Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Jakobskirche

Die Jakobskirche und das Jakobshospital.

Herzog Georg begann 1536 den Bau des Spitals auf seine Kosten und über- gab diesem die Einkünfte des Cölestinerkloslers auf dem Königstein, welches in- folge der Lutherischen Lehre verlassen worden war. Dort hatte sich ein Hospital für die St. Jakob besuchenden Pilger befunden, die Wallfahrt war aber verfallen. Es ward nun das Spital dem heiligen Jakob geweiht. Ebenso wurde das Ein- kommen der Alexiuskapelle zum Spital geschlagen.

Die Gesammtanlage des Spitales (Fig. 119) ergiebt sich aus Zeichnungen in der Sammlung König Friedrich Augusts IL, welche bezeichnet sind: „Auf- genommen im August 1788 von J. F. K." (Krubsacius?).

Die Kirche.

Die Jakobskirche, welche zum Spital gehörte, stand an der Ecke des Grundstückes an der Annenstrasse und Am See und bildete ein Rechteck von 19 Ellen 13 Zoll (ll,o4 m) zu 13 Ellen 13 Zoll (7,65 m), von dem die Ecke ver- brochen war. Nach Hasche soll sie 1715 um einen Theil erweitert worden sein, wohl durch Ausbau des Obergeschosses. Bei dieser Gelegenheit wurde das Innere und Aeussere umgestaltet. An der Nordostseite stand der Altar, „dessen Eück- wand von ausgeschnittenen Bretern gothischer Zierarten, im Mittel ein Altar- blatt, den gegeisselten Heyland vorstellend, zeiget".

Gemälde, Ecce homo. In Oel, auf Leinwand, 93: 143 cm messend. In einem alten Holzrahmen, der grau in Grau bemalt ist. Dieser, wie die Lein- wand, wurden nachträglich um etwa 23 cm vergrössert; und zwar das Bild am unteren Ende, dort wo die Inschrift Ecce homo steht. Dargestellt ist Christus gefesselt, in rothem Mantel, weissem üntergewand, sehr blutrünstig. Hinter ihm ein Jude in Turban, blauem Schnürenrock, mit einem Scepter. Das Bild hat wohl schon im 17. Jahrh. die Umgestaltung erfahren. Es war dies sicher das Altarbild der Kirche, das vielleicht auf einen der Thola zurückzuführen ist.

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 243 (Inv.-Nr. 1481).

An der verbrochenen Ecke der Kirche fand sich die Treppe zur Kanzel und die Kanzel. Im Erdgeschoss standen kurze Bänke. Das Obergeschoss erweiterte sich dadurch, dass der Raum über der an die Kirche stossenden Einfahrt und dem Flur des Krankenhauses sich gegen die Kirche zu öffnete. Eine kleine Orgel stand auf der Empore, der Kanzel gegenüber. Die Decke war flach, eine Balkenlage mit eingeschobenen Brettern. Auf dem Dache ein bescheidener Dachreiter.

Hinter dem Altar sah Weck an der Wand drei vergoldete heilige Figuren.



Fig. 119. Jakobskirche uikI .TakobsliospiUil, Gcsamnitanlage, Erdgesclioss.


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Dresden (Stadt), Jakobskirche und Jakobshospital.


Drei Holzschnitzfiguren erhielten sich bis zum Abbruch in der Kirche und zwar:

Das Selbdritt: St. Anna mit den beiden Kindern, welche, wie oben S. 43 dargethan, wahrscheinlich aus der Frauenkirche stammt.

St. Johannes der Täufer (St. Alexius?) (Fig. 120), mit einem nur Brust und Leib frei lassenden Mantel bekleidet, den linken Arm erhebend, rechte Hand



Fig. 120 und 121. Jakobskirche, Statuen der S. Johannes (?j und S. Jacobus.


und linken Fuss vorbewegend. Mit mächtigen, conventionell behandelten Locken, ca. 1,03 m hoch. Wohl auch aus einer anderen Kirche hierher gebracht.

St. Jacobus der Aeltere (Fig. 121), mit Muschelhut, langem Bart und Mantel, an der rechten Seite einen vollen Sack, in der Eechten den Stab, die Linke auf den rechten Unterarm gelegt. Sehr schlichtes, schönes Bewegungs- motiv, ca. 1,0 5 m hoch. Wohl die für die Kirche selbst gefertigte Figur, die also kurz vor der Einführung der Reformation entstand und als das letzte Werk der katholischen Kunstauffassung in Dresden zu betrachten ist.

Die drei Statuen sind jetzt mit weisser Oelfarbe überstrichen und dadurch entwerthct; sie gehören aber zu den edelsten Erzeugnissen der Dresdner Spät-


Kirche Spital.


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gothik. Der Ausdruck namentlich des Jacobus mit seiner kühn vorspringenden Nase steht jenem der Freiberger Werke nahe.

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 395 (Inv.-Nr. 418—420).

Ausserdem befanden sich in der Kirche bei ihrem Abbruche auch folgende Kunstgegenstände.

Gemälde, Madonna mit dem Kinde. Auf Leinwand, in Oel, 48 cm breit Die Jungfrau nimmt mit der Eechten das Gewand vom Kinde, das mit einem Apfel spielt. Bläulich und schwächlich im Ton. In den Eahmen, der wohl zweifellos dem 16. Jahrh. angehört, eingeleimt. Das Bild ist sehr mässig, dürfte aber nicht, wie Eye annimmt, dem 17., sondern dem 16. Jahrh. angehören.

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 60 (Inv.-Nr. 1482).

Holzkreuz, bemalt, 103 cm hoch, 66 cm breit, von 1606. Die oberen Kreuzarme enden in Dreipassen, auf das Kreuz gemalt der Crucifixus. Unten ein Querbrett, auf diesem gemalt ein Mann und eine Frau, jede mit einem Kinde im Todtenhemd, alle knieend. Auf der Rückseite die Inschrift:

Das Blutt Jhesu Christ | macht Uns rein | von ) allen | vn [ sern | Su | nden. Anno 1606 | den 5. ma | rcij ist me | rten blum | in gott selig ( entschlafen. Anno 1600 I den 3. Februari | ist Katharina bhi | min selig-lich vor | sterben | iref al [ terl"

bei 100 iare.

Derbe, unkünstlerische Arbeit.

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 229 (Inv.-Nr. 1484).

Gemälde, Grablegung Christi. Auf Leinwand, in Oel, 49 : 68 cm messend. In den Holzrahmen eingeleimt. Sehr schwache Arbeit, um 1600?

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 63 (Inv.-Nr. 1488).

Gemälde, Auferstehung Christi. In Oel, auf Holz, 33:59 cm messend. Sehr schwaches Bild. Darstellung in der Art der vielfach vorkommenden des- selben Gegenstandes in Stein. 17. Jahrh.

Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Nr. 104 (Inv.-Nr. 1483).

Das SpitaL

Hasche sagt, das Spital sei fast durchweg in Holz, auf Steinunterlage und auf eichenen Schwellen errichtet gewesen, die Brüstungen mit Kreuzbändern. Es „giebt einen Beweifs, dafs auch hölzerne Gebäude, wenn sie nach allen Regeln der Festigkeit erbaut werden, Jahrhunderte bestehen können".

Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, dass ausser an der Kirche seit dem ersten Bau wesenthche Aenderungen am Hospital vorgenommen wurden. Dafür spricht die einheitlich klare Anlage und der Umstand, dass schon im Nienborg- schen Plane der Dresdner Vorstädte von 1706 fast genau dieselben Grundformen erkennbar sind, und dass die Pläne von 1651 und 1575 diese Anlage weiter zurück bestätigen. An der Annenstrasse befand sich neben der Kirche die Ein- fahrt und weiterhin die vordere Schenkstube mit Küche und Nebenküche, dann eine zweite, nicht überdeckte Einfahrt in den Wirthschaftshof und Garten und im Anschluss hieran ein kleiner ummauerter Kirchhof, der erst 1715 angelegt wurde. An diesen schlössen sich die Nachbarhäuser, hinter ihm lag die Wohnung des Wirthes und die hintere Schenkstube nebst den Wirthschaftsgelassen. Dieses Gebäude war gemauert, eingeschossig, und giebt ein gutes Beispiel einer schlichten Gasthofanlage, wohl auch aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts.


176 Dresden (Stadt), Jakobskirehe ii. Jakobsliospital. Eingegangene mittelalterl. Kapellen.


Das ebenfalls zweigeschossige Hauptgebäude lag hinter dem Kapellenflügel und umgab einen langgestreckten, 112 Ellen 18 Zoll (63,7 m) langen, etwa 20 Ellen 20 Zoll (11,7 7 m) breiten Hof. Düngergrube, Brunnen, Wagenschuppen, Treppen waren in diesen eingebaut. Längs der Langseiten je ein Gang von 4 Ellen 18 Zoll (2,6 8 m) und an diesem anstehend links 24 Zellen für die Hospitalbrüder von 4 Ellen 1 Zoll (2,2 9 m) Breite und 6 Ellen 8 Zoll (3,5 8 m) Länge und 5 Ellen 12 Zoll (3,io m) Höhe, rechts 22 etwa gleiche Zellen im Anschluss an diese Patienten- und Gesindestuben. Einzelne Zellen sind zum Bad, zu Speichern, als Warteräume, als Sakristei und sonst verwendet.

Im Obergeschoss wohnte nach vorne neben der Kapelle der Inspector, an- stossend lagen Verwaltungsräume. Hier waren 41 Zellen verwendbar. Die oberen Zellen waren nur 4 Ellen 19 Zoll (2, 71 m) hoch. Je eine Zelle auf jedem Gange geht auch noch als Abort mit je vier Sitzen ab. Im Ganzen bleiben den Hospital- brüdern selbst wohl gegen 70 Zellen zu 25,4 bis 22,2 cbm Hohlraum. Den Ab- schluss des Baues bildet ein breiter Flügel, die beiden Conventstuben zur Seite, in denen je zwei Säulen die Balkendecke trug. Zwischen ihnen lag ein stark ummauerter Herdraum mit riesigem Kamin. Nur ein Conventraum hatte einen Ofen. Im Obergeschoss hatte man Zugang zu dem wärmespendenden Kamin- mantel geschaffen. Die Zellen waren nicht heizbar.

Ein Waschhaus stand im Garten, daneben die Gärtnerwohnung. Mehrere Lauben und ein Kegelschub dienten den Brüdern zur Erheiterung.

Das Spital sammt der Kirche wurde 1857 abgebrochen. Jetzt befindet sich an seiner Stelle ein städtisches Verwaltungsgebäude.