanzel bei ihrer Ueberführung aus der alten Kirche wurde nach Heymann (Dresdner Schriftsteller und Künstler, Dresden 1809) von Johann Joseph Hackl ausgeführt.

Das ganze Werk schliesst sich an die belgischen Kanzeln an. Es zeigt ein grosses Können, wenngleich der Aufbau oft schwer verständlich, die Formen sehr verwirrt sind.

Die Kanzel ist bereits für die alte katholische Kirche geschaffen worden, jedenfalls wurde sie nicht für den jetzigen Bau gefertigt und bei der Umstellung in diesen entschieden umgestaltet. Der Hofmaler Johann David Pöppel- mann soll an dieser Antheil gehabt haben.


15*



Fig. 159. Katholische Hofkirche, Südlicher Seitcnaltar im Hauptschiff.



Fig. IfiO. Katholische' Hofkirche, Kanzel. Von Pcriuoser und J. J. Hacki.


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.


Das Gestühl (Fig. 161) ist von reicher und wirkungsvoller Schnitzerei. Die Orgel (Fig. 162) befindet sich dem Hauptaltar gegenüber im Ober- geschoss. Das Gehäuse und den Prospect fertigte der Bildhauer Johann Joseph Hack 1, der dafür 2700 Thaler erhielt. Nach Anderen hat Pierre Coudray der jüngere an der Orgel gearbeitet. Das Hauptgeschoss bildet eine komposite Pilasterstellung, über dieser ein stark verkröpftes und geschwungenes Gesims. Putten über den Seitentheilen, Glorien über der Mitte, wo das Mono- gramm König Augusts III. sich befindet.

Die Herstellung des Werkes wurde am 27. .Juli 1750 an Gottfried

Silbermann für 20,000 Thaler vergeben; dieser starb am 4. August 1753. Sein AUgeselle David Schubert setzte das Werk fort. Aus einem Schreiben des letzteren vom 6. Juni 1769 an den Kurfürsten Friedrieh August III. zu Sachsen (Hauptstaatsarchiv Loc. 910, Vol. II, 34 flg.; Th. Distel, Monatshefte für

Musikgeschichte, 22. Jahrg. Nr. 3) ist er- sichtlich, dass er auch den Riss zu der erwähn- ten Orgel gezeichnet und sie angelegt habe. Nach Anderen soUSilbermanns Neffe Johann Daniel Silbermann sie vollen- det haben. Am 2. Fe- bruar 1754 wurde sie eingeweiht.

Die Decke des Mittelraumes sollte aufs Eeichste stukkirt und ausgemalt wer- den. Schöne Entwürfe hierzu befinden sich in der Sammlung für Baukunst an der K. Technischen Hochschule.



Fig. 101. Katholische Hofkirche, Gestühl.


e) Der Umgang.

Beichtstühle (Fig. 163), in Eichenholz, gebeizt. Vier gleiche in den Nischen des Umganges zu beiden Seiten der Hauptachse, halbkreisförmig sich vorbauend, mit Consolen, Kapitälen, bewegten Anschwüngen, einem grossen


ovalen Eahmen als obere


Bekrönung.


Die Ornamente


reiches Ranken-



Fig. 162. Katholische Hofkirche, Orgel.


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirclie.


werk und Blumen in feinem Eococo. Die Beichtstühle sind nach G. 0. Müller Werke des Bildhauers Johann Joseph Hackl.

Beichtstühle, in Eichenholz, gebeizt. Vier gleiche in den vier von der Achse entfernter liegenden Nischen ähnlicher Grundform, bedeckt mit einem dom- artigen Aufbau, darüber Engelsköpfe und ein Kreuz. Diese Stühle scheinen etwas später entstanden zu sein.

Predigtgestell, trag- bar, in Holz, bemalt. Am Sockel vorn eine vergoldete Palme, darüber das IHS mit Kreuz und flammendem Herz.

Vom Umgang gelangt

man zu den Ausgangs- thoren, an deren Seiten

Weihwass er b ecken (Fig. 164) angebracht sind. Sie bestehen aus einer Muschel, die von Wolken und Engelsköpfen getragen sind und wurden aus weis- sem Marmor hergestellt.

Ferner gelangt man von den Umgängen zur Sakristei, zu der die in Fig. 165 dar- gestellte Thüre führt.

f) Die Kapellen. An den Umgang legen sich ausser der Sakristei der Thurmhalle und den Treppen sechs Kapellen.

Südkapelle.

Sakramentskap eile (Kapelle zum hochwürdig- sten Gut, Fig. 166). Wände

und Säulen durchweg in Stuckmarmor. Der Sockel braunroth, die Säulen und Füllungen gelb, roth geädert, reiche Vergoldungen. Die Brüstung des Altars mit Postamenten in marmorfarbig gestrichenem Holze und Ballustren aus Zöblitzer Serpentin. Die Kapelle wurde 1755 vollendet.

Der Altar in braunem und schwarzem Marmor, mit concaven Seiten, ab- geschrägten, vorgezogenen Ecken, die durch grosse Blätter in vergoldeter Bronze getragen werden. In der Mitte ein Vierpass als Verzierung. Die Umrahmungen sind durch Ornament in vergoldeter Bronze bereichert.



Fig. 163. Katholisclio llofkirche, Beichtstuhl.


Umgang. — Südkapelle, Südostschiflf.


233


Auf dem Altar über einer Slufe das Tabernakel, ein gedrungener Auf- bau aus farbigen Marmorarten mit vier übereck gestellten ansteigenden Consolen an den Ecken. Ueber dem in der Mitte emporgeschwungenen Gesims ein kuppei- förmiger Abschluss aus bemaltem Holze, darauf Engelsköpfe mit Eckvoluten, sowie über der Mitte ein goldener Kelch mit der Hostie in Strahlen. Die Thür des Tabernakels ist aus vergoldetem Messing. Darin ist ein leicht mit Bandwerk verziertes Kreuz eingelassen, auf dem ein Crucifix in Elfenbein angebracht ist. Dieses sehr bemerkenswerthe Werk hat einen Corpus von rund 34 cm Höhe. Die Arme sind auffallend nach oben gerichtet, so dass die Gestalt hängend er- scheint. Bart und Haar sind leicht geschwärzt. Die Gestalt ist ausser- ordentlich fein durchgearbeitet.

Altargemälde, auf Leinwand, in Oel, das heilige Abendmahl. Das Licht geht von einer Ampel aus, die über dem Abendmahltische hängt. In der Mitte Christus, das Brod seg- nend, die Apostel in zwei Hauptgrup- pen, an beiden Seiten des seiner Länge nach zu überblickenden Tisches gelagert, in lebhafter Bewegung. Da- rüber auf Wolken, von unten be- leuchtet mehrere Engel. Das Bild, das genauer zu betrachten infolge un- günstiger Belichtung nicht möglich war, soll gemarkt sein: Louis Syl- vestre, age de 78 ans ä Paris 1752.

Bemerkenswerth durch kräftige Tönung und breite Lichtmassen.

Ueber dem Bilde ein Baldachin, darunter schwebende Engel und En- gelsköpfe in Stuck, und vor dem run-

Fig. 1G4. Katholische Hofkirche, Weihwasserbecken. , ^, ... -0,11 1 i-

den Oberlicht ein Strahlenkranz, dann das Lamm auf dem Buche mit sieben Siegeln nach Joh. Apoc. cap. 5.

Zur Seite des Bildes breite Ornamentstreifen in Stuck.

Deckenbild (Fig. 167), al fresco, die Anbetung des Kelches, lieber dem Altar schwebt der Kelch, von zwei Engelkindern getragen, in den Strahlen, die von ihm ausgehend sich über die Decke verbreiten, schweben von allen Seiten Engel herbei, in anbetender Haltung; weiter unten verschiedene männliche und weibliche Heilige.

Lockere Composition, die Gestalten meist zu Gruppen in den verschiedenen Kuppelzwickeln gesondert. Die Gestalten etwas verquollen, das Ganze in einem weichlich - flockigen Ton. Wenig erfreuliche Leistung. Von Stefano Torelli.

Jüdostschiff.

Altar des h. Franz von Xaver. Der Altar in grünem Marmor, von etwas nüchterner Bildung. Die Schranken in rothem Marmor mit Serpentin- balustren und vergoldeter schmiedeeiserner Thür.



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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirehe.


Altar gemäld e, Tod des h. Franz von Xaver, auf Leinwand, in Oel, 2,4 m breit, 4,8 m hoch. Eechts unten liegt über Felsen und Waffen auf einer Matle der Heilige im Ordenskleid, mit der Rechten das Kreuz auf die Brust haltend, die zur Erde gesunkene Linke auf ein Buch gelegt. Ueber die Füsse



Fig. 105. Katholische Hofkirche, Thiire.


ist eine braune Decke gebreitet. Vor ihm ein schlafendes Hündchen und ein Quell. Zur Rechten kniet ein Indier mit blauem Gewand, auf dem nackten, reich geschmückten Oberkörper den Köcher tragend, Federn im Haar. Ueber diesem steht ein in Weiss gekleideter Chinese. Ein Sirahl senkt sich von oben



Fig. 106. Katholische Hofkiiclie, Südkapelle.


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.



Flg. t07. Katlioliscbe Hofkirchc, Deckenbild der Sakramcntskapelle. Von Stefano Torelli.J


Südostschiff, Ostkapelle.


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nieder, Engelkinder fliegen über dem Heiligen, ein grosser, nach oben weisender Engel schwingt sich hernieder.

Im Ton matt, in den Farben bläulich, in den Tiefen sehr stumpf geworden. Sorgfältig componirt. Von Graf Pietro Eotari.

lieber dem Altar ein rundes Feld, darin auf Leinwand in Oel eine Dar- stellung des Gekreuzigten, Bruchstück. Darüber eine reiche Bekrönung mit von einem Herzen ausgehendem Strahlenkranz. Von Karl Christian Vogel von Vogelstein.

Tau fkap eile an der Nordostseite des Schiffes. Schranke in schwarzem Marmor, mit Einlage in weissem Marmor und mit Ballustren aus Serpentin; schmiedeeisernes Eingangsthor. Die Schranke wurde 1772 angelegt.

Der Taufstein ruht auf einem Fusse von vier aufgerichteten Consolen in schwarzem, weissgeadertem Marmor. Die Cuppa ist kreisrund, un verziert, aus graugrünem carrarischen Marmor, l,o9m hoch. Darauf ein Deckel in vergolde- tem Kupfer und eine Weltkugel mit dem Kreuze, zusammen etwa 60 cm hoch. Der Taufstein wurde 1721 für die Schlosskirche im Comödienhause geschaffen.

Daneben auf dem schlichten Oredenztische ein Orucifix, Holz. Der Sockel in Marmorfarbe bemalt, der 67 cm hohe Corpus vergoldet. Derbe Arbeit aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrh.

In der Nische auf 68 : 68 cm breitem Marmorpostament die überlebensgrosse Statue des h. Johannes des Täufers (Fig. 168), in weissem Marmor. Der Heihge sitzt auf einem Fels, ihm zu Füssen das (sehr kleine) Lamm. Der rechte Fuss nach hinten gezogen, der linke auf einen hohen Stein gesetzt. Ueber den Schooss und Eücken das mit einem Stricke festgehaltene härene Gewand. Der bärtige Kopf schaut nach links. Der Mund ist weit geöffnet, da der Heilige redet. Er biegt mit den Fingern der rechten Hand den Mittelfinger der Linken weit zu- rück, wie bei Aufzählung von Gründen. Im linken Arme ruht der Kreuzstab.

In der ganzen Gestalt ist ausserordentliches Leben. Die Muskulatur ist stark ausgebildet, die Haut speckig glatt, die Haare hegen in stark geringelten festen Strähnen. Mit Meisterschaft ist die Figur dem Marmor abgerungen, überall dicht an die Grenzen des Blockes heranragend.

Die Statue wurde von Anna Maria Werner in Dresden gezeichnet und 1734 von C. P. Lindemann für das Werk des B. Leplat, Beceuil des marbres, Dresden 1733 flg., gestochen (Tafel 210) und wird dort als Arbeit des Giovanni Lorenzo Bernini bezeichnet.

Nicht erwähnt in dem Werke Stanislav Fraschettis „II ßernini" (Mailand 1900). Gegen die Annahme, dass sie ein Werk des grossen Meisters sei, sind bisher keine Bedenken erhoben.

Bernini starb 1680. Ueber die Zeit, wann dieses Werk nach Dresden kam, ist leider nichts bekannt.

Ostkapelle.

Kapelle des heiligen Benno.

Die Kapelle ist schlicht gehalten. Der Altar war zuvor in der Sakraments- kapelle.

Altarbild, auf Leinwand, in Oel. St. Benno steht vor einer Architektur, predigend, im bischöflichen Ornat, mit weissem Chorgewand und goldigem Mantel.


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Hinter ihm ein Chorknabe mit dem Krumrastab, ein anderer mit dem Räueher- fass. Links unten Volk, eine Mutter, das Kind an der Brust. Zu Füssen St. Bennos sein Fisch. Ihm gegenüber eine Gruppe Andächtiger: vorn ein nackter Mann



Fig. 168. Katholische liutkiichL', Juhaiiucs der Täufer. VonJLoreiizo Bernini.

in tiefbrauner Farbe, weiter hin zwei vornehme Frauen in weisser Seide, Männer in grösserer Zahl, vorn in der Ecke einer sich niederbeugend, dessen nackten Rücken man sieht. Im Hintergrund eine Flusslandschaft mit Brücke (Meissen). Ueber dem Heiligen schweben Engel empor.


Ostkapelle.


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Fig. 1G9. Katholische Hofkirche, Deckengemälde der Bciinokapelie, Von Anton Mauibeisch,


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche.


Das Bild leidet unter dem Schematismus der Composition. Die beiden Gruppen in den Ecken sind harte Dreiecke. Der Heilige steht isolirt. In der Farbe ist es weich und nicht ohne Feinheit, doch bei aller üebertreibung mancher Töne (z. B. des Braun auf dem nackten Körper) ohne Kraft. Von Stefano Tore Iii.

Deckengemälde (Fig. 169), al fresco, Wirken und Himmelfahrt des h. Benno. In der Milte steht der Heilige predigend vor einem Tempel, zu seiner Rechten eine weibliche Gestalt mit Kreuz und Buch, die Religion, von Zu- hörern umgeben. Etwas links werden Götzenbilder zerschlagen, Engel schleudern Blitze auf die Heiden; andere betend auf den Knieen. Rechts Conrad der Grosse, (riumphirend auf einer zerbrochenen Säule stehend, um ihn schwebende Genien. Links wird der h. Benno von Engeln gen Himmel getragen, andere Engel tragen ihm Mitra und Bischofsstab nach. In der Mitte wird die Darstellung unten von einer grossen Brüstung abgeschlossen.

Die gesammte Composition ist ausserordentlich flott, zum Theil skizzenhaft hingemalt, in einem weisslichen Ton mit viel Hellblau und Hellgrün. Die Archi- tektur nimmt einen guten Theil des Ganzen ein; auf der vorderen Brüstung ver- schiedene rein decorative Gegenstände, Rüstungen u. a. und genreartige Gruppen. Anlehnungen an Tiepolo sind unverkennbar, besonders auch in den zahlreicher als sonst auftretenden nackten Figuren. Trotz aller Schwächen des Colorits zeugt das Ganze von Temperament und starkem decorativem Können. Von Anton Maulbersch 1770 gemalt.

Nordkapelle.

Kapelle des h. Johannes von Nepomuk. Brüstung von Holz, mit Serpen- tinbalustren. Altar wie in der Sakramentskapelle.

Altargemälde, auf Leinwand, in Oel, der Tod des h. Johann von Ne- pomuk. Rechts unten das Grab, zwei Männer tragen die Leiche herbei, die den rechten Arm herabsinken, den linken im Schoosse ruhen lässt. In der vor- deren Ecke links eine Mutter, die ihrem Kinde die Hände zum Gebet zusammen- legt. Hinter ihr Leidtragende, weiterhin Entfliehende, lieber der Leiche sieht man die segnende Gestalt eines Bischofs, dem Ministranten Krummstab und Kreuz tragen. Ein breiter Strahl Licht fällt auf die Hauptgruppe, über der ein grosser Engel und mehrere Engelkinder schweben. Seitlich links über den Entfliehen- den ein Halbton.

Das Bild ist sehr braun und schwer im Ton, hart in der Farbe, ohne kräftig zu sein. Von Carl Falko gemalt.

Deckengemälde (Fig. 170), al fresco, Glorification des h. Johannes von Nepomuk. In der Mitte über dem Altar wird der Heilige von Engeln gen Himmel getragen; zu seinen Füssen eine männliche Figur mit einer Posaune, aus der eine Schlange herauskriecht, die Verleumdung, die von dem Tode mit einem Tuche bedeckt wird, und eine weibliche mit einem Füllhorn, die Wohlthätigkeit. Rechts wieder der Heilige mit einem Madonnenbilde, vor dem ein Engel kniet; links ein nackter Mann mit Muschel und Stab, die Moldau, zu seiner Seite ein Gefäss, aus dem Wasser strömt. Weiter, auf der Innenseite der Kuppel, in- mitten einer Gruppe von Frauen und Kindern, Krüppeln, Bettlern und Ge- fangenen ein Ritter, der einem Engel eine Schriftrolle übergiebt.



XXI.


Fig. 170, Katliolische Hufkiixlie, Deckengemälde der Nepomukkapelle. Von Carl Falko. \Q


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirehe.


Das Gemälde, das die gesammte Fläche der Kuppel mit einer Fülle meist lebhaft bewegter Gestalten bedeckt, ist oben von einem Wolkenkranz abge- schlossen. Der Arm eines Putto ragt plastisch (d. h. wohl aus Blech geschnitten) in die Laternenöffnung hinein, die in Hellblau und Gelb leuchtet. Der Gesammt- ton in ein weichliches Violettrosa mit schwarzen Schatten. Eine Eeihe über- trieben muskulöser, nackter Männer zieht den Blick besonders auf sich. Die Gestalten sind geschickt gruppirt, die Details indessen oberflächlich oder un- interessant. Das Ganze eine handwerkliche Leistung, wie jene Zeit viele her- vorgebracht hat. Von Carl Falko 1754 vollendet.

Nordwestschiff.

Statue der h. Magdalena (Fig. 171), Marmor, lebensgross. Die nackte weibliche Gestalt sitzt auf einem Felsen, ein Gewand über den Schooss gelegt, sie beugt sich nach ihrer Eechten und erhebt die rechte Hand, in welcher sie jetzt ein Kreuz trägt. Das Haar fliesst über die Brüste und den Nacken. Zwischen dem Gewände und dem Fels sieht man ein Buch liegen. Ursprünglich gedacht als eine Lucretia, die den Dolch in den Händen hatte. So dargestellt in dem Stiche von Anna Werner. Von Francesco Baratta, der nach Leplat das Werk in Eom fertigte.

Baratta war einer der ausgezeichnetsten Schüler des Bernini.

St. Ignaziusaltar. Auf dem Altar, der die Formen des Franz von Xaver- Altars hat.

Altarbild, auf Leinwand, in Oel, 2,4 m breit, 4,8 m hoch. Die h. Jungfrau erscheint dem h. Ignaz Loyola. Der Heilige kniet rechts, in sein schwarzes Or- densgewand gekleidet, auf Felsen. Vor ihm auf dem Boden ein Kreuz und ein Todtenkopf; auf einem Felsen, den Epheu umrankt, liegt ein Buch. Er wendet sich mit dem Kopfe rückwärts, um die Erscheinung zu sehen, während er die Feder zum Schreiben erhebt. Die Jungfrau, welche ihm die Ordensregeln er- klärt, erscheint auf grauen Wolkenmassen, umgeben von Engelkindern, in violettem Kleide und blauem Mantel. Das nackte Kind steht auf ihrem Schoosse und schmiegt sich ihr liebend an.

Das Bild ist bei vielen Feinheiten, so namentlich in der Gruppe der Jung- frau, unentschieden im Ton, schwer und schwarz in den Schatten. Von Graf Pietro Eotari.

Ueber dem Altar ein rundes Feld, darin ein Gemälde auf Leinwand: Christus, Brustbild, die Hand auf der Brust. Von Karl Christian Vogel von V ogelstein.

Darüber eine Bekrönung mit Strahlen und dem I H S im Mittelschild.

Westkapelle,

Die Heilige Kreuzkapelle, vollendet 1753. Die Säulen in gelbem, die Simse in weissem Stuckmarmor, die Schranken in grauem Marmor mit Balustren in Serpentin.

Der Altar (Fig. 172) von gleicher Form wie jener der Sakramentskapelle.

Altarbild, die Kreuzigung, auf Leinwand, in Oel.

Einen Schächer sieht man dicht am linken Eande des Bildes im Schatten, den anderen freier an der rechten Seite. In der Mitte der Heiland mit weissem flatterndem Lendentuch, nach rechts herabgeneigtem Haupte. Der Körper ist


Nordkapelle, Nordwestschiff, Westkapelle.


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sorgfältig durchgebildet. Zu Füssen des Kreuzes stehen Johannes in rothem und Maria in blauem Gewand, ihnen gegenüber kniet, vom Eücken gesehen, eine schöne weibliche Gestalt mit blaugrauem und gelbbraunem Gewand, ein weisses Tuch haltend. Im Hintergrunde Reiter und Fusssoldaten, ein Thor und die



Fig. 171. Katholische irolkin lic, KciliLce Mat^dalena. Von Francesco Baratta.


Thürme Jerusalems. Oben schweben Engel. Das kalte Blau des Himmels steht im Gegensatz zu den warmbraunen Wolken.

Die Composition ist mit besonderer Sorgfalt aufgebaut. Von Charles Hutin.

Ueber dem Bilde ein grosser Aufbau in Stuck, um das Oberlicht herum flatternde Engel, die das Schweisstuch der h. Veronica halten. Seitlich vom Bilde breite Gehänge von heiligen Gefässen und Marterwerkzeugen.

16*


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Dresden (Stadt), Katholische Hofkirehe.


Deckenmalerei, al fresco. Auf der im Grunde cassettenartig gemalten Kuppel rechts und links zwei bildliche Darstellungen im Rundmedaillon.



Fig. 172. Katholische Hofkirehe, AVestkapelle, Altar.


1. Opfer Abrahams. Abraham, im Begriff mit erhobener Rechten den auf dem Altar liegenden Isaak zu opfern, wird von einem herbeischwebenden Engel zurückgehalten.


Westkapelle, Sakrißtei, Gruft


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2. Moses und die eherne Schlange. Links auf einem Hügel ist das Kreuz mit der ehernen Schlange errichtet. Moses weist mit einem Stabe das Volk auf sie hin, das rechts in den verschiedensten Gruppen knieend und betend gelagert ist. — Viel kleinerer Maassstab der Figuren als auf Bild 1.

Die Gemälde zeigen bei grünlich-flauem Gesammtton eine ziemlich schema- tische Composition, die Behandlung der einzelnen Gestalten ist von einer schon klassicistischen Glätte.

Zwischen diesen beiden Darstellungen, halb rechts über dem Hauptaltar, direct über das Cassettenmuster gemalt, schwebt ein grosser Engel mit der Dornenkrone, Ysopstengel und Lanze auf schwarzgrauen Wolken. Von Johann Thiele 1787 gemalt.

Ein älteres Deckengemälde von Hutin ähnlichen Inhalts war mit Oel auf den Kalk gemalt, bröckelte jedoch ab und wurde entfernt.

g) Sakristei.

Die Sakristei ist umgeben von einer hohen, schlicht behandelten Holz- vertäfelung mit einigen wenigen Schnitzereien über den Waschgefässen. üeber der Vertäfelung drei Bilder:

Gemälde, auf Leinwand, in Oel. Der h. Nepomuk, auf einem Folianten knieend, vor ihm ein offenes Buch und ein Todtenkopf, das Kreuz an die Brust drückend. In der Glorie ein Engel mit dem Lorbeerkranz.

Gemälde, auf Leinwand, in Oel. Der h. Franz von Xaver, vor ihm knieend ein indischer Fürst, den man vom Eücken sieht, üeber ihm der mit Perlen verzierte Turban.

Beide Bilder dürften ursprünglich auf den Altären der Seitenschiffe gestanden haben. Mässige Werke der ersten Hälfte des 18. Jahrh.

Gemälde, der schmerzensreiche Christus, der unbekleidet sitzend dar- gestellt ist.

Alle drei Bilder hängen zu hoch, um genügend gewürdigt werden zu können. Doch scheint das letztgenannte ein tüchtiges Werk des 17. Jahrh. zu sein.

h) Die Gruft.

Die Gruft dient seit ihrer Fertigstellung als Aufbewahrungsstätte der Särge der Verstorbenen des königlichen und kurfürstlichen Hauses. Sie dehnt sich unter dem Nordostschiffe, der Ostkapelle und der Sakristei aus und ist von den einfachsten Formen.

Altar, in einfacher Tischform, von vier schhchten Consolen getragen, um 1780. Darüber ein Crucifix in Sandstein. Der derbe, schwergliederige Christus in dreiviertel Lebensgrösse, zu seinen Füssen eine grosse Kugel mit der Schlange und die Unterschrift: consvmmatvm est.

Vielleicht aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrh.

Statue (Fig. 173), in geflecktem braunrothen Marmor, überlebensgross, Christus am Schandpfahl. Christus, nackt bis auf den Schurz, blickt mit weit vorgebeugtem Oberkörper nach links, die Hände auf den Eücken gelegt, die Beine gespreizt, hinter ihm der niedrige Pfahl.


246


l)resden (Stadt), E^atholisehe Hofkirche.


Das Werk ist ein hervorragendes Erzeugniss wohl des Balthasar Permoser von 1721, von ausserordentlicher Feinheit in der Beobachtung der Muskulatur und kraftvollem barocken Empfinden. Es stand in der alten Hofkirche oberhalb des Taufsteines (s. S. 208).

Die Zinnsärge sind im 18. Jahrhundert einfach ausgestaltet worden. Die- jenigen der Kinder König Augusts II. zeigen einfache Felderverzierung mit einigem Eococo- Ornament. Sie scheinen einheitlich bei der Ueberführung aus

der alten Kirche gefertigt worden zu sein. So finden sie sich am Sarge des Königs August III., t 5. October 1763, und seiner Gemahlin Maria Josepha, t November 1757, wie an jenen des Kurfürsten Fr i ed- rich Christian, f l'^- December 1763, und seiner Gattin Maria An- tonia Walpurgis,t 23. April 1780, aber auch an denen der Kinder des Königs August III., die seit 1725 in der alten Kapelle beigesetzt wurden.

Etwas reicher sind die Zinnsärge der Prinzessin Maria Margaretha Francisca, Tochter Augusts III., t 1. Februar 1734, und einiger An- deren. Doch sieht man auch hier die Absicht auf grösste Einfachheit und Schmucklosigkeit.

Auf jedem Sarge liegt ein Orucifix und sind auf Platten die Namen des Dahingeschiedenen angegeben.

i) Glocken.

Die grosse, 2,04 m unterer Durch- messer, 1,62 m hoch, mit der Inschrift:

Goss mich Johann Gottfried Weinhold in Dresden Anno 17.7. Omnes . viae . tuae . paratae . sunt . et . tua . iudicia . in . tua . Providentia . posuisti , Hb . Jvdith . IX V.

Die zweite, 1,7 o m unterer Durchmesser, 1,3 3 m hoch, mit der Inschrift:

Goss mich Heinrich August Weinholdt in Dresden Anno 1807. Deo . uni . et . trino . sit . gloria . in . saecula.

Die dritte, 1,3 5 m unterer Durchmesser, l,o4 m hoch, mit der Inschrift:

f Goss mich Heinrich August Weinholdt in Dresden Anno 1807. Per . Signum . crucis . de . inimicis . nostris . libera . nos . deus . noster.

Die vierte, l,io m unterer Durchmesser, 0,8 2 m hoch, mit der Inschrift:

Goss mich Heinrich August Weinholdt in Dresden Anno 1807. Ave . Maria . gratia . plena



Fig 173. KotUolische Hofkirche, Christus am Schandpfahl.


Gruft. Glocken. Altargeräth.


247


Altargerät Bearbeiten

4. Altargeräth.

Der beschreibenden Darstellung waren nachstehende Gegenblände zugängig: Crucifix, in schwarzem Holz mit Silberbeschlag, 1,35 m hoch. Der kastenartige Sockel ist seitlich mit Konsolen verziert. In der Mitte ein 10 : 20 cm grosses silbernes getriebenes Eehef mit der Darstellung der Anbetung der Schlange in wirkungsvollem Barock, meisterhaft ausgeführt. Ueber und

unter diesen Tafeln mit In- schrift:

Oben: Sic deus dilexit mun- dum etc. Job. 5. Unten: Sicut Moses exaltavit serpentem etc. Joh. III. Gap.

Am Sockel des Kreuzes auf geschnittener Konsole der Tod- tenkopf in Silber. Auf dem Kreuzstamm getriebene Blumen mit gelbem Edelstein. Der

Crucifixus mit vergoldetem Schurz. Die Kreuzarme mit reichem Silberbelag.

Schönes Werk des reifen Barockstiles. Um 1700.

Pacificale, Kupfer, ver- goldet und versilbert, 377 mm hoch, Fuss 196 mm breit. Auf dem vierpassigen Fusse derb getriebene Engelsköpfe, Blumen und Muscheln. Darüber ein schlichtes Kreuz mit Kleeblatt- endungen, die Inschrifttafel. Auf demselben ein nur 7 cm hoher Crucifixus.

Derbe Arbeit des beginnen- Fig. 174. Kiithoiiscbc iiufküche, Messkeirh, den 18. Jahrh.

Kelch und Kännchen

Silber, vergoldet, reich getrieben; und zwar:

a) Messkelch (Fig. 174), 304 mm hoch, Fuss 203 mm breit. Auf dem Fussrande sechs Engelsköpfe, auf der bauchigen Ausschweifung des Fusses drei meisterhaft feine Reliefs, Darstellung der Rebekka mit dem Kruge, Mosis und Aarons, Davids mit der Harfe, der h. Barbara mit dem Rade, Johannis mit dem Lamm, Petri mit dem Schlüssel. Auf dem birnenförmigen Knauf schwebende Engel. Auf dem Untertheile der Cuppa drei grössere Reliefs: die Geburt Christi, die Darstellung im Tempel und die Taufe im Jordan. Zwischen diesen je ein Engel mit dem Schweisstuche, mit einer Urne und dem Ysopstabe. Auf diesen Reliefs zweimal die Bezeichnung thelot.



Der mit höchster Meisterschaft ausgeführte Kelch zeigt die Augsburger Be- schau und nebenstehende Marke des berühmten Augsburger Goldschmieds Christian Drentwett (t 1737). Vergl. Eosenberg, a.a.O. Nr. 348.



Fig. 175. Katholische Hofkirche, Teller.

Die Treibarbeit dürfte jedoch der Goldschmied J. A. Thelot geschaffen haben (geb. 1654 1 1734). Es ist mehrfach nachgewiesen, dass dieser die Treibarbeiten

für andere Goldschmiede ausführte.

b) Teller (Fig. 175) oval, 300 mm lang, 226 mm lang. Bedeckt mit getriebenen Reliefs. Auf dem Rande die Kreuztragung, Kreuzigung, Kreuzabnahme und Beweinung, dazwischen Engel mit den Marterwerkzeugen. Im Fond die beiden Standorte, darin Reliefs: die schmer- zenreiche Maria mit dem Schwert im Herzen und die Pietä mit zwei Frauen. Auf dem übrigen Theile des Fonds zwei stehende Engel, sowie die Gestalten des Glaubens und der Liebe. Gemarkt wie das vorige, c) Zwei Kännchen (Fig. 176), mit Deckel 122 mm, ohne diesen 100 mm hoch, Fuss 60 mm breit. Mit reich geschwungenem Henkel, Schnauze, Deckel, dem A und V als Deckelgriff. Auf dem Deckel je ein Relief, ebenso am un- teren Theile der Cuppa, und zwar auf einem Kännchen das Schweisstuch der h. Veronica und die Geschichte Josephs, auf dem anderen die h. Magdalena und die Verehrung der Schlange durch die Juden.



Fig. ITC. Katholische Hofkirche, Kännchen.


Altarger äth.


249


Unverkennbar auch von Christian Drentwett und J. A. Thelot. Aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts.

Messkelch (Fig. 177), Silber, vergoldet, 299 mm hoch, Fuss 195 mm breit.

Reiches Werk in lebhaft bewegtem Aufbau, mit Rollwerk und Muscheln und dazwischen angebrachten, ausserordentlich feinen Rehefs. Auf dem Fusse, der eine barocke Ausgestaltung des Sechspasses ist, sind dargestellt das Abendmahl, Christus in Gethsemane und Christus vor Pilatus. Der Knauf zeigt durch Ausbildung des Roll- werks in den Hauptmassen eine dreiseitige, birnenförmige Ge- stalt. Auf der Cnppa die Relief- darstellungen der Geisselung, Dornenkrönung und Kreuzigung und zwischen diesen je ein En- gel mit den Geisseiwerkzeugen, den Nägeln und dem Kreuze.

Das Stück zeigt undeutliche Wiener Beschau nach Art jener bei Rosenberg a. a. 0. Nr. 2320 und die nebenstehende ffH(;% Marke.

Es ist unverkennbar eine Ar- beit der Zeit um 1720 und dürfte ein Geschenk der Kurprinzessin Maria Josepha sein, der Toch- ter Kaiser Josefs L, die im Au- gust 1719 sich mit dem Kurprin- zen vermählte.

Patene, Silber, vergoldet, 18 cm Durchmesser, gravirt, mit dem Lamme.

Gemarkt mit neben- (§^r^ stehender Marke. *

Monstranz, Silber, ver- goldet, mit Edelsteinen, Fuss 822:208 mm breit, 615 mm hoch. Der Fuss recht- eckig, mit concav abgeschnittenen Ecken, verziert mit Steinen nach Art der Dia- manten und Rubine.*) Darüber ein breiter, zweiseitig in grossen Engelsköpfen ausladender Knauf; durch das Rollwerk hindurch sind die Enden zweier Tücher eingeflochten. Auf der Vorderseite zeigt dies Tuch das Antlitz Christi in Relief, auf der Rückseite in Emaille unter dem Herzogshut das Monogramm MJ, also



Fig. 177. Katholische Hofkireho, Messkelch.


  • ) Anmerkung: In wie weit die Steine hier und an anderen Gefässen der katholischen

Kirchen acht oder Nachahmung in Glas sind, entzieht sieh meiner Beurtheilung. Bei ihrer Grösse erscheint mir das letztere das Wahrscheinlichere, Auch in Folge werde ich den Sehmuck der Geräthe der Wirkung nach mit dem Namen der entsprechenden Edelsteine bezeichnen, ohne damit deren Aechtheit behaupten zu wollen.


250


Dresden (Stadt j, Katholische Hofkirche.


der Kurprinzessin Marie Josepha von Oesterreich. Ueber dem Knauf auf hohem Stiele das Behältniss mit Lunula. Diese ist mit Rubinen verziert. Das ovale Behältniss umgiebt ein Kranz Brillanten und weit geschwungene, mit smaragd- artigen Steinen besetzte Palmzweige, die unten ein Band mit Diamanten zusammen- hält. An den Blättern grosse Tropfen in Rubinen und Diamanten. An der Spitze ein mit Rubinen besetztes Kreuz mit einem Diamant als Mittelstück.

Das fein durchgeführte, überaus prunkvolle Stück ist leider ungemarkt. Es gehört der Zeit an, in welcher Maria Josepha noch Kurprinzessin war, also den

Jahren 1719—1733.

20 Candelaber (Fig. 178) in vergoldeter Bronze, 38 cm hoch. Auf dem Dreifuss, der auf Löwenfüssen ruht, je zwei Engelsköpfe und ein dem jonischen Kapitäl verwandter Abschluss. Der balustreartige Stiel mit feinem Bandornament, die Tülle korbartig ausgebildet.

Zwei Cr uci fixe; auf einem Fusse gleicher Art wie jener der Candelaber, l,i8 m hoch, mit einem anscheinend später aufgesetzten Kreuze. Der Corpus steht mit beiden Füssen auf einem Klötzchen. Nicht eben hervorragende Arbeit.

Crucifix, in vergoldeter Bronze, auf höheren Löwenfüssen stehend, wohl späterer Nachguss nach den Candelabern, mit kleinem silbernen Corpus.

Vier Reliquienbehälter, l,o4 m hoch, Holz, beschlagen mit getriebenem und versilber- tem Kupferblech, auf breitem Postament eine hohe Pyramide tragend, in deren mittlerem Glasfelde die Reliquie.

Auf vergoldeten Felde im Postament die In- schriften :

Eeliquiae authenticae Sanctae Brigittae vidvae.

O. S. V. E. V. I. P. N. Reliquiae authenticae Sancti Barnabae Apostoli O. S. D. D. I. P. N. Reliquiae authenticae ex velo beatae virginis Mariae deiparae. Reliquiae authenticae ex veste domini nostri Jesu Christi.

Arbeiten der ersten Hälfte des 18. Jahrh.

Messkelch, Silber, vergoldet, mit Emaillen, 275 mm hoch, Fuss 176 mm breit. Der Fuss passicht, reich profilirt und verziert mit getriebenen Blumen. Darauf drei ovale Emaillen, 31:40 mm messend. Auf dem Knauf Engelsköpfe, auf der Cuppa drei weitere Emaillen; diese führen das IHS mit Kreuz, Nägeln und Herz vor, sowie sechs Darstellungen, wie es scheint aus dem Leben des Ignaz Loyola. Um 1730.

Die Marken sind zerstört.

Patene, Silber, vergoldet, 17 cm Durchmesser.



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Fig. n». Katholische Hofkirche, Candelaber.


In altem Lederfulteral.


Altargeräth.


251



Schiffchen, Silber, unvergoldet, 196 mm hoch. Der Fuss passicht, auf dem olDeren Theile feines getriebenes Bandornament. Schöne Arbeit der Zeit um 1730.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke

ßeliquiarium , Silber und Kupfer, dieses vergoldet; 483 mm hoch, Fuss 192 mm breit. Holzfuss, umgeben mit Kupferbeschlag, darauf ein al- tarartiger Aufbau, darauf zwei

Putten, Lorbeergezweig, zwischen diesem das Reliquiar, oben darauf ein Kreuz, reich besetzt mit Diamanten und Amethysten. An der Rückseite eine schlichte Handhabe. Ungemarkt. Um 1730. Messkelch, Silber, vergol- det, mit Edelsteinen und Email- len, 296mm hoch, Fuss 187 mm breit. Der Fuss passicht, da- rauf drei blaue Emaillen, oval, von einem Kranze Edelsteinen umgeben. Die P]maillen stellen dar Elias im feurigen Wagen, den Mannaregen, Moses Wasser schlagend. Auf dem geschweif- ten Knauf getriebene Darstell- ungen dreier Engel mit den Marterwerkzeugen. Auf der Cuppa Engelkinder und Emaille- einlagen. Auf diesen dargestellt Frauengestalten mit dem Kreuz, dem Anker und Gottesauge und dem Altar.

Auf dem Boden des Fusses eine moderne Silberplatte mit der gravirten Königskrone und dem Monogramm König Alberts.

Der Kelch ist, soweit sichtbar, nicht gemarkt oder die Marke bei einer Restaurirung beseitigt. Er gehört der Zeit um 1730 an.

Patene, Silber, vergoldet, 178 mm Durchmesser. Beide in altem Leder- futteral.

Kelch und Kännchen, Silber, vergoldet, geschmückt mit Diamanten und Rubinen.

a) Messkelch, (Fig. 179). 257 mm hoch, Fuss 154 mm breit. Der Auf- bau ist schlank, der Fuss passicht, der Stiel hoch, die Cuppa glockenförmig. Auf dem unteren Rande getriebene Blumen zwischen Bouquets von Edelsteinen, der



Fig. 17'J. Katholische Hol'kirche, Messkolch.


252


Anlauf zum Stiele mit sehr feinem Bandornament. Auf der Cuppa Gehänge und Blumen in Edelsteinen, zwischen diesen getriebene Füllhörner mit Aehren und Wein. Die Treibarbeit ist von ausserordentlicher Feinheit und Vervollkommnung.

b) Patene dazu, 145 mm Durchmesser. In altem Leder- futteral.

c) Teller, oval, 333mm lang, 224 mm breit, mit Standort für die Kännchen, reichem Schmuck in Steinen und Treibarbeit be- wegter Umrisshnie des Randes. Auf die Rückseite gravirt das

sächsisch -polnische Wappen, andererseits der österreichische Bindenschild mit der Königskrone und dem aufgelegten Monogramm MIRP (Maria Josepha Regina Poloniae 1733—1757).

d) Kännchen, passicht, von reich geschwungenen Umriss- linien, auf dem Deckel das A und V, 153 mm hoch, mit schön ge- schwungenem Henkel, Deckelgriff, Schnauze, besetzt mit Bouquets in Edelsteinen und feinem Band- ornament. Ungemarkt.

Die Oelgefässe und der Kelch gehören unverkennbar zusammen und sind Stiftungen der Königin Maria Josepha aus der Zeit um 1740.

Monstranz, Silber, vergol- det, mit Edelsteinen. Der ovale Fuss 40 cm breit, der Strahlen- kranz 45 : 48 cm. Der Fuss ver- passicht, mit getriebenen Engeln, Muscheln, Blumengehängen, rie- sigen (bis zu 34 mm langen) Edelsteinen. Am Knauf Engels- köpfe. Das Behälter in Herzform, darum ein Kranz grosser Steine,

Flg. 180. Katholische Hofkirche, Silberkandelabcr. ^y^^^ ^-^^^ ^^^^^^ Nachbildung

brennender Flammen. Um diesen Kranz ein solcher in Aehren und Wein (un- vergoldet), daneben Petrus und Paulus, auf Wolken stehend, darüber die Taube und Gottvater. Als Bekrönung ein reich mit Steinen besetztes Kreuz. Prunkvolle Arbeit in etwas schwülstigen Formen.



Altargeräth.


253


Gemarkt mit nebenstehender (Hamburger, Wittenberger, Prager, Freiberger?) Beschau von 1746 und der nebenstehen- fiTATi] den Marke, üie gleiche Marke führt um 1680 Johann Georg AäJ'j Burger in Strassburg (ßosenberg, a. a. 0. Nr. 1553). ^^^^

Pacificale, Silber, vergoldet, mit Edelsteinen besetzt, 332mm hoch, Fuss 166 mm breit. Auf dem Fusse Engel und Blumen getrieben in Kartuschen und Kollwerk, sowie das Eelief: Verehrung der Schlange, lieber dem Knauf ein Blatt aus Silberblech, auf dem das Kreuz steht. Dieses hat im Kleeblatt endende Arme, in der Mitte einen Glasbehälter, darin ein Krystallkreuz mit einem Par- tikel des heiligen Kreuzes. Auf den Kreuzarmen feines Flachornament in Bandwerk, Strahlen zwischen den Armen.

Gemarkt mit derselben Marke und Zeichen wie das vorige.

Altar schmuck, Silber, unvergol- det (siehe Fig. 157 und 180).

Auf der zweiten Stufe des Hoch- altares stehend.

a) Sechs Oandelaber, gegen 2,16 m hoch. Auf drei kurzen, oben und unten profilirten Füssen steht der Dreifuss, dessen Flächen je eine kräf- tige Barockkartusche füllt. Darüber die Krone, darum die Kette des Gol- denen Vliesses; an der Vorderseile das sächsisch-polnische Wappen. Auf den an den Ecken aufsteigenden Voluten sitzen drei 30 cm hohe Frauengestalten, und zwar der Glaube mit in der Rech- ten erhobenem Kelch und der darin liegenden strahlenden Hostie, die Hoff- nung mit dem Anker, die Liebe, von Kindern umgeben, ein flammendes Herz haltend. Auf dem Dreifuss sechs sitzende Engelkinder mit Guirlanden spielend. Im breiten Knauf Engelsköpfe, in dem balustradenartigen Obertheil ein fliegender Engel an jeder Seite. Deren sechs umfliegen die weitausladende untere Tülle, während die obere, minder breite einfacher gehalten ist.

Die Oandelaber wurden 1752 von Josef Ignaz Bauer in Augsburg ge- liefert und kosteten jeder 8000 Thaler.

b) Crucifix (Fig. 157), gegen 4,2 o m hoch. Mit einem Fusse gleich den grossen Candelabern des Hochaltars. Das Kreuz steht unmittelbar über dem Drei- fuss, ist mit Silber beschlagen. Der Crucifixus in kräftigen, reich bewegten Formen, mit weit flatterndem Schurz, den Blick nach oben gerichtet. Gleichfalls ein Werk



Fig. 181. Katholische Hofkirche, Mcsskcich.


254 Dresden (Stadt), Katholische Hofkirche. — Alter katholischer Friedhof.


des Josef Ig naz Bauer und angeblich bez. 1756. Der Sockel allein soll 31/2 Centner wiegen und 294 Pfund Silber enthalten. Crucifix und Leuchter zusammen kosteten angeblich 84,000 Thlr.

c) 22 Candelaber, in Kupfer, versilbert, mit Dorn 97 cm hoch. Ver- ziert in derben Eococoformen, an den Tüllen ein Stoffgehänge, sonst in Flachrelief verziert. Wirkungsvolle Werke. Der Zeit um 1760.

Fünf Kelche, Silber, vergoldet, 26 cm hoch, Fuss 169 mm breit oder doch von annähernd ähnlichen Abmessungen. Auf passichtem Eande ein gebauchter Fuss und hoher Stiel mit dreiseitigem Knauf, bauchige Cuppa. Die Kelche sind bedeckt mit reichen Eococokartuschen, Bollwerk etc. Um 1760.

Die Marken konnte ich nicht genauer untersuchen.

Messkelch (Fig. 181), Silber, vergoldet, 312mm hoch, Fuss 171mm breit. Auf dem bauchigen Fusse getriebenes Ornament aus Aehren und Wein, dazwischen zwei blaue Emailletafeln, oval, mit Darstellung der Anbetung der Könige und der Flucht nach Aegypten. Auf dem Knauf Blattwerk und Banken, die Cuppa verziert wie der Knauf mit Darstellung der Verkündigung, der Heimsuchung und der Anbetung der Hirten. Die Emaillen sind mit Eubinen umgeben und der Kelch auch sonst noch mit Steinen verziert.

Gemarkt mit Dresdner Beschau, der nebenstehenden


GGS



Jahres- und Meistermarke.

Die Arbeit ist ein schönes Werk des beginnenden Empire. Am Fussboden eine moderne Platte mit Inschrift. Um 1780.

Patene, Silber, vergoldet, 17 cm Durchmesser. In altem Lederfutteral.

Eauchfass, Silber, unvergoldet, 285 mm hoch. Auf dem kugeligen ünter- theil schlanke Blumengewinde und Engelsköpfe, auf dem Mitteltheil in durch- brochener, getriebener Arbeit Kränze mit Palm- und Lorbeerzweigen.

Schiffchen, Silber, unvergoldet, 200 mm hoch, 104mm unten, 176 mm oben breit. Zum vorigen gehörig, gleich diesem mit Blattwerk, Kränzen, Palm- und Lorbeerzweigen geschmückt. Um 1790.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke WL.

Eauchfass, Silber, unvergoldet, 235 mm hoch. Verziert mit schlichtem Blattwerk klassischer Auffassung. Arbeit aus der Zeit um 1790. gm^^

Gemarkt mit nebenstehenden Marken. 'WSJ %gj^

Ampel für das ewige Licht, Silber, unvergoldet, mit etwa 50 cm hohem Körper darauf, Gewinde aus Perlenschnuren und Blattwerk. In den Formen der Zeit um 1790. In der Sakramentskapelle.

Eeliquiarium, Silber, Sockel 20 cm breit, das Ganze 343mm hoch. Der viereckige Sockel steht auf vier Löwenfüssen, vorn die Embleme des Papstes, darunter das Eeliquiarium. Hinten das kursächsische Wappen und ein Bischofs- hut. An den Seitenwänden Kreuze. Auf dem Sockel sitzt die in Silber getriebene Nachahmung der Petrusstatue aus der Petruskirche in Eom.

Die Arbeit erseheint modern, doch weist das Kurwappen auf ältere Ent- stehung.


Altargeräth. — Grabmäler.


155


Tabernakel (Fig. 157), Silber, unvergoldet. Auf der ersten Stufe der Hochaltar. Auf einer durchbrochenen, fein ausgebildeten Eanke klassicistischer Linienführung ruht eine breite Silbertafel mit ornamentirtem Eande. Auf den vier Ecken fein cannelirte korinthische Säulen mit einem Gebälkstück. Auf dem Fries je eine Eose. Vier Bügel vereinen sich in einer Scheibe über der Mitte, auf dieser vergoldete Strahlen.

Die Grundform des Werkes ist noch angeregt durch das Tabernakel von St. Peter, doch zeigt die Durchbildung schon ganz die Strenge des Klassicismus. Es wurde vom Hofjuwelier Schrödel angefertigt und am 29. Juni 1810 auf- gestellt.

Eahmen, in Holz geschnitzt, vergoldet, für die auf den Altären stehenden Kanontafeln; zum Theil meisterhafte Arbeiten, wohl des Hofrahmenschnitzers Josef Deibel, der als Gehilfe Hackls erwähnt wird.